unabhängig #17 Wagnersche
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Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
Wagner’sche<br />
Altstadt<br />
Innsbruck<br />
Bücher Stierle<br />
Salzburg<br />
Stierle Kelten-<br />
Buchhandlung<br />
Hallein<br />
Leporello die<br />
Buchhandlung<br />
Wien<br />
Stöger —<br />
Leporello die<br />
Buchhandlung<br />
Wien<br />
Das Magazin unserer <strong>unabhängig</strong>en Buchhandlungen — 03.2024<br />
#<br />
<strong>unabhängig</strong><br />
No. 17
#Vorwort<br />
Inhalt<br />
2024 ist ein besonderes Jahr<br />
für uns, heuer feiert die<br />
Wagner’sche ihren 385-jährigen<br />
Geburtstag. Natürlich<br />
werden wir das feiern und<br />
unsere Kund*innen das<br />
ganze Jahr mit tollen Veranstaltungen<br />
und Serviceleistungen<br />
mitnehmen, und<br />
das nicht nur in Innsbruck,<br />
sondern auch in unseren<br />
Standorten in Wien, Salzburg<br />
und Hallein. Es wird<br />
wieder viele Verbesserungen<br />
geben, eine wesentliche<br />
Neuerung wird eine deutlich<br />
größere Kinder- und Jugendbuchabteilung<br />
in Wien bei<br />
Leporello und in Innsbruck<br />
in der Wagner’schen sein.<br />
In Innsbruck können wir ab<br />
dann stolz die größte ihrer<br />
Art im Westen Österreichs<br />
präsentieren. Andere Buchhandlungen<br />
verkleinern ihre<br />
Buchbereiche, wir bauen<br />
sie weiter aus! Tatkräftig<br />
unterstützt werden wir hier<br />
von unserer neuen Leiterin<br />
der Wagner’schen, Helena<br />
Töchterle, die mit November<br />
2023 das Ruder in der<br />
Wagner’schen übernommen<br />
hat. Wir freuen uns sehr über<br />
diese Lösung und wünschen<br />
ihr viel Erfolg und Freude!<br />
4 Neues aus den<br />
Buchhandlungen<br />
Was ist los in Wien, Salzburg und Innsbruck<br />
12 Irische Nacht<br />
Lesung mit Ellen Dunne und irischer Musik bei Stierle<br />
14 Prosafestival<br />
Luca Mael Milsch eröffnet das 22. Innsbrucker Prosafestival<br />
18 Uhrmacher<br />
Zeit für Michael Hausenblas bei Leporello<br />
20 Alex Capus<br />
Unser Lieblingsschweizer erzählt vom Haus am Sonnenhang<br />
22 Karl-Markus Gauß<br />
Wird 70. Und wir feiern!<br />
24 Georg Friedrich Haas<br />
Der Komponist erzählt über seine Kindheit<br />
26 Armin Thurnher<br />
Beehrt uns im Rahmen des Journalismusfestes<br />
28 Weißes Gold<br />
Wilma Pfeiffer und Walter Stelzle in der Kelten Buchhandlung Hallein<br />
32 Gertraud Klemm<br />
Ist bei den 46. Innsbrucker Wochenendgesprächen dabei<br />
34 John Wray<br />
Schreibt über laute Musik und drei Außenseiter<br />
36 Michael Lentz – W:ORTE<br />
Der große Lyriker zu Gast in der Wagner’schen<br />
40 Dialekt im Vormarsch<br />
Eva Maria Gintsberg präsentiert ihren Lyrikband<br />
Impressum<br />
Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:<br />
Wagner’sche Universitätsbuchhandlung, Medici Buchhandels GmbH,<br />
Museumstraße 4, 6020 Innsbruck<br />
info@wagnersche.at, robert.renk@wagnersche.at — www.wagnersche.at<br />
Redaktion: Robert Renk<br />
Texte: div. (Copyright bei den Autor*innen)<br />
Grafische Ausstattung: himmel, Studio für Design und Kommunikation<br />
Fotografie: © der Abbildungen bei den einzelnen Rechteinhaber*innen<br />
Titelbild: Karl-Markus Gauß fotografiert von © Thomas Schrott<br />
Korrekturen: Angelika Moser (www.korrekterweise.at)<br />
Druck: Alpina Druck GmbH, Innsbruck<br />
Fehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten. © 3.2024<br />
2 Wagner’sche.<br />
Markus Renk & Markus Hatzer<br />
42 Mit Kafka im Taxi<br />
Hans Platzgumer, Carmen Gratl, Florian Bramböck & Robert Sölkner<br />
50 Mit den<br />
besten Empfehlungen<br />
52 3×7 Best<br />
aber Seller
Unabhängig – ein Blick<br />
hinter unsere Kulissen<br />
Von Helena Töchterle und Robert Renk<br />
Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
Der Fokus unserer Traditionsbuchhandlung<br />
liegt seit langer Zeit auf Individualität und<br />
Unabhängigkeit. Diese beiden Schlagwörter<br />
klingen banal und nichtssagend. Für uns<br />
sind sie das aber nicht. Mit diesem Blick<br />
hinter unsere Kulissen wollen wir Ihnen<br />
einen Einblick geben, was den Geist der<br />
Wagner’schen ausmacht, und nein, hier<br />
ist nicht die Rede von Michael Wagner,<br />
dem man nachgesagt hat, er würde bei uns<br />
herumspuken.<br />
Wussten Sie zum Beispiel, dass fast alle<br />
unserer Buchhändler*innen in unseren 6<br />
Buchhandlungen Verantwortung über eigene<br />
Warengruppen tragen und diese auch<br />
selbst bestücken und kuratieren? So finden<br />
sich in den einzelnen Abteilungen nicht nur<br />
Bestseller, die es ohnehin in jeder Buch-<br />
handlung gibt, sondern auch ganz persönliche<br />
Favoriten unserer Mitarbeiter*innen –<br />
Geheimtipps sozusagen.<br />
Individualität verleiht einer Buchhandlung<br />
Charakter, finden wir. Deshalb<br />
setzen wir unseren Fokus auf Themengebiete,<br />
die auch wir selbst lieben. So unterschiedlich<br />
wie wir selbst ist auch unser<br />
Buchangebot – und das ist etwas, auf das<br />
wir sehr stolz sind.<br />
Lyrik und Essays – ein Buch<br />
hat Bildungsauftrag<br />
Wir verstehen uns als Unternehmen,<br />
das den Menschen mehr bietet als reine<br />
Unterhaltung. Wir verkaufen Bücher. Und<br />
Bücher haben seit jeher das Ziel, dass sie<br />
begeistern und neue Horizonte eröffnen<br />
sollen. Natürlich gibt es viele Romane,<br />
die genau diesen Zweck ebenfalls erfüllen.<br />
Dennoch ist es uns wichtig, stets<br />
aufmerksam zu machen auf drängende<br />
gesellschaftliche Fragen, die sich laufend<br />
neu stellen. Deshalb befindet sich im Erdgeschoss<br />
die wohl größte Lyrik- und Essayabteilung<br />
Tirols. Sowohl in Prosa als auch<br />
in Poesieform finden sich hier Texte von<br />
verschiedensten Autor*innen, bekannten<br />
und Newcomer*innen. Eine Einladung zum<br />
Stöbern, zum Versinken in einem Buch und<br />
damit verbunden zu den Gedanken von<br />
jemand anderem, die man als Inspiration<br />
für die Weiterentwicklung seines eigenen<br />
Horizontes verinnerlichen kann.<br />
Bücher seit 1639<br />
Japanische Mangas –<br />
mit der Zeit gehen<br />
„Jugendliche wollen nicht mehr lesen“ –<br />
diesen Satz hat wohl jede und jeder schon<br />
einmal gehört oder vielleicht selbst schon<br />
gesagt. Jugendliche haben die Angewohnheit,<br />
Trends zu folgen. Und vielleicht –<br />
oder eigentlich ziemlich sicher, finden wir –<br />
müssen wir uns auch den Anforderungen<br />
der Jugendlichen anpassen und nicht nur<br />
umgekehrt. Denn wer einmal mit dem<br />
Lesen – in welcher Form auch immer –<br />
begonnen hat, hört nicht mehr so schnell<br />
damit auf. Zumindest sagen das unsere<br />
Erfahrungswerte, wenn wir auf die eigene<br />
„Lesekarriere“ zurückblicken.<br />
Mangas sind japanische Comics, die<br />
von hinten nach vorne gelesen werden.<br />
Da muss man sich manchmal schon etwas<br />
5<br />
anstrengen und konzentrieren, um mitzukommen.<br />
Japan liegt aktuell voll im Trend.<br />
Das macht sich sowohl bei der Nachfrage<br />
an Japanisch-Kursen bemerkbar als<br />
auch eben bei den beliebten Mangas. Um<br />
Jugendliche „anzulocken“ und damit auch<br />
zum Lesen zu bringen, haben wir ein großes<br />
Angebot an Mangas, das stets um neue<br />
Reihen erweitert wird. Die Bild-Text-<br />
Verknüpfung in Verbindung mit spannenden<br />
Geschichten eignet sich sehr gut als<br />
Leseeinstieg nicht nur für Kinder, sondern<br />
auch für Erwachsene.<br />
Kunst – ein Herzens anliegen<br />
Wer schon einmal in unserer Kunst- und<br />
Architekturabteilung gestöbert hat, wird<br />
festgestellt haben, dass sich dort besondere<br />
Schmuckstücke finden lassen. Seit Jahren<br />
setzen wir hier einen besonderen Fokus,<br />
weil wir es auch selbst lieben, diese schönen<br />
Bücher anzusehen und in den dargestellten<br />
Welten zu versinken. Wir wollen sowohl<br />
klassische als auch moderne Kunst anbieten,<br />
und ein besonderes Anliegen ist es<br />
uns, auch die Werke von lokalen Künstler*innen<br />
aufliegen zu haben. So manche<br />
Kolleg*innen können auch zu Hause<br />
eine nicht unbeträchtliche Sammlung an<br />
Bildbänden aus unserer Kunst-Abteilung<br />
vorweisen.<br />
So fühlen wir uns wohl: umgeben von<br />
schönen Büchern, die uns abtauchen lassen<br />
in Gedanken und Projekte, die uns inspirieren<br />
und uns nachdenklich werden<br />
lassen, die uns etwas lehren und die uns<br />
unterhalten, kurz, die uns in unserem <strong>unabhängig</strong>en<br />
Geist bestärken.
Buchtipp:<br />
Hannes Wirlinger,<br />
Ulrike Möltgen:<br />
Die Fürstin<br />
der Raben<br />
Verlag Jacoby &<br />
Stuart, 272 S., € 18,50<br />
Buchtipp:<br />
Cornelia Lindner,<br />
Verena Tschemernjak:<br />
Von Ja bis Nein<br />
darf alles sein.<br />
Ich entscheide!<br />
Achse Verlag,<br />
20 S., € 16,30<br />
Leporello<br />
Wien<br />
Literatur – unsere<br />
Visitenkarte auch in<br />
Salzburg & Wien<br />
Auch in unseren Partnerbuchhandlungen<br />
in Salzburg und Wien wird auf individuelle<br />
Schwerpunkte gesetzt. Traditionelles und<br />
Neues stehen harmonisch nebeneinander.<br />
Wie in der Traditionsbuchhandlung Leporello<br />
nahe dem Stephansdom, die seit jeher<br />
ein Aushängeschild für neue österreichische<br />
Literatur und dem Krimi sehr zugetan ist.<br />
In der Buchhandlung, in der sich Alex Beer,<br />
Robert Menasse und Michael Niavarani die<br />
Klinke in die Hand geben, sind es zurzeit<br />
viel jüngere Hände, die dort die Türe öffnen<br />
und die Buchhandlung stürmen: Es ist das<br />
Lesepublikum der Zukunft.<br />
Die Kinderbücherwürmer Christina und<br />
Dagmar empfehlen dort mit großer Leidenschaft<br />
Lesestoff für die Kleinen. Und am<br />
allerliebsten vermitteln sie diese in direktem<br />
Kontakt bei Kinderveranstaltungen.<br />
Deshalb gibt es im Leporellino kunterbunt<br />
besonders schöne Bücher. Und jede<br />
Woche am Dienstag gibt es auch eine<br />
Vorlesestunde im „Lesebaumhaus“ auf der<br />
Galerie. Kindergruppen können sich gerne<br />
anmelden unter: service@leporello.at.<br />
Wenn sich bei den Kindern die Aufregung<br />
dann etwas gelegt hat, wird noch<br />
Spannendes zum Thema Buch(-Handel)<br />
erzählt und dann dürfen die kleinen Besucher*innen<br />
natürlich noch nach Herzenslust<br />
schmökern. Dementsprechend haben<br />
unsere Kolleg*innen von Leporello auch<br />
ein paar spezielle Tipps. Christina aus dem<br />
Leporellino kunterbunt hat zum Beispiel<br />
vor Freude gekreischt: „Endlich wieder ein<br />
Wirlinger.“<br />
Dagmar freut sich dagegen, dass der<br />
Achse Verlag am Pappbilderbuchsektor<br />
ein weiteres Buch herausgeben wird – der<br />
Verlag legt besonders großen Wert auf<br />
Diversität und Inklusion, und zwar schon<br />
für ganz junge Kinder.<br />
Klein und Groß sind auch gerne zu Gast<br />
in unserer Buchhandlung Stöger-Leporello,<br />
die seit vielen Jahren der bekannteste Nahversorger<br />
in Sachen Buch im 19. Bezirk ist.<br />
Wir erinnern uns noch gerne an das Interview<br />
mit Erika Pluhar im letzten Heft!<br />
Was besonders erfreulich ist: Der Anteil<br />
der Literatur ist bei Stöger-Leporello in den<br />
letzten Jahren stetig gestiegen. Es kann also<br />
stolz verkündet werden: Ja, die Menschen<br />
lesen noch! Ina Cassik und ihr Team –<br />
Barbara, Hedwig und Melanie – sind unermüdlich<br />
dabei, für ihre Kund*innen die<br />
6<br />
Wagner’sche.<br />
Perlen aus dem Meer der Neuerscheinungen<br />
zu fischen und sie bei der Wahl ihres Lesestoffs<br />
kompetent und engagiert zu beraten.<br />
Nichts erfreut das Buchhändlerinnenherz<br />
dabei mehr, als Leser*innen für Bücher zu<br />
begeistern, die abseits der Bestsellerlisten zu<br />
finden sind oder von (noch) unbekannten<br />
Autor*innen stammen.<br />
Debüt aus Osteuropa<br />
Unter den Frühjahrs-Neuerscheinungen ist<br />
man bei Stöger-Leporello schon auf einige<br />
Schätze gestoßen: Julia Josts fulminanter<br />
Anti-Heimatroman Wo der spitzeste Zahn<br />
der Karawanken in den Himmel hinauf<br />
fletscht (Suhrkamp) hält alles, was der großartige<br />
Titel verspricht: Ein sprachliches und<br />
inhaltliches Feuerwerk, an dem man<br />
in diesem Bücherfrühling nicht vorbeikommen<br />
wird. Eine kleine Sensation ist<br />
auch das Debüt von Leo Vardiashvili.<br />
Der Autor ist als Kind aus Georgien<br />
nach England emigriert und hat mit Vor<br />
einem großen Walde (Claassen) mit großer<br />
Leichtigkeit eine ebenso tragische wie<br />
fantastische Familiengeschichte vor dem<br />
Hintergrund eines vergessenen Teils Osteuropas<br />
geschrieben. Ein Buch, das unter<br />
die Haut geht. Ein weiteres Lieblingsbuch,<br />
welches das Stöger- Leporello-Team mit<br />
seiner großen literarischen Qualität begeistert<br />
hat, ist Lichtungen (Klett-Cotta) von<br />
Iris Wolff, eine große Freundschafts- und<br />
Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der<br />
Geschichte Rumäniens.<br />
Stöger–<br />
Leporello<br />
Wien<br />
Buchtipp:<br />
Julia Jost:<br />
Wo der spitzeste Zahn der<br />
Karawanken in den Himmel<br />
hinauf fletscht<br />
Suhrkamp,<br />
231 S., € 25,50<br />
Buchtipp:<br />
Leo Vardiashvili:<br />
Vor einem großen Walde<br />
Claasen Verlag,<br />
464 S., € 25,70
Bücher<br />
Stierle<br />
Salzburg<br />
Buchtipp:<br />
Edith Löhle:<br />
Bible Bad Ass<br />
Leykam,<br />
256 S., € 24,50<br />
Abseits des verlegerischen Mainstreams<br />
positioniert sich auch unsere Partnerbuchhandlung<br />
Stierle in Salzburg – nahe am<br />
Dom. Dem Salzburger Buchhändlerinnen-<br />
Team ist es eine Herzensangelegenheit,<br />
Bücher von Autor*innen aus <strong>unabhängig</strong>en<br />
Verlagen zu präsentieren. Der sogenannte<br />
Indiebookday wird dementsprechend groß<br />
gefeiert und in den Regalen finden sich<br />
überdurchschnittlich viele Bücher aus kleinen<br />
Independence-Verlagen.<br />
Eine kuratierte Auswahl freut sich, von<br />
Ihnen dort entdeckt zu werden!<br />
Carmen Schwarz & ihr Team haben auch<br />
wunderbare Empfehlungen, zum Beispiel:<br />
Bible Bad Ass: So hat man die Kirchengeschichte<br />
noch nicht gelesen! Endlich kommen<br />
die Frauen zu Wort!<br />
Oder Die Rassistin: Eine schwarze<br />
Komödie um rassistische Strukturen und<br />
moralische Eiertänze. Eine Satire für alle!<br />
Circa 15 Kilometer weiter Richtung Süden<br />
findet sich ein Kleinod, das seit vielen<br />
Jahren Bewohner*innen und Schulen der<br />
Region Tennengau mit Büchern versorgt.<br />
Selbst Hochwasser kann das Team<br />
von Hans Hamedinger in unserer Buchhandlung<br />
Stierle-Kelten in Hallein nicht<br />
davon abhalten, ihre Kundschaft mit Lesestoff<br />
und Veranstaltungen zu bereichern.<br />
Auch hier wird regelmäßig Programm<br />
für Kinder aus der gesamten Region geboten.<br />
Und auch hier steht die Literatur<br />
ganz oben – hie und da kommt auch ein<br />
großartiger Autor vorbei, um sich mal beraten<br />
zu lassen. Wie zum Beispiel der aktuelle<br />
Rauriser-Preis-Träger Matthias Gruber.<br />
Hans Hamedinger rezensiert den<br />
Roman Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art<br />
von Gruber kurz so:<br />
„Keine Aussicht, auch wenn du den<br />
Gipfel der Müllhalde erklommen hast.<br />
Denn der Müll in deinem Kopf versperrt<br />
dir die Sicht. Trostlos das Leben auf einem<br />
Hitzeplaneten, der einerseits von Hardware-<br />
Müll dominiert wird, und andererseits,<br />
noch desaströser, von der ‚sauberen‘ digitalen<br />
Ebene, die die Gehirne auf illusorische<br />
Tunnelblicke trimmt.<br />
Zwei Generationen, Mutter und Tochter,<br />
in der selbst angezogenen Zwangsjacke.<br />
Ohne Ausweg? Du hast keine Chance,<br />
also nutze sie. Der junge Salzburger Autor<br />
Matthias Gruber zeigt uns den einzigen<br />
Weg: fantasiegeleitetes Schweifen statt<br />
digitales Starren.<br />
Damit tritt er in die Fußstapfen des<br />
großen dystopischen Autors James Graham<br />
Ballard, der schon 1965 (!) mit dem Roman<br />
Die Dürre äußere Verwüstungen als Spiegel<br />
der inneren geschildert hat.<br />
Danke, Matthias Gruber, für dieses<br />
Werk des Trostes in der Trostlosigkeit.“<br />
Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art ist<br />
im Jung und Jung Verlag erschienen.<br />
Darüber hinaus hat sich das Team<br />
um Hans Hamedinger einen besonderen<br />
Ruf erarbeitet, wenn es um sogenannte<br />
Regionalia geht.<br />
So wird auch wieder ein wichtiger<br />
Regionaltitel in der Buchhandlung<br />
präsentiert. Dafür dürfen wir Sie auf<br />
Seite 28 bitten.<br />
Stierle<br />
Kelten- Buchhandlung<br />
Hallein<br />
Buchtipp:<br />
Matthias Gruber:<br />
Die Einsamkeit der<br />
Ersten ihrer Art<br />
Jung und Jung Verlag,<br />
304 S., € 23,80<br />
Buchtipp:<br />
Jana Scheerer:<br />
Die Rassistin<br />
Schöffling,<br />
224 S., € 22,70<br />
8 9<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639
Alle Veranstaltungen<br />
im Überblick<br />
März bis September 2024<br />
März<br />
Sa 16.03.24<br />
Di 19.03.24<br />
Fr 22.03.24<br />
Sa 23.03.24<br />
April<br />
Sa 06.04 24<br />
Sa 06.04 24<br />
Do 11.04.24<br />
Fr 12.04.24<br />
Do 18.04.24<br />
„Guinness & Crime“:<br />
Lesung Ellen Dunne<br />
Musik: Declan Rynne<br />
18:00 Uhr, Stierle<br />
Eintritt: € 8,00<br />
Vorlesedienstag<br />
für Kinder*<br />
Kinderlesungen mit Sarah<br />
14:30 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: frei<br />
40 Orte – Erika Wimmer<br />
15:00 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: frei<br />
Kinderbuch-Lesung<br />
mit Schauspielstudenten**<br />
Lesung<br />
Felicitas Prokopetz<br />
18:00 Uhr, Stierle<br />
Eintritt: € 8,00<br />
Lesung<br />
Michael Hausenblas<br />
18:30 Uhr, Leporello<br />
Eintritt: € 8,00<br />
Prosafestival:<br />
Dana Grigorcea, Irene<br />
Diwiak, Volha Hapeyeva,<br />
Maria Muhar<br />
20:00 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: frei<br />
Lesung Alex Capus<br />
19:30 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00<br />
Fr 26.04.24<br />
Fr 26.04.24<br />
Fr 26.04.24<br />
So 28.04 24<br />
Fr 29.04.24<br />
Mai<br />
Fr 03.05.24<br />
Sa 04.05.24<br />
Sa 04.05.24<br />
Wagner’sche, Wagner’sche Altstadt Bücher Stierle Stierle Kelten-Buchhandlung,<br />
Leporello die Buchhandlung, Stöger – Leporello die Buchhandlung<br />
Fest für Karl-Markus<br />
Gauß, u. a. mit<br />
Katja Lange-Müller<br />
& José Oliver<br />
19:30 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: frei<br />
Kinderlesung<br />
Bettina Kleinszig<br />
15:00 Uhr, Leporello<br />
Eintritt: frei<br />
Kinderlesungen mit Sarah<br />
14:30 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: frei<br />
Veganer Stammtisch<br />
zu Gast<br />
17:00 Uhr, Stierle<br />
Eintritt: frei<br />
Lesung<br />
Georg Friedrich Haas<br />
19:30 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: frei<br />
Lesung Lisa-Viktoria<br />
Niederberger: Helle<br />
Sterne, dunkle Nacht<br />
15:00 Uhr, Stierle<br />
Eintritt: frei<br />
Lesung Lisa-Viktoria<br />
Niederberger: Helle<br />
Sterne, dunkle Nacht<br />
10:00 Uhr, Kelten<br />
Eintritt: frei<br />
Lesung Armin Thurnher<br />
19:00 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: frei<br />
Mi 15.05.24<br />
Fr 24.05.24<br />
Fr 24.05.24<br />
Juni<br />
Fr 07.06.24<br />
Mo 17.06.24<br />
Do 27.06.24<br />
September<br />
Mi 18.09.24<br />
Fr 20.09.24<br />
Alfred Noll und<br />
Georg Hauptfeld<br />
18:30 Uhr, Leporello<br />
Eintritt: € 8,00<br />
Kinderlesungen mit Sarah<br />
14:30 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: frei<br />
Lesung John Wray<br />
19:30 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00<br />
Salih Jamal,<br />
Das perfekte Grau<br />
19:00 Uhr, Stierle<br />
Eintritt: € 7,00<br />
Lesung<br />
Eva Maria Gintsberg<br />
19:30 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00<br />
Lesung Hans Platzgumer<br />
Musik: Sölkner/Bramböck<br />
19:30 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00<br />
Lesung Rudi Anschober<br />
19:30 Uhr, Wagner’sche<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00<br />
Lesung<br />
Marie-Theres Arnbom<br />
18:30 Uhr, Stöger<br />
(Bezirksmuseum Döbling<br />
in der Villa Wertheimstein,<br />
Döblinger Hauptstraße 96,<br />
1190 Wien)<br />
Eintritt: frei<br />
* Jeden Dienstag: 9:00 Uhr, Leporello (Voranmeldung), Eintritt: frei<br />
** Jeden 1. Samstag im Monat: ab 10:00 Uhr, Kelten, Eintritt: frei<br />
Bücher seit 1639<br />
Anna Mahler – Bildhauerin,<br />
Musikerin, Kosmopolitin<br />
Helene Töchterle über die vielseitige<br />
Künstlerin, die Gabriele Reiterer<br />
in ihrem neuen Buch porträtiert.<br />
Anna Mahler war eine beeindruckende<br />
Persönlichkeit, die allerdings heute beinahe<br />
in Vergessenheit geraten ist. Die viel seitig<br />
begabte und interessierte Tochter von<br />
Gustav und Alma Mahler war Bildhauerin<br />
– ihr Werk ist von ihrem berühmten Vater<br />
und ihrer übermächtigen Mutter geprägt.<br />
Anna Mahler war aber auch eine Reisende.<br />
Ihr Studium der Malerei verbrachte<br />
sie in Paris und Rom, reiste im weiteren<br />
Verlauf ihres Lebens auch nach Venedig,<br />
London, Los Angeles und Spoleto.<br />
Allerdings war es Wien, wo sie in den<br />
1930er Jahren ihr Atelier begründete, das<br />
im Laufe der Jahre zu einem Ort der Begegnung<br />
für Kunstschaffende, Literaten<br />
und Komponisten wurde.<br />
Gabriele Reiterer erzählt in der<br />
Biografie Anna Mahler – Bildhauerin,<br />
Musikerin, Kosmopolitin, die in der Reihe<br />
Reihenweise kluge Frauen im Molden-Verlag<br />
erschienen ist, vom Leben dieser außergewöhnlichen<br />
Frau. Es beleuchtet ihre<br />
Familiengeschichte, entzaubert auch etwas<br />
ihre starken Eltern und spannt dabei einen<br />
Bogen über 100 Jahre Kunst- und Musikgeschichte.<br />
Wir freuen uns sehr, dass Gabriele<br />
Reiterer das Buch und die Persönlichkeit<br />
Anna Mahler bei uns im Rahmen von<br />
literarischen Vorträgen vorstellen wird.<br />
Und wir laden Sie ganz herzlich dazu ein,<br />
bei diesen inspirierenden Abenden dabei<br />
zu sein. Lassen Sie sich in die Welt einer<br />
Frau entführen, welche die Kulturszene<br />
maßgeblich geprägt hat und die dabei viele<br />
Grenzen gesprengt hat.<br />
11<br />
© Hertha Hurnaus<br />
Lesungen:<br />
Mit Gabriele Reiterer<br />
Do., 14. März 2024<br />
Stöger-Leporello –<br />
die Buchhandlung, Wien<br />
Eintritt: € 7,00<br />
Anmeldung:<br />
office@stoegerbuch.at<br />
oder Tel. 01/320 34 49<br />
Fr., 10. Mai 2024<br />
Wagner’sche Buchhandlung,<br />
Innsbruck<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card<br />
Anmeldung:<br />
veranstaltungen@wagnersche.at<br />
oder Tel. 0512/59505-0<br />
Buchtipp:<br />
Stöger–<br />
Leporello<br />
Wien<br />
Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
Gabriele Reiterer:<br />
Anna Mahler. Bildhauerin –<br />
Musikerin – Kosmopolitin<br />
Molden, 256 S., € 30,80
© Orla Connolly<br />
Zwischen Dublin<br />
und Salzburg<br />
Ellen Dunne präsentiert ihren neuen Krimi.<br />
Carmen Schwarz befragt sie dazu.<br />
Bücher<br />
Stierle<br />
Salzburg<br />
In Irland haben auch<br />
alle großen Social-<br />
Media-Plattformen<br />
ihre Hauptquartiere …<br />
Bücher seit 1639<br />
Carmen Schwarz: In deinem<br />
aktuellen Krimi Unfollow Stella geht<br />
es um eine der Schattenseiten von<br />
Social Media, nämlich die Arbeit<br />
von Content-Moderatoren. Das<br />
sind Menschen, die Inhalte über<br />
Hass, Gewalt und Desinformation<br />
ausfiltern, damit wir sie nicht sehen<br />
müssen. Wie bist du auf dieses<br />
Thema gestoßen?<br />
Ellen Dunne: Zu Beginn muss ich gleich zugeben:<br />
Ich bin viel und auch meistens gern<br />
in den sozialen Medien unterwegs. Aber ich<br />
interessiere mich auch für die gesellschaftlichen<br />
Auswirkungen dieses Konsums. In<br />
Irland haben auch alle großen Social-Media-Plattformen<br />
ihre Hauptquartiere, daher<br />
ist mir das Thema sehr nahe. Auslöser für<br />
meine Idee waren Zeitungsberichte über<br />
einen ehemaligen irischen Content-Moderator<br />
für Facebook, der das Unternehmen<br />
auf Schadenersatz klagt, weil er sich bei der<br />
Arbeit ein posttraumatisches Belastungssyndrom<br />
zugezogen hat. Da habe ich mir<br />
überlegt – welche Menschen üben so eine<br />
schwierige und oft auch nicht gut bezahlte<br />
Tätigkeit aus? Warum machen sie diese<br />
Arbeit, und was macht diese Arbeit mit<br />
ihnen? Damit war der Kern der Story da.<br />
Du lebst selbst seit vielen Jahren in<br />
Irland und hast dort auch die ersten<br />
Jahre für Google gearbeitet, konntest<br />
du für die Recherche auf eigene<br />
Erfahrungen zurückgreifen?<br />
Auf jeden Fall. Einerseits kenne ich die<br />
Mechanismen in diesen Unternehmen und<br />
wie man dort arbeitet und kommuniziert.<br />
Andererseits habe ich immer noch viele<br />
persönliche Kontakte zu Menschen, die<br />
weiterhin für die großen Internet-Unternehmen<br />
arbeiten. Durch regelmäßige<br />
private Unterhaltungen habe ich also immer<br />
noch ziemlich viele Einblicke, auch wenn<br />
ich selbst schon einige Jahre die Branche<br />
verlassen habe.<br />
13<br />
2023 hast du den Friedrich-<br />
Glauser-Preis gewonnen, einen der<br />
beiden wichtigsten Krimipreise für<br />
deutschsprachige Kriminalliteratur.<br />
Was hat sich seitdem für dich und<br />
dein Schreiben geändert?<br />
Der Preis war für mich ein besonderes<br />
Highlight, denn er wird vom SYNDIKAT<br />
deutschsprachiger Krimiautorinnen und<br />
-autoren verliehen. So eine Anerkennung<br />
durch eine Jury aus Kolleginnen und Kollegen<br />
