Chronik_Gemeinde_Berwang_2023
© Dietmar Berktold und Thomas Reinstadler
© Dietmar Berktold und Thomas Reinstadler
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Dietmar Berktold, Thomas Reinstadler
Berwang
mit seinen Fraktionen
Rinnen – Rauth – Brand – Anrauth
Mitteregg – Tal – Gröben
Kleinstockach – Bichlbächle
Dietmar Berktold, Thomas Reinstadler
Berwang
mit seinen Fraktionen
Rinnen – Rauth – Brand – Anrauth
Mitteregg – Tal – Gröben
Kleinstockach – Bichlbächle
Impressum:
Impressum
Berwang
mit seinen Fraktionen
Berwang Rinnen – Rauth – Brand – Anrauth
mit Mitteregg seinen – Fraktionen Tal – Gröben
Kleinstockach – Bichlbächle
© 2022 2023
Im Eigenverlag
der Gemeinde Berwang
Hr. 82
A -6622 Berwang
gemeinde@berwang.tirol.gv.at
Druck:
Druck: PAGEfactory Füssen GmbH & Co. KG
Brunnengasse 2, 87629 Füssen
www.pagefactory.de
ISBN:
ISBN: 978-3-200-08788-0
Fotos Umschlag:
Robert Eder, Berwang
Bilder- bzw. Fotonachweis:
Gemeindearchiv Berwang
Viele Fotos wurden von Privatpersonen und Vereinen
für dieses Buch zur Verfügung gestellt.
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotografie, Mikrofilm oder in einem
anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer
Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Inhaltsverzeichnis
SEITE
Vorwort des Bürgermeisters 5
Vorwort 7
Die Gemeinde Berwang 9
Fotos aus vergangenen Tagen - Ortsansichten 10
Kurze Geschichte unseres Landschaftsbildes 13
Besiedelung 14
Lage unserer Gemeinde 17
Klima 20
Wetter 21
Name 23
Wappen 24
Die Fraktionen der Gemeinde 25
Gemeindehaus 38
Bürgermeister 47
Amtsleiter, Büroangestellte 49
Standesamt 50
Geburten, Einwohner, Verstorbene 51
Ehrenbürger 54
Bedeutende Gemeindebürger 76
Unsere Pfarre St. Jakob - Kirchen und Kapellen 89
Pfarrer 147
Schulwesen 148
Schulleiter*innen 173
Kindergarten 175
Tourismus 179
Tourismus-Obmänner 193
Post 195
Ärztliche Versorgung 199
Feuerwehr 202
FW-Kommandanten 207
Bergrettung 209
Musikkapelle 214
MK - Obmänner 220
MK - Kapellmeister 221
Kirchenchor, Chorleiter*innen 223
Schützenkompanie 226
Schützenkompanie: Haupt- und Obmänner 242
Schützengilde 244
Inhaltsverzeichnis
Berwanger Bauernbühne 248
Skiclub Berwang 252
Skiclubobmänner 263
Skischule Berwang 265
Skischulleiter 271
"Sima's Haus" - Unser Heimatmuseum 273
Alte Hausnummern, Sippengeschichte, Hausnamen,
Gemeinde in Zahlen ab 1427, Flurnamen, Währung
280
Interessantes 301
Sagen aus dem Berwanger Tal 311
Waldaufseher, Eingeforstete Häuser, Holzmarchen, Kahlschlägerungen 314
Jagd, Reviere, Jagdpachtverträge 322
Straßen, Verkehrswesen, Schneeräumgeräte, Lawinenverbauung 329
Trinkwasserversorgung, Dorfbrunnen 350
Kanalisation, Kläranlage, Recyclinghof 363
Elektrizität, Beleuchtung, TV-Gemeinschaftsanlage 366
Fuhrpark 378
Wirtschaft, Wirtschaftskraft, Viehwirtschaft, RAIKA 382
Gewerbe 394
Händler, Geschäfte 411
Lifte, Skibrücke, Speichersee, Fusion 424
Gefallenendenkmäler 448
Lawinen, Unglücke, Naturkatastrophen 453
Epidemien, Hungersnöte, Unglücke 475
Auswanderer 479
Kurzinformationen 485
Protokollbuch Gemeinderat 1949 - 1973 494
Jahresrückblicke 1974 bis 2021 498
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Bürgermeisters
Geschätzte Berwangerinnen und Berwanger!
