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März 1961 - Göstling an der Ybbs

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15. Oktober <strong>1961</strong>: Ernted<strong>an</strong>kfest, Ehrung und Fahrzeugweihe<br />

Wir geben hier einen Zeitungsartikel<br />

unkommentiert wie<strong>der</strong>. Der Text wurde<br />

leicht gekürzt, die Aussagen blieben<br />

aber unverän<strong>der</strong>t. Geblieben ist auch<br />

das Pathos <strong>der</strong> Sprache, das – wir<br />

schreiben doch schon das Jahr <strong>1961</strong> - da<br />

und dort <strong>an</strong> verg<strong>an</strong>gene und überwunden<br />

geglaubte Zeiten erinnert.<br />

Ehrung alter Bauerngeschlechter und Ernted<strong>an</strong>k<br />

<strong>Göstling</strong> und seine Bauern erlebten am 15. Oktober im Rahmen des Ernted<strong>an</strong>kfestes<br />

einen großen Ehrentag, <strong>der</strong> jenen Bauerngeschlechtern galt, die seit<br />

über hun<strong>der</strong>t Jahren auf ihren Höfen sitzen. Eingeleitet wurde dieser Tag durch<br />

die kirchliche Ernted<strong>an</strong>kfeier, welche von den Mitglie<strong>der</strong>n des ländlichen<br />

Fortbildungswerkes in eindringlicher Schlichtheit gestaltet wurde. Der herrliche<br />

Herbsttag kam dem g<strong>an</strong>zen Programm sehr zustatten. Nach <strong>der</strong> kirchlichen Feier<br />

f<strong>an</strong>den sich die Bauern mit <strong>der</strong> Feuerwehrkapelle <strong>an</strong> <strong>der</strong> Spitze im neuen großen<br />

Saale im Gasthof Dobrowa (heute <strong>Göstling</strong>erhof) ein, <strong>der</strong> in seiner<br />

geschmackvollen Gestaltung mit dieser Ver<strong>an</strong>staltung eröffnet wurde. Die<br />

Musikkapelle begrüßte mit einem schneidigen Marsch die Versammelten, worauf<br />

<strong>der</strong> Obm<strong>an</strong>n des Bauernbundes von <strong>Göstling</strong>, August JAGERSBERGER<br />

(Kotleiten), alle Ehrengäste herzlich begrüßte. Nach weiteren Begrüßungsworten<br />

durch Bürgermeister LENGAUER und Pfarrer Schauer wies<br />

L<strong>an</strong>dtagsabgeordneter FAHRNBERGER auf die Beson<strong>der</strong>heit dieses Festes hin...<br />

Seine weitern Ausführungen hatten zum Inhalt: Wenn m<strong>an</strong> heute in den<br />

Friedhöfen die Ahnen unserer Bauern fragen könnte, wurden sie von <strong>der</strong><br />

schweren Arbeit berichten, welche mit <strong>der</strong> Rodung des Bodens verbunden war,<br />

bis daraus fruchtbares L<strong>an</strong>d wurde. Und wie groß die Mühe war, um das schwer<br />

errungene Erbe <strong>an</strong> Söhne und Enkel weiterzugeben. Ein solcher Rückblick zeigt<br />

auch, dass schon vor 1000 Jahren hier das Christentum das Leben <strong>der</strong><br />

Menschen bestimmte. Von 1300 bis 1400 lassen sich in <strong>Göstling</strong> bereits 49<br />

Bauernhöfe nachweisen. Heute sind es 89 Höfe. Von den 13 Bauern, die heute<br />

Urkunden erhalten, sind viele, <strong>der</strong>en Name seit 300 Jahren mit dem Hofe<br />

verbunden sind. Blickt m<strong>an</strong> aus jener Zeit in die Gegenwart, so erkennt m<strong>an</strong>,<br />

dass die bäuerliche Arbeit auch heute schwer ist, was lei<strong>der</strong> noch von m<strong>an</strong>chen<br />

Angehörigen <strong>an</strong><strong>der</strong>er Berufsstände noch nicht erk<strong>an</strong>nt wird. Die Einfälle <strong>der</strong><br />

Türken und Fr<strong>an</strong>zosen haben auch die <strong>Göstling</strong>er Bauern hart mitgenommen<br />

und wenn m<strong>an</strong> die l<strong>an</strong>ge Namensliste auf dem Kriegerdenkmal <strong>an</strong>sieht, erkennt<br />

m<strong>an</strong> die furchtbaren Opfer, die <strong>der</strong> Bauernst<strong>an</strong>d in den beiden Weltkriegen<br />

bringen musste. <strong>Göstling</strong> möge ein Bauerndorf bleiben zum Segen aller, die hier<br />

leben und m<strong>an</strong> könne nur wünschen, dass die Namen <strong>der</strong> heute geehrten Bauern<br />

auch weiterhin mit ihren Höfen verbunden bleiben mögen. Das werde den<br />

Bauern, <strong>der</strong> Heimat und dem Vaterl<strong>an</strong>de zum Wohle gereichen. Der Bauer ist das<br />

Fundament des Staates und wird dies auch bleiben. Geht das Fundament<br />

verloren, so bricht auch <strong>der</strong> Staat zusammen.<br />

NR SCHEIBENREIF hat in längeren, ausgezeichneten Ausführungen die<br />

Entwicklung des Bauernst<strong>an</strong>des von seinen Anfängen aus <strong>der</strong> Leibeigenschaft<br />

über die vielen schwierigen Stationen <strong>der</strong> weiteren Entwicklung bis in die<br />

Gegenwart aufgezeigt, als zuletzt <strong>der</strong> schlesische Bauernsohn H<strong>an</strong>s Kudlich den<br />

Bauern wirklich die Freiheit erkämpfte. Die Gründung l<strong>an</strong>dwirtschaftlicher<br />

Casinos ging den heutigen Genossenschaften vor<strong>an</strong>. Bauerntage waren Vorläufer<br />

des 1904 gegründeten Bauernbundes, Raiffeisen schuf den Bauern ihr eigenes<br />

Geldinstitut. Bäuerliche Gesetzgebung und ständische Vertretung in <strong>der</strong><br />

Regierung sind weitere Marksteine. Da heute in <strong>Göstling</strong> das dreifache Fest des<br />

Ernted<strong>an</strong>kes, <strong>der</strong> Bauernehrung und <strong>der</strong> Fahrzeugweihe gefeiert werde, sei es

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