ist für mich vor allem eine Motivation,<br />
weiterhin neue und möglichst gute Geschichten<br />
zu schreiben. An meiner Arbeit<br />
an sich hat sich nicht viel geändert, aber ich<br />
habe dadurch mehr Aufmerksamkeit für<br />
meine Bücher bekommen – und mehr Gelegenheiten<br />
für spannende Lesungen. Die<br />
genieße ich immer sehr!<br />
Nachdem die Lesung mit dir am<br />
Vorabend des St. Patrick’s Days<br />
stattfindet, sind wir natürlich<br />
neugierig, wie es zu diesem hohen<br />
Feiertag in Irland zugeht.<br />
Der St. Patrick’s Day ist ja insofern besonders,<br />
weil der irische Nationalfeiertag<br />
nicht nur in Irland, sondern in vielen<br />
Ländern auf der Erde gefeiert wird. In den<br />
USA sind die Feierlichkeiten oft sogar viel<br />
spektakulärer als in Irland. In Dublin gibt<br />
es am 17. März immer eine traditionelle<br />
Parade, die Innenstadt wird zur Fußgängerzone.<br />
Viele Menschen ziehen sich<br />
etwas Grünes an, setzen sich grüne Hüte<br />
oder Haarreifen auf, man schenkt einander<br />
Büschel von „irischem“ Klee – den<br />
sogenannten Shamrocks. Und natürlich<br />
sind die Pubs schon ab Mittag zum Brechen<br />
voll und eine Menge Guinness oder anderes<br />
Bier wird getrunken. Dazu isst man gerne<br />
Corned Beef oder Sodabrot, aber ein richtig<br />
typisches Feiertagsessen gibt es nicht.<br />
Du bist als gut vernetzte<br />
Krimiautorin auch viel unterwegs<br />
auf Lesereisen und auch ein<br />
fixer Bestandteil des Salzburger<br />
Krimifestes, was fehlt dir in Irland<br />
am meisten?<br />
Ach, so vieles. Vor allem Familie und<br />
Freunde, die ich hier noch habe. Aber<br />
auch das gemütliche Sitzen im Kaffeehaus<br />
oder einfach diese einmalige Aussicht<br />
auf Stadt und Festung vom Mönchsberg<br />
aus. Und dann noch die Bräuche in der<br />
Vorweihnachtszeit. Aber ich komme zum<br />
Glück mehrmals im Jahr zu Besuch und<br />
kann die Stadt genießen – fast wie eine<br />
Touristin!<br />
Ellen Dunne ist in Salzburg geboren, aber folgte<br />
ihrer Sehnsucht nach dem Meer – und lebt heute als<br />
Texterin und Schriftstellerin südlich von Dublin. Seit<br />
2017 lässt sie ihre deutsch-irische Kommissarin Patsy<br />
Logan ermitteln, zuletzt in Schwarze Seele und Harte<br />
Landung. Und das kann ganz schön erfrischend<br />
sein: Für die Recherche zu Boom Town Blues wagte<br />
Dunne sich nach 17 Jahren auf der Insel zum ersten<br />
Mal in die Irische See.<br />
Buchtipp:<br />
Ellen Dunne:<br />
Unfollow Stella<br />
Haymon, 312 S., € 14,75<br />
Lesung:<br />
Guinnesse & Crime<br />
Ellen Dunne liest aus<br />
Unfollow Stella<br />
Mit Livemusik von<br />
Declan Rynne<br />
Sa., 16. März 2024, 18:00 Uhr<br />
Buchhandlung Stierle, Salzburg<br />
Eintritt: € 8,00
© Ana Maria Sales Prado<br />
Luca Mael Milsch<br />
Ein Debüt auf vier Zeitebenen in unterschiedlichen Tonlagen.<br />
Die Autorin im Gespräch mit Sharon Dodua Otoo.<br />
Ich habe von Selah<br />
auch viel übers<br />
Aufhören gelernt,<br />
übers Loslassen.<br />
Und Weitermachen.<br />
Bücher seit 1639<br />
Sharon Dodua Otoo: Gratulation<br />
zum literarischen Debüt, Luca! Du<br />
hast es geschafft! Sieben Sekunden<br />
Luft erzählt feinfühlig, doch<br />
unerschrocken von einer Person<br />
namens Selah und der Beziehung zur<br />
eigenen Mutter. Ich war von einigen<br />
Szenen, besonders den Schilderungen<br />
vom alltäglichen Leben des Kindes<br />
einer Alleinerziehenden, sehr berührt.<br />
Am Anfang eines Schreibprozesses<br />
steht bei mir der überwältigende<br />
Impuls, mich schreibend mitzuteilen.<br />
Dabei richtet sich dieses Gefühl<br />
nicht unbedingt an konkrete<br />
Personen, sondern es ist etwas in<br />
mir, das einfach „raus muss“.<br />
Was waren bei dir die ersten<br />
Gefühle, Worte und/oder Sätze,<br />
die zum Anfang der Arbeit an<br />
Sieben Sekunden Luft gehörten?<br />
Luca Mael Milsch: Mir war es von Anfang<br />
an sehr wichtig, den Roman auf vier Zeitebenen<br />
zu erzählen, mit unterschiedlichen<br />
Stimmen der Hauptfigur Selah. Denn ich<br />
wollte eine Entwicklung nachzeichnen und<br />
mit ihr die unterschiedlichen Tonlagen,<br />
die ein Mensch im Laufe seines Lebens<br />
anschlagen kann. Für mich ging es darum,<br />
eine Sprache zu finden für die eigene Verortung<br />
in dieser Welt, und inwieweit man<br />
sich von den erlernten Glaubenssätzen und<br />
der Ordnung, in der wir alle aufgewachsen<br />
sind, lösen kann, um Platz zu schaffen für<br />
Neues. — Im Zentrum steht die Hauptfigur<br />
Selah und die Beziehung zur alleinerziehenden<br />
Mutter, die sehr ambivalent<br />
ist: Sie lieben einander, aber sie haben keine<br />
gemeinsame Sprache für die drückenden<br />
Erfahrungen, die sie in ihrem Alltag<br />
machen. Ich wollte diese ganz besondere,<br />
fest verankerte Nähe transportieren, die<br />
durch ein Außen, die Rollen, Zuständigkeiten,<br />
Verpflichtungen gestört wird. Es<br />
entlädt sich in diesem kleinen Raum der<br />
Zweierbeziehung, die dadurch von Distanz<br />
und einem schmerzhaften Miteinander<br />
geprägt ist – mit sehr weitreichenden Folgen<br />
für beide.<br />
15<br />
Ich glaube, dass ich meine<br />
Romanfiguren erst beim Schreiben<br />
richtig kennenlerne. Manchmal<br />
überraschen sie mich auch oder<br />
empören mich vielleicht sogar.<br />
Wie hat sich deine Beziehung zu<br />
Selah während des Schreibens<br />
entwickelt?<br />
Das geht mir ähnlich. Damit sich die<br />
Figur eigenständig entwickeln konnte,<br />
musste ich Selah im Schreibprozess<br />
irgendwann loslassen. — Vielleicht ist es<br />
vergleichbar mit sehr guten Freund*innen:<br />
Man kennt sich irgendwann in- und auswendig,<br />
man hat eine innige Bindung, in<br />
der alle Gefühle ihren Platz haben, man<br />
sich manchmal zurückzieht oder komplett<br />
voneinander abwendet. Man kann sie dann<br />
nur aus der Ferne begleiten und oft auch<br />
nicht helfen, wie man das gerne würde.<br />
— Es gibt ein Zitat von Ingeborg Bachmann:<br />
„Aufhören können, das ist nicht eine<br />
Schwäche, das ist eine Stärke.“ Und ich<br />
habe von Selah auch viel übers Aufhören<br />
gelernt, übers Loslassen. Und Weitermachen.<br />
Anders als viele Personen, die<br />
ihren ersten Roman veröffentlichen,<br />
bist du bereits in mehreren Rollen<br />
mit dem Literaturbetrieb bestens<br />
bekannt. Du hast eigene Literaturveranstaltungen<br />
kuratiert, du hast<br />
mehrere Bücher übersetzt, du hast<br />
in diversen Literaturzeitschriften<br />
veröffentlicht, an Podiumsgesprächen<br />
teilgenommen und du hast selbst<br />
zahlreiche Lesungen moderiert.<br />
Inwiefern haben die jahrelangen<br />
Erfahrungen, die du bereits sammeln<br />
konntest, dich auf deine neue Rolle<br />
als Romanautor*in vorbereitet?<br />
Ich habe sicherlich weniger Bühnenangst,<br />
das ganz bestimmt. Bei Moderationen<br />
bin ich die ganze Zeit dabei, zwischen<br />
Publikum und Gast zu vermitteln. Auch<br />
das Übersetzen ist eine Übertragungsarbeit,<br />
es geht darum, den richtigen Ton,<br />
den Rhythmus, eine Stimme für den bestehenden<br />
Text zu finden. Aber wenig<br />
kann einen auf diese Reise vorbereiten,<br />
selbst ein Buch zu schreiben und zu<br />
veröffentlichen: Es ist mit nichts, was ich<br />
bisher gemacht habe, zu vergleichen!<br />
Was steht als Nächstes für<br />
Luca Mael Milsch an?<br />
Vor allem freue ich mich jetzt darauf, mit<br />
dem Roman unterwegs zu sein und auf<br />
Lesungen mit dem Publikum in Austausch<br />
zu kommen. Ich habe so viel Zeit allein mit<br />
Selah verbracht, jetzt bin ich gespannt, wie<br />
die Geschichte zu anderen spricht. Eine<br />
Übersetzung und neue Texte sind auch<br />
schon in Arbeit.<br />
Danke für das Gespräch!<br />
Luca Mael Milsch ist freie*r Übersetzer*in,<br />
Moderator*in und Autor*in. Nach dem Studium<br />
der Literaturwissenschaften war Milsch in der<br />
Programmleitung des Literarischen Salons Hannover<br />
tätig. Neben zahlreichen Übersetzungen, Veröffentlichungen<br />
in Anthologien, Literatur zeitschriften<br />
und Magazinen veröffentlichte Milsch 2024 das<br />
Romandebüt Sieben Sekunden Luft ( Haymon).<br />
Für einen Auszug aus dem Text war Milsch<br />
Stipendiat*in der Prosawerkstatt des Literarischen<br />
Colloquiums Berlin.<br />
Buchtipp:<br />
Luca Mael Milsch:<br />
Sieben Sekunden Luft<br />
Haymon, 264 S., € 22,90<br />
Buchpräsentation:<br />
Im Rahmen des<br />
22. Prosafestivals<br />
Lesung Luca Mael Milsch mit<br />
Ulrike Sterblich, Jan Koneffke<br />
und Dominika Meindl<br />
Moderation: Sharon Dodua<br />
Otoo<br />
Do., 11. April 2024, 20:00 Uhr<br />
Stadtbibliothek Innsbruck<br />
Eintritt: frei
BRONZEHOCHZEIT!<br />
Das Innsbrucker Prosafestival (IPF) wird 22.<br />
www.prosafestival.wordpress.com<br />
Do., 11. April, 20 Uhr<br />
Stadtbibliothek<br />
1 Luca MAIL MILSCH (D)<br />
2 Jan KONEFFKE (A/RUM)<br />
3 Ulrike STERBLICH (D)<br />
4 Domenika MEINSL (A)<br />
Fr., 12. April, 20 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
1 Dana GRIGORCEA (CH/RUM)<br />
2 Irene DIWIAK (A)<br />
3 Volha HAPEVEVA (BLA)<br />
4 Maria MUHAR (A)<br />
Sa., 13. April, 20 Uhr<br />
Sillwerk, Innsbruck<br />
1 Pedro LENZ (CH)<br />
2 Eva REISINGER (A)<br />
3 Sarah Elena MÜLLER (CH)<br />
4 Elias HIRSCHL (A)<br />
Corporate Design<br />
Fotografie<br />
Packaging<br />
Schöne Bücher<br />
Informationsdesign<br />
Editorial<br />
Ausstellungen<br />
Specials<br />
www.himmel.co.at<br />
22 ist eine Schnapszahl. In einer SMS<br />
lassen sich 22 Worte, die (wie „Worte“) fünf<br />
Buchstaben haben, unterbringen. Literatur<br />
ist die Verwandtschaft, die du dir wünschst<br />
und aussuchen kannst. Literatur kann<br />
Leseräusche verursachen. Mit Literatur<br />
kann man nicht offiziell verheiratet, sehr<br />
wohl aber lebenslang verbandelt sein. Nach<br />
22 Jahren Ehe wird Bronzehochzeit gefeiert.<br />
Nach 22 Jahren IPF wird weitergemacht wie<br />
bisher. Und das IPF-Team gibt alles, um Sie<br />
mit Literatur anzufixen, denn es ist nie zu<br />
spät, buchsüchtig zu werden. Das wiederum<br />
heißt: 12 Autor*innen (nicht nur aus dem<br />
deutschen Sprachraum, sondern auch<br />
darüber hinaus), drei Tage, drei Leseorte.<br />
Das Team besteht wie immer aus<br />
Robert Renk und Markus Köhle, wie schon<br />
lange auch aus Martin Fritz & Carmen<br />
Sulzenbacher und wird diesmal von Sharon<br />
Dodua Otoo unterstützt.<br />
Buchtipps:<br />
Die Ich-Erzählerin in Elias<br />
Hirschls neuem Roman arbeitet<br />
im Listicle-Department einer<br />
Content-Farm, die sich direkt<br />
über einer ehemaligen Kohlezeche<br />
befindet. Da prallen die<br />
schöne, neue Arbeitswelt und<br />
die alte, staubige mit großem<br />
Knalleffekt aufeinander. Da<br />
werden Lost Places mit Online-<br />
Marketing-Firmen, Tech-Startups<br />
und eben Content-Farmen<br />
wiederbelebt. Da wird bewiesen,<br />
dass hochpolitische Romane<br />
auch überaus unterhaltsam<br />
daherkommen können. Dieser<br />
„Content“ ist dem Internet zu<br />
wünschen. Markus Köhle<br />
Elias Hirschl:<br />
Content<br />
Zsolnay, 224 S., € 24,50<br />
Die Provinzgasthof-Wirtin<br />
Claudia Hendl wird von einer<br />
ungewöhnlichen Erscheinung<br />
aus dem Alltagstrott gebracht:<br />
Johanna Fiala, eine ältere Dame<br />
mit federbewehrtem Hut und<br />
herrischen Umgangsformen,<br />
erzählt ihr bei Himbeerwasser<br />
und paniertem Zander, die<br />
Enkeltochter von Kronprinz<br />
Rudolf und somit die allerletzte<br />
Habsburger-Kaiserin zu<br />
sein. Diwiak gelingt mit Hendls<br />
witzigem Bericht von Fialas<br />
Fabulieren das Kunststück eines<br />
Buchs, das Erzähltheorie- wie<br />
Sissi-Fans gleichermaßen lieben<br />
werden. Martin Fritz<br />
Irene Diwiak:<br />
Die allerletzte Kaiserin<br />
C. Bertelsmann Verlag, 304 S., € 22,70<br />
Luca Mael Milsch lässt uns die<br />
Hauptfigur Selah auf gleich<br />
vier Zeitebenen kennenlernen:<br />
als Kind in den 90ern, beim<br />
das Studium-Schmeißen in<br />
den Nullern, bei einer Auszeit<br />
am Meer in den 10ern und<br />
beim Abschiednehmen von<br />
der Mutter in der Gegenwart.<br />
Selahs konfliktreiche Beziehung<br />
zur alleinerziehenden Mutter,<br />
zu den wechselnden Bezugspersonen,<br />
zu einer alle niemals<br />
durchschnaufen lassenden<br />
Gesellschaft und – vielleicht am<br />
wichtigsten – zu sich selbst wird<br />
so eindrucksvoll wie elegant<br />
erzählt. Martin Fritz<br />
Luca Mael Milsch:<br />
Sieben Sekunden Luft<br />
Haymon, 264 S., € 22,90<br />
Wer hat eigentlich in meinem<br />
Haus gewohnt? Diese Frage<br />
stellte sich eines Tages Jan<br />
Koneffke, um dann draufzukommen:<br />
unter anderem<br />
niemand geringerer als Joseph<br />
Roth. So lässt er sich darauf<br />
ein, atmosphärisch dicht und<br />
doch mit leichtem Strich eine<br />
Version von Joseph Roths<br />
Leben im Frühjahr/Sommer<br />
1914 zu schildern. Inklusive<br />
Liebschaft mit Fanny, der<br />
Tochter des Hauses. Jahre<br />
später treffen sich beide wieder<br />
in Paris. Und abermals steht die<br />
Welt vor einem katastrophalen<br />
Krieg … Robert Renk<br />
Jan Koneffke:<br />
Im Schatten zweier Sommer<br />
Galiani Verlag, 304 S., € 25,50
Buchpräsentation:<br />
Michael Hausenblas liest aus<br />
Der Uhrmacher und<br />
das Flüstern der Zeit<br />
Moderation: Alex Beer<br />
Do., 11. April 2024, 18:30 Uhr<br />
Leporello –<br />
die Buchhandlung, Wien<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card<br />
Michael<br />
Hausenblas<br />
hat einen Roman über einen schrulligen Uhrmacher<br />
Leporello<br />
geschrieben, der ob der Reparatur einer Sanduhr ins Grübeln<br />
über das Wesen der Zeit gerät. Kilian Feurstein fragt nach.<br />
Wien<br />
© Nathan Murrell<br />
Man weiß nicht,<br />
was die Tasten mit<br />
einem machen.<br />
Oder umgekehrt.<br />
Bücher seit 1639<br />
Kilian Feurstein: Was hat Sie dazu<br />
bewogen, dieses Buch zu schreiben?<br />
Michael Hausenblas: Schon als junger<br />
Mann habe ich davon geträumt, Schriftsteller<br />
zu werden. Das hat sich allerdings<br />
als eher romantische Idee rausgestellt.<br />
Zu meinem großen Glück fand die Tageszeitung<br />
DER STANDARD Gefallen an<br />
meinem Schreiben und meinen Ideen.<br />
Das ist jetzt genau 25 Jahre her. Hier<br />
konnte ich in Form von Reportagen, Reiseberichten<br />
und anderen Geschichten immer<br />
wieder „halbliterarisch“ schreiben, wie das<br />
ein Kollege einmal formulierte. Und das<br />
Publikum war und ist ein großes. Ein Buch<br />
zu schreiben und herauszubringen, dem<br />
wohnt allerdings schon ein ganz eigener,<br />
aufregender Zauber inne.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie<br />
während des Schreibens gemacht?<br />
Vor allem im Gegensatz zur sonstigen<br />
journalistischen Tätigkeit?<br />
Bei journalistischen Texten sammelt man<br />
in 25 Jahren Berufserfahrung viel Routine.<br />
Vieles läuft nach einer Art innerem<br />
Programm ab. Im Journalismus gibt es<br />
Grundgesetze, wie ein Text aufgebaut gehört,<br />
welche Fragen man stellen, aber auch<br />
beantworten muss etc. Wenn mir eine Geschichte<br />
besonders am Herzen liegt, auch<br />
beim STANDARD, bedarf es trotzdem<br />
immer noch einer gewissen Grundnervosität,<br />
bevor man den ersten Satz schreibt.<br />
Ich denke, das ist wichtig. Trotz der Routine<br />
weiß man nicht, was die Tasten dann mit<br />
einem machen. Oder umgekehrt.<br />
Also gibt es im Journalismus<br />
gewisse Grundregeln. Das ist beim<br />
Roman nicht so. Erleichtert das den<br />
Schreibprozess?<br />
19<br />
Eigentlich macht es das Schreiben schwieriger.<br />
Ich hatte diese nette Figur, die<br />
mir sehr gefallen hat. Dann gab es diese<br />
Geschichte mit der Sanduhr. Doch was<br />
passiert dann? Das ist die große Herausforderung.<br />
Die Handlung an sich ist ja frei<br />
erfunden. Das ist Freiheit und Einengung<br />
zugleich. Meine Partnerin, die Krimi-<br />
Autorin Alex Beer, unterscheidet in der<br />
schreibenden Zunft zwischen Architekten<br />
und Gärtnern. Sie bezeichnet sich als Architektin.<br />
Ich würde mich als Gärtner bezeichnen.<br />
Der Architekt hat die Geschichte<br />
schon ausgereifter im Kopf. Quasi wie einen<br />
Rohbau. In der Folge richtet er die Zimmer<br />
ein, von oben nach unten. Oder von unten<br />
nach oben. Während der Gärtner einen<br />
unbekannten Samen pflanzt, ohne eigentlich<br />
genau zu wissen, was daraus wachsen<br />
wird. Wer weiß, vielleicht wechsle ich beim<br />
nächsten Buch auch ins Architektenfach.<br />
Was für ein Setzling war das<br />
bei Ihnen?<br />
In meinem Fall gab es tatsächlich mehrere<br />
Setzlinge. Im Stockwerk unter meiner<br />
Wohnung hängt ein sehr altes Türschild<br />
mit dem Namen Hans Held, das mich<br />
schon lange fasziniert. Aus diesem Namen<br />
wollte ich unbedingt eine Geschichte<br />
machen. Als ich dann in einem Buch von<br />
Michael Maar das Wort Hagestolz las,<br />
war klar, dass Hans Held ein Hagestolz<br />
sein muss. Zumal ich eine Begeisterung für<br />
Wörter habe, die nicht mehr im alltäglichen<br />
Sprachgebrauch verwendet werden. Für<br />
mich ist die Sanduhr ein archaisches, magisches<br />
Objekt. Mein Großvater besaß eine<br />
und ich habe mir im Laufe meines Lebens<br />
immer mehr und mehr Sanduhren gekauft.<br />
Ohne den Namensgeber, Hans Held, die<br />
Sanduhr und das Wort Hagestolz würde es<br />
mein Buch gar nicht geben. Der Rest war<br />
ein glücklicher synaptischer Unfall. Geplant<br />
war das Ganze als kleine literarische<br />
Albernheit.<br />
Was ist dann schlussendlich<br />
in Ihrem Beet gewachsen?<br />
Es ist die Geschichte des charmantschrulligen<br />
Uhrmachers Hans Held, der<br />
eine kleine Werkstatt nahe des Wiener<br />
Stephansdoms betreibt. Eines Tages tritt<br />
eine ältere Dame mit einem besonderen<br />
Auftrag an ihn heran: Sie bittet um die<br />
Reparatur einer Sanduhr. Diese ungewöhnliche<br />
Bitte bringt unseren Held(en) ins<br />
Grübeln und der Verzweiflung nahe.<br />
Mehr möchte ich hier lieber noch nicht<br />
verraten.<br />
Dank Ihrem Buch fallen mir<br />
auf meinen täglichen Wegen in<br />
der Wiener Innenstadt plötzlich<br />
spannende Details auf, an denen ich<br />
bisher achtlos vorbeigegangen bin.<br />
Das freut mich sehr! Ich lebe seit gut<br />
35 Jahren in Wien und habe den ersten<br />
Bezirk mit seinen geschichtsträchtigen<br />
Bauten und Pflastern immer besonders<br />
geschätzt. Pflastersteine, Kanalgitter,<br />
Brunnen – sie alle erzählen Geschichten.<br />
Auch Hans Held hat ein Faible für sie.<br />
Wenn ich beim STANDARD rausflöge,<br />
könnte ich sofort als Fremdenführer anfangen.<br />
Vielen Dank für das nette und<br />
kurzweilige Gespräch.<br />
Buchtipp:<br />
Michael Hausenblas:<br />
Der Uhrmacher und<br />
das Flüstern der Zeit<br />
Braumüller, 176 S., € 22,00
Alex Capus<br />
Der neue Roman mit Betrachtungen zum Schreiben.<br />
Robert Renk hat nachgefragt.<br />
Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
© Mergime Nocaj<br />
Buchtipp:<br />
Alex Capus:<br />
Das kleine Haus am Sonnenhang<br />
Hanser, 160 S., € 23,50<br />
Du meine Güte!<br />
Wie kann<br />
man denn ohne<br />
Lesen leben.<br />
20 21<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Robert Renk: Lieber Alex, dein<br />
aktueller Roman ist eine großartige<br />
Mischung aus italophiler Geschichte,<br />
poetisch-autobiografischer<br />
Schreibauskunft und sympathischem<br />
Krimi. Es gibt sogar zwei<br />
Kriminalfälle, wobei einer auf schöne<br />
unkonventionelle Art gelöst, der<br />
andere auf ebenso schöne persönliche<br />
Art nicht gelöst wird.<br />
Alex Capus: Ich finde tatsächlich, dass man<br />
als Erzähler, als Leser und überhaupt im<br />
Leben nicht immer alles erfahren und auserzählen<br />
muss. Ich bin nicht naiv und weiß,<br />
dass Menschen einander Gewalt antun,<br />
dass sie leiden und wir alle sterben müssen.<br />
Aber meine Leserinnen und Leser wissen<br />
das auch. Darum blendet meine Kamera<br />
bei banaler Gewalt aus, bei Sex schwenkt<br />
sie milde hinauf in den Himmel. Es gibt ja<br />
in meinen zwanzig oder so Büchern keine<br />
einzige Sexszene.<br />
Hingegen lüftest du einige<br />
Geheimnisse um dein Schreiben und<br />
deine literarischen Vorlieben. Man<br />
bemerkt eine starke frühe russische<br />
Seite. Ich oute mich, die hat sich bei<br />
mir so nie entwickelt.<br />
Ach, die Russen! Mit Tolstoi und Dostojewski<br />
habe ich lesen gelernt. Ich war ein<br />
Bücherkind, die Sommerferien verbrachte<br />
ich mit Anna Karenina und Schuld und<br />
Sühne. Tolstoi war der starke, zuverlässige<br />
Erzähler, dem ich mich vertrauensvoll hingab,<br />
der hysterische Dostojewski hat mich<br />
immerzu erschreckt mit seinen immer neuen<br />
psychologischen Wendungen. Und dann<br />
Turgenew und Gontscharow, Lermontow<br />
und Leskow und Anton Tschechow, für<br />
mich der Allergrößte von allen – und die<br />
russischen Städte und die Weite der Steppe,<br />
die Kutschen- und Schlittenfahrten und<br />
die Kosaken und bald danach die Frauengestalten<br />
… weißt du, ich bin im achten<br />
Stock eines Hochhauses am Rand einer<br />
alemannischen Kleinstadt aufgewachsen.<br />
Erklärt das was?<br />
Später, „als ich meine eigene Bude<br />
hatte“, wie du schreibst, kamst du<br />
auf amerikanische Literatur u. a.<br />
auf Steinbeck, Carver, Munro und<br />
auch auf John Fante. Letzteren hast<br />
du ja nicht nur gelesen, sondern<br />
auch übersetzt (und zwar grandios,<br />
wie ich ganz persönlich vermerken<br />
darf). Übersetzt du regelmäßig?<br />
Oder nur dann, wenn dir andere<br />
Übersetzungen missfallen? Oder du<br />
jemanden entdeckst, der noch gar<br />
nicht übersetzt ist?<br />
Ich bin dankbar, wenn ich einen meiner<br />
literarischen Helden übersetzen darf. Das<br />
ist mir Ehre, Referenz und Schreibschule<br />
in einem. Als Nächstes übersetze ich wohl<br />
Früchte des Zorns von John Steinbeck neu,<br />
übrigens für Zsolnay.<br />
Viele Autor*innen behaupten,<br />
dass man beim Übersetzen sehr<br />
viel fürs eigene Schreiben lernt.<br />
Stimmst du dem zu? Und wen, den du<br />
übersetzt hast, würdest du hier gerne<br />
unseren Leser*innen ganz besonders<br />
ans Herz legen?<br />
Man muss sich beim Übersetzen eben<br />
noch viel gründlicher als beim eigenen<br />
Schreiben überlegen, ob man wirklich<br />
das richtige Wort erwischt hat. Unbedingt<br />
empfehlen würde ich Die Verschwörung<br />
der Idioten von John Kennedy Toole.<br />
Da habe ich beim Übersetzen ständig<br />
gelacht und geweint.<br />
Manche Autor*innen behaupten<br />
aber auch, man müsse nicht einmal<br />
lesen, um selbst gut zu schreiben –<br />
geschweige denn übersetzen. Was<br />
würdest du diesen Kolleg*innen gerne<br />
schreiben (wenn sie es denn auch<br />
lesen würden)?<br />
Übersetzen muss man nicht unbedingt.<br />
Aber lesen – du meine Güte! Wie kann man<br />
denn ohne Lesen leben. Und dann auch<br />
noch schreiben wollen.<br />
„Nicht jedes Drama passt zu jedem<br />
Schriftsteller“ schreibst du in deinem<br />
neuen Buch. Deine Romane gehen<br />
eigentlich alle von wahren Figuren<br />
und wahren Begebenheiten aus. Hast<br />
du je daran gedacht, eine wirklich<br />
völlig fiktive Geschichte zu schreiben?<br />
Ach, das ist so eine Sache. Was ist schon<br />
wahr, was nicht wahr. Kaum ist was geschehen,<br />
weiß keiner mehr so ganz sicher,<br />
wie’s wirklich gewesen ist. Is so. Kommt mir<br />
ganz gelegen.<br />
Einer der Stars deiner Geschichte<br />
ist das titelgebende Kleine Haus<br />
am Sonnenhang. Gibt es das Haus<br />
noch? Und wer hat dort inzwischen<br />
das vorrangige Wohnrecht, Tier oder<br />
Mensch?<br />
Nein, das Haus gibt es nicht mehr. Eines<br />
Sommers brachte ein warmer Wind aus<br />
Afrika die Samen einer extrem schnell<br />
wachsenden Schlingpflanze ins Tal, welche<br />
binnen weniger Monate das ganze Tal<br />
verschlang und alle Spuren menschlicher<br />
Zivilisation unter sich begrub. Seither ist da<br />
undurchdringliches Dickicht, ein Paradies<br />
für exotische Fauna.<br />
Bei deinen Leseauftritten wird eher<br />
wenig gelesen, dafür viel erzählt.<br />
Deswegen lieben die Leute deine<br />
Veranstaltungen. Bei deinem letzten<br />
Auftritt in Innsbruck hast du wenig<br />
aus deinem famosen Roman Susanna<br />
gelesen, dafür schon einiges aus dem<br />
jetzt erschienenen erzählt. Selten<br />
habe ich unser Publikum beglückter<br />
erlebt. Was dürfen wir diesmal<br />
erwarten?<br />
Ich fürchte, ich werde tun, was ich immer<br />
tu. Ich stehe so da und erzähle, was mir<br />
gerade einfällt. Es ist ja eigentlich immer<br />
dasselbe, ich kann nur warnen.<br />
Alex Capus ist erfolgreicher Schriftsteller<br />
und Barbesitzer aus Olten. Er schrieb<br />
u. a. Munzinger Pascha (1997), Leon und Louise<br />
(2011), Königskinder (2018) und Susanna (2022).<br />
Buchpräsentation:<br />
Das kleine Haus am Sonnenhang<br />
Mit Alex Capus<br />
Begrüßung: Robert Renk<br />
Do., 18. April 2024, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung,<br />
Innsbruck<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card<br />
www.oeticket.com
Buchtipp:<br />
Karl-Markus Gauß:<br />
Schiff aus Stein<br />
Zsolnay, 144 S., € 24,50<br />
Eine Institution<br />
wird 70<br />
Karl-Markus Gauß feiert und legt ein<br />
neues Buch vor. Wir feiern mit und fragen nach.<br />
Ein Gespräch mit Klaus Zeyringer.<br />
Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
© Thomas Schrott<br />
Ich staune über<br />
diese Arbeit der<br />
Erinnerung.<br />
Bücher seit 1639<br />
