Rinderzucht April 2024
Die April Ausgabe der Rinderzucht glänzt mit Themen wie Rückblick auf unseren fulminanten Schau-Februar Betriebsreportage bei der Weser-Milch Lünschen KG in Loxstedt Jungzüchterin des Jahres Herdentypisierung - DAS Tool zur Wirtschaftlichkeit! Rust Holsteins berichtet am eigenen Beispiel
Die April Ausgabe der Rinderzucht glänzt mit Themen wie
Rückblick auf unseren fulminanten Schau-Februar
Betriebsreportage bei der Weser-Milch Lünschen KG in Loxstedt
Jungzüchterin des Jahres
Herdentypisierung - DAS Tool zur Wirtschaftlichkeit! Rust Holsteins berichtet am eigenen Beispiel
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04<br />
<strong>2024</strong><br />
<strong>Rinderzucht</strong><br />
DAS MAGAZIN RUND UMS RIND<br />
Fleischrindertage<br />
Deutschlands größte Deckbullenauktion<br />
50. Schau der Besten<br />
Ein voller Erfolg<br />
Zuchtfortschritt<br />
Die Erfolgsstrategie von Rust Holsteins<br />
Betriebsreportage<br />
Weser-Milch Lünschen
Die Sommerbühne<br />
der Tierschauen<br />
Tarmstedter Ausstellung <strong>2024</strong><br />
Samstag, 13. Juli<br />
• 27. MASTERRIND Landesfleischrinderschau<br />
• 6. Tarmstedter-Typ-Cup<br />
12. - 15.<br />
Juli <strong>2024</strong><br />
Tarmstedter Ausstellung<br />
Sonntag, 14. Juli<br />
• Jungzüchterwettbewerb Fleischrind<br />
• 11. Niedersachsen-Cup für Jungzüchter Holstein<br />
mit Tierbeurteilungswettbewerb<br />
Montag, 15. Juli<br />
• 1. Tarmstedter Sommertierschau<br />
Holstein<br />
Offen für das gesamte MASTERRIND-<br />
Hannover Zuchtgebiet<br />
Weitere Informationen finden Sie hier:<br />
www.masterrind.com
Editorial<br />
Weiter voran!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
das Jahr <strong>2024</strong> begann, wie das alte Jahr endete, mit Ärger um die<br />
aktuelle Politik, einem stetigen Verfall der Erzeugerpreise der landwirtschaftlichen<br />
Produkte, oft begleitet von Sorgen und Ängsten. Viele<br />
Landwirte haben mit Plakaten an ihren Traktoren auf die Probleme in<br />
der Landwirtschaft aufmerksam gemacht und friedlich in vielen Städten<br />
und Gemeinden demonstriert. MASTERRND stand dabei unterstützend<br />
an der Seite der Landwirte. Genauso wichtig wie eine freie<br />
Meinungsäußerung ist es, den Blick stets nach vorn zu richten und<br />
die kommenden Herausforderungen anzugehen sowie die sich<br />
bietenden Chancen zu nutzen. Jeder hat in seinem Unternehmen<br />
Möglichkeiten, seine Leistungen zu verbessern und durch gezielte<br />
Maßnahmen wieder einen Schritt nach vorn zu gehen. Den<br />
Kopf in den Sand zu stecken, ist keine Option.<br />
Wie viel Spaß, Freude und Enthusiasmus dennoch bei den Züchtern vorhanden ist, haben<br />
die vergangen Veranstaltungen in der Niedersachsenhalle in Verden gezeigt. Angefangen<br />
mit den Fleischrindertagen mit Deutschlands größter Deckbullenauktion und Verdener<br />
Spätlese und zwei Wochen später die Schau der Besten mit MASTERRIND EXCLUSIVE<br />
– DIE AUKTION und dem Züchterabend. Die Schau der Besten war gespickt mit exzellenten<br />
Kühen von größter züchterischer Klasse. Ein besonderes Highlight war die beeindruckende<br />
Lebensleistungsklasse. Diese Kühe vereinen alles, was wir in der Holsteinzucht<br />
möchten. Die gesamte Veranstaltung war an Klasse und besonders Emotionalität nicht zu<br />
übertreffen. 2.500 Besucher, die stehende Ovationen geben, hinterlassen Gänsehautmomente.<br />
Genau das sind die Tage, die uns unsere Sorgen vergessen lassen und uns Kraft<br />
für die kommenden Aufgaben geben.<br />
Deshalb heißt es jetzt Ärmel hochkrempeln und weiter voran. MASTERRIND hat mit der<br />
Gründung von SYNETICS und dem gemeinsamen Zuchtprogramm mit unseren französischen<br />
Kollegen die ersten Weichen gestellt, um Sie auch in Zukunft mit hochwertiger und<br />
bezahlbarer Genetik versorgen zu können. Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten.<br />
Hochachtungsvoll,<br />
Robert Otto<br />
Aufsichtsrat MASTERRIND<br />
TOP-Seller kam<br />
aus Wetschen. S. 24<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 1
26 MASTERRIND-<br />
Fleischrindertage<br />
Inhalt<br />
<strong>April</strong><br />
14<br />
Schau der Besten<br />
VERMARKTUNG<br />
24 MASTERRIND EXCLUSIVE –<br />
DIE AUKTION<br />
66 Marktnotizen<br />
ZUCHT<br />
6 Bullenporträt Rios P RDC<br />
8 Betriebsreportage<br />
Weser-Milch Lünschen KG<br />
14 Schau der Besten<br />
Titelthema<br />
FLEISCHRINDER<br />
26 MASTERRIND-Fleischrindertage<br />
20 Nachzuchtgruppen<br />
22 Porträt Addisyn<br />
50 Zuchtfrotschritt als Wirtschaftsfaktor<br />
2 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Ein Tag<br />
voller Emotionen<br />
32 Gruppenhaltung<br />
von<br />
Kälbern<br />
6 Bullenporträt<br />
Rios P RDC<br />
8 Betriebsreportage<br />
Weser-Milch Lünschen KG<br />
MANAGEMENT<br />
32 Gruppenhaltung von Kälbern<br />
37 Herdentypisierung<br />
57 „Goldene Olga“<br />
JUNGZÜCHTER<br />
39 Jungzüchterin des Jahres<br />
INTERN<br />
54 1 Jahr SYNETICS<br />
58 Konfettiregen zur Abschlussprüfung<br />
60 Geschäftsbericht<br />
68 Nachrufe<br />
70 Termine<br />
Titel: Die Siegerin der Nachzuchten der Schau der Besten <strong>2024</strong>,<br />
Gigaliner-Tochter Addisyn VG-86 von der Weser-Milch Lünschen<br />
KG in Loxstedt, zeigt sich auchg gut einen Monat nach ihrem Sieg<br />
unbeeindruckt von Ruhm und Ehre. Foto: Henschken<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 3
Kuh&Co.<br />
Grandprix räumt ab!<br />
Bei der schweizer Schau Arc Jurassien Expo räumte<br />
Pichoux-Red Grandprix Brooclin die Titel Supreme<br />
Champion, Holstein Senior Champion und<br />
Euter Champion verdient ab. Bereits auf der Expo<br />
Bulle überzeugte sie mit 1b in ihrer Klasse und dem<br />
Reservesieg für ihre Euterqualitäten. Brooclin ist<br />
in ihrer dritten Laktation, EX-91 eingestuft, mit 91<br />
Punkten im Euter bewertet. Auch ihre Leistung ist<br />
mehr als überzeugend: 12.123 Mkg, bei 4,04% F<br />
und 3,18% E.<br />
Grandprix ist im MASTERRIND-Genetikshop erhältlich.<br />
Grandprix-Tochter siegt in der Schweiz. Foto: KeLeKi<br />
Inflationsrate weiter<br />
abgeschwächt<br />
Die Inflationsrate in Deutschland − gemessen als<br />
Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum<br />
Vorjahresmonat – lag im Februar <strong>2024</strong> bei +2,5 %.<br />
Im Januar <strong>2024</strong> hatte die Inflationsrate bei +2,9 %<br />
gelegen, im Dezember 2023 noch bei +3,7 %. Niedriger<br />
als im Februar <strong>2024</strong> war die Inflationsrate zuletzt<br />
im Juni 2021 (+2,4 %). «Die Inflationsrate hat sich<br />
weiter abgeschwächt», sagt Ruth Brand, Präsidentin<br />
des Statistischen Bundesamtes. «Die Preissituation<br />
bei Energie entspannt sich weiter. Der Preisauftrieb<br />
für Nahrungsmittel hat sich deutlich verlangsamt und<br />
liegt nun erstmals seit mehr als zwei Jahren unter<br />
der Gesamtteuerung», so Brand. Wie das Statistische<br />
Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, stiegen<br />
die Verbraucherpreise im Februar <strong>2024</strong> gegenüber<br />
dem Vormonat Januar <strong>2024</strong> um 0,4 %.<br />
Quelle: destatis.de<br />
Vogelgrippe bei Kühen<br />
Bei Kühen in mehreren US-Bundesstaaten wurde<br />
ein Vogelgrippevirus nachgewiesen. Die Kühe litten<br />
an vermindertet Milchproduktion, Appetitlosigkeit<br />
und anderen Symptomen. Die Infektion trat vor allem<br />
bei älteren Tieren in den Bundesstaaten Texas,<br />
Kansas und New Mexico auf. Wie die Nachrichtenagentur<br />
APA mitteilt, wurden die Kühe von Wildvögeln<br />
angesteckt. Tote Wildvögel seien auf einigen<br />
der betroffenen Bauernhöfe gefunden worden, teilt<br />
das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) mit. Die<br />
Nachweise in Milch und in den Kühen zeigten die<br />
grosse Reichweite des Vogelgrippevirus, so die Behörde<br />
weiter. Milch von betroffenen Tieren werden<br />
gemäß USDA umgeleitet oder vernichtet. Zudem sei<br />
es über die Pasteurisierung möglich, Bakterien und<br />
Viren wie Grippeviren in der Milch zu «inaktivieren».<br />
Eine Gefahr für Menschen bestünde nicht. Es würden<br />
nun weitere Tests und Sequenzierungen erfolgen,<br />
um den genauen Stamm zu ermitteln.<br />
Quelle: schweizerbauer.ch<br />
Der Preisauftrieb für Lebensmittel liegt erstmals seit zwei Jahren<br />
unter der Gesamtteuerung.<br />
4 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Vogelschutzradar<br />
Ein Windpark in den Alpen verfügt über ein Vogelschutzradar,<br />
das bei drohenden Kollisionen die Rotoren<br />
automatisch stoppt. Tödliche Zusammenstöße<br />
können dadurch fast komplett verhindert werden.<br />
Um die Auswirkungen des Vogelschutzradars erfassen<br />
zu können, suchen in den Vogelflugperioden<br />
zwischen März und Juni und zwischen August und<br />
November Patrouillen mit Suchhunden nach toten<br />
Vögeln. Die Ergebnisse werden anschließend um<br />
weitere Faktoren ergänzt, etwa um tote Vögel, die<br />
bereits von Raubtieren gefressen wurden. Es kann<br />
so extrapoliert werden, wie viele Vögel durch den<br />
Windpark gestorben sind.<br />
Bisher liegen Daten zu fünf Migrationsperioden vor,<br />
laut denen das Vogelschutzradar sehr wirksam ist.<br />
Laut Azienda Elettrica Ticinese (AET), dem Betreiber<br />
des Windparks und Federico Tettamanti, der<br />
das Umweltmonitoring durchführt, werden durch<br />
das Vogelschutzradar nur in Ausnahmefällen Vögel<br />
getroffen. Die Ausfallzeit durch die automatische<br />
Abschaltung lag 2023 bei 654 Stunden. Die finalen<br />
Ergebnisse sollen im Herbst <strong>2024</strong> veröffentlicht werden.<br />
Quelle: forschung-und-wissen.de<br />
Besseres Fleisch<br />
von alkoholisierten<br />
Schweinen?<br />
Ein neues Vogelschutzradar soll Vogelschlag bei Windrädern<br />
verhindern. Foto: Getty Images<br />
Vergleich hinkt<br />
In fast allen Publikationen kursieren Vergleiche von<br />
Lebensmitteln, die bei genauerem Hinsehen entscheidende<br />
Verzerrungen enthalten:<br />
Gängige Klimabilanzrechnungen lassen oft die Proteinqualität<br />
und die Nährstoffdichte außen vor. Eine<br />
Forschergruppe hat die Nährstoffdichte berücksichtigt<br />
und festgestellt: Fleisch hat bis zu 10 x niedrigere<br />
Klimabilanzwerte! Der Grund: Eine kleinere Menge<br />
genügt um einen Großteil des täglichen Nährstoffbedarfs<br />
zu decken. Meistens vergleichen gängige<br />
Klimabilanzdarstellungen ein Kilogramm Fleisch<br />
mit einem Kilogramm eines anderen Lebensmittels.<br />
Aber unser tägliches Essen sieht anders aus.<br />
Quelle: Land.schafft.Werte<br />
Bei der Herstellung des japanischen „Shochu“, einem<br />
Destillat aus u.a. Reis und Zuckerreohr, werden<br />
die stärkehaltigen Lebensmittel zuerst mit<br />
Schimmel zersetzt, dann mit Hefe fermentiert und<br />
schließlich zu einem Alkohol destilliert. Rückstände<br />
dieser Produktion werden nach den Ergebnissen einer<br />
neuen Studie der University of Tokyo nun in der<br />
Schweinefütterung eingesetzt. Laut der Publikation<br />
im Fachmagazin Food Chemistry gehen die Forscher<br />
davon aus, dass die Nährstoffe im vergorenen<br />
Gerstenabfall möglicherweise den Stress der Tiere<br />
verringern können. Dies führt zu einer verbesserten<br />
Qualität und einem guten Geschmack bei Koteletts<br />
und Filetstücken.<br />
Quelle: agrarheute.com<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 5
Bullenportrait Rios P RDC<br />
Testbullentochter<br />
war der Beginn<br />
Im <strong>April</strong> 2003 wurde das Fundament einer besonderen<br />
Familie gelegt. ZT Eleonore VG-86 kam in der<br />
Agrar GmbH Zschopautal im Erzgebirge zur Welt.<br />
Sie entwickelte sich rasch zu einer außergewöhnlich<br />
guten Färse. Nach ihrer ersten Abkalbung wurde<br />
sie Teil der Nachzuchtgruppe ihres Vater Enos,<br />
welche im März 2006 in Cavertitz ausgestellt wurde.<br />
Dem Preisrichter gefiel sie so gut, dass er sie zur<br />
Siegerin der Nachzuchten kürte.<br />
ZT Eleonores erstes Kalb war die Alves-Tochter<br />
ZT Electra. Sie übertraf ihre Mutter, indem sie mit<br />
VG-88 und 90 Punkten im Euter bewertet wurde.<br />
Ihre Durchschnittsleistung in vier abgeschlossenen<br />
Laktationen erreichte fast 14.700 Mkg, bei einer Lebensleistung<br />
von annähernd 76.000 Mkg. Doch erst<br />
die nächste Generation überzeugte auch die letzten<br />
PEDIGREE<br />
♂<br />
RI-VAL-RE JESTHER NINA VG-88<br />
V. Jesther<br />
RI-VAL-RE SHOTTLE ALI VG-88<br />
V. Shottle<br />
RI-VAL-RE SOCRT ALAINDRA VG-85<br />
V. Socrates<br />
RI-VAL-RE BOOKEM HERO-ET VG-86<br />
V. Bookem<br />
BGP RUB HERO-ET VG-85<br />
V. Rubicon<br />
BGP RESOLVE DEBRA-ET VG-87<br />
V. Resolve<br />
Rios P RDC<br />
(V. Rivercup)<br />
♀<br />
ZT ELEONORE VG-86<br />
V. Enos<br />
ZT ELECTRA VG-88<br />
V. Alves<br />
ZT 460 VG-85<br />
V. Gold Chip<br />
ZT ELAINE VG-86<br />
V. Balisto<br />
ZT ELENA Pp VG-87<br />
V. Polo P RDC<br />
HWH ELLA Pp VG-87<br />
V. Solitair P<br />
HWH Ella<br />
VG-87<br />
(V. Solitair P)<br />
Zweifler von der außergewöhnlichen Vererbungskraft<br />
dieser Kuhfamilie. Es war die Gold Chip-Tochter<br />
ZT 460. Sie wurde in der ersten Laktation mit<br />
VG-85 bewertet und leistete mehr als 13.000 kg<br />
Milch im ersten Jahr. Danach war kein Halten mehr<br />
und man nutzte sie vier Mal im Embryotransfer. Insgesamt<br />
wurden 16 Embryonen von Balisto, Defender<br />
und Mogul gewonnen. Hieraus entstanden zehn<br />
Kälber. Aus diesen entpuppte sich ZT Elaine VG-86<br />
als die Beste. Ihr hervorragendes Euter und die fantastische<br />
Leistung von durchschnittlich 14.400 kg<br />
Milch in den ersten beiden Laktationen überzeugten<br />
ihre Besitzer, sie über ET zu vermehren. Mit 25<br />
transfertauglichen Embryonen aus zwei Spülungen<br />
erwies sie sich als sehr produktiv. Doch keiner der<br />
weiblichen Nachkommen aus diesen ETs wurde die<br />
Ehre zuteil, die Großmutter von Rios P RDC zu werden,<br />
sondern dem zweiten, selbst ausgetragenen<br />
Kalb, HWH Ella (V. Solitair P) war dies vorbehalten.<br />
Heinrich Weckesser, ein versierter Züchter aus Hessen,<br />
ließ sich ZT Elena 54 VG-87 bei MASTERRIND<br />
EXCLUSIVE – DIE AUKTION 2018 nicht entgehen.<br />
Von Verden ging es direkt auf die Bullenmütterstation<br />
nach Nückel. Dort produzierte sie 41 Embryonen<br />
aus denen 16 Kälber resultierten. Darunter der<br />
Hotspot P-Sohn Himeros PP der RBB und natürlich<br />
HWH Ella VG-87, die Mutter von Rios P RDC.<br />
Patrick Behrens und Henrik Detjen, zwei befreundete<br />
Jungzüchter, waren im Jahr 2020 im Betreuungsteam<br />
auf der Schau der Besten und so vom Flair begeistert,<br />
dass sie beschlossen, ein Tier zusammen<br />
zu kaufen. Im darauffolgenden Sommer war Patrick<br />
mit unserem Kollegen Eike Spangenberg in Hessen<br />
unterwegs und sie besuchten den Betrieb von We-<br />
6 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
ckesser. Dieser zeigte ihnen HWH Ella, die eigentlich<br />
über einen Online-Sale verkauft werden sollte,<br />
jedoch keinen Zuschlag bekommen hatte. Schnell<br />
war die Entscheidung für den Kauf von HWH Ella<br />
getroffen. Man nahm alsbald Kontakt mit Andreas<br />
Oltrogge, dem zuständigen Sire Analysten, auf.<br />
Kurz darauf ging es für HWH Ella nach Nückel.<br />
Der erste OPU-Termin brachte sechs Brandung<br />
P-Embryonen. Danach folgten noch zehn weitere<br />
OPU- und ET-Sitzungen mit 58 transfertauglichen<br />
Embryonen. Was für ein toller Erfolg für das junge<br />
Syndikat.<br />
HWH Ella kalbte im Alter 2,5 Jahren und schloss<br />
ihre erste Laktation mit 11.527 Mkg, 4,07% F, 469<br />
Fkg, 3,86% E und 445 Ekg ab. Mittlerweile ist sie in<br />
der 2. Laktation mit VG-87 eingestuft worden.<br />
In der Zwischenzeit wurden 25 Kälber aus den ETs<br />
und OPUs geboren. Nicht weniger als sieben Bullenkälber<br />
fanden ein neues Zuhause auf einer Besamungsstation.<br />
Darunter die bereits bekannten<br />
SYNETICS-Vererber Feit Red P und Fred Red P (V.<br />
Freestyle), der Freewood P-Sohn Freeway PP und<br />
eben der Star dieses Bullenportraits: Rios P RDC.<br />
Doch nicht nur HWH Ellas Söhne wussten zu überzeugen.<br />
Nein, die Kuhkälber waren mindestens<br />
ebenso erfolgreich. Eine hornlose Freestyle- und<br />
eine hornlose Ridercup-Tochter wurden an die niederländische<br />
Organisation CRV verkauft. Drei ebenfalls<br />
hornlose Töchter von Crespo, Flight und Freewood<br />
traten denselben Weg wie ihre Mutter nach<br />
Nückel an. Die Freestyle hat bereits einen Strong<br />
P-Sohn an SYNETICS geliefert während eine<br />
hornlose Soysauce-Tochter über MASTERRIND<br />
EXCLUSIVE – DIE AUKTION in Verden für 13.500 €<br />
einen neuen Besitzer fand.<br />
Was macht Rios P RDC so besonders?<br />
In seinem Linearprofil überzeugt er in allen Merkmalen<br />
und wird Kühe liefern, wie sie der moderne<br />
Holsteinzüchter sich wünscht: Mittelgroß, perfekt<br />
gelagerte Becken, optimale Fundamente und fest<br />
aufgehängte Euter mit exzellenter Strichplatzierung.<br />
In den Gesundheitszuchtwerten kann er in<br />
allen Kategorien positive Werte aufweisen und somit<br />
verwundert es nicht, dass sein Nutzungsdauerzuchtwert<br />
weit über dem Durchschnitt liegt. Erwähnenswert<br />
ist auch die seltene Kombination aus einer<br />
schnellen Melkbarkeit und sehr guten Zellzahlwerten.<br />
Aufgrund seines Rotfaktors ist Rios P RDC für<br />
beide Farbrichtungen der Holsteins einsetzbar. Dies<br />
machte ihn zu einem begehrten Bullenvater für internationale<br />
Zuchtprogramme. Zudem bringt er das<br />
sehr gesuchte Hornlosgen mit.<br />
Fazit: Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen<br />
Milchmengenvererbung ist Rios P RDC für jeden<br />
Milchrinderhalter “The Perfect Fit“.<br />
Wir freuen uns schon jetzt auf die Fortsetzung dieser<br />
Erfolgsgeschichte.<br />
Rolf Oorlog<br />
Sire Analyst SYNETICS<br />
Rios P RDC<br />
RZG RZ€<br />
148 1780<br />
10. 833600<br />
RZM<br />
Milch kg<br />
Fett%<br />
Fett kg<br />
Eiweiß %<br />
Eiweiß kg<br />
RZGesund<br />
RZEuterfit<br />
RZKlaue<br />
RZRepro<br />
RZMetabol<br />
RZKälberfit<br />
DDcontrol<br />
RZÖko<br />
RZFE<br />
130 128<br />
+596<br />
+0,24<br />
+50<br />
+0,16<br />
+37<br />
RZE<br />
Milchtyp<br />
Körper<br />
Fundament<br />
Euter<br />
122 RZN<br />
114<br />
RZS<br />
113<br />
RZD<br />
106<br />
RZR<br />
105<br />
RZKd<br />
98<br />
KVd<br />
109<br />
RZKm<br />
134 RZPersistenz<br />
100<br />
RZRobot<br />
107<br />
100<br />
117<br />
125<br />
121<br />
117<br />
107<br />
113<br />
105<br />
104<br />
104<br />
120<br />
120<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 7
Betriebsreportage Weser-Milch Lünschen KG in Loxstedt<br />
Für die Zukunft gerüs<br />
Text und Fotos: Anniko Henschken<br />
Das „Lünschen-Team“, v.l.n.r.: Vivien, Bjarne mit Sohn Hanno, Antje, Friedrich, Thore,<br />
Annika Meyer, Kathrin Kraas, Martin Lütjen, Doris und Marcel Hauhut. Mit im Bild sind<br />
Gigaliner-Tochter Addisyn VG-86 (l.) und Grandprix-Tochter Nandra EX-90 sowie die<br />
beiden Hofhunde Jette (l.) und Tessa.<br />
8 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
tet<br />
Weser-Milch Lünschen KG<br />
Loxstedt<br />
Betriebsreportage<br />
Bestand:<br />
350 Kühe, 420 Kopf weibliche Nachzucht,<br />
30 Deckbullen<br />
Leistung:<br />
12,592 Mkg, 3,99% F, 3,44% E<br />
ZKZ 405 Tage<br />
BSI 2,2 (Kühe)<br />
Remontierung 23%<br />
Flächen:<br />
240 ha LN: 190 ha Grünland (50 ha beweidet,<br />
140 ha Schnittnutzung), 20 ha Silomais,<br />
30 ha Naturschutzflächen (extensives Grünland,<br />
Heugewinnung und Trockensteher)<br />
AK- Besatz:<br />
6,5<br />
Besamungsbullen<br />
von SYNETICS:<br />
gesext: Aeronaut, Cadillac, Promise Red,<br />
Hanans Star, Gigaliner<br />
konv.: Camouflage, Feit Red P, Hadi,<br />
Huntsville, Montevideo, Neptun, Real Syn,<br />
Riverman<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 9
Rund 100 Embryonen aus den eigenen Spendertieren werden pro<br />
Jahr auf die Rinder übertragen. Ob dieser kleine Bulle das Zeug zum<br />
Besamungsbullen hat, wird seine Typisierung zeigen.<br />
10 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Familiär. Sympathisch. Erfolgreich.<br />
So lässt sich der Eindruck<br />
des Betriebsbesuchs<br />
bei der Weser-Milch Lünschen<br />
KG in Loxstedt, dort, wo die<br />
Lune auf die Weser trifft und<br />
man problemlos morgens sehen<br />
kann, wer mittags zum<br />
Essen kommt, zusammenfassen.<br />
Die etwas längere Version<br />
lautet wie folgt:<br />
Der zukunftsfähige und gut<br />
aufgestellte Betrieb der Familie<br />
Lünschen liegt unweit des<br />
Weserdeichs, eingebettet in<br />
sattgrünes Marsch-Weideland,<br />
das so kleinteilig von Entwässerungsgräben<br />
durchzogen ist,<br />
dass die Flächen nur durchschnittlich 2,5 ha groß<br />
sind. Wer hier keine Lust auf Milch produzieren<br />
hat, hat ein Problem. Glücklicherweise ist genau<br />
