DOMO September 2023 DE

”
Urs Fischer, 50/50, 2002.
Noch gar nicht aufgehängt, sondern an die
Wand angelehnt, zog mich das Bild wie ein
Magnet an. Und als es fachmännisch aufgehängt
war, war es wie Liebe auf den ersten
Blick. Decke und Boden, farblich wie Himmel
und Erde, nicht klar abgegrenzt oder durch
Linien definiert, scheint der Raum vollkommen
zu schweben. Und dann diese in der
Mitte so prägnant das Bild dominierende Türe,
wo man sich fragen muss, ob gerade jemand
da rauskommen wird oder sie einen so einladend
zu sich ruft und bittet. Die Türe hat
keinen Riegel, sie sieht aus, als ob sie leicht
und leise durch den Wind hin- und herbewegt
würde. Die Stimmung ist allgemein sehr friedlich
und offen, Neugierde kommt auf. Alles
schwebt, das rote Kabel erinnert an die Biegsamkeit
von Rebzweigen. Dazu die Taube,
friedlich und nach Freiheit aufwärtsstrebend.
Die Wandtapete voller Texte aus Gedichten
und Zitaten und ganz versteckt darin eine
nackte, weibliche Figur. Alles wie verblasste
Erinnerungen im Leben eines Menschen.
Man weiss nicht genau, was es zu bedeuten
hat, beim Vorbeigehen entlockt es mir
ständig neue Blicke, die reihenweise
”
unbeantwortete
Fragen aufwerfen …
Haralabos Balalis arbeitet seit
12 Jahren bei Ringier. Im Pressehaus
ist er Teamleiter Empfang
und Sicherheit. Hier sieht er nicht
nur Menschen ein- und ausgehen,
sondern auch immer wieder neue
Kunstwerke, wenn diese alle paar
Jahre ausgewechselt werden.