Ypsilon (01/2022) Begeistert im Glauben
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SCHWERPUNKT<br />
<strong>Begeistert</strong> <strong>im</strong><br />
glauben<br />
Große<br />
Gefühle<br />
oder<br />
verborgene<br />
Glut?<br />
Freudentaumel und High-Gefühl,<br />
darin erschöpft sich Begeisterung<br />
<strong>im</strong> <strong>Glauben</strong> nicht. Warum Emotionen<br />
trotzdem wichtig sind, erklärt der<br />
Theologe Willibald Sandler. Plus: Drei<br />
Männer berichten, wofür sie brennen.<br />
Klaus Salzmann<br />
Klaus Salzmann ist Mitte dreißig, als er ohne erkennbaren<br />
Anlass in eine tiefe Krise schlittert. Verheiratet, Lehrer für<br />
Deutsch und Französisch, engagiert in den örtlichen Vereinen.<br />
Ein Mann, der fest <strong>im</strong> Leben steht. Oder doch nicht?<br />
„Mir ist plötzlich bewusst geworden, dass ich Themen wie Leid,<br />
Tod und Sterben <strong>im</strong>mer ausgeklammert habe. Dass ich Gefahr<br />
laufe, zum Vereinsmeier zu werden. Ich habe begonnen zu hinterfragen,<br />
ob ich wirklich der bin, der ich in all meinen Rollen<br />
vorgebe zu sein“, erinnert sich Salzmann heute, rund dreißig<br />
Jahre später. Er habe „ein Signal vom Leben“ bekommen, tiefer<br />
zu schürfen. Es ist diese <strong>Glauben</strong>s- und Identitätskrise, die<br />
Salzmann schließlich motiviert, sich <strong>im</strong> Pfarrgemeinderat seiner<br />
He<strong>im</strong>atpfarre in Saalfelden und in der Seniorenbetreuung<br />
zu engagieren.<br />
„Mein damaliges Motto war: ‚Eine Kirche, die nicht dient, dient<br />
zu nichts.‘ Diese soziale D<strong>im</strong>ension meines <strong>Glauben</strong>s hat mich<br />
sehr begeistert. Ich bin darin ziemlich aufgegangen.“ Einige Jahre<br />
später stellt sich der Pinzgauer abermals existenzielle Fragen<br />
und stößt auf die Bücher des Franziskanerpaters Richard Rohr.<br />
„Eine Offenbarung“, sagt der 64-Jährige. „Rohrs geistliche Reden<br />
über authentisches Mannsein haben das verbalisiert, was in<br />
mir an Gedanken da war. Ich hatte die Erkenntnis: Ich bin der,<br />
der ich in Gott bin. Das hat mich sehr befreit und begeistert.“<br />
Sandra Lobnig<br />
Fotos: istockphoto/Finn Hafemann; Privat