82 BOOKLET N°8 The Dust of Time <strong>Christiane</strong> <strong>Paul</strong>, 74 in Berlin geboren, Abitur 92, studierte Medizin an der Humboldt-Universität, promovierte 2002, arbeitete neben der Schauspielerei bis 06 als Ärztin. Tochter Mascha ist 5, Sohn Maximilian 6 Monate. Arbeitete als Model, erhielt mit 17 ihre erste Hauptrolle in dem Film Deutschfieber. Seit August 06 verheiratet mit dem Chirurgen Prof. Dr. Wolfgang Schwenk. Spielte u. a. in Im Schwitzkasten (2004), Väter (2001), Im Juli (1999), Knockin’ on Heaven’s Door (1996), Das Leben ist eine Baustelle (1995) und erhielt u. a. die Goldene Kamera und den Bayerischen Filmpreis. Dress: Anna von Griesheim / Ring, earring: Rio Modeschmuck Design / Shoes: Guiseppe Zanotti right: Dress: Chang 13 / Bracelet: Rio Modeschmuck Design TALK
84 BOOKLET N°8 Ich war letztes Jahr auf der Berlinale akkreditiert, fand das Programm aber nicht so spannend. Und das Procedere, um an Karten zu kommen, war mir zu anstrengend. Morgens um 7 Uhr anstellen, um an Karten der jeweiligen Filme des Tages zu kommen, ist nichts für mich. Die Außendarstellung mit rotem Teppich etc. ist toll, aber es ist doch sehr auf Show angelegt gewesen dieses Jahr. Das mit den Karten ist bei uns Schauspielern auch so, es sei denn, du bist Jury-Mitglied oder hast einen Film im Wettbewerb laufen. Da ist man relativ schnell frustriert, das kenne ich gut. Früher war die Berlinale mehr ein Publikumsfestival. Das ist leider vorbei, du kommst als normaler Mensch nur noch am Publikumstag an Karten – wenn überhaupt. Was genau macht die Amnesty-International-Jury auf der Berlinale? <strong>Wir</strong> haben uns Filme aus dem Festivalprogramm angeschaut, die mit Menschenrechtsverletzungen zu tun haben. <strong>Wir</strong> waren zu dritt in der Jury und haben auch einen Menschenrechtspreis verliehen. Es gab sehr interessante Dokumentationen, echt erschütternd zum Teil, aber auch zwei Filme, wo wir Jurymitglieder uns gefragt haben, warum die bei der Auswahl dabei waren. Es werden inzwischen wöchentlich Preise an Prominente verliehen. Kürzlich ging durch die Press, dass Robert de Niro für seinen Gastauftritt bei der Goldenen Kamera und dafür, dass man ihn in seiner Anwesenheit auszeichnen durfte, einen 6-stelligen Betrag erhalten hat. Ist das Usus? Das ist ehrlich gesagt ein offenes Geheimnis, dass einigen Stars Geld gezahlt wird; das erschüttert mich überhaupt nicht und ist mir egal. Die Goldene Kamera ist aber trotzdem ein sehr wichtiger Preis, den die Leute auch außerhalb der Branche wahrnehmen. Mir hat es damals als Schauspielerin sehr geholfen, den Nachwuchspreis gewonnen zu haben. Und dass Robert de Niro dieses Jahr da war, ist doch unglaublich, ansonsten ist mir das eher egal bei amerikanischen Stars, aber Robert de Niro und Ich habe mich für Dinge entschieden, die mich interessieren. Martin Scorsese einmal so nah zu sein, den Helden und Vorbildern, das war für mich schon ein sehr bewegender Moment. Letztlich wird die Goldene Kamera verliehen, um die Branche zu feiern – und soll darüber hinaus auch eine tolle Show für die Fernsehzuschauer sein. Der Preis ist sehr wichtig, und es werden gute Leute ausgezeichnet, auch unabhängig davon, wer in den Medien gerade präsent ist. <strong>Wir</strong> sitzen entspannt und ganz allein im Foyer des Schauspielhauses. Oben, Richtung Bühne, rumpeln die Bühnenarbeiter. Angenehme und authentische Betriebsatmosphäre, keine Hektik. Zwischendurch lärmt es gehörig ins Interview, aber wir haben Spaß. <strong>Wir</strong> haben dich bereits zum zweiten Mal in der Aids-Kampagne gesehen, du bist sozial sehr engagiert. Naturallianz als Stichwort. Wie kommt’s? Das läuft bei mir wie wohl bei allen, sprich über Freunde oder Bekannte. Es kommen natürlich viele Anfragen, ob ich diverse Projekte unterstütze, aber ich habe mich für Dinge entschieden, für die ich mich wirklich interessiere und mich sehr gerne einsetze. Im Augenblick ist das sicher bisschen schwierig, da ich so viel zu tun habe. Außerdem ist mein Sohn gerade erst vier Monate alt. Aber die Naturallianz will und werde ich nicht nur namentlich, sondern auch mit Präsenz unterstützen. Bei der Naturallianz geht es um die Aufrechterhaltung der Arten. Flora und Fauna zu erhalten bedeutet letztendlich Umweltschutz. Da gibt es ganz viele Möglichkeiten, sich einzubringen. In der Presse wirst du ja gerne als schauspielernde Ärztin verkauft, so Pressemeldungen setzen sich ja gerne fort, da einer vom anderen abschreibt. Hast du überhaupt noch Ahnung von der Medizin? Ahnung schon, aber es bricht natürlich langsam weg. Ich bin jetzt bereits vier Jahre raus aus dem Job und habe keine lange Berufserfahrung, ich setze mich damit auch nicht mehr wirklich auseinander. Die NAtuRAlliANZ ist ein Zusammenschluss aus Vertretern von Politik, Nichtregierungsorganisationen, <strong>Wir</strong>tschaft, Medien, Wissenschaft und Kultur. Allen Mitgliedern gemeinsam ist der Wille, sich für die Erhaltung und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt einzusetzen. Die Naturallianz macht darauf aufmerksam, wie stark unsere Zukunft von der biologischen Vielfalt abhängt. ihre prominenten Mitglieder (u. a. Prof. Dr. Claus Hipp, die Kölner Band De Höhner, Hardy Krüger jr., Dr. thomas Middelhoff, Heide Simonis, Prof. Dr. Ernst ulrich von Weizsäcker, Sarah Wiener) sprechen das thema bei ihren öffentlichen Auftritten an, informieren und motivieren zum Mitmachen. Initiiert hat die Naturallianz das Bundesministerium für umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Anlass für ihre Gründung ist die UNNaturschutzkonferenz, die Deutschland vom 19. bis 30. Mai 2008 ausrichten wird. www.naturallianz.de Dress: Wedel & tiedeken / Shoes: Buffalo london TALK