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Ypsilon (02/2024) Ein Leben in Fülle

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Sie wollen mehr über christliche Spiritualität wissen?<br />

Sie wollen Ihren christlichen Glauben vertiefen?<br />

Sie wollen e<strong>in</strong>en spirituellen Weg gehen?<br />

glauben<br />

und<br />

leben<br />

Lehrgang zu Spuren und<br />

Wurzeln des Christlichen<br />

„Ich b<strong>in</strong> nicht religiös,<br />

aber spirituell.“<br />

KOMMENTAR VON PAUL RÖTTIG, DIAKON, KMB DIÖZESE EISENSTADT<br />

Bisweilen wird diese Aussage im Alltag noch konkreter formuliert:<br />

„Eigentlich ist mir die Kirche egal, aber an irgendetwas ‚Höheres‘<br />

glaube ich schon.“ Aus der offiziellen Statistik wissen wir, dass<br />

Konfessionslose <strong>in</strong> unserem Land schon an die Zwei-Millionen-<br />

Grenze kratzen. Kann denn e<strong>in</strong> „Ungläubiger“ überhaupt spirituell<br />

se<strong>in</strong>, konkret: an etwas „Höheres“ denken?<br />

Braucht es religiösen L<strong>in</strong>k, um Spiritualität leben zu können?<br />

Oder umgekehrt: Muss ich denn unbed<strong>in</strong>gt spirituell se<strong>in</strong>, um an<br />

etwas „über mir“ glauben zu können, noch schärfer: um Teil e<strong>in</strong>er<br />

Glaubensgeme<strong>in</strong>schaft zu se<strong>in</strong>?<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>er der größten Theologen unserer Zeit, der <strong>in</strong> Deutschland 1933<br />

geborene und durch se<strong>in</strong>e universitäre Lehrtätigkeit <strong>in</strong> Innsbruck<br />

eng mit Österreich verwobene Jesuit Karl Rahner, hat uns se<strong>in</strong>e<br />

<strong>Leben</strong>serfahrung h<strong>in</strong>terlassen, dass jeder Mensch im <strong>Leben</strong> Gott<br />

erfahren kann. Er fügt jedoch für uns getaufte Christen h<strong>in</strong>zu:<br />

„Der Christ der Zukunft wird e<strong>in</strong> Mystiker se<strong>in</strong> … oder er wird nicht<br />

mehr se<strong>in</strong>!“<br />

Acht Kurse<strong>in</strong>heiten<br />

Oktober 2<strong>02</strong>4 bis Juni 2<strong>02</strong>6<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.ordensgeme<strong>in</strong>schaften.at/glauben_leben_2<strong>02</strong>4<br />

Spiritualität und Gotteserfahrung gehören jedoch nicht exklusiv<br />

zur DNA e<strong>in</strong>es Christen, sowohl <strong>in</strong> westlichen als auch östlichen<br />

Religionen. Spiritualität gebärdet sich nicht laut, sondern wächst <strong>in</strong><br />

der stillen Schönheit des materiellen und immateriellen <strong>Leben</strong>s.<br />

Die essentielle Voraussetzung e<strong>in</strong>er glaubhaften Spiritualität –<br />

ob abseits oder <strong>in</strong> enger Verbundenheit mit e<strong>in</strong>er Religion gelebt –<br />

ist die nicht von lauten Alltagströmungen „aufgezwungene“<br />

menschliche Freiheit, die sich im bewussten Loslassen des <strong>Leben</strong>s<br />

für etwas Größeres äußert: für das Zusammenwachsen von<br />

gefühlter Körperlichkeit und der unsichtbaren Welt des Geistes.<br />

Zum Weiterdenken: Der <strong>in</strong>dianisch-amerikanische Theologe<br />

V<strong>in</strong>e Deloria antwortete auf die Frage nach der Begrifflichkeit von<br />

Religion und Spiritualität: „Religion ist für Menschen, die Angst<br />

vor der Hölle haben. Spiritualität ist für Menschen, die durch die<br />

Hölle gegangen s<strong>in</strong>d.“ Me<strong>in</strong>e persönliche Annäherung an diesen<br />

Gedanken: Ist jemand von uns schon e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen erwachsenen<br />

Menschen begegnet, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em <strong>Leben</strong> noch niemals durch<br />

Flammen gegangen ist?<br />

Sie haben Führungsverantwortung, wollen die<br />

spirituellen Quellen für Ihre beruflichen Aufgaben<br />

erschließen und daraus Kraft schöpfen?<br />

führen<br />

und<br />

leben<br />

Christliche Führungskultur<br />

aus der Tradition der Orden<br />

Vier Module an vier spirituellen Orten<br />

November 2<strong>02</strong>4 bis Juni 2<strong>02</strong>5<br />

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Fotos: Retschitzegger Walter; Privat<br />

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BEI DEM MAN DIE MÖGLICHKEIT<br />

HAT, VON DREI MONATEN<br />

BIS ZU EINEM JAHR IM KLOSTER<br />

MITZULEBEN, MITZUBETEN UND<br />

MITZUARBEITEN.<br />

ABT REINHOLD DESSL<br />

ständnis für andere Menschen hat, dass man nicht verurteilt.<br />

Dadurch kann viel Frieden entstehen, es kommen kaum Konflikte<br />

zu Tage, was für die Familie auch sehr heilend ist.“<br />

Glaube und Spiritualität<br />

Podechtl ist auf se<strong>in</strong>e ganz <strong>in</strong>dividuelle Art und Weise e<strong>in</strong><br />

spiritueller Mensch. Wenn man se<strong>in</strong> Tun der Def<strong>in</strong>ition von<br />

