K. Das Magazin für Kunst – Kultur – Literatur
Die neue Ausgabe ist da. Freuen Sie sich auf viele Seiten mit Kunst, Literatur und Kultur. Als Printausgabe ebenfalls erhältlich.
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Zwischen MoMa und Suppenküche
Das neue Buch über Fürstin Gloria von Thurn und Taxis
mit Beiträgen aus vier Jahrzehnten
Ungeschminkt“ heißt der Band
im satten, saftigen Format,
dessen Cover ein Nahportrait
der 61jährigen ziert, das dem
Titel auf den ersten Blick gerecht
werden will – wäre da nicht die
edel rosé gefärbte Designerbrille
und der dezente Lippenstift.
Auf über 300 Seiten, illustriert
mit zahlreichen Fotografien,
werden Facetten einer fürstlichen
Existenz aus vier Jahrzehnten
beleuchtet. Die Texte stammen
von ihr (teils mit prominenten Co-
Autoren wie Otto von Habsburg)
oder ihrem Bruder, einem durchaus
bekannten Journalisten, aber
zumeist aus ihr teils nahestehenden
oder auch bekannt kritischen
und unabhängigen Publikationen
wie etwa dem Spiegel (gleich
zweimal) oder der Zeit. Das sind
beschreibende und reflektierende
und auch abgesichert wertende
Artikel ebenso wie auch Interviews,
in denen Gloria in unmittelbarer
Zitation anschaulich wird.
Man erfährt unglaublich viel über
die weltläufige (lebt häufig
u.a. in den USA oder Afrika) und
doch zugleich in St. Emmeram
zu Regensburg festverwurzelte
Frau und Mutter, Geschäftsfrau,
Patriarchin und Jetsetterin.
Sie lebt in einem prachtvollen
Schloss, und verwaltet
Deutschlands größten privaten
Wald. Sie hat das einst
fast bankrotte, neunstellig
überschuldete Unternehmen
wieder flott gemacht und
erhielt dafür auch einen Preis
als erfolgreiche Managerin.
Sie bekennt sich dazu, eine
„Rampensau“ zu sein und
vertraut doch in vielen
Situationen maßgeblich auf
die Kraft des stillen Gebets. Ist
das widersprüchlich? Es sind das
alles jedenfalls Facetten einer
komplexen und unabhängigen
Persönlichkeit.
Jan Fleischhauer, drei
Jahrzehnte lang Redakteur
beim Spiegel, hat sie in seinem
Vorwort charakterisiert als „eine
der freiesten Menschen, die ich
kenne“. Als eine Frau, die auf
Konventionen pfeife: „Da wo es
zu weit geht, fängt für Gloria der
Spaß erst an“.
Sie lebt offensichtlich lustvoll
einen existenziellen Spagat,
der erstaunt: Sie kann
problemlos pendeln zwischen
der New Yorker Kunst- und
Schickeriaszene und einer
Regensburger Suppenküche,
ohne Schluckauf zu bekommen.
Und dass Herausgeber des fast
durchweg lesenswerten Bandes
ihr Vertrauter Wilhelm Imkamp
ist,
Monsignore, Prälat, einstiger
Wallfahrtsdirektor in Maria
Vesperbild und vieles
hochkatholische mehr, hat
der Farbigkeit der auf Gloria
gerichteten Schlaglichter keinen
Abbruch getan. Imkamp ist
übrigens mittlerweile auch Leiter
der Fürstlichen Hofbibliothek,
in der auch einige wertvolle
historische Bände der
Neresheimer Abtei verwahrt
werden.
Manfred Allenhöfer