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Die Telefonnummer des Sheriffs.<br />
Ein Engegefühl breitet sich in meiner Brust aus. Ich lasse<br />
meinen Rucksack fallen und setze mich auf die Vordertreppe,<br />
damit ich mich zusammenreißen kann. Meinen Kopf von diesem<br />
seltsamen Blitz befreien kann, der mich aus dem Nichts<br />
getroffen hat.<br />
Elora läuft vor jem<strong>and</strong>em weg.<br />
Sie wird durch den Regen gejagt.<br />
Von der Dunkelheit verschluckt.<br />
Nur ein paar Sekunden, um den Schrecken abzuschütteln.<br />
Ihren Schrecken. Mehr brauche ich nicht. Dann kann ich sicher<br />
wieder atmen.<br />
Die Fliegengittertür schlägt zu, und ich höre Schritte auf der<br />
Ver<strong>and</strong>a hinter mir. Es ist Evie. »Hey, Grey!« Sie hockt sich wie<br />
ein Vogel neben mich auf die Treppe und bietet mir einen halben<br />
Kaugummi an, den sie aus der Tasche ihrer abgeschnittenen<br />
Shorts zieht. »Miss Roselyn sagte, du würdest heute Morgen erwartet.<br />
Bist du gerade angekommen?«<br />
La Cachette, Louisiana, ist die selbst ernannte »Welthauptstadt<br />
des Übersinnlichen«, und ich finde es immer wieder seltsam,<br />
dass jeder Sommerbesuch mit Fragen beginnt, deren Antworten<br />
die Leute eigentlich schon kennen müssten.<br />
Wie war die Schule dieses Jahr?<br />
Kriegst du immer noch gute Noten?<br />
Schon ’nen Freund geangelt?<br />
»Ja.« Ich packe Evies Geschenk aus und nicke in Richtung<br />
des Rucksacks zu meinen Füßen. »Bin vor ein paar Minuten<br />
vom Postschiff gekommen.« Der Kaugummi schmeckt ein bisschen<br />
fad, und ich frage mich, wie lange sie ihn schon mit sich<br />
herumträgt.<br />
»Wir wussten nicht, ob du dieses Jahr kommen würdest …«<br />
Evies Stimme verstummt, und sie betrachtet die gewellten<br />
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