Klaus Zeyringer: Schiff aus Stein<br />
besteht in konzentrierter Form<br />
aus fein geschliffenen Momenten,<br />
besonderen Augenblicken und<br />
Begegnungen, „hingerissen vom<br />
Anblick“, wie es auf der ersten<br />
Seite heißt. Die Miniaturen über<br />
auffallende Figuren und „das Glück<br />
der fremden Städte“, von Gassenund<br />
Cafészenen, von Bahnhöfen und<br />
Friedhöfen, von Lektüre-Eindrücken<br />
und Träumen schaffen ein Panorama<br />
des inneren und äußeren Lebens. Wie<br />
hast du diesen Reigen komponiert,<br />
dass aus den Einzelteilen dieses<br />
faszinierende Ganze wird?<br />
Karl-Markus Gauß: Ich habe kürzlich alte<br />
Arbeitskalender von mir durchgesehen und<br />
bemerkt, dass ich schon vor rund zwanzig<br />
Jahren mit dem Gedanken spielte, einmal<br />
ein Buch dieser Art zu schreiben. Ich habe<br />
es aber dann schlichtweg vergessen, bis ich<br />
vor drei Jahren nach einem Herzinfarkt<br />
im Krankenhaus lag. Dort habe ich mir<br />
vorgenommen, mir schreibend einige besondere<br />
Momente meines Lebens, Augenblicke<br />
einer intensiven Welt-Erfahrung zu<br />
vergegenwärtigen. Wieder zuhause und zu<br />
Kräften gekommen, habe ich angefangen,<br />
diese Miniaturen zu schreiben. Und als<br />
ich etwa fünfzig davon hatte, habe ich mir<br />
große Architektenblätter besorgt, auf denen<br />
ich mit Pfeilen und Strichen, Linien und<br />
Bogen wochenlang mit der Struktur des<br />
Buches gespielt und immer neue Varianten<br />
ausprobiert habe. Einige mir sehr liebe<br />
Texte habe ich dann gestrichen, weil ich<br />
für sie nicht den richtigen Platz fand, zwei,<br />
drei neue Texte habe ich hinzugefügt, weil<br />
ich überzeugt war, sie würden dem Ganzen<br />
noch fehlen. Üblicherweise überlegt man<br />
sich vorher die Struktur, die Abfolge, die<br />
23<br />
Perspektiven eines Buches. Dieses Mal habe<br />
ich es andersrum gemacht. Es war eine<br />
schöne, aber auch anstrengende Arbeit, aus<br />
vorhandenen Einzelstücken eine Suite zu<br />
formen. Denn ich hatte keineswegs vor, einfach<br />
eine beliebige Sammlung verschiedener<br />
kurzer Prosastücke vorzulegen.<br />
In der Schilderung einer Münchner<br />
Lesung mit dem ungarischen<br />
Kollegen K. schreibst du ihm<br />
„Ewigkeitsmomente von kristalliner<br />
Klarheit“ zu. Nun bringt uns Schiff<br />
aus Stein selbst solche Momente nah,<br />
die oft merkwürdige Zusammenhänge<br />
bilden. Sie stehen extra nicht in<br />
chronologischer Ordnung.<br />
Stimmt, ich bin nicht von einer Chronologie<br />
meiner Reisen oder gar meiner Lebensreise<br />
ausgegangen, sondern von den inneren<br />
Zusammenhängen, die diese Geschichte<br />
verbinden. Und das im Vertrauen darauf,<br />
dass die literarische Ordnung, die ich<br />
finden werde, auch den einzelnen Stationen<br />
ihren richtigen Platz in meinem Leben<br />
zuteilen wird.<br />
Du schreibst von dem „inneren<br />
Archiv, das die Zeit unablässig nach<br />
mir unbekannten Kriterien ordnet“.<br />
Im Prinzip ist ja in unserem Inneren alles<br />
enthalten, was wir je erfahren und erlebt<br />
haben. Aber es ist uns natürlich nicht alles<br />
immer präsent. Ich staune manchmal, dass<br />
mir auf einmal ein ziemlich unwichtiges<br />
Ereignis nach vielen Jahren wieder einfällt<br />
und in allen Einzelheiten gegenwärtig ist. Es<br />
hat seinerzeit keinen großen Eindruck auf<br />
mich gemacht und jetzt ist es auf einmal<br />
wieder da. Ich staune über diese Arbeit<br />
der Erinnerung, über den Aufbau meines<br />
Gedächtnisses. Ich staune darüber, aber ich<br />
grüble nicht darüber. Ich will zwar immer<br />
möglichst viel von der Welt verstehen, aber<br />
es stört mich nicht, mir selbst in manchem<br />
ein Rätsel zu bleiben. Ich muss nicht alles<br />
von mir wissen.<br />
Das Buch konzentriert, was<br />
wir aus deinem ganzen Werk<br />
kennen. Diesmal bist du offenbar<br />
besonders kleinen Glücksmomenten<br />
nachgegangen, etwa auf der Suche<br />
nach der „Schönheit hässlicher<br />
Städte“ innerhalb Europas.<br />
Wichtig dabei ist, dass ich das Glück<br />
nicht am Feiertag, in der einen wunderbaren<br />
Woche, im grandiosen Augen -<br />
blick suche und die Schönheit nicht an<br />
ästhetisch perfekten Orten. Sondern stets<br />
im Alltag, im wenig Beachteten, achtlos<br />
Unbemerkten. Das ist eine Haltung,<br />
die für mein Leben wichtig ist und die<br />
meine Literatur prägt.<br />
Buchpräsentation:<br />
Schiff aus Stein<br />
Mit Karl-Markus Gauß<br />
und Klaus Zeyringer<br />
Mi., 24. April 2024, 19:30 Uhr<br />
Telfs<br />
https://telfs.bvoe.at/index.php<br />
Schiff aus Stein<br />
Karl-Markus Gauß im<br />
Gespräch mit Friederike<br />
Gösweiner<br />
Do., 25. April 2024, 19:00 Uhr<br />
Schwaz<br />
https://literaturforum.at/<br />
Lesung:<br />
Ein Abend für<br />
Karl-Markus Gauß<br />
Mit Katja Lange-Müller,<br />
José F. A. Oliver und<br />
Karl-Markus Gauß<br />
Moderation: Robert Renk<br />
Fr., 26. April 2024, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung,<br />
Innsbruck<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card<br />
www.oeticket.com
© Substantia Jones<br />
Georg Friedrich<br />
Haas<br />
Der Komponist im Interview mit Thomas Larcher,<br />
künstlerischer Leiter von listening closely<br />
Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
Ich bezeuge.<br />
Ich klage an.<br />
Bücher seit 1639<br />
Herr Haas, Titel und Untertitel<br />
Ihrer Autobiografie lauten Durch<br />
vergiftete Zeiten. Memoiren eines<br />
Nazibuben. Wie kommt es zu diesem<br />
Titel für die Autobiografie eines<br />
überaus erfolgreichen Musikers, eines<br />
international gefeierten Komponisten,<br />
der erst 1953, also nach der Nazi-<br />
Ära, in Graz geboren wurde und<br />
seit 2013 Professor für Komposition<br />
an der Columbia University in<br />
New York ist, also seit Langem<br />
sehr weit entfernt von der ehemaligen<br />
Heimat lebt?<br />
Die Nazi-Ära endete in Österreich nicht<br />
1945. Sie dauerte an. Unverbesserliche<br />
Altnazis wurden an entscheidende gesellschaftliche<br />
Position gehievt. Ihre „Weltanschauung“<br />
verbargen sie offiziell – wegen<br />
des Verbotsgesetzes ist die Geschichte des<br />
Nationalsozialismus in Österreich nach<br />
1945 schriftlos. Schriftlos wie die Steinzeit.<br />
Ich bin in eine dieser Nazifamilien hineingeboren<br />
worden. Ich bin Zeuge.<br />
Und Sie erinnern sich beeindruckend<br />
genau! Für Ihre Memoiren haben<br />
Sie ja auch mit dem renommierten<br />
Zeithistoriker Oliver Rathkolb und<br />
dem Musikwissenschaftler Daniel<br />
Ender zusammengearbeitet, Sie<br />
sind von geradezu wissenschaftlicher<br />
Präzision und erzählen in vielen<br />
kleinen Kapiteln auf rund 300 Seiten<br />
„eine komplexe österreichische<br />
Familiengeschichte im Umfeld des<br />
Nationalsozialismus nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg – und vor allem<br />
den entschlossenen Kampf gegen<br />
diese Sozialisation“, wie es im<br />
Klappentext heißt. Das trifft es gut.<br />
Nun sind Sie Musiker. Was ich mich<br />
bei der Lektüre natürlich ständig –<br />
wie so oft – gefragt habe, war,<br />
25<br />
ob Sie dieses Umfeld, diese Erzie -<br />
hung auch in Ihrer musikalischen<br />
Wer dung beeinflusst haben.<br />
Gibt es eine Relation zwischen<br />
Ihrem musikalischen Stil und dem<br />
politischen und ideologischen Umfeld,<br />
in dem Sie aufgewachsen sind?<br />
Meine Eltern versuchten, zunächst leider<br />
mit Erfolg, mich zum Nazi zu erziehen.<br />
Das war emotionaler Kindesmissbrauch.<br />
Ich habe auch physischen und sexuellen<br />
Missbrauch erlebt. Selbstverständlich<br />
spielen diese Erfahrungen eine Rolle in<br />
meinem Leben. Und daher auch in meiner<br />
Kunst. Allerdings: Musik – von Händel<br />
bis Bruckner – bildete in der vergifteten<br />
Familie, in der ich aufwuchs, eine Insel<br />
des Friedens.<br />
Und wie geht es Ihnen heute damit,<br />
nun, da das Buch erschienen ist?<br />
Ist der Kampf gegen diese Sozialisation<br />
für Sie beendet? Haben Sie<br />
mit diesem Buch vielleicht etwas<br />
„bewältigt“?<br />
Da gibt es nichts zu „bewältigen“.<br />
Ich bezeuge. Ich klage an. Ich schreibe<br />
das auf, was sich schriftlos hinter den<br />
geschlossenen Türen der Nazi-Mafia in<br />
Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
abgespielt hat.<br />
Georg Friedrich Haas wurde 1953 in Graz geboren<br />
und wuchs in Tschagguns, Vorarlberg auf. Er studierte<br />
Komposition, Musikpädagogik und Klavier<br />
in Graz und Wien bei Ivan Eröd, Gösta Neuwirth<br />
und Friedrich Cerha. Er arbeitete zunächst als<br />
Professor für Komposition und Kontrapunkt an<br />
den Universitäten Graz und Basel und ist seit 2013<br />
Professor für Komposition an der Columbia<br />
University New York.<br />
Haas gilt als Vertreter der Spektralmusik. Seine<br />
Werke zeichnen sich vor allem durch klangliche<br />
Experimente aus, die oft auf ein Aufbrechen<br />
des Zwölftonsystems zur intensiven Nutzung der<br />
Mikrointervallik und Panchromatik sowie spezieller<br />
Obertonreihen zurückgehen. Sein wohl meistgespieltes<br />
Werk ist sein Ensemblestück „in vain“,<br />
das teilweise in völliger Dunkelheit aufzuführen ist.<br />
Insgesamt umfasst sein Werk aktuell zehn Opern,<br />
zahlreiche Orchesterwerke sowie zehn Streichquartette<br />
und weitere Kammermusik.<br />
Er erhielt zahlreiche Preise, u. a. 2007 den Großen<br />
Österreichischen Staatspreis. Haas ist Mitglied<br />
des Österreichischen Kunstsenats, der Akademie<br />
der Künste Berlin und der Bayerischen Akademie<br />
der schönen Künste.<br />
Buchtipp:<br />
Georg Friedrich Haas:<br />
Durch vergiftete Zeiten<br />
Böhlau Verlag, 296 S., € 42,80<br />
Buchpräsentation:<br />
Georg Friedrich Haas liest und<br />
spricht mit dem Herausgeber<br />
Daniel Ender im Rahmen des<br />
Festivals listening closely<br />
(www.listeningclosely.eu)<br />
Mo., 29. April 2024, 18:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung,<br />
Innsbruck<br />
Eintritt: freiWILLIGE Spenden
© Irena Rosc<br />
Scharfer Sinn<br />
Armin Thurnher über die extreme Rechte<br />
und Strategien gegen Tech-Konzerne.<br />
Ein Gespräch mit Benedikt Sauer<br />
Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
Die demokratische<br />
Öffentlichkeit ist<br />
die Grundlage<br />
der Demokratie.<br />
Bücher seit 1639<br />
Herr Thurnher, wir stehen vor<br />
wichtigen EU- und Österreich-<br />
Wahlen: Was unterscheidet die FPÖ<br />
unter Kickl und was die AfD vom<br />
Feschismus Haiders und Berlusconis?<br />
Im Prinzip nicht viel. Die Umstände haben<br />
sich verändert. Während Haider auf die<br />
Kronen Zeitung und deren Kolumnisten<br />
Staberl setzen konnte und die restliche Welt<br />
verblüffte, die ihn unterschätzte, während<br />
Berlusconi für seine eigenen Medien<br />
korruptiv tätig war und die RAI zerstörte,<br />
hat die FPÖ mittlerweile ein System von<br />
Medien um sich aufgebaut, das herkömmliche<br />
Medien ersetzt. Das erklärt auch,<br />
warum Herbert Kickl ihm kritisch gesinnte<br />
Medien nur mehr benützt. Er berät die<br />
AfD, gerade die Medienarbeit der FPÖ gilt<br />
dort als vorbildlich. Diese rechtsextremen<br />
Parteien haben von den Rechtslibertären in<br />
den USA gelernt, die ihrerseits erfolgreich<br />
herkömmliche Medien zerstörten.<br />
Selten in letzter Zeit hat eine<br />
journalistische Recherche wie die von<br />
Correctiv zu einer so unmittelbaren,<br />
anhaltenden öffentlichen Reaktion<br />
aus Sorge vor wachsendem Einfluss<br />
einer extremen Rechten geführt. Was<br />
drückt sich hier aus? Wie wichtig<br />
erscheint sie Ihnen?<br />
Der Vorfall war weder einzigartig noch als<br />
solcher bemerkenswert. Dass der Identitäre<br />
Martin Sellner Kontakte zu FPÖ und<br />
AfD hat, überraschte niemanden, auch<br />
nicht seine kruden Remigrationsphantasien.<br />
Aber offenbar war in der öffentlichen<br />
Meinung damit ein Kipppunkt erreicht:<br />
Die Kombination aus überall in der Welt<br />
vordrängenden Rechtsextremen, der<br />
Schwäche der Regierenden und den Polykrisen<br />
hat bei vielen den Impuls ausgelöst,<br />
einmal zu zeigen, dass die rechtsextreme<br />
Machtübernahme kein Selbstläufer ist.<br />
27<br />
Das journalistische Feld ist in<br />
Umstrukturierung: Print steht<br />
ökonomisch unter Druck, weniger<br />
Menschen sind bereit, für ernsthafte<br />
Berichterstattung zu bezahlen.<br />
Was ist nötig, um redaktionellen<br />
Journalismus zu stärken?<br />
Zumindest drei Dinge: eine andere Medienförderung,<br />
die auf Qualität abstellt.<br />
Eine andere Art des Medienunterrichts<br />
an Schulen. Die Befreiung des öffentlichrechtlichen<br />
Rundfunks aus dem parteipolitischen<br />
Zugriff. Und vor allem ein<br />
öffentlich-rechtliches soziales Medium.<br />
Wie verändern soziale Plattformen<br />
und KI den öffentlichen Raum<br />
der Information? Ist da Sorge<br />
angebracht?<br />
Sorge ist ein Hilfsausdruck. Die digitalen<br />
Medien lösen alles auf, was man als demokratische<br />
Öffentlichkeit bezeichnet hat.<br />
Diese Öffentlichkeit ist die Grundlage der<br />
Demokratie, mit ihr legitimiert sie sich.<br />
Ungebremst führt das Wirken der Tech-<br />
Konzerne, das von vielen als digitale<br />
Befreiung begrüßt wurde, in die digitale<br />
illiberale Demokratie (die es dann nur<br />
mehr dem Namen nach ist).<br />
Weil Sie den Hexameter mögen,<br />
die Frage: Was reizt Sie an diesem?<br />
Ist es das Formspiel, das Schöne,<br />
der Klang bei der Klage in Versen?<br />
Die Auseinandersetzung mit der Form zeigt<br />
einem, dass man Freiheit des Ausdrucks<br />
erst gewinnt, wenn man mit einer Form<br />
ringt. Nicht um sie zu bezwingen, sondern<br />
um sie zu überwinden, indem man sich ihr<br />
unterwirft.<br />
Vielen Dank<br />
für das Gespräch!<br />
Buchtipps:<br />
Armin Thurnher:<br />
Anstandslos. Demokratie, Oligarchie,<br />
österreichische Abwege<br />
Zsolnay Verlag, 128 S., € 19,60<br />
Preis und Klage. Reden und<br />
Nachreden in Versen<br />
Czernin Verlag, 140 S., € 20,00<br />
Veranstaltung:<br />
Journalismusfest Innsbruck<br />
Mit Armin Thurnher zu Gast<br />
Moderation: Ivona Jelcic<br />
Sa., 4. Mai 2023, 19:00 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung,<br />
Innsbruck<br />
Eintritt: frei<br />
Zum 3. Journalismusfest<br />
Innsbruck – Internationale Tage<br />
der Information vom<br />
3. bis 5. Mai 2024 werden<br />
an die 130 Gäste aus 20 Staaten<br />
in Innsbruck erwartet.<br />
Das Festival ist offen für alle.
© Pustet Verlag<br />
Das Salz in<br />
der Büchersuppe<br />
Wilma Pfeiffer und Walter Stelzle<br />
haben sich auf die Spuren des „weißen Goldes“ gemacht.<br />
Wir hatten ein paar Fragen.<br />
Stierle<br />
Kelten- Buchhandlung<br />
Hallein<br />
Das Faszinierende:<br />
die im Keltenmuseum<br />
ausgestellten Relikte<br />
einer frühen, auf dem<br />
Salz basierenden<br />
Hochkultur.<br />
28 29<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Wie kam es zu dem Buch?<br />
Da Bad Ischl mit dem Salzkammergut<br />
in diesem Jahr zur europäischen Kulturhauptstadt<br />
erhoben wurde, war dies ein<br />
guter Anlass, die Geschichte des Salzes für<br />
die Region zwischen dem Salzkammergut,<br />
dem Erzbistum Salzburg, dem Reichsstift<br />
Berchtesgaden und Bayern mit Bad<br />
Reichenhall zu erkunden. Bis ins 19.<br />
Jahrhundert war das für Mensch und Tier<br />
lebensnotwendige Salz ein wertvolles und<br />
nur schwer zu bekommendes Gut. Nicht<br />
umsonst nannte man das Salz damals<br />
auch das „weiße Gold“, denn es machte<br />
die Herrscher über die ostalpinen Salzvorkommen<br />
nicht nur reich, sondern wirklich<br />
sehr reich. Um die Macht darüber und vor<br />
allem seinen Besitz gab es durch die Jahrhunderte<br />
immer wieder große politische,<br />
auch kriegerische Auseinandersetzungen.<br />
— Um Salz in entsprechender Menge<br />
zu sieden, waren ungeheure Mengen an<br />
Holz erforderlich, die aus den Bergen auf<br />
Salzach, Inn, Traun und anderen Flüssen<br />
zu den Sudstätten (Salinen) geschwemmt<br />
werden mussten. Gab es kein Holz mehr,<br />
musste die Sole an einen Ort transportiert<br />
werden, wo noch Holz (Wald) zur Verfügung<br />
stand. Auch um die Rechte am<br />
Holz wurde hart gekämpft. — Auf diesen<br />
Flüssen und natürlich auf der Donau<br />
wurde das Salz in großen Zillen, manchmal<br />
30 Meter lang, die zum Beispiel auch<br />
in Hallein gefertigt wurden, zu den Abnehmern<br />
transportiert. Etwaige Hindernisse<br />
in den Flüssen mussten mit technischen<br />
Mitteln beseitigt oder umfahren werden.<br />
Die Salzwirtschaft stellte ein ineinandergreifendes<br />
System dar, das oft aus machtpolitischen<br />
Gründen missbraucht wurde.<br />
Andererseits aber dienten die Erlöse aus<br />
dem Mineral dazu, die schönsten Schlösser,<br />
Kirchen oder Rathäuser zu errichten. Das<br />
Salz hat die Geschichte des ostalpinen<br />
Raumes folglich in sehr vielen Facetten geprägt.<br />
— Natürlich haben wir den Wandel<br />
der Salzregionen zu touristischen Zielen<br />
nicht außer Acht gelassen und – zum Vergnügen<br />
und besseren Verständnis – auch<br />
Sagen, Geschichten und Anekdoten in die<br />
Geschichte eingefügt.<br />
Was hat Sie an Hallein besonders<br />
fasziniert oder überrascht?<br />
Das Besondere an Hallein ist, dass ohne<br />
das Salz aus dem Dürrnberg und seinem<br />
daraus resultierenden Reichtum die Stadt<br />
Salzburg nicht in seiner Schönheit als<br />
zweites Rom hätte erbaut und zu einem<br />
Zentrum der Kultur ausgebaut werden<br />
können. Das Faszinierende: die im Keltenmuseum<br />
ausgestellten Relikte einer frühen,<br />
auf dem Salz basierenden Hochkultur. —<br />
Alles Salz kommt aus dem Meer, auch<br />
das, was mühsam im Bergwerk abgebaut<br />
wurde und wird, und es hat lange gedauert,<br />
bis man es in der gewünschten Reinheit<br />
anbieten konnte. Die heute modernen,<br />
besonderen Salze nannte man früher „verunreinigt“,<br />
weil sie Spuren von fremden<br />
Mineralien und Stoffen enthalten, wie das<br />
etwa bei Himalaya-Salz, Lava-Salz und<br />
vielen anderen der Fall ist. Heute setzt man<br />
darauf, dass diese „Verunreinigungen“<br />
dem Salz einen etwas anderen Geschmack<br />
verleihen.<br />
Welches Salz verwenden Sie?<br />
Wir haben im Zuge unserer Buch-Recherche<br />
verschiedenste Sorten von Salz zum Testen<br />
gekauft und werden Jahre brauchen, um<br />
den angesammelten Vorrat aufzubrauchen.<br />
Jeden Tag verwenden wir nach Lust und<br />
Laune ein anderes Salz, mal aus der Salzmühle,<br />
mal aus dem Salzstreuer oder auch<br />
aus unserem silbernen Salztöpfchen mit<br />
dazugehörigem silbernen Löffelchen.<br />
Was wünschen Sie Ihren Leser*innen?<br />
Wir wünschen unseren Leser*innen, dass<br />
sie mit diesem Buch viele Sehenswürdigkeiten<br />
in der „Salzregion“ mit neuen Augen<br />
sehen können, dass sie viele genussreiche<br />
und lehrreiche Wanderungen und Radtouren<br />
machen können, auf Spuren, die<br />
aus dem Mittelalter bis zu uns überdauert<br />
haben. Die meisten Sehenswürdigkeiten<br />
haben wir selbst bewundert, eine ganze<br />
Reihe von Wanderungen unternommen,<br />
aber auch Empfehlungen von Fachleuten<br />
und Freunden aufgenommen. Möge dieses<br />
Buch dazu dienen, die Region zwischen<br />
Bad Ischl und Bad Reichenhall mit anderen<br />
Augen zu sehen, nicht nur Urlaub zu machen,<br />
sondern daneben auch tief in die Vergangenheit<br />
einzutauchen, die weite Teile des<br />
nördlichen Alpenraumes für Jahrhunderte<br />
entscheidend beeinflusst hat.<br />
Buchtipp:<br />
Wilma Pfeiffer und<br />
Walter Stelzle:<br />
SALZ MACHT KULTUR<br />
Anton Pustet Verlag, 224 S.,<br />
€ 25,00<br />
Buchpräsentation:<br />
SALZ MACHT KULTUR<br />
Mit Wilma Pfeiffer und<br />
Walter Stelzle<br />
Di., 7. Mai 2024, 18:30 Uhr<br />
Kelten Buchhandlung, Hallein<br />
Eintritt: frei
Zu Wasser<br />
und zu Land<br />
Die 13. Auflage des Literaturfestivals<br />
am Achensee steht für Vielfalt<br />
Die 13. achensee.literatour<br />
von 9.–12. Mai 2024<br />
Literarische Vielfalt – von Lyrik bis Belletristik,<br />
Debütant*innen bis Routiniers ist alles geboten.<br />
Die Lesung auf der Berghütte, die Autogrammstunde<br />
am See, das Abendevent<br />
im Fünfsternehaus und die literarische<br />
Schifffahrt über das „Tiroler Meer“: Die<br />
achensee.literatour sorgt nicht nur inhaltlich<br />
für Vielfalt und Abwechslung, denn<br />
abwechslungsreich wie die Landschaft<br />
„zwischen Berg und See“ sind auch die<br />
Locations der Veranstaltung selbst. So<br />
findet das Literaturfestival heuer an gleich<br />
sieben völlig unterschiedlichen Orten statt.<br />
Auch die Autor*innen könnten hinsichtlich<br />
ihrer Provenienz und ihres inhaltlichen<br />
Schwerpunktes nicht unterschiedlicher sein:<br />
Vom TV-Star und Bestsellerautor über den<br />
Krimi-Dauerbrenner und Schirmherrn<br />
des Events bis hin zur literarischen Neuentdeckung<br />
mit gesellschaftspolitischer<br />
Agenda – die diesjährige „literatour“ lässt<br />
an Facettenreichtum und Diversität keinerlei<br />
Wünsche offen.<br />
Programm und Tickets:<br />
Das genaue Programm mit allen<br />
Beginnzeiten, Örtlichkeiten und<br />
Ticketreservierungen finden Sie auf:<br />
www.achensee-literatour.at<br />
Wir verlosen 2×2 Karten für die Lesung<br />
von Elias Hirschl in Achenkirch!<br />
Bitte schreiben Sie an<br />
literatur@wagnersche.at und<br />
beantworten Sie folgende Frage:<br />
Wie heißt der Shootingstar<br />
der österreichischen Literatur?<br />
a) Elias Vogl<br />
b) Elias Katzl<br />
c) Elias Hirschl<br />
© Achensee Tourismus<br />
Bücher seit 1639<br />
Der bekannte Radiomoderator, Kabarettist<br />
und Autor Dirk Stermann entführt am<br />
ersten Abend in die Welt der Literatur.<br />
Mit seinem tiefgründigen neuen Roman<br />
Mir geht’s gut, wenn nicht heute, dann<br />
morgen eröffnet er am Donnerstag, den<br />
9. Mai im Hotel Entners am See das<br />
etablierte Literaturevent am Achensee.<br />
Ein weiteres Highlight des Abends ist die<br />
Vergabe des HAYMON achensee.literatour<br />
Stipendiums 2024 an Sophia Lunra<br />
Schnack. In ihrem Debütroman feuchtes<br />
holz verschwimmen die Grenzen zwischen<br />
Vergangenheit und Zukunft und literarische<br />
Ufer werden überschritten.<br />
Zwei Krimiautoren machen<br />
gemeinsame Sache<br />
31<br />
Caroline Wahl – © StefanKlüter, Dirk Stermann – © Gerald von Foris Sophia-Lunra Schnack – © Walter Pobaschnig, Elias Hirschl – © Leonhard Hilzensauer Zsolnay<br />
Wenn sich Bernhard Aichner und Thomas<br />
Raab zusammentun, kann nur „Best of<br />
Thomas Bernhard“ entstehen. Mit einer<br />
Lesung am Schiff der beiden Autoren sowie<br />
jeweils einer Lesung im Posthotel Achenkirch<br />
(Stipendiatin Sophia Lunra Schnack<br />
mit feuchtes holz) wird der Freitag literarisch<br />
in Szene gesetzt. Die Region Achensee<br />
bietet jedoch noch viele weitere Orte der<br />
Worte: Auf der Erfurter Hütte gibt Caroline<br />
Wahl am Samstag Einblick in ihr am 15.<br />
Mai erscheinendes Buch Windstärke 17, ein<br />
intensiver, kraftvoller Roman über Töchter<br />
und Mütter, über vermeintliche Schuld und<br />
das Verzeihen – sich selbst und anderen. Im<br />
Seehotel Einwaller findet dann die diesjährige<br />
Debütlesung mit Luca Mael Milsch<br />
statt, im Zuge dessen das Romandebüt<br />
Sieben Sekunden Luft präsentiert wird. Und<br />
im Alten Widum in Achenkirch präsentiert<br />
der Wiener Autor Elias Hirschl sein aktuelles<br />
Buch Content. Sein sechster Roman<br />
handelt von der neuzeitlichen Arbeitswelt,<br />
dem Internet und der Technologisierung<br />
des Alltags. Bei der Krimiwanderung am<br />
Dien-Mut-Weg in Pertisau – der traditionelle<br />
Abschluss des viertägigen Literaturevents<br />
– gibt dieses Jahr eine Steirerin die Richtung<br />
vor. Claudia Rossbacher entführt die<br />
Teilnehmenden in ihre Welt der spannenden<br />
„Steirerkrimis“. Die Moderation der achensee.literatour<br />
übernimmt Theodora Bauer,<br />
ihres Zeichens selbst Autorin.<br />
Neue Partner*innen an Bord<br />
Mit der Wagner’schen Buchhandlung sowie<br />
zahlreichen Partnerhotels und Betrieben<br />
rund um Tirols größten See kann die achensee.literatour<br />
auf starke Partner*innen<br />
bauen. Neu mit an Bord ist dabei iDEAL-<br />
TOURS: Das Tiroler Familienunternehmen<br />
bietet seit 47 Jahren Reisebüro- und<br />
Reiseveranstaltertätigkeiten auf höchstem<br />
Niveau. Martin Tschoner, Geschäftsführer<br />
Achensee Tourismus, über die 13. Auflage<br />
des jährlich stattfindenden Literaturevents:<br />
„Die achensee.literatour bildet jedes Jahr<br />
sozusagen unseren Auftakt in die Sommersaison.<br />
Mit stets hochkarätiger Besetzung<br />
werden besondere Orte der Region bespielt<br />
und in Szene gesetzt. Ich freu’ mich schon<br />
wieder sehr darauf!“
© Bernd Alfanz<br />
Buchtipp:<br />
Gertraud Klemm:<br />
Einzeller<br />
Kremayr & Scheriau,<br />
312 S., € 24,80<br />
Lesung:<br />
Im Rahmen der 46. Innsbrucker<br />
Wochenendgespräche<br />
Gertraud Klemm und andere<br />
(siehe Infobox)<br />
Do., 16. Mai 2024, 20:00 Uhr<br />
ORF Tirol, Studio 3,<br />
Innsbruck<br />
Eintritt: frei<br />
www.wochenendgespraeche.at<br />
Mutterschaft ist der<br />
neuralgische Angelpunkt<br />
der Ungerechtigkeit.<br />
Bücher seit 1639<br />
Gertraud Klemm<br />
ist eine von 10 Autor*innen, die zur 46. Auflage<br />
der Innsbrucker Wochenendgespräche eingeladen sind.<br />
Ein paar Fragen hat Birgit Holzner.<br />
Birgit Holzner: Sie schreiben<br />