Als Bürgermeister freut es mich ganz besonders, Ihnen/euch dieses Dorfbuch präsentieren zu können.
Diese heimatkundliche Dokumentation will und soll aber kein wissenschaftliches und abgeschlossenes
Werk sein, sondern soll nur als bescheidene Wissens- und Auskunftsquelle dienen und versuchen, die
teilweise schon versiegten geschichtlichen Überlieferungen wieder wachzurufen, die Liebe zur Heimat
zu festigen und den Gästen helfen, sich zu orientieren, sowie den Ort, in dem sie ihren Urlaub verbringen,
besser kennen zu lernen.
Dieses Buch ist daher all jenen gewidmet, die noch Interesse haben für den Raum, in dem sie leben, für
das Stück Erde, das sie Heimat nennen.
Arm sind jene Menschen, die wohl eine Heimat haben, sie aber nicht kennen. Wer heute durch den Ort
Berwang und durch das Berwanger Gemeindegebiet wandert, der möge bedenken, dass alles, was er
vor sich sieht, das Ergebnis einer Arbeit von Jahrhunderten ist.
Heimat ist nicht etwas Naturgegebenes, sondern als eine sich unaufhörlich wandelnde Schöpfung der
Menschen aufzufassen. Das Dorf von heute ist auch nicht mehr das Dorf von gestern und Heimat der
Gegenwart nicht mehr die Heimat der Vergangenheit. Heimat ist die Arbeit vieler Generationen.
Die Raschlebigkeit unserer Tage lassen die Geschehnisse wie im Film vorübereilen. In relativ kurzer
Zeit weiß oft niemand mehr, wann und wie sich eine Begebenheit zugetragen hat. Die überaus rege
Bautätigkeit der letzten 60 Jahren krempelte die meisten Dörfer völlig um und erweiterte sie so, dass
selbst unsere Großväter Mühe hätten, die einstigen Behausungen wiederzuerkennen.
Heute sind viele junge Menschen weitsichtig geworden und das, was um sie herum lebt und geschieht
und das was ihre Vorfahren mühsam erarbeitet und aufgebaut, sehen sie nicht mehr. Sie richten den
Blick vielmehr nur noch auf den momentanen Wohlstand und nach der weiten Welt. Sie sehnen sich
nach der Großstadt und der weiten Welt, wo der Strom des Lebens rauscht und das Vergnügen winkt.
Allmählich aber fast unaufhaltsam schwindet die Traditionsverbundenheit mit der engeren Heimat. Die
geschichtlichen Überlieferungen versiegen und das Gefühl für Herkunft kommt immer mehr abhanden.
Vergessen sind bereits die harte Arbeit auf den Feldern und Bergwiesen, die Kriegsjahre mit all dem
Elend und der Not und dergleichen.
Geblieben ist nur die Bedeutung von Berwang als weltbekannter Fremdenverkehrsort. Berwang war
aber nicht immer Fremdenverkehrsort, sondern hat, so, wie viele andere Orte eine große geschichtliche
Vergangenheit.
Vorwort des Bürgermeisters 5
Nur was man kennt, kann man lieben. Möge mit diesem Buch das Verstehen der Heimat und die Liebe
zu ihr geweckt werden und erhalten bleiben.
„Rühmlich und tröstlich ist,
dass man zu keiner Zeit vergisst
der lieben Vorfahren,
die vor uns in dem Leben waren!“
VD Philipp Sprenger
Ich wünsche Ihnen/euch viel Freude beim Lesen dieses Dorfbuches
und rückblickende Erinnerungen an die Geschichte des Berwanger Tales.
