Monatsheft April 2023

LECTIO DIVINA
ben, die Aufgaben und Herausforderungen
des Alltags gut zu bestehen.
Auch in dieser Hinsicht hat die Lectio
divina einen besonderen Wert. Keine
Situation und keine Erfahrung des
menschlichen Lebens, die in der Bibel
nicht vorkommt. Um im Bild des
Mahles zu bleiben: Sind der eucharistische
Leib und das Blut Christi das
Hauptgericht, so die Worte der Heiligen
Schrift alle anderen Beilagen und
Speisen, ohne die das Hauptgericht
nicht voll zur geschmacklichen Geltung
käme. Ein Festmahl ist stets ein
Ganzes, eine Symphonie für alle Sinne.
Das Schott-Messbuch (https://www.
erzabtei-beuron.de/schott/index.php)
gibt Anregung, wie die Heilige Schrift
tägliches Brot werden kann, indem
es vor die Schriftlesung einen zentralen
oder einprägsamen Vers aus der
folgenden Perikope setzt. Als junger
Mönch notierte ich mir diesen Zentralvers
jeweils auf einem Zettel, lernte
ihn auswendig, damit er mir Zwischenverpflegung
durch den ganzen
Tag sei. In dieser Weise kann ich mir
einen Vers aus der täglichen Lectio,
der mich heute besonders berührt hat,
nehmen, mir einprägen und den ganzen
Tag über wie Maria «in meinem
Herzen erwägen». (vgl. Lk 1,19) Eine
befreundete Benediktinerin bereitete
mir einmal ein besonders kostbares
Geschenk, einen Christus-Kalender.
In schöner Schrift schrieb sie aus den
Briefen des heiligen Paulus alle Sätze
auf je eine Karte heraus, in welchen
von Christus die Rede ist. Jede Woche
oder auch jeden Tag kann ich
eine dieser Karten nach vorne schieben
und mir das entsprechende Wort
aneignen. Momentan: «Für mich ist
Christus das Leben.» (Phil 1,21) Dies
hilft mir, das Kalender-Motto in die
Tat umzusetzen: «Auf Christus hin
wachsen.» (Eph 4,15)
Fortsetzung folgt...
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