Booklet Kollegger.indd - Andy Kollegger
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Paul <strong>Kollegger</strong><br />
* 21.11.1872, Obervaz-Lenzerheide GR<br />
† 27.03.1927, Acla/Valbella GR<br />
Klarinettist, der vielleicht als der bemerkenswerteste<br />
und ebenso merkwürdigste unter<br />
den Stammvätern der Bündner Volkmusik<br />
gelten kann, sowohl angesichts seiner<br />
Lebensumstände als auch wegen der<br />
Ursprünglichkeit und der Eigenart seiner<br />
Tanzweisen. Aufgewachsen als Sohn der<br />
Arbeiters Hilarius <strong>Kollegger</strong> auf der<br />
Lenzerheide, verdiente er sich sein Brot<br />
anfänglich als Waldarbeiter und Holzfäller,<br />
teils in der näheren Umgebung, so im<br />
Gemeindegebiet von Parpan, teils auswärts,<br />
ja gar in Frankreich. Er muss schon damals<br />
ein ausgezeichneter Klarinettist gewesen<br />
sein, zumal berichtet wird, er habe in<br />
Frankreich Tanzmusik mit einem einzigen<br />
Trommler als Begleiter machen müssen.<br />
Neben dem Musizieren fand er sein<br />
Auskommen von 1895 bis 1905 als<br />
Postillon. Seine Spielpartner warb er meist<br />
am Ort der Veranstaltung an, unterhielt also<br />
kaum jemals eine geschlossene Formation.<br />
Um die Jahrhundertwende, vor dem<br />
Aufkommen der Handorgel, die bald darauf<br />
der Geige als Begleitinstrument den Rang<br />
ablief, trat er vorzugsweise in der 4-Mann-<br />
Besetzung mit Klarinette, zwei Geigen und<br />
Kontrabass auf. Lenzerheide/Lai, Valbella<br />
und Parpan dürften die hauptsächlichsten<br />
Spielorte gewesen sein. Die dreisaitige<br />
Paul <strong>Kollegger</strong> beim Musizieren<br />
Bassgeige bediente gewöhnlich sein Bruder<br />
Johann <strong>Kollegger</strong>, freilich mehr um des<br />
Geldes willen denn aus Berufung.<br />
Später nahm Paul <strong>Kollegger</strong> den 1903<br />
geborenen Sohn seiner Schwester, den<br />
Neffen Anton, zu sich, lehrte ihn das<br />
Klarinettenspiel und nahm ihn fortan als<br />
2. Klarinettisten zum Aufspielen mit, wobei<br />
nun für die Begleitung, ausser dem Streichbass,<br />
gewöhnlich ein Handorgelspieler mit<br />
einer italienischen «Stradella»-Orgel oder<br />
auch ein Schwyzerörgeler beigezogen<br />
wurde. 1910 fand er in Trins mit der<br />
Übernahme der Ziegenhirtschaft einen<br />
andersartigen Haupterwerb. Noten und<br />
Tonartbezeichnungen waren ihm fremd,<br />
doch verfügte er nichtsdestotrotz über eine<br />
beträchtliche Anzahl eigener Tänze –<br />
schätzungsweise 150 Stück – sowie solcher<br />
bayerischer und österreichischer Herkunft.