SYNESIS-Magazin Nr. 3/2008 Abb. 1. <strong>Der</strong> <strong>Wendel</strong>-<strong>Kreis</strong> - geografi sche Lage bei Oesterholz Thema Externsteine 19
Thema Externsteine als nur auf seinen Breitenkoordinaten – und der entsprechen<strong>den</strong> Breitenlage der Südhalbkugel der Erde, die wir hier außer acht lassen können – der Nord/ Süd-Abst<strong>an</strong>d der Breitenkreise und der Ost/West-Abst<strong>an</strong>d der Meridi<strong>an</strong>e (Längengrade) einen gleichen Radius besitzen. Nur auf 51° 50‘ 37‘‘ n. Br. besitzen – unter der Voraussetzung der Annahme, dass die Erde eine perfekte Kugel sei (8) - die Strecken 37 Bogensekun<strong>den</strong> Nord/Süd und 1 Bogenminute Ost/West die gleiche Länge und bil<strong>den</strong> <strong>den</strong> Radius eines <strong>Kreis</strong>es/eines Quadrates (Abbildung 2). Wie kommt diese Besonderheit zust<strong>an</strong>de? Die Erde ist geografisch in 360 Längengrade (Meridi<strong>an</strong>e) und 180 Breitenkreise eingeteilt. <strong>Der</strong> Nord-Süd- Abst<strong>an</strong>d von ca. 111 km zwischen <strong>den</strong> Breitenkreisen bleibt von Nordpol zum Äquator und vom Äquator zum Südpol konst<strong>an</strong>t. Anders der Abst<strong>an</strong>d Ost/West zwischen <strong>den</strong> Meridi<strong>an</strong>en. Diese haben auf dem Äquator ihren größten Abst<strong>an</strong>d vonein<strong>an</strong>der und laufen <strong>an</strong> <strong>den</strong> Polen zusammen. Dort beträgt der Abst<strong>an</strong>d theoretisch 0. Mit <strong>den</strong> Abstän<strong>den</strong> zwischen <strong>den</strong> Meridi<strong>an</strong>en nach Nor<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> auch die in Gra<strong>den</strong>, Bogenminuten und Bogensekun<strong>den</strong> gemessenen Strecken immer kürzer. M<strong>an</strong> stelle sich vor sich: Errichtet m<strong>an</strong> nahe des Äquators, nördlich, auf der kugelförmig gedachten Erde, ein Rechteck von (2 x 37) Bogensekun<strong>den</strong> Nord/Süd und der Breite von 2 Bogenminuten in Ost/West-Richtung, so lässt sich darin eine „quer liegende” Ellipse einzeichnen. Die Querachse der Ellipse verjüngt sich auf ihrem Weg zum Pol ständig, bis sie am Pol selbst einen Punkt bildet. Nur auf einem Abb. 2. <strong>Der</strong> <strong>Wendel</strong>-<strong>Kreis</strong> – geometrische Beschaffenheit einzigen Breitenkreis sind Längsachse und Querachse der geometrischen Figur als Strecke im Raum tatsächlich gleich l<strong>an</strong>g (Abbildung 3). Ich nenne diesen Breitenkreis die „Gleichen-Linie”. Auf der „Gleichen-Linie”, dem Breitenkreis 51° 50‘ 37‘‘ n. Br., entsprechen die Meridi<strong>an</strong>abstände von 1 Bogenminute Ost/West exakt einem Abst<strong>an</strong>d der Breitenkreise von 37 Bogensekun<strong>den</strong> Nord/Süd oder 1’ O/W = 37’’ N/S Diese Gleichenlinie ist die Mittelachse des <strong>Wendel</strong>-<strong>Kreis</strong>es. Er wurde als geodätisches Modell in unmittelbarer Nähe von Oesterholz in die L<strong>an</strong>dschaft konstruiert. Mit seiner Nordt<strong>an</strong>gente 51° 51‘ 14‘‘ schneidet er die Spitze des Machalettschen Externsteindreiecks. Bei der nach -3100 (erneut) einsetzen<strong>den</strong> Vermessung Alteuropas aus Grün<strong>den</strong> der L<strong>an</strong>dschaftspl<strong>an</strong>ung ist der <strong>Wendel</strong>kreis die maßgebliche Vermessungsfigur. Seine Maße sind <strong>an</strong>scheinend sakros<strong>an</strong>kt. Sie bleiben konst<strong>an</strong>t, auch im