KB Nr. 38 Arbeit
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
8
DER BERUF ALS LEIDENSCHAFT
Jazzmusikerin Andrea Hermenau und Violinistin Anna Sehmer
Beide kennen sich aus dem Gymnasium
Tegernsee, dann aber verliefen ihre
Wege getrennt, die eine wurde Jazzmusikerin,
die andere klassische Violinistin.
Wir führten sie wieder zusammen und
wollten wissen, wie das so ist, wenn die
Musik zum Beruf wird.
Andrea Hermenau (AH) studierte in München
Jazz-Klavier und Jazz-Gesang und setzte danach
noch ein Kompositionsstudium in Dresden
drauf. Heute musiziert sie in verschiedenen
Formationen: Trio Hercules, Andrea Hermenau
Quintett, Breuer-Hermenau Quartett, Die Drei
Damen und in diversen Projekten mit Christiane
Öttl.
Anna Sehmer (AS) studierte in Nürnberg und
Düsseldorf Violine und ist seit fünf Jahren bei
den Münchner Symphonikern fest engagiert.
Daneben konzertiert sie in verschiedenen Formationen
im Bereich Kammermusik.
KB: Warum habt ihr die Musik zum Beruf
gemacht?
AH: Ich hätte nicht gewusst, was ich sonst
machen soll, mir hat Musik schon immer viel
Spaß gemacht. Im Elternhaus wurde oft musiziert,
wenn auch die experimentelle Musik meiner
Eltern nicht immer mein Fall war. Ich wollte
eigene Musik mit eigenem Stil mit anderen
Musikern zusammenspielen, deshalb bin ich
Jazzmusikern geworden.
AS: Ich habe mit fünf Jahren angefangen Geige
zu lernen und als ich älter wurde immer davon
geträumt, in einem Orchester spielen zu können.
In der Oberstufe bin ich ans Pestalozzi-
Gymnasium nach München gewechselt. Über
Jugendorchester bin ich dann in die klassische
Schiene gerutscht.
KB: Ihr habt beide Euren Weg gefunden, seid
beide Berufsmusikerinnen. Wie seht ihr
euch heute?
AS: In unserem Orchester arbeiten und reisen
wir sehr viel, wir sind viele junge Leute. Als fest
angestelltes Orchestermitglied kann ich von
dem Gehalt leben. In der Pandemiezeit haben
sich aber, wie ich gehört habe, viele gegen den
Weg eines Berufsmusikers entschieden, da unter
anderem beispielsweise die Möglichkeiten
zur Durchführung eines dringend erforderlichen
Praktikums entfielen.
KB: Wolltest du nie Solistin werden?
AS: Dazu muss man schon früh an Wettbewerben
teilnehmen und braucht sehr viel Fleiß und
Disziplin. Ich habe schon immer das gemeinsame
Musizieren geliebt. Mein Herz schlägt
auch sehr für die Kammermusik, aber davon
alleine kann man schwer leben.
AH: Ich bin sehr froh, dass ich in verschiedenen
Bands spielen kann, es ist inspirierend
und abwechslungsreich. Durch Corona ist die
Konzerttätigkeit schwierig geworden, es gibt
einen Riesenstau und spürbar weniger Clubs.
Zudem ist die Menge an Jazzmusikern durch
die guten Studienangebote gewachsen. Die
ständigen Nachfragen bei Veranstaltern finde
ich unangenehm, das ist viel Arbeit.
AS: Das ist bei den Freiberuflern im Klassikbereich
dasselbe.
AH: Dazu kommt, dass das Publikum mit uns
älter wird und es wenig interessierten Nachwuchs
gibt. Junges Publikum zu gewinnen ist
schwer.
AS: Der Nachwuchs bleibt auch bei uns aus,
wir müssen uns um unser Publikum kümmern,
indem wir beispielsweise Schulklassen besuchen.
KB: Wie sieht es in der freien Szene mit den
Finanzen aus?
AH: Es gibt Fördergelder, aber die Antragstellung
ist kompliziert und braucht Zeit. Dafür
fehlt die Zeit dann zum Üben und Komponieren,
für Kreativität und Inspiration. Es wäre
schön, wenn man weiterhin ausschließlich
von Konzerten leben könnte.
KB: Ihr seid beide Mütter. Wie vereinbart ihr
Beruf und Familie?
AH: Es ist gut und schwierig zugleich. Es ist
gut, weil ich tagsüber da bin, wenn meine Tochter
aus der Schule kommt. Wenn ich abends
Konzert habe, betreut mein Mann das Kind.
Anstrengend sind die Vorbereitungen für Konzerte,
da wohnen zwei Seelen in meiner Brust.
AS: Es ist nicht immer einfach, beides zu vereinbaren.
Ich bin in der guten Lage, in Teilzeit
arbeiten zu können und mein Mann übernimmt
oft abends die Betreuung der zwei Söhne. Er
ist sehr verständnisvoll und hat auch Elternzeit
genommen.
KB: Die derzeitige Situation ist für die Kultur
schwierig. Würdet ihr jungen Menschen trotzdem
empfehlen, einen künst lerischen Beruf zu
ergreifen?
AS: Ich habe es gemacht, weil es mich erfüllt,
und würde es immer wieder machen. Wenn
es nicht klappt und man scheitert, muss man
eben einen anderen Weg suchen.
AH: Wenn die Leidenschaft groß ist, dann
macht man es. Man muss eigenverantwortlich
und eigenmotiviert sein. Wenn man dafür
brennt, was soll man denn sonst tun?
KB: Ich freue mich, dass wir euch zusammengebracht
haben und danke euch für eure Zeit.
AH: Und wenn wir mal eine Geige brauchen,
rufe ich Dich an.
AS: Gern.
www.andrea-hermenau.de
www.m-sym.de/de
Das Gespräch führte Monika Ziegler
DAS GLÜCK wohnt am
BAYERNS
GRÖSSTE
SPIELBANK
TEGERNSEE
www.spielbanken-bayern.de
SBWIE 030_20 KulturVision_Motiv Roulettetuch_270x90mm_RZ_200825_01.indd 1 28.08.20 15:53