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FN-Ausgabe-November 2023-Alles

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filmtipps<br />

anatomie eines falls<br />

napoleon<br />

Anatomie eines Falls<br />

Regie: Justine Triet<br />

In Cannes wurde Justin Triet als dritte<br />

Frau in der Geschichte des Festivals für<br />

ihren neuen Film mit der Goldenen Palme<br />

ausgezeichnet – ein packendes Beziehungsdrama,<br />

das auf raffinierte Weise<br />

die Widersprüche im Privaten der harten<br />

Realität des Justizsystems gegenüberstellt.<br />

Sandra Hüller glänzt erneut mit ihrem<br />

außergewöhnlichen und höchst nuancierten<br />

Spiel! Die deutsche Schriftstellerin<br />

Sandra lebt mit ihrem Ehemann Samuel<br />

und ihrem Sohn Daniel in einem kleinen<br />

Ort in den französischen Alpen. An einem<br />

strahlenden Tag wird Samuel am Fuße ihres<br />

Chalets tot im Schnee gefunden. War<br />

es Mord, Selbstmord oder doch nur ein<br />

tragischer Unfall? Der Polizei erscheint<br />

Samuels plötzlicher Tod verdächtig und<br />

Sandra wird zur Hauptverdächtigen. Es<br />

folgt ein aufreibender Indizienprozess, der<br />

nach und nach nicht nur die Umstände<br />

von Samuels Tod, sondern auch Sandras<br />

und Samuels lebhafte Beziehung im Detail<br />

seziert. (ab 2.11. Lichtspiel)<br />

„Ein fortwährender Sog in ein Familienund<br />

Eheleben, das geprägt ist von Erfolgen<br />

und Misserfolgen, Neid, Eifersucht, Frustrationen<br />

und Liebe.“ (critic.de)<br />

Ein ganzes Leben<br />

Regie: Hans Steinbichler<br />

Hans Steinbichler („Winterreise“) ist mit<br />

seiner Verfilmung des Jahrhundertromans<br />

von Robert Seethaler ein gewaltiges Epos<br />

gelungen, das einen allein schon mit seiner<br />

Fotografie der kolossalen Bergkulisse<br />

sofort in den Bann zieht. Erzählt wird die<br />

Lebensgeschichte des Hilfsarbeiters Andreas<br />

Egger, der Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

als Waisenkind in den Alpen auf den Hof<br />

des Bauern Hubert Kranzstocker kommt.<br />

Dem gottesfürchtigen, aber gewalttätigen<br />

Bauern taugt er allenfalls als billige Hilfskraft.<br />

Allein die alte Ahnl bringt ihm etwas<br />

Fürsorge entgegen. Als sie stirbt, hält den<br />

inzwischen erwachsenen Egger nichts mehr<br />

zurück. Strotzend vor Kraft und Entschlossenheit<br />

schließt er sich einem Arbeitstrupp<br />

an, der eine der ersten Seilbahnen baut, die<br />

auch Elektrizität und Touristen ins Tal bringen<br />

soll. Mit seinem Ersparten pachtet Egger<br />

vom Wirt eine schlichte Holzhütte hoch<br />

oben in den Bergen, wo er sich und seiner<br />

großen Liebe Marie ein Zuhause schafft.<br />

Doch das gemeinsame Glück ist nur von<br />

kurzer Dauer. (ab 9.11. Odeon)<br />

„Prädikat: Besonders wertvoll!“ (FBW)<br />

The Quiet Girl<br />

Regie: Colm Bairéad<br />

Eine stille Sensation im Kinojahr – der erste<br />

irische Film, der für einen Oscar® nominiert<br />

wurde, ist eine sanfte und zutiefst<br />

hoffnungsvolle Erzählung über Menschen,<br />

die versuchen, Schmerz und Einsamkeit<br />

hinter sich zu lassen. In großen Kinobildern,<br />

die von leuchtenden Farben gesättigt<br />

sind, erzählt Regisseur Colm Bairéad<br />

davon, wie Liebe und Geborgenheit einen<br />

gemeinsamen Raum der Sprachlosigkeit<br />

entstehen lassen. Ein starker und intensiver<br />

Film der Bilder, der jene Menschlichkeit<br />

vermisst, die sich jenseits von Worten<br />

entfaltet. Im Jahr 1981 wird die 9-jährige<br />

Cáit zu entfernten Verwandten aufs Land<br />

gebracht. Das schweigsame Mädchen soll<br />

hier den Sommer verbringen, ohne ihrem<br />

Elternhaus zur Last zu fallen. Wann und ob<br />

sie wieder nach Hause zurückkehren wird,<br />

weiß sie nicht. In der Obhut der Kinsellas<br />

blüht Cáit langsam auf und entdeckt ein<br />

ganz neues Leben. Doch inmitten dieser<br />

kargen, schönen Landschaft liegt ein Geheimnis<br />

verborgen, auf dessen Spuren sich<br />

Cáit mit neu gewonnenem Mut und Vertrauen<br />

begibt. (ab 16.11. im Odeon)<br />

Megalomaniac<br />

Regie: Karim Ouelhaj<br />

Der belgische Regisseur Karim Ouelhaj<br />

(„Parabola“) nimmt sich einer fiktiven<br />

Geschichte über die Nachkommen eines<br />

nie gefassten Serienmörders an – mittels<br />

eines präzisen Psychogramms, dass einem<br />

eiskalt den Rücken herunterläuft.<br />

Mit wuchtigem Score und drastischen<br />

Bildern hat er einen Film geschaffen, der<br />

wie „Martyrs“ lange nachhallen wird. Vor<br />

vielen Jahren wurden die Mütter von Felix<br />

und Martha vom berüchtigten „Schlächter<br />

von Mons“ vergewaltigt, geschwängert<br />

und nach der Geburt getötet. Inzwischen<br />

leben die erwachsenen Geschwister nach<br />

wie vor im heruntergekommenen Haus<br />

des Serienmörders, gemeinsam mit den<br />

Schrecken der Vergangenheit und dem<br />

Vermächtnis ihrer Prägung. Während<br />

sich Felix auf täglichen Streifzügen seine<br />

halbtote Beute nach Hause holt, arbeitet<br />

Martha als Putzangestellte in einer Fabrik.<br />

Doch als sie zum Ziel des Spottes<br />

der Arbeitskollegen wird und die Erniedrigungen<br />

eskalieren, regen sich auch in<br />

ihr mörderische Instinkte. (ab 16.11. im<br />

Lichtspiel)<br />

Smoke Sauna Sisterhood<br />

Regie: Anna Hints<br />

Dank tiefer Empathie und Menschlichkeit<br />

gelingt Filmemacherin Anna Hints<br />

ein ungeschönter und dennoch immer<br />

extrem fokussierter Blick ins Innere der<br />

Rauchsaunen – einer Tradition und einem<br />

transformativen Ritual, das von der<br />

UNESCO zum immateriellen Kulturerbe<br />

der Menschheit erklärt wurde. Der in<br />

seiner Intimität fast mystische Dokumentarfilm<br />

erzählt von jenen Veränderungen,<br />

die sich in das Leben und den<br />

Körper einer Frau einschreiben. Dabei<br />

erinnert er in seiner Optik oft an klassische<br />

Vermeer- oder Rembrandt-Gemälde<br />

und macht die heilende Wirkung<br />

femininer Solidarität spürbar. In einer<br />

Hütte tief im schneebedeckten Wald<br />

treffen sich Frauen aller Altersgruppen<br />

und Gesellschaftsschichten zum gemeinsamen<br />

Saunieren. Mit den Hüllen<br />

fallen auch die Tabus. Mit authentischer<br />

Stimme verwebt der Film weibliche<br />

Schmerz- und Lebenserfahrung mit einer<br />

Schutzschicht aus Materialien der<br />

Natur: Holz, Hitze und Birkenzweige sind<br />

die Koordinaten in diesem archaischzauberhaften<br />

Film, der genießerisch dabei<br />

zuschaut, wie Gemeinschaft entstehen<br />

kann, solange nur ein gemeinsamer<br />

Raum zur Verfügung steht. (ab 23.11. im<br />

Lichtspiel)<br />

Napoleon<br />

Regie: Ridley Scott<br />

Regielegende Ridley Scott („Alien“, „Blade<br />

Runner“) liefert einen der am meisten<br />

herbeigesehnten Blockbuster-Großproduktionen<br />

des Jahres: Ein spektakuläres<br />

Action-Epos und Historiendrama, das<br />

den wechselvollen Aufstieg und Fall des<br />

ikonischen französischen Kaisers Napoleon<br />

Bonaparte schildert – gespielt von<br />

Oscar®-Preisträger Joaquin Phoenix!<br />

Während der skrupellose französische<br />

Heerführer Napoleon Bonaparte innerhalb<br />

kürzester Zeit zum Kaiser von Frankreich<br />

aufsteigt, erobert er gleichzeitig das<br />

Herz von Joséphine de Beauharnais. Im<br />

Mittelpunkt der Geschichte stehen dabei<br />

nicht nur Napoleons taktisches Genie<br />

und seine großen Schlachten – aus der<br />

Sicht seiner einzig wahren Liebe wird<br />

vor allem die unbeständige, destruktive<br />

Beziehung beleuchtet, die Napoleon in<br />

einen aussichtslosen Kampf um ihre Anerkennung<br />

und an den Rand der Zerstörung<br />

bringt. (ab 23.11. im Odeon)<br />

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