das die Berufung, die die komplette Familie Lünschen<br />
mit Herz und Seele lebt. Hier ziehen Thore,<br />
als Betriebsleiter, mit seinen Geschwistern Bjarne<br />
(Außenwirtschaft und Fütterung) und Antje (Kälber,<br />
deren Behandlungen und Dokumentationen) sowie<br />
die Eltern Friedrich (Besamungen, Tiermeldungen,<br />
Zucht) und Doris (Haushalt und Büro), an einem<br />
Strang. Seit über 5 Jahren als Mitarbeiter dabei und<br />
eine wahre Stütze des Betriebes ist Marcel Hauhut,<br />
der sehr verantwortungsvoll in den Bereichen Herdenmanagement<br />
sowie der Tierbehandlung u.v.m.<br />
tätig ist. Martin Lütjen ist zwar erst seit 6 Monaten<br />
auf dem Betrieb angestellt, wird als „Allrounder“ jedoch<br />
bereits bei vielen Hof- und Stallarbeiten und<br />
auch der Außenwirtschaft eingesetzt.<br />
5 Minijobber, ohne deren Hilfe die dritte Melkzeit<br />
nicht umzusetzen wäre, Kathrin Kraas (Minijobberin),<br />
die Antje bei den Kälbern unterstützt und die<br />
Auszubildende Annika Meyer komplettieren das<br />
schlagkräftige Team.<br />
Stetige Weiterentwicklung<br />
Nach dem Neubau des Laufstalls mit gut 200 Plätzen<br />
in 2017 wurde die 90-Kopf starke Kuhherde<br />
stetig aufgestockt und umfasst heute 350 Kühe. Am<br />
Hauptstandort sind die melkenden Kühe sowie die<br />
Kälber bis 6 Monate anzutreffen. Auf einer Hofstelle<br />
in 2 km Entfernung befinden sich die Käber ab<br />
6 Monaten, die Trockensteher sowie die rund 30<br />
Die grasbetonte Ration wird einmal am Tag mit dem Selbstfahrer vorgelegt und nach Bedarf<br />
nachgeschoben.<br />
Deckbullen, die jedes Jahr für den Verkauf aufgezogen<br />
werden. Seit Januar letzten Jahres gibt es<br />
noch eine weitere Betriebsstätte in 6 km Entfernung<br />
mit einem 100er Laufstall, der die tragenden Tiere<br />
beherbergt. Alles in allem sprechen wir von rund<br />
420 Kopf weiblicher Nachzucht, die nicht nur der<br />
Remontierung dient, sondern vor allem das zweite<br />
Standbein des Betriebes nach der Milchproduktion<br />
bildet, nämlich dem Verkauf von hochwertiger,<br />
weiblicher Nachzucht. So werden pro Jahr rund 100<br />
Färsen über die Auktionen getreu dem Motto „die<br />
guten verkaufen, die besten behalten“ veräußert.<br />
Um die Klauen- und Fundamententwicklung positiv<br />
zu beeinflussen, erhalten die Jungrinder ab 1 Jahr<br />
bis 8 Wochen vor der Kalbung Weideaustrieb.<br />
Der Weg zur schönen Kuh<br />
Als KuhVisions-Betrieb greift Thore zusammen mit<br />
Friedrich und MASTERRIND-Fachberater Markus<br />
Blankertz neben den Daten aus der phänotypischen<br />
Beurteilung auf ein ganzes Set an wichtigen Daten<br />
aus der Typisierung zurück, um die besten Bullen<br />
für die eigene Herde herauszusuchen. Dabei werden<br />
zwei unterschiedliche Strategien verfolgt. Zum<br />
einen wird ein Teil der Herde mit TOP-aktuellen, genomischen<br />
Bullen angepaart, wobei, und das verdient<br />
besondere Nennung, es immer Exterieur-betonte<br />
Bullen sind. Der andere Teil der Herde wird mit<br />
Bullen aus dem Wiedereinsatz belegt, deren Zuchtwerte<br />
sich hinsichtlich Exterieurs, Leistung und<br />
Gesundheit bewährt haben. „Die besten Kühe sind<br />
für mich mittelrahmig, breit, mit genügend Tiefe, ei-<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 11
Nur bei Schnee schlecht wieder zu finden: Mit Salvatore-Tochter Aranja begann der erfolgreiche<br />
A-Stamm. Sie ist die Mutter der Gywer RDC-Tochter Arizona und die Großmutter der Gigaliner-Tochter<br />
Addisyn.<br />
5 mal 100.000 L-Kühe hervorbrachte.<br />
In den letzten Monaten wird in<br />
der Herde vermehrt gesextes<br />
Holsteinsperma eingesetzt.<br />
Die Jungrinder empfangen<br />
zum Teil die Embryonen, doch<br />
50 % wird ebenfalls gesext besamt.<br />
Um bei den Kühen den<br />
Besamungserfolg und bei den<br />
Rindern die Anwachsrate möglichst<br />
hochzuhalten, ist der exakte<br />
Brunst ter min essenziell.<br />
Hier schwört Thore mittlerweile<br />
auf die Daten des Systems<br />
Cowmanager, das seit 1,5 Jahren<br />
im Einsatz ist und ihm den<br />
genauen Peak verrät.<br />
nem festen Euter, super Fundamenten und einem<br />
leicht abfallenden Becken“, verrät Thore. „Wenn der<br />
Milchpreis mal wieder sinkt, haben wir wenigstens<br />
schöne Kühe zum Anschauen“, setzt Friedrich nur<br />
halb im Scherz nach. Eingesetzt werden alle national<br />
und international verfügbaren Bullen, die in die<br />
Anpaarungstrategie passen, darunter u.a. auch vielfach<br />
Bullen aus dem SYNETICS-Zuchtprogramm.<br />
Es finden sich sage und schreibe 17 EX-eingestufte<br />
Kühe, 8x89-Punkte, 21x88-Punkte und 43x87-Punkte-Kühe<br />
in der Herde; der Durchschnitt liegt bei beachtlichen<br />
85,6 Punkten. Kein Wunder, dass Thore<br />
die besten Kühe nur zu gern auf Schauen zeigt und<br />
das Flair eines Schautages, wie so viele seiner Berufskollegen,<br />
zu genießen weiß.<br />
Um die Herdenentwicklung voranzutreiben, befinden<br />
sich immer 3-4 Tiere als Spender auf der Embryo<br />
Transfer Station in Nückel. So werden pro Jahr<br />
etwa 100 Embryonen auf die eigenen Rinder übertragen.<br />
Ein hervorragendes Beispiel für eine gelungene<br />
Zucht ist die jüngst in Verden zur Siegerin der<br />
Nachzuchten gekürte Gigaliner-Tochter Addisyn (s.<br />
auch Artikel S. 22) aus deren 21 Nachkommen bereits<br />
zwei Bullen, darunter Firestorm, den Weg zu<br />
SYNETICS fanden und deren Gywer-RDC-Mutter<br />
Arizona ebenfalls erfolgreiche Söhne wie u.a.<br />
Cash flow, an die Zuchtprogramme lieferte. Mehrere<br />
hochtestende Töchter fanden bei MASTERRIND<br />
EXCLUSIVE – DIE AUKTION neue Besitzer. Neben<br />
dem A-Stamm setzte sich der F-Stamm in der Herde<br />
erfolgreich durch, der seit 50 Jahren sehr funktionale,<br />
leistungswillige Laufstallkühe liefert und bereits<br />
Austausch bei<br />
Benchmark Treffen<br />
Weiterer Wissenszuwachs konnte durch die mehrjährige<br />
Teilnahme am MASTER-Benchmark generiert<br />
werden. „Man nimmt eigentlich immer etwas<br />
von den Treffen mit. Erst kürzlich wurden die Grup-<br />
Aktuell sind Kälber noch in Einzeliglus untergebracht. Eine Dairytop<br />
Lösung ist bereits in Planung.<br />
12 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
pen neu gemischt, so bleibt<br />
es im Austausch mit den Berufskollegen<br />
interessant“, berichtet<br />
Thore. Ein weiteres,<br />
wichtiges Tool ist der IOFC<br />
(Income Over Feed Cost),<br />
also der Erlös nach den Futterkosten,<br />
mit dessen Hilfe<br />
das Controlling der Fütterung<br />
gesteuert werden kann. Hier<br />
ist Bjarne Lünschen in seinem<br />
Element, der für die grasbetonte<br />
Ration zuständig ist und<br />
einem steten Austausch mit<br />
dem Fütterunsgberater Christian<br />
Treichel steht. Die Ration<br />
besteht aus 31 kg Grassilage,<br />
8 kg Maissilage, 4,5 kg Rapsschrot,<br />
6,4 kg Maismehl, 9 kg<br />
Wasser und Mineralstoffen. Die Melkenden profitieren<br />
zudem von 200 g Futterfett. Der TS-Gehalt in<br />
der Ration ist auf 38-39 % ausgelegt, je nach dem<br />
wird das Wasser hinzugefügt. Da alle Tiere die gleiche<br />
Ration erhalten und diese nur einmal täglich<br />
vorgelegt wird, hält sich der Stress für die Tiere auch<br />
bei Gruppenwechseln gering.<br />
Der große Bedarf an hochwertiger Grassilage wird<br />
durch sechsmalige Mahd der Flächen (ausgenommen<br />
der Naturschutzflächen) gestillt. Dabei ist Klasse<br />
statt Masse trotzdem das Credo und die Schnittzyklen<br />
werden lieber eingehalten, als zu altes Gras<br />
zu riskieren. Die komplette Grünlandpflege sowie<br />
ein Großteil des Mähens erfolgt in Eigenregie, die<br />
Futterbergung ist ausgelagert. Die eigenen 20 ha<br />
Mais werden durch 30 ha Zukauf ergänzt.<br />
Gemolken wird dreimal täglich in einem 18er Swing<br />
over, den die Kühe mittels eines gummierten Treibegangs<br />
über die gesamte Länge des Hofes und mit<br />
perfektem Ausblick in die Wesermarsch erreichen.<br />
Das Melken kann eine Person allein übernehmen,<br />
zeitgleich pflegt ein Treiber die Boxen und schiebt<br />
alle Übergänge ab. Rund um die Kalbung und auch<br />
danach werden alle anfallenden Daten zu Kalb und<br />
Kuh in ein Herdenmanagementprogramm eingepflegt.<br />
Auf dieser Grundlage lassen sich besser Entscheidungen<br />
zum Verkauf oder Abgang eines Tieres<br />
treffen.<br />
Für die nähere Zukunft stehen zwei Bauvorhaben<br />
an. Zum einen ein Trockensteherstall mit 60 Plätzen.<br />
Großräumige Boxen und breite Laufgänge<br />
sollen es sein, um es den Kühen so angenehm wie<br />
Der 18er Swing Over Melkstand mit Vorwartehof ist über einen rund 120m langen Treibeweg zu<br />
erreichen.<br />
möglich zu machen. Zum anderen sollen die aktuell<br />
dezentral aufgestellten Kälberhütten in einem<br />
Dairytop-Konzept mit 120 Plätzen, in denen die Kälber<br />
zunächst in je 3 Pärchen getrennt gehalten und<br />
dann zusammen als Gruppe laufen dürfen, aufgehen.<br />
Der abschließende Blick in die Zukunft kommt wie<br />
immer vom Betrieb selbst:<br />
Was ist eure Motivation und wo<br />
seht ihr die Herausforderungen<br />
in den kommenden 10 Jahren?<br />
An diesem Standort kann man nur Milch erzeuge,<br />
deswegen konzentrieren wir uns darauf.<br />
Landwirtschaft ist mit allen Auflagen und Regelungen<br />
schwieriger geworden und wird es auch<br />
weiter werden. Unsere jährliche Liquiditätsplanung<br />
hilft uns, alle Kosten im Blick zu behalten<br />
und Projekte dennoch zu ermöglichen. Trotzdem<br />
braucht man Planungssicherheit für die Zukunft.<br />
Holsteinkühe sind unsere große Leidenschaft,<br />
für sie machen wir das alles. Schöne Kühe zu<br />
züchten ist unsere Motivation. Im Sommer auf<br />
den Weiden entlang zu laufen und die Rinder,<br />
unsere Milchkühen von morgen, zu sehen, auf<br />
Auktionen und Schauen zu gehen… das ist ein<br />
schönes Leben.<br />
Thore und Friedrich Lünschen<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 13
Siegerkuh mittel und Grand Champion:<br />
Rosalie von Henrik Wille aus Herbergen.<br />
50. Schau der Besten<br />
Rosalie bezaubert<br />
2.500 Zuschauer<br />
Von dem sich anbahnenden ersten zaghaften<br />
Frühlingstag am 29. Februar <strong>2024</strong> war in der Niedersachsenhalle<br />
Verdens wenig zu spüren. Dort<br />
herrschte knisternde Anspannung, denn das Highlight<br />
der Holstein-Zuchtszene fand statt. Die Schau<br />
der Besten der MASTERRIND ist seit nunmehr fünf<br />
Jahrzehnten ein Besuchermagnet und machte auch<br />
bei dieser Ausgabe keine Ausnahme.<br />
Direkt mit dem Einlaufen der ersten Färsenklasse<br />
konnten sich die Zuschauer und Preisrichter Marcel<br />
Egli aus der Schweiz von der hervorragenden<br />
Qualität der Tiere überzeugen. Zunächst noch als<br />
Anführerin der Klasse, dann auf 1b verdrängt, bestach<br />
Loh Mojito von Loh An Holsteins, Schönhof<br />
Holsteins und Yasin Zeh aus Listrup, mit einer großartigen<br />
Bewegung, viel Rippenöffnung und -tiefe.<br />
Sie musste sich nur der Erstplatzierten My Nixgirl<br />
von Anna Meyer aus Damme geschlagen geben,<br />
die sich mit einem korrekten Becken und einem sehr<br />
flachen Übergang des Vordereuters in die Bauchdecke<br />
hervortat.<br />
Als eine „nicht einfach zu richtende Klasse“ stellte<br />
sich laut Egli die zweite Färsengruppe heraus. Nach<br />
etwas Überlegung entschied er sich für die von vorne<br />
bis hinten kompletteste Färse, Loh TJ Chaja von<br />
Loh An Holsteins und Torben Melbaum, die zudem<br />
14 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
mit dem besten Euter der Klasse<br />
überzeugte. Ihr schloss sich in der<br />
Rangierung Reva von der Derboven<br />
GbR aus Warpe auf 1b an, die sich<br />
mit ihrer Ausbalanciertheit und der<br />
Qualität im Hintereuter platzierte.<br />
O Katy von Wilcor Holsteins aus<br />
Warmsen dominierte die dritte Färsenklasse<br />
mit viel Breite und Stärke,<br />
Euterqualität und einer stimmigen<br />
Strichplatzierung. Ihr folgte Elaya von<br />
Büscherhoff Holsteins, Nesslage und<br />
Middelkampf aus Mühlen. Der feste<br />
Übergang des Vordereuters in die<br />
Bauchdecke und ihre offene Rippe<br />
zeichneten sie aus. Eine Tochter des<br />
SYNETICS-Bullen Avatar Red, Gold-<br />
O Katy von Wilcor Holsteins aus Warmsen wurde Siegerfärse. Foto: Fleur Maartje<br />
„Wow, was für eine Klasse Zweitlaktierender“,<br />
eröffnete Richter Egli<br />
seine Prämierung. Souverän führte<br />
Rosalie von Henrik Wille aus Herbergen<br />
die Klasse an. Mit viel Milchtyp,<br />
Komplettheit, Frische und einem in<br />
allen Belangen perfekten Euter begeisterte<br />
die amtierende Bundessie-<br />
blume von der Derboven GbR, führte den Rest der ger-Färse auch in der zweiten Laktation Publikum<br />
Klasse mit ihrem breiten Euter und ihren Vorzügen und Richter. Ihr auf 1b folgend lief Georgy von der<br />
in der Rippenstruktur an.<br />
Weser-Milch Lünschen KG, die mit viel Länge, Typ<br />
In der letzten Färsenklasse entschied sich Egli für und Vorteilen im Hintereuter nicht diskutable Argumente<br />
für ihre Platzierung präsentierte.<br />
Casey von Wilcor Holsteins, da ihre Vorzüge in der<br />
Oberlinie sowie das klasse Euter für sich sprachen. Die nächste Klasse, 9, wurde von drei sich sehr<br />
Nach ihr, auf 1b, lief RS Laila von der RS Strudhoff ähnelnden Kühen angeführt. Heraus stach SLH<br />
GbR aus Dötlingen. Sie bestach mit viel Leben und Cacaoqueen von Schulte-Lohmöller aus Rhede, die<br />
Qualität im Euter sowie Feinheit im Kopfbereich. die kompletteste und milchtypischste war. Ihr folgte<br />
auf 1b Loh Lovely von Loh An Holsteins, die sowohl<br />
O Katy, du feine Färse<br />
mit ihrem Euter als auch ihren besonders harmonischen<br />
Übergängen Vorteile präsentierte.<br />
Der erste Höhepunkt des Tages stand an und die Das „große Wiedersehen“ gab es in der dritten Klasse<br />
der Zweitlaktierenden. Die Solito Red-Tochter<br />
Halle wurde verdunkelt. Im Spotlight liefen die 1aund<br />
1b Platzierten ein. Schlussendlich ging kein Desire, die bei der letzten Schau der Besten die beeindruckende<br />
Siegerin der Nachzuchten war, konnte<br />
Weg an O Katy von Wilcor Holstein vorbei. Ihre<br />
Feinheit und Vorzüge im Schulterbereich<br />
gaben ihr den Vorzug vor<br />
Anna Meyers My Nixgirl, deren Euter<br />
sie vor der Honorable Mention Elaya<br />
von Büscherhoff Holsteins, Nesslage<br />
und Middelkampf platzierte.<br />
Die mittleren Kuhklassen mit<br />
dem „Wow-Faktor“<br />
My Nixgirl von Anna Meyer aus Damme: Reservesiegerin jung. Daneben steht Loh Mojito von<br />
Loh An Holsteins, Schönhof Holsteins& Yasin Zeh, Listrup, 1b in Klasse 4. Foto: Mathias Penn
Desire (V. Solito Red), Bes. Büscherhoff, Nesslage, Espelage, Nortrup. Die Honorable Mention der<br />
mittleren Kuhklassen ging an sie. Foto: Fleur Maartje<br />
hier die Konkurrenz mit ihrem Typ, ihrer Breite, ihrer<br />
Offenheit und ihrem Mehr an Ausdruck und Beaderung<br />
des Euters überstrahlen. Die Freude bei der<br />
Besitzergemeinschaft Büscherhoff, Espelage und<br />
Nesslage war groß. Ihr folgte Emblem von Hans-Albert<br />
Müller aus Langwedel, die den Rest der Klasse<br />
mit Harmonie und ihrer offenen Rippe hinter sich ließ.<br />
Die letzte Klasse der Zweitlaktierenden war ein „Wilcor-Heimspiel“,<br />
da gleich beide Erstplatzierten von<br />
dieser Zuchtstätte kamen. Challenge setzte sich gegen<br />
ihre Stallgenossin WFD Leah, die aus der Zucht<br />
und dem Mitbesitz Martin Rübesams stammt, mit ihrer<br />
Länge und ihrer Vordereuterqualität durch. WFD<br />
Leahs bessere Bewegung hingegen war noch ausschlaggebend<br />
für ihre Platzierung vor der 1c Kuh.<br />
Fux Spotify der Hahn/Radke GbR aus Eppendorf wurde Reservesiegerin mittel.<br />
Foto: Guillaume Moy<br />
Fux Spotify von der Hahn/Radke<br />
GbR aus Eppendorf bewies in der<br />
ersten Klasse der Drittlaktierenden<br />
mehr Stärke und Kapazität<br />
als der Rest des Feldes und erlief<br />
sich so den 1a-Platz. Auf 1b<br />
stellte der Richter die Kuh der<br />
Besitzergemeinschaft<br />
Kumlehn,<br />
Henckel und Spangenberg aus<br />
Holzminden, GMH Hermine, die<br />
dank der festen Topline den Platz<br />
behauptete.<br />
Haisha lautet der klangvolle und<br />
bei Schaubesuchern durchaus<br />
bekannte Name der 1a-platzierten<br />
Kuh von Kumlehn, Spangenberg<br />
und Heidehof Ahrens,<br />
Holzminden. Sie begeisterte<br />
durch ihr fehlerfreies Fundament, die Offenheit<br />
in der Rippe und ihre solide Oberlinie. Für die<br />
1b-Platzierung lieferte die Zuchtstätte Meyer aus<br />
Damme My Safari, die mit einem hohen und breit<br />
angelegten Hintereuter sowie Ausbalanciertheit<br />
begeisterte.<br />
Siegerauswahl mittel<br />
In der Siegerauswahl mittel wurden erneut die 1a<br />
und 1b platzierten Kühe mit zwei oder drei Kälbern<br />
im Rampenlicht präsentiert. Selten bekommen Fans<br />
der Holsteinszene eine derartige Qualität und die<br />
Ergebnisse von züchterischem Geschick so wunderbar<br />
präsentiert. Richter Marcel Egli zeigte sich<br />
schlichtweg begeistert von den<br />
aufgereihten Kühen. „Ich bekomme<br />
Gänsehaut bei diesem Linear<br />
an Kühen“ beschreibt Egli seine<br />
Endaufstellung. Unter Standing<br />
Ovations und viel Applaus erhielt<br />
Rosalie von Henrik Wille verdient<br />
den Titel. Ihr zur Seite als Reservesiegerin<br />
stand Fux Spotify von<br />
der Hahn/Radke GbR und die<br />
Honorable Mention ging an Solito<br />
Red-Tochter Desire von der Züchtergemeinschaft<br />
Büscherhoff,<br />
Espelage und Nesslage. „Funktionale,<br />
ausbalancierte Kühe, wie<br />
diese drei, mit guten Gliedmaßen<br />
und super Eutern, das sind meine<br />
Lieblingskühe“, schloss Egli.<br />
16 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Das Niveau steigt<br />
Mit dem Einlaufen der ersten alten<br />
Kuhklasse war direkt klar: Jetzt wird<br />
das Niveau nochmal aufgedreht.<br />
Klar dominiert wurde diese Klasse<br />
der Vierkalbskühe von der Miss<br />
Schau der Besten 2023, der Arino<br />
Red-Tochter RS Maryrose von der<br />
RS Strudthoff GbR aus Dötlingen.<br />
Mit viel Ausdruck und Style, einem<br />
hohen und breiten Euter, das besonders<br />
beeindruckend beadert ist,<br />
brachte sie den Richter zum Schwärmen<br />
und erhielt Szenenapplaus. Ihr<br />
folgte auf 1b mit sehr guter Bewegung<br />
und harmonischen Übergängen<br />
von vorne bis hinten, Tabasca von der Weser-Milch<br />
Lünschen KG.<br />
Es folgte, ebenfalls mit vier Kälbern, die amtierende<br />
Miss Germany, Elina von Wilcor Holsteins, die<br />
auch konsequent den Klassentitel an sich nahm. Als<br />
kompletteste Kuh der Klasse mit super Fundamenten,<br />
einer offenen Rippe und viel Korrektheit war ihr<br />
der 1a Platz sicher. Ihr folgte My Njoy Girl von Anna<br />
Meyer, die mit viel Tiefe und einer wunderbar weiten<br />
Rippe und Offenheit das etwas „Mehr“ an Kapazität<br />
gegenüber der Drittplatzierten zeigte.<br />
Kühe mit fünf oder mehr Laktationen sind die bekannten,<br />
verdienten Kühe, die schon viel geleistet<br />
haben. Mit Abstand die beste Kuh der Klasse<br />
war FG Memphis von Henrik Wille,<br />
die als unglaublich lange und breite<br />
Kuh überzeugte. Sie zeigte sich<br />
mit viel Feinheit im Sprunggelenk<br />
und einem unschlagbaren Euter.<br />
Auf 1b lief Loh Lipa Dua von Loh An<br />
Holsteins, die als in sich sehr verbundene<br />
und harmonische Kuh mit<br />
eindeutigen Vorzügen im Hintereuter<br />
auftrat.<br />
Elaya, aus dem Besitz von Büscherhoff Holsteins, Nesslage und Middelkampf, Mühlen, erhielt<br />
die Honorable Mention jung. Foto: Fleur Maartje<br />
solchen Kuhqualität wird einem wirklich nicht oft geboten.<br />
Loh TJ Alessja, die auf dieser Bühne auch schon<br />
den Miss Titel in Empfang nehmen durfte, führte hier<br />
die Klasse mit einer enormen Euterqualität an. Ihr<br />
folgte White von Hatke, Wiechers und Saß-Hausschild<br />
aus Bösel, die mit deutlichen Stärken im<br />
Zentralband und einer immer noch sehr guten Bewegung<br />
überzeugte. Auf 1c lief, und das sei an dieser<br />
Stelle besonders erwähnt, die älteste Kuh der<br />
Schau: Loh Lippi von Loh An Holsteins beeindruckte<br />
hier mit sieben Laktationen und einer unfassbaren<br />
Lebensleistung von rund 130.000 L. Ihr Euter trug<br />
sie trotzdem noch hoch und fest aufgehängt<br />
„Züchtergold“<br />
Das „Gold im Stall“ wurde in der Lebensleistungsklasse<br />
gewürdigt. Zu<br />
jeder der einlaufenden und überaus<br />
beeindruckenden Kühe wurde die<br />
Lebensleistung dargestellt. Ein ums<br />
andere Mal ging ein Raunen durch<br />
die Menge, denn der Anblick einer<br />
Die Honorable Mention alt ging an Loh Tj Alessja von Loh An Holsteins, T. Melbaum, N.<br />
Nosbisch und M. Blaise, Emsbüren. Daneben in der Klasse steht White von Hatke, Wiechers &<br />
Saß-Hausschild, Bösel sowie Loh Lippi von Loh an Holsteins aus Emsbüren, die mit 130.000<br />