seit 2006 Romane mit Titeln wie<br />
Herzmilch oder Aberland. 2016<br />
brachen Sie mit Ihrem Roman<br />
Muttergehäuse ein gesellschaftliches<br />
Tabu und thematisierten Ihren<br />
unerfüllten Kinderwunsch. Inwiefern<br />
spielt das Thema Familie in Ihrem<br />
Schreiben eine Rolle?<br />
Gertraud Klemm: Wie wir Familie leben,<br />
ist hochpolitisch. Das System Kleinfamilie<br />
ist ja eigentlich für unsere Spezies nicht<br />
artgerecht. Es beutet die „Ressource Frau“<br />
aus, indem es sie mit den Kindern und<br />
Alten alleine lässt. Der Staat baut darauf,<br />
dass wir alles so machen, wie es angeblich<br />
immer schon war: Lieben, Pflegen und<br />
Versorgen, und alles natürlich unbezahlt.<br />
Im Alter werden Frauen noch mal alleingelassen:<br />
Statt der bedingungslosen Liebe,<br />
die sie gegeben haben und jetzt bräuchten,<br />
kriegen sie Einsamkeit und Altersarmut.<br />
Die theoretische und praktische Mutterschaft<br />
ist der neuralgische Angelpunkt der<br />
Ungerechtigkeit. Deswegen entzünden sich<br />
ja gerade dort die sozialen und familienpolitischen<br />
Versäumnisse. Diese (Un-)<br />
Machbarkeit von würdevoller Mutterschaft<br />
mitten im kapitalistischen Patriarchat bestimmt<br />
mein Leben und mein politisches<br />
Interesse. Darum kreist auch mein Schreiben,<br />
noch.<br />
Mit Ihren Romanen und politischen<br />
Kommentaren legen Sie den Finger<br />
in die Wunden unserer Zeit und regen<br />
damit Debatten über das Frauenbild<br />
in unserer Gesellschaft an. Inwiefern<br />
stehen Frauen heute immer noch<br />
unter anderen gesellschaftlichen und<br />
sozialen Zwängen als Männer?<br />
Die Kennziffern beweisen, dass Macht und<br />
Geld zu Ungunsten der Frauen verteilt<br />
sind; fast die ganze unbezahlte Arbeit wird<br />
ihnen umgehängt. Hinzu kommen Gewalt<br />
und die Abwertung des Weiblichen in allen<br />
33<br />
monotheistischen Religionen. Dass all das<br />
nur politisches Nebenthema ist und Frauen<br />
sich damit abfinden, finde ich skandalös.<br />
Das konservative Narrativ behauptet, Ungleichbehandlung<br />
wäre ein Naturgesetz,<br />
und Frauen fallen auf diese Erzählung herein,<br />
weil sie keine andere kennen: Denn die<br />
Religionen, die Sitten und die Wirtschaft<br />
bestätigen ihnen ja konstant ihre Minderwertigkeit.<br />
Dieses Narrativ ist aber genauso<br />
wenig zeitgemäß wie Kolonialismus und<br />
Sklaverei. Das Patriarchat ist kein Naturgesetz,<br />
sondern eine Tyrannei, die keine<br />
6 000 Jahre alt ist.<br />
Sie analysieren in Ihren Romanen<br />
und Essays die beharrlich gleichen<br />
sozialen Fragen unserer Gesellschaft<br />
ohne Scheu vor Konfrontationen. Ihr<br />
scharfer Blick führt den Lesenden die<br />
Aktualität ungelöster Problematiken<br />
in einer präzisen Sprache vor Augen.<br />
Wie wichtig ist Ihnen dabei das Spiel<br />
mit Humor?<br />
Aus der weiblichen Perspektive zu schreiben,<br />
kann sehr ermächtigend sein. Wenn<br />
es aber um die Kritik an den Verhältnissen<br />
geht, wird es schnell grauslich und bitter.<br />
Die Realität von Gewalt und Ungerechtigkeit<br />
hängt mir zum Hals raus, so wie vielen<br />
Frauen; irgendwer muss sie trotzdem<br />
beschreiben. Humor ist eine Strategie, um<br />
mich im Alltag, aber auch beim Schreiben<br />
bei Laune zu halten. Wie schön, wenn er<br />
auch in der Rezeption funktioniert!<br />
Kostet diese Art von feministischer<br />
Literatur nicht auch viel Kraft?<br />
Und wie. Aber die Vision trägt mich,<br />
und der Zuspruch (manchmal auch<br />
der Widerspruch) meiner Leserinnen –<br />
und Leser.<br />
Veranstaltungen:<br />
46. Innsbrucker Wochenendgespräche<br />
| „FAMILIE“<br />
16.–18. Mai 2024<br />
Familie kann man sich nicht<br />
aussuchen, ihr entkommt man<br />
nicht, weder im echten Leben<br />
noch in der Literatur. Ob identifikatorischer<br />
Sehnsuchtsort<br />
oder bittere Abrechnung und<br />
Anklage: Die literarische Auseinandersetzung<br />
mit einem<br />
Thema, das alle angeht und<br />
dem sich niemand entziehen<br />
kann, verspricht spannende<br />
Lesungen und Diskussionen.<br />
Mit: Markus Köhle, Ljuba<br />
Arnautović, Bettina Balàka,<br />
Birgit Birnbacher, Laura Freudenthaler,<br />
Friederike Gösweiner,<br />
Gertraud Klemm, Elke Laznia,<br />
Rolf Lappert und Miriam<br />
Unterthiner<br />
Do., 16. Mai, 20:00 Uhr<br />
ORF Tirol, Studio 3, Innsbruck<br />
Vorstellung und Lesungen<br />
der Autor*innen,<br />
Moderation: Birgit Holzner<br />
und Joe Rabl<br />
Fr., 17. Mai<br />
Gespräche im Tiroler<br />
Landestheater,<br />
Ensembleproberaum (Eingang<br />
im SoWi-Durchgang)<br />
10:00 bis 12:00 Uhr – Bettina<br />
Balàka, Laura Freudenthaler,<br />
Gertraud Klemm<br />
15:00 bis 17:00 Uhr – Ljuba<br />
Arnautović, Elke Laznia,<br />
Miriam Unterthiner<br />
Moderation: Markus Köhle<br />
Sa., 18. Mai<br />
Gespräche im Tiroler<br />
Landestheater,<br />
Ensembleproberaum (Eingang<br />
im SoWi-Durchgang)<br />
10:00 bis 12:00 Uhr – Birgit<br />
Birnbacher, Friederike<br />
Gösweiner, Rolf Lappert<br />
15:00 bis 17:00 Uhr – Schlussrunde<br />
mit allen Autor*innen<br />
Moderation: Markus Köhle
© Jan Schoelzel<br />
Death Metal<br />
in Venice<br />
John Wray präsentiert seinen neuen Roman<br />
über drei Außenseiter und ziemlich laute Musik,<br />
Robert Renk stellt leise ein paar Fragen.<br />
Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
Gehörschäden<br />
habe ich schon<br />
längst, also war<br />
das kein Thema!<br />
Bücher seit 1639<br />
Robert Renk: Demnächst erscheint<br />
dein neuer Roman Unter Wölfen.<br />
Darin entführst du uns sehr plastisch<br />
in die späten 80er und frühen 90er<br />
Jahre. Du erzählst von 3 jugendlichen<br />
Außenseitern, die durch eine damals<br />
völlig neue, etwas verstörende Musik<br />
zusammenfinden: Death Metal. Ist<br />
das auch eine deiner bevorzugten<br />
Musikrichtungen?<br />
John Wray: Eine von vielen! Als ich so alt<br />
war wie Kip, Kira und Leslie, die von dir<br />
oben erwähnten Außenseiter, war ich für<br />
ziemlich jede Art lauter, aggressiver, zorniger<br />
Musik zu haben – vor allem Punk, aber<br />
durchaus auch Hip-Hop, Techno, Grunge<br />
und die Underground-Arten von Metal:<br />
death, thrash, black oder doom. Damals<br />
hatte ich aber keine Ahnung von der ungeheuren<br />
Vielfalt an Metal-Unterarten und<br />
von den dazugehörigen Subkulturen. Aus<br />
der Sicht war die Arbeit an diesem Roman<br />
ein echtes Abenteuer.<br />
Ist dir Musik beim Arbeiten<br />
prinzipiell wichtig, sprich brauchst du<br />
sie z. B. beim Schreiben oder brauchst<br />
du dann komplette Ruhe?<br />
Ich hab eine ziemlich einfache Regel: Stille<br />
bei der Arbeit an der ersten Fassung, dann<br />
möglichst passende Musik beim Überarbeiten.<br />
Die Musik kann durchaus laut<br />
gespielt werden. Nur menschliche Stimmen<br />
dürfen nicht dabei sein. Viel zu ablenkend.<br />
Wenn ja, welche Art von Musik hört<br />
man im Hause Wray?<br />
Alles Mögliche! Eric Dolphy, Erik Satie,<br />
SunnO))), Earth, Tortoise, Animal Collective,<br />
Sleep, The Smile. Jetzt gerade sind<br />
die 70er-Jahre-Platten von Miles Davis in<br />
„heavy rotation“ bei uns zu hören: On The<br />
Corner, Get Up With It, Bitches Brew.<br />
35<br />
Wie bist du auf die Idee gekommen,<br />
dir ausgerechnet Death Metal<br />
auszusuchen? Und hast du die<br />
Recherchearbeiten dazu unbeschadet<br />
ohne Gehörsturz überstanden?<br />
Der Roman hat eigentlich gar nicht mit<br />
Heavy Metal angefangen, sondern mit<br />
Florida – und zwar nicht mit Miami oder<br />
Fort Lauderdale, sondern mit dem wilden,<br />
armen Kleinstadt-Florida, das kaum<br />
jemand kennt. Ein alter Freund stammt aus<br />
Venice, an der abgelegenen Westküste, und<br />
die Geschichten, die er mir ab und zu von<br />
seiner Jugend erzählte, haben mich einfach<br />
umgehaut. Die Recherchearbeiten waren<br />
faszinierend; zuerst in Florida, dann in Los<br />
Angeles und zuletzt in Norwegen. So viel<br />
Spaß hab ich noch nie beim Recherchieren<br />
gehabt. Gehörschäden habe ich schon<br />
längst, also war das kein Thema!<br />
Wie immer bei großen Romanen<br />
braucht man kein musikalisches<br />
Vorwissen! Das Mitreißende ist<br />
vor allem die Beziehung der drei<br />
Jugendlichen Kip, Kira und Leslie.<br />
Was verbindet diese drei?<br />
Musik spielt selbstverständlich eine große<br />
Rolle in Unter Wölfen, aber für mich ist die<br />
Freundschaft zwischen Kip, Kira und Leslie<br />
das Herz und Blut des Buches. Sie finden<br />
zwar durch die Metal-Szene zueinander,<br />
aber was sie eigentlich verbindet, ist etwas<br />
Grundsätzlicheres. Alle drei verstehen sich<br />
als Ausgestoßene und leiden sehr darunter.<br />
Alle drei sind – ob bewusst oder unbewusst<br />
– auf der Suche nach Familie. Und alle<br />
drei träumen von einem großartigen neuen<br />
Leben, möglichst weit weg von Venice,<br />
Florida.<br />
Dein letztes Buch, den Erzählband<br />
Madrigal, hast du auf Deutsch<br />
geschrieben. Der neue Roman ist von<br />
Bernhard Robben übersetzt worden.<br />
Hast du vor, wieder einmal auf<br />
Deutsch zu schreiben?<br />
Möglich ist alles!<br />
John Wray wurde 1971 in Washington D. C. als<br />
Sohn einer Kärntnerin und eines US- Amerikaners<br />
geboren. Er studierte am Oberlin College, an<br />
der Columbia University und an der Universität<br />
Wien und lebt als freier Schriftsteller in Brooklyn<br />
und Friesach (Kärnten). 2007 wurde er von dem<br />
Literaturmagazin Granta unter die zwanzig besten<br />
jungen US-Autoren gewählt, 2017 beim Ingeborg-<br />
Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt mit dem Preis<br />
des Deutschlandfunks ausgezeichnet.<br />
Buchtipp:<br />
John Wray:<br />
Unter Wölfen<br />
Rowohlt, 448 S., € 26,80<br />
Buchpräsentation:<br />
John Wray liest aus<br />
Unter Wölfen<br />
Moderation: Robert Renk<br />
Fr., 24. Mai 2024, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung,<br />
Innsbruck<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card<br />
www.oeticket.com
© Victor Pattyn<br />
Michael Lentz<br />
kommt zum Lyrikfestival W:ORTE.<br />
José F. A. Oliver kommt auch und stellt<br />
schon mal ein paar Fragen …<br />
Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
Die Stimme ist<br />
in der Schrift.<br />
Bücher seit 1639<br />
José F. A. Oliver: Du schreibst Lyrik<br />
und Prosa. Wann ist bei dir für<br />
welche Gattung die Zeit gekommen?<br />
Wann widmest du dich dem Gedicht,<br />
wann dem Erzählen? Oder ist es ein<br />
Ineinanderfließen beider?<br />
Michael Lentz: Das eine geht aus dem<br />
anderen hervor, die Lyrik zumeist aus der<br />
Prosa, die ja auch allgemeiner Ursprung der<br />
Lyrik ist. Ich schreibe Bücher oft parallel,<br />
zumindest bis zu einer gewissen Grenze,<br />
ab der ich mich dann ausschließlich einem<br />
einzigen Buch widme. Die Arbeit an Chora<br />
war besonders langwierig und intensiv. Die<br />
Zeit für Prosa oder Lyrik kommt dann,<br />
wenn ich über einen gewissen Zeitraum<br />
merke, dass ich nur noch mit dieser oder<br />
jener beschäftigt bin. Und schließlich gibt<br />
es ja auch vonseiten des Verlages einen<br />
Termin.<br />
Chora, der Titel deines jüngsten<br />
Lyrikbandes, ist rätselhaft schön.<br />
Das Griechische bezeichnet mit dem<br />
Wort ja einen besonderen Platz.<br />
Mir kommt dabei auch der Klang<br />
der Zeit ins Ohr. Spanisch: hora.<br />
Natürlich auch ora (et labora) …<br />
das Gebet, die Meditation (und die<br />
Arbeit). Ich vernehme auch das Wort<br />
„Chor“ … eine Vielstimmigkeit im<br />
Einklang! Wie kommt es zu diesem<br />
so irdisch-himmlischen Namen, der<br />
aus der Antike bis ins Jetzt reicht?<br />
Chora, „Amme des Werdens“, Urmaterie,<br />
ungeformt. Das Semiotische, im Gegensatz<br />
zum Symbolischen. Platon – Derrida –<br />
Kristeva. Weltschöpfung aus dem Alphabet.<br />
Kabbala. Chor der vielen Stimmen.<br />
Stunde, die vergeht. Tod, der alles in Form<br />
bringt. Das als Motto dem Band Chora<br />
vorangestellte Eingangsgedicht entfaltet die<br />
Figuren, die in Chora stecken in Form eines<br />
Stundenglases: von chora über die Stunde<br />
(hora) und das Beten (ora), die Sonne (ra)<br />
zum Alpha (a) und zurück über den Altar<br />
37<br />
und die Nicht-Sonne (ara), die Nicht-Stunde<br />
und das Jetzt (ahora) zum Unendlichen<br />
(Achora).<br />
Chora ist ein Lyrikband, der<br />
Stimmen und Orte in sich sammelt,<br />
die „in Szene gesetzt“ sein wollen.<br />
Im Grunde sind diese Texte<br />
„aufführbare Gedichte“. Denkst du<br />
beim Schreiben der Gedichte die<br />
mögliche Rezitation mit?<br />
Immer. Die Stimme ist in der Schrift, sie<br />
ist ein Regulativ, zwischen Stimme und<br />
Schrift müssen Kompromisse der Setzung<br />
ausgehandelt werden. Das Gedicht muss als<br />
still gelesenes wie auch als „aufgeführtes“<br />
seine Berechtigung haben – und standhalten<br />
können.<br />
Ein Gedicht, das mich besonders<br />
berührt hat, trägt den Titel oma<br />
hat nie das meer gesehen. Es ist<br />
von großer poetischer Daseinswucht.<br />
Wie viel Biografie, auch die fiktionale,<br />
bestimmt dein Schreiben (mit)?<br />
Biografisches ist immer mit eingeschrieben,<br />
ob in Lyrik oder Prosa. Die Biografie ist<br />
stets die auslösende Instanz. Es kommt<br />
dann darauf an, sie zu verkleiden und in<br />
ihren Ansprüchen zu mäßigen. Sie braucht<br />
eine Metamorphose. Literatur ist Totengedenken.<br />
Das Wort als Laut- und<br />
Klangvermächtnis … wohin<br />
bewegt sich dein Schreiben?<br />
Auf eine immer größere Eindringlichkeit<br />
und Intensität zu. Das Wort als Textverbund<br />
ist auch Daseins-Vermächtnis,<br />
Lebenstextur.<br />
Michael Lentz, 1964 in Düren geboren, lebt in Berlin<br />
als Autor, Musiker, Herausgeber. Zuletzt erschienen:<br />
die Essay- und Aufsatzsammlung Textleben<br />
(2011), die Frankfurter Poetikvorlesungen Atmen<br />
Ordnung Abgrund (2013), der Roman Schattenfroh.<br />
Ein Requiem (2018), der Kommentar Innehaben.<br />
Schattenfroh und die Bilder (2020) sowie der Roman<br />
Heimwärts (2024), alle bei S. FISCHER. Aufenthaltsstipendium<br />
Villa Aurora in Santa Monica,<br />
Kalifornien/USA, 2001, Ingeborg-Bachmann-Preis<br />
2001, Preis der Literaturhäuser 2005, Walter-Hasenclever-Literaturpreis<br />
2012.<br />
Buchtipp:<br />
Michael Lentz:<br />
Chora<br />
S. Fischer, 128 S., € 24,70<br />
Lesung:<br />
Im Rahmen des<br />
Lyrikfestivals W:ORTE liest<br />
Michael Lentz zusammen mit<br />
Nora Gomringer<br />
Fr., 7. Juni 2024 um 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung,<br />
Innsbruck<br />
Eintritt: frei
W:ORTE 2024 – ein Festival,<br />
sieben Orte & noch mehr Lyrik!<br />
www.lyrikfestival.com<br />
Schon mit VORW:ORTE wird die Vorfreude<br />
auf das Internationale Lyrikfestival<br />
W:ORTE befeuert. Das Festival eröffnet<br />
dann mit einem fulminanten internationalen<br />
Dreigespann. Der Abend Tanz der<br />
W:ORTE wird auch dieses Jahr bunt und<br />
vielsprachig. Einen Tag später werden auf<br />
Programm:<br />
Dienstag, 28. Mai 2024 um 19:30 Uhr<br />
Literaturhaus am Inn, Innsbruck<br />
VORW:ORTE<br />
Jurczok 1001 & Melinda Nadj Abonji (CH)<br />
Dienstag, 4. Juni 2024 um 19:30 Uhr<br />
Stadtbibliothek, Innsbruck<br />
Eröffnungs W:ORTE<br />
Dinçer Güçyeter (D)<br />
Aljaž Koprivnikar (SLO)<br />
Safiye Can (D)<br />
Mittwoch, 5. Juni 2024 um 19:30 Uhr<br />
Literaturhaus am Inn, Innsbruck<br />
Tanz der W:ORTE<br />
Yevgeniy Breyger (UKR/A)<br />
Margret Kreidl (A)<br />
Mariam Meetra (AFG/D)<br />
Donnerstag, 6. Juni 2024 um 19:30 Uhr<br />
Literaturhaus am Inn, Innsbruck<br />
Words in process<br />
Tim Holland (D)<br />
FransenMusik (A)<br />
Freitag, 7. Juni 2024 um 13:30 – 17:00 Uhr<br />
Haus der Begegnung, Innsbruck<br />
Schreibwerkstatt eco poetry<br />
Mit Mikael Vogel<br />
Anmeldungen (bis 5. Juni 2024):<br />
hdb.kurse@dibk.at<br />
Freitag, 7. Juni 2024 um 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche, Innsbruck<br />
W:ORTE im Gespräch<br />
José F. A. Oliver (ESP/D)<br />
Nora Gomringer (D/CH)<br />
Michael Lentz (D)<br />
Freitag, 7. Juni 2024 um 22:00 Uhr<br />
Kutscheneinfahrt des Literaturhauses<br />
Vorarlberg, Hohenems<br />
Words in process<br />
Tim Holland (D)<br />
FransenMusik (A)<br />
Freitag, 7. Juni 2024 um 20:00 Uhr<br />
Porgy & Bess, Wien<br />
klang_sprachen<br />
Gerhard Ruiss (A) &<br />
Tiroler Kammerorchester Innstrumenti (A)<br />
Samstag, 8. Juni 2024 ab 18:00 Uhr<br />
Stadtbibliothek, Brixen<br />
W:ORTE. ORTO poetico<br />
José F. A. Oliver, Mikael Vogel, Luis Stefan<br />
Stecher, Teresa Palfrader und die zwei<br />
Preisträgerinnen der Sektion Lyrik in Übersetzung<br />
des Premio Merano Europa 2024<br />
Mit Musik<br />
Samstag, 8. Juni 2024 um 20:00 Uhr<br />
Treibhaus, Innsbruck<br />
klang_sprachen<br />
Gerhard Ruiss (A) &<br />
Tiroler Kammerorchester Innstrumenti (A)<br />
der W:ORTE-Bühne wieder die Grenzen<br />
zwischen Musik und Lyrik ausgelotet:<br />
Das Publikum kann dabei live miterleben,<br />
wie beide Kunstformen miteinander verschmelzen.<br />
Das Prozesshafte wird im<br />
Schreibworkshop zelebriert. So wie bei unserer<br />
Reihe klang_sprachen in Zusammenarbeit<br />
mit dem Tiroler Kammerorchester<br />
Innstrumenti. Bei W:ORTE im Gespräch<br />
treten drei lyrische Präzisionskünstler*innen<br />
in einen Dialog. Auch dieses Jahr tourt das<br />
Internationale Festival W:ORTE inner- und<br />
außerhalb Tirols: neben Imst, Schwaz und<br />
Telfs auch in Brixen, Hohenems und Wien.<br />
Montag, 10. Juni 2024<br />
Stadtsaal, Imst<br />
W:ORTE in Imst<br />
Isabella Krainer (A)<br />
Ralf Schlatter (CH)<br />
Birgit Müller-Wieland (A)<br />
Dienstag, 11. Juni 2024<br />
Haus der Völker, Schwaz<br />
W:ORTE in Schwaz<br />
Isabella Krainer (A)<br />
Ralf Schlatter (CH)<br />
Birgit Müller-Wieland (A)<br />
Dienstag, 12. Juni 2024<br />
Rathaussaal, Telfs<br />
W:ORTfinale<br />
Isabella Krainer (A) &<br />
Chorwerkstatt Telfs<br />
38<br />
Wagner’sche.<br />
„Ich bin kein Dichter, bin der<br />
Berg, der dem Wind das Pfeifen<br />
gestohlen hat.“ (S. 87)<br />
In den Zeilen von Dinçer<br />
Güçyeter flüstern Träume,<br />
ruft uns seine Menschlichkeit<br />
zu mehr Menschlichkeit auf.<br />
Da werden Familie und Bindung,<br />
Wurzel und Herkunft<br />
und nichts Geringeres als dieses<br />
Lebens- und Erinnerungsding<br />
in Sprache gekleidet. Es gibt<br />
Bücher, die sind Umarmungen,<br />
Verbandsmaterial und Spiegel<br />
in einem, Mein Prinz, ich bin<br />
das Ghetto gehört dazu.<br />
Siljarosa Schletterer<br />
Dinçer Güçyeter:<br />
Mein Prinz, ich bin das Ghetto<br />
Elif Verlag, € 20,40<br />
Hier schreiben sich zwei:<br />
ein „Vorgabendichter“ – Klaus<br />
Zeyringer – und der Autor<br />
Gerhard Ruiss. Dabei reichen<br />
die Themen von „Gstanzleure“<br />
(S. 24) bis zu „Rotzglöckchen“<br />
(S. 17). Es sind Politgedichte im<br />
besten Sinne, sie schauen dem<br />
Gebotsprech ebenso wie dem<br />
Polit- und Beislsprech genau<br />
auf die Münder. Der Band setzt<br />
sich mit der Frage auseinander,<br />
ob es Dinge gibt, die nicht in<br />
Worte gefasst werden können,<br />
aber dennoch ausgesprochen<br />
werden sollten, oder wie etwas,<br />
das vermieden werden soll,<br />
dennoch behandelt werden<br />
kann. Siljarosa Schletterer<br />
Gerhard Ruiss & Klaus Zeyringer:<br />
Reimverbote und andere Schreibaufträge<br />
Edition keiper, € 23,00<br />
Dass Lyrik und Science-Fiction<br />
sich die Hand reichen können,<br />
dass das Ganze in einer Zeit<br />
des Klimawandels dringend<br />
notwendig ist, beweist der<br />
zweite Lyrikband Tim Hollands<br />
wir zaudern, wir brennen.<br />
Der Band – ein Langgedicht –<br />
erkundet, fragt, spekuliert und<br />
führt vor Augen, wie ein Miteinander<br />
von Menschen, Tieren<br />
und Pflanzen aussieht bzw. aussehen<br />
kann. Wo zögern wir,<br />
wo brennen wir? Ein Mani fest.<br />
Ein Aufschrei. Ein Must-have.<br />
Übrigens: Bei W:ORTE dürfen<br />
wir Tim Holland mit Fransen<br />
Musik sogar beim Live-Schreiben<br />
erleben. Siljarosa Schletterer<br />
Tim Holland:<br />
wir zaudern, wir brennen<br />
Matthes & Seitz Berlin, € 10,30<br />
Mehr Frauen als Antworten<br />
ortet die Dichtern Margret<br />
Kreidl in ihrem aktuellen<br />
Gedichtband und lässt über<br />
Verbindungen zwischen Fragen<br />
und Frauen und Frauen<br />
und Antworten nachdenken.<br />
Amüsant und vielstimmig sind<br />
Kreidls „Gedichte mit Fußnoten“.<br />
Sie „befragt“ Schlagzeilen,<br />
Träume oder Bücher<br />
und sucht nach poetischen<br />
Antworten. Und die Frauen?<br />
Die „zeigen Khamenei den<br />
Mittelfinger“, so eine der Fußnoten<br />
und rufen auf den Straßen<br />
Teherans „Frauen! Leben!<br />
Freiheit!“. Gabriele Wild<br />
Margret Kreidl:<br />
Mehr Frauen als Antworten<br />
Ed. Korrespondenzen, € 20,00<br />
„Erinnerung strömt durch<br />
Gelenke“, schreibt Yevgeniy<br />
Breyger über seinen Gedichtband<br />
Gestohlene Luft. Als<br />
solche bezeichnete Ossip Mandelstam<br />
einst jene Werke der<br />
Weltliteratur, die in der Zeit des<br />
stalinistischen Terrors „ohne<br />
Genehmigung“ geschrieben<br />
wurden. Breyger, der in Charkiw<br />
in eine jüdische Familie<br />
hineingeboren wurde, arbeitet<br />
sich in seinen Gedichten u. a.<br />
an den Traumata seiner Familie<br />
ab und kreiert Gedichte, die<br />
von Bildhaftigkeit und rhythmischer<br />
Triebkraft getragen sind.<br />
Gabriele Wild<br />
Yevgeniy Breyger:<br />
Gestohlene Luft<br />
Kookbooks 2020, € 20,50<br />
„zwischen Winter und Grün /<br />
kriechen Kriege heraus“.<br />
Eine Zeile die – leider – hängenbleibt<br />
und vorgibt, was uns<br />
dicht und wundervoll erwartet.<br />
Eine Art autofiktionaler Lyrik<br />
in drei Kapiteln. Klar ist ein<br />
Kapitel der Ukraine gewidmet.<br />
Und die „Bäume blicken zu -<br />
recht beschämt“ bei all dem,<br />
was wir Menschen so aufführen!<br />
Aber auch Lyrikerinnen wie<br />
Karoline von Günderode oder<br />
Bettina von Arnim sind Gedichte<br />
gewidmet, die – so lesen<br />
wir – „kichern / klagen, kontern:/<br />
Die Welt mit lachendem<br />
Mut umwälzen!“ wollten. kann.<br />
Robert Renk<br />
Birgit Müller-Wieland:<br />
Im Blick der beschämten Bäume<br />
Otto Müller Verlag, € 24,00<br />
In Mariam Meetras Lyrikdebüt<br />
spricht die Stimme einer<br />
jungen Frau aus Afghanistan,<br />
deren Leben in Kabul nur<br />
noch in der Erinnerung existiert.<br />
Meetra, die heute im<br />
Exil in Deutschland lebt, findet<br />
für ihre Heimatstadt in ihren<br />
Gedichten Beschreibungen<br />
wie „die traurigste Stadt der<br />
Welt“ oder die „Hauptstadt<br />
der Einsamkeit einer Frau“.<br />
Die Gedichte erzählen kraftvoll<br />
und mutig von Einsamkeit,<br />
Verlust und Schmerz der Frauen,<br />
deren Leben von Unterdrückung<br />
und Krieg geprägt ist.<br />
Gabriele Wild<br />
Mariam Meetra:<br />
Ich habe den Zorn des Windes gesehen<br />
Persisch Deutsch. Wallstein, € 22,70<br />
Gedichte mit Ecken &<br />
Kanten. Mit Wut & Herz.<br />
Gedichte, die bellen, beißen<br />
und kratzen und doch ihre<br />
sensible (Sprach-) Seite zeigen.<br />
Sozial, feministisch & klug.<br />
Gedichte, die entlarven &<br />
bewegen. Kluge Beobachtungen<br />
der Außenwelt mischen<br />
sich mit sensiblen, persönlichen<br />
Innensichten. Hätte Manfred<br />
Deix Gedichte geschrieben,<br />
er hieße Isabella Krainer!<br />
Eine absolute Leseempfehlung<br />
von Robert Renk<br />
Isabella Krainer:<br />
Heul doch!<br />
Limbus, € 15,00
Buchtipp:<br />
Eva Maria Gintsberg:<br />
schichtgedichte<br />
edition himmel, 88 S., € 19,00<br />
„schaug, wås des<br />
mit oam tuat“<br />
Eva Maria Gintsberg verwendet in ihren<br />
schichtgedichten den Dialekt als abgründiges Stilmittel<br />
und beantwortet Fragen von Veronika Schuchter.<br />
Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
© Thomas Schrott<br />
Früher war es doch<br />
viel mehr so, wer<br />
die Hochsprache nicht<br />
beherrschte, wurde<br />
belächelt. Das hat<br />
sich geändert.<br />
Bücher seit 1639<br />
Veronika Schuchter: Ihr literarisches<br />
Werk ist sehr vielseitig, Sie schreiben<br />
Prosa, Dramen und Lyrik. Jetzt<br />
haben Sie sich zum ersten Mal an<br />
Mundartgedichte gewagt. Was kann<br />
der Dialekt, was das Hochdeutsche<br />
vielleicht nicht kann?<br />
Eva Maria Gintsberg: Sprache ist Klang,<br />
ist eine Form von „Musik“ und der Dialekt<br />
bringt eine andere Musikalität ins Spiel, er<br />
hat etwas Unmittelbares, zum Beispiel, dass<br />
man mit einem Wort etwas auf den Punkt<br />
bringen kann.<br />
Der besondere Reiz Ihrer Gedichte<br />
ist das Mischen von Dialekt und<br />
Hochsprache. Mal ist nur ein<br />
Wort im Dialekt, mal wechseln Sie<br />
zeilenweise ab, so dass sich zwei<br />
Gedichte ineinanderschieben. Was<br />
hat Sie an dieser Technik gereizt?<br />
Meine Eltern hatten eine Frühstückspension<br />
mit Gästen, die zur Sommerfrische<br />
kamen. Ich bin mit Dialekt und Hochsprache<br />
aufgewachsen. Nicht weil mir<br />
das jemand gesagt hat, ich habe als Kind<br />
intuitiv zwischen dem Dialekt und der<br />
Hochsprache geswitcht. Deswegen sehe<br />
ich das nicht unbedingt als Technik. Es<br />
ist für mich mehr ein Sprachspiel, das viel<br />
mit mir zu tun hat. Aber je mehr ich mich<br />
damit beschäftigt habe, desto interessanter<br />
fand ich dieses Ineinanderverweben oder<br />
Gegenüberstellen von Dialekt und Hochsprache.<br />
Wie eine Begegnung zwischen<br />
zwei Welten, wo eine dritte entsteht. Deshalb<br />