Bürgermeister
Dietmar Berktold
Berwang mit Thaneller
6 Vorwort des Bürgermeisters
Vorwort
Berwang/Rinnen im September 2021
VSD Gottfried Sprenger konnte krankheitsbedingt ab 1974 die Gemeindechronik nicht mehr
weiterführen. Niemand anderer übernahm diese Aufgabe. BGM Dietmar Berktold bat mich 2010
die Gemeindechronik ab dem Jahre 1974 zu ergänzen. Es wurde dann aber ein viel
umfangreicheres Werk als nur eine Ergänzung.
Zuerst erstellte ich in Anlehnung an die Gemeindechronik des früheren Chronisten VSD Gottfried
Sprenger eine Vorlage, nach der jedes Jahr immer wieder gleich vorgegangen werden konnte. Es
fehlten aber jedwede Aufzeichnungen, damit ich weiterarbeiten konnte.
Erst als sich BGM Dietmar Berktold 2019 bereit erklärte, mit mir gemeinsam diese Aufgabe
anzugehen, ging es rasch voran. Dietmar besorgte Fotos, Dokumente, Aufzeichnungen,
Statistiken und vieles mehr. Auch mündliche Überlieferungen halfen uns oft weiter, wenn jegliche
Aufzeichnungen oder Dokumente von manchen Ereignissen fehlten. Ich kleidete alles in eine nette
Form und verständige Sätze. Wir verbrachten unzählige Stunden mit Diskussionen und so wuchs
uns dieses Projekt auch ans Herz.
Dieses Heimatbuch ist nicht nur eine Chronik, sondern auch ein Buch über die Entstehung und
Geschichte Berwangs, die Entwicklung vom Bauerndorf zum Fremdenverkehrsort und vieles mehr.
Wir wünschen allen beim Lesen viel Vergnügen.
Das Chronistenteam
BGM Dietmar Berktold
Thomas Reinstadler
Vorwort 7
Quellennachweis:
Artikel von folgenden Printmedien:
Tiroler Tageszeitung
Innsbrucker Nachrichten
Tiroler Nachrichten
Rundschau
Blickpunkt
Außerferner Nachrichten
Krone Tirol
Peter Linser „Sagenhaftes Außerfern“
Nachschlagwerk WIKIPEDIA
Gottfried Sprenger
Philipp Sprenger
Aufzeichnungen von VSD Gottfried Sprenger
Margret Pechlaner
Eduard Rauth
Aufzeichnungen von VSD Philipp Sprenger
geb. Sprenger
Auch das Buch „Heimat“ von Margret Pechlaner war eine Fundgrube für unsere Recherchen.
Unser besonderer Dank gilt Herrn Eduard Rauth, Chronist der Gemeinde Ehenbichl, der viele,
viele Stunden opferte und uns mit Rat und guten Vorschlägen uneigennützig zur Seite stand.
Unzählige Gemeindebürger*innen unterstützten uns mit Fotos, Dokumenten, Urkunden u.dgl.
Ihnen allen ein herzliches „Vergelt’s Gott“.
1994 Titelblatt
Heimat Berwang
Gottfried Sprenger
HEIMAT
Margret Pechlaner
Aufzeichnungen
des gebürtigen Berwangers
Philipp Sprenger
8 Vorwort
Die Gemeinde Berwang
Staat:
Bundesland:
Politischer Bezirk:
Österreich
Tirol
Reutte
Fläche:
42,72 km²
Höhe: 1342 m ü. A.