LL verdient Szenenapplaus erhielt. Foto: Mathias Penn<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 17
RS Maryrose (V. Arino Red), Bes. RS Strudthoff GbR, Dötlingen,<br />
wurde Reservesieger alt und Honorable Mention Grand Champion.<br />
Foto: Guillaume Moy<br />
Elina von Wilcor Holsteins aus Warmsen wurde Siergerkuh alt und<br />
Reserve Grand Champion. Foto: Guillaume Moy<br />
Sieger alt<br />
Zur Auswahl der Siegerin alt war die Spannung in<br />
der Halle bereits greifbar. Die auf den Rängen dicht<br />
gedrängten Zuschauer konnten ihren Blick nicht abwenden.<br />
Egli ließ seine Favoritinnen in einer Reihe<br />
in der Halle aufstellen. „Ich bin extrem happy mit<br />
diesen sechs Kühen!“ schwärmte der Richter. Das<br />
Publikum feuerte mit aller Kraft an, als schließlich<br />
der Siegerschlag an Cord Hormann von Wilcor Holsteins<br />
für seine Elina ging. Den Reservesieg nahm<br />
Sönke Strudthoff von der RS Strudthoff GbR für<br />
RS Maryrose entgegen und die Honorabel Mention<br />
ging an Torben Melbaum für Loh TJ Alessja aus der<br />
Züchtergemeinschaft Loh An Holsteins, Torben Melbaum,<br />
Nosbisch Holsteins und Marc Blaise.<br />
Die neue Miss Schau der Besten<br />
Geht es noch emotionaler? Auf einer deutsche<br />
Holsteinschau sicher nicht! Auf dem glitzernden<br />
Teppich liefen die Finalistinnen ein, begleitet von<br />
einer Live-Performance aus Piano und Gesang<br />
und einem vom Geschehen gefesselten Publikum.<br />
„Ihr habt eine Passion für gute Kühe, die müsst ihr<br />
beibehalten!“ sagt Marcel Egli, kurz bevor er zur<br />
Wahl der Miss Schau der Besten, antritt. Das Publikum<br />
hielt es nicht mehr auf den Sitzen, als er mit<br />
raschem Schritt Rosalie von Henrik Wille aus Herbergen<br />
den Siegerklaps gab. Reserve Champion<br />
wurde Elina von Wilcor Holsteins aus Warmsen und<br />
die Honorable Mention ging an RS Maryrose, die<br />
Arino Red-Tochter von der RS Strudthoff GbR aus<br />
Dötlingen. Presse und Gratulanten stürzten sich auf<br />
die Besitzer und Vorführer, Freudentränen flossen,<br />
Konfetti rieselte von der Decke und erleichtertes<br />
Gelächter schallte durch die Halle.<br />
Anniko Henschken<br />
Marketing Referentin<br />
Loh Lippi beeindruckte die Zuschauer mit ihrer Leistung und ihrer<br />
tadellosen Erscheinung. Foto: Fleur Maartje<br />
Große Emotionen bei Familie Wille. Foto: Guillaume Moy<br />
18 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Rosalie von Henrik Wille aus Herbergen ist die neue Miss Schau der Besten.<br />
Foto: Guillaume Moy<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 19
Nachzuchtgruppen Schau der Besten<br />
„Kühe, die<br />
jeder gerne hätte“<br />
Eine von Emotionen und großartigen<br />
Schaumomenten geprägte<br />
Schau der Besten fand<br />
am 29. Februar <strong>2024</strong> in der<br />
Niedersachsenhalle Verden<br />
statt. Mit großem Interesse<br />
vom zahlreich erschienenen<br />
Publikum verfolgt, richtete der<br />
Schweizer Marcel Egli auch<br />
den Nachzuchtwettbewerb,<br />
bei dem Gruppen à fünf Tiere<br />
der SYNETICS-Bullen Gigaliner,<br />
Hadi und Huracan gezeigt<br />
wurden. Diese drei Bullen<br />
bilden das Spektrum des<br />
breit aufgestellten Bullenangebots,<br />
das über MASTERRIND<br />
zu beziehen ist, sehr gut ab.<br />
So wurden den Zuschauern<br />
Gigaliner-Nachzuchtgruppe<br />
eindrücklich die Unterschiede der einzelnen Gruppen<br />
aufgezeigt. Seien es eher feinzellige, leistungsorientierte,<br />
mittelrahmige Kühe oder körperbetonte,<br />
kapitale Milchkühe oder moderne Laufstallkühe mit<br />
mittlerem Rahmen und AMS-geeigneten Eutern<br />
- die Bedürfnisse der modernen Betriebe wurden<br />
durchweg angesprochen!<br />
Die Siegerin der Nachzuchten wurde Addisyn, eine<br />
Gigaliner-Tochter der Weser-Milch Lünschen KG<br />
aus Loxstedt (siehe auch Artikel S. 22) Reservesiegerin<br />
wurde Huracan-Tochter Wupper der Cohrs<br />
GbR aus Bruchhausen-Vilsen.<br />
Gigaliner 833431<br />
Gigabyte x VG-88 Cameron x VG-86 Bolaro<br />
x VG-87 Model<br />
Aus der GBM Val Blackstar Jean EX-94-Kuhfamilie<br />
stammt Gigaliner, der somit auf eine Familienhistorie,<br />
geprägt von leistungsstarken, gesunden Kühen<br />
mit hohen Leistungen und Eiweißprozenten blicken<br />
kann. Seine Mutter SH Jackpot VG-88 zeigt eine<br />
überragende Persistenz und wurde in der 1. Laktation<br />
sage und schreibe 750 Tage gemolken. Jetzt, in<br />
der 2. Laktation gab sie bereits in über 12.000 Mkg.<br />
Gigaliners Töchter präsentieren sich als sehr feinzellige,<br />
milchtypische Tiere, mit genügend Stärke<br />
und breiten Becken. Das „Glanzstück“ ist jedoch<br />
die Eutervererbung: Diese sind sehr fest<br />
und breit aufgehängt und bestechen mit überdurchschnittlich<br />
viel Textur und längeren Strichen.<br />
Die parallelen, perfekt eingeschienten Fundamente<br />
mit korrekter Hinterbeinwinkelung ermöglichen den<br />
Gigaliner-Nachkommen eine weit überdurchschnittliche<br />
Bewegung. Gigaliner wird empfohlen für die<br />
Zucht auf eine ausgeglichene, mit Typ ausgestattete<br />
Laufstallkuh.<br />
Hadi 833425<br />
Hothand x VG-88 Gymnast x VG-88 Blossom<br />
x Robust<br />
Hadi stellt sich als absoluter Leistungsvererber dar,<br />
der selbst bereits vielfach als Bullenvater aus der<br />
Familie von Windy-Knoll-View Outside Plede EX-95<br />
genutzt wurde. Die Vollschwester der Mutter war zu-<br />
20 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
dem schon siegreich auf den<br />
Osnabrücker Schwarzbunt<br />
Tagen. Wie Hadis Pedigree erwarten<br />
lässt, sind seine Töchter<br />
rahmige, schwere Kühe,<br />
die mit Kapazität und Körper<br />
überzeugen. Mit tendenziell<br />
eher etwas gewinkelteren Hinterbeinen,<br />
bei einer parallelen<br />
Einschienung und korrekter<br />
Voderbeinstellung erleben wir<br />
die Töchter mit einer überdurchschnittlichen<br />
Bewegung.<br />
Bei einer soliden Eutervererbung<br />
mit einem starken Zentralband,<br />
wird Hadi Betrieben<br />
empfohlen, die den hohen<br />
Wert der körperbetonten, kapitalen<br />
und leistungsbereiten<br />
Kuh schätzen.<br />
Huracan 833405<br />
Hadi-Nachzuchtgruppe<br />
Hagar x VG-85 Penley x VG-85 Shaw<br />
x VG-86 Beacon<br />
Hohe Inhaltsstoffe, eine solide Leistungsvererbung<br />
und moderne Laufstallkühe kommen einem bei der<br />
Nennung Huracans direkt in den Sinn. Der Bulle<br />
aus der bewährten Tidy-Brook Spicy VG-88-Familie<br />
reduziert aktiv die Größe und bringt dennoch Stärke.<br />
Seine Nachzuchten glänzen mit gewinkelteren<br />
Hinterbeinen, überdurchschnittlicher Bewegung und<br />
den parallelen Vorderbeinen. Ihre Euter sind funktional,<br />
mit korrekter Strichplatzierung und einem<br />
starken Zentralband – sie lassen erahnen, dass Hadi-Töchter<br />
gut für automatische Melksysteme geeignet<br />
sein werden. Diese Tiere stehen im Zeichen der<br />
starken, Inhaltsstoff-betonten, modernen Laufstallkuh<br />
mit wenig Größe.<br />
Ein Novum: Beef on Dairy-Kälber<br />
Als ungewöhnlich, jedoch modern und durchaus<br />
interessant, so erlebten viele Besucher der Schau<br />
die im Stall ausgestellten Beef on Dairy-Kälbergruppen.<br />
Zwei Kälbergruppen mit<br />
jeweils vier Kreuzungen (INRA<br />
95 x Holstein und Angus x Holstein)<br />
trafen auf großen Publikumszuspruch.<br />
Da die Beef on<br />
Dairy-Anpaarung ein heiß diskutiertes<br />
Thema unter den Milcherzeugern<br />
ist, hatten sie hier<br />
erstmalig auf einer deutschen<br />
Verbandschau die Gelegenheit,<br />
sich umfassend über die<br />
Anpaarung und die Gewichte<br />
sowie täglichen Zunahmen der<br />
acht ansehnlichen Kälber zu<br />
informieren.<br />
Huracan-Nachzuchtgruppe<br />
Fotos: Mathias Penn<br />
Stefan Kallaß<br />
Produktmanager SYNETICS<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 21
Siegerin der Nachzuchten<br />
Addisyn: Mehr als<br />
nur das Aussehen<br />
Auf der Schau der Besten trat sie erstmals auf der<br />
ganz großen Bühne auf, doch das Rampenlicht<br />
hätte sie schon viel früher verdient: Addisyn ist die<br />
Gigaliner-Tochter der Weser-Milch Lünschen KG<br />
aus Loxstedt, die die diesjährige Siegerin der Nachzuchten<br />
wurde. Mittlerweile VG-86 eingestuft, hört<br />
die Liste ihrer Erfolge an dieser Stelle jedoch längst<br />
nicht auf. Denn Addisyn ist der Beweis dafür, dass<br />
es eben nicht „entweder/oder“ sein muss. Nicht<br />
entweder die schöne Schaufärse oder die hochtestende,<br />
genomische Färse, sondern beides. Stolze<br />
21 Nachkommen zählt die VG-86 Gigaliner x GP-<br />
84 Gywer RDC x VG-87 Salvatore bereits, wovon<br />
der Forino-Sohn Firestorm bereits von SYNETICS<br />
angekauft wurde. Aktuell trat zudem noch ein Revolution-Sohn<br />
die Reise in den SYNETICS-Stall an.<br />
Erfolgreiche Familie<br />
Insgesamt wurden aus Addisyns Gywer RDC-Mutter<br />
drei Bullen an verschiedene Stationen verkauft. Der<br />
Bulle Cashflow (V. Calvin) 833486 ging an SYNETICS<br />
und ist im MASTERRIND-Genetikshop zu bestellen.<br />
Ein Best Benz-Sohn und ein Halifax P-Sohn gingen<br />
an Phönix. Doch auch auf der weiblichen Seite gibt es<br />
weitere Erfolgsstories: Mehrere weibliche Nachkommen<br />
aus dieser Familie wurden bereits bei MASTER-<br />
RIND EXCLUSIVE – DIE AUKTION versteigert. Dabei<br />
weisen die Nachkommen im Durchschnitt einen<br />
RZG von fast 154 und einen RZE von 128 auf. Dieses<br />
enorme Potenzial für das Zuchtprogramm zu nutzen,<br />
hat sich SYNETICS auf die Karte geschrieben und<br />
drei Töchter unter Vertrag genommen. Weitere werden<br />
folgen! Doch auch im französischen Zuchtwertsystem<br />
können Spitzenwerte aus dieser sorgfältig<br />
gezogenen Kuhfamilie erreicht werden. Eine Manitu-Tochter<br />
rangiert unter den TOP-5 im ISU!<br />
Typisierung legte Potenzial frei<br />
Addisyns früher, intensiver Nutzung liegen die<br />
sehr guten Zuchtwerte zugrunde. Mit einem RZG<br />
Das genetische Potenzial Addisyns legte erst die Typisierung frei<br />
und zeigte, dass manchmal auch beides geht: Schausiegerin und<br />
wahrer Segen für das Zuchtprogramm. Foto: Wolfhard Schulze<br />
von 156, RZM von 132 und 2125 RZ€ fiel sie auf<br />
dem Herdentypisierungsbetrieb Lünschen direkt<br />
ins Auge. Der RZE von 133 übertraf fast die Erwartungen<br />
und die hohen Zuchtwerte von 126 für<br />
Nutzungsdauer und 120 für Reproduktion machten<br />
die Sache perfekt. Es war direkt klar, dass die Gigaliner-Tochter<br />
etwas ganz Besonderes ist.<br />
Seit ihrer ersten Kalbung Anfang November hält<br />
Addisyn sich nicht zurück und ist in ihrer Milchleistung<br />
auf fast 39 Mkg/ Tag gestiegen, bei 4,3 F%<br />
und 3,38 E% und wurde nach der ersten Besamung<br />
auch schon wieder tragend! Damit erfüllt sie ganz<br />
die in sie gesetzten Erwartungen, die die Familie Gigaliners,<br />
die GBM Val Blackstar Jean EX-94-Familie,<br />
verspricht. Diese steht für langlebige, gesunde<br />
Kühe, mit hohen Leistungen und Eiweißprozenten.<br />
Die Töchter sind, wie Addisyn eindrücklich auf der<br />
Schau der Besten zeigte, feinzellige, milchtypische<br />
Tiere, mit genügend Stärke und breiten Becken sowie<br />
breit und festaufgehängten Eutern. Die klaren<br />
Fundamente, die Hinterbeinwinkelung und die überdurchschnittliche<br />
Bewegung runden den Gesamteindruck<br />
perfekt ab.<br />
Anniko Henschken<br />
Marketing Referentin<br />
22 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
GIGANTISCHER EINSTIEG<br />
IN DIE TOPLISTE<br />
Das Komplettpaket für ausgeglichene &<br />
typvolle Laufstallkühe<br />
NEU in den TOP 10<br />
der schwarzbunten<br />
töchtergeprüften<br />
Bullen<br />
Gigaliner-Nachzuchtgruppe auf der 50. Schau der Besten - Foto: Mathias Penn<br />
SH<br />
Gigaliner<br />
RZG<br />
144<br />
RZ€<br />
1814<br />
10.833431<br />
DE 01 238 60591<br />
*12.10.2019<br />
pp | ET | ß-Kn A2/A2 | K-Kn AA | HH1 | aAa 315246<br />
Gigabyte x Cameron x Bolaro<br />
Vertrieb International<br />
www.synetics.world<br />
info@synetics.world<br />
www.masterrind.com<br />
info@masterrind.com
TOP-Seller: BWH Like It von der Bollhorst GbR in Wetschen.<br />
Sie wurde für 61.000 Euro versteigert. Foto: Mathias Penn<br />
We Like It!<br />
Heimspiel in Verden<br />
Rund 2.500 Zuschauer in der Halle und über 1.000<br />
Zuschauer im Livestream wurden Augenzeugen<br />
einer unglaublich erfolgreichen MASTERRIND<br />
EXCLUSIVE – DIE AUKTION in Verden am 28.<br />
Februar <strong>2024</strong>. 51 Tiere wurden zu einem Durchschnittspreis<br />
von rund 9.000 Euro versteigert. Bereits<br />
mit dem ersten Tier, das die Bühne betrat,<br />
kamen die ersten Gebote der Hybridauktion via<br />
Onlinegeboten stetig herein, sodass sich direkt ein<br />
lebendiges Auktionsfeeling einstellte.<br />
Das erste große Raunen ging mit Katalognummer 11<br />
durch die Halle, als die Abgekalbte Engelkes Fantastica<br />
von der Perk GbR aus Spahnharrenstätte eindrucksvoll<br />
bewies, dass sie nicht nur ein Schaupedigree<br />
vom Feinsten vorweisen kann, sondern auch<br />
selbst mit eindrücklichen Vorzügen im Exterieur<br />
überzeugt. Für den Spitzenpreis von 12.000 Euro<br />
bleibt sie dem heimischen Zuchtgebiet erhalten.<br />
Sky High, bei diesem Kalb des SYNETICS-Bullen<br />
Sega P RDC ist der Name Programm! Mit einem<br />
24 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
mehr als ansprechenden Sire Stack, Hornlosigkeit,<br />
einem Gesamtzuchtwert von 162 und beachtlichen<br />
Werten auf US-Zuchtwertbasis sowie dem Rotfaktor<br />
ausgestattet, lockte sie zahlreiche Bieter an. Ein<br />
Käufer aus den Niederlanden erhielt für satte 52.000<br />
Euro den Zuschlag. Die Freude beim Verkäufer, der<br />
Stela KG aus Hohnhorst, war sicherlich groß.<br />
Alle wollen BWH Like it<br />
Diese Sega P RDC-Tochter Sky High wurde für 52.000 Euro<br />
verkauft. Foto: Fleur Maartje<br />
Zwei Tage nach Druckfreigabe des Auktionskataloges<br />
klingelte das Telefon: Man habe eine Tochter<br />
des SYNETICS-Bullen Gentry getestet und die<br />
Werte seien gelinde gesagt „sehr hoch“. Mit dieser<br />
Aussage hatte die Bollhorst GbR aus Wetschen gewiss<br />
nicht übertrieben. Mit astronomischen Zahlen<br />
in vielen Zuchtwertschätzsystemen der Welt war es<br />
unumgänglich, dieses Kalb mit dem Namen BWH<br />
Like It als Nachtrag in DIE AUKTION aufzunehmen.<br />
Im Vorfeld avancierte sie direkt zum potenziellen<br />
TOP-Seller und konnte diese Erwartungen auch erfüllen:<br />
61.000 Euro wurden für sie fällig. Sie ging an<br />
einen niedersächsischen Käufer.<br />
Die dritte im Bunde der genomischen „Highflyer“<br />
und ebenfalls eine Tochter eines SYNETICS-Bullen,<br />
ist VOX Tonka. Die hornlose Feit Red P-Tochter mit<br />
161 RZG und unglaublichen 148 RZE wurde vor<br />
den Augen ihrer Besitzer für 31.000 Euro an eine<br />
deutsche Züchtergemeinschaft verkauft.<br />
Mit Embryonenverträgen im Wert von 14.200 Euro<br />
könnte sich HMO Havanna aus der Zucht von Hermann<br />
Meyer aus Lilienthal rasch bezahlt machen.<br />
Für 17.500 Euro zugeschlagen, bestach sie die Bieter<br />
mit 156 RZG, Rotfaktor und A2/A2, bei einem<br />
sehr modernen Linear, gleichwohl aus einer tiefen<br />
US-Kuhfamilie stammend.<br />
Auktionator Michael Hellwinkel spricht von einer<br />
qualitativ einzigartigen Kollektion, die auch in ihrem<br />
vergrößerten Umfang viel Zuspruch fand, einem<br />
jungen, dynamischen Publikum und vielen neuen<br />
Käufern, die zusammen mit den vielen Gästen den<br />
Abend zu einem einzigartigen Erlebnis machten.<br />
Anniko Henschken<br />
Marketing Referentin<br />
Teuerste Abgekalbte war<br />
Engelkes Fantastica für 12.000 Euro.<br />
Foto: Mathias Penn<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 25
Mister MASTERRIND <strong>2024</strong> wurde MP Rolex vom Betrieb Pupkes aus Hinte.<br />
Manfred, Annemarie und Hilko Pupkes freuten sich sichtlich über den Sieg.<br />
Fotos: Schulte<br />
45. MASTERRIND-Fleischrindertage<br />
MP Rolex – Der<br />
Name ist Programm<br />
MASTERRIND rief zu den 45. Fleischrindertagen<br />
und die Fleischrindzüchter antworteten: Deutlich<br />
über 1.000 Besucher zog es bereits zur Verdener<br />
Spätlese am 16. Februar <strong>2024</strong> in die Niedersachsenhalle<br />
Verdens und ungebremst war auch der Besucherzustrom<br />
zur Körung, Rassepräsentation und<br />
der größten Bullenauktion Deutschlands.<br />
JK Donna lässt Spätlese erbeben<br />
Die „Verdener Spätlese“ hielt außergewöhnlich gute<br />
Genetik aus acht verschiedenen Rassen für alle<br />
Fleischrinderfans bereit. Elf Rinder der Extraklasse,<br />
die es allesamt mehr als verdient hatten, Teil der<br />
diesjährigen Eliteauktion zu sein, betraten nach und<br />
nach die Verdener Veranstaltungsbühne zum Züchterabend.<br />
„Donnawetter“ – Ein wahrer Geboteregen prasselte<br />
auf den TOP-Seller des Abends ein. Die Limousin-Färse<br />
JK Donna von Josef Knurbein aus<br />
Lindern bot die beste Möglichkeit eine homozygot<br />
hornlose Tochter mit einem unfassbaren RZF von<br />
113, zu erwerben. Mit ihrer Großrahmigkeit und luxemburger<br />
Blutlinie, ließ sie nicht nur das Herz des<br />
26 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Charolais-Siegerbulle Maximus vom Betrieb Schmaedeke aus<br />
Schweringen<br />
Volles Haus bei der Verdener Spätlese, Auktionator Torsten Kirstein<br />
heizte der Menge gut ein und so wurde auch das Angusrind Malu<br />
von Klaus Ziemke zu einem TOP-Preis versteigert.<br />
MASTERRIND-Züchters aus dem Landkreis Minden-Lübbecke,<br />
sondern vor allem das seiner Tochter<br />
Ronja höherschlagen. Ronja behielt schlussendlich<br />
die Nerven und sicherte sich Donna für satte<br />
7.600 € und ließ den Auktionshammer knallen.<br />
Ein weiteres Staunen ging durch das Publikum<br />
als das beeindruckende Blonde d‘ Aquitaine Rind<br />
GOL Harmonie im Lichtkegel erschien. Die Mad<br />
Max-Tochter überzeugte vor allem durch ihr korrektes<br />
Fundament, ihre Feingliedrigkeit und ihre Harmonie.<br />
Zukünftig wird ihr neuer Besitzer, der sich<br />
GOL Harmonie für 4.400 € nicht entgehen ließ, viel<br />
Freude mit ihr auf der heimischen Weide im Landkreis<br />
Minden-Lübbecke haben.<br />
Eine engagierte Jungzüchterin aus dem Verdener<br />
Umland präsentierte mit Stolz die lackschwarze<br />
Galloway-Färse Alida vom elterlichen Betrieb Strübl.<br />
Ihr mit Schauerfolgen gespicktes Pedigree, gepaart<br />
mit viel Körperlänge und korrektem Exterieur lockte<br />
so manchen Interessenten, sodass sie letztendlich<br />
für 3.000 € zugeschlagen wurde.<br />
Hervorragend zu beobachten war das perfekte Exterieur<br />
des homozygot hornlosen Fleckvieh-Jungrindes<br />
Johanna, als sie langsam mit ihrem Züchter<br />
Janek Wohlers die Bühne betrat. Ihre außergewöhnliche<br />
Blutführung wurde mit 4.400 € honoriert.<br />
Sie ist ab sofort auf einem Zuchtbetrieb in Sachsen<br />
zu Hause. Die nächste schwarze Schönheit, die<br />
Welsh Black-Färse RM Charly, begrüßte Auktionator<br />
Kirstein gerecht als „Black Beauty“. Auch RM<br />
Charly begeistert durch ein schauerfahrenes Pedigree.<br />
Diesen sicheren Zuchtfortschritt ließ sich ein<br />
engagierter Zuchtbetrieb nicht entgehen und bewies<br />
mit 3.200 € den längsten Atem.<br />
Die Konzentration aller Angus-Liebhaber richtete<br />
sich auf die schicke, tragende und interessant<br />
belegte rote Aberdeen Angus ZIC Malu von<br />
Klaus Ziemke aus Velpke. Ihr hoher Zuchtwert mit<br />
RZF 112 und ihre enorme Ausstrahlung stehen<br />
für Zuchtfortschritt in der nächsten Generation.<br />
Auch ihr zukünftiges Kalb, abstammend von Designer<br />
(Körnoten 9/9/8) verhalfen ihr zu einem Zuschlagspreis<br />
von 5.800 €.<br />
Für die Rasse Hereford ging Carsten Rust mit der<br />
gut zweijährigen Paradies an den Start. Hier war der<br />
Name Programm. Ein harmonisches Erscheinungsbild,<br />
gepaart mit hohen Zuchtwerten und dazu homozygot<br />
hornlos, ließen keine Wünsche offen, sodass<br />
sich ein Züchter aus Hessen für 4.000 € diesen<br />
Hoffnungsträger gönnte.<br />
Ganz im Zeichen des Schautyps stand heute die<br />
hervorragende Kollektion der Charolais-Rinder. Die<br />
über die Grenzen hinaus bekannten Zuchtbetriebe<br />
Fritz Kastens und Horst Wehde zeigten mit CK Fanfare<br />
und WIC Camille, wie die hornlosen Schausiegerinnen<br />
von Morgen aussehen können. WIC Camille,<br />
die mit passender Eigenleistung und besten<br />
Bemuskelungseigenschaften zu überzeugen wusste,<br />
zog zielsicher einen Käufer in ihren Bann und<br />
wechselte für satte 5.200 € auf seinen Betrieb. Kastens<br />
CK Farnfare erschien mit viel Körperlänge und<br />
Rassetyp ausgestattet mehr als vielversprechend,<br />
sodass der Auktionshammer für sie bei 4.000 € fiel.<br />
Beide Tiere traten die Reise zum selben sächsischen<br />
Betrieb an.<br />
Der beeindruckende Durchschnittspreis von über<br />
4.500 €, spiegelte die Qualität des besonderen Kontingents<br />