kann man die schichtgedichte auch<br />
auf drei Arten lesen. Nur die Dialektzeilen,<br />
nur die Hochsprachezeilen oder im<br />
Wechsel. Und bei den Gedichten mit den<br />
dialektalen Versatzstücken bricht plötzlich<br />
eine Lebenswelt in die andere ein.<br />
41<br />
Manchmal transportiert der<br />
Dialekt bei Ihnen auch eine gewisse<br />
menschliche Härte. Ist der Dialekt<br />
für Sie auch ein literarisches Mittel<br />
der Kritik?<br />
Ja, nicht nur, aber auch. Der Dialekt ist oft<br />
hart im Klang und dem, was damit gesagt<br />
wird. Man muss sich nur die Landschaft<br />
anschauen. Sie formt Menschen und ihre<br />
Sprache, die dann von Generation zu Generation<br />
weitergegeben wird und die sich mit<br />
dem, was der Mensch erlebt, verändert und<br />
weiterentwickelt. Wobei die Kritik nicht nur<br />
in den Dialektzeilen zu finden ist, sie wird<br />
vielleicht deutlicher in dieser Gegenüberstellung.<br />
Kritik bedeutet per se nicht nur<br />
Schlechtes. Es fordert auf, innezuhalten.<br />
Was sind die Herausforderungen<br />
beim Schreiben im Dialekt?<br />
Dass man eine Entscheidung treffen muss,<br />
wie man die Wörter schreibt. Es gibt nicht<br />
wirklich einen allgemeingültigen Kodex zur<br />
Schreibung von Dialektwörtern. Die Übersetzung<br />
ist als Fußnote notiert, damit es<br />
auch Menschen verstehen können, die nicht<br />
hier leben oder aufgewachsen sind.<br />
War es am Anfang schwierig für Sie,<br />
den Dialekt als literarische Sprache<br />
zu entdecken?<br />
Vielleicht unterbewusst. Wobei ich glaube,<br />
dass der Dialekt schon seit einiger Zeit<br />
ein Revival erlebt. Wenn man sich z. B. die<br />
Musikszene anschaut. Es gibt vor allem<br />
in Österreich viele Bands, die im Dialekt<br />
singen und über die Grenzen hinaus ihr<br />
Publikum haben. Zu Recht, finde ich. Und<br />
früher war es doch viel mehr so, wer die<br />
Hochsprache nicht beherrschte, wurde<br />
belächelt und nicht so ernst genommen.<br />
Das hat sich geändert. Aber in meinem Fall<br />
finde ich beides wichtig, den Dialekt und<br />
die Hochsprache, weil ich auch Schauspielerin<br />
und Vorleserin bin. Das gehört<br />
zum Handwerk.<br />
Haben Sie ein Lieblingsdialektwort?<br />
Da gibt es mehrere … , aber eines z. B.<br />
des schamitzä … eine kleine Papiertüte,<br />
vielleicht, weil es mich an meinen Vater<br />
erinnert, der immer, wenn er in den Wald<br />
oder auf die Pirsch ging, ein kleines<br />
Papiersackerl eingesteckt hatte. Mit Apfelschnitzen<br />
oder einem Landjäger oder einfach,<br />
um Pilze zu sammeln.<br />
Die Oberländerin muss ganz naiv<br />
nach einem Ihrer Gedichttitel fragen:<br />
Was ist ein „hundskrippemensch“?<br />
Ein sehr derbes Schimpfwort für einen<br />
Gauner oder auch niederträchtigen<br />
Menschen. Wobei auch die Stimmlage, wie<br />
man Wörter ausspricht, wichtig ist, wie<br />
ernst es jemand damit meint.<br />
Eva Maria Gintsberg wurde am Fuße des<br />
Wilden Kaisers geboren. Sie ist Schauspielerin,<br />
Stimm- und Sprechtrainerin und Schriftstellerin.<br />
Ihr literarisches Werk ist vielseitig, sie schreibt<br />
Prosa, Lyrik und Dramen.<br />
Buchpräsentation:<br />
Eva Maria Gintsberg liest<br />
schichtgedichte<br />
Moderation: Veronika<br />
Schuchter<br />
Mo., 17. Juni 2024, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung,<br />
Innsbruck<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card<br />
www.oeticket.com<br />
Hörbuch:<br />
Unter folgendem Link<br />
sind die von der Autorin<br />
gesprochenen Gedichte<br />
als Hörbuch abrufbar:
© Niko Mayr<br />
Kafka im Taxi<br />
Hans Platzgumer fährt Taxi mit Franz Kafka.<br />
Joseph Frontull fährt mit …<br />
Wagner’sche<br />
Innsbruck<br />
Nichts kann mich<br />
vergleichbar erfüllen,<br />
beruhigen, bannen<br />
wie die künstlerische<br />
Arbeit.<br />
Bücher seit 1639<br />
Joseph Frontull: Lieber Hans<br />
Platzgumer, 2024 ist Kafka-Jahr.<br />
Es gibt neue Fernsehserien, Filme und<br />
Bücher. Eines davon, Die ungeheure<br />
Welt in meinem Kopf, stammt von<br />
Ihnen. Was verbindet Sie mit Kafka?<br />
Hans Platzgumer: In gewisser Weise mehr,<br />
als mir lieb ist. In seinen Tagebuchnotizen,<br />
die ich zur Recherche für mein Buch<br />
heranzog, finde ich mich oft wieder, leider<br />
gerade in den düsteren, von Selbstzweifeln<br />
und Ängsten geprägten Abschnitten. Ich<br />
hadere, wie es auch Kafka tat, häufig mit<br />
meiner Existenz und meinem künstlerischen<br />
Erfolg. Seit 40 Jahren pendle ich zwischen<br />
Aufgeben und Weitermachen, ich will dem<br />
eigenen Schaffen keine zu große Bedeutung<br />
geben, andererseits durchdringt es mich<br />
und ich muss mich ihm stets aufs Neue ausliefern.<br />
Das Zerrissensein zwischen diesen<br />
Polen kann ich in Kafkas Schriften nachvollziehen<br />
wie kaum woanders, wohl weil<br />
er als Jahrhundertmeister es auszudrücken<br />
vermochte wie niemand sonst. Auch die<br />
biografische Ausgangslage ähnelt sich und<br />
als Beamtensohn kenne ich die Welt, in der<br />
er sich verdingte. Auch ich wurde in ein<br />
System hineingeboren, das unverrückbare<br />
Rahmenbedingungen vorgab. Ich wäre für<br />
Handfestes, Stabiles vorgesehen gewesen,<br />
stellte mich aber als Sensibelchen heraus.<br />
Meine Therapeutin meint, dass ich schon<br />
von klein auf in meinen Kopf flüchtete und<br />
die dortige ausufernde Welt der wirklichen<br />
zur Seite stellte. Wohl war das bei Kafka<br />
nicht anders.<br />
43<br />
Franz Kafka, seine Sätze, seine<br />
Träume geistern durch den Roman,<br />
der eigentlich von den Nachtfahrten<br />
eines Taxlers handelt …<br />
Ich bin von den Träumen ausgegangen,<br />
die Kafka in seinen Journalen dokumentierte.<br />
Ich wollte Kafkas Traumschilderungen,<br />
die ja, wie es in der Natur von Träumen<br />
liegt, abrupt abreißen, 100 Jahre später<br />
weiterführen, in die Jetztzeit bringen.<br />
Schließlich aber übernahm mein Protagonist,<br />
der Nachtfahrer Sascha Konjovic,<br />
mehr und mehr. Da gab es dann kein<br />
Halten, so ist es nun mal, wenn Romanfiguren<br />
zu leben beginnen.<br />
Ist Schreiben eine Möglichkeit,<br />
die eigenen Ungeheuer zu zähmen?<br />
Es war wohl auch Kafkas ständiger<br />
Versuch, durch das Schreiben irgendwie<br />
Halt zu finden. Aus vielen Künstlerleben<br />
ist diese Hoffnung, dieser Zwang herauszulesen,<br />
auch ich bilde da keine Ausnahme.<br />
Nichts kann mich vergleichbar erfüllen,<br />
beruhigen, bannen wie die künstlerische<br />
Arbeit. Der Kreislauf setzt sich mein Leben<br />
lang schon fast lachhaft fort: Je weniger<br />
ich kreieren kann, desto tiefer stürze ich<br />
in meine Löcher. Der Kopf, auf den<br />
sich der Buchtitel bezieht, ist des Taxifahrers<br />
Kopf und doch ist es nicht minder<br />
mein eigener. Literatur hat immer einen<br />
autobiografischen Anteil.<br />
Der Roman ist formal außergewöhnlich:<br />
erzählt nur in direkter<br />
Rede. Wie kristallisierte sich diese<br />
Form heraus?<br />
Erst ab der dritten Fassung. Zuvor hatte<br />
ich das Buch in auktorialer Erzählweise<br />
geschrieben. Der Plot war derselbe, aber<br />
die Geschichte flutschte nicht. Man las sie,<br />
ohne hineingezogen zu werden. Meiner<br />
Lektorin gefiel sie, aber sie fand sie kalt und<br />
kopflastig. Dann wagte ich ein Experiment<br />
und ging ganz in den Kopf dieses Taxlers<br />
hinein. Plötzlich wurden seine Zerbrechlichkeit<br />
und Verzweiflung unausweichlich:<br />
Man rast mit ihm durch die Nacht auf der<br />
Suche nach einem Ausweg. Eine Intimität<br />
entstand, ein Sog, dem sich weder ich noch<br />
meine Lektorin noch hoffentlich die Leserschaft<br />
entziehen kann.<br />
Großes Spiel erschien vor einem Jahr.<br />
Jetzt ist schon der nächste Roman da.<br />
Muss man sich Hans Platzgumer als<br />
hochdisziplinierten Schreibarbeiter<br />
vorstellen?<br />
Es ist eher Besessenheit als Disziplin. Wann<br />
Romane erscheinen, hat nicht unbedingt<br />
mit der Kontinuierlichkeit des Schreibens<br />
zu tun. Vieles entsteht eher gleichzeitig als<br />
hintereinander und wann der Verlag es<br />
veröffentlicht, hängt an äußeren Faktoren.<br />
Großes Spiel war ein sehr zeitaufwändiges<br />
Projekt, mit dem ich seit 2015 beschäftigt<br />
war. Doch während dieser Zeit erstellte<br />
ich auch meine schmaleren Bände Bogners<br />
Abgang und eben Die ungeheure Welt. Alles<br />
fließt ein wenig ineinander, auch mein<br />
nächster Roman, der dann in 2–3 Jahren<br />
erscheinen wird.<br />
Hans Platzgumer, 1969 in Innsbruck geboren, lebt in<br />
Bregenz und Wien. Er absolvierte die Wiener Musikhochschule<br />
und studierte Filmmusik in Los Angeles.<br />
Nach seiner Rückkehr nach Europa verlagerte er den<br />
Schwerpunkt seines Schaffens hin zur literarischen<br />
Arbeit. Vielfach ausgezeichnet schreibt er Romane,<br />
Essays, Hörspiele, Theatermusiken und weiterhin<br />
auch Songs. Zuletzt erschienen: Bogners Abgang<br />
(2021) und Großes Spiel (2023) im Zsolnay Verlag.<br />
Buchtipp:<br />
Hans Platzgumer:<br />
Die ungeheure Welt<br />
in meinem Kopf<br />
Esther & Salis, 180 S., € 25,70<br />
Buchpräsentation:<br />
Die ungeheure Welt<br />
in meinem Kopf<br />
Es lesen: Hans Platzgumer<br />
& Carmen Gratl<br />
Musik: Florian Bramböck<br />
& Robert Sölkner<br />
Moderation: Joachim Leitner<br />
Do., 27. Juni, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung,<br />
Innsbruck<br />
Eintritt: € 9,00/ € 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card<br />
www.oeticket.com
Buchtipp:<br />
Marie-Theres Arnbom:<br />
Die Villen vom Wiener Cottage<br />
Amalthea Verlag,<br />
S. 272, € 28,00<br />
(erscheint im Juni 2024)<br />
Buchpräsentation:<br />
Wenn Häuser<br />
Geschichten<br />
erzählen<br />
Marie-Theres Arnbom im Gespräch mit Ina Cassik<br />
über Villen des Wiener Cottage<br />
Stöger–<br />
Leporello<br />
Wien<br />
Die Villen vom Wiener Cottage<br />
Mit Marie-Theres Arnbom<br />
Fr., 20. September 2024,<br />
18:30 Uhr<br />
Bezirksmuseum Döbling<br />
im Wertheimsteinpark<br />
Eintritt: frei<br />
© Silke Ebster<br />
Den Menschen<br />
ihre Geschichte<br />
zurückgeben.<br />
Bücher seit 1639<br />
Ina Cassik: Im Juni erscheint Ihr<br />
neues Buch über die Villen des<br />
Wiener Cottage in der im Amalthea-<br />
Verlag publizierten Villen-Reihe.<br />
Die Reihe hat den Untertitel „Wenn<br />
Häuser Geschichten erzählen“.<br />
Sie sind selbst in einer historischen<br />
Villa in Pötzleinsdorf aufgewachsen;<br />
stammt daher Ihr Interesse an den<br />
Menschen hinter den Häusern?<br />
Marie-Theres Arnbom: Ja und nein. Ich<br />
glaub, ich bin mit diesem Interesse geboren<br />
… Wenn meine Urgroßmutter Freundinnen<br />
zu Gast hatte, bin ich schon mit vier<br />
Jahren immer bei den Damen gesessen und<br />
hab zugehört. Geschichten und Schicksale<br />
haben mich immer interessiert und mein<br />
Bedürfnis, darüber zu berichten, zu erzählen<br />
und zu schreiben, wuchs mit den Jahren.<br />
Die Gartenstadt des Cottage war<br />
ein innovatives Wohnprojekt, das<br />
den Bewohnern Lebensqualität<br />
mit Grünraum am Stadtrand bot.<br />
Es gibt ja schon Literatur über die<br />
prachtvollen Häuser der Gegend.<br />
Welche Lebensgeschichten haben Sie<br />
in diesem Buch aus der Vergessenheit<br />
geholt?<br />
Ja, natürlich gibt es über diese so renommierte<br />
Gegend Bücher – ich erzähle aber<br />
andere Geschichten, über Familien, die<br />
völlig vergessen sind, über ganze Clans, die<br />
im Cottage beheimatet waren. Mein Bestreben<br />
ist es immer, Neues zu erzählen. Für<br />
uns gilt das Cottage heute als sehr elegantes,<br />
hochpreisiges Wohnviertel. Doch waren<br />
es ursprünglich sehr gutbürgerliche, nicht<br />
immer reiche Familien, die sich hier<br />
45<br />
niederließen. Die Töchter arbeiteten oft<br />
als sehr sozial engagierte Ärztinnen in<br />
den 1920er Jahren, aber auch eine junge<br />
Bildhauerin lebte hier: Sie war die erste<br />
Bildhauerin, die einen Auftrag für den<br />
öffentlichen Raum erhielt. Wissenschafter<br />
und Wissenschafterinnen, aber auch<br />
Industrielle und viele Künstler und Künstlerinnen<br />
prägten den Alltag – und viele<br />
waren miteinander verwandt oder befreundet.<br />
Bei Ihren Nachforschungen<br />
fördern Sie oft dramatische<br />
Lebensgeschichten und Schicksale<br />
von Vertreibung und Enteignung<br />
zutage. Besteht bei den heutigen<br />
Bewohnern der Villen Interesse<br />
an der wechselvollen Geschichte<br />
hinter den Häusern oder stoßen Sie<br />
mitunter auf Widerstand?<br />
Ich hoffe sehr, dass diese oftmals vergessenen<br />
Schicksale auf Interesse stoßen –<br />
denn das treibt mich ja auch an: Menschen<br />
ihre Geschichte zurückzugeben und eine<br />
Gesellschaftsschicht dem Vergessen zu entreißen.<br />
Eine Frage aus aktuellem<br />
Anlass: Bad Ischl ist mit der<br />
Region Salzkammergut heuer als<br />
Kulturhauptstadt Europas 2024 im<br />
internationalen Fokus. Sie haben als<br />
langjährige Kennerin der Gegend<br />
auch viel beachtete Bücher über<br />
die Villen von Bad Ischl, Traunsee,<br />
Attersee und des Ausseerlands<br />
geschrieben. Warum ist es Ihnen<br />
wichtig, auch die Schattenseiten<br />
der Vergangenheit ans Licht der<br />
Sommerfrische-Idylle zu holen?<br />
Dies ist Teil unserer Geschichte. Verdrängen<br />
kann und darf man die Geschichte<br />
nicht. Man darf auch nicht Menschen,<br />
denen solches Unrecht widerfahren ist, aus<br />
der allgemeinen Wahrnehmung verdrängen.<br />
Interessant ist, dass diese Kapitel meiner<br />
Bücher so stark im Fokus stehen und in Erinnerung<br />
bleiben. Im Ischl-Buch beispielsweise<br />
handeln 2/3 der Kapitel von Familien<br />
ohne jüdischen Hintergrund, nur 1/3 befasst<br />
sich mit Arisierungen. Und doch bleibt<br />
dieses Drittel offenbar mehr im Gedächtnis.<br />
„Den Menschen ihre Geschichte<br />
zurückgeben“ steht als Leitspruch<br />
für Ihre Arbeit auf Ihrer Homepage.<br />
Als Historikerin und Autorin haben<br />
Sie sich intensiv mit der Welt des<br />
jüdischen Großbürgertums und<br />
jüdischer Künstler*innen beschäftigt.<br />
Dient Ihr Bemühen auch der<br />
Erfüllung der historischen Aufgabe<br />
des „niemals Vergessen“?<br />
Ich versuche, mit meinen Mitteln zu diesem<br />
„niemals Vergessen“ beizutragen – und<br />
meiner Meinung nach ist der beste Weg,<br />
persönliche Schicksale zu erzählen, eine<br />
persönliche, emotionale Ebene zu berühren.<br />
Das Stück der Volksoper „Lasst uns die<br />
Welt vergessen – Volksoper 1938“ ist ein<br />
sehr gutes Beispiel. In meinem Buch Ihre<br />
Dienste werden nicht mehr benötigt habe<br />
ich die Schicksale einiger Volksopern-<br />
Künstler und -Künstlerinnen recherchiert<br />
und darüber geschrieben. Nun kehren diese<br />
Menschen auf die Bühne der Volksoper zurück<br />
und berühren das Publikum mit dem<br />
Miterleben ihres persönlichen Schicksals.<br />
Vielen Dank<br />
für das Gespräch.<br />
Marie-Theres Arnbom ist Historikerin, Autorin,<br />
Kuratorin und Kulturmanagerin und begeistert<br />
auf „Buchpräsentationen to go“ ihr Publikum mit<br />
den Geschichten hinter berühmten Häusern. Sie ist<br />
Musikliebhaberin und Gründerin des Kindermusikfestivals<br />
St. Gilgen. Sie lebt in Wien und im Sommer<br />
am Wolfgangsee.
Bis zum (Hoch-)Beetrand<br />
und noch viel weiter …<br />
Dein Geht-immerund-überall-Garten<br />
Buchtipp:<br />
Sascha Singh:<br />
Einfach mehr ernten<br />
Löwenzahn Verlag,<br />
240 S., € 32,90<br />
© Löwenzahn Verlag/Fabian Weiss<br />
Tomatenstauden, die gefühlt bis in den<br />
Himmel reichen und kiloweise Früchte<br />
tragen, mehr knackige Salatgurken, als du<br />
essen kannst, und das alles aus dem eigenen<br />
Garten … Klingt gut, aber nach viel zu viel<br />
Aufwand? Ist es nicht – wenn du an den<br />
richtigen Rädchen drehst und dir ein paar<br />
Methoden aus dem professionellen Gartenbau<br />
abschaust. Sascha Singh nimmt sich<br />
selbst die Methoden der Marktgärtnerei<br />
zum Vorbild und zeigt dir in seinem<br />
Buch, wie auch du das meiste aus deinem<br />
Nutzgarten herausholen kannst. Clevere<br />
Bewässerungssysteme für die Urlaubszeit,<br />
die doppelte Ernte dank Tomatenhaken –<br />
es gibt viele kleine Tricks, die dir helfen,<br />
jede Saison noch mehr Gemüse, Obst und<br />
Kräuter aus deinem eigenen Garten zu<br />
bekommen. Mach deinen Hausgarten zur<br />
Biogemüse-Abteilung – Zeit für Ernte<br />
statt Einkauf und Pflanzenpflege statt<br />
Plastikverpackung.<br />
„Gärtnern? Ja, wäre schön, aber ich hab<br />
halt keinen Garten …” Wetten, dass du<br />
eben doch einen hast und ihn wahrscheinlich<br />
sogar von dort sehen kannst, wo du<br />
gerade sitzt, stehst oder liegst? Bühne frei<br />
für den kleinsten Garten der Welt, auch<br />
bekannt als: Fensterbrett.<br />
Egal, ob innen- oder außenliegend, sonnig<br />
oder (halb)schattig, schmal oder breit<br />
und egal, ob du viel Zeit hast oder wenig –<br />
such dir die passenden Pflanzen für deinen<br />
Standort aus und los geht’s. Equipment<br />
ohne Ende? Brauchst du nicht, denn schon<br />
mit ein paar Pflanztöpfen, etwas Erde und<br />
Saatgut bist du startklar. Und alles Weitere<br />
lässt sich re- und upcyceln: Lass aus einem<br />
Salatstrunk ein neues Exemplar wachsen,<br />
verwandle die Bananenschale in Bio-<br />
Dünger oder bastle aus einer Saftpackung<br />
ein Pflanzgefäß, und schon kann dein<br />
Minigarten-Abenteuer losgehen. Erbsen,<br />
Aubergine, Basilikum, Melonenbirne<br />
oder doch lieber Salat: Let it grow!<br />
© Löwenzahn Verlag/Daniel Zangerl<br />
Buchtipp:<br />
Doris Kampas:<br />
Das große Hochbeet-Buch<br />
Löwenzahn Verlag,<br />
232 S., € 24,90<br />
© Löwenzahn Verlag/Daniel Zangerl<br />
Von den ersten zarten Pflänzchen bis in<br />
die Unendlichkeit des Hochbeet-Universums<br />
– im großen Hochbeet-Buch<br />
beantwortet Doris Kampas alle Fragen<br />
rund um Start und Aufbau, den richtigen<br />
Standort, erfolgreiche Mischkulturen,<br />
Bewässerungssysteme, Düngung, Mulch<br />
und Pflege sowie zur ertragreichen Ernte.<br />
Die Autorin begleitet dich aber auch durch<br />
alle Herausforderungen des hochgelegten<br />
Gärtner*innenlebens, erklärt, wie es nach<br />
dem ersten Honeymoon-Jahr erfolgreich<br />
weitergeht, zeigt, wie du dein Hochbeet<br />
vor Hitze, Kälte, Starkregen oder Stürmen<br />
schützt, und lässt mit mehr als 20 Beispielund<br />
Themenbeeten wirklich jeden Pflanztraum<br />
wahr werden. Und wenn die Basics<br />
erstmal im Kasten sind, schaffe noch<br />
mehr Platz, indem du dein Beet z. B. mit zusätzlichen<br />
Pflanzgefäßen erweiterst und die<br />
Erntesaison durch geschickte Planung<br />
zum Langzeitprojekt werden lässt.<br />
Entwirf einen 4-Jahres-Plan fürs Beet,<br />
säe deine knackige Winterernte aus und<br />
freu dich schon mal auf die nächste Reise.<br />
Wohin? Zum Rund-ums-Mittelmeer-<br />
Hochbeet natürlich!<br />
© Löwenzahn Verlag/Daniel Zangerl<br />
„Der kleinste Garten<br />
ist ein Topf.“<br />
Buchtipp:<br />
Deike Haßler:<br />
Fensterbrettgarten<br />
Löwenzahn Verlag,<br />
144 S., € 24,90
Ursula Poznanski<br />
Die österreichische Bestsellerautorin im Gespräch<br />
mit ihrem Kollegen Thomas Raab<br />
© Christian Kaufmann<br />
Buchtipp:<br />
Ursula Poznanski:<br />
Die Burg<br />
Knaur, 400 S., € 25,50<br />
Was heute fehlt,<br />
ist Langeweile.<br />
Bücher seit 1639<br />
Thomas Raab: Liebe Ursula, du<br />
hörst es nicht gern, aber: Du bist<br />
Superlative in einer Dimension, die<br />
es in Österreich noch nie gab. Die<br />
Spiegelbestsellerliste kennst du nur<br />
von oben, hast ein unfassbares Talent<br />
nicht nur darin, klug verwobene<br />
Geschichten zu erzählen, sondern<br />
auch Themen der Gegenwart in<br />
einer Tiefe abzuhandeln, die den<br />
Leser*innen (Erwachsene und<br />
Jugendliche) mehr bietet als eben<br />
nur die Geschichte. Und das zweimal<br />
jährlich. Dir gelingt einfach alles.<br />
Darum meine Frage: Wo ist<br />
der Haken?<br />
Ursula Poznanski: Lieber Thomas, ich mag<br />
deinen Hang zu Übertreibungen ja sehr :-).<br />
Okay, also: Ich bin eigentlich echt faul.<br />
Und ein bisschen wie ein Ozeandampfer,<br />
der, wenn er einmal zum Stillstand kommt,<br />
nur schwer wieder Fahrt aufnimmt.<br />
Deshalb sehe ich zu, im Arbeitsrhythmus<br />
zu bleiben. Hilfreich dabei ist: Schreiben<br />
macht mir Spaß. Meistens. Außerdem bin<br />
ich unorganisiert, lasse Büroarbeit monatelang<br />
liegen und du willst die Unordnung<br />
in meinem Kleiderschrank nicht sehen.<br />
Da fiele mir noch viel mehr ein. Ganz, ganz<br />
sicher gelingt also nicht alles. Vielleicht ist<br />
es einfach so: Ich schreibe, was ich selbst<br />
gern lesen würde, und es gibt mehr Leute<br />
als gedacht, die meinen Geschmack teilen.<br />
49<br />
Ich kenn auch mehr Leut’, die deine<br />
Romane lesen als meine, haha.<br />
Meine ältere Tochter zum Beispiel,<br />
16, hat alle Jugendbücher von dir<br />
verschlungen, aber noch kein einziges<br />
von mir. Grundsätzlich: Wie, denkst<br />
du, sind vor allem Jugendliche<br />
zum Lesen zu bewegen? Wie kann<br />
Literatur gegen all den medialen<br />
Überfluss bestehen?<br />
Wenn es dich tröstet: Mein Sohn liest meine<br />
Bücher auch nur, wenn ich ihn emotional<br />
dazu erpresse. Ich glaube: Schlüsselerlebnisse<br />
sind ganz wichtig. Dass dich ein Buch<br />
in seine Welt hineinreißt, dort festhält und<br />
nicht mehr loslässt, bis du die letzte Seite<br />
gelesen hast und im besten Fall noch weit<br />
darüber hinaus. Das willst du dann immer<br />
wieder erleben. Was heute fehlt, ist Langeweile,<br />
die hatten wir als Kinder und Jugendliche<br />
noch im Überfluss, im Gegensatz zu<br />
Smartphones. Trotzdem gibt es gerade<br />
jetzt wieder viele junge Leser*innen, die<br />
bis zu acht Bücher im Monat verschlingen.<br />
Es kommt also einfach auf den Köder an,<br />
denke ich. Denk nur daran, welchen Hype<br />
Harry Potter ausgelöst hat.<br />
Gab es so ein Schlüsselerlebnis,<br />
in dem dir klar wurde, du musst<br />
Die Burg schreiben?<br />
Ich war immer schon begeistert von<br />
Burgen, überhaupt alten Gemäuern aller<br />
Art. Wieder Stichwort Langeweile: Die<br />
Sommer meiner Kindheit waren sehr<br />
bullerbüartig. Waldviertel, ohne Telefonanschluss,<br />
mit Schwarz-Weiß-Fernseher,<br />
auf dem es hauptsächlich geschneit hat,<br />
und Stromausfall bei jedem Gewitter.<br />
Ausflüge zu Ausstellungen, auf Burgen<br />
oder wohin auch immer, waren – neben<br />
Abenteuerspielen im Wald – die absoluten<br />
Höhepunkte. Ich habe mir regelmäßig<br />
vorgestellt, eine solche Burg zu besitzen,<br />
wobei Begriffe wie Denkmalschutz und<br />
Heizkosten allerdings damals für mich<br />
noch Fremdworte waren. Jetzt habe ich<br />
mir meine Burg geschrieben, das wollte ich<br />
wirklich lange schon. Ein auslösendes<br />
Erlebnis gab es aber trotzdem: die Zipser<br />
Burg in der Slowakei. Bei diesem Anblick<br />
war ich vollkommen hin und weg.<br />
Apropos: Jeder, der die Ehre hat,<br />
dich kennenzulernen, denkt nicht nur<br />
an Queen of Thrill, sondern auch<br />
an Stil-Ikone und natürlich an Haar.<br />
Hat die Länge ein genaues Maß?<br />
Sagst du dem Friseur: ein Meter<br />
fünfzehn, sonst kracht’s. Und vor<br />
allem (ich hab ja 3 Ladys zuhause):<br />
Wie lang musst du föhnen, welcher<br />
Föhn, Haarpflege-Produkt-Tipps,<br />
raus damit.<br />
Für meine Haare kann ich wirklich überhaupt<br />
nichts, die sind schlicht und einfach<br />
vererbt. Wie lang genau sie sind, weiß ich<br />
nicht, aber jedenfalls lang genug, damit<br />
zwei oder drei reichen, um einen Abfluss<br />
verlässlich zu verstopfen. Ich habe sie ewig<br />
mit irgendwelchen Shampoos gewaschen,<br />
ohne groß drauf zu schauen, welche;<br />
mittlerweile bin ich kritischer geworden.<br />
Meine Naturwelle packe ich nach jedem<br />
Waschen eine Viertelstunde lang in eine<br />
Haarkur, dann föhne ich sie so glatt wie<br />
möglich, mit einem Gerät, dessen Marke<br />
ich hier – weil Werbung – nicht sagen kann.<br />
Die machen aber auch Staubsauger.<br />
Ok, Miele fällt weg, die bieten<br />
als Haartrockner nur Backofen,<br />
Dunstabzug und Mikrowelle,<br />
haha … Ja und du als Stil-Ikone?<br />
Von schwarzem Lederlook à la<br />
Catwoman bis Armani-Katalog.<br />
Immer top. Und zuhause?<br />
Eigentlich verbringe ich mein Leben in<br />
Jogginghosen und liebe es. Weil ich ja<br />
permanent im Homeoffice bin, und das<br />
ist einer der größten Vorteile dabei. Daher<br />
macht dann, wenn es auf Lesungen oder<br />
Messen geht, das Styling umso mehr Spaß.<br />
Und wieder zuhause im Jogger, wenn<br />
du abschalten willst, schaltest du<br />
dann ein? Streaming von bis … Was<br />
schaut Ursula? Serienjunkie?<br />
Ja. Oje. Ich habe, glaube ich, fünf Streaming-Abos<br />
und mag Serien mittlerweile<br />
lieber als Spielfilme. Wobei Saltburn mich<br />
zuletzt sehr begeistert hat. Bei den Serien<br />
liebe ich Only Murders in the Building,<br />
Ted Lasso und aktuell schaue ich True<br />
Detective mit Jodie Foster. Freu mich aber<br />
auch schon auf die zweite Staffel von<br />
House of the Dragon.<br />
Und wenn du das House of Poznanski<br />
verlässt, zum Beispiel auf Leserreise?<br />
Immer den Montblanc in der Tasche<br />
mit Berührungsalarm. Oder bist<br />
du auf Bic unterwegs. Es gibt ja<br />
Kolleg*innen, da darfst du den Stift<br />
um die Burg nicht angreifen …<br />
Nein. Signiert wird mit allem, was gerade<br />
rumliegt.<br />
Hoffentlich haufenweise Die Burg.<br />
Das wünsch’ ich dir und uns allen,<br />
du Großartige.