Einwohner: 597 (1. Jänner 2021)
Postleitzahl: 6622
Telefon 05674/8232
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
e-mail - Website:
Berwang HNr.: 82
6622 Berwang
gemeinde@berwang.tirol.gv.at
www.berwang.tirol.gv.at
Das Gemeindegebiet umfasst
folgende acht Ortschaften
Einwohner Stand 1. Jänner 2021
Berwang (379)
Bichlbächle (5)
Brand (50)
Gröben (33)
Kleinstockach (8)
Mitteregg (18)
Rinnen (102)
Tal (2)
1353 Erste urkundliche Erwähnung in der „Goldenen Chronik von Hohenschwangau“
Gemeindefahne
Sehenswürdigkeiten
Pfarrkirche Hl. Jakobus der Ältere
Pension Bergheim in Berwang,
geplant vom Südtiroler Architekten
Siegfried Mazagg (erbaut 1932)
Dorfbrunnen in Berwang
aus dem Jahr 1988/89
Die Expositurkirche in Kleinstockach (19. Jh.)
Sechs Kapellen und ein Bildstock
Die Gemeinde Berwang 9
Fotos aus vergangenen Tagen
1888 - 1890
1908
1910
1920
Kleinstockach 1934
Hochalm 1943
10 Fotos aus vergangenen Tagen - Ortsansichten
1924 - 1927
1928
1929
Mitteregg
1939
1940
Kögele Hütte
Hütteneinweihung
22. Jänner 1939
Fotos aus vergangenen Tagen - Ortsansichten 11
1962
1967
Gröben
Brand
1969
Rinnen
Bichlbächle
2007
12 Fotos aus vergangenen Tagen - Ortsansichten
Kurze Geschichte
unseres Landschaftsbildes
1. Das Werden des Landschaftsbildes:
Die nördlichen Kalkalpen, zu denen auch die Lechtaler Alpen gehören, sind ungefähr vor 1 Million
bis 100 Millionen Jahren entstanden. Der Boden, auf dem die Berwanger heute wohnen, war einst
Meeresboden. Gewaltige Verschiebungen der festen Erdkruste veränderten die Landschaft. Ganze
Teile sanken in die Tiefe, andere Teile wurden emporgehoben, aufgewölbt, zusammengedrückt,
übereinander geschoben und sogar senkrecht gestellt.
Die Bausteine unserer Berge sind Kalkstein und Mergel.
Der Kalkstein ist hellgrau, verwittert schwer und gibt mageren, unfruchtbaren Boden. Auf diesen
trockenen Böden wachsen meist Legföhren, auch Latschen oder Zundern genannt. Dies sieht man
besonders gut am Thaneller, Achseljoch, an der Gartnerwand, am Roterstein, an der Knittelkarspitze
und Steinkarspitze.
Tonhaltiger Kalk hingegen heißt Mergel.
Er verwittert leicht, bildet mehr Erdreich und gibt guten Boden. Fichtenwälder, saftige Almen und
Bergmähder bedecken die Hänge. Dies sieht man gut am Hönig, Kögele, Raazalpe, u.dgl.
Thaneller
Hönig
2. Die Eiszeit:
Vor ca. 330 000 Jahren bis etwa vor 10 000 Jahren war dann ganz Nord- und Mitteleuropa mit
gewaltigen Eismassen bedeckt. Den Talkessel von Reutte, das Tannheimer Tal und das Lechtal, im
Zwischentoren und somit auch im Berwanger Tal bedeckten 2000 bis 3000 Meter dicke Eismassen
die Landschaft. Die ganze Umgebung glich einem Eismeer.
3. Nach der Eiszeit:
Es wurde wärmer und in den Talkesseln von Reutte, Heiterwang, Lermoos und Ehrwald bildeten
sich große Seen. Nachdem das Wasser dann allmählich abgeflossen war, glich die ganze Gegend
einer öden, trostlosen Wildnis. Erst viel später entstanden Wälder, in denen Bären, Hirsche, Rehe
und dergleichen Unterschlupf fanden.
