Bayerisches Schülerleistungsschreiben 2004 in Kurzschrift ...

Rede des Herrn Leitenden Ministerialrats Schmid anlässlich des Empfangs der Landessieger
des „Bayer. Schülerleistungsschreibens 2004 in Kurzschrift, Texterfassung und Textorganisation“
am 12. November 2004 im Bayer. Staatsministerium für Unterricht und Kultus
Sehr geehrter Herr Verbandsvorsitzender,
liebe Landessiegerinnen und Landessieger des Wettbewerbs,
meine Damen und Herren!
Immer, wenn ein Jahr langsam zu Ende geht, heißt es Bilanz ziehen. So auch dieses Jahr. Das Sportjahr
2004 hat viele spannende Geschichten erzählt, sei es der überraschende Sieg der Griechen bei der Fußballeuropameisterschaft
oder seien es die vielen unvergesslichen Momente bei den Olympischen Spielen in
Athen. Sieg und Niederlage liegen oft sehr nah beieinander, Glücksgefühle des Triumphs und Tränen der
Niederlage trennen in solchen Augenblicken oft nur Zentimeter oder Hundertstel. In den nächsten Wochen
werden die Heldinnen und Helden 2004 bei Rückblicken und Preisverleihungen zum Jahresabschluss noch
einmal für ihre Leistungen geehrt und im Mittelpunkt stehen.
So sehe ich die Parallelen zum heutigen Tag. Auch Sie stehen heute im Mittelpunkt und werden für herausragende
Leistungen geehrt. Auch Sie haben sich im Wettkampf mit Maus und Tastatur gegen ihre Mitschüler
durchgesetzt und gehören zu den Besten Ihrer Disziplin. Wir alle hier sind stolz auf Sie und Sie können es
auch auf sich sein. Sicher fehlt bei den einzelnen Disziplinen des Schülerleistungsschreibens für den Außenstehenden
auf den ersten Blick die Dramatik, die uns und von den gerade erwähnten Großereignissen noch
in bester Erinnerung ist, jedoch ist die Spannung für den Beteiligten durchaus nicht zu unterschätzen,
schließlich geht es hier – wie bei vielen Höchstleistungen – um Geschicklichkeit, Schnelligkeit, Präzision und
Technik. Sie haben in Ihrer Disziplin eine herausragende Leistung erzielt. Doch diese kommt nicht von ungefähr.
Die Grundlage allen Erfolgs ist neben Talent und einer Prise Glück vor allem Fleiß und Beharrlichkeit.
Ohne diese Tugenden ist das Ziel, ganz oben dabei zu sein, kaum zu erreichen. Selbst gesetzte und bedeutsame
Ziele sind jedoch nur zu erreichen, wenn man bei einer Sache trotz aller Unwägbarkeiten immer am
Ball bleibt. Sie sind am Ball geblieben! Sie haben Fleiß und Durchhaltevermögen bewiesen. Daher begrüße
ich Sie hier im Staatsministerium für Unterricht und Kultus ganz herzlich zum Empfang der Landessiegerinnen
und Landessieger in Kurzschrift, Texterfassung und Textorganisation.
Das Bayerische Schülerleistungsschreiben kann mittlerweile auf eine über 70-jährige Tradition verweisen.
1932 wurde versuchsweise das erste Schülerleistungsschreiben in „Kurzschrift“ in Bayern durchgeführt. Nach
dem 2. Weltkrieg wurde auch das „Maschinenschreiben“ als Wettbewerb in das Schülerleistungsschreiben
aufgenommen. Eine genau statistische Erfassung des Wettbewerbs wird seit 1982 vorgenommen. Seitdem
haben sage und schreibe über 1 Million Schülerinnen und Schüler teilgenommen. Mittlerweile ist das Bayerische
Schülerleistungsschreiben der älteste und größte Wettbewerb des Weltverbandes INTERSTENO. Diese
Zahlen und Fakten zeigen eindrucksvoll die große Popularität und Bedeutung des Landeswettbewerbs.
Vor 18 Jahre wurden erstmals die Landessieger des Bayerischen Schülerleistungsschreibens in „Kurzschrift“
und „Maschinenschreiben“ ausgezeichnet. Damals war die gute alte Schreibmaschine in jedem Büro noch
ein unverzichtbares und alltägliches Arbeitsgerät. Im Jahr 1991 wurde dann erstmals „Maschinenschreiben
am Textsystem“ in das Wettbewerbsprogramm aufgenommen. Inzwischen ist der Wettbewerb im Maschinenschreiben
weggefallen. Texterfassung und Textorganisation sind dazugekommen. Darin spiegelt sich die
Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik in den vergangenen zwei Jahrzehnten: Computer
und Textverarbeitung, Internet und E-Mail bestimmen unseren Büroalltag – vom Vorstand bis zum Auszubildenden.
Ohne Fähigkeiten am Computer steht man im modernen Informationszeitalter als junger Mensch
sehr schnell im Abseits. Nicht obsolet geworden ist die Kurzschrift. Die uralte Kulturtechnik Schreiben – und
zwar mit der Hand – ist nach wie vor unentbehrlich., ob in der normalen oder der stenografischen Form.
Neue Medien und Techniken vermehren die Möglichkeiten des Menschen, weil sie neben alte Fähigkeiten
treten. Das ist echter Fortschritt! Das Schülerleistungsschreiben kombiniert sportliche und geistige Leistungen:
So hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine weit über 5000 Anschläge umfassende Vorlage
in der Sparte Texterfassung nur 10 Minuten Bearbeitungszeit, um so viel Anschläge wie möglich zu erreichen.
In der gleichen Bearbeitungszeit wurden im Bereich Autorenkorrektur (Kategorie II) von den Landessiegern
92–120 Korrekturen geschafft. Eine reife Leistung, wenn man bedenkt, dass zum Bestehen der Autorenkorrektur
(Kategorie I) im schulischen Bereich gerade einmal 15 Korrekturen in der doppelten Bearbeitungszeit,
nämlich 20 Minuten, verlangt werden. Um im Schülerleistungsschreiben erfolgreich zu sein, muss
neben einer ausgereiften Fingerfertigkeit also auch stets ein kühler Kopf bewahrt werden. Unabhängig davon,
in welcher Kategorie Sie am Wettbewerb teilgenommen haben, bleibt festzustellen, dass Sie liebe Landessiegerinnen
und Landessieger, eine beachtliche Präzision und Perfektion in Ihrem Fach erreicht haben.
Solch einen Erfolg muss man sich hart erarbeiten. Manches persönliche Opfer, wie der Verzicht auf Freizeit,
muss erbracht werden. Dennoch hat sich das viele Üben gelohnt, denn Sie haben Ihr persönliches Ziel erreicht.
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