des Abends hervorragend wider.<br />
Joseph Reinhardt<br />
Marketing Referent<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 27
Hohe Qualität im<br />
Körring<br />
Reservesieg. Ebenfalls mit kolossaler Bemuskelung<br />
ausgestattet, wurde HC Pegasus von Stefan Heibült,<br />
Uplengen, Bemuskelungssieger.<br />
Die Körung der Limousin-Bullen nahm aufgrund der<br />
Größe und der Homogenität einige Zeit und Konzentration<br />
der Körkommission in Anspruch. Zweimal<br />
die Bestnote 9 und eine 7 im Skelett machten den<br />
Sieger aus. Sein Name: MP Rolex. Er zeigte sich<br />
äußerst typstark, bestens bemuskelt und wurde<br />
vom Betrieb Pupkes GbR, Hinte, aufgetrieben. Er<br />
setzte sich in einem spannenden Finale gegen Justin<br />
von Friedhelm Nolte, Groß Ippener, durch (8/9/7)<br />
und verwies diesen auf den Reservesieg. Mit ISE<br />
Loki lieferten die Isebauern aus Wahrenholz den<br />
Vollbruder zum letztjährigen TOP-Seller. Er wurde<br />
mit den Noten 9/9/6 bewertet und für den besten<br />
Typ ausgezeichnet. Den Pokal für die beste Bemuskelung<br />
sicherte sich Reinhard Meyer aus Harsefeld<br />
für CM Bolly.<br />
Charolais<br />
Seinem Namen alle Ehre machte Maximus aus der<br />
Zuchtstätte Schmaedeke, Schweringen. Seine maximale<br />
Bemuskelung wurde mit der Höchstnote 9<br />
bewertet, für sein Erscheinungsbild und seinen Körperbau<br />
erhielt er jeweils eine gute 8. Bei der Siegerauswahl<br />
ging also kein Weg an diesem Prachtexemplar<br />
vorbei, sodass er als bester Bulle der Rasse<br />
ernannt wurde. Mit einem absolut beeindruckenden<br />
Erscheinungsbild bestach WIC Remus von Horst<br />
Wehde, Isernhagen, (8/8/8) die Körkommission und<br />
ergatterte sowohl den Titel Typ-Sieger als auch den<br />
Angus<br />
Erneut stellte sich die Frage: Rot oder schwarz? Und<br />
die Entscheidung fiel auf schwarz! Ein Bulle, wie er<br />
im Buche steht – so präsentierte sich der Aberdeen<br />
Angus Bulle FSA Alf von Jörg Fahrenholz im Ring.<br />
Seine 8/8/8 Körung spiegelt genau diesen Eindruck<br />
wider, sodass er zum Sieger der Rasse Angus und<br />
zum besten Typ-Bullen ernannt wurde. Ihm nur in<br />
Nuancen nach stand der ebenfalls 8/8/8 gekörte,<br />
rote WSA Elinus von Walter Schecker aus Uetze,<br />
sodass er nun den Titel des Reservesiegers trägt.<br />
Den Bemuskelungssieg holte sich die Zuchtstätte<br />
Ahlers, Visselhövede, mit AA Gentle.<br />
Fleckvieh Fleisch<br />
Beim Fleckvieh lieferte man sich ein hartes Kopfan-Kopf<br />
Rennen. Mit JKW Hillmar bot Jens Kück ein<br />
absolut ausgewogenes Musterexemplar der Rasse.<br />
Die Körkommission entschied sich, ihn mit 8/8/8 zu<br />
belohnen und zum Siegerbullen und Typ-Sieger zu<br />
ernennen. Ihm dicht auf den Fersen, mit gleichen<br />
Körnoten, das Glanzstück Gerd des Hauses Schneider<br />
aus Reichenbach. Er wurde zum Reservesieger<br />
ernannt. Erstmalig beschickt und gleich den Titel<br />
des Bemuskelungssiegers ergattert hat Adrian Hauschild<br />
aus Neu Wulmstorf mit seinem „Pfundskerl“<br />
Heini. Er bringt aktuell ein beeindruckendes Gewicht<br />
von 935 kg bei 1.680g TZ auf die Waage.<br />
Eine beeindruckende Aufreihung an Klassensiegern zur Auswahl des Mister MASTERRIND bot sich den Richtern und dem Publikum.<br />
28 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
KUM Utopic bom Betrieb Kumlehn aus Wangelnstedt holte sich<br />
souverän den Siegertitel der Rasse Blonde d’Aquitaine.<br />
Prominente Siegerehrung für den Angusbullen Alf von Jörg<br />
Fahrenholz, Loxstedt.<br />
Blonde d‘ Aquitaine<br />
Im Rasseblock Blonde d‘ Aquitaine stach ein Betrieb<br />
besonders ins Auge. Die beiden von Pascal<br />
Kumlehn aus Wangelnstedt aufgetriebenen Bullen,<br />
brachten sowohl Besucher als auch Körkommission<br />
zum Staunen. Der absolut harmonische und charakterstarke<br />
KUM Utopic holte sich mit einer Körung<br />
von 8/8/7 souverän den Siegertitel der Rasse. Sein<br />
Stallgenosse KUM Unesco übertraf die Konkurrenz<br />
mit seiner Bemuskelungsstärke und wurde mit der<br />
einzigen 9 der Rasse in der Bemuskelung zum Bemuskelungssieger<br />
ernannt. Der Reservesieg ging<br />
an Hof Ilmeaue GbR, Dassel für den harmonischen,<br />
7/8/8 gekörten GOL Maxi.<br />
Galloway<br />
Seinem schauerfahrenen Pedigree erwies Digger<br />
am heutigen Tage alle Ehre. Er zeigte sich von seiner<br />
besten Seite und wurde mit den Körnoten 8/8/8<br />
ausgezeichnet. Sein ausgewogener Typ verhalf ihm<br />
auf die Pole-Position. Der aus Bio-Haltung stammende,<br />
schwarze Bulle Sam vom Zuchthof Lömker,<br />
Espelkamp, wurde besonders für seine Stärke im<br />
Erscheinungsbild gelobt und erhielt letztendlich den<br />
Titel des Reservesiegers.<br />
Weitere Rassen<br />
Auch die Rassen Hereford und Salers schickten<br />
hervorragende Vertreter ihrer Gattungen nach Verden.<br />
Der Hereford-Bulle Capitol von Carsten Rust,<br />
ein treuer Beschicker der Fleischrindertage, setzte<br />
sich mit den Körnoten 8/8/7 an die Spitze seiner<br />
Rasse. Auch Bernd Nolte aus Rosdorf präsentierte<br />
die Rasse Salers mit zwei interessanten Bullen. Insbesondere<br />
Big Boy glänzte mit der 1a-Prämierung<br />
und den Noten 8/8/7.<br />
Rassepräsentation und<br />
Bullenauktion<br />
Die besten Bullen Sachsens und Niedersachsen<br />
aus der am Vortag stattgefundenen Bullenkörung,<br />
glänzen im Licht. Während TOP Genetik aus Angus,<br />
Blonde d’ Aquitaine, Charolais, Fleckvieh, Galloway,<br />
Hereford, Limousin und Salers von den Augen der<br />
Zuschauer begutachtet wurde, hatten die Züchter<br />
bereits das nächste Ereignis im Hinterkopf: Wer<br />
würde den begehrten Titel „Mister MASTERRIND“<br />
verliehen bekommen?<br />
Die Juroren testeten den Spannungsbogen<br />
Nach seinen Grußworten macht sich Ehrengast<br />
Bernd Barfuß zusammen mit Johannes Röttger direkt<br />
ans Werk. Von den Siegern jeder Rasse werden<br />
zunächst die besten fünf und anschließend die<br />
besten drei Bullen ausgewählt und dann ging es<br />
„ans Eingemachte“. Unter rhythmischem Klatschen<br />
der gespannten Zuschauer verlieh Barfuß dem Limousin-Bullen<br />
MP Rolex den Titel Mister MASTER-<br />
RIND <strong>2024</strong> und damit an die Zuchtstätte Pupkes<br />
GbR aus Hinte. Riesige Freude strahlte das Gesicht<br />
von Züchter Manfred Pupkes aus, als er von Glückwünschen<br />
überrannt wurde. Kein Wunder, denn<br />
dieser Sieg ist das Ergebnis harter Arbeit, die nun<br />
entlohnt wurde.<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 29
Ein wahrer Prachtkerl: der 888 kg schwere und 8 8 8 gekörte<br />
Fleckvieh-Siegerbulle Hillmar mit Jens Kück, Worpswede.<br />
Eine kleine, aber feine homogene Kollektion von Galloway-<br />
Deckbullen fand entsprechend Zuspruch auf der Käuferseite.<br />
Auktionshammer glühte<br />
Nahtlos ging es über in das eigentliche Highlight<br />
und Auktionator Torsten Kirstein eröffnete die<br />
Auktion der 183 Bullen mit dem Siegerbullen und<br />
Typ-Sieger der Rasse Angus, FSA Alf aus dem Betrieb<br />
Fahrenholz, Loxstedt. Die Gebote flogen nur<br />
so und der Hammer schien fast zu glühen, sodass<br />
der Prachtbulle für 5.800 € den Besitzer wechselte.<br />
Das fünfte Verkaufstier erzielte bereits den<br />
zweithöchsten Zuschlagspreis für diese Rasse.<br />
Für 6.000 € wechselte damit REA Babor aus der<br />
Zuchtstätte Riekenberg, Burgwedel, den Besitzer.<br />
Der teuerste Bulle, mit 6.500 €, wurde kurz darauf<br />
AHM Dragon von Sven Meyer, Walsrode, welcher<br />
von Kirstein das Prädikat „Aberdeen Angus Genetik<br />
vom Allerfeinsten“ erhielt.<br />
Wahre Muskelpakete standen schon in den Startlöchern<br />
und warteten auf ihren großen Moment.<br />
Die kaufinteressierten Blonde d’ Aquitaine-Züchter<br />
hielten ihre Bieternummern bereit und dann ging<br />
es auch schon mit der Versteigerung dieser Rasse<br />
los. Imposant bewegten die Beschicker ihre Bullen<br />
durch den Ring, während jeder einzelne Muskel<br />
deutlich sichtbar wurde. Gleich der erste Bulle, KUM<br />
Utopic von Züchter Pascal Kumlehn, Wangelnstedt,<br />
erzielte den TOP-Preis von 4.400 €. Auch GOL Pretty<br />
Boy der Zuchtstätte Golze, Dassel, konnte diesen<br />
hervorragenden Preis erzielen. Der teuerste Bulle,<br />
KUM Unesco, fand für 4.800 € ein neues Zuhause<br />
und stammt ebenfalls vom renommierten Zuchtbetrieb<br />
Kumlehn.<br />
Beste Qualität<br />
Als nächstes betrat die Rasse Fleckvieh Fleisch<br />
den Ring. Imposante Körper mit weißen Köpfen<br />
reihten sich vor dem Auktionsring auf und nicht nur<br />
die Fleckvieh-Züchter vor Ort hoben reihenweise<br />
ihre Bieterkarten, sondern auch die Glocke der Online-Auktionsplattform<br />
klingelte in einer Tour. Hier<br />
wurde erneut klar, wie gut sich auch das Online-Bieterverfahren<br />
bereits etabliert hat. Bei diesen Vertretern<br />
wurden gleich zwei Bullen zum TOP-Preis<br />
von 4.800 € versteigert: Rassesieger und Typsieger<br />
JKW Hillmar aus der Zuchtstätte Kück, Worpswede,<br />
sowie Gero vom Betrieb Holger Schneider, Reichenbach,<br />
wechselten die Besitzer. Für 4.600 € folgte ihnen<br />
HFS Saphir von Helmut Focke aus Freistatt.<br />
Pechschwarz, wachsame Ohren und eine perfekt<br />
in Szene gesetzte Lockenpracht – das alles haben<br />
die vier schauerfahrenen Vertreter der Rasse Galloway<br />
gemeinsam. Schlag auf Schlag kamen auch<br />
sie unter den Hammer. Wer könnte da auch widerstehen?!<br />
Direkt der erste Bulle, Digger vom Zuchtbetrieb<br />
Fritze, Hagen im Bremischen, erzielte den<br />
TOP-Zuschlagspreis von 4.000 €. Auch die weiteren<br />
Galloway-Bullen waren allesamt höchst erstrebenswerte<br />
Vertreter ihrer Rasse und wechselten wie erwartet<br />
den Besitzer.<br />
Klein, aber sehr fein präsentieren sich die drei Hereford-Bullen.<br />
Sie sind perfekte Züchtungen, Vorzeigevertreter<br />
ihrer Rasse und das weiß auch die<br />
fleißige Käuferschaft. Der 1a-prämierte Capitol der<br />
Zuchtstätte Rust, Fallingbostel, wurde mit seinen<br />
hervorragenden Körnoten von 8/8/7 für den höchsten<br />
Kaufpreis von 2.300 € verkauft. Die weiteren<br />
beiden Hereford-Bullen wechselten ebenfalls rasch<br />
den Besitzer.<br />
Die Rasse Salers machten mit zwei sehr gelungenen<br />
Züchtungen, bei denen sich die Passion zum<br />
Tier auch im Vorführen widerspiegelt, den Abschluss<br />
der extensiven Rassen.<br />
30 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Höchstpreis für<br />
Mister MASTERRIND<br />
Dann kam der Star des Tages in<br />
den Ring. Die Versteigerung von<br />
Mister MASTERRIND begann und<br />
die Online-Auktionsglocke klingelte<br />
Sturm. Auch vor Ort flogen dem<br />
Auktionator die Gebote nur so zu:<br />
„8.500“, 8.800…“, hörte man ihn<br />
rufen und schließlich waren die<br />
nächsten Tausend erreicht: „Neuntausend!“<br />
schallt es aus den Lautsprechern.<br />
Aber das war noch nicht<br />
das Ende der Fahnenstange. „9.500<br />
€ zum Ersten, zum Zweiten, 9.700!“<br />
die Halle grölte. Gehen die Gebote<br />
noch weiter? Das Lächeln des<br />
letzten Bieters verrät: Es bleibt dabei. Und wieder<br />
von vorn: „Zum Ersten zum Zweiten, zum Dritten,<br />
verkauft!“. Ein lauter Applaus für den höchsten Zuschlagspreis<br />
für die Rasse Limousin entfaltete sich<br />
schlagartig in der Niedersachsenhalle. Die Gebote<br />
für die nächsten Bullen des vorletzten Rasseblocks<br />
gingen Schlag auf Schlag weiter. Die Bieter kamen<br />
noch mehr in Fahrt, was bei Bullen von so renommierten<br />
Zuchtstätten auch kein Wunder war. So kam<br />
auch spielend das Gebot für das zweitteuerste Tier<br />
zustande: 8.600 € für Lux aus dem Zuchtbetrieb<br />
Grimmelmann aus Hilgermissen – sehr gute Arbeit!<br />
Für jeweils 8.300 € folgten auf den Plätzen der Typsieger<br />
ISE Loki von den Isebauern aus Wahrenholz<br />
und der jüngste Limousinbulle Royal Flush von Franz<br />
Josef Grüner aus Emsbüren.<br />
Sie werden ihrer Bestimmung und ihren Titel absolut gerecht: die fünf Bemuskelungssieger.<br />
„Last but not least“ betraten die schweren, großrahmigen<br />
„weißen Riesen“, die Charolais, den Ring.<br />
Den Anfang machte der Rassesieger Maximus vom<br />
Betrieb Schmaedeke, Schweringen, und der Auktionator<br />
ließ durchblicken: Jetzt wird es noch einmal<br />
richtig spannend! Gleich der zweite Bulle, WIC Remus<br />
aus der Zucht von Horst Wehde Jun., Isernhagen,<br />
bekam einen hervorragenden Zuschlagspreis<br />
von 5.600 € und kurz darauf erzielte auch ein weiterer<br />
Bulle dieser Zuchtstätte, WIC Smaragd, denselben<br />
Preis – was für ein Erfolg! Rassesieger Maximus<br />
vom Betrieb Schmaedeke legte mit 5.000 €<br />
nach und erreichte somit einen guten zweitteuersten<br />
Preis.<br />
Abschließend steht eines fest: Die 45. Fleischrindertage<br />
<strong>2024</strong> waren ein voller Erfolg und wir freuen<br />
uns bereits auf das nächste Jahr!<br />
Mit einem Durchschnittspreis von<br />
3.730 € über alle Rassen wurde<br />
ein Ergebnis erzielt, das sich sehen<br />
lassen kann. Ohne das große<br />
Engagement und die tadellose<br />
Zusammenarbeit zwischen Züchtern<br />
und MASTERRIND wären die<br />
Fleischrindertage nicht die großartige<br />
Veranstaltung, die sie sind.<br />
Kimberly Ipach<br />
Marketing Referentin<br />
Ein imposanter Anblick – Aufstellung der 1a-Limousinbullen zur Bullenparade.<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 31
Die paarweise Kälberhaltung kann viele positive Effekte erbringen,<br />
wie u.a. die Stressreduktion und bessere Tageszunahmen. Foto: Torsten Lenk<br />
Gruppen- oder Paarhaltung von Kälbern<br />
Gemeinsam von<br />
Anfang an<br />
Mit der Änderung der Tiertransportverordnung ist<br />
auf vielen Betrieben neuer Schwung in die Kälberaufzucht<br />
gekommen. Neben baulichen Anpassungen<br />
und der Intensivierung der Fütterung wurden<br />
auch Vorzüge und Herausforderungen der paarweisen<br />
Haltung von Kälbern diskutiert. Lohnt sich<br />
die Überlegung und was ist bei der Umsetzung zu<br />
beachten?<br />
Zusammen stark<br />
Die paarweise Kälberaufzucht greift u.a. bei der<br />
Stressreduktion schon ab den ersten Lebenstagen<br />
und kann vielen Problemen lösend begegnen. So<br />
gibt es laut Studien positive Ergebnisse hinsichtlich<br />
folgender Aspekte:<br />
• Tageszunahmen: Kälber in Gruppenhaltung weisen<br />
im Schnitt um 113 g höhere Tageszunahmen<br />
auf und um 2,27 bis 4 kg höhere Absetzgewichte<br />
(s. auch Tabelle 1). Mehrere Studien haben gezeigt,<br />
dass Kälber, die paarweise oder in kleinen<br />
Gruppen aufgezogen werden, genauso gut oder<br />
besser wachsen als Kälber, die einzeln gehalten<br />
werden. Tabelle 1 fasst die Studien zusammen,<br />
in denen Kälber in Einzelhaltung mit solchen in<br />
Gruppen von 2 bis 8 Tieren verglichen wurden.<br />
Die Tabelle zeigt die Anzahl der Studien, in denen<br />
festgestellt wurde, dass Kälber in Paar- oder<br />
Gruppenhaltung besser (+) oder ähnlich (=) als<br />
Kälber in Einzelhaltung abschnitten. Bisher wurde<br />
in keiner Studie ein geringeres (-) Wachstum oder<br />
eine geringere Futteraufnahme bei Paar- oder<br />
32 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Kleingruppenhaltung im Vergleich zur Einzelhaltung<br />
von Kälbern festgestellt. Die Wachstumsvorteile<br />
sind besonders deutlich, wenn die Kälber in<br />
Gruppenhaltung mit mehr Milch oder Milchaustauscher<br />
gefüttert werden (z.B. 8 Liter pro Tag oder<br />
mehr in der Spitze).<br />
• Soziale Entwicklung: Die kognitive Entwicklung,<br />
das Sozialverhalten, das Anpassungsvermögen<br />
und die Neugier der Tiere werden positiv durch<br />
die Gruppenhaltung beeinflusst. Das Stressempfinden<br />
ist geringer.<br />
• Akzeptanz der Verbraucher: Bei Verbrauchern findet<br />
die Paar- oder Gruppenhaltung von Kälbern<br />
eine größere Akzeptanz als die Einzelhaltung, die<br />
in einer Umfrage mit 1.300 Teilnehmern auf der<br />
Minnesota State Fair (USA) in 2018 von 50% der<br />
Befragten abgelehnt wurde.<br />
Tabelle 1:<br />
Vergleich der Studien auf die<br />
Effekte von Einzelhaltung<br />
gegenüber paarweiser Haltung<br />
(angepasst nach Costa et al. 2016 plus 7 Studien<br />
von 2016-2020; Legende in Anzahl Tiere: + Verbesserung;<br />
= keine Auswirkung; - negativer Effekt)<br />
Maßnahme + = -<br />
TM-Aufnahme<br />
von Kraftfutter<br />
⌀ tägliche Zunahme<br />
des Körpergewichts<br />
Körpergewicht<br />
bei Entwöhnung<br />
11 8 0<br />
6 7 0<br />
8 4 0<br />
Bevor es los geht<br />
Bevor sich die Betriebsleiter angetan von diesen<br />
überzeugenden Argumenten in die Gruppenhaltung<br />
stürzen, sollten ein paar grundlegende Voraussetzungen<br />
erfüllt sein. Dazu gehört zunächst eine<br />
ausgezeichnete Kolostrumversorgung des neugeborenen<br />
Kalbes zur Sicherstellung der Grundimmunisierung.<br />
Des Weiteren sollte die Überlebensrate<br />
der Kälber bei mindestens 97% liegen (ergo eine<br />
Sterblichkeit von 3% oder weniger). Ergänzend<br />
ist eine geringe Krankheitsrate, und hier sprechen<br />
wir von
Tiere in ihrem Verhalten und ihrem Wachstum negativ<br />
beeinflusst werden. Es bietet sich also an, möglichst<br />
gleichaltrige Tiere in denselben Gruppen zu<br />
platzieren, idealerweise maximal 7 Tage bis 14 Tage<br />
Unterschied.<br />
Stressfreie Fütterung<br />
Kommt das Ende der Einzelhaltung von Kälbern in der Saugphase?<br />
Die Paar- und Gruppenhaltung birgt noch viel Potenzial in der<br />
Aufzucht gesunder Kälber.<br />
Während dies in der Außenhaltung mit Doppeliglus<br />
und Großraumiglus i.d.R. gut zu realisieren ist, ist in<br />
der Innenhaltung die Platzplanung oft komplizierter.<br />
Dennoch gelten hier die Empfehlungen genauso:<br />
Kälberpaare werden in 2,4 m breiten Buchten untergebracht<br />
(d.h. zwei 1,2 m breite Buchten, bei<br />
denen die Trennwand entfernt wurde). Ziel ist eine<br />
Gesamtfläche von 5,9 m², oder 2,9 m² pro Kalb.<br />
Buchten mit einer Länge von 2,1 m ergeben insgesamt<br />
5,2 m², oder 2,6 m² pro Kalb, wenn sie als Paar<br />
untergebracht sind. Kürzere Buchten sollten für Holstein-Kälber<br />
nicht verwendet werden.<br />
Welche Gruppengröße und wann?<br />
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Paare<br />
oder Gruppen mit bis zu 6 bis 8 Kälbern seltener<br />
Atemwegs- oder Durchfallerkrankungen erleiden,<br />
als Gruppen mit 15 Kälbern oder mehr. Bei größeren<br />
Gruppen scheinen das Erkennen und Behandeln<br />
der erkrankten Tiere die ausschlaggebende Herausforderung<br />
zu sein, die auch noch nicht vollständig<br />
durch technische Überwachung gelöst werden kann.<br />
Derzeit reichen die Empfehlungen verschiedener<br />
Experten zum besten Zeitpunkt der Paar- oder Gruppenbildung<br />
von Kälbern von innerhalb der ersten 3<br />
bis 14 Lebenstage bis zum Alter von etwa 21 Tagen.<br />
In einigen Betrieben werden die Kälber nicht nach<br />
Alter, sondern nach Körpergröße oder Fressverhalten<br />
gruppiert, um die Konkurrenzfähigkeit der<br />
Tiere auszugleichen. Einige Experten empfehlen,<br />
den Gewichtsunterschied innerhalb von Paaren<br />
oder Gruppen auf höchstens 10 kg zu begrenzen.<br />
Zur Altersheterogenität hat eine Studie von 2010 herausgefunden,<br />
dass ein Altersunterschied zwischen<br />
den Kälbern in der Gruppe dazu führt, dass jüngere<br />
Ein idealer Tränkeplan, auch für die paarweise Haltung,<br />
sollte so aussehen, dass direkt von Tag 1 an<br />
den Kälbern eine hohe Menge an Milch (>10 L/Tier<br />
und Tag) über 5-8 Wochen angeboten wird und<br />
dann langsam reduziert wird, bis die Kälber mit 12<br />
bis 14 Wochen abgetränkt werden. Zeitgleich ist es<br />
die beste vorbeugende Maßnahme vor gegenseitigem<br />
Besaugen. Eine restriktive Fütterung würde nur<br />
hungrige Kälber generieren, die keine „Sättigung“<br />
am Hungerzentrum der Hirnanhangdrüse im Gehirn<br />
erzielen.<br />
Weitere Maßnahmen zur Verhinderung von gegenseitigem<br />
Besaugen sind z.B. ein Nuckel mit einem<br />
geringen Durchlass von 2-4 mm. Ähnlich wie am<br />
Euter nuckeln die Kälber über 10 min und länger,<br />
sodass der Milchzucker (Laktose) bei der Aufnahme<br />
und dem Übergang ins Blut genügend Zeit bleibt,<br />
dem Gehirn die Meldung der Sättigung zu übermitteln.<br />
Zudem wirkt sich die Gabe von Heu positiv auf<br />
das Kauverhalten aus und reduziert gegenseitiges<br />
Besaugen. Auch ist anscheinend der Abstand der<br />
beiden Saugstellen in der Paarhaltung nicht unbedeutend:<br />
Zwischen 50 und 75 cm sollten diese auseinander<br />
liegen.<br />
Bis zum Absetzen sollte eine Verdopplung, besser<br />
sogar eine Verdreifachung des Geburtsgewichtes<br />
angestrebt werden, um das genetische Potential<br />
auch später voll ausschöpfen zu können. Zusätzlich<br />
ist darauf zu achten, dass den Kälbern sowohl Raufutter<br />
in Form von Heu als auch Kraftfutter ab Tag 1<br />
angeboten wird. Studien konnten zeigen, dass höhere<br />
Tageszunahmen durch das Angebot beider Futterkomponenten<br />
erzielt werden, als wenn nur eine<br />
der Komponenten zugänglich ist. Die Versorgung mit<br />
Wasser ab Tag 1 ist von ebenso großer Bedeutung.<br />
Wasser, welches vom Kalb über einen offenen Eimer<br />
aufgenommen wird, gelangt im Gegensatz zur Milch<br />
in den Pansen und bietet dort die Grundlage für die<br />
Besiedlung des Pansens mit Mikroorganismen und<br />
somit der Verdauung von Raufutter. Zudem bietet es<br />
dem Kalb die Möglichkeit, bei hohen Temperaturen<br />
oder Durchfallerkrankungen seinen Wasserhaushalt<br />
zumindest teilweise selbst zu regulieren und so extremen<br />
Wasserverlusten vorzubeugen.<br />
34 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Individuelles Abtränken – Zero Stress<br />
Versuche aus 2018 zeigen, wie eine um 5 Wochen<br />
verlängerte Abtränkephase eine Energielücke entscheidend<br />
vermindern konnte und somit der Stress<br />
für die Kälber reduziert wurde. 80 HF-Kälber wurden<br />
in je 2 Gruppen nach einer ersten, 5-wöchigen ad libitum<br />
Phase, entweder über 4 oder 9 Wochen abgetränkt.<br />
Dabei konnte die Energielücke (Abbildung 1)<br />
in der Versuchsgruppe während der Absetzperiode<br />
deutlich verkleinert werden. Die täglichen Energieaufnahmen<br />
der Kontrolltiere fiel von durchschnittlich<br />
27,40 MJ ME/Tag in Lebenswoche 6 auf 20,53 MJ<br />
ME/Tag in Lebenswoche 11. Die der Versuchstiere<br />
fiel ausschließlich in den Lebenswochen 7-9 von<br />
28,58 auf 26,54 MJ ME/Tag.<br />
Die 14 Wochen getränkten Versuchskälber hatten<br />
in den ersten 4 Lebensmonaten durchschnittliche<br />
Tageszunahmen von 970 g, waren somit insgesamt<br />
kräftiger entwickelt und wiesen bessere Wachstumsraten<br />
nach dem Absetzen auf. Im Vergleich hatten<br />
die 10 Wochen getränkten Aufzuchtkälber in ihren<br />
ersten 4 Lebensmonaten lediglich durchschnittliche<br />
Tageszunahmen von 870 g. Die Versuchstiere<br />
waren bereits ab der 8. Lebenswoche signifikant<br />
schwerer als die Kontrolltiere. Diese Wachstumsraten<br />
führten nach 16 Lebenswochen zu einem mittleren<br />
Endgewicht in der Kontrollgruppe von 137,40 kg<br />
und in der Versuchsgruppe 148,08 kg.<br />
Gemäß diesen Erkenntnissen liegt es nahe, sich<br />
zukünftig intensiver dem Problem der „Energielücke“<br />
zu widmen. Die negative Energiebilanz<br />
scheint zu langfristigen negativen Folgen über die<br />
Mechanismen der metabolischen Programmierung<br />
zu führen. Es ist anzunehmen, dass die zu erwartende<br />
Milchleistung bis zu 1.000 Mkg geringer pro<br />
Laktation ausfallen kann. Diese negativen Folgen<br />
versucht man mit kraftfuttergesteuertem Abtränken<br />
auszuschalten. Dabei kommunizieren Milchautomat<br />
und Kraftfutterstation permanent miteinander und<br />
erlauben den Kälbern eine konstante Energiezufuhr,<br />
auch in der Absetzphase. Eine regelmäßige<br />
Überwachung der Tiergewichte mittels Waage oder<br />
Maßband zu diesem Zeitpunkt ist angeraten. Bei<br />
anderen Tränkemethoden als der ad libitum Tränke,<br />
kann die Ausdehnung der Abtränkezeit um 2-3 Wochen<br />
positive Effekte leisten.<br />
Fazit<br />
Die Kälberhaltung hat sich nicht zuletzt erst durch<br />
die Verlängerung der Verbleiberate auf den Betrieben<br />
von 2 auf 4 Wochen verändert. Die Paar- oder<br />
Kleingruppenhaltung hat das Potenzial, die Einzelhaltung<br />
in Zukunft sogar abzulösen, denn in 2027<br />
wird mit der zu erwartenden EU-Richtlinie „End of<br />
cage“ die Einzelhaltung von Kälbern in der Saugphase<br />
verboten werden. Auch in der Fütterung<br />
steckt noch sehr viel Potential, das es in gleichem<br />
Maße zu „entlocken“ gilt. Das Ziel bleibt, Kälber so<br />
stressfrei wie möglich aufzuziehen.<br />
Dr. Peter Zieger<br />
Innovationsteam Milch Hessen<br />
Mehr zum Thema<br />
gibt es hier:<br />
Kontrollgruppe<br />
Versuchsgruppe<br />
Energieaufnahme (MJ ME/d)<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Kraftfutter<br />
Milchaustauscher<br />
-6,87 MJ<br />
Energieaufnahme (MJ ME/d)<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Kraftfutter<br />
Milchaustauscher<br />
-2,04 MJ<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
Lebenswochen<br />
(Kuck, 2018)<br />
Abbildung 1: Abtränkeversuch - Vergleich von 9 und 14 Wochen Abtränkedauer (Kuck, 2018); Energie aus 1 Liter Milch = 2,4 MJ Energie.<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
Lebenswochen<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 35
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Herdentypisierung für alle<br />
5 Fakten<br />
Die Herdentypisierung deckt das genetische Potenzial<br />
einer Milchrinderherde und verborgene Reserven<br />
auf. Wir haben bei unseren Fachberaterinnen<br />
und Fachberatern nachgefragt und fünf knallharte<br />
Fakten aus der Praxis für euch zusammengefasst:<br />
1. „Man lernt das Einzeltier noch besser kennen“.<br />
Wenige Tage nach der Geburt liegen von dem<br />
Kalb Zuchtwerte aus den Bereichen Gesundheit,<br />
Leistung und Exterieur vor. Die DNA-Analyse macht<br />
Stärken und Schwächen des Einzeltieres sichtbar<br />
und spiegelt die spätere Perfomance im Stall genau<br />
wider. Darüber hinaus erhält man Informationen zu<br />
genetischen Besonderheiten des Tieres, wie Hornstatus,<br />
Rotfaktor, β- und κ-Kaseintyp und Erbfehlern.<br />
2. „Management in neuer Dimension“. Mit den<br />
zusätzlichen Informationen aus der Herdentypisierung<br />
kann man früh im Leben eines Tieres sinnvolle,<br />
datengestützte Entscheidungen treffen und<br />
scharf selektieren. Tiere, die laut Analyse dazu neigen<br />
gesundheitliche Probleme zu entwickeln oder<br />
später niedrigleistend zu sein, sollten den Betrieb<br />
verlassen. Stattdessen wird der Fokus auf die besten<br />
Tiere im Bestand gelegt und man wird schnell<br />
Freude daran finden, die Herde züchterisch weiterzuentwickeln<br />
und Homogenität für bessere Managementbedingungen<br />
zu etablieren. (Siehe auch<br />
Artikel S. 50 dazu).<br />
3. „Individuelle Besamungs- und Vermarktungsstrategien“.<br />
Mit dem Beratertool bzw. dem Remontierungsplaner<br />
kann der Fachberater gemeinsam mit<br />
dem Betrieb eine individuelle Besamungsstrategie<br />
festlegen. Die besten Tiere werden sicher über die<br />
Herdentypisierung erkannt und mit weiblich gesextem<br />
Sperma von passenden Bullen vermehrt. Weniger<br />
geeignete Rinder werden früh verkauft oder mit<br />
Fleischrassesperma belegt. Für einzelne Betriebe<br />
hat die strategische Besamung neue Absatzwege<br />
eröffnet, wie selbst in die Bullenmast einzusteigen<br />
oder den Verkauf von genomisch hoch testenden<br />
Kälbern, Rindern oder Embryonen voranzutreiben.<br />
4. „Hornloszucht und Robotereignung sind leichter<br />
zu erreichen“. Spezielle Zuchtziele, wie das<br />
Erreichen einer hornlosen- oder AMS-optimierten<br />
Herde, sind dank der genetischen Informationen<br />
Welches dieser Kälber wird einmal besser den Zuchtzielen<br />
entsprechen? Frühzeitige Entscheidungen können mithilfe der<br />
Herdentypisierung getroffen werden.<br />
keine komplizierte Angelegenheit mehr. Relevante<br />
Merkmale, wie Strichplatzierung, Melkbarkeit, Euterbalance,<br />
etc. werden durch die Herdentypisierung<br />
bekannt, noch lange bevor das Euter sichtbar ist.<br />
Dieser Wissensvorsprung bietet ein enormes Potential<br />
die verfügbaren Ressourcen strategisch und gewinnbringend<br />
einzusetzen. Gleiches gilt für die Hornloszucht.<br />
Mit der Kenntnis des Hornstatus kann man<br />
neben unbehörnten auch behörnte Bullen einsetzen<br />
und damit die genetische Variabilität erhöhen und<br />
vom Zuchtfortschritt in den Leistungs- und Gesundheitsmerkmalen<br />
profitieren.<br />
5. „Wissen, wo man steht und wo man hin will“.<br />
Die Zuchtwerte sind nach der DNA-Analyse in der<br />
Onlineanwendung Netrind-Genom einsehbar. Hier<br />
besteht die Möglichkeit, den typisierten Bestand<br />
nach eigenen Kriterien zu rangieren und sich im<br />
horizontalen Betriebsvergleich einzuordnen, um daraus<br />
betriebliche Schlüsse zu ziehen und neue Ziele<br />
zu formulieren.<br />
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Jungzüchterin des Jahres<br />
Mit Feuereifer dabei<br />
Eins mit der Kuh: Fenna Gödeker. Foto: Fleur Maartje<br />
Bei der Schau der Besten geht es um Zucht, um<br />
Kühe und um die Leidenschaft, das Beste aus seinen<br />
Tieren herauszuholen. Dass diese Leidenschaft<br />
einem weder in die Wiege gelegt, noch am 18. Geburtstag<br />
feierlich überreicht wird, ist jedem klar, der<br />
gesehen hat, wie viel Arbeit in einer Schau oder<br />
einem Jungzüchterwettbewerb steckt. Vielmehr ist<br />
es ein Funke, der sorgfältig in der Jugend von Vorführ-<br />
und Clippingwettbewerben genährt, in einen<br />
lodernden Feuereifer übergeht. Für eben diesen<br />
Feuereifer wurde Fenna Gödeker aus Varrel als<br />
Jungzüchterin des Jahres im Verdener Schauring<br />
vor dem ganz großen Publikum ausgezeichnet.<br />
Sie kommt aus dem Herzen des MASTERRIND-Gebietes<br />
und hat schon als Kind mit einer solchen Begeisterung<br />
von ihrem Kalb Rosenrot gesprochen,<br />
dass ihr zukünftiger Weg in der <strong>Rinderzucht</strong> und<br />
dem Schaugeschehen bereits als Sechsjährige<br />
vorgezeichnet war. Fenna hatte bereits damals das<br />
„gewisse Etwas“: ein Rind so vorzuführen, dass es<br />
kinderleicht aussieht, mit einer Ruhe, als hätte dieses<br />
Team nie etwas anderes gemacht und einem<br />
Lächeln auf den Lippen. Zwei, drei Jahre später entdeckte<br />
sie die Schermaschine für sich und auch hier<br />
besaß sie früh viel Talent. So sehr ging die heute<br />
21-jährige in der Arbeit am Rind auf, dass sie mit<br />
16 von ihrem Großvater fast aus dem Stall getragen<br />
werden musste, um noch pünktlich zum Tanzkurs zu<br />
kommen.<br />
Ihre Titel aufzulisten, sprengt den Rahmen doch um<br />
die größten Erfolge zu nennen: Triathlon Meisterin<br />
2015, 2016 und 2019, Gesamtsiegerin des europäischen<br />
Jungzüchterwettbewerbes in Cremona 2018<br />
und Siegerin des Bundesjungzüchterwettbewerbs<br />
Vorführen und Clippen 2021. Auch Fennas Kompetenz<br />
als Richterin ist bereits gefragt.<br />
Varrel - Madison - Osnabrück<br />
Die landwirtschaftliche Ausbildung hat Fenna bei<br />
Wilcor Holsteins in Warmsen und Meyer in Sierhausen<br />
absolviert. Zusätzlich hat sie für ein halbes Jahr<br />
den Schritt über „den großen Teich“ gewagt, natürlich,<br />
um mit Kühen zu arbeiten und sich die World<br />
Dairy Expo anzuschauen. Zuletzt hat sie sich für ein<br />
Studium in Osnabrück entschieden, auch wenn man<br />
es nicht von der Stallgasse aus erledigen kann. Im<br />
heimatlichen Jungzüchterclub Sulingen ist Fenna<br />
schon lange aktiv und seit 2019 unterstützt sie den<br />
Jungzüchterbeirat Hannover als Vorstandsmitglied.<br />
Als Teamkollegin, Jungzüchterin und „Mensch mit<br />
Kuhverstand“ unglaublich geschätzt, hat Fenna<br />
auch an sich selbst hohe Ansprüche und gibt alles,<br />
trotzdem ist sie stets gut gestellt. Wir sprechen hier<br />
von einer echten Powerfrau, die schon über einige<br />
Steine gestiegen ist, die ihr in den Weg gerollt sind<br />
und sich dabei stets die Leidenschaft für die Landwirtschaft<br />
und ihre positive Art gewahrt hat.<br />
Keine Preisverleihung ohne Bierdusche. Foto: Mathias Penn<br />
Henrike Ahrens<br />
Fachberaterin Zucht<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 39
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INFOS<br />
aus BRS und vit<br />
Dr. Stefan Rensing nach 23 Jahren Tätigkeit im vit verabschiedet<br />
Mit Eintritt in den Ruhestand haben sich alle Zuchtverbände und Partner des<br />
vit von dem langjährigen und verdienten Mitarbeiter Dr. Stefan Rensing verabschiedet.<br />
wissenschaftlicher Berater<br />
in der WHFF Exterieurgruppe.<br />
Der Hang zur praktischen <strong>Rinderzucht</strong><br />
führte Stefan Rensing nach<br />
Studium und Promotion der Tierproduktion<br />
in Göttingen 1987 zum westfälischen<br />
Rotbuntverband, wo er nach<br />
der Fusion zur RUW den Bereich der<br />
Öffentlichkeitsarbeit vertrat. So war<br />
er gut vorbereitet im Jahre 2001 eine<br />
Stelle im vit anzutreten, um die ZWS-<br />
Verfahren für die Praxis zu erklären.<br />
Die hohe Dynamik und Komplexität<br />
in der Entwicklung von ZWS-Verfahren<br />
führte damals zu einem großen<br />
Erklärungsbedarf im In- und Ausland.<br />
An dieser Stelle konnte Stefan Rensing<br />
sehr erfolgreich wirken, weil er<br />
die Arbeit mit Sire Analysten, Exporteuren<br />
von Sperma und Landwirten<br />
zum Themenkomplex ZWS aus erster<br />
Hand kannte. Er war der Außenminister,<br />
der das national und international<br />
sehr hohe Ansehen der ‚vit<br />
ZWS‘ voran gebracht hat, aber auch<br />
international im Auftrag der Spermaexportabteilungen<br />
der deutschen<br />
Zuchtverbände die Eigenschaften und<br />
Vorzüge des deutschen ZWS-Systems<br />
erläutert hat. Zudem vertrat er die<br />
deutsche Holsteinzucht in wichtigen<br />
internationalen Gremien wie z. B. als<br />
Wer einmal einen Vortrag<br />
von Dr. Rensing<br />
gehört hat, wird bestätigen<br />
können, dass sein Enthusiasmus<br />
für die <strong>Rinderzucht</strong><br />
und das wichtige Werkzeug ZWS keine<br />
Grenzen kannte und er mit Haut<br />
und Haaren diese Materie gelebt hat.<br />
Davon hat vit aber auch die deutsche<br />
<strong>Rinderzucht</strong> sehr profitiert und deshalb<br />
wurde er anlässlich einer Informationsveranstaltung<br />
über die aktuellen<br />
Änderungen zur ZWS im <strong>April</strong><br />
<strong>2024</strong> gebührend verabschiedet.<br />
Reinhard Reents, vit<br />
RZFutterEffizienz: Mehr Milch aus weniger Futter<br />
Der neue Zuchtwert RZFutterEffizienz beschreibt, wieviel weniger oder mehr<br />
Futter (kg Trockensubstanz) eine Kuh für ihre produktive Leistung im Vergleich<br />
zu der Erwartung frisst. Dabei wird als produktive Leistung nicht ausschließlich<br />
die Milchleistung als ECM (Energie-korrigierte Milch) betrachtet, sondern<br />
auch der Körperzuwachs, der am Ende als Schlachtkörper auch Einnahmen generiert.<br />
Der RZFutterEffizienz bezieht sich auf den Durchschnitt von 3 Laktationen<br />
und repräsentiert daher das produktive Leben der Kuh.<br />
Die Berechnung des zu viel bzw. weniger<br />
als erwartet gefressenen Futtung<br />
sowie aus eigenen Ableitungen<br />
Kennzahlen aus der Fütterungsberaters<br />
erfolgt anhand von geschätzten herangezogen. Angenommen wurde<br />
Zuchtwerten für die Merkmale Trockenmasse-Aufnahme<br />
(DMI), Energie-kor-<br />
kg TS einer TMR für hochleistende Hol-<br />
ein Energiegehalt von 7,0 MJ NEL pro<br />
rigierte Milch (ECM) und Körpergewichtsveränderung<br />
(BWC). Für den kg TS für die Produktion von 1 kg ECM<br />
stein-Kühe. Damit benötigt ein Tier 0,4<br />
geleisteten Output eines Tieres (ECM, bzw. 4,5 kg TS für 1 kg Körperzuwachs.<br />
BWC) wird eine energetische Bewertung<br />
vorgenommen, um diesen in „Futschließend<br />
die Menge an „eingespar-<br />
Durch diese Umrechnung kann anteräquivalente“<br />
bzw. in kg Trockensubstanz<br />
(TS) umzurechnen. Hierfür wurden für den beobachteten Output eines<br />
tem“ oder „zu viel gefressenem“ Futter<br />
Tieres<br />
bestimmt werden. Die Datengrundlage<br />
für die Zuchtwertschätzung Futtereffizienz<br />
bilden 15.000 genotypisierte<br />
Kühe mit phänotypischen Beobachtungen<br />
für DMI, ECM (Milchmenge und<br />
Inhaltsstoffe) sowie Körpergewicht, jeweils<br />
auf Wochenbasis aus 6 Ländern<br />
(USA, Deutschland, Kanada, Dänemark,<br />
Spanien, Schweiz).<br />
Die Erblichkeit für das Merkmal Futtereffizienz<br />
ist moderat bis hoch, da die<br />
drei beteiligten Merkmale DMI, ECM<br />
und BW vergleichsweise hoch erblich<br />
sind. Obwohl der ZW Futtereffizienz auf<br />
einer begrenzten Datenbasis mit 15.000<br />
Kühen beruht, wird dennoch eine Sicherheit<br />
des genomischen Zuchtwerts<br />
von 40 % erreicht.<br />
Für eine effektive Zucht ist neben der<br />
ZW-Sicherheit vor allem die geneti-<br />
Tab. 1: Durchschnittliche Leistungen der 15.000 Tiere mit Beobachtungen für Futteraufnahme, ECM und Körpergewicht.<br />
Anzahl<br />
Ø DMI 305d<br />
Ø DMI/d<br />
Ø ECM 305d<br />
Ø BW 305d<br />
Tiere<br />
(kg TS)<br />
(kg TS)<br />
(kg)<br />
(kg)<br />
1. Laktation 8.718 6.291 20,6 9.762 619<br />
2. Laktation 5.911 7.207 23,6 11.538 684<br />
3. Laktation 3.173 7.432 24,4 11.902 721<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong>
INFOS<br />
aus BRS und vit<br />
sche Streuung relevant. Diese liegt für<br />
Futtereffizienz bei 247 kg DMI je Laktation,<br />
d. h. eine genetische Standardabweichung<br />
entspricht etwa 3,5 % der<br />
Gesamt-Futteraufnahme.<br />
Züchten auf Futtereffizienz<br />
Futtereffizienz ist weitgehend unabhängig<br />
von bisherigen Haupt-Zuchtzielmerkmalen<br />
und damit auch unabhängig<br />
von den Gesamtzuchtwerten RZG<br />
und RZ€ (Tabelle 2). Dies bedeutet auch,<br />
dass in der Vergangenheit zwar der<br />
Output bzw. die Milchleistung der Tiere<br />
deutlich gesteigert wurde, aber offensichtlich<br />
auch in gleichem Maße die Futteraufnahme,<br />
sodass die Futtereffizienz<br />
Tab. 3: Höchste und niedrigste 25 Bullen (10 %) für RFZE innerhalb der TOP-<br />
250 genomisch schwarzbunten Bullen nach RZG. Alle kg-Angaben beziehen<br />
sich auf die Summe aus 3 Laktationen.<br />
MW TOP<br />
10 % RZFE<br />
MW BOTTOM<br />
10 % RZFE<br />
Differenz<br />
TOP-LOW<br />
RZFE 111,2 87,9 23,3<br />
FE (kg) 861 –932 1.793<br />
BW (kg) 4,7 34,9 –30,2<br />
BWC (kg) 3,9 4,7 -0,8<br />
ECM (kg) 2.424 1.669 755<br />
DMI (kg) 126 1.621 1.495<br />
Tab. 2: Zuchtwert-Korrelationen<br />
berechnet für typisierte weibliche<br />
Holstein-Kühe geboren 2021/2022.<br />
Korrelation<br />
Zuchtwert<br />
zu RZFE<br />
RZM –0,07<br />
RZN 0,05<br />
RZR 0,02<br />
RZE –0,11<br />
RZGesund –0,03<br />
RZKm 0,03<br />
RZKd 0,10<br />
RZKälberfit 0,06<br />
RZG 0,02<br />
RZ€ 0,05<br />
im Wesentlichen gleichgeblieben ist.<br />
Nur zu den Körpermaßen (und damit<br />
zum Gewicht) liegt eine leichte bis moderat<br />
negative Korrelation vor. Die Zucht<br />
auf eine höhere Milchleistung hat auch<br />
zu größeren und schwereren Kühen geführt.<br />
Eine große und schwere Kuh gibt<br />
im Durchschnitt mehr Milch als eine<br />
leichtere, benötigt allerdings auch mehr<br />
Erhaltungsbedarf und hat somit einen<br />
höheren unproduktiven Futteraufwand.<br />
Da zwischen der Futtereffizienz und<br />
bisherigen Selektionsmerkmalen bzw.<br />
dem RZG keine Korrelationen vorliegen,<br />
lassen sich auch bei TOP-Bullen nach<br />
RZG große Unterschiede im RZFE finden.<br />
In Tabelle 3 ist dargestellt, wie sich<br />
genetisch effiziente und weniger effiziente<br />
Bullen differenzieren und woraus<br />
sich die Effizienzunterschiede ergeben.<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong><br />
©Dorothee Warder<br />
Zwischen den 10 % TOP-RZFE und 10 %<br />
BOTTOM-RZFE Bullen liegen im Mittel<br />
Zuchtziel integriert werden. Detaillierte<br />
Berechnungen zur Gewichtung des RZFE<br />
23,3 Zuchtwert-Punkte Unterschied, in die Gesamtzuchtwerte sind bisher<br />
welche auf der Naturalskala 1.793 kg<br />
eingespartem Futter entsprechen. Futtereffiziente<br />
Tiere geben ähnlich viel<br />
Milch und haben einen ähnlichen Zuwachs,<br />
sind allerdings etwas kleiner als<br />
weniger effiziente Tiere und benötigen<br />
vor allem deutlich weniger Futter, woraus<br />
sich die Futtereffizienzunterschiede<br />
noch nicht erfolgt, jedoch scheint ein relatives<br />
Gewicht von bis zu 20 % aufgrund<br />
der hohen ökonomischen Bedeutung<br />
gerechtfertigt zu sein. Die effektive Gewichtung<br />
wäre aber aufgrund der noch<br />
begrenzten Sicherheit des RZFE und damit<br />
geringeren Streuung der ZW niedriger<br />
als bei anderen Merkmalen.<br />
ergeben. Perspektivisch wird der RZFE<br />
nach dem Sammeln einiger Erfahrungen<br />
Christin Schmidtmann, vit<br />
mit dem neuen Zuchtwert auch<br />
ins<br />
Kurz zusammengefasst<br />
■ RZFE beruht auf international größter Datengrundlage für individuelle<br />
Futteraufnahme.<br />
■ Sicherheit (40 %) und damit Streuung des RZFE dennoch begrenzt.<br />
■ DEU-ZW FE berücksichtigt Milch und Zuwachs als produktiven Output<br />
und bezieht sich auf Durchschnitt von drei Laktationen, also das gesamte<br />
produktive Leben der Kuh.<br />
■ FE ist genetisch weitgehend unabhängig von bisherigen Zuchtzielmerkmalen<br />
und damit auch von RZG/RZ€.<br />
■ Es gibt deutliche genetische Unterschiede im Merkmal Futtereffizienz, die<br />
es künftig zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit zu nutzen gilt.<br />
■ Eine Berücksichtigung im RZG/RZ€ erfolgt erst nach einiger Zeit der Erfahrungssammlung,<br />
ökonomisch könnte aber eine Gewichtung bis 20 %<br />
im RZ€ gerechtfertigt sein.
INFOS<br />
aus BRS und vit<br />
Praxisvalidierung von Gesundheitsmerkmalen<br />
Seit 2019 stehen Zuchtwerte für direkte Gesundheitsmerkmale<br />
zur Verfügung und ermöglichen damit den<br />
Züchtern die Gesundheit ihrer Milchrinderherden genetisch<br />
zu verbessern oder einzelne Gesundheitsprobleme<br />
in der Herde gezielt zu bearbeiten.<br />
Die regelmäßig durchgeführte „Praxisvalidierung“ genomischer<br />
Zuchtwerte bestätigte bereits in der Vergangenheit<br />
für Gesundheitsmerkmale wie Mastitis oder Mortellaro,<br />
dass die genomischen Zuchtwerte verlässliche Vorausschätzer<br />
für phänotypische Leistungen, d. h. die Krankheitsinzidenzen<br />
der Tiere, in der 1. Laktation sind.<br />
Mittlerweile ist die Praxisvalidierung, dank ausreichender<br />
Datenverfügbarkeit, auch für direkte Gesundheitsmerkmale<br />
in der 2. Laktation möglich. Damit können nun auch Merkmale<br />
aus dem Bereich Stoffwechsel- und Reproduktionsgesundheit<br />
analysiert werden, bei denen es in der 1. Laktation<br />
kaum phänotypische Unterschiede gibt.<br />
Für die Praxisvalidierung werden frühe, rein-genomische<br />
Zuchtwerte von Jungtieren ohne eigene Phänotypen (Datenstand<br />
ZWS Dezember 2020) mit den tatsächlichen, späteren<br />
Krankheitsinzidenzen der Tiere in der 2. Laktation (Datenstand<br />
ZWS <strong>April</strong> <strong>2024</strong>) verglichen.<br />
Tab 1. Mittlere Krankheitsinzidenzen (in %) für die 25 %<br />
Tiere mit den höchsten rein-genomischen Zuchtwerten<br />
und für die 25 % Tiere mit den geringsten Zuchtwerten in<br />
der 2. Laktation.<br />
RZMetabol<br />
Milchfiebeverlagerung<br />
Labmagen-<br />
Ketose<br />
Höchste ZW 1,1 0,2 1,4<br />
Geringste ZW 1,3 1,8 3,2<br />
Differenz 0,2 1,6 1,8<br />
RZRepro<br />
Ovar. Nachgeburtsverhaltung<br />
Zysten<br />
Ketose<br />
Höchste ZW 12,3 2,4 5,8<br />
Geringste ZW 19,6 4,7 10,2<br />
Differenz 7,3 2,3 4,4<br />
die Zuchtwertindices jeweils aus 3 Einzelerkrankungen zusammensetzen.<br />
Damit gelten die in Abbildung 1 und 2 dargestellten<br />
Effekte genauso für die zwei weiteren Merkmale<br />
(Tabelle 1).<br />
Die Auswertungen zur Stoffwechselgesundheit zeigen deutlich,<br />
dass die 25 % Tiere mit den höchsten rein-genomischen<br />
Zuchtwerten RZMetabol eine nur halb so hohe Krankheitsrate<br />
für Ketose aufweisen wie die Tiere mit den geringsten<br />
genomischen Zuchtwerten (Abbildung 1). Ein ähnliches Bild<br />
ergibt sich für die Reproduktionsgesundheit. Auch hier ist<br />
die Krankheitsrate für Metritis bei den Tieren mit hohen<br />
rein-genomischen Zuchtwerten für RZRepro deutlich geringer<br />
als bei der Tiergruppe mit den geringsten Zuchtwerten.<br />
Dabei ist zu beachten, dass bei den Merkmalen Ketose<br />
und Metritis keine 1-zu-1 Beziehung zu den veröffentlichten<br />
Zuchtwerten RZMetabol bzw. RZRepro vorliegt, da sich<br />
Es bleibt festzuhalten, dass rein-genomische Zuchtwerte<br />
auch für die Gesundheitsmerkmale gute Vorausschätzer für<br />
die späteren tatsächlichen Unterschiede in den Leistungen<br />
der Tiere sind.<br />
Christin Schmidtmann, vit<br />
Informationen zur Auktionsvermarktung<br />
von Holsteins finden Sie regelmäßig auf<br />
www.richtigzüchten.de.<br />
Weitere<br />
Infos<br />
Abb. 1. „Praxisvalidierung“ - Zusammenhang von rein-genomischen<br />
Zuchtwerten für RZMetabol und tatsächlicher<br />
Inzidenz von Ketose in der 2. Laktation.<br />
Abb. 2. „Praxisvalidierung“ - Zusammenhang von rein-genomischen<br />
Zuchtwerten für RZRepro und tatsächlicher<br />
Inzidenz von Metritis in der 2. Laktation.<br />
RZMetabol<br />
110<br />
108<br />
106<br />
104<br />
102<br />
100<br />
98<br />
96<br />
94<br />
92<br />
90<br />
N = 37.517 Tiere ØRZMetabol = 104 ØKetose 2. Laktation = 2 %<br />
3,5<br />
3,2<br />
2,0<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
97,2 102,5 105,7 109,8<br />
1,0<br />
untere 25 % 25–49 % 50–74 % obere 25 %<br />
1,6<br />
1,4<br />
Phänotypischer Mittelwert (%)<br />
ØRZRepro<br />
110<br />
108<br />
106<br />
104<br />
102<br />
100<br />
98<br />
96<br />
94<br />
92<br />
90<br />
N = 33.412 Tiere ØRZRepro = 103 ØMetritis 2. Laktation = 7,9 %<br />
12<br />
10,2<br />
8,9<br />
97,2 101,7 104,6 108,6<br />
2<br />
untere 25 % 25–49 % 50–74 % obere 25 %<br />
6,8<br />
5,8<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
Phänotypischer Mittelwert (%)<br />
RZMetabol<br />
Ketose<br />
RZRepro<br />
97,2<br />
Metritis<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong>
INFOS<br />
aus BRS und vit<br />
Milchleistung der Herdbuchkühe im<br />
Kontrolljahr 2022/2023<br />
Im zurückliegenden Kontrolljahr 2022/23 lag die Durchschnittsleistung der Holstein-Kühe aus<br />
Herdbuchbetrieben bei 10.370 kg Milch, ein Plus von 268 kg Milch gegenüber dem Vorjahr. Zusätzlich<br />
verbesserte sich auch der Fett- und Eiweißgehalt der Milch, sodass die Menge an Fett<br />
und Eiweiß um 27 kg auf insgesamt 777 kg anstieg. Die Leistung der Red Holsteins entwickelte<br />
sich ähnlich positiv und verbesserte sich um 236 kg auf 9.612 kg Durchschnittsleistung bei<br />
ebenfalls leicht höheren Inhaltsstoffen.<br />
©Dorothee Warder<br />
Mit 11.121 kg Milch pro Kuh ist die Osnabrücker Herdbuch<br />
eG die Zuchtorganisation mit der höchsten durchschnittlichen<br />
Milchleistung. Bei den Rotbunten stehen die Kühe mit<br />
den höchsten Durchschnittsleistungen (10.252 kg) im Gebiet<br />
der RinderAllianz. Leider nahm die Zahl der Herdbuchbetriebe<br />
einmal mehr um 444 Betriebe ab, was einem Minus von<br />
–3,3 % entspricht. Der Rückgang der Herdbuchkuhzahlen fällt<br />
mit –33.229 etwas geringer aus als im vergangenen Jahr.<br />
Vierte Kuh erreicht 200.000 kg Marke in Deutschland<br />
Die höchste Lebensleistung erzielte im vergangenen Kontrolljahr<br />
mit 197.580 kg Milch die Kuh Melona (s. Foto) vom Betrieb<br />
Baumann GbR in Oldendorf (VOST). Die Minister-Tochter erreichte<br />
nun kürzlich als vierte Kuh in Deutschland eine Lebensleistung<br />
von 200.000 kg. Bei den Red Holsteins steht die<br />
Achtung-Tochter Havanna vom Betrieb Jörg Gansewendt aus<br />
Bokelholm (RSH) mit 190.761 kg an der Spitze. Wir gratulieren<br />
allen gelisteten Betrieben zu den hervorragenden Ergebnissen<br />
und Tierleistungen. Sie spiegeln das Know-How und das hohe<br />
Tierwohl in den Betrieben wider.<br />
Anke Rolfes, BRS<br />
Die Toplisten<br />
finden Sie hier<br />
Umstellung der Basisabschreibung von<br />
jährlich auf 3 × jährlich<br />
■ Die Basis für alle Zuchtwerte (±0 bzw. RZW 100) bilden<br />
die 4–6 Jahre alten Kühe mit Eigenleistung im<br />
jeweiligen Merkmal in der ZWS.<br />
■ Basis und Auswirkung der Basisanpassung beruhen<br />
auf rein konventionellen Kuh-Zuchtwerten.<br />
■ Bisher: Aktualisierung der Basis 1×/Jahr mit der<br />
<strong>April</strong>-ZWS.<br />
■ z. B. Basis 2023: Kühe geboren 01-2017 bis 12-2019<br />
■ Durch genomische Selektion Verdopplung des<br />
Zuchtfortschritts und damit jetzt 1x jährlich große<br />
Basisabschreibung.<br />
■ Künftig Basisanpassung bei jeder Hauptveröffentlichung<br />
(<strong>April</strong>, August, Dezember: 3x jährlich)<br />
■ Verschiebung der Kuh-Basispopulation jeweils um<br />
4 Geburtsmonate:<br />
- Basis 04-<strong>2024</strong>: Kühe geb. 01-2018 bis 12-2020<br />
- Basis 08-<strong>2024</strong>: Kühe geb. 05-2018 bis 04-2021<br />
■ Auswirkung: Künftig bei jeder Hauptveröffentlichung<br />
etwa 1/3 der bisherigen jährlichen Basisanpassung.<br />
■ Die Summe der 3×-jährlichen Anpassungen wird der<br />
vorherigen jährlichen Abschreibung entsprechen.<br />
vit Verden<br />
Entwicklung der Hornlospopulation<br />
in Deutschland<br />
Die Zucht auf die genetische Hornlosigkeit der Holsteins<br />
in Deutschland wird vor dem Hintergrund des politischen<br />
und gesellschaftlichen Drucks immer bedeutender.<br />
Mit der Überarbeitung des Tierschutzgesetzes deutet sich<br />
eine Betäubungspflicht beim Enthornen an, die damit zusätzliche<br />
Tierarzt- und Arbeitskosten auf den Betrieben verursachen<br />
wird. Aber auch aus arbeitswirtschaftlicher und<br />
Tierwohlsicht ist eine Zucht auf genetische Hornlosigkeit<br />
sinnvoll. Nachdem auf vielen Betrieben die ersten Hornlosbullen<br />
nicht die erhoffte Qualität brachten, war der Einsatz<br />
hornloser Vererber über einige Jahre etwas verhaltener.<br />
Die verbesserte genetische Qualität der Vererber der vergangenen<br />
Jahre und das dadurch gestiegene Vertrauen in die<br />
Hornloszucht zeigen eine deutlich positive Entwicklung im Anteil<br />
der Hornlos-Tiere. Im jüngsten Geburtsjahrgang 2023 der<br />
genomisch untersuchten Weiblichen aus Herdentypisierung<br />
liegt der Anteil der hornlosen Tiere (PP+Pp) für Schwarzbunte<br />
bei inzwischen 21 % (davon 2,7 % PP) und für Rotbunte sogar<br />
bei 48 % (davon 9,0 % PP).<br />
Anke Rolfes, BRS<br />
Bundesverband Rind und Schwein e.V. (BRS)<br />
Adenauerallee 174 | 53113 Bonn<br />
info@rind-schwein.de | www.rind-schwein.de<br />
Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V.<br />
Heinrich-Schröder-Weg 1 | 27283 Verden<br />
info@vit.de | www.vit.de<br />
<strong>April</strong> 2023
Die Erfolgsstrategie<br />
Zuchtfortschritt als<br />
Wirtschaftsfaktor<br />
Die Wirtschaftlichkeit in der Milchrinderhaltung wird<br />
entscheidend von der Qualität des Betriebsmanagements<br />
bestimmt. Schaut man sich die Betriebsauswertungen<br />
der Beratungsorganisationen oder die<br />
Berichte der MASTERRIND-Benchmark-Gruppen<br />
an, gibt es nach wie vor große Unterschiede. In vielen<br />
Betrieben werden die vorliegenden Daten aus<br />
der Leistungsprüfung, den Fruchtbarkeits- oder Gesundheitsergebnissen<br />
sowie den fütterungsbestimmenden<br />
Faktoren nicht konsequent genutzt. Was<br />
viele Entscheider darüber hinaus ebenfalls immer<br />
noch unterschätzen, ist der Einfluss der Genetik auf<br />
den Betriebserfolg. Die Meinung, dass die Leistung<br />
doch in jedem Tier drinstecke, ist mehr oder weniger<br />
eine Mär, die in Betrieben mit konsequenter Nutzung<br />
der Herdetypisierungsdaten eindeutig widerlegt ist.<br />
Rust Holsteins – alles auf Wirtschaftlichkeit<br />
ausgerichtet<br />
Der Zuchtbetrieb Rust Holsteins gehört zu den absoluten<br />
Spitzenbetrieben im MASTERRIND-Gebiet.<br />
Der züchterische Part und somit der Einsatz<br />
verfügbarer Genetik ist ein fester Bestandteil des<br />
Herdenmanagements, mit dem zielgerichtet und<br />
konsequent die Wirtschaftlichkeit und Effizienz vorangetrieben<br />
wird. Der Betrieb liegt in Anemolter/<br />
Stolzenau im Landkreis Nienburg 70 km südlich<br />
von Bremen. Torsten Rust der die Zucht- und die<br />
Milchproduktion der Holsteins verantwortet, führt<br />
das Unternehmen als Familienbetrieb. Aktuell werden<br />
auf 200 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche 260<br />
Holsteins gemolken, 300 weibliche Tiere gehalten<br />
und jährlich 40 Bullen aufgezogen. Rund 250 Embryonen<br />
werden pro Jahr auf eigene Rinder und<br />
Kühe, bei Partnerbetrieben oder auf Trägertiere der<br />
ET-Stationen in Nückel übertragen.<br />
Mit dem Start der Herdentypisierung in 2010 werden<br />
die genomischen Informationen der gesamten Herden<br />
konsequent analysiert, sodass die Zuchtwerte<br />
260 Holsteinkühe werden auf dem Betrieb von Rust Holsteins<br />
gemolken.<br />
der Einzeltiere schon kurz nach der Geburt vorliegen<br />
und die Grundlage für eine zielgerichtete Selektion<br />
innerhalb der Herde bieten. Die Herdenleistung<br />
hat sich von 10.400 Mkg bei 3,7% F und 3,3% E in<br />
2011 auf einen gleitenden Schnitt von aktuell 12.850<br />
Mkg, 4,18% F und 3,60% Ein 2023 gesteigert. Bemerkenswert<br />
dabei ist, dass der Betrieb Rust sehr<br />
einfach und kostenorientiert füttert. So beträgt die<br />
Grundfutterleistung aus Grob- und Saftfutter stolze<br />
8.226 Mkg, da neben der hervorragenden Grundfutterqualität<br />
lediglich knapp 180 g Kraftfutter je kg<br />
erzeugter Milch eingesetzt werden. Die Lebensleistung<br />
der abgehenden Kühe erreicht 40.000 Mkg und<br />
die Lebenstags-Leistung misst 19,5 Mkg.<br />
Auf die Frage, worin die Vorteile der Nutzung der<br />
Zuchtwerte von Einzeltieren liegen, präsentiert Torsten<br />
Rust die Ergebnisse des Betriebs in Verbindung<br />
mit den Auswertungen der genotypischen Zuchtwerten<br />
und den phänotypischen Ergebnissen aus dem<br />
vit in Verden. Zwischen dem unteren und dem besten<br />
Viertel in den Zuchtwerten für Milch-kg beträgt der<br />
Unterschied in der tatsächlich erbrachten Milchleistung<br />
der Erstlaktierenden 2.688 kg. Auch wenn man<br />
sich die Fett- und Eiweißprozente betrachtet, sind<br />
50 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
große Unterschiede (bei Fett +0,9 %-Punkte und bei<br />
Eiweiß 0,4 %-Punkte) zwischen der untersten und<br />
obersten Klasse zu erkennen. Je nach Molkerei sind<br />
so gute Milchpreissteigerungen realisierbar. Klar ist,<br />
dass die leistungsstärkeren Färsen meist nicht zeitgleich<br />
die höheren Inhaltsstoffe haben. Aber: Sortiert<br />
man die Zuchtwerte nach Fett- bzw. Eiweiß kg<br />
(Milchmenge x Inhaltsstoffe in %) lassen sich auch<br />
hier deutliche Unterschiede erkennen. Das beste<br />
Viertel hat in der ersten Laktation knapp 100 kg Fett<br />
bzw. fast 80 kg Eiweiß mehr produziert.<br />
Die gleichen Vorteile ergeben sich in den Gesundheits-<br />
oder Fruchtbarkeitsmerkmalen. Bei Tieren<br />
des oberen Viertels der genomischen Zuchtwerte<br />
sind die Zellzahlen lediglich auf dem halben Niveau,<br />
Mastitis lässt sich quasi nicht feststellen. Geburtskomplikationen<br />
und Todgeburten lassen sich auf<br />
Einzelvorkommnisse reduzieren, die Mortellaro-Inzidenz<br />
liegt deutlich unter dem Durchschnitt aller<br />
Vergleichstiere. Torsten Rust ist sich sicher, dass<br />
bei jedem anderen Betrieb, der die genomischen<br />
Zuchtwerte seiner Herde mit den phänotypischen<br />
Leistungen der Tiere vergleichen wird, sehr ähnliche<br />
Ergebnisse herauskommen werden.<br />
Klare Ziele, klare Erfolgsstrategie<br />
Im Hinblick auf die Auswahl der Betriebsstrategie<br />
verweist Torsten Rust auf grundlegende Überlegungen,<br />
die je nach Betriebssituation erfolgreich<br />
umgesetzt werden können. Des Weiteren hängt die<br />
Strategie davon ab, ob der Betrieb sich mehr oder<br />
weniger aktiv und intensiv züchterisch ausrichten<br />
Follow-Me (V. Foreman) ist nur einer der erfolgreichen Bullen von<br />
Rust Holsteins.<br />
will oder die reine Milchproduktion im Fokus steht.<br />
Die möglichen Strategien gliedert Rust, wie in Tabelle<br />
1 dargestellt.<br />
Neben der Optimierung der reinen Produktionszahlen<br />
verfolgt Rust Holsteins das Ziel, zusätzliche Einnahmen<br />
über den Verkauf von genetisch hochstehenden<br />
männlichen und weiblichen Zuchtrindern zu<br />
generieren, die sowohl für Zuchtprogramme sowie<br />
Einzelzüchter interessant sind. Das erfordert „Know<br />
How“, eine klare Zielsetzung, die konsequente Nutzung<br />
verfügbarer Daten und Technologien sowie<br />
ein Quäntchen Glück. Bei Rust Holsteins erfolgt<br />
die Zucht rein auf Basis genomischer Zuchtwertezahlen-<br />
und datenbasiert. 20 männliche Kandidaten<br />
konnten dabei in den vergangenen 12 Jahren<br />
an MASTERRIND, bzw. heute an SYNETICS oder<br />
Tabelle 1:<br />
Mögliche Anpaarungsstrategien für die züchterische Ausrichtung<br />
nach Torsten Rust<br />
Strategie Vorteile Nachteile<br />
Besamung mit den höchsten<br />
und besten konventionellen<br />
Bullen<br />
Besamung mit gesextem<br />
Sperma und Fleischrassen<br />
Embryotransfer<br />
Zukauf von Spitzengenetik<br />
und daraus ET<br />
Günstig, überschüssige Färsen<br />
können vermarktet werden<br />
Kuhkälber aus guten Kühen, leichtere<br />
Geburten, höhere Erlöse der<br />
Kreuzungstiere<br />
Höchster Zuchtfortschritt, Vermehrung<br />
von Spitzentieren, Behandlung von<br />
Problemtieren!<br />
Schnellster Weg voranzukommen,<br />
Einstieg in sehr gute Kuhfamilien,<br />
Vermarktung von Zuchttieren<br />
dauert sehr lange, weil 50%<br />
Mastkälber aus guten Kühen<br />
Genomtypisierung Voraussetzung,<br />
gesextes Sperma nur bei guten<br />
Reprozahlen<br />
gute Grundlage sollte vorhanden sein,<br />
zeitintensiv!<br />
hohes Risiko und zeitintensiv ohne<br />
Partner, erfordert gute Vernetzung<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 51
andere Stationen verkauft werden. Aktuell sind bei<br />
MASTERRIND TOP-Bullen wie Follow-Me, Cadillac,<br />
Rayban P und der bereits töchtergerpüfte Babylon<br />
erhältlich, um nur einige zu nennen. Darüber hinaus<br />
veräußerte der Betrieb in den vergangenen fünf<br />
Jahren ca. 150 Deckbullen über MASTERRIND im<br />
In- und Ausland. Zusätzlich wurden exzellente weibliche<br />
Tiere auf Eliteauktionen verkauft oder entsprechend<br />
eingekauft, um neue genetische Grundlagen<br />
in die Herde und in die Zuchtstrategie zu integrieren.<br />
Das Ziel besteht immer darin, den Zuchtfortschritt<br />
zu erhöhen und genetische Ausprägungen zu implementieren.<br />
Da genomische Zuchtwerte bei Torsten Rust großes<br />
Vertrauen genießen, ist das Zuchtziel klar auf RZG<br />
und RZ€ ausgerichtet. Dementsprechend werden<br />
die Anpaarungskandidaten in Kombination mit den<br />
Fitnessmerkmalen auf diesen Hauptskalen ausgerichtet.<br />
Das alte Gesetz „Der Bulle ist die halbe<br />
Herde“ ist auch für Torsten die Basis der Anpaarung.<br />
Innerhalb der Herde ist die Selektion abhängig<br />
von der Remontierungsrate, dem Erstkalbealter<br />
und dem Einsatz von gesexten Rindersamen. Die<br />
Kriterien der Tiere, die die Herde über den Verkauf<br />
verlassen oder als Trägertiere genutzt werden, sind<br />
nachfolgend in Tabelle 2 aufgeführt und werden<br />
über NETRINDgenom identifiziert.<br />
Darüber hinaus werden die schwächsten Kühe<br />
ab der 3. Laktation mit Fleischrassebullen besamt<br />
oder als Trägertiere genutzt. Im Gegensatz dazu<br />
erfolgt die individuelle Anpaarung der genetisch<br />
besten Tiere mit gesextem Sperma von absoluten<br />
Tabelle 2:<br />
Leistungskriterien für das<br />
Aussortieren von Tieren, die<br />
nicht den Ansprüchen genügen<br />
Merkmale<br />
RZG < 140<br />
RZ€ < 1.500<br />
Milchmenge<br />
< 1.200 kg<br />
Leistung (RZM) < 130<br />
Nutzungsdauer (RZN) < 115<br />
Fundamentzuchtwert < 105<br />
Zellzahl (RZS) < 110<br />
Fruchtbarkeit (RZR) < 110<br />
TOP-Bullen nach RZG. Um den Zuchtfortschritt in<br />
der Herde zu beschleunigen, werden die genomisch<br />
höchsten Jungrinder über Embryotransfer vermehrt.<br />
In Kooperation mit MASTERRIND/SYNETICS erfolgt<br />
die Produktion der Embryonen auf der Station<br />
in Nückel, auf der aktuell dreizehn Jungrinder über<br />
In Vitro Produktion und Spülungen genutzt werden.<br />
Durch diese Maßnahme generiert Rust Holsteins<br />
automatisch Spitzen-Kandidaten für den Verkauf<br />
von wertvollen männlichen und weiblichen Verkaufstieren<br />
und die breitere Vermehrung der Spitzengenetik<br />
für zukünftige Maßnahmen in der eigenen<br />
Herde. Darüber hinaus bietet die Teilnahme am<br />
Zuchtprogramm den Zugriff auf besonders neue<br />
und interessante Bullen, die nur in der Spitzenzucht<br />
eingesetzt werden.<br />
Wo steht Rust Holsteins züchterisch?<br />
Als Benchmark bietet das Reporting-Angebot NET-<br />
RINDgenom vom vit den Vergleich mit dem Durchschnitt,<br />
den TOP-25- und den TOP-10-Betrieben,<br />
deren Daten über die Herdentypisierung erfasst<br />
werden. Somit ist in einem rollenden Vergleich die<br />
eigene Entwicklung über den Trend der Zuchtwerte<br />
sehr gut nachzuvollziehen. Torsten Rust leitet daraus<br />
Konsequenzen und Maßnahmen ab, die sich<br />
dann in der Gesamtstrategie des Betriebes widerspiegeln.<br />
Wie in Tabelle 3 zu sehen ist, lassen sich<br />
die Benefits und die exzellenten Zuchtfortschritte in<br />
den wesentlichen wirtschaftlichen Zuchtwertmerkmalen<br />
identifizieren, aber eben auch sehr schön die<br />
„To Do‘s“, mit Körper, Melkbarkeit und Kälberfitness<br />
in denen Potentiale schlummern, die die monetären<br />
Ergebnisse weiter verbessern können.<br />
In der Gesamtkonstellation des Vergleichs ist festzustellen,<br />
dass der Betrieb sich auf hohem Niveau<br />
befindet und die Strategie der konsequenten Nutzung<br />
und Verknüpfung der züchterischen (genomische<br />
Zuchtwerte aus der Herdentypisierung) und<br />
betriebswirtschaftlichen Informationen des Betriebes<br />
enorme Fortschritte generiert und weiterhin erwarten<br />
lässt.<br />
Fazit<br />
Zusammenfassend stellt Torsten Rust fest, dass<br />
der Einsatz bester Genetik das Produktionsniveau<br />
gemessen in RZG und RZ€ weiter verbessern<br />
wird. Trotz sogenannter Indexzucht verbessert sich<br />
gleichzeitig das Exterieur seiner Herde. Mit dem<br />
52 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Tabelle 3:<br />
Betriebsvergleich der Zuchtwert Rust Holstein mit TOP 10<br />
von NETRINDgenom<br />
für aktive Kühe Rasse 1-Sbt<br />
für Jungrinder Rasse 1-Sbt<br />
Betrieb TOP 10 Differenz Betrieb TOP 10 Differenz<br />
RZG 129 123 6 RZG 140 132 8<br />
RZ€ 1.207 1000 207 RZ€ 1.689 1.341 348<br />
RZM 123 119 4 RZM 132 125 7<br />
Mkg 822 634 188 Mkg 1.077 773 304<br />
F% 0,04 0,05 -0,01 F% 0,09 0,12 -0,03<br />
Fkg 37 30 7 Fkg 52 43 9<br />
E% 0,02 0,02 0 E% 0,01 0,04 -0,03<br />
Ekg 30 24 6 Ekg 38 30 8<br />
RZS 110 108 2 RZS 111 110 1<br />
RZN 112 110 2 RZN 114 112 2<br />
RZKm 106 105 1 RZKm 109 108 1<br />
RZR 105 104 1 RZR 107 106 1<br />
RZE 111 108 3 RZE 116 113 3<br />
Körper 100 101 -1 Körper 104 103 1<br />
Fundament 105 105 0 Fundament 109 108 1<br />
Euter 110 106 4 Euter 111 109 2<br />
Melkbarkeit 97 99 -2 Melkbarkeit 100 99 0<br />
Gesundheit 112 110 2 Gesundheit 115 113 2<br />
RZEuterfit 105 105 0 RZEuterfit 107 105 2<br />
RZKlaue 106 105 1 RZKlaue 107 106 1<br />
RZMetabol 106 105 1 RZMetabol 107 106 1<br />
RZRepro 106 105 1 RZRepro 108 107 1<br />
RZPersistenz 108 106 2 RZPersistenz 108 106 2<br />
Kälberfitness 101 103 -2 Kälberfitness 102 103 -1<br />
Anzahl Tiere 255 24.318 Anzahl Tiere 262 39.440<br />
entsprechenden Augenmerk auf Merkmale, die lediglich<br />
im Durchschnitt der Vergleichsbetriebe oder<br />
leicht darunter liegen, werden auch diese Bereiche<br />
Fortschritte oder eine Stabilisierung erreichen. Insgesamt<br />
gesehen wird die komplette Herde auch im<br />
Hinblick auf Gesundheit, Fitness und Robustheit<br />
deutliche Fortschritte erzielen. Damit steigt gleichzeitig<br />
die Effizienz des gesamten Produktionsverfahrens<br />
im Hinblick auf die Ökonomie, den Ressourcenschutz<br />
und den CO2-Fußabruck.<br />
Abschließend gibt er mit auf den Weg: Je professioneller<br />
das Management der Herde ist, desto<br />
mehr wird die Genetik zukünftig den Unterschied<br />
zwischen den Betrieben machen. Zwar kann intensives<br />
Management nicht durch Zucht ersetzt werden,<br />
aber Zuchtfortschritt ist ein wichtiger Faktor für<br />
Wirtschaftlichkeit!<br />
Familie Rust Foto: Christian Schwier<br />
Ralf Strassemeyer<br />
Geschäftsführer MASTERRIND<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 53
1 Jahr SYNETICS<br />
Ein erstes<br />
Resümee<br />
Die Zeit rennt, wer kennt das nicht? SYNETICS besteht<br />
als gemeinsame Tochter von MASTERRIND<br />
und INNOVAL nunmehr seit einem Jahr. Ein guter<br />
Zeitpunkt, um einen Blick in die einzelnen Unternehmensbereiche<br />
zu werfen, ein erstes Resümee<br />
zu ziehen und die Frage, „Was sind die Zugewinne<br />
der Landwirte?“, zu stellen.<br />
Dr. Josef Pott (CEO SY-<br />
NETICS): Was sind für<br />
dich die klaren Stärken<br />
von SYNETICS und wofür<br />
steht dessen Unternehmenskultur?<br />
Josef: Durch SYNETICS<br />
ist ein international wettbewerbsfähiges<br />
Unternehmen entstanden, das<br />
durch die Kombination verschiedener Talente und<br />
bewährter Herangehensweisen aus Frankreich<br />
und Deutschland maßgeschneiderte Produkte und<br />
Dienstleistungen entwickelt. Mithilfe dieser verbessern<br />
wir die Wirtschaftlichkeit der Rinderhaltung<br />
und werden unserer sozialen Verantwortung gerecht.<br />
Die Unternehmenskultur von SYNETICS zeichnet<br />
sich durch ihre Offenheit, Internationalität und vor<br />
allem Bodenständigkeit unserer motivierten<br />
Kollegen aus.<br />
ausgewirkt. Wir sehen die ersten Synergieeffekte<br />
vor allem in den zahlreichen Bestellungen seitens<br />
des Exports. Produktionstechnisch haben wir sowohl<br />
in der Anzahl der produzierten Pailletten im<br />
konventionellen Labor als auch im Sexing-Labor ein<br />
deutliches Plus verzeichnen können.<br />
Zwar haben wir im Bereich der Labore noch keine<br />
Harmonisierung der Arbeitsprozesse auf deutscher<br />
und französischer Seite vornehmen können, dennoch<br />
ist die Zusammenarbeit mit den französischen<br />
Kollegen ein wahrer Gewinn für uns. Ihre Professionalität<br />
und ihr “Know-How“ steht dem unseren in<br />
nichts nach.<br />
Rolf Oorlog (Teamleiter<br />
der deutschen Sire Analysten):<br />
Rolf, beschreibe<br />
einmal, was sich am<br />
Zuchtprogramm verändert<br />
hat. Und inwiefern<br />
haben die Betriebe in der<br />
Praxis davon profitieren?<br />
Rolf: Im Rahmen des SYNETICS-Zuchtprogramms<br />
ist die Selektion nun deutlich vielfältiger geworden,<br />
da unser gesamtes Portfolio an männlichen und<br />
weiblichen Tieren auf verschiedenen internationalen<br />
Dr. Stéphane Alkabes<br />
(Bereichsleitung<br />
Produktion):<br />
Stéphane,<br />
wie hat sich die<br />
Entstehung von<br />
SYNETICS auf die<br />
Spermaproduktion<br />
ausgewirkt und was haben wir in den<br />
Verfahren voneinander lernen können?<br />
Stéphane: Die Gründung von SYNETICS<br />
hat sich positiv auf die Produktion in Verden<br />
Die Zusammenarbeit mit den französischen SYNETICS-Kollegen ist ein wahrer<br />
Gewinn.<br />
54 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Zuchtwertbasen selektiert und angepaart<br />
wird.<br />
Unsere produzierenden Betriebe haben<br />
einen ganz direkten und effektiven Nutzen<br />
daraus, denn die Qualität der Besamungsbullen<br />
steigt nochmals und es<br />
können mehr Blutalternativen genutzt<br />
werden, die helfen, der Inzucht entgegenzuwirken.<br />
Außerdem profitieren gerade<br />
die deutschen Landwirte durch die<br />
große Vielfalt an Fleischrinderbullen für<br />
den Reinzucht- und Beef on Dairy-Bereich<br />
vom SYNETICS-Zuchtprogramm.<br />
Und wie steht es für die Züchter die aktiv<br />
am Zuchtprogramm beteiligt sind?<br />
Rolf: Gut, dass du es ansprichst! Diese<br />
haben nun die Möglichkeit, ihre Bullenmütter<br />
auf verschiedenen Zuchtwertbasen<br />
anzubieten und somit weitere Vermarktungswege<br />
für ihre TOP-Genetik.<br />
Dies gilt sowohl für die weiblichen als<br />
auch die männlichen Kälber.<br />
sich dieses vom Wettbewerb<br />
ab?<br />
Stefan<br />
Kallaß<br />
(Produktmanager):<br />
Wo liegen<br />
deiner<br />
Meinung<br />
nach die Stärken<br />
des SYNETICS-Produktportfolios<br />
und wie hebt<br />
Stefan: Was direkt auffällt, sind die Stärken des SY-<br />
NETICS-Portfolios, das in seiner Breite einzigartig<br />
ist. Im Zuchtprogramm der Holsteinkühe können wir<br />
auf zwei verschiedene Populationen zurückgreifen<br />
und sind somit in der Lage, Bullen für ganz unterschiedliche<br />
Märkte und Kundenwünsche zu kreieren.<br />
Im Bereich der Fleischrinder verfügen wir über eine<br />
einzigartige Rassevielfalt, die sowohl den Rasseansprüchen<br />
der Rein- als auch Kreuzungszucht wie<br />
beispielsweise Beef on Dairy gerecht wird. Für den<br />
deutschen Markt noch neu, jedoch trotzdem ein tolles<br />
neues Angebot ist, dass auch ziegenhaltende<br />
Betriebe bei uns ihre passende Ziegengenetik finden<br />
werden.<br />
Und was ist nicht so offensichtlich?<br />
Viele internationale Kunden zeigten sich von der Präsentation der SYNETICS-Bullen im<br />
Rahmen der Schau der Besten beeindruckt.<br />
Stefan: Was weniger offenkundig, aber enorm wichtig<br />
für unser Produktportfolio ist, sind unsere engagierten<br />
Kollegen dahinter. Sie schaffen es stets das<br />
Angebot den herrschenden Marktentwicklungen anzupassen<br />
und vor allem, Marktbedürfnisse frühzeitig<br />
zu erkennen und darauf rechtzeitig zu reagieren.<br />
was sind aktuelle Forschungsprojekte?<br />
Dr. Saskia Meier (Bereichsleitung<br />
Research<br />
& Development): Saskia,<br />
was können wir uns unter<br />
dem Bereich Research<br />
& Development von<br />
SYNETICS vorstellen und<br />
Saskia: Wir arbeiten an der Forschung und Entwicklung<br />
für Themen der Genetik, Andrologie und<br />
Biotechnologie sowie der Embryologie. Unsere Arbeit<br />
ist projektweise organisiert und erfolgt in enger<br />
Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Produktion<br />
und dem Marketing. Die ständige Verbesserung<br />
der Qualität unserer Produkte ist ein Schwerpunkt<br />
unserer Arbeit. Wir sind stets damit beschäftigt,<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 55
die Befruchtungsfähigkeit unserer<br />
Produkte zu verbessern und akkurater<br />
vorherzusagen. Ein starker<br />
Fokus liegt dabei auf dem gesexten<br />
Sperma, das einer stetig steigenden<br />
Nachfrage unterliegt, aber zugleich<br />
auch die Verbesserung der Befruchtungsergebnisse<br />
von Fleischrindbullen,<br />
die im Beef on Dairy-Segment<br />
immer bedeutender werden.<br />
Andererseits wollen wir Ansätze für<br />
bisher ungelöste Probleme wie dem<br />
Auftreten der Spastischen Parese<br />
oder das bessere Management der<br />
genetischen Diversität in Reinzuchtpopulationen<br />
wie unseren Holsteins<br />
liefern.<br />
Unsere Forschungsansätze orientieren<br />
sich stark an den aktuellen Trends in der Zucht,<br />
wie die Entwicklung von Zuchtwerten für neue Merkmale,<br />
allerdings möchten wir uns auch am Markt differenzieren<br />
können mit Innovationen, die einzigartig<br />
für unser Unternehmen sind.<br />
Almut<br />
Hertz-Kleptow<br />
(Geschäftsführung<br />
SY-<br />
NETICS Export SAS):<br />
Almut, was für einen<br />
Mehrwert sehen die internationalen<br />
Kunden in<br />
SYNETICS und welche<br />
Märkte sind neben unseren<br />
heimischen Märkten die der Zukunft?<br />
Almut: Unsere Kunden in mehr als 80 Ländern haben<br />
länderspezifische Anforderungen an genetische<br />
Produkte. Sie sehen den Mehrwert von SYNETICS<br />
darin, dass wir ihnen mit unserem engagierten Exportteam<br />
eine breite Palette an genetischen Lösungen<br />
anbieten können, die in dem genossenschaftlichen<br />
Gedanken „von Landwirten für Landwirte“<br />
begründet sind. Darüber hinaus schätzen sie die<br />
bessere Verfügbarkeit z.B. von gesextem Sperma<br />
und unsere innovative Ausrichtung für neue Produkte.<br />
In der Summe hat all dies dazu geführt, dass wir<br />
im vergangenen Jahr unsere Exportaktivitäten um<br />
6% steigern konnten.<br />
Der Bulle Primus PP war nur einer der Bullen, der den Zuschauern beeindrucktes Raunen<br />
entlockte. Foto: Torsten Lenk<br />
Und wo liegen aktuell die Schwerpunkte im Export?<br />
Almut: Die Schwerpunkte liegen in Europa, Asien<br />
und Südamerika, wobei Europa schon ungefähr die<br />
Hälfte unserer Aktivitäten ausmacht. Auch wenn<br />
sich die Verhältnisse dort gerade ändern, wird China<br />
ein wichtiger Markt für uns bleiben. Wir werden<br />
uns im Zeithorizont der nächsten 10 Jahre darüber<br />
hinaus um verschiedene Wachstumsmärkte kümmern<br />
und sehen in diesem Pool auch mehrere afrikanische<br />
Länder.<br />
Zum Schluss noch eine<br />
Frage an Dr. Josef Pott:<br />
Mit Blick in die Zukunft,<br />
wo siehst du persönlich<br />
SYNETICS im Jahre<br />
2025?<br />
Josef: Im Jahr <strong>2024</strong> wird<br />
sich SYNETICS weiter zu<br />
einem eigenständigen Unternehmen entwickeln<br />
und intern länderübergreifend weiter zusammenwachsen.<br />
Unsere bewährten Produkte und Dienstleistungen<br />
in Kombination mit Neuentwicklungen<br />
und Innovationen werden uns helfen, in 2025 unsere<br />
Marktposition auszubauen. Weiterhin wird SY-<br />
NETICS offen für geeignete Partnerschaften sein,<br />
wenn diese einen Mehrwert für die eigenen Mitglieder<br />
schaffen.<br />
Das Interview führte Dr. Gesche Claußen<br />
Communication Coordinator SYNETICS<br />
56 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
„Goldene Olga“ 2023<br />
„Bester Milcherzeuger<br />
Niedersachsens“<br />
Annika und Gerd Horsink aus Esche<br />
in der Grafschaft Bentheim haben<br />
es geschafft: Sie dürfen sich mit ihrem<br />
Hof „Bester Milcherzeuger Niedersachsens<br />
2023“ nennen.<br />
Das Ehepaar wurde am 8. Dezember<br />
im Rahmen einer Preisverleihung<br />
in Bad Zwischenahn von den<br />
Vorsitzenden der Landesvereinigung<br />
der Milchwirtschaft Niedersachsen<br />
e.V. (LVN), Jan Heusmann<br />
und Weert Baack, sowie dem Niedersächsischen<br />
Landvolkpräsidenten<br />
Dr. Holger Hennies geehrt.<br />
Annika und Gerd Horsink erhielten<br />
die „Goldene Olga 2023“ und einen<br />
Geldpreis in Höhe von 3.500 Euro.<br />
Zudem ist für ein Jahr die lebensgroße,<br />
goldene Kuh-Statue zu Gast auf dem Hof.<br />
Das Besondere daran: Bereits die Eltern von Gerd<br />
Horsink, Jutta und Heinrich Horsink, wurden vor<br />
genau 20 Jahren als bester Milcherzeuger Niedersachsens<br />
ausgezeichnet und konnten damals bereits<br />
einmal die „Goldene Olga“ für ein Jahr zu sich<br />
auf den Hof holen. An diesen Erfolg konnten Annika<br />
und Gerd Horsink als elfte Generation auf ihrem Familienbetrieb<br />
nun anknüpfen.<br />
Die Familie Horsink bewirtschaftet in Esche einen<br />
140 Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb.<br />
Rund 85 Hektar der Flächen sind Ackerland, 55<br />
Hektar werden als Grünland bewirtschaftet. Auf<br />
dem Hof werden 190 Milchkühe und 190 weibliche<br />
Nachzuchttiere gehalten. Die Herde erbringt eine im<br />
landesweiten Vergleich sehr gute Milchleistung von<br />
rund 11.600 Kilogramm pro Kuh.<br />
Der Hof Horsink folgt einem Masterplan<br />
„Die Entwicklung des Betriebes folgt der Umsetzung<br />
eines Masterplanes, wie er im Buche steht“, so das<br />
gemeinsame Urteil der Jury. Alle Anlagen und Arbeitsabläufe<br />
seien optimal aufeinander abgestimmt.<br />
1. Platz: Familie Horsink gewinnt die Goldene Olga beim Milchlandpreis 2023.<br />
Foto: Patrick Lux.<br />
„Der Betrieb ist ein Paradebeispiel für nachhaltige<br />
und zukunftsfähige Landwirtschaft“, so das Zitat eines<br />
Gutachters.<br />
Silberne Olga<br />
Den zweiten Platz belegte die Milchhof Reeßum<br />
KG aus dem Landkreis Rotenburg (Wümme). Marina<br />
Lindhorst-Cordes und Frank Cordes wurden<br />
mit der „Silbernen Olga 2023“ und 2.000 Euro ausgezeichnet.<br />
Außerdem konnte sich die Milchhof<br />
Reeßum KG über die Verleihung des diesjährigen<br />
Klima-Sonderpreises freuen. Dieser Preis honoriert<br />
herausragende Aktivitäten niedersächsischer Milchbauernhöfe<br />
im Bereich Klimaschutz.<br />
Die „Bronzene Olga 2023“ ging in diesem Jahr in<br />
den Heidekreis: In Walsrode können sich Kim Laura<br />
und Andreas Wehrhoff sowie die Eltern Hiltraud<br />
und Wolfgang Wilhelm Otto Wehrhoff über die hohe<br />
Auszeichnung und ein Preisgeld in Höhe von 1.500<br />
Euro freuen.<br />
Quelle: milchland.de<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 57
Von links: Lea Irzik, Pia Begemann, Madlen Weigel,<br />
Nele Hogrefe und Maren Reuter<br />
Bestandene Abschlussprüfung<br />
Mit Konfettiregen<br />
ins Arbeitsleben<br />
Am 22. Januar <strong>2024</strong> war es für unsere vier Auszubildenden<br />
Pia Begemann, Nele Hogrefe, Lea Irzik<br />
und Madlen Weigel am Standort Verden endlich so<br />
weit, die mündliche Abschlussprüfung und damit die<br />
Beendigung der Ausbildung zu Kauffrauen im Großund<br />
Außenhandelsmanagement waren zum Greifen<br />
nahe. Selbstredend wurden alle Prüfungen, nicht<br />
nur die mündlichen, mit Bravour gemeistert, sodass<br />
wir allen Vieren am Mittag des 6. Januar bei einem<br />
kleinen Umtrunk und mit ordentlich Konfetti zur erfolgreich<br />
bestandenen Prüfung gratulieren konnten.<br />
Besonders freuen wir uns, dass alle (nun ehemaligen)Auszubildenden<br />
auch weiter bei MASTERRIND<br />
bzw. SYNETICS tätig sein werden.<br />
Weiterhin im MASTERRIND-Team<br />
Pia Begemann kommt aus Ottersberg und ist eine<br />
passionierte Reiterin. Sie unterstützte bereits seit<br />
Beginn des 3. Ausbildungsjahres im Bereich der<br />
Buchhaltung und hat hier einen Sprung ins kalte<br />
Wasser gewagt, da sie während der vorherigen<br />
Ausbildungszeit noch keine Erfahrungen in der<br />
Buchhaltung sammeln konnte. Umso mehr freuen<br />
58 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
wir uns, dass wir sie für diese Abteilung<br />
gewinnen konnten.<br />
Nele Hogrefe kommt aus Neddenaverbergen.<br />
In ihrer Freizeit ist sie auf dem<br />
Fußballplatz anzutreffen und in der Freiwilligen<br />
Feuerwehr aktiv. Auch Nele ist<br />
bereits seit Anfang des 3. Ausbildungsjahres<br />
im Bereich Tiervertrieb fest verankert.<br />
Neben ihrer Ausbildung zur<br />
Kauffrau im Groß- und Außenhandelsmanagement<br />
absolviert sie auch noch<br />
eine Weiterbildung zur Europakauffrau.<br />
Zur Feier des Tages regnete es Konfetti.<br />
Lea Irzik sitzt in ihrer Freizeit am liebsten<br />
auf dem Trecker oder dem Rücken der<br />
Pferde, die Landwirtschaft ist ihre große<br />
Leidenschaft. Hätte man sie während<br />
der Ausbildung gefragt, wo sie nach ihrer<br />
Ausbildung tätig sein wird, wäre die<br />
Antwort sicher der Bereich „Bullenkälber“<br />
gewesen, der ihr viel Freude bereitet hat. Der hat ihre Ausbildung etwas später als Lea, Nele und<br />
Bereich Tiervertrieb ist geblieben, nur die Abteilung Pia begonnen, nämlich im Januar 2022. Seit Juli<br />
hat sich geändert. Lea ist bereits seit Oktober 2023 2023 unterstützt sie tatkräftig bei der SYNETICS<br />
in der Abteilung Fleischrinder im Einsatz und wird Export GmbH im Spermaexport, wo sie auch nach<br />
dort auch über das Ausbildungsende hinaus für die ihrer Ausbildung weiter tätig sein wird.<br />
Absetzerauktionen zuständig sein.<br />
Wir gratulieren Pia Begemann, Nele Hogrefe, Lea<br />
SYNETICS-Team<br />
Irzik und Madlen Weigel zur bestandenen Prüfung<br />
und wünschen ihnen für ihren weiteren beruflichen<br />
Madlen Weigel ist die Vierte im Bunde. Sie kommt wie auch privaten Lebensweg alles Gute und weiterhin<br />
viel Erfolg. Ebenfalls möchten wir uns bei al-<br />
ursprünglich aus Bortfeld in der Nähe von Peine, hat<br />
ihren Lebensmittelpunkt aber zwischenzeitlich nach len Kolleginnen und Kollegen für die Unterstützung<br />
Beppen verlegt. In ihrer Freizeit spielt Madlen Jagdhorn,<br />
engagiert sich in einem Schützenverein und<br />
während der Ausbildung bedanken.<br />
interessiert sich ebenfalls für die Landwirtschaft. Sie MASTERRIND<br />
Mittendrin, statt nur dabei. Das Helfen auf den Auktionen gehört zur<br />
"Hands-on-Mentalität" der Ausbildung bei MASTERRIND.<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 59
Geschäftsbericht 2022/2023<br />
Solides Ergebnis trotz<br />
Berg- und Talfahrt<br />
Die größte Herausforderung für ein wirtschaftlich<br />
handelndes Unternehmen ist<br />
es, auch in schwierigen Fahrwassern gute<br />
Ideen und Maßnahmen für ein Kurshalten<br />
zu kreieren und diese erfolgreich umzusetzen.<br />
Die Gründung von SYNETICS und die<br />
Umsetzung von neuen Strategien in den<br />
Angeboten für unsere Mitglieder und Kunden<br />
knüpfen hier direkt an.<br />
Mit Dynamik startete MASTERRIND in das<br />
Geschäftsjahr 2022/2023. Während der<br />
EuroTier im November 2022 präsentierte<br />
sich unser Unternehmen sehr innovativ in<br />
der anvisierten Kooperation mit unserer<br />
französischen Partnergenossenschaft IN-<br />
NOVAL. Das neue Gemeinschaftsunternehmen<br />
SYNETICS eG ist nunmehr seit<br />
dem 1. Januar 2023 aktiv und vereint die<br />
Zuchtprogramme der unterschiedlichen<br />
Rinderrassen sowie die Auslandsvermarktung mit<br />
Rindersamen beider Genossenschaften.<br />
Um den sich verändernden Markbedingungen<br />
Rechnung zu tragen, wurden in der Mitgliederkommunikation<br />
und Kundenberatung betriebsindividuelle<br />
Besamungsstrategien durch den Einsatz des<br />
optimalen Mixes aus Genetik, Dienstleitungen und<br />
Agrarprodukten in den Fokus gestellt. Damit soll sichergestellt<br />
werden, dass die Betriebe sowohl die<br />
Möglichkeiten des Zuchtfortschritts und der Reserven<br />
im Fruchtbarkeits- sowie Herdenmanagements<br />
und des Vermarktungspotentials in den eigenen<br />
Herden optimal nutzen können.<br />
Im ersten Quartal unseres Geschäftsjahres erreichten<br />
sowohl die Inflationsrate als auch der Milchauszahlungspreis<br />
ihren Höhepunkt; beide begaben sich<br />
dann ab Januar auf Talfahrt. Somit war v.a. die zweite<br />
Hälfte des Geschäftsjahres und der allgemeine<br />
konjunkturelle Ausblick mit vielen Unabwägbarkeiten<br />
behaftet. Die angespannte politische Situation<br />
in Deutschland und die steigenden Zinsen bremsten<br />
den Konsum und Investitionen, sodass das schwächelnde<br />
Wirtschaftswachstum und die rückläufige<br />
Dank des intensiven Beratungsangebotes der MASTERRIND konnten die<br />
Umsatzerlöse um rund 1 Mio. € gesteigert werden. Foto: Torsten Lenk<br />
Nachfrageentwicklung sich ebenfalls in den landwirtschaftlichen<br />
Absatzmärkten widerspiegelte.<br />
Der Geschäftsverlauf der MASTERRIND war geprägt<br />
durch die zu Beginn des Kalenderjahres 2023<br />
vollzogene Ausgliederung der Geschäftsbereiche<br />
Produktion und Zuchtprogramm sowie des Spermaexports.<br />
Das Zuchtprogramm wird jetzt durch<br />
SYNETICS vorangetrieben. Das Jahresergebnis<br />
entspricht insgesamt den Erwartungen für das Geschäftsjahr.<br />
Die Umsatzerlöse sind im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
um 1,9 Mio. € gesunken. Dieser Rückgang<br />
betrifft mit 3,8 Mio. € die ausgegliederten Bereiche<br />
Biotechnologie sowie Spermaexport. Obwohl die<br />
Bereiche Spermaverkauf und Rinderbesamung aufgrund<br />
des Strukturwandels in der Milchrinderhaltung<br />
sowie der zunehmend steigenden Konkurrenzsituation<br />
weiterhin unter Druck standen, konnten die Umsatzerlöse<br />
aufgrund intensiver Kundenbetreuung<br />
um rund 1,0 Mio. € gesteigert werden.<br />
Erste Erfolge aus der neuen Kooperation sind unverkennbar:<br />
Unsere Tochter SYNETICS dominiert<br />
schon im ersten Jahr mit den neuen Bullen die<br />
60 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Tabelle 1:<br />
Umsatzerlöse MASTERRIND über alle Bereiche<br />
Die Milchleistung entwickelte sich im Geschäftsjahr<br />
überaus positiv. Beflügelt von den hohen Milchauszahlungspreisen<br />
steigerte sich diese, als auch die<br />
Fett-/und Eiweißkilogramm, auf durchschnittliche<br />
10.479 kg bei 407 kg Fett und 351 kg Eiweiß. Die<br />
höchste Milchleistung pro Kuh ist nach wie vor auf<br />
den sächsischen Betrieben zu verzeichnen.<br />
Der Fleischrinderbereich entwickelt sich positiv. Insgesamt<br />
halten 1.262 Betriebe (+25 ggü. VJ) 11.883 Herdbuchkühe<br />
(+508 ggü. VJ), die sich insgesamt auf über<br />
30 Rassen verteilen. Was die Verteilung der bedeutendsten<br />
Rasen angeht, so gibt es keine Veränderung.<br />
Die Rasse Limousin rangiert vor Angus und Charolais.<br />
Zuchtprogramm<br />
Seit dem 1. Januar 2023 gestaltet MASTERRIND<br />
zusammen mit der französischen Zuchtorganisationen<br />
INNOVAL das gemeinsame Zuchtprogramm<br />
SYNETICS. Das Ziel ist klar definiert: Erstellung von<br />
bester Genetik, die die Mitglieder darin unterstützt,<br />
qualitativ hochwertige Produkte effizient zu produ-<br />
Abweichung<br />
in Mio € 2022/23 2021/22 absolut in %<br />
Umsatzerlöse 181,3 181,9 -0,6 -0,3%<br />
Tierhandel 130,9 132,5 -1,6 -1,2%<br />
Spermaverkauf, Besamungen, Dienstleistungen 37,0 38,4 -1,4 -3,6%<br />
davon Export 1,2 3,0 -1,8 -60,0%<br />
Agrarverkauf 5,5 5,5 0,0 0,0%<br />
Sonstige 7,9 5,5 2,4 43,6%<br />
TOP-Listen der Zuchtwertschätzungen im Holsteinbereich.<br />
Mit RealSyn haben wir einen überragenden<br />
Jungbullen an den Start gebracht, weitere Bullen<br />
sind gefolgt und werden noch folgen. Ebenso hat<br />
sich auch die Produktion von gesextem Sperma in<br />
unserem Verdener SYNETICS Labor qualitativ und<br />
quantitativ extrem positiv entwickelt. Weitere Produktentwicklungen<br />
sind im vollen Gang und werden<br />
im GJ 2023/24 auch im deutschen Markt eingeführt<br />
werden. Das zeigt uns, dass wir als Zuchtunternehmen<br />
gerade für unseren deutschen Heimatmarkt<br />
richtig aufgestellt sind.<br />
Entwicklung der Population<br />
Im Geschäftsjahr 2022/23 lag die Anzahl der Herdbuchbetriebe<br />
im Zuchtgebiet der MASTERRIND bei<br />
3.911 und damit um 4,2% niedriger als im Vorjahr.<br />
Im Durchschnitt aller Betriebe wurden knapp 138<br />
Kühe pro Betrieb gehalten (+ 4 Kühe/ Betrieb). In<br />
der Summe bedeutet dieses eine Reduktion der<br />
Herdbuchkühe um 1,8%.<br />
Tabelle 2:<br />
Holstein Herdbuchbetriebe/Kühe und Milchleistung (30.09.2023)<br />
Rasse<br />
Betriebe<br />
Umfang<br />
A+B<br />
Kühe<br />
Leistung<br />
Kühe/<br />
Betrieb Milch kg Fett % kg Eiweiß % kg<br />
Gesamt 3.911 539.437 138,2 10.479 4,02 421 3,46 362<br />
Hannover Sbt. 2.194 275.248 132,2 10.499 4,00 420 3,46 363<br />
Rbt. 13.591 9.668 4,09 395 3,48 337<br />
Weser Ems Sbt. 1.371 131.582 101,6 10.264 4,08 419 3,47 356<br />
Rbt. 7.656 9.786 4,09 400 3,47 339<br />
Sachsen Sbt. 346 107.357 321,8 10.846 3,97 430 3,43 372<br />
Rbt. 4.003 10.385 4,03 418 3,44 358<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 61
Tabelle 3:<br />
Herdbuchkühe und Mitglieder<br />
Fleischrinder (Stand 9/2023)<br />
zieren, dabei aber auch den unterschiedlichen Ansprüchen<br />
der Mitglieder gerecht zu werden.<br />
Im Geschäftsjahr 2022/23 wurden insgesamt 72<br />
Holsteinbullen für die verschiedenen Marktsegmente<br />
selektiert. Die Genetik für die moderne Laufstallkuh,<br />
die neben einer hohen Milchleistung inkl.<br />
Milchinhaltstoffe einen nur mittleren Rahmen aufweist,<br />
bei der hinsichtlich Nutzungsdauer und Gesundheit<br />
aber keine Kompromisse einzugehen sind,<br />
genießt höchste Relevanz. Zwei Drittel aller angekauften<br />
Bullen besetzen dieses Segment (RZG 154,<br />
1.365 kg Milch, RZN 121, RZGesund 120, Größe<br />
105), sodass jeder, nach diesen Kriterien selektierende<br />
Betrieb sicher sein kann, dass zukünftig die<br />
„passende Genetik“ für ihn bereitstehen wird. Im<br />
Weiteren steigt die Nachfrage nach hornlosen Bullen<br />
in den letzten Jahren rapide an. Um dieser Entwicklung<br />
Rechnung zu tragen, wurden 18 homozygot<br />
hornlose Vererber, mit einem durchschnittlichen<br />
RZG von 147 angekauft.<br />
Anzahl Kühe<br />
Mitglieder<br />
Gesamt 11.883 1.262<br />
Limousin 2.845 209<br />
Angus 2.593 201<br />
Charolais 1.695 153<br />
Fleckvieh 1.037 70<br />
Galloway 975 144<br />
Blonde d' Aquitaine 608 58<br />
Highland Cattle 571 127<br />
Hereford 448 44<br />
Welsh Black 360 49<br />
Die Definition der richtigen Strategie<br />
Welche Zutaten benötigt man neben einem hervorragenden<br />
genetischen Angebot, um seine betrieblichen<br />
Ziele zu erreichen? Die passende Besamungsstrategie<br />
auf Basis betriebsindividueller<br />
Anforderungen, genomische Zuchtwerte des eigenen<br />
Bestands und das passende Bullenanpaarungsprogramm!<br />
Über die letzten Jahre haben mehr und mehr Betriebe<br />
erkannt, dass dieser Weg der Erfolgversprechendste<br />
ist, die Typisierung gehört auf 674 Betrieben (+6,5%<br />
ggü. VJ) mittlerweile zum Standardrepertoire des<br />
genetischen Managements. Die Summe der Kühe<br />
aller typisierenden Betriebe liegt bei 136.700 und<br />
bezogen auf die Gesamtanzahl der Kühe im Gebiet<br />
der MASTERRIND bei erstmals über 25%. Vor<br />
dem Hintergrund der weiteren Optimierung der<br />
Milchproduktion unserer Mitgliedsbetriebe inkl. der<br />
Ermittlung der betriebsindividuellen Besamungsstrategie<br />
ist mit einer weiteren Steigerung in den<br />
nächsten Jahren zu rechnen.<br />
Erfolgsgarant MASTER-Benchmark<br />
Einen Gesamtüberblick samt der Entwicklung in den<br />
Bereichen Milchproduktion, Fruchtbarkeit, Eutergesundheit<br />
und Nutzungsdauer über die eigene Herde<br />
bekommen, und das mit permanentem Abgleich<br />
zu den Berufskollegen: Das ist die Zielsetzung des<br />
MASTER Benchmark-Berichts der Abteilung Herdenmanagement.<br />
Mittlerweile sind über 62.000<br />
Kühe dauerhaft integriert, in vielen Fällen findet<br />
die Auswertung in Gruppen auf den teilnehmenden<br />
Betrieben statt, sodass jeder Teilnehmer wertvolle<br />
Ideen und Anregungen für den eigenen Betrieb mitnehmen<br />
kann.<br />
Dienstleistungen & Spermavertrieb national<br />
Real Syn war SYNETICS krachendes Debut in der August-Zucht wertschätzung<br />
2023 und setzt diesen Erfolg in <strong>2024</strong> ungehemmt fort.<br />
Insgesamt ging die Anzahl der gemeldeten Besamungen<br />
im MASTERRIND-Gebiet von 1,47 Mio.<br />
auf 1,42 Mio. zurück, also um -3,7%. Im gesamten<br />
MAR-Gebiet wurden davon noch 820 Tsd. Besamungen<br />
durch unsere mehr als 170 Tierzucht-TechnikerInnen<br />
und Vertrags-Tierärzte durchgeführt. Im<br />
Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang<br />
von ~35.000 Besamungen, also -4%.<br />
Während die allgemeinen Besamungszahlen rückläufig<br />
waren, erfreuten sich unsere anderen Service<br />
Angebote wie Trächtigkeitsuntersuchungen und<br />
62 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Anzahl in Tsd.<br />
1.000<br />
750<br />
500<br />
250<br />
0<br />
GJ 2020/2021 GJ 2021/2022 GJ 2022/2023<br />
Bulle Zivet mit mehr als 51.000<br />
Full-Service Angebot immer größerer Beliebtheit. Portionen an. Gefolgt von Castelli mit ~40.000 und<br />
Unser Full-Service liefert den Mitgliedsbetrieben<br />
ein „Rund-um-sorglos 7,4% Paket“ mit finanzieller Planungssicherheit<br />
und ermöglicht MASTERRIND eine<br />
effektivere Einsatz-Planung unserer Techniker. Zum<br />
Ende des abgeschlossenen Geschäftsjahres nahmen<br />
36 Betriebe mit mehr als 26.000 Kühen und<br />
Rindern diesen Service in Anspruch, was einer Zunahme<br />
von mehr als 30% verglichen zum Vorjahr<br />
entspricht.<br />
856<br />
4,2%<br />
820<br />
Genetics powered by SYNETICS<br />
GJ 2021/2022 GJ 2022/2023<br />
454<br />
-5,7%<br />
428<br />
-3,2%<br />
Besamung Grundgeb. TU & ZY TU Ultra.<br />
Abb. 1: Entwicklung der Besamungsdienstleistungen im MASTERRIND-Gebiet<br />
Anteile Spermaabsatz gesext in %<br />
10,0%<br />
7,5%<br />
5,0%<br />
2,5%<br />
0,0%<br />
MAR<br />
Gesamt<br />
5,8%<br />
Hannover<br />
Nord<br />
268<br />
7,8%<br />
Hannover<br />
Süd<br />
Im Geschäftsjahr 2022/23 stellte MASTERRIND unseren<br />
Milchrinderhaltern erstmals unter dem Motto<br />
„Genetics powered by SYNETICS“ ein breites Angebot<br />
an Vererbern zur Verfügung. Insgesamt wurden<br />
1,4 Mio. Portionen im Inland abgesetzt, was<br />
einem Rückgang von -5,4% zum Vorjahr entspricht.<br />
Bedingt durch den weiteren, im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
zwar etwas abgedämpften Rückgang<br />
der Kuhpopulation im gesamten Gebiet, wurde der<br />
nationale Markt zwangsläufig kleiner. Zudem sorgten<br />
die Anpassungen der einzelbetrieblichen Besamungsstrategien,<br />
wie z.B. ein verstärkter Einsatz<br />
von Kreuzungsbullen („Beef on Dairy“) dafür, dass<br />
letztendlich in Summe weniger Sperma-Portionen<br />
auf dem heimischen Markt abgesetzt worden sind.<br />
Unsere Kunden und Mitglieder legten weiterhin viel<br />
Wert auf eine genetische Vielfalt, um somit durch<br />
eine gezielte Anpaarung, das optimale Potential für<br />
Zuchtfortschritt in ihren Betrieben zu nutzen. Mit der<br />
konsequenten Nutzung unseres Anpaarungsprogrammes<br />
BAP und dem Einsatz der jungen, genomisch<br />
selektierten Bullen, verkürzte sich das Generationsintervall<br />
weiter, sodass der Zuchtfortschritt in<br />
den Herden gesteigert wurde. Von den eingesetzten<br />
Sperma-Portionen waren 71% Holstein-Genetik, im<br />
259<br />
9,1%<br />
Sachsen<br />
55<br />
15,4%<br />
63<br />
vorhergehenden Geschäftsjahr<br />
lag dieser Wert noch bei 74%.<br />
Der sehr hohe Anteil an genomisch<br />
selektierten Bullen mit<br />
81,4% (VJ: 86,6%) belegt, dass<br />
unsere Milchrinderhalter im<br />
MASTERRIND-Gebiet großen<br />
Wert auf züchterischen Fortschritt<br />
und Qualität der Genetik<br />
legen.<br />
Die TOP 10-Liste im GJ<br />
2022/23 führte der populärste<br />
Topstone mit ~35.000 Portionen, der über drei<br />
Zuchtwertschätzungen hinweg die Nummer 1 bei<br />
den töchtergeprüften Bullen war. Alle drei Bullen<br />
5,8%<br />
waren Vorreiter ihrer Zeit („The perfect fit“) und generieren<br />
somit effiziente Laufstallkühe, die sich neben<br />
einer guten Milchleistung durch einen mittleren<br />
Rahmen, eine hohe Nutzungsdauer sowie Gesundheit<br />
auszeichnen. Bezeichnend ist, dass sich der<br />
Angus-Bulle Sakir mit mehr als 30.000 Portionen<br />
Weser-<br />
Ems<br />
auf Platz 4 vorgeschoben hat, was die Relevanz von<br />
Fleischkreuzungen im Gebiet widerspiegelt.<br />
Der Einsatz von gesextem Sperma gewann durch<br />
die angepasste Besamungsstrategie und somit<br />
durch die gezielteren Anpaarungen stetig an Bedeutung.<br />
Während im vorherigen GJ 2021/22 bereits<br />
5,7% aller Besamungen mit gesextem Sperma<br />
getätigt worden sind, wuchs der Anteil im letzten<br />
Geschäftsjahr nochmals auf 7,4% im MASTER-<br />
RIND-Gebiet an. Auch für das laufende Jahr erwarten<br />
wir einen weiteren Anstieg auf knapp 10%.<br />
Tabelle 4:<br />
Meisteingesetzte Besamungsbullen<br />
im Geschäftsjahr 2022/2023<br />
Platz Bulle Rasse Anzahl Portionen<br />
1 Zivet SBT 51.248<br />
2 Castelli SBT 39.940<br />
3 Topstone SBT 34.674<br />
4 Sakir AA 30.911<br />
5 Rabin WBB 27.864<br />
6 Mantego SBT 27.459<br />
7 Say Red PP RBT 26.882<br />
8 Dyson PP SBT 25.843<br />
9 Six Red PP RBT 25.770<br />
10 Neptun SBT 23.409<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 63
856<br />
In vielen Betrieben wird verstärkt Wert auf den<br />
Einsatz der genetischen Hornlosgenetik gelegt.<br />
Anzahl in Tsd.<br />
1.000