Kurze Geschichte unseres Landschaftsbildes
13
Besiedelung
Von der Alm zur Dauersiedelung
Berwang war früher eine Alm der Großgemeinde Imst. In
dieser Zeit stimmten weltliche Gemeinde und Pfarrei
räumlich überein. In späterer Zeit wurde in Berwang sehr
oft die Grenze der Heiterwanger Hochalm angezweifelt.
Der Versuch einer Erklärung aus historischer Sicht: Die
alten Siedlungs- und Kulturräume griffen in ganz Tirol
über die Jöcher hinüber, weil das Vieh auf der
Futtersuche nicht haltmachte. Hirt und Herde zogen in die
jenseitsgelegenen Hochtäler hinab, um die Almweide
auszunützen. Die Grenzziehung war noch nicht so scharf
wie in späteren Zeiten. Das war darauf zurückzuführen,
dass die Bevölkerungsdichte sehr gering war und solange
noch ausgedehnte Landstriche nicht gerodet waren,
rechnete man nicht in Metern, sondern in weiträumigen
Zonen. Die Umgebung von Imst und das Gurgltal waren
also das Siedlungsgebiet, das Pitztal und fast alle
südlichen Seitentäler des Lechtales und das Lermooser
Becken waren Almgebiet.
Markgenossenschaft -
Großgemeinde -
Altpfarre
IMST: rot - Siedlungsgebiet
grün - Almgebiet
Altpfarre WENNS: weiß
Die ersten Siedler, Deutsche, bayrischen Stammes, kamen von Nassereith über die Tarrenton Alpe
zu uns. Aus Sorge um die Nahrung für ihre Familien, sowie den nötigen Weideraum für ihr Vieh, zog
es die ersten Menschen als Jäger, Sammler und als Hirten vom Gurgltal, oder Imst, über die Jöcher
in die Seitentäler. Im Sommer benützten sie die neuen Weideflächen für ihr Vieh als Almweiden.
1266 kam das Gebiet von Berwang aus dem Hausbesitz der Hohenstaufen an Meinhard II. von Tirol,
aber blieb unter der Steuerverwaltung bei Imst.
Im 12. - 13. Jhdt. bauten die unfreien Bauern sogenannte Schwaighöfe - d.h. Viehhöfe - und es
entstanden die ersten Dauersiedlungen. Unfreie Leute aus dem Bereich der Grundherrschaft
wurden zur Urbarmachung dieser Gebiete herangezogen. Man nannte sie Bauleute. Sie mussten
sich ihre Scholle in mühevoller Arbeit selbst schaffen. Die Bauleute hatten den Schwaighof gegen
Leistung eines Grundzinses (je Pächter ca. 300 kg Graukäse) zeitlich unbeschränkt inne. Wie aus
den landesfürstlichen Urbarämtern (Urbar = Einkünfteverzeichnis) um 1300 ersichtlich, wurden
jährlich umgerechnet 100 000 kg Käse als Zinsgut aufgewiesen. Daraus ersieht man, dass diese
Schwaighöfe eine enorme wirtschaftliche Bedeutung für die Grundherren hatten. Der Käse diente
teilweise zur Ernährung der in ihren Diensten beschäftigten Leute und ein großer Teil wurde auf den
Markt gebracht und oft auch in Südtirol gegen Wein und Öl getauscht. Seit dem 15.Jahrhundert
begann man allmählich den Käsezins in Geld abzustatten. Das Leihrecht war vererblich und mit
Zustimmung des Grundherrn auch verkäuflich.
14 Besiedelung
Diese Weiler, entstanden aus mittelalterlichen Schwaighofgründungen, wurden im Steuerkataster
im Jahre 1629 noch als Höfe bezeichnet. Heute noch spricht man von den „Höflern“ und meint die
Bewohner von Rinnen, Brand und Mitteregg. Als erster wird Namlos im Einkünfteverzeichnis der
Grafen von Tirol 1286 genannt. Ein Schwaighof in Namlos zinst 10 Pfund Pfennige für alles Ding.