Nor<strong>den</strong> und Sü<strong>den</strong> Deutschl<strong>an</strong>ds, wo die geometrische Figur des <strong>Kreis</strong>es längst der einer Ellipse hätten weichen müssen. Auch die Positionierung der einzelnen Vermessungskreise (Oesterholzkreise) bleibt gleich: die Südt<strong>an</strong>gente liegt stets auf einem Breitenkreis auf glatten Bogenminuten, ohne Bogensekun<strong>den</strong>. Die Mittelachse beträgt stets zusätzlich 37 Bogensekun<strong>den</strong> Nord, die Nordt<strong>an</strong>gente weitere 37 Bogensekun<strong>den</strong> Nord. Die Westt<strong>an</strong>gente, Lotlinie und Ostt<strong>an</strong>gente liegen stets auf 27 Bogensekun<strong>den</strong> Ost/West. Hat diese Fixierung auf die Zahlen 37 und 27 einen Grund? Wenn ja, ist dieser Grund beim Modellkreis, dem <strong>Wendel</strong>- <strong>Kreis</strong> zu suchen. III. Die frühgeschichtliche Bedeutung des Maßes 37 Bogensekun<strong>den</strong> Nord/Süd und 27 Bogensekun<strong>den</strong> Ost/West Die Mittelachse des <strong>Wendel</strong>-<strong>Kreis</strong>es liegt auf 51° 50‘ 37‘‘ n. Br., seine Lotlinie auf 8° 51‘ 27‘‘ ö. L. Diese Lage stellt die Norm dar für alle späteren Vermessungskreise, <strong>den</strong>en ich <strong>den</strong> Namen Oesterholzkreise gegeben habe. Warum wählten die Konstrukteure des <strong>Wendel</strong>kreises als Mittelachse einen Breitenkreis, der auf 37 Bogensekun<strong>den</strong> N/S lag? Warum die Lotlinie auf einem Meridi<strong>an</strong>, <strong>den</strong> 27 Bogensekun<strong>den</strong> O/W markierten? Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf diese bei<strong>den</strong> Zahlen. Die bei<strong>den</strong> Größen, 37‘‘ N/S und 27’’ O/W sind Best<strong>an</strong>dteile des Leitbildes, das unsere vor- und frühzeitlichen Vorfahren von der kosmischen Harmonie unseres Sonnensystems gewonnen hatten. 1. Die Bedeutung von 37 Bogensekun<strong>den</strong> Nord/Süd Die Strecke von 37 Bogensekun<strong>den</strong> – eine dreidimensionale Maßeinheit, geschaffen zur Messung der Winkel eines <strong>Kreis</strong>bogens und deshalb eigentlich unzulässig zur Messung von zweidimensionalen Strecken verwendet – entspricht auf heutigen L<strong>an</strong>dkarten ca. 1144 Metern. 37 Bogensekun<strong>den</strong> Nord/Süd waren im frühgeschichtlichen Vermessungswesen je<strong>den</strong>falls nach etwa -3100 zu einer verbreiteten Maßeinheit gewor<strong>den</strong>. Die Strecke „37 Bogensekun<strong>den</strong> Nord-Süd” hatte im Laufe der Zeit ihr raumpl<strong>an</strong>erisches Eigenleben entfaltet. 37’’ Nord/Süd waren, wie von Tränkenschuh richtig bemerkt, zur Funktionsgröße gewor<strong>den</strong> (9). Warum war das der Fall? Die frühgeschichtlichen Konstrukteure und Architekten Alteuropas gingen – obwohl sie die tatsächlichen, von ein<strong>an</strong>der abweichen<strong>den</strong> Erdumfänge über die Pole und über <strong>den</strong> Äquator schon sehr früh k<strong>an</strong>nten – aus Grün<strong>den</strong> der besseren Rechenbarkeit (10) von einer idealen Kugelgestalt der Erde aus und vereinbarten einen fi ktiven Erdumf<strong>an</strong>g von 40.000 Einheiten. M<strong>an</strong> n<strong>an</strong>nte diese Einheit sehr viel später Kilometer. Die Zahl 40.000 teilte m<strong>an</strong> erst durch die Zahl 40 = 1000, um auf das dekadische System zu kommen. Die Zahl 1000 teilten sie durch die Zahl 27 – auf die Bedeutung der Zahl 27 kommen wir im nächsten Abschnitt - und erhielten die Zahl 20 SYNESIS-Magazin Nr. 3/2008