Jung,<br />
aber<br />
oho!<br />
Bücher<br />
für<br />
Kinder<br />
und<br />
Jugend:<br />
So explosiv hat sich Jayden<br />
seinen ersten Einsatz als Agent<br />
der Last Line of Defense nicht<br />
vorgestellt: Als eine junge Journalistin<br />
in der britischen Botschaft<br />
in Buenos Aires Schutz<br />
sucht, wird das Gebäude von<br />
Raketenangriffen erschüttert.<br />
Sofia hat einem Hightech-Konzern<br />
brisante Daten gestohlen<br />
– und wird nun gnadenlos<br />
gejagt. Es folgt eine atemlose<br />
Verfolgungsjagd quer durch<br />
Buenos Aires. Schnell wird<br />
Jayden klar: Es geht um mehr<br />
als die Daten. Um viel mehr …<br />
Andreas Gruber:<br />
Last Line of Defense – Der Angriff<br />
Ravensburger, 416 S., € 13,20<br />
Jeden Tag muss Oraya ums<br />
Überleben kämpfen. Als adoptierte<br />
menschliche Tochter des<br />
Vampirkönigs lebt sie in einer<br />
Welt, die darauf ausgerichtet<br />
ist, sie zu töten. Ihre einzige<br />
Chance, jemals mehr als nur<br />
Beute zu sein, ist die Teilnahme<br />
am Kejari, einem legendären<br />
Turnier, das von Nyaxia veranstaltet<br />
wird – der Göttin des<br />
Todes. Damit Oraya überhaupt<br />
den Hauch einer Chance hat,<br />
muss sie ein Bündnis mit ihrem<br />
größten Gegner eingehen:<br />
Raihn. Doch am meisten Angst<br />
hat sie vor seiner Anziehungskraft.<br />
Carissa Broadbent:<br />
The Serpent and the Wings of Night<br />
Carlsen, 539 S., € 19,30<br />
Rina, Shane und Caden: Die<br />
drei verbindet eine jahrelange<br />
Freundschaft. Als Caden<br />
nach einem Sturm in seine<br />
Heimatstadt San Diego zurückkehrt,<br />
um beim Wiederaufbau<br />
der zerstörten Rettungsstation<br />
für Seehunde zu helfen, fällt<br />
Rina die Nähe zu ihm schwer.<br />
Stabil und vertraut – das ist<br />
sie mit Shane, denn sie sind inzwischen<br />
ein Paar. Intensiv<br />
und magnetisch, das fühlt sie<br />
plötzlich mit Caden. Aber verzichten<br />
kann sie auf keinen<br />
der beiden. Die Frage: Ist Liebe<br />
wirklich so begrenzt?<br />
Lexis Able:<br />
Wo Wind und Wellen sich berühren<br />
(Westcoast Skies 2)<br />
Carlsen, 448 S., € 15,20<br />
Titus ist ein echter Magier! Er<br />
macht gerade seine Ausbildung<br />
in Großvaters Zauber-Apotheke.<br />
Jeden Tag steht Zaubertränkebrauen<br />
auf dem Stundenplan.<br />
Aber leider geht dabei<br />
immer irgendetwas schief! Ob<br />
Titus wirklich das Zeug zum<br />
Meistermagier hat? Doch dann<br />
brauchen die Bewohner des<br />
Königreichs Aruwen dringend<br />
magische Hilfe. Und so zieht<br />
Titus los, um das Fürchten zu<br />
verlernen. Ein Kinderbuch<br />
über Mut, Freundschaft und<br />
Zusammenhalt – und das<br />
Thema Selbstbewusstsein sowie<br />
positives Denken.<br />
Abie Longstaff:<br />
Der kleine Magier –<br />
Die Zauber-Apotheke<br />
arsEdition, 144 S., € 11,10<br />
Dass in Flohall Tinte und<br />
Bücher wertvoller sind als Gold,<br />
merkt die zwölfjährige Sepia<br />
schon bei ihrer Ankunft in der<br />
berühmten Hafenstadt mit<br />
ihrer duftenden Tinte und dem<br />
flüsternden Papier. Bei Silbersilbe,<br />
einem der drei großen<br />
Meister, soll sie das Handwerk<br />
des Buchdrucks lernen. Warum<br />
wurde gerade sie ausgewählt,<br />
ein Waisenmädchen? Sie erlebt<br />
ihr erstes Funkelfest. Doch es<br />
geschehen merkwürdige Dinge<br />
in Flohall. Tinte geht verloren,<br />
düstere Gestalten schleichen<br />
umher, und dann verschwinden<br />
die Meister.<br />
Theresa Bell:<br />
Sepia und das Erwachen der Tintenmagie<br />
Thienemann, 384 S., € 18,30<br />
Ägypten, Pyramiden,<br />
Forschungsarbeiten und ein<br />
frisch geöffnetes Pharaonengrab?<br />
Da sind seltsame und<br />
unerklärliche Ereignisse nicht<br />
weit. Und du bist mittendrin.<br />
Ein grauenvoller Fluch hält<br />
alle in seinem Bann. Plötzlich<br />
wachen die Tiger im Alten<br />
Ägypten auf! Sie brauchen<br />
dringend deine Hilfe, um den<br />
Fluch aufzuheben. Ermittle und<br />
hilf mit, die Machenschaften<br />
aufzudecken. Knifflige Rätsel<br />
warten nach jedem Kapitel auf<br />
dich. Mit dem Decoder kannst<br />
du die Lösung überprüfen und<br />
erfahren, ob du richtig liegst.<br />
Thomas Brezina:<br />
Tiger Team – Der Fluch des Pharao<br />
G&G Verlag, 144 S., € 14,80<br />
50<br />
Wagner’sche.<br />
Eine archaisch-poetische<br />
Erzählung über die Kraft der<br />
Wiederholung: Eine Dürre plagt<br />
das Land und die Tiere sehen<br />
letztlich keine andere Möglichkeit<br />
mehr, als auszuwandern.<br />
Nur der Löwe bleibt zurück –<br />
irgendwer muss ja die Stellung<br />
halten. Ein Baum, der saftige,<br />
sättigende Früchte trägt, ist<br />
das Ziel – doch sie hängen zu<br />
hoch. Mit einem bestimmten<br />
Wort ließen sie sich herabholen,<br />
aber niemand kennt es,<br />
abgesehen vom Löwen. Ungalli!<br />
Ungalli! Und die Früchte<br />
senken sich.<br />
Lena Raubaum:<br />
Ungalli<br />
Tyrolia, 26 S., € 18,80<br />
Ein Fuchs wird zum Gejagten …<br />
In der Hafenstadt Aramir sind<br />
die mächtigen Familien mit<br />
Greifen, Phönixen, Einhörnern,<br />
Meeresdrachen und anderen<br />
Fabelwesen verbündet. Das<br />
charmante Schlitzohr Devan gehört<br />
zu keiner dieser Familien.<br />
Er ist in Armut aufgewachsen,<br />
kann sich aber auf seinen<br />
scharfen Verstand verlassen und<br />
löst als sogenannter Fuchs für<br />
die Reichen und Mächtigen von<br />
Aramir jedes Problem. Unterstützung<br />
bei seinen Aufträgen<br />
erhält er von seiner rebellischen<br />
besten Freundin Rouka.<br />
Katja Brandis:<br />
Der Fuchs von Aramir<br />
Arena, 496 S., € 21,40<br />
Ständig muss man sich verstellen!<br />
Für die 12-jährige Nic<br />
Blake ist es eine echte Herausforderung,<br />
als fantastisch<br />
begabte Ungewöhnliche in<br />
der Welt der „Gewöhnlichen“<br />
aufzuwachsen. Sie will ihre<br />
Gabe einmal so gut beherrschen<br />
können wie ihr Vater die seine.<br />
Doch bevor er sie darin unterrichten<br />
kann, wirbelt eine Reihe<br />
unglaublicher Ereignisse rund<br />
um eine alte Prophezeiung alles<br />
durcheinander. Zusammen mit<br />
ihren beiden besten Freunden<br />
geht Nic auf die Jagd, die verschollene<br />
Waffe zu finden.<br />
Angie Thomas:<br />
Nic Blake – Die Prophezeiung<br />
der leuchtenden Welt<br />
CBJ, 400 S., € 17,30<br />
Die Zwillinge Martha und<br />
Mischa haben sich im kleinen<br />
Ort Krähfeld eingelebt, verbringen<br />
ihre Freizeit am liebsten<br />
mit Hund Jip und ihrer Clique,<br />
den „Glorreichen Sieben“. Der<br />
erste Tag in der neuen Schule<br />
steht bevor, und als wäre das<br />
nicht Aufregung genug, kündigt<br />
sich auch schon der nächste<br />
Fall an. Das erfolgreiche<br />
Autor*innenduo eröffnet den<br />
zweiten Fall rund um die<br />
mutigen Zwillinge! Tierschutzkrimi<br />
mit Spannungsgarantie<br />
für Fans von Magische Tiere<br />
und Fünf Freunde.<br />
Hubert Flattinger & Petra Hartlieb:<br />
Aufregung im Hühnerstall<br />
Leykam, 160 S., € 19,30<br />
Frida und ihre Freunde erleben<br />
jeden Tag etwas Neues und<br />
Aufregendes! Ganz klar, dass<br />
die kleine Waldhexe manchmal<br />
ein bisschen schusselig ist. Als<br />
Frida für den Hexenwettbewerb<br />
übt, geht jeder Spruch schief.<br />
Zum großen Hexentreffen<br />
kommt sie zu spät und beim<br />
Zubereiten der Suppe für den<br />
großen Zauberer Asnarack<br />
wirft sie aus Versehen ein paar<br />
Zauberkräuter in den Topf.<br />
Doch Frida, der kleinen Waldhexe,<br />
kann niemand lange böse<br />
sein – irgendwie schafft sie es<br />
immer, aus jedem Missgeschick<br />
etwas Gutes zu machen.<br />
Jutta Langreuter:<br />
Frida, die kleine Waldhexe –<br />
drei Bilderbuchgeschichten<br />
Arena, 88 S., € 15,60<br />
Seit vor fünf Jahren plötzlich<br />
Drachen die Menschen angegriffen<br />
haben, hat sich Noahs<br />
Welt komplett verändert: Statt<br />
in die Schule zu gehen oder<br />
sich mit Freunden zu treffen,<br />
streift der 12-Jährige nun auf<br />
der Suche nach Lebensmitteln<br />
durchs völlig zerstörte New<br />
York City. Und auch das geht<br />
nur in den Monaten, in denen<br />
die Drachen Winterschlaf halten,<br />
denn im Sommer jagen sie<br />
erbarmungslos jeden, der in den<br />
Straßenschluchten unterwegs<br />
ist. Dieses Buch liest sich wie<br />
ein Ritt auf dem Rücken eines<br />
Drachen.<br />
Mari Mancusi:<br />
New Dragon City – Ein Junge. Ein<br />
Drache. Eine verbotene Freundschaft<br />
Arena, 344 S., € 17,30
ALLES<br />
AUSSER<br />
FLACH<br />
7 × Niederlande &<br />
Flandern Gastland<br />
Leipziger Buchmesse 24<br />
KAUM<br />
WAS<br />
FLACH<br />
7 × der Blick aus CH nach<br />
Ö von Nicola Steiner*<br />
NOCH<br />
WENIGER<br />
FLACH<br />
7 × der Blick aus Ö nach CH<br />
von Robert Renk*<br />
3×7<br />
Best<br />
aber<br />
Seller:<br />
* Nicola Steiner, ehem. beim SRF<br />
und seit 2023 Leiterin des Literaturhaus<br />
Zürich, lässt sich von R. R. gern zu<br />
Moderationen & Beiträgen überreden.<br />
* Robert Renk beschäftigt sich seit<br />
der ersten Markus-Werner-Lektüre<br />
(1986) intensiv mit Schweizer Literatur<br />
und kann N. St. gut zu Moderationen<br />
& Beiträgen überreden.<br />
52<br />
Wagner’sche.<br />
1<br />
2<br />
Der<br />
3<br />
Der<br />
4<br />
Hier<br />
5<br />
Xerox<br />
6<br />
Der<br />
7<br />
Aleksandra<br />
Vom Wahnsinn einer Frau<br />
Astrid H. Roemer<br />
Residenz, € 93,40<br />
Schädelbohrer<br />
von Fichtenwald<br />
Louis Ferron<br />
Verlag das Kulturelle Gedächtnis, € 28,80<br />
unendliche Gipfel<br />
Toine Heijmans<br />
Mairisch, € 24,70<br />
ist alles sicher<br />
Anneleen Van Offel<br />
Oktaven, € 24,70<br />
Fien Veldman<br />
Hanser, € 23,70<br />
ehrliche Finder<br />
Lize Spit<br />
S. Fischer, € 18,50<br />
Lisa Weeda<br />
kanon, € 26,50<br />
1<br />
2<br />
Das<br />
3<br />
Zitronen,<br />
4<br />
Mir<br />
5<br />
Wo<br />
6<br />
Content<br />
7<br />
Als<br />
Die gesammelten Romane<br />
und Erzählungen<br />
Marlen Haushofer<br />
Claassen, € 25,50<br />
Philosophenschiff<br />
Michael Köhlmeier<br />
Hanser, € 25,50<br />
Valerie Fritsch<br />
Suhrkamp, € 25,50<br />
geht’s gut, wenn nicht heute,<br />
dann morgen<br />
Dirk Stermann<br />
Rowohlt, € 25,50<br />
der spitzeste Zahn<br />
der Karawanken in den<br />
Himmel hinauf fletscht<br />
Julia Jost<br />
Suhrkamp, € 25,50<br />
Elias Hirschl<br />
Zsolnay, € 24,50<br />
ich noch unsterblich war<br />
Christoph Ransmayr<br />
S. Fischer, € 25,50<br />
1<br />
2<br />
Primitivo<br />
3<br />
Favorita<br />
4<br />
Der<br />
5<br />
Hinter<br />
6<br />
Das<br />
7<br />
Der<br />
Requiem<br />
Armin Senser<br />
Edition Korrespondenzen, € 20,00<br />
Pedro Lenz<br />
Kein & Aber, € 23,50<br />
Michelle Steinbeck<br />
Ullstein, € 22,70<br />
tiefblaue Traum<br />
Perikles Monioudis<br />
Rimbaud, € 35,00<br />
der Hecke die Welt<br />
Gianna Molinari<br />
Aufbau, € 24,70<br />
Gewicht eines Vogels<br />
beim Fliegen<br />
Dana Grigorcea<br />
Penguin, € 24,70<br />
Traum vom Fliegen<br />
Milena Moser<br />
Kein & Aber, € 25,50
Mit<br />
sachlichen<br />
Empfehlungen:<br />
Juni 1940: Hitlers Wehrmacht<br />
hat Frankreich besiegt. Die<br />
Gestapo fahndet nach Heinrich<br />
Mann und Franz Werfel, nach<br />
Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger<br />
und unzähligen anderen,<br />
die seit 1933 in Frankreich<br />
Asyl gefunden haben. Derweil<br />
kommt der Amerikaner Varian<br />
Fry nach Marseille, um so<br />
viele von ihnen wie möglich zu<br />
retten. Szenisch dicht und feinfühlig<br />
erzählt Uwe Wittstock<br />
die aufwühlende Geschichte<br />
ihrer Flucht unter tödlichen<br />
Gefahren.<br />
Uwe Wittstock:<br />
Marseille 1940.<br />
Die große Flucht der Literatur<br />
Beck, 351 S., € 26,80<br />
Die Menschheitsgeschichte<br />
kennt Innovationsschübe, die<br />
unaufhaltsam wie ein Tsunami<br />
alles verändern – die landwirtschaftliche<br />
Revolution, die<br />
Dampfmaschine, das Internet.<br />
Künstliche Intelligenz ist<br />
die nächste große Welle. Bald<br />
werden wir in unserem täglichen<br />
Leben von KI umgeben<br />
sein. Wir brauchen die KI,<br />
um die Herausforderungen zu<br />
meistern, vor denen wir stehen.<br />
Gleichzeitig bergen die neuen<br />
Technologien Gefahren. Was<br />
macht man mit einer Welle, die<br />
auf den Strand zurast und sich<br />
nicht aufhalten lässt?<br />
Michael Bhaskar:<br />
The Coming Wave<br />
Beck, 377 S., € 28,80<br />
Die Gesellschaft wird immer<br />
offener, freier, kompromissbereiter<br />
und diskussionfreudiger.<br />
Früheres Schwarz-Weiß-<br />
Denken glaubte man überwunden.<br />
Grautöne begannen<br />
langsam, aber kontinuierlich<br />
die Gesellschaften der westlichen<br />
Welt zu prägen. Flüchtlingswellen,<br />
eine Pandemie,<br />
neue für undenkbar gehaltene<br />
Kriege, auch in Europa,<br />
Teuerungswellen haben dieser<br />
Entwicklung ein promptes<br />
Ende gesetzt. Viele sehnen sich<br />
wieder zurück in vermeintlich<br />
Halt gebende Muster eines<br />
neuen Schwarz-Weiß-Denkens.<br />
Hans Bürger:<br />
Die Angst vor dem Grau<br />
und warum immer mehr zurück<br />
in Schwarz-Weiß flüchten<br />
Braumüller, 80 S., € 16,00<br />
Der Nerv, der uns jung und<br />
gesund hält. Mit den richtigen<br />
Übungen kann man die Selbstheilungskräfte<br />
anregen. Der<br />
Vagusnerv ist Teil des vegetativen<br />
Nervensystems und reguliert<br />
wichtige Körperfunktionen<br />
wie die Herzfrequenz oder das<br />
Immunsystem. In diesem Buch<br />
erklärt Maximilian Moser,<br />
Professor an der Medizinischen<br />
Universität Graz, wie wichtig<br />
der Vagusnerv für unser Wohlbefinden<br />
ist. Dieses Buch ist<br />
eine Einladung, die faszinierende<br />
Kraft des Vagus zu entdecken,<br />
um ein gesünderes und<br />
erfüllteres Leben zu führen.<br />
Maximilian Moser:<br />
Die Kraft des Vagus<br />
Ecowing, 208 S., € 24,00<br />
Nach Krieg, Knappheit und<br />
Konvention sehnten sich die<br />
Wiener nach Ausgelassenheit<br />
und innerer Befreiung von Repressionen.<br />
Und was ließ einen<br />
die politischen Wirren besser<br />
vergessen als Musik? Michael<br />
Lemster entführt unterhaltsam<br />
und faktenreich in die Welt von<br />
Johann Strauss Vater, Komponist<br />
des Radetzky-Marschs,<br />
und von dessen Sohn, „Walzerkönig“<br />
Johann Strauss. Sie<br />
erfanden das internationale<br />
Unterhaltungsbusiness – und<br />
die starken Frauen der Familie<br />
waren bei dieser Revolution der<br />
Musikwelt nicht wegzudenken.<br />
Michael Lemster:<br />
Strauss<br />
Benevento, 380 S., € 28,00<br />
25 faszinierende Frauen mit<br />
jahrelanger Erfahrung im Umgang<br />
mit Kräutern und Heilpflanzen<br />
erzählen uns von den<br />
Kostbarkeiten vor der eigenen<br />
Haustür und erklären, wie wir<br />
diese erkennen und nutzen<br />
können. Mit wertvollen Tipps<br />
und Rezepten sind Klassiker<br />
wie Rosenwasser ganz einfach<br />
selbst hergestellt. Für Neugierige<br />
gibt es aber auch einiges<br />
zu entdecken, wie kandierten<br />
Engelwurz. Die Geschichten der<br />
Kräuterfrauen sind Quelle der<br />
Inspiration für alle, die sich für<br />
Kräuterheilkunde und natürliche<br />
Gesundheit interessieren.<br />
Karin Buchart:<br />
Unsere Kräuterfrauen: Ihr Leben,<br />
ihr Wissen, ihre Rezepte: 25 Porträts<br />
aus dem Alpenraum<br />
Servus, 144 S., € 24,00<br />
54<br />
Wagner’sche.<br />
In diesem Genussführer begeben<br />
wir uns auf eine Reise<br />
durch das kulinarische Südtirol.<br />
Hier trifft die traditionelle ländliche<br />
Küche der Alpen auf mediterran-italienischen<br />
Einfluss.<br />
In beeindruckenden Bildern<br />
von Land und Leuten schwelgend<br />
erfahren wir, wie die<br />
köstlichen Gerichte auf dem<br />
Teller landen. Mit zahlreichen<br />
Anregungen für die eigene<br />
Reise und den besten Rezepten<br />
aus der Region. Auf dieser<br />
kulinarischen Reise durch Südtirol<br />
treffen wir auf Menschen,<br />
die dort hochwertige regionale<br />
Produkte erzeugen.<br />
Karin Lochner:<br />
Südtirol. Eine kulinarische Reise<br />
Knesebeck, 224 S., € 39,10<br />
Dies ist ein einzigartiger und<br />
gänzlich neuartiger Ansatz<br />
zur Heilung des inneren Kindes.<br />
Die bekannte Mentaltrainerin<br />
und Bestsellerautorin Melanie<br />
Pignitter schafft nicht nur die<br />
wissenschaftliche und psychologische<br />
Basis, um Wunden<br />
aus der Kindheit zu verstehen.<br />
Sie zeigt auch wirksame<br />
Übungen und Tools für die<br />
Heilungsarbeit. So spricht<br />
sie auch das innere Kind direkt<br />
emotional an. Ein tiefgreifend<br />
veränderndes Buch!<br />
Melanie Pignitter:<br />
Wenn das Kind in dir noch immer weint<br />
Gräfe & Unzer, 192 S., € 20,90<br />
Was tun, wenn der Geburtstag<br />
naht? Was tun, wenn die italienische<br />
Familie bekocht werden<br />
will und der Schwiegervater<br />
ein ausgewiesener Feinschmecker<br />
ist? Man fragt bei<br />
den Besten nach! Zwischen<br />
Venedig und Triest stehen sie<br />
mit Rat und Tat zur Seite: der<br />
smarteste Barkeeper der Welt,<br />
der Padrone der Pasta – und<br />
natürlich Pino aus der „Bar in<br />
Italien“, der dem Autor beruhigend<br />
die Hand hält, wenn<br />
der Nervenzusammenbruch<br />
droht. Am Ende der Reise zu<br />
den kulinarischen Höhepunkten<br />
an der Oberen Adria steht das<br />
Grande Finale.<br />
Stefan Maiwald:<br />
Die Spaghetti-vongole-Tagebücher<br />
Styria, 200 S., € 25,00<br />
Wer kennt das Gefühl nicht:<br />
Wenn einen das Reisefieber<br />
packt und ein Tapetenwechsel<br />
dringend notwendig ist, ad hoc<br />
und ganz spontan die Koffer zu<br />
packen und dem Wunsch nach -<br />
zukommen, in die Atmosphäre<br />
einer anderen Stadt einzutauchen.<br />
Mit diesem Buch gelingt<br />
die Reise ohne große Planung<br />
und Vorbereitung. In drei spe -<br />
ziell zusammengestellten Touren<br />
führt Salomon uns in 48 Stunden<br />
durch den Sehnsuchtsort<br />
an der nördlichen Adria. Er<br />
erforscht mit dem Triestkrimi-<br />
Autor Christian Klinger die interessanten<br />
Ecken der Hafenstadt.<br />
Wolfgang Salomom:<br />
Triest ad hoc & spontan in 48 Stunden<br />
kennenlernen<br />
Braumüller, 160 S., € 18,00<br />
Es ist der schwerste militärische<br />
Konflikt in Europa seit<br />
Jahrzehnten und seine Folgen<br />
sind kaum absehbar. Der Krieg<br />
Russlands in der Ukraine ist<br />
auch ein Konflikt, der die Welt<br />
spaltet: geopolitisch, etwa<br />
zwischen China und den USA,<br />
und ideologisch, was gerade<br />
die hitzigen Debatten über die<br />
Militärhilfe für die Ukraine in<br />
Europa zeigen. Doch Ideologie<br />
ist fehl am Platz, wenn man<br />
verstehen will, wie es zu diesem<br />
Krieg kam, und wohin er<br />
führen wird.<br />
Gerard Mangott:<br />
Russland, Ukraine und die Zukunft<br />
Brandstätter, 176 S., € 22,00<br />
Der international erfolgreiche<br />
Yoga-Lehrer Marcel Clementi<br />
ist durch seine Youtube-Videos<br />
und seinen Good-Vibes-Podcast<br />
bekannt geworden. Er zeigt<br />
in seinem Ratgeber, wie Yoga<br />
dir hilft, im Moment zu leben,<br />
deine Gedanken zu ordnen und<br />
dein Glück selbst in die Hand<br />
zu nehmen. Mit seinem Good-<br />
Vibes-Programm hilft Marcel<br />
dir dabei, mithilfe von leicht<br />
umsetzbaren Übungen Stress<br />
abzubauen, stärker auf dein<br />
Bauchgefühl zu vertrauen und<br />
die für dich richtigen Steps<br />
auf deinem Lebensweg auszumachen.<br />
Marcel Clementi:<br />
Good Vibes Yoga<br />
Droemer Knaur, 272 S., € 21,99
Programmübersicht<br />
listening closely 2024<br />
April bis Mai 2024<br />
Mach Frieden mit dir. Nimm<br />
dich an. Begrüße deinen Schatten.<br />
Umarme deine Schwächen.<br />
Heile deine Wunden. Befreie<br />
deinen Geist. Lass los, was<br />
dir schadet. Wähle, was dich<br />
stärkt. Dieses JA! zu dir ist ein<br />
revolutionärer Akt. Sei dir treu.<br />
Lerne, dich in allen Facetten anzunehmen,<br />
deine Bedürfnisse zu<br />
achten und deine wahre Größe<br />
zu bejahen. Heirate dich selbst<br />
und du bist frei! Dieses Buch<br />
zeigt auf, wie sich die wesentlichen<br />
Bereiche deines Lebens –<br />
Berufung, Beruf, Beziehungen,<br />
Finanzen – positiv und von<br />
innen heraus verwandeln.<br />
Veit Lindau:<br />
Heirate dich selbst<br />
Gräfe & Unzer, 224 S., € 25,90<br />
Star auf der Showbühne,<br />
Kräuterhexe im Herzen. Ihre<br />
Liebe zur Natur und Kräutern<br />
hat Stefanie Hertel von ihrer<br />
Großmutter Erna geerbt. In diesem<br />
ganz persönlichen Kräuterbuch<br />
verrät die Sängerin, Entertainerin<br />
und Moderatorin ihre<br />
besten Kräuter-Rezepte zum<br />
Heilen und Genießen, die in<br />
ihrer Familie von Generation zu<br />
Generation weitergegeben werden.<br />
Von Omas Ringelblumensalbe<br />
bei Hautausschlägen über<br />
die Holunderbeerensuppe bei<br />
grippalen Infekten bis zu den<br />
Bärlauch-Gnocchi. Ein Muss<br />
für alle Fans und Kräuterliebhaber!<br />
Stefanie Hertel:<br />
Die Wunderwelt der Kräuter<br />
Gräfe & Unzer, 192 S., € 23,90<br />
Von der Vielfalt und dem Geschmack<br />
der heimischen Küche.<br />
In diesem Buch dreht sich alles<br />
um die Schätze, die unsere<br />
heimischen Hofläden zu bieten<br />
haben. Die Autorin stammt<br />
selbst aus einer Bauernfamilie<br />
und entführt Sie in die Welt<br />
traditioneller und moderner<br />
Rezepte, bei denen sämtliche<br />
Zutaten aus regionalen Höfen<br />
stammen. Vom knusprigen<br />
Bauernbrot bis hin zum selbstgemachten<br />
Wiener Schnitzel,<br />
aber auch der Pizza aus dem<br />
eigenen Ofen spiegelt jedes<br />
Rezept die Fülle und Frische<br />
heimischer Produkte wider.<br />
Conni Mauracher:<br />
Meine Hofladenküche<br />
Tyrolia, 168 S., € 29,00<br />
Wie geht Frieden? Terroranschläge,<br />
Kriege, Aufrüstung –<br />
ob Ukraine, Israel/Palästina<br />
oder Äthiopien: In vielen Teilen<br />
der Welt scheint Frieden in<br />
weite Ferne gerückt zu sein.<br />
Wolfgang Palaver, Professor für<br />
Christliche Gesellschaftslehre,<br />
nimmt die Gedanken und spirituellen<br />
Quellen von Mahatma<br />
Gandhi und Nelson Mandela<br />
zur Gewaltfreiheit als Ausgangspunkt<br />
seiner friedensethischen<br />
Überlegungen. Nicht blinder<br />
Pazifismus ist demnach gefragt,<br />
sondern verantwortungsvolles<br />
und spirituell verwurzeltes Handeln<br />
im Sinne der Gerechtigkeit.<br />
Wolfgang Palaver:<br />
Für den Frieden kämpfen<br />
Tyrolia, 120 S., € 18,00<br />
April<br />
Fr., 26. April, Wattens, Gasthof Neuwirt<br />
18:30 Uhr | Eröffnung & Pour la fin du temps<br />
Katrien Baerts, Sharon Kam, Maria<br />
Ioudenitch, Valerie Fritz und Kiveli Dörken<br />
spielen Werke von Niccolò Castiglioni,<br />
Thomas Larcher, Olivier Messiaen<br />
Sa., 27. April, Wattens,<br />
Kristallwelten, Forum<br />
17:00 & 18:00 Uhr | BÄNG! {Kinderkonzert}<br />
Schüler:innen der Musikschule & der<br />
VS Höralt Wattens, Windkraft, Elisabeth<br />
de Roo, Eleonore Bürcher, Kasper de Roo<br />
spielen BÄNG! Ein Musik-Theater-Projekt<br />
von Manuela Kerer {UA}<br />
So., 28. April, Innsbruck, ORF Tirol,<br />
Studio 3, 18:00 Uhr | Hochwald<br />
Valerie Fritz spielt Georg Friedrich Haas<br />
{UA}<br />
So., 28. April, Innsbruck, ORF Tirol,<br />
Studio 3, 20:00 Uhr | Know Thyself<br />
David Bergmüller, Laute & Theorbe<br />
{Featured Artist} spielt Werke von<br />
Ennemond Gaultier, Robert de Visée,<br />
Picforth, David Bergmüller u. a.<br />
Mo., 29. April, Innsbruck, Wagner’sche<br />
19:30 Uhr | Durch vergiftete Zeiten.<br />
Memoiren eines Nazibuben<br />
Georg Friedrich Haas im Gespräch mit<br />
Daniel Ender über seine Autobiografie<br />
Mai<br />
Fr., 09. Mai, Wattens, Gasthof Neuwirt<br />
20:00 Uhr | Journey Into Night<br />
Das Vivid Consort und David Bergmüller<br />
{Featured Artist} spielen Werke von<br />
John Dowland, William Brade, John Bull,<br />
Giles Farnaby u. a.<br />
Sa., 10. Mai, Wattens, Gasthof Neuwirt<br />
20:00 Uhr | Mandoline meets Accordion<br />
Avi Avital und Ksenija Sidorova spielen<br />
Werke von Fritz Kreisler, W. A. Mozart,<br />
Igor Stravinsky, Béla Bartók u. a.<br />
So., 11. Mai, Wattens, Gasthof Neuwirt<br />
20:00 Uhr | Premieren<br />
Nava Hemyari, Karl-Heinz Schütz,<br />
Lawrence Power und Magdalena Hoffmann<br />
spielen Werke von Sofia Gubaidulina,<br />
Nava Hemyari {UA}, Clemens<br />
Gadenstätter {UA}, Claude Debussy<br />
Eine Feier für die Musik<br />
Verschlungene Pfade über dem<br />
See: Peter Righi erwandert den<br />
Gardasee auf ungewöhnlichen<br />
Wegen, stets begleitet von den<br />
befreienden Ausblicken auf<br />
das weite Blau des von Bergen<br />
gerahmten Sees: nahe der Felskante<br />
in Richtung Berggipfel,<br />
auf steilen Pfaden und auf<br />
Spazierwegen, über Treppen<br />
und Brücken, vorbei an Olivenhainen<br />
und Zitrusgärten. Er<br />
schippert von einem Ufer zum<br />
anderen, hält aber immer den<br />
See und seine Geschichten<br />
im Auge. Schnüren wir die<br />
Wanderschuhe und los geht’s!<br />
Peter Righi:<br />
Oh! Wandern am Gardasee<br />
folio Verlag, 192 S., € 20,00<br />
Trotzdem ist nicht nur der Titel<br />
eines Liedes von Erika Pluhar,<br />
es ist vor allem das Lebensmotto<br />
der vielseitig begabten<br />
Autorin. Sie hat sich von Verlust<br />
und Leid niemals besiegen<br />
lassen, hat sich stets wieder<br />
aufgerichtet und ist ihren Weg<br />
weitergegangen. Dieses Buch<br />
erzählt in Bild und Wort von<br />
den wichtigsten Stationen ihres<br />
Lebens. Es versammelt Texte<br />
von Erika Pluhar, unbekannte<br />
Fotografien aus ihrem Privatarchiv<br />
und die schönsten Bilder<br />
ihrer Glanzrollen in Theater<br />
und Film.<br />
Erika Pluhar:<br />
Trotzdem<br />
Residenz, 192 S., € 35,00<br />
Wie sah das Alltags- und<br />
Kulturleben zwischen 1933<br />
und 1938 aus? Inmitten von<br />
Prozessionen der katholischen<br />
Kirche, Operettenseligkeit sowie<br />
Sport- und Technikbegeisterung<br />
glänzten die liberale Hochkultur<br />
und intellektuelle<br />
Mahner. Doch künstlerische<br />
Freiräume wurden immer mehr<br />
eingeschränkt, Rückzugsgebiete<br />
der Zivilgesellschaft eliminiert.<br />
Die Kulturgeschichte der Jahre<br />
1933 bis 1938 stellt in einem<br />
breiten Panorama dar, wie das<br />
scheinbar Widersprüchliche zusammenpasste.<br />
Alfred Pfoser, Bela Rasky,<br />
Hermann Schlösser:<br />
Maskeraden<br />
Residenz, 400 S., € 38,00<br />
Wir alle wollen es sein: frei! Das<br />
gleiche Wort, inbrünstig gerufen<br />
aus unterschiedlichen Kehlen:<br />
von Abgeordneten sämtlicher<br />
Parteien, von Demonstrierenden<br />
jeglicher Gesinnung, von vielen<br />
Menschen mit unterschiedlichen<br />
Zielen. Haben wir die „ Freiheit,<br />
frei zu sein“? Was bedeutet Freiheit<br />
für das Individuum? Und<br />
welche Rückschlüsse lassen<br />
sich daraus für die Gesellschaft<br />
ziehen? Zwanzig Autor*innen<br />
begeben sich auf Spurensuche<br />
in ihrem eigenen Leben und<br />
gewähren Einblicke in Aspekte<br />
wie Konsum, Körper, Populismus,<br />
Arbeit, Klasse, Literatur<br />
und Liebe.<br />
Tanja Raich (Hg.):<br />
Frei sein<br />
Kein & Aber, 240 S., € 24,70<br />
listening closely<br />
26.–29. April & 9.–11. Mai 2024<br />
Wattens, Innsbruck<br />
Tickets: www.listeningclosely.eu
Mit<br />
literarischen<br />
Empfehlungen:<br />
Scott Alexander Howard<br />
erzählt die gedankenanregende<br />
Geschichte der jungen Odile,<br />
die an einem Ort lebt, der<br />
zwischen Vergangenheit und<br />
Zukunft liegt. Der Zufall will es,<br />
dass sich die schüchterne Odile<br />
mit einer Entscheidung konfrontiert<br />
sieht, die das Schicksal<br />
ihres besten Freundes verändern<br />
könnte. Eine mitreißende Geschichte<br />
voller Wendungen<br />
und empfindsamer Momente.<br />
Stilistisch elegant verhandelt<br />
Howard über Zeit, Empathie<br />
und das Heranwachsen, das<br />
immer eines zwischen Schmerz<br />
und Liebe ist. Eine große Leseempfehlung!<br />
Isabella Feimer<br />
Scott Alexander Howard:<br />
Das andere Tal<br />
Diogenes Verlag, 464 S., € 25,70<br />
Demon Copperhead …<br />
Moment – erinnert uns das<br />
nicht an David Copperfield?!<br />
Demon kommt als Sohn einer<br />
drogenabhängigen Mutter<br />
zur Welt, der Vater ist kurz<br />
vor seiner Geburt verstorben.<br />
Demons Weg führt durch<br />
viele Pflegefamilien, von denen<br />
es keine gut mit ihm meint.<br />
Dennoch kommt er einer<br />
Sportlerkarriere erstaunlich<br />
nahe. Wäre da nicht ein Unfall<br />
und dann der Absturz in die<br />
Sucht. Ein wilder Ritt durch<br />
das heutige Amerika, wie<br />
wir es nicht kennen. Bittersüß<br />
und geistreich! Carmen Schwarz<br />
Barbara Kingsolver:<br />
Demon Copperhead<br />
DTV, 864 S., € 27,60<br />
Acht Tage lang bekommen<br />
wir Einblick in die Lebenswelten<br />
von Elin, Nuri und Ruth.<br />
Bei einem stillen Frauenprotest<br />
vor dem Krankenhaus<br />
verbinden sich ihre Schicksale.<br />
Es ist ein Roman über Zusammenhalt<br />
in der Erschöpfung,<br />
im andauernden Kampf für<br />
die eigenen Rechte und gegen<br />
körperliche Gewalt. Neben<br />
Elin, Nuri und Ruth kommen<br />
auch „die Pistole“, „die Gebärmutter“<br />
und „die Berichterstattung“<br />
zu Wort. Die detailgenaue<br />
Sprache, ein ständiges<br />
Hineinfühlen ineinander öffnen<br />
den Leser*innen den intimen<br />
Erzählraum. Katherina J. Ferner<br />
Mareike Fallwickl:<br />
Und alle so still<br />
Rowohlt, 368 S., € 23,70<br />
Sie hat mit Papyros eines<br />
der schönsten Bücher über<br />
Bücher geschrieben, war Festrednerin<br />
bei der Frankfurter<br />
Buchmesse und legt nun einen<br />
grandiosen Roman über die<br />
Gründerin und Königin von<br />
Karthago vor! Als Elyssa auf<br />
eine Gruppe Schiffbrüchige<br />
trifft, erkennt sie im trojanischen<br />
Helden Aeneas ihr eigenes<br />
Schicksal. Es entflammt<br />
eine Liebe zwischen den beiden<br />
und sie träumen davon,<br />
Karthago in eine florierende<br />
Stadt ohne Gewalt und Leid zu<br />
verwandeln. Doch die Götter<br />
haben andere Pläne … Robert Renk<br />
Irene Vallejo:<br />
Elyssa, Königin von Karthago<br />
Diogenes, 320 S., € 26,50<br />
Ein zwölfjähriges Mädchen<br />
erzählt, unter einem Laster<br />
versteckt, von seiner ersten<br />
Liebe – zu einer Gleichaltrigen.<br />
Und schildert vor allem<br />
ihr Kärntner Dorf und seine<br />
Seltsamkeiten. Ein Kind stirbt,<br />
einen SS-Dolch im Bauch.<br />
Die Wirtin schläft mit jedem<br />
Mannsbild und ein Feuerwehrmann<br />
avanciert, getragen<br />
von seiner braungefärbten<br />
Partei, zum „erfolgreichsten<br />
Gemeindebürgermeister aller<br />
Zeiten“. Von Seite zu Seite<br />
gewinnt Julia Josts Roman mit<br />
scharfer Ironie mehr und<br />
mehr an Raffinesse. Martin Sailer<br />
Julia Jost:<br />
Wo der spitzeste Zahn der Karawanken<br />
in den Himmel hinauf fletscht<br />
Suhrkamp, 231 S., € 25,50<br />
Charmant schreibt sich<br />
Köhlmeier als begnadeter und<br />
ebenso unzuverlässiger Erzähler<br />
selbst in die Geschichte mit ein.<br />
Und diese Geschichte hat es in<br />
sich. Zu ihrem 100. Geburtstag<br />
lädt Architektin Anouk<br />
Perleman-Jacob den Erzähler<br />
ein und bittet ihn, ihr Leben zu<br />
erzählen. Als junges Mädchen<br />
erlebt sie den bolschewistischen<br />
Terror und wird auf einem<br />
„Philosophenschiff“ auf Lenins<br />
Befehl ins Exil deportiert. Nach<br />
fünf Nächten wird ein letzter<br />
Passagier an Bord gebracht und<br />
in die Verbannung geschickt:<br />
Es ist Lenin selbst. Robert Renk<br />
Michael Köhlmeier:<br />
Das Philosophenschiff<br />
Hanser, 224 S., € 25,50<br />
58<br />
Wagner’sche.<br />
Ich habe nie ein Buch über<br />
Fußball gelesen, aber wenn ihr<br />
mir sie bringt, verbessere ich sie<br />
euch alle. Sagt Renato Cesarini.<br />
Artist. Fußballer. Italiener.<br />
Argentinier. Held zweier Welten.<br />
Cagasotto. Das Schießen<br />
später, entscheidender Tore, das<br />
Kurz vor Knapp hat Cesarini<br />
zur Kunst gemacht. Seither gibt<br />
es die Zona Cesarini. Im Sport.<br />
In der Politik. Am Tresen.<br />
In der Kunst. Einen Roman<br />
darüber, über das Dazwischen<br />
und über Renato Cesarini<br />
gab es bisher noch nicht. Jetzt<br />
ist er da. Es ist Zeit geworden.<br />
Joseph Frontull<br />
Kurt Lanthaler:<br />
Vorbericht in Sachen der Zona Cesarini<br />
Folio, 176 S., € 25,00<br />
Hannah ist eines der vier<br />
Geschwister, die in Kopenhagen<br />
zwischen den beiden<br />
Weltkriegen aufwächst. All<br />
ihre Brüder sind Musiker und<br />
aus diesem Grund entscheidet<br />
sich Hannah ebenfalls für eine<br />
Musikkarriere. Doch die Eltern<br />
haben für das einzige Mädchen<br />
der Familie eine andere Zukunft<br />
geplant – einen Weg, der sie in<br />
eine arrangierte Ehe in Paris<br />
zwingt. Ein jüdischer Familienroman<br />
über Hoffnung, den<br />
Wunsch, die eigenen Träume zu<br />
erfüllen, und den Einfluss der<br />
Musik auf das Leben. Lisa Warger<br />
Benjamin Koppel:<br />
Annas Lied<br />
S. Fischer Verlag, 528 S., € 24,70<br />
Das Trauma des Krieges schert<br />
sich nicht um Distanzen. Aras<br />
ist in Aleppo geboren und in<br />
Deutschland aufgewachsen,<br />
wo er gerade ein Jurastudium<br />
begonnen hat, als der Funke<br />
des Arabischen Frühlings auf<br />
Syrien überspringt. Die bitteren<br />
Jahrestage der Revolution verbringt<br />
er in Ausländerbehörden<br />
und Talkshows, erlebt, wie der<br />
Krieg in seinen Alltag eindringt.<br />
Während Syrien zum Objekt<br />
der Weltpolitik wird, rückt das<br />
Subjekt auch in den Sätzen<br />
immer weiter nach hinten. Ein<br />
gelungenes Debüt voll sprachlicher<br />
Finessen. Ivona Jelčić<br />
Luna Ali:<br />
Da waren Tage<br />
S. Fischer Verlag, 304 S., € 24,00<br />
Lombardei 1935, die junge<br />
Francesca ist ein braves Kind,<br />
ihre Eltern haben sie streng<br />
erzogen. Die politische Lage<br />
kommt mehr ins Wanken,<br />
immer wieder Aufmärsche<br />
der Faschisten, es herrscht ein<br />
Klima der Angst. Genau zu der<br />
Zeit lernt Francesca die überall<br />
als „die Unheilbringende“<br />
verrufene Maddalena kennen<br />
und fühlt sich zu dem unkonventionellen<br />
Mädchen hingezogen.<br />
Zwischen den beiden<br />
entspinnt sich eine Freundschaft,<br />
die ihresgleichen sucht.<br />
Ein wunderbarer Roman<br />
über Freundschaft und Mut!<br />
Carmen Schwarz<br />
Beatrice Salvioni:<br />
Malnata<br />
Penguin, 272 S., € 24,70<br />
In Heimwärts erzählt Michael<br />
Lentz von Herkunft und<br />
Familie, Liebe und Tod. Der<br />
Ich-Erzähler erinnert sich an<br />
seine Kindheit in den „unheimlichen<br />
Jahren der alten Bundesrepublik“,<br />
die in Schachteln und<br />
Schatullen verpackt ist. Dem<br />
Vater rutscht immer wieder mal<br />
die Hand aus, die Mutter pflegt<br />
zu sagen, „man muss es nehmen,<br />
wie es kommt.“ Mittlerweile<br />
ist der Erzähler selbst<br />
Vater und so treffen die Stimmen<br />
aus seiner Kindheit mit<br />
denen der nächsten Generation<br />
aufeinander. Eine vielschichtige,<br />
poetische Leseempfehlung!<br />
Angelika Moser<br />
Michael Lentz:<br />
Heimwärts<br />
S. Fischer, 304 S., € 24,70<br />
Am Anfang waren da diese<br />
Briefe an ungeliebte Menschen,<br />
in denen sich die Autorin ihre<br />
Wut vom Leib schrieb. Später<br />
kamen solche an geliebte Menschen<br />
hinzu, etwa der eine an<br />
die Großmutter, die „meine<br />
Kinderjahre mit Wärme und<br />
Phantasie“ füllte, oder der an -<br />
dere an den geschätzten Lektor<br />
und Lebensfreund, der ihre<br />
Literatur über 40 Jahre mitgestaltete.<br />
Anna Mitgutsch betrachtet<br />
die realen Adressaten<br />
in diesem Erzählband aus zeitlicher<br />
Distanz und formt daraus<br />
reizvolle literarische Porträts.<br />
Bernhard Sandbichler<br />
Anna Mitgutsch:<br />
Unzustellbare Briefe<br />
Luchterhand, 320 S., € 24,70
Im Juli 1346 erreichen die zehn<br />
Söldner des englischen Königs,<br />
die Essex Dogs, die Küste der<br />
Normandie, womit der Krieg<br />
um den französischen Thron<br />
beginnt. Während sie brutal<br />
morden, plündern und sich<br />
einigen Hindernissen stellen<br />
müssen, steht ihnen die große<br />
Schlacht bei Crécy jedoch erst<br />
bevor. Ein genau recherchierter<br />
Debütroman des britischen<br />
Historikers Dan Jones, der<br />
die mittelalterliche Militärgeschichte<br />
und Kriegsführung<br />
behandelt. Lisa Warger<br />
Dan Jones:<br />
Essex Dogs<br />
C. H. Beck, 471 S., € 26,80<br />
Im Hotel Amerika versammeln<br />
sich die unterschiedlichsten<br />
Figuren: von der irischen<br />
Wäscherin Shirley bis hin zum<br />
deutschen Küchenjungen Fritz.<br />
Alle warten darauf, dass ihr<br />
Traum nach Reichtum und<br />
Wohlstand in Erfüllung geht –<br />
während sie im Hotel für die<br />
Oberschicht schuften. In diesem<br />
neu entdeckten Klassiker wird<br />
die Schattenseite des amerikanischen<br />
Traums gezeigt, der<br />
american dream selbst entromantisiert.<br />
Ein biografisch<br />
geprägter Roman, der den<br />
Klassizismus und die Arbeitswelt<br />
der 1930er schonungslos<br />
repräsentiert. Lisa Warger<br />
Maria Leitner:<br />
Hotel Amerika<br />
Reclam Verlag, 255 S., € 25,70<br />
Es beginnt als Freundschaft<br />
zweier Außenseiter und endet<br />
in einer Gewalttat, die in der<br />
Presse als „Verzweiflungstat<br />
aus Liebe“ bezeichnet werden<br />
wird. Lana Lux erzählt<br />
die Geschichte von Faina<br />
und Philipp aus wechselnder<br />
Perspektive und urteilt dabei<br />
nicht. Ihre von Besitzanspruch,<br />
Aggression und Abhängigkeit<br />
geprägte Beziehung scheint fast<br />
zwingend auf ihr fatales Ende<br />
zuzusteuern. Ein aufwühlender<br />
Roman über häusliche Gewalt<br />
und Femizid, der einen<br />
überzeugenden Einblick in die<br />
Dynamik einer Täter-Opfer-<br />
Beziehung gibt. Ina Cassik<br />
Lana Lux:<br />
Geordnete Verhältnisse<br />
Hanser Berlin, 288 S., € 24,50<br />
Saba ist als Kind mit seinem<br />
Vater und seinem Bruder vor<br />
dem Bürgerkrieg aus Georgien<br />
nach England geflüchtet, die<br />
Mutter sollte nachfolgen. Jahre<br />
später macht sich der Vater in<br />
Tiflis auf die Suche nach ihr,<br />
dann der Bruder. Nachdem<br />
beide spurlos verschwinden, begibt<br />
sich Saba selbst nach Georgien.<br />
Er findet dort nicht, was er<br />
sucht, lernt dafür aber viel über<br />
seine Familie, sein Geburtsland<br />
und sich selbst. Eine tragische<br />
Familiengeschichte, leichtfüßig<br />
erzählt als osteuropäische<br />
Heldenreise und literarische<br />
Schnitzeljagd. Mitreißend!<br />
Ina Cassik<br />
Leo Vardiashvili:<br />
Vor einem großen Walde<br />
Claassen, 464 S., € 25,70<br />
Linke Umweltaktivisten in Neuseeland<br />
bauen seit Jahren auf<br />
jedem noch so kleinen Flecken<br />
Erde Pflanzen an, meist nicht<br />
auf legalem Weg. Auf der Suche<br />
nach neuem Boden erfahren sie<br />
von einem riesigen Grundstück<br />
in einem von einem Erdrutsch<br />
abgeschnittenen Naturreservat.<br />
Dieses wird gerade vom Besitzer<br />
an den US-Milliardär Lemoine<br />
verkauft. Er genehmigt den illegalen<br />
Anbau ohne das Wissen<br />
des Nochbesitzers. Warum hilft<br />
er den Aktivisten? Und was hat<br />
seine Forschungsarbeit auf dem<br />
Grundstück mit dem Erdrutsch<br />
zu tun? Silke Zorn<br />
Eleanor Catton:<br />
Der Wald<br />
btb, 512 S., € 25,70<br />
Eine Liebesgeschichte mal<br />
anders: Eigentlich können<br />
sich der Filmkritiker Marcel<br />
und die Französin Héloïse<br />
nicht ausstehen, bei jedem<br />
Zusammentreffen der beiden<br />
wird hingebungsvoll gestritten.<br />
Als bei beiden jedoch die Vergangenheit<br />
an die Tür klopft,<br />
beschließen sie, gemeinsam vor<br />
ihren Geheimnissen zu flüchten.<br />
Ein unglaublich rasanter<br />
Roman mit viel Herz und einer<br />
ordentlichen Portion Charme,<br />
Humor und einer ganz und gar<br />
fesselnden Leidenschaft, genau<br />
wie man es von Emanuel Bergmann<br />
gewohnt ist. Sarah Loretz<br />
Emanuel Bergmann:<br />
Tahara<br />
Diogenes Verlag, 288 S., € 26,50<br />
Was wäre, wenn man anstatt<br />
älter zu werden plötzlich wieder<br />
jünger werden könnte? Diese<br />
Frage können die Teilnehmer<br />
einer Medikamentenstudie an<br />
der Berline Charité fortan beantworten,<br />
denn sie alle erleben<br />
es gerade am eigenen Leibe.<br />
Doch so positiv dies für manche<br />
auch sein mag, so negativ<br />
wirkt sich dies auf andere aus.<br />
Dieser Roman regt einen wirklich<br />
zum Nachdenken an und<br />
ist dennoch mit so viel Witz<br />
und Charme geschrieben, dass<br />
er den Leser*innen einfach ein<br />
Lächeln ins Gesicht zaubert.<br />
Sarah Loretz<br />
Maxim Leo:<br />
Wir werden jung sein<br />
Kiepenheuer & Witsch Verlag,<br />
304 S., € 25,30<br />
Schon immer war Junis<br />
Großvater ihr ein und alles,<br />
von seiner Vergangenheit erfäht<br />
sie jedoch relativ spät. 1943<br />
wurde er nach einem Angriff<br />
auf das Handelsschiff, auf dem<br />
er sich befand, ins Krankenhaus<br />
eingeliefert, wo er sich in<br />
die Krankenschwester Sigrid<br />
verliebte. Dieses Glück währte<br />
jedoch nur kurz, da beide in<br />
Gefangenschaft gerieten und so<br />
voneinander getrennt wurden.<br />
Trude Teige hat hier wieder<br />
einmal die großen Emotionen<br />
ausgepackt, ihr neuer Roman<br />
geht einem direkt ins Herz<br />
und lässt einen nicht mehr los.<br />
Sarah Loretz<br />
Trude Teige:<br />
Und Großvater atmete mit den Wellen<br />
S. Fischer Verlag, 416 S., € 24,00<br />
Im August 2022 wird Salman<br />
Rushdie während einer Lesung<br />
auf offener Bühne mit einem<br />
Messer angegriffen und schwer<br />
verletzt. Mehr als dreißig Jahre,<br />
nachdem das iranische Regime<br />
wegen seines Romans Die<br />
satanischen Verse eine Fatwa<br />
gegen ihn ausgesprochen hat.<br />
Rushdie überlebt den Anschlag<br />
und hält seinem Angreifer das<br />
schärfste Schwert entgegen:<br />
Er verarbeitet diese unvorstellbare<br />
Tat, die die ganze Welt in<br />
Atem hielt, zu einer Geschichte<br />
über Angst, Dankbarkeit und<br />
den Kampf für Freiheit und<br />
Selbstbestimmung. Robert Renk<br />
Salman Rushdie:<br />
Knife<br />
Penguin, 256 S., € 25,70<br />
Seit ihrem postum erschienenen<br />
Tagebuch gilt Alice James als<br />
eine Ikone des frühen Feminismus.<br />
Und doch ist ihr Name bis<br />
heute weitgehend unbekannt.<br />
Bekannt sind dagegen ihre beiden<br />
Brüder Henry und William<br />
James. In Simone Scharberts<br />
Prosadebüt nimmt endlich Alice<br />
James eine zentrale Position ein.<br />
Diese poetische Spurensuche<br />
nach einer verkannten literarischen<br />
Vorgängerin ist zutiefst<br />
berührend und hinterlässt nachhaltige<br />
Eindrücke! Erweiterte<br />
Neuauflage! Robert Renk<br />
Simone Scharbert:<br />
du, alice<br />
Voland & Quist, 136 S., € 22,50<br />
Allein der Titel des neuen<br />
Erzählbandes von Stanišić<br />
mutet schon an wie eine eigene<br />
Geschichte. Tatsächlich gibt es<br />
gewisse Verhaltensregeln am<br />
Friedhof, das schildert Stanišić<br />
aus eigener Erfahrung. Die<br />
Erzählungen bearbeiten interessante<br />
Fragestellungen: Was<br />
wäre, wenn man nicht diese eine<br />
Entscheidung getroffen hätte,<br />
sondern diese ganz andere? Was<br />
wäre, hätte man der Erwartung<br />
getrotzt? Und: Wäre es nicht<br />
schön, könnte man ein Leben<br />
probeweise erfahren, bevor man<br />
es wirklich lebt? Robert Renk<br />
Saša Stanišić:<br />
Möchte die Witwe angesprochen werden,<br />
platziert sie auf dem Grab die Gießkanne<br />
mit dem Ausguss nach vorne<br />
Luchterhand, 368 S., € 24,70<br />
Bei den Romanen von Heinrich<br />
Steinfest hat man meist den<br />
Sprung ins Volle, ins Überbordende<br />
vor sich. Und freut<br />
sich darauf. Auch diesmal, da<br />
uns der Philosoph der Spannung<br />
nach Japan führt, zu<br />
einem Gemälde namens „Die<br />
blinde Köchin“. Klara Ingold,<br />
die im Kunsthistorischen Museum<br />
in Wien arbeitet, gelangt<br />
auf der Spurensuche nach ihrer<br />
Großmutter dorthin. Zeigt<br />
das Gemälde tatsächlich ihre<br />
Großmutter, die die Familie<br />
1957 ohne ein Wort verließ?<br />
Viele Finten, viel Humor und<br />
ein Erzähltalent, das selten ist –<br />
große Empfehlung! Robert Renk<br />
Heinrich Steinfest:<br />
Sprung ins Leere<br />
Piper, 496 S., € 25,50<br />
Mit ihrem Endzeitroman<br />
Winters Garten war die junge<br />
Grazerin Valerie Fritsch 2015<br />
der Shootingstar der österreichischen<br />
Literatur. Ihr<br />
nunmehr vierter Roman ist<br />
ein sprachlich fein austariertes<br />
Märchen zwischen Gut und<br />
Böse, Mutterlieben und Vaterfürchten,<br />
Gewalt und Zärtlichkeit.<br />
August Drach heißt<br />
Fritschs Märchenfigur, die<br />
aus der ländlichen Paradies -<br />
hölle in die Stadt zieht, um<br />
dort ihr Glück zu machen und<br />
schließlich wieder in diese Welt<br />
zurückzukehren, die „zum<br />
Fürchten unverändert schien“:<br />
schaurig-schön! Bernhard Sandbichler<br />
Valerie Fritsch:<br />
Zitronen<br />
Suhrkamp Verlag, 186 S., € 24,70<br />
Lina, Studentin aus Leningrad,<br />
leistet im Sommer 1956 ihren<br />
Arbeitsdienst als Erntehelferin<br />
im fernen Kasachstan, als sie<br />
ein Telegramm ihrer Mutter<br />
erhält: Vater schwer krank.<br />
Komm rasch! Also macht sie<br />
sich auf den Weg quer durch<br />
das sowjetische Riesenreich und<br />
entpuppt sich angesichts der<br />
Absurditäten und Widrigkeiten<br />
des real existierenden Sozialismus<br />
mit notorischer Mangelwirtschaft<br />
und allgegenwärtiger<br />
Willkür als gewitzte und<br />
kämpferische junge Frau. Ein<br />
Roadtrip der besonderen Art.<br />
Joe Rabl<br />
Vladimir Vertlib:<br />
Die Heimreise<br />
Residenz Verlag, 352 S., € 25,80<br />
Nach ihrer erfolgreichen<br />
Fantasy-Trilogie Im Zeichen<br />
der Mohnblume wagt sich<br />
Kuang mit ihrem neuen Buch<br />
Yellowface an eine spritzige,<br />
teils fragwürdige Satire des<br />
Verlagswesens und Autorendaseins.<br />
Mit schwarzem Humor,<br />
einer Prise Absurdität und<br />
durchdachter Gesellschaftskritik<br />
erzählt sie die Geschichte<br />
einer weißen, erfolglosen<br />
Autorin, die sich den Buchentwurf<br />
einer chinesischen Bestseller-Autorin<br />
aneignet und so<br />
wichtige Fragen aufwirft. Etwa:<br />
Wer darf welche Geschichten<br />
warum erzählen? Jenni Zeller<br />
Rebecca F. Kuang:<br />
Yellowface<br />
Eichborn, 383 S., € 25,50<br />
Wer hätte gedacht, dass eine<br />
Begegnung zweier völlig unterschiedlicher<br />
Menschen in<br />
einem Weinkeller in Italien<br />
zu einer lebenslangen Freundschaft<br />
führen kann, die sich<br />
durch nichts und niemanden<br />
erschüttern lässt? In ihrem<br />
neuen Roman hat Sarah Winman<br />
es geschafft, dem Leser<br />
die Schönheit des Lebens in all<br />
seinen Facetten wieder näherzubringen.<br />
Dieser Roman<br />
überzeugt neben dem Schreibstil<br />
auch mit ganz viel Herz und<br />
großen Emotionen und ist das<br />
perfekte Gegenmittel bei Fernweh<br />
und Einsamkeit. Sarah Loretz<br />
Sarah Winman:<br />
Das Fenster zur Welt<br />
Klett-Cotta Verlag, 528 S., € 26,00
Alles gut. Nicht wirklich. Denn<br />
Jess ist anders. Ihre Hautfarbe<br />
ist zu dunkel, ihre Art zu direkt.<br />
Sie arbeitet als einzige Frau<br />
bei Goldman Sachs, in einer<br />
Männerwelt, und trifft dort auf<br />
Josh. Die beiden zeigen uns,<br />
wie Gegensätze sich anziehen<br />
und herausfordern. Eine berührende<br />
Liebesgeschichte und<br />
ein vielschichtiges Buch über<br />
Vorurteile, das man nicht mehr<br />
aus der Hand legen möchte.<br />
Das Debüt von Cecilia Rabess<br />
nimmt unsere Gegenwart unter<br />
die Lupe: klug, lustig und freiheraus.<br />
Katrin Geiger<br />
Cecilia Rabess:<br />
Alles gut<br />
Eichborn Verlag, 429 S., € 25,50<br />
Eine NGO im umkämpften<br />
Zentrum des Sudans. Hier<br />
finden William und Layla zueinander<br />
– eine Liebe, die nicht<br />
sein darf, da sie aus verfeindeten<br />
Volksgruppen stammen. Doch<br />
am Gelände der NGO gelten<br />
andere Regeln. Das merkt auch<br />
der Kartograf Alex aus Cleveland.<br />
Der verzweifelt sowohl<br />
am Schwemmland als auch<br />
an der geheimnisvollen Dena.<br />
Dann taucht eine Leiche auf.<br />
Waffen und Flüchtlinge zeugen<br />
vom baldigen Bürgerkrieg. Ein<br />
großer Roman über die Liebe in<br />
Zeiten des Krieges, Afrika und<br />
die Rolle des Westens. Robert Renk<br />
Fatin Abbas:<br />
Zeit der Geister<br />
Rowohlt Berlin, 368 S., € 27,60<br />
Aleš Šteger war wieder auf<br />
Reisen … in Santiago de<br />
Compostela, in Somaliland und<br />
in White Sands/USA. Jeweils<br />
zwölf Stunden Zeit, um die<br />
Eindrücke auf sich wirken zu<br />
lassen. Die Sätze in seinem<br />
dritten Logbuch der Gegenwart<br />
verbinden sich wie Spinnweben<br />
und lassen die Leser*innen<br />
nicht mehr los, sodass einem<br />
beim Lesen im wahrsten Sinne<br />
das Herz aufgeht. Nicht nur<br />
seine Sprache ist bildkräftig,<br />
sondern auch die Fotografien<br />
des Autors, die seine Worte<br />
untermalen. Berührt und öffnet<br />
Horizonte. Angelika Moser<br />
Aleš Šteger:<br />
Logbuch der Gegenwart. Aufgehen<br />
Haymon, 160 S., € 24,90<br />
Selbst nach 20 Jahren gibt Willa<br />
die Hoffnung nicht auf, dass<br />
ihre verschwundene Schwester<br />
noch lebt. Sie bleibt hartnäckig<br />
und gibt die Suche nicht auf,<br />
jedoch zieht dadurch ihr eigenes<br />
Leben immer mehr an ihr<br />
vorbei, bis sie eines Tages auf<br />
eine Frau trifft, in der sie ihre<br />
verschwundene Schwester zu<br />
erkennen glaubt. Sarah Easter<br />
Collins überzeugt in diesem<br />
Roman mit einer verzweifelten<br />
Suche, verlorenem Glauben und<br />
einem denkwürdigen Abendessen,<br />
das mehrere Leben nachhaltig<br />
verändert. Sarah Loretz<br />
Sarah Easter Collins:<br />
So ist das nie passiert<br />
Heyne Verlag, 400 S., € 23,50<br />
Mit<br />
lyrischen<br />
Empfehlungen:<br />
Du wirst 50 und wartest auf<br />
ein Zeichen des Aufbruchs.<br />
So beginnt Des Reimes willen<br />
Henk von Ralf Schlatter und<br />
sprengt wieder alle Kategorien:<br />
Er wird zu Recht als der „originellste<br />
Schweizer Roman“ tituliert;<br />
es ist ein Roman in Versen,<br />
ein Märchen, ein Sprachspiel,<br />
ein Beweis, dass Lyrik mehr,<br />
dass ein Roman auch reimen<br />
kann. Der Autor und Kabarettist<br />
jongliert mit seinen verschiedenen<br />
Erzählfähigkeiten<br />
und führt sie tragikomisch,<br />
fesselnd, musikalisch-poetisch<br />
zu Höchstform: eine Schlatter-<br />
Superlative! Siljarosa Schletterer<br />
Ralf Schlatter:<br />
Des Reimes willen Henk<br />
Limbus, 112 S., € 18,00<br />
Der ersehnte Debütband von<br />
Frieda Paris ist endlich da.<br />
Ein Langgedicht „mit fließenden<br />
Rändern“ (S. 45) wie ein<br />
Beg/leiten, wie ein lebenslanger<br />
Satz, ein Suchen, aus dem wir<br />
weder entlassen werden wollen<br />
noch können – so eingeladen,<br />
eingewellt werden wir bereits<br />
nach den ersten Zeilen.<br />
Immer das Echo der großen<br />
Lieben, das große Leben im<br />
Ohr fühlt Paris nicht nur ihren<br />
Wortmüttern (Väter eher selten)<br />
– wie F. Mayröcker – nach,<br />
sondern auch großen Lebensund<br />
Schreibensfragen: „This<br />
is a MAP: Making-of a Poem.“<br />
Siljarosa Schletterer<br />
Frieda Paris:<br />
Nachwasser<br />
Edition Azur, 100 S., € 22,60<br />
Ein geschliffener Essay,<br />
der die Idee eines souveränen<br />
demokratischen Europas verteidigt.<br />
Robert Menasse erklärt<br />
und stützt die europäische Idee,<br />
lädt aber auch dazu ein, die<br />
systemischen Widersprüche<br />
der Union zu kritisieren und<br />
zu überwinden. Er zeigt wie<br />
Die Welt von Gestern (Stefan<br />
Zweig), das kosmopolitische<br />
Europa vor 1914, zuerst von der<br />
faschistischen Barbarei zerstört<br />
wurde und von Visionären<br />
nach dem 2. Weltkrieg neu<br />
angestoßen wurde. Heute steht<br />
Europa wieder am Scheideweg.<br />
Wie wird die Welt von morgen<br />
aussehen? Robert Renk<br />
Robert Menasse:<br />
Die Welt von morgen<br />
Suhrkamp, 192 S., € 23,70<br />
Auf der Herrentoilette eines<br />
Museums wird angeblich eine<br />
Leiche gefunden, vermutlich<br />
die Direktorin. Aus dem Stoff,<br />
aus dem gewöhnlich Kriminalromane<br />
sind, macht Markus<br />
Bundi ein literarisches Werk,<br />
in dem das Nebensächliche<br />
die Hauptrolle übernimmt. Im<br />
Durchstreifen der Gedankenwelten<br />
dreier Figuren tritt das<br />
Leben zwischen Wirklichkeit<br />
und Selbsttäuschung in den<br />
Vordergrund. Ein Buch, das mit<br />
wenigen Worten viel zu sagen<br />
vermag, und damit den Blick<br />
für die kleinen Dinge schärft.<br />
Katrin Geiger<br />
Markus Bundi:<br />
Wilde Tiere<br />
Septime Verlag, 116 S., € 19,30<br />
Warum fehlt es so vielen Menschen<br />
an Einfühlungsvermögen<br />
und Sensibilität? Diese Frage<br />
stellen sich die Protagonist*innen<br />
dieses Buches: Während<br />
sich Majas Forschungen über<br />
einen Vulkanausbruch verzögern,<br />
schlägt sich Sebastian<br />
mit einem Jäger herum – und<br />
kämpft für sein Überleben<br />
und das von Tieren. Ein vielschichtiger<br />
Roman, der mehrere<br />
Zeitebenen kunstvoll verstrickt<br />
und ein Zeichen für mehr<br />
Verständnis und einfühlsames<br />
Miteinander setzt. Lisa Warger<br />
Volha Hapeyeva:<br />
Samota<br />
Droschl, 192 S., € 25,00<br />
Im neuen Roman von Bestsellerautor<br />
Nana Kwame Adjei-Brenyah<br />
fiebert man mit den Kämpfen<br />
der beiden Häftlinge Loretta<br />
Thurwar und Hurricane Staxxx<br />
mit, die ihrer lebenslangen<br />
Haftstrafe nur dann entgehen<br />
können, wenn sie als Gladiatoren<br />
fungieren und gegeneinander<br />
antreten. Ganz Amerika verfolgt<br />
mit Spannung dieses Spiel, in<br />
dem am Ende nur einer le bendig<br />
herauskommen wird. Doch was<br />
passiert, wenn sich die Regeln<br />
plötzlich ändern? Dieser Roman<br />
überzeugt mit purem Nervenkitzel<br />
und fesselt die Leser*innen<br />
bis ans bittere Ende. Sarah Loretz<br />
Nana Kwame Adjei-Brenyah:<br />
Chain-Gang All-Stars<br />
Hoffmann und Campe Verlag,<br />
480 S., € 26,50<br />
Bücher seit 1639<br />
63<br />
Wie kann über Mutterschaft<br />
und Care-Arbeit gesprochen<br />
werden? Welche Sprachen<br />
und welche Poesie müssen<br />
dafür gefunden werden?<br />
Uljana Wolf zeigt auf, zeigt<br />
hin in diese Wunden, dekonstruiert<br />
die Termini, erbaut<br />
Klangteppiche, jongliert mit<br />
verschiedenen Sprachen.<br />
Ganz in Wolf’scher Manier<br />
ist muttertask genau gearbeitet,<br />
genau gehört und genau<br />
gespielt. Genau genommen<br />
ein Must-read für alle! Hochkarätige<br />
Lyrik zu hochbri -<br />
santen Themen! Siljarosa Schletterer<br />
Uljana Wolf:<br />
muttertask<br />
Kookbooks, 88 S., € 24,70<br />
Zwischen düsterem Märchen,<br />
mythischer Schöpfungserzählung<br />
und irrwitziger urban<br />
legend bewegen sich die Gedichte<br />
vom Sue Goyette, schön<br />
und nicht zu greifen. Wie das<br />
Stück Ozean, das sich an der<br />
Klippe bricht. Sie erzählt aber<br />
auch von denen, die mit und im<br />
Ozean leben. Von Schiffsköchen<br />
und Rettungsschwimmern,<br />
von Dichtern und Händlern.<br />
Sie erzählt uns auch, dass die<br />
Traurigkeit der Vorfahren den<br />
Salzgehalt des Meeres bestimmt.<br />
Hochpoetisch und wunderbar<br />
übersetzt von Michael Stavarič<br />
& Romana Nikolić. Robert Renk<br />
Sue Goyette:<br />
Ozean<br />
Matthes & Seitz, 160 S., € 20,60
Mit<br />
kriminalistischen<br />
Empfehlungen:<br />
64<br />
Wagner’sche.<br />
Ein junger Mann wird tot<br />
im Innsbrucker Rapoldipark<br />
aufgefunden. Gerade als sich<br />
Chefermittler Alois Landauer<br />
in seinem Sessel mit Blick<br />
auf das Karwendelgebirge<br />
einen ruhigen Abend machen<br />
möchte, wird die leblose Person<br />
gemeldet. Ein geplatzter<br />
Drogendeal scheint naheliegend.<br />
Doch je tiefer Landauer in<br />
die Geschichte eintaucht,<br />
desto komplexer werden die<br />
Verbin dungen. Plötzlich nimmt<br />
die Ermittlung Fahrt auf,<br />
doch die rasante Suche nach<br />
den Tätern bringt nicht nur den<br />
Chefermittler in Gefahr …<br />
Jo Arnald:<br />
Schneewehe<br />
Delventhal Verlag, 324 S., € 14,20<br />
Als Unbekannte versuchen,<br />
Björns kleine Tochter zu entführen,<br />
gelingt es ihm aufgrund<br />
seiner Körperfülle nur mit<br />
Mühe, die Täter in die Flucht<br />
zu schlagen. Also lässt Björn<br />
sich von Joschka Breitner in<br />
Bezug auf die Grundsätze<br />
bewusster Ernährung coachen.<br />
Er taucht ein in die faszinierende<br />
Welt des Heilfastens und<br />
der Ernährungsbausteine.<br />
Noch ahnt Björn nicht, wie<br />
wunderbar sich Ernährung,<br />
Entspannung und das Auf -<br />
lösen von Gewaltfantasien miteinander<br />
kombinieren lassen.<br />
Guten Appetot!<br />
Karsten Dusse:<br />
Achtsam Morden<br />
durch bewusste Ernährung<br />
Heyne Verlag, 384 S., € 25,50<br />
Am Ufer des Gardasees blinken<br />
Blaulichter. Im Jachthafen von<br />
Riva wurde ein Toter gefunden.<br />
Gianna Pitti stellt fest, dass<br />
sie das Opfer kannte. Mehr<br />
noch: Sie war eine der Letzten,<br />
die den jungen Mann lebend<br />
gesehen hat. Die Spuren führen<br />
sie zur ehemaligen Residenz<br />
des Schriftstellers Gabriele<br />
D’Annunzio, in der es nicht<br />
mit rechten Dingen zuzugehen<br />
scheint. Je tiefer die drei graben,<br />
desto mehr Rätsel tauchen auf<br />
und die Suche nach Antworten<br />
bringt das Trio schnell an<br />
seine Grenzen.<br />
Lenz Koppelstätter:<br />
Was der See birgt<br />
Kiepenheuer & Witsch Verlag,<br />
288 S., € 17,00<br />
Seit 2007 erobert die Thriller-<br />
Reihe um Carl Mørck,<br />
Spezialermittler des Sonderdezernats<br />
Q bei der Kopenhagener<br />
Polizei, und seinen<br />
syrischen Assistenten Hafez<br />
el-Assad die Bestsellerlisten<br />
der Welt. In ihrem zehnten<br />
und atemberaubend spannenden<br />
Fall geraten die beiden<br />
tief in ein Netz aus Lügen<br />
und Geheimnissen und müssen<br />
all ihre Kräfte aufbieten,<br />
um dem Morden Einhalt zu<br />
gebieten. Werden Carl Mørck<br />
und sein Team es rechtzeitig<br />
schaffen?<br />
Jussi Adler-Olsen:<br />
Verraten<br />
DTV Verlag, 608 S., € 26,00<br />
Die wunderschöne Lana<br />
Farrar, Ex-Hollywood-Star<br />
und eine der berühmtesten<br />
Frauen der Welt, verbringt<br />
die Ostertage für gewöhnlich<br />
auf ihrer griechischen Privat-<br />
Insel. Wie jedes Jahr lädt sie<br />
ihre engsten Freunde ein,<br />
dem englischen Wetter zu<br />
entfliehen und Ostern mit ihr<br />
zusammen auf dieser idyllischen<br />
Mittelmeer-Insel zu feiern.<br />
Ein starker Sturm – von den<br />
Griechen „Der Zorn“ genannt –<br />
hält alle auf der Insel gefangen<br />
und die Auszeit entwickelt sich<br />
zu einer tödlichen Tragödie.<br />
Alex Michaelides:<br />
Die Insel des Zorns<br />
Droemer/Knaur Verlag, 352 S., € 16,99<br />
In Louviec gehen merkwürdige<br />
Dinge vor sich: Ein Wildhüter<br />
wird mit einem kostbaren<br />
Messer in der Brust tot aufgefunden.<br />
In der Nacht zuvor<br />
wollen die Alten des Dorfes den<br />
hinkenden Schritt eines Geistes<br />
gehört haben, der immer dann<br />
erklingt, wenn Unheil bevorsteht.<br />
Als Adamsberg von dem<br />
Fall Wind bekommt, ist er<br />
nicht mehr zu halten: Sofort<br />
fallen ihm drei Flohbisse an der<br />
Leiche auf. Noch ahnt er nicht,<br />
dass dies nur der Auftakt ist zu<br />
einer Mordserie, die das Dorf<br />
erschüttern wird …<br />
Fred Vargas:<br />
Jenseits des Grabes<br />
Limes Verlag, 592 S., € 26,00<br />
Fünfzehn Jahre ist es her,<br />
dass Mitch McDeere seine<br />
kriminelle alte Firma hat hochgehen<br />
lassen. Mittlerweile<br />
arbeitet er in der größten<br />
Anwaltskanzlei der Welt in<br />
Manhattan. Da holt ihn das<br />
Verbrechen wieder ein: Als ihn<br />
ein Mentor in Rom um einen<br />
Gefallen bittet, findet sich<br />
Mitch schnell im Zentrum<br />
eines mörderischen Konflikts<br />
wieder. Er soll durch eine<br />
immense Lösegeldzahlung eine<br />
Geiselnahme beenden. Schon<br />
bald ist nicht nur er selbst in<br />
Gefahr, sondern auch die,<br />
die ihm nahestehen.<br />
John Grisham:<br />
Die Entführung<br />
Heyne Verlag, 384 S., € 25,50<br />
Millie Calloway hat einen Job<br />
als Hausmädchen bei einem<br />
reichen Paar. Ihr Arbeitgeber<br />
Douglas Garrick wirkt nett und<br />
zum Glück stellt er ihr nicht<br />
zu viele Fragen zu ihrer Vergangenheit.<br />
Doch warum darf<br />
Millie nicht mit seiner Frau<br />
Wendy sprechen? Was bedeuten<br />
das Weinen, das sie aus dem<br />
verschlossenen Zimmer hört,<br />
und die Blutflecke auf Wendys<br />
Kleidung? Ist Douglas in Wahrheit<br />
nicht der fürsorgliche Ehemann,<br />
der er vorgibt zu sein?<br />
Millie weiß nur eins:<br />
Sie muss Wendy helfen.<br />
Freida McFadden:<br />
Sie kann dich hören<br />
Heyne Verlag, 368 S., € 17,30<br />
Commissario Vito Grassi hat<br />
sich in Levanto eingelebt, doch<br />
dann wird eine Leiche angeschwemmt.<br />
Identität, Fundort<br />
und Todesursache geben<br />
Rätsel auf. Grassi ist überzeugt,<br />
dass der junge Mann ermordet<br />
wurde. Über eine anonyme Zeugin<br />
können er und seine Partnerin<br />
eine Verbindung des Toten<br />
zum Einsturz der Morandi-<br />
Brücke herstellen. Als Grassi<br />
knapp einen weiteren Mord<br />
verhindert und dabei selbst in<br />
Lebensgefahr gerät, wird ihm<br />
klar, dass er mit seinen Ermittlungen<br />
einem größeren Feind in<br />
die Quere gekommen ist.<br />
Andrea Bonetto:<br />
Azzuro Mortale<br />
Droemer/Knaur Verlag, 304 S., € 16,99<br />
Mila und ihr Mann Ethan sind<br />
auf dem Weg zur Hochzeit ihrer<br />
Schwester in den Alpen. Doch<br />
dann bleibt ihr Mietwagen<br />
plötzlich stehen und springt<br />
nicht mehr an. Zu Fuß machen<br />
sie sich auf den Weg zurück<br />
zum nächsten Ort. Als sie ihn<br />
endlich erreichen, finden sie<br />
dort lediglich verlassene Hütten<br />
vor. Da der Schneefall immer<br />
stärker wird, bleibt ihnen nichts<br />
anderes übrig, als die Nacht<br />
dort zu verbringen. Als Mila am<br />
nächsten Morgen aufwacht, ist<br />
Ethan verschwunden. Und sie<br />
ist ganz allein. Oder etwa nicht?<br />
Sarah Goodwin:<br />
Das Resort<br />
Bastei Lübbe Verlag, 384 S., € 14,20<br />
Ein plötzlicher Todesfall ruft<br />
Freya Lockwood in ihre alte<br />
Heimat zurück. Ihr früherer<br />
Mentor Arthur Crockleford<br />
wurde tot in seinem Antiquitätenladen<br />
aufgefunden. Doch<br />
er hat sein gewaltsames Ableben<br />
kommen sehen und handfeste<br />
Hinweise auf seinen Killer<br />
hinterlassen. Während Freya<br />
Arthurs Spuren auf ein Landgut<br />
voller Antiquitäten und zwielichtiger<br />
Experten folgt, wird<br />
ihr klar, in welcher Gefahr sie<br />
schwebt. Denn selbst wenn so<br />
mancher Schatz gefälscht ist, die<br />
Gauner und Ganoven dort sind<br />
vollkommen echt.<br />
C. L. Miller:<br />
Der falsche Vogel<br />
Blanvalet Verlag, 400 S., € 17,00<br />
Godolphin ist alles andere<br />
als ein umgänglicher Zeitgenosse<br />
und berüchtigt für<br />
seinen Narzissmus. Um seine<br />
Fernsehkarriere zu befeuern,<br />
plant der „Duke“ die Inszenierung<br />
einer sensationellen<br />
historischen Entdeckung<br />
rund um zwei Morde an Mitgliedern<br />
der Medici-Familie im<br />
16. Jahrhundert. Doch bevor<br />
es zur Enthüllung kommt,<br />
wird Godolphin tot in einem<br />
Canale aufgefunden. Ermittlerin<br />
Valentina Fabbri hat Verdächtige<br />
genug. Sie bittet den<br />
pensionierten Archivar Arnold<br />
Clover um Mithilfe.<br />
David Hewson:<br />
Die Medici-Morde<br />
Folio Verlag, 320 S., € 22,00
Besonderer<br />
Tipp:<br />
VORW:ORTE –<br />
Auftakt zum<br />
Lyrikfestival mit<br />
Melinda Nadj Abonji<br />
& Jurczok 1001<br />
Textperfor mance mit Musik<br />
Die Schriftstellerin, Musikerin und Textperformerin<br />
Melinda Nadj Abonji und<br />
der Spoken-Word-Künstler und Sänger<br />
Jurczok 1001 verbinden Literatur und<br />
Musik auf einzigartige Weise. Aus kurzen,<br />
lyrischen Erzählungen, Spoken-Word-<br />
Texten, elektrischer Geige, Gesang,<br />
human Beatbox und filigranen Stimmen-<br />
Loops erschaffen die beiden eine eigene<br />
Bühnensprache. Ihre genre übergreifende<br />
Zusammenarbeit ist einmalig in der<br />
deutschsprachigen Literatur. Ihr Mut<br />
zur Innovation wurde mit Einladungen<br />
an zahlreiche internationale Literaturfestivals<br />
und Sprechbühnen belohnt,<br />
u. a. an der Volksbühne Berlin, am Festival<br />
Neue Literatur New York, in der Villa<br />
Aurora Los Angeles, im Redhouse Sofia,<br />
am Mediawave Festival Györ oder an der<br />
Leipziger Buchmesse.<br />
Mehr Infos:<br />
www.masterplanet.ch<br />
Veranstaltung:<br />
Di., 28. Mai 2024, 19:00 Uhr<br />
Literaturhaus am Inn, Innsbruck<br />
Eintritt: frei<br />
© Andreas Greber<br />
Rudi Anschober<br />
Ein Buch, das Mut macht:<br />
Handeln statt resignieren<br />
2040: Unser Leben ist besser geworden.<br />
Eine scheinbar kuriose Behauptung angesichts<br />
der vielen Krisen, die wir in der<br />
Gegenwart erleben. Doch Rudi Anschober<br />
zeigt in seiner ebenso Hoffnung machen -<br />
den wie realistischen Zukunftserzählung:<br />
Wir können es gut haben. Anschober<br />
skizziert die Weichenstellungen, die es<br />
dafür in den nächsten entscheidenden<br />
Jahren braucht. Dafür bietet jeder Tag<br />
neue Chancen: neue Pfade zu gehen, neue<br />
Strategien zu entwickeln, die große Trend -<br />
wende einzuleiten. Oder in den Worten<br />
von Oscar Wilde: „Fortschritt ist nur<br />
die Verwirklichung von Utopien.“<br />
Daher ist Anschober überzeugt: Es ist<br />
nicht die Zeit für Resignation, es ist nie<br />
zu spät für den Traum der Veränderung.<br />
Diese auf Wissenschaft, Fakten und<br />
Optimismus setzende Vision zeigt, wie<br />
ein gutes Leben mit der Klimawende aussehen<br />
kann – und wie es möglich wird.<br />
Unverklärt, der Realität ins Auge sehend,<br />
Mut machend. Ein Buch, das wir alle<br />
brauchen.<br />
Rudi Anschober, geboren 1960 in Wels, war Lehrer<br />
und Journalist, später langjähriger Landesrat für<br />
Klimaschutz und Integration in Oberösterreich.<br />
Von Januar 2020 bis Mitte April 2021 war er<br />
Sozial- und Gesundheitsminister der türkis-grünen<br />
österreichischen Bundesregierung. 2022 erschien<br />
sein Bestseller Pandemia. Einblicke und Aussichten.<br />
Seit seinem Rückzug aus der Parteipolitik ist Rudi<br />
Anschober als gefragter Vortragsredner, Autor und<br />
Berater tätig.<br />
Buchtipp:<br />
Rudi Anschober:<br />
Wie wir uns die<br />
Zukunft zurückholen<br />
Brandstätter Verlag,<br />
208 S., € 25,00,<br />
Veranstaltung:<br />
Wie wir uns die<br />
Zukunft zurückholen<br />
Mit Rudi Anschober<br />
Mi., 18. September 2024,<br />
19:30 Uhr<br />
Wagner’sche Buchhandlung,<br />
Innsbruck<br />
Eintritt: € 9,00/€ 7,00 mit<br />
Wagner- oder Ö1-Card<br />
www.oeticket.com<br />
© Gianmaria Gava<br />
Bücher seit 1639<br />
Autor*innen<br />
dieser Ausgabe<br />
Ina Cassik ist Buchhändlerin bei Stöger-Leporello in Wien.<br />
Aus dem einstigen Studentenjob in einer Buchhandlung<br />
wurde der Traumberuf! Leidenschaftliche Vielleserin mit<br />
Schwerpunkt auf Gegenwartsliteratur. Liebt ihren Beruf,<br />
weil er so vielseitig ist wie kein anderer. Lebt mit ihrer<br />
Familie am Stadtrand von Wien.<br />
Isabella Feimer studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft<br />
und arbeitet seit 1999 als freie Regisseurin<br />
und Schriftstellerin in Wien. Sie schreibt Prosa, Essays,<br />
Lyrik und Theatertexte und erhielt zahlreiche Stipendien<br />
und Preise. Zuletzt erschien der Roman Wir könnten<br />
Dschungel sein bei Braumüller.<br />
Katharina J. Ferner lebt als Poetin und Performerin<br />
in Salzburg. Redaktionsmitglied der Literaturzeitschriften<br />
& Radieschen, Morgenschtean, Mosaik. Jüngste Veröffentlichung<br />
krötentage, Limbus, 2022. www.kj-ferner.at<br />
Kilian Feurstein wurde 2000 in Wien geboren. Er wuchs<br />
mit 2 jüngeren Schwestern in Bregenz auf und maturierte<br />
2019 dort. Im darauffolgenden Jahr leistete er in Tel Aviv-<br />
Jaffa Gedenkdienst. 2023 schloss Kilian die Lehre zum<br />
Buchhändler bei der Buchhandlung Stöger-Leporello in<br />
Wien ab. Im November 2023 wechselte er zur Buchhandlung<br />
Leporello in der Wiener Innenstadt. Neben seiner Leidenschaft<br />
für Bücher lebt Kilian für den Fußball und<br />
die Abenteuer des Reisens.<br />
Martin Fritz, geboren 1982, studierte Vergleichende<br />
Literaturwissenschaft und Deutsche Philologie in Innsbruck,<br />
hört sich in seiner Freizeit gerne DJ Patex’ Coverversion des<br />
Songs „I Wish I Was Him“ an. War Teil der 1. Innsbrucker<br />
Lesebühne „Text ohne Reiter“, ist Teil der Innsbrucker<br />
Lesebühne „FHK5K“.<br />
Joseph Frontull, geboren und aufgewachsen mit Blick<br />
auf die Dolomiten und der Autobahn im Ohr,<br />
fuhr nie zur See – aber träumt davon. Gelegenheitsund<br />
gelegentlicher Auftragsschreiber.<br />
Katrin Geiger, Leserin aus reinem Vergnügen. Die Theo -<br />
login mit Erfahrung in der politischen Bildung wuchs an<br />
Rhein und Mosel auf, lebt seit 2011 in Tirol und arbeitet<br />
für Ordensfrauen.<br />
Birgit Holzner, 1974 in Innsbruck geboren, Studium der<br />
Romanistik und Germanistik an der Universität Innsbruck,<br />
2003–2006 ÖK-Lektorin an der Université de Caen und an<br />
der Sciences Po Paris, seit 2008 Verlagsleiterin der innsbruck<br />
university press und der edition laurin an der Universität<br />
Innsbruck. Mit Joe Rabl organisiert sie die Innsbrucker<br />
Wochenendgespräche.<br />
Ivona Jelčić hat Vergleichende Literaturwissenschaft und<br />
Romanistik studiert. Sie arbeitet als freie Kulturjournalistin<br />
unter anderem für die Tageszeitung Der Standard.<br />
Markus Köhle, geboren 1972, studierte Vergleichende<br />
Literaturwissenschaft und Germanistik in Innsbruck,<br />
arbeitet seit mehr als 20 Jahren journalistisch mit den<br />
Schwerpunkten Wissenschaft, Forschung & Wirtschaft<br />
und geht prinzipiell nicht ohne Buch außer Haus.<br />
Thomas Larcher, geboren 1963 in Innsbruck, Komponist<br />
und Pianist; Auftragswerke u. a. für die Wiener und Berliner<br />
Philharmoniker, die Bregenzer Festspiele oder New York<br />
Philharmonic; Festivalgründer von Klangspuren, Musik<br />
im Riesen und jüngst listening closely; Großer Österr.<br />
Staatspreis 2019, Mitglied des österr. Kunstsenats und<br />
der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.<br />
67<br />
Sarah Loretz, geboren 1998, aufgewachsen in einem kleinen<br />
Bergdorf in Vorarlberg. Hat schon als Kind ihre Liebe<br />
zu Büchern (vor allem Fantasyromanen, die auch gerne von<br />
Markus Heitz sein dürfen) entdeckt. In der Wagner'schen<br />
hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht und ist inzwischen<br />
die linke (und manchmal auch die rechte) Hand der<br />
Sortimentsleitung.<br />
Angelika Moser, 1968 in Innsbruck geboren, hat Übersetzungswissenschaften<br />
und Jus studiert. Sie ist als selbständige<br />
Lektorin und Texterin tätig ( www.korrekterweise.at).<br />
Korrekt und weise nimmt sie auch das Wagner’sche Buch -<br />
magazin unter ihre Fittiche. Da sie von Sprache nie genug<br />
bekommen kann, macht sie gerade ihren Master in<br />
Vergleichender Literaturwissenschaft. Wenn dann noch<br />
Zeit bleibt, schreibt sie Kurzgeschichten (Das kleine Grauen,<br />
Allein im Café) oder auch mal etwas Längeres (Beinahe<br />
ein Roman).<br />
José F. A. Oliver, Hausach (D), geboren 1961. Lyriker. Essayist.<br />
Präsident des PEN Deutschland. Heinrich-<br />
Böll-Preis (2021). Jüngst: In jeden Fluss mündet ein Meer,<br />
Essays, Matthes & Seitz (2023). Kurator des grandiosen<br />
Literaturfestivals LeseLenz (www.leselenz.eu).<br />
Näheres: www.oliverjose.com.<br />
Sharon Dodua Otoo ist Schriftstellerin und politische<br />
Aktivistin. Sie schreibt Prosa und Essays. Ihr Debütroman<br />
Adas Raum (2021) wurde in mehrere Sprachen übersetzt.<br />
2016 gewann sie den Ingeborg-Bachmann-Preis. Otoo<br />
ist politisch aktiv bei den Vereinen Initiative Schwarze<br />
Menschen in Deutschland e. V., Phoenix e. V., Coalition for<br />
Pluralistic Public Discourse (CPPD) und ist verbunden mit<br />
dem Schwarzen queerfeministischen Verein ADEFRA e. V.<br />
Seit 2022 kuratiert sie in Zusammenarbeit mit den Ruhrfestspielen<br />
Recklinghausen das Schwarze Literaturfestival<br />
„Resonanzen“. https://sharonotoo.com.<br />
Thomas Raab, geboren 1970 in Wien. Kindheit so so lala,<br />
Schulzeit nur noch so so, nahe des Wahnsinns, wäre da<br />
nicht das Klavier gewesen. Lehrer und Singer-Songwriter.<br />
Eines schönen Tages (2006) plötzlich diese Idee, dieser<br />
gedanklich so lebendig gewordene Fremde. Ein Restaurator.<br />
Der Drang, ihn kennenlernen zu wollen, schreibend, näher,<br />
immer näher. Nicht mehr aufhören können … Ein paar<br />
Monate später: Der Metzger muss nachsitzen, Debüt-<br />
Roman. Seither freischaffender Schriftsteller, Drehbuch-<br />
Autor, Kolumnist und Musiker. Lebt mit seiner Familie<br />
in Wien. Aktuelle Neuerscheinung: Peter kommt später<br />
(Kiepenheuer & Witsch), www.thomasraab.com.<br />
Joe Rabl, 1963 in Kufstein geboren; Studium der Komparatistik<br />
und Germanistik in Innsbruck; war in diversen<br />
Verlagen beschäftigt; lebt nach Jahren in Wien und Salzburg<br />
wieder in Innsbruck; arbeitet als freier Lektor. Mit Birgit<br />
Holzner organisiert er die Innsbrucker Wochenendgespräche.<br />
Markus Renk, seit 38 Jahren in der Buchbranche.<br />
Vom Lehrling über den Vorstand bis zum selbstständigen<br />
Unternehmer. Buchhändler aus Leidenschaft, der sich<br />
mit den Übernahmen der Wagner'schen, Stierle, Kelten-<br />
Buchhandlung, Stöger und Leporello gleich mehrere<br />
Träume verwirklichen konnte.<br />
Robert Renk, Buchhändler und Kulturvermittler,<br />
u. a. Innsbrucker Prosafestival, Lyrikfestival W:ORTE<br />
und stv. Festivalleiter vom Hausacher Leselenz. Gastprof.<br />
für Kulturvermittlung an der Uni Innsbruck und seit 2015<br />
Sortimentsleiter in der Wagner’schen. Gibt das Magazin<br />
#<strong>unabhängig</strong> heraus.<br />
Martin Sailer war bis zu seinem Ruhestand Chef -<br />
redakteur für Literatur im ORF Tirol und überregional<br />
ausgezeichneter Hörspielregisseur.<br />
Bernhard Sandbichler, geboren 1965, studierte Germanistik<br />
und Romanistik in Innsbruck und Besançon. Literaturvermittler<br />
und Sprach-Therapeut.<br />
Benedikt Sauer, aus Bozen, Studium der Literaturwissenschaft<br />
in Innsbruck und Urbino, lebt in Innsbruck<br />
als Journalist und Publizist, ist seit vielen Jahren<br />
Österreich-Korrespondent für Rai Südtirol. War beim<br />
Standard und Kolumnist der Tiroler Tageszeitung.<br />
Lehrt auch Medienkommunikation an der Universität<br />
Innsbruck. Leitet das Journalismusfest Innsbruck:<br />
www.journalismusfest.org.<br />
Andrea Scheiber, seit 1992 in der Wagner’schen Buchhandlung.<br />
Betreut Koch- und Kinderbuch und steckt<br />
hinter den Blind Dates. Wenn sie nicht gerade liest,<br />
ist sie in der Natur oder beim Handarbeiten zu finden.<br />
Siljarosa Schletterer, Autorin und Lyrikaktivistin.<br />
Wurde von Flüssen und Hunden erzogen und gäbe es<br />
die Lyrik nicht, würde sie wohl mehr bellen. Sie erhielt<br />
mehrere Stipendien und Auszeichnungen, u. a. das<br />
Große Literaturstipendium des Landes Tirol. Ist fixes<br />
Organisationsmitglied beim Lyrikfestival W:ORTE.<br />
Zuletzt erschien azur ton nähe – flussdiktate (Limbus 2022).<br />
https://siljarosaschletterer.com.<br />
Sarah Schöner, geboren 2004, hat im Juni 2023 die Matura<br />
abgeschlossen und liebt es, in ihrer Freizeit in andere Welten<br />
einzutauchen.<br />
Veronika Schuchter ist Literaturwissenschaftlerin<br />
am Institut für Germanistik an der Universität Innsbruck<br />
und freie Literaturkritikerin.<br />
Carmen Schwarz, geboren und aufgewachsen in Salzburg.<br />
Hat schon von klein auf eine große Liebe zum geschriebenen<br />
Wort und packenden Geschichten. Sie liebt den Austausch<br />
der Branche und sich immer neu zu erfinden. Seit 2017<br />
bei Bücher Stierle, wo jeder Lesetipp handverlesen<br />
und die Begeisterung erlebbar wird.<br />
Helena Töchterle, geboren 1995, hat Philosophie studiert.<br />
Leitet seit November 2023 die Wagner'sche Buchhandlung.<br />
Begeisterte Leseratte quer durch alle Genres.<br />
Lisa Warger, geboren 1997, studierte Vergleichende<br />
Literaturwissenschaft und Germanistik in Innsbruck.<br />
Sie ist begeisterte Leserin klassischer und feminist -<br />
ischer Literatur. Seit 2023 in der Literaturabteilung<br />
der Wagner’schen zu finden. Dort als linke (und manchmal<br />
auch die rechte) Hand der linken Hand der Sortimentsleitung.<br />
U. a. ist sie Ansprechpartnerin für die Büchergilde.<br />
Gabriele Wild studierte Literaturwissenschaft und Slawistik<br />
und ist seit vielen Jahren Leserin und Literaturvermittlerin.<br />
Sie arbeitet als Programmgestalterin im Literaturhaus<br />
am Inn und im Team des Lyrikfestivals W:ORTE<br />
(dem größten Lyrikfestival Österreichs).<br />
Jenni Zeller kommt aus Nesselwängle in Tirol, war bis 2020<br />
in der Wagner'schen tätig und tummelt sich seitdem zwischen<br />
Frankreich, Wien und Südtirol, zwischen Europäischem<br />
Forum Alpbach, Diplomatie und myAbility, zwischen<br />
Mehrsprachigkeit und Büchern verschiedenster Genres.<br />
Klaus Zeyringer, geboren 1953 in Graz, habilitierte sich<br />
dort 1993 und war Professor für Germanistik in Frankreich.<br />
Er ist als Literaturkritiker u. a. für den Standard tätig<br />
sowie Jurymitglied der ORF-Bestenliste und moderiert<br />
Literaturveranstaltungen in Österreich, Deutschland und<br />
der Schweiz, u. a. vor allem Transflair (Krems) und Grenzgänge<br />
(Innsbruck). Zuletzt erschienen Die Würze der Kürze.<br />
Eine kleine Geschichte der Presse anhand der Vermischten<br />
Meldungen, 2022 (S. Fischer). Reimverbote und andere<br />
Schreibaufträge (mit Gerhard Ruiss), keiper 2024.<br />
Fans. Von den Höhen und Tiefen sportlicher Leidenschaft<br />
(mit Ilija Trojanow), S. Fischer 2024.<br />
Silke Zorn arbeitet seit 2,5 Jahren in der Wagner’schen.<br />
Sie ist eine große Leseratte und steht gerne auf den Brettern,<br />
die die Welt bedeuten. Zu finden ist Silke an der Kassa<br />
der Wagner’schen bzw. bei den Blind Dates.
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Museumstraße 4<br />
6020 Innsbruck<br />
T. +43 512 59505 0<br />
office@wagnersche.at<br />
www.wagnersche.at<br />
Wagner’sche Altstadt<br />
Herzog-Friedrich-Straße 22, 6020 Innsbruck, +43 512 59505 90<br />
Bücher Stierle Salzburg<br />
Kaigasse 1 / Mozartplatz, 5020 Salzburg, +43 662 840114<br />
office@buecher-stierle.at, www.buecher-stierle.at<br />
Stierle Kelten-Buchhandlung<br />
Sigmund-Thun-Straße 9, 5400 Hallein +43 6245 82761<br />
office@keltenbuchhandlung.at, www.keltenbuchhandlung.at<br />
Leporello die Buchhandlung<br />
Singerstraße 7, 1010 Wien, +43 1 9611500<br />
service@leporello.at<br />
Stöger – Leporello<br />
die Buchhandlung<br />
Obkirchergasse 43, 1190 Wien, +43 1 3203449<br />
office@stoegerbuch.at