1333 verrechnet der Richter von Imst 25 Pfund Pfennige, die er den Leuten von Namels (Namlos)
zur Förderung der Bodenkultur bezahlt hatte.
Um 1300 beschwerten sich die Gerichtsleute von Imst bei den Herren von Starkenberg, dass diese
auf verschiedenen Gemeindeweiden mehrere Schwaighöfe angelegt hätten und dadurch ihnen die
Almen entzogen hätten.
Im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts überließen die Herren von Starkenberg die im Bichlbächle
und Püchlbachtal gelegenen Schwaigen kaufweise dem Kloster Stams. Die Höfe in Kleinstockach
und Mitteregg scheinen noch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Besitze der
Starkenberger auf.
Im Verzeichnis vom Jahre 1427 wird das ganze Gebiet der heutigen Gemeinde Berwang „Perg"
genannt. Die Ortschaften werden Amles, Mittereck, Rinn, Perwang und Stockach genannt.
Es sind daher alle Weiler unserer Gemeinde aus Einzelhöfen entstanden. Zuletzt scheint Brand
auf. Es gab daselbst drei Höfe: Oberhof, Mitterhof und Steinhof. Diese Bezeichnung hat sich für die
drei Ortsteile bis heute erhalten.
Die ersten „Schwaigen - Höfe" des heutigen Berwanger Gemeindegebietes standen im Anrauth.
Berwang wurde im 14. Jahrhundert von der Gerichtsverwaltung Imst abgetrennt und dem Gericht
Ernberg (Ehrenberg) zugeteilt, blieb aber hinsichtlich Steuerleistung und anderer Rechte bis1810
bei Imst. Im Jahre 1659 wiesen die Nassereither auf einen 200-jährigen Brief hin, in dem ihre
Weidegrenze im Grubig angegeben ist: „Die Weidegrenze gilt so weit, bis man die Glocken der
Kühe und die Hähne von Lermoos krähen hört". Es ist wohl klar, dass eine schärfere Grenzziehung
notwendig wurde. Die Marchbriefe zählten auch bei uns zu den ältesten Urkunden. Nach dem 2.
Weltkrieg wurde das Gemeindeamt nach HNr. 33 verlegt. Weil hier nicht genügend Platz vorhanden
war, wurden viele alte Schriften in einem Zimmer in HNr. 20 untergebracht. Hier sind die
Marchbriefe und viele andere Schriften spurlos verschwunden. Wahrscheinlich sind sie vom hier
wohnenden Nagelschmied Retschitzegger verbrannt worden und zwar:
Marchbrief gegen Heiterwang 1513
Marchbrief mit Mitteregg, wegen Frühweide, 1527
Marchbrief gegen Rinnen
1532 - darin wird der Brunnweg und der Brunnhof genannt,
in dem das Kloster Stams Lehensherr ist.
Marchbrief gegen Gröben 1552 und 1591
Marchbrief für Bannwaldungen 1535, 1557, 1584
Marchbrief von 1591 der Nachbarschaft zu Perwang: Vergleichbar mit der heutigen Bauordnung!
(Auszug): „Sebastian Kochens Vater hat seine Behausung mit dem oberen Zimmer zu weit oben
über geen lassen und ein Gelender an sein Haus gemacht (wohl ein Balkon gemeint), damit er aber
nicht dannen getrieben hat er einer Gemein geben 15 Kreizer. Deswegen soll er auch nicht weiter
angefochten werden, sondern bei dem rüebig gelassen werden".
Besiedelung 15
Die politischen Gemeinden hießen früher im Außerfern „Anwaltschaften" und wurden erst im
Jahre 1793 als Gemeinde bezeichnet. Da die einzelnen Orte (Weiler) weit verstreut waren, zerfiel
die Anwaltschaft (Gemeinde) wieder in Nachbarschaften, die für ihren Besitz (besonders Wald
und Weide) selbständig waren und noch heute sind.
In Urkunden solcher Ortsverwaltung liegen:
die Weideordnung für Berwang (1543)
Verträge und Markungsbriefe:
mit Mitteregg (1520), Rinnen (1532), Gröben (1552 und 1591) im Gemeindearchiv.
Erst 1810 wurde Berwang der Steuerverwaltung Reutte zugewiesen.
Die Anwaltschaft Berwang, die im Jahre 1414 als eigene, jedoch von der Pfarre Imst abhängige
Kuratie errichtet wurde, umfasste 1793 die Orte:
Berwang, Rinnen, Rauth, Anrauth, Brand, Mitteregg, Kelmen,
Namlos, Gröben, Tal, Kleinstockach und Bichlbächle
sowie einige kleine Gehöfe, in der heutigen Gemeinde Stanzach.
Damals war Berwang, wie die meisten Außerferner Gemeinden, arm. Aus Geldnot heraus
verkauften die Berwanger nach und nach alle ihre Besitzungen in Fallerschein und den Gehöfen
an Bauern aus Stanzach.
In den Kriegsjahren von Napoleons Herrschaft fiel Berwang, wie auch der überwiegende Teil
Tirols, 1805 an das Königreich Bayern. Trotz mehrmaligem Aufstand gegen die Franzosen und
Bayern unter Andreas Hofer gelang die Rückkehr zu Österreich erst 1814.
Im Jahr 1850 erwirkten die Stanzacher Bürger eine Änderung der Gemeindegrenzen von
Berwang zu Gunsten von Stanzach. Fallerschein kommt dadurch zu der Gemeinde Stanzach.
1949 wurde die Gemeinde Namlos auf eigenen Wunsch, mit den vormals Berwanger Weilern
Kelmen und Namlos, gegründet.
Namlos
Kelmen
16 Besiedelung
Lage unserer Gemeinde
Die Gemeinde Berwang
liegt im Bundesland Tirol.
Das Bundesland Tirol
ist ein Teil
der Republik Österreich.
Das Bundesland Tirol
gliedert sich in 9 Bezirke.
Die Gemeinde Berwang
liegt im Bezirk Reutte.
Lage der
Gemeinde BERWANG
im Bezirk Reutte.
Unsere Gemeinde
liegt in der
Kleinregion 50
Zwischentoren.
Die Kleinregionen
heißen jetzt
Planungsverbände.
Lage unserer Gemeinde 17
Bezirk Reutte
Gemeinde Berwang
Fläche in ha: 4272
Einwohner: 1.1.2020: 591
Mittlere Wohnhöhe: 1342 m
Kleinregion: Zwischentoren
Die Lage von Berwang
Das Berwanger
Gemeindegebiet
und die
Nachbargemeinden
18 Lage unserer Gemeinde
Das Gemeindegebiet
mit den dazugehörigen Orten
und die umliegenden Berge.
BERGE
1 Achseljoch 2011 m
2 Thaneller 2343 m
3 Abendspitze 1964 m
4 Steinkar 2161 m
5 Knittelkar 2378 m
6 Namloser Wetterspitz 2554 m
7 Rudigspitze 2383 m
8 Hönig 2039 m
9 Roter Stein 2369 m
10 Gartner Wand 2359 m
Schematische Darstellung der Lage
von Berwang
mit seinen Fraktionen im Raum
Zwischentoren
Zwischentoren umfasst die Gegend
zwischen den ehemaligen „Toren“
Ehrenberger Klause,
Fernstein Sigmundsburg
und der
Ehrwalder Schanz.
An diesen drei Stellen versperrten
einst 3 Tore die Wege ins Inntal,
nach Bayern und ins Lechtal.
Diese Grenzfeste waren hart
umkämpft und hatten wiederholt
anstürmende Feinde aufgehalten.
Lage unserer Gemeinde 19
Gemeinde Berwang
Berwang – Rinnen – Rauth – Brand – Anrauth
Mitteregg – Tal – Gröben
Kleinstockach – Bichlbächle