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Download als PDF - NABU Sachsen

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Der ehemalige Steinbruch<br />

„Questenberg“ bei Leisnig<br />

Refugium für die heimische Fauna<br />

„Erstm<strong>als</strong> in den Händen des <strong>NABU</strong>: ein ehemaliger Steinbruch“.<br />

Mit diesen Worten leitete Dr. Justus Oertner im <strong>NABU</strong>-<br />

Report 2006 seinen Artikel über eine neue Errungenschaft des<br />

<strong>NABU</strong> ein, einen kleinen stillgelegten Steinbruch am sogenannten<br />

Questenberg in der Nähe von Leisnig. Wie aktuelle<br />

Erfassungen ergeben haben, stellt er für gefährdete und im<br />

Rückgang befindliche Arten ein wichtiges Sekundärbiotop dar.<br />

Das Steinbruchgelände im ehemaligen Landkreis Döbeln,<br />

etwa fünf Kilometer südöstlich von Leisnig, wird im Norden<br />

und Osten von Obstplantagen, im Westen von einem Gut und<br />

im Süden von einer Straße begrenzt. Der Eigentümer ist der<br />

<strong>NABU</strong> <strong>Sachsen</strong>. Im Zentrum des Steinbruches befindet sich<br />

ein etwa 1,50 Meter tiefer grundwasserversorgter Weiher, der<br />

von einem breiten Saum aus Rohrkolben umgeben ist. Die<br />

Böschungszonen fallen zum Teil sehr steil ab und sind dicht<br />

mit Pflanzen nährstoffreicher Standorte bewachsen. Die wärmebegünstigten<br />

Bruchwände sind bereits stark mit Gehölzen<br />

bestanden.<br />

Nachdem erste Maßnahmen zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit<br />

getroffen und an der Umzäunung Warnschilder<br />

angebracht worden waren, begannen 2006 Pflegemaßnahmen<br />

der Regionalgruppe „Lößhügelland“. Es handelte sich vorrangig<br />

um Mäharbeiten in den Böschungszonen, außerdem um<br />

die Reparatur des Begrenzungszaunes, das Anbringen neuer<br />

Warnschilder und die Unterstützung beim Aufbau und der<br />

Kontrolle eines Krötenzaunes. In den Jahren 2005 bis 2008<br />

wurde zusätzlich die faunistische Artenvielfalt im Steinbruchgelände<br />

erfasst.<br />

So konnte die Vermutung von Dr. Oertner, dass im Steinbruch-Weiher<br />

der Kammmolch vorkommt, mithilfe von Unterwasser-Trichterfallen<br />

bestätigt werden. Die Anzahl der<br />

Tiere wird auf 30 bis 50 geschätzt. Weitere Amphibien, die<br />

im Steinbruch beobachtet werden können, sind Teichmolch,<br />

Grasfrosch, Teichfrosch und Erdkröte. Auch ein einzelner Bergmolch<br />

wurde im Jahr 2007 entdeckt. Hierbei handelte es sich<br />

vermutlich um ein wanderndes Tier, <strong>als</strong>o um einen Zufallsfund.<br />

Auch die Ringelnatter hat im Steinbruch ein geeignetes<br />

Nahrungshabitat gefunden. Daneben kommen Blindschleiche<br />

und Zauneidechse vor. Aus der Klasse der Fische konnte die<br />

Rotfeder bestimmt werden. Die Avifauna beschränkt sich auf<br />

Mäusebussard, Kolkrabe, Graureiher, Goldammer, Bachstelze,<br />

Amsel, Kuckuck, Blässralle, Stockente und Teichhuhn. Für die<br />

zwei letztgenannten konnte 2007 ein Reproduktionserfolg<br />

registriert werden. Unter den Insekten wurden die Libellen-<br />

arten Hufeisen-Azurjungfer, Gemeine Becherjungfer, Gemeine<br />

Binsenjungfer, Weidenjungfer, Blutrote Heidelibelle und<br />

Große Königslibelle nachgewiesen; an Schmetterlingen waren<br />

Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Kleiner und Großer Kohlweißling,<br />

Grünaderweißling, C-Falter, Hauhechel-Bläuling,<br />

Aurorafalter, Brauner Waldvogel und Großes Ochsenauge zu<br />

beobachten. Darüber hinaus wurden Erdhummeln, Honigbienen<br />

und Hornissen festgestellt. Die Unterwasserfauna des<br />

Weihers besticht durch das Vorkommen von Wasserskorpion,<br />

Gelbrandkäfer und dessen Larven, Eintagsfliegenlarven und<br />

Steinfliegenlarven, Libellenlarven, Rückenschwimmer und Ruderwanzen.<br />

Um den ehemaligen Steinbruch Questenberg auch langfristig<br />

<strong>als</strong> wichtiges Sekundärbiotop zu erhalten, sind bestimmte<br />

Pflegemaßnahmen am Steinbruchweiher, in den Böschungsbereichen<br />

und an den Bruchwänden notwendig. Das<br />

komplette ehemalige Steinbruchgelände sollte sich zu einem<br />

vielfältigen Mosaik aus unterschiedlichen Biotop-Typen entwickeln.<br />

Dazu wurde ein Pflege- und Entwicklungsvorhaben<br />

konzipiert, das von der Regionalgruppe „Lößhügelland“ <strong>als</strong><br />

Grundlage für einen Antrag auf Förderung von Maßnahmen<br />

zur Realisierung der Entwicklungsziele genutzt wurde. Über<br />

diesen Antrag wurde jedoch noch nicht entschieden.<br />

Jörg Seidel<br />

AUS <strong>NABU</strong>-GRUPPEN<br />

Im ehemaligen Steinbruch „Questenberg“ hat auch die Hufeisen-<br />

Azurjungfer ein Refugium gefunden. Foto: Jörg Seidel<br />

<strong>NABU</strong>-REPORT SACHSEN 2008<br />

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