Spiritualität im Onl<strong>in</strong>e-Lexikon Wikipedia gegenüberstellt, hat<br />

er „<strong>in</strong> der H<strong>in</strong>wendung zu e<strong>in</strong>er transzendenten Wirklichkeit<br />

höchstpersönliche Erfahrungen gemacht, die direkte Auswirkungen<br />

auf se<strong>in</strong>e <strong>Leben</strong>sführung und se<strong>in</strong>e ethischen Vorstellungen<br />

haben“. Man kann ihn aber auch als gläubigen Menschen<br />

bezeichnen.<br />

Die Begriffe Glaube und Spiritualität s<strong>in</strong>d eng mite<strong>in</strong>ander verbunden,<br />

dennoch gibt es auch Unterschiede. Glaube bezieht<br />

sich auf festgelegte Überzeugungen oder religiöse Dogmen, die<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Religion vorgegeben s<strong>in</strong>d. Sie s<strong>in</strong>d an e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Gottheit gebunden, an deren Lehren, an heilige<br />

Schriften und an Rituale, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft geteilt<br />

werden. Spiritualität kann auch außerhalb organisierter<br />

Religionen ihren Platz haben und beschreibt generell eher<br />

die <strong>in</strong>dividuelle Suche nach e<strong>in</strong>er tieferen Verb<strong>in</strong>dung und<br />

Bedeutung im <strong>Leben</strong>.<br />

X an Y<br />

Beten ist reden wie<br />

mit e<strong>in</strong>em Freund,<br />

me<strong>in</strong>t die Hl. Theresia von Avila. Gegen e<strong>in</strong> allzu<br />

formelhaftes Verständnis von Gebet setzte sie<br />

e<strong>in</strong> Bild von guter freundschaftlicher Beziehung.<br />

Beten ist ke<strong>in</strong> Tauschhandel; es geht nicht um<br />

e<strong>in</strong>e Leistung und nicht bloß um Ehrerbietung.<br />

Im christlichen S<strong>in</strong>n heißt Beten, sich auf Gott <strong>in</strong><br />

Jesus Christus durch den Hl. Geist h<strong>in</strong> ausrichten und<br />

eben wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gespräch e<strong>in</strong>treten: mich und me<strong>in</strong>e<br />

Welt im Angesicht Gottes zur Sprache br<strong>in</strong>gen und<br />

h<strong>in</strong>hören auf Gottes Wort. Und das kann aus den<br />

eigenen <strong>in</strong>neren Tiefen ebenso kommen wie aus der<br />

Bibel. Beten ist e<strong>in</strong> Sich-H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vertrauensvolle<br />

Beziehung. Nicht jeder Gebetswunsch erfüllt<br />

sich, aber jedes Beten kann und soll die Beziehung zu<br />

Gott vertiefen und das Vertrauen stärken – und dazu<br />

führen, dass wir mehr Frieden und Liebe <strong>in</strong> die Welt<br />

br<strong>in</strong>gen.<br />

In den traditionellen Geschlechterklischees ist das<br />

„typisch weiblich“: beziehungsorientiert und<br />

emotional aufgeladen. Und im Klischee reden die<br />

Freund<strong>in</strong>nen viel mite<strong>in</strong>ander, während die Freunde<br />

wortkarg auf e<strong>in</strong> Bier gehen. Was heißt dann „reden<br />

wie mit e<strong>in</strong>em Freund“ für e<strong>in</strong>en Mann, der beten will?<br />

Ich denke, es kommt beim Beten mehr auf die<br />

Freundschaft an als aufs Reden. Wenn beten Ausdruck<br />

und Stärkung der Beziehung zu Gott bedeutet, dann<br />

sagt me<strong>in</strong>e Art zu beten etwas über me<strong>in</strong> Verhältnis<br />

zu Gott aus. Und vielleicht ist das bei uns allen mal<br />

mehr formal und mal mehr <strong>in</strong>nerlich tief gespürt,<br />

mal wortlos zufrieden und mal s<strong>in</strong>d alle Worte nicht<br />

genug. Und zudem ist das konkrete Tun von Gutem<br />

vielleicht das wichtigste Gebet – für Männer wie für<br />

Frauen.<br />

PS: Für Männer und Frauen muss Gott dabei nicht<br />

immer ER se<strong>in</strong>, sondern kann auch Mutter, Freund<strong>in</strong>,<br />

Gefährt<strong>in</strong> … oder Geistkraft, <strong>in</strong>nere Energie, <strong>Leben</strong>satem<br />

… se<strong>in</strong>. Beten als Beziehungsgeschehen ist viel<br />

bunter als alle Klischees und Formeln.<br />

Veronika Prüller-Jagenteufel<br />

ist Theolog<strong>in</strong> und Seelsorger<strong>in</strong>.<br />

Sie arbeitet als Geistliche Assistent<strong>in</strong><br />

der Caritas der Diözese St. Pölten.<br />

> weiter auf Seite 8<br />

6 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>4<br />

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