Schachtner magazin Sommer 2023

Mitreißende Biografien wandern durch die Jahrhunderte und führen vom späten
Mittelalter bis zu den Schrecken des Nationalsozialismus, begleiten das Trans-Outing
einer Hollywood-Größe und den Lebensweg einer österreichischen Schauspiel-Legende.
„Das Schnitzel ist umbesetzt“
Schauspielerin, Regisseurin, Intendantin,
Mutter: Maria Happel ist in jeder
Rolle eine Wucht. Sprühend vor Lebensfreude
begeistert sie mit intensiven
Darstellungen am Theater ebenso wie in
Film und Fernsehen. Zehn Jahre nach
Erscheinen setzt sie ihre Autobiografie
fort und erzählt entwaffnend direkt
von ihrer behüteten Kindheit als Nachzügler,
ersten Bühnenerfolgen und der
Arbeit mit Regiegrößen, von der Herausforderung,
zugleich Schauspielerin
und Mutter zu sein, bis hin zu ihren
vielen Aufgaben am Max Reinhardt
Seminar sowie bei den Festspielen Reichenau.
Und verrät einmal mehr, was
es mit dem umbesetzten Schnitzel auf
sich hat. Lebendig und fröhlich – eine
Lektüre, bei der man direkt neben der
Schauspielerin Platz nehmen und voller
Vergnügen lauschen darf.
Kammerfrau und Stephanskrone
Auf Geheiß ihrer schwangeren Königin
entwendet Helene Kottannerin, Kammerfrau
Elisabeths von Luxemburg, die
ungarische Krone. Damit soll nach dem
plötzlichen Tod von Albrecht II. 1439
dem ungeborenen Kind des Paars die
Thronfolge gesichert werden. Denn die
Osmanen bedrohen das Land, und viele
Ungarn wollen einen regierungsfähigen
König. Lebendig erzählt Helene die Geschichte
der Flucht und der Krönung
des Säuglings. Verfasst um 1450, ist dies
das älteste Selbstzeugnis einer Frau in
deutscher Sprache und verschränkt politische,
soziale und alltagsgeschichtliche
Aspekte. Julia Burkhardt und Christina
Lutter haben den Text in heutiges
Deutsch übertragen, beleuchten historische
Hintergründe und geben Einblick
in die Lebenswelt der beherzten Kammerfrau.
„Weil ich überlebt habe“
Hannah Pick-Goslar war einst die
beste Freundin von Anne Frank. Ergreifend
erzählt sie von der Flucht ihrer
Familie aus Berlin 1933, von ihrer
Freundschaft mit Anne in Amsterdam,
von der plötzlichen Trennung der beiden
1942 und von ihrem unverhofften
Aufeinandertreffen im Konzentrationslager
Bergen-Belsen im Winter 1945.
Anne Frank sollte das Lager nie mehr
verlassen, doch Hannah Pick-Goslar
überlebte Internierung und Holocaust.
Ihre Memoiren schildern nicht nur das
unvorstellbare Leid, das ihr widerfahren
ist, sondern zeichnen auch das Leben
einer starken Frau nach, die 1947 nach
Israel emigrierte. Ihr Buch ist einzigartiges
Zeitzeugnis und intimes Porträt
ihrer Freundschaft mit Anne Frank. Davon
zu erzählen, sei unerlässlich, „weil
ich überlebt habe und Anne nicht“.
Maria Happel
Gut aufgelegt!
Amalthea Signum,
240 Seiten
Euro 30,00
ISBN 978-3-99050-251-8
E-Book 978-3-903441-14-9
Julia Burkhardt, Christina Lutter
Ich, Helene Kottannerin
Die Kammerfrau, die Ungarns
Krone stahl
wbg Theiss, 192 Seiten
Euro 24,70
ISBN 978-3-8062-4567-7
E-Book 978-3-8062-4573-8
Hannah Pick-Goslar
Meine Freundin Anne Frank
Die Geschichte unserer Freundschaft
und mein Leben nach dem Holocaust
Übers. v. Elsbeth Ranke
Penguin, 400 Seiten
Euro 24,70
ISBN 978-3-328-60300-9
E-Book 978-3-641-30445-4
Buchmedia Magazin 50
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