Wilhelmshavener Handball Verein - Hand am Harz

2 HAND AM HARZ
GEGEN LÜBBECKE WIEDER FANS MÖGLIH
Karsten Günther, Geschäftsführer des
SC DHfK Leipzig, ist der Kragen geplatzt,
weil der Handball-Bundesligist weiterhin
ohne Zuschauer spielen muss. Und
das trotz Hygienekonzept und niedrigen
Inzidenz. „Es kotzt mich an, dass hier so
oberflächlich gearbeitet wird und sich jeder
hinter Paragrafen versteckt.“
WHV-Manager Dieter Koopmann hat
die 14-minütige Wutrede des Sachsen,
die in den sozialen Medien viel Applaus
erhielt, ebenfalls auf diesem Weg geteilt.
Warum liegt auf der Hand. Denn
der WHV-Manager kann die Suada aus
Sachsen komplett unterschreiben. „Alle,
die Profisport organisieren, müssen seit
Monaten rennen und kämpfen, um
Rechnungen bezahlen zu können. Dass
dann auch mal der Frust raus muss, weil
sich nichts bewegt, kann ich verstehen.
Ich habe ihm auf jeden Fall geschrieben,
dass er mir aus der Seele gesprochen
hat. Der Sport ist zu selten gehört worden.
Es ging um Probleme, anstatt an
Lösungen zu arbeiten. In dem Video bezieht
sich Günther unter anderem auf
diverse Modellprojekte, die vom Verein
initiiert wurden, viel Geld kosteten und
trotz wissenschaftlicher Expertise keinen
Erfolg brachten, obwohl die Ergebnisse
den Schluss zuließen, dass von Indoor-
Veranstaltungen in gut belüfteten Hallen
und bei Einhaltung von Auflagen keine
Ansteckungsgefahr ausgeht. Die aktuelle
sächsische Coronaschutzverordnung,
die Zuschauer u.a. in Kulturstätten und
Konzertveranstaltungsorte erlaubt, wenn
die Inzidenz unter 100 liegt, brachte
Günther dann vollends auf die Palme.
„Jeder erfindet noch irgendeine Scheiße,
warum es am Ende nicht funktioniert. Wir
könnten kroatische Volksmusik vor Zuschauern
spielen, aber Handball darf ich
geimpft, mit Mundschutz und Abstand
aktuell nicht veranstalten.“ In Wilhelmshaven
gibt es zumindest (etwas) Licht
am Ende des Tunnels. Der Corona-Stufenplan
2.0 der Landesregierung vom
10. Mai sieht ab dem 1. Juni bei einer
Inzidenz zwischen 10 und 35 Zuschauer
bei Sportverstaltungen vor. Maximal 100
Fans könnten bei der aktuellen Infektionslage
in Wilhelmshaven damit am 4.
Juni das WHV-Heimspiel gegen Lübbecke
(20 Uhr, Nordfrost-Arena) mit einem
negativen Testnachweis verfolgen. Sinken
die Werte weiter – stabil unter 10 – wären
500 Zuschauer möglich. Koopmann:
„Wir müssen dahinkommen. Auch um
vor Ort die zu belohnen, die durch ihr
vernünftiges Verhalten zu den niedrigen
Inzidenzen beigetragen haben.“
Zu früh kommt angesichts der Lockerung
das auf den 30. Mai (Sonntag, 17 Uhr)
verlegte Heimspiel gegen Eisenach. Koopmann:
„Wir haben versucht, die Partie
als Testlauf für die restlichen beiden
Heimspiele im Juni einstufen zu lassen,
haben dafür aber bei der Stadt kein Gehör
gefunden.“
Spiele vor Zuschauern hat es in dieser
Spielzeit in der Nordfrost-Arena nur zwei
gegeben. Im Oktober konnten maximal
500 WHV-Fans die Heimspiele gegen
Hamm und Emsdetten vor Ort verfolgen.
Die 7-Tage-Inzidenz lag seinerzeit in Wilhelmshaven
unter 10; im öffentlichen
Raum durften sich maximal zehn Personen
treffen. Private Feiern waren auf 25
Personen begrenzt.
Anschließend war aber Schluss mit Profi-
Handball vor Fans und Einnahmen aus
diesem Bereich. Angesichts sportlicher
Sorgen, der Insolvenz der WHV-Sportmarketing
GmbH nach der Verhaftung
des Geschäftsführers und deswegen
nicht abrufbarer Corona-Hilfen durch
den Staat, ist nachvollziehbar, wenn der
eigentlich immer umtriebige WHV-Manager
auch einmal ins Grübeln gerät.
Dieter Koopmann: „Ich weiß nicht wie
ich reagiert hätte, wenn ich vor sieben,
acht Monaten schon gewusst hätte, was
da alles auf uns zukommt.“
Von Martin Münzberger, Wilhelmshavener
Zeitung, 21. Mai 2021
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