Danziger Seeschiffer
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Seite 6 Nr. 14 Hamburg 2007 DANZIGER SEESCHIFF<br />
rungszahl in Europa in der Zeit vor 1349<br />
keine besonderen Schwankungen erlebt.<br />
Nach der bisherigen Lehrmeinung blieb<br />
die Bevölkerungszahl in Europa durch<br />
den Ausgleich einer hohen Geburtenrate<br />
mit einer hohen Sterblichkeit stabil. Dabei<br />
wird die bekannt hohe Geburtenrate des<br />
17. bis 19. Jahrhunderts wie selbstverständlich<br />
auf frühere Zeiträume übertragen.<br />
Verhütungswissen wird für die Neuzeit<br />
exklusiv beansprucht. Verhütung im<br />
Mittelalter wird geleugnet. Dem können<br />
Belege über Verhütungswissen in praktisch<br />
allen bekannten Kulturen und auch<br />
im Mittelalter entgegengehalten werden.<br />
Darum wurden im Mittelalter wenige<br />
Kinder geboren, von denen aber die meisten<br />
überlebten. Spezialistinnen für Verhütung<br />
waren im Mittelalter die Weisen<br />
Frauen, die Heilerinnen und Hebammen<br />
waren. Beratung in Verhütungsfragen war<br />
jedoch ihre im Alltag am häufigsten in<br />
Anspruch genommene Dienstleistung.<br />
Nach der europäischen Bevölkerungskatastrophe<br />
beginnt die Hexenverfolgung.<br />
Warum? Nach bisherigen Thesen hat in<br />
dieser Zeit ein Wahn die kirchliche und<br />
weltliche Obrigkeit erfasst. Feministinnen<br />
sprechen von Frauenhass, andere Forscher<br />
sprechen von religiösem Fanatismus.<br />
Gunnar Heinsohn und Otto Steiger widersprechen<br />
dem Versuch, die Konzeption<br />
der Hexenverfolgung mit psychiatrischen<br />
Symptomen in Verbindung zu bringen:<br />
Die Hexenverfolgung ist von Klerus und<br />
Adel aus exaktem politischen Kalkül entwickelt<br />
worden. Sie behaupten jedoch<br />
nicht, dass die Vollstrecker der Hexenverfolgung<br />
alle psychisch gesund gewesen<br />
seien. Bis ins Hochmittelalter ist der Feudalismus<br />
ein Gleichgewichtssystem. Der<br />
Boden wird optimal ausgenutzt, um die<br />
Oberschicht mit Konsum- und Luxusgütern<br />
zu versorgen. Die Ausbeutung der<br />
Bauern ist erträglich. Nach der europäischen<br />
Bevölkerungskatastrophe stehen einer<br />
konstant gebliebenen Oberschicht viel<br />
weniger Bauern gegenüber. Weil die Oberen<br />
ihre Bauern nur bis zu einem gewissen<br />
Gerade melken können, brauchen sie<br />
wieder mehr Untertanen, wenn sie die<br />
gleiche Menge an Abgaben aus der<br />
Landwirtschaft entnehmen wollen. Der<br />
größte Landbesitzer in Europa ist die Kirche.<br />
Von ihr gehen auch konsequent die<br />
Bestrebungen aus, die Zahl der ausbeutbaren<br />
Landarbeiter, also der Bevölkerung,<br />
wieder zu erhöhen. Und zwar durch Ausrottung<br />
des Verhütungswissens. Verbote<br />
der Verhütung bestanden schon lange und<br />
waren unwirksam. Deshalb wurde nun zu<br />
stärkeren Mitteln gegriffen. Dazu wird ein<br />
kleines Gedankenspiel vorschlagen:<br />
Heute würden radikale Maßnahmen zur<br />
Erhöhung der Geburtenziffer vielleicht<br />
mit der Schließung der Fabriken für Kondome<br />
beginnen. Das hätte aber wenig Erfolg,<br />
weil die Versorgung der Bevölkerung<br />
mit Verhütungsmitteln und -wissen<br />
auf viele Stellen verteilt ist: Ärztinnen,<br />
Apothekerinnen, Pharma- und Gummiindustrie,<br />
Aufklärungsbücher und Sexualberatungsstellen<br />
wie z.B. von Pro Familia.<br />
Damals war die Gesellschaftsstruktur wesentlich<br />
einfacher und die Quelle für Verhütung<br />
leicht zu orten: Die Weisen Frauen<br />
waren dafür zuständig. Gegen sie<br />
richtete sich also die brutale Kampagne<br />
für das Bevölkerungswachstum in Europa.<br />
In engem zeitlichen Zusammenhang mit<br />
der Hexenverfolgung beginnt die europäische<br />
Bevölkerungsexplosion. Die These<br />
von Heinsohn und Steiger ist, dass dieser<br />
Zusammenhang auch kausal ist. Nach der<br />
bisherigen Lehrmeinung ergibt sich die<br />
Bevölkerungsexplosion aus sinkenden<br />
Sterbeziffern durch bessere Medizin und<br />
Hygiene bei gleichbleibend hohen Geburtenraten.<br />
Heinsohn und Steiger sehen das<br />
anders. Die Ausrottung des Verhütungswissens<br />
bewirkt einen starken Anstieg der<br />
Geburtenrate. Weil die resultierenden<br />
Menschenmassen schlechter versorgt<br />
werden können, steigt auch die Sterblichkeit,<br />
aber wesentlich schwächer als die<br />
Geburtenrate. Sie belegen ihre Thesen<br />
durch eindeutige Statistiken.<br />
Die Vernichtung der weisen Frauen<br />
von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger<br />
Erschienen: 1985 März-Verlag, Herbstein<br />
(ISBN 3-88880-057-9). 1987, Heyne-<br />
Verlag, München (ISBN 3-453-00061-7).<br />
DAZU DIE STUDIE IN DER WELTWOCHE:<br />
Ob reich oder arm, sozialistisch oder kapitalistisch,<br />
islamitisch oder katholisch,<br />
mit oder ohne strenge Familienplanung -<br />
die meisten Länder erzählen die gleiche<br />
Geschichte: Frauen bestimmen selber,<br />
wie viele Kinder sie gebären wollen.<br />
Wohlstand ist nicht mehr die Voraussetzung<br />
für das Sinken von Geburtenzahlen.<br />
Bangladesch gehört heute zum halben<br />
Dutzend ärmster Länder außerhalb Afri-<br />
kas. Die Mädchen gehören zu den am<br />
schlechtesten ausgebildeten, ihr Heiratsalter<br />
ist tiefer als in den meisten Ländern.<br />
Und doch haben sie im Schnitt nur 3,3<br />
Kinder, halb so viele wie ihre Mütter noch<br />
hatten. - Im noch ärmeren Vietnam haben<br />
die Frauen die Fruchtbarkeitsrate (TFR)<br />
in nur 10 Jahren auf 2,3 Kinder halbiert.<br />
Das Ergebnis zweier Studien: Was ist<br />
Ländern mit rasch sinkender Fruchtbarkeit<br />
gemeinsam: Nichts, außer der Verfügbarkeit<br />
von erschwinglicher Verhütung.<br />
Im Iran hat sich in nur 15 Jahren die Fertilität<br />
(TFR) von 7 auf 3,4 Kinder pro Frau<br />
halbiert. - Das afrikanische Land Mauritius<br />
hat Mitte der 60er-Jahre mit internationaler<br />
Hilfe angefangen, eine gezielte Familienpolitik<br />
zu betreiben. In nur 8 Jahren<br />
ist es gelungen, die TFR von 6 auf 3 zu<br />
halbieren (heute 2,0). - Das Land hat nicht<br />
gewartet, bis es entwickelt worden ist,<br />
sondern gemerkt, dass das starke Bevölkerungswachstum<br />
den Fortschritt behindert.<br />
(Das Land hat also gemerkt und<br />
nicht gewartet? He wo bin ich denn?)<br />
Diese Politik hat zum sozialen und wirtschaftlichen<br />
Aufschwung des Landes geführt,<br />
das heute zu den wohlhabendsten<br />
von Afrika gehört. - Auch der indische<br />
Erziehungsminister Ezhimalaia hat diese<br />
Zusammenhänge erkannt, wenn er sagt:<br />
Das Bevölkerungswachstum frisst die<br />
wirtschaftlichen Fortschritte des Landes<br />
völlig auf.<br />
Diese Beispiele und 100 weitere zeigen:<br />
Werden Verhütungsmittel zu Verfügung<br />
gestellt, so werden sie benützt, und die<br />
Kinderzahl sinkt.<br />
http://www.ecopop.ch/A2BULLETINS<br />
/bulletin412004.htm<br />
Verein <strong>Danziger</strong> <strong>Seeschiffer</strong> e.V. Hamburg - ehem. <strong>Danziger</strong> Schiffergilde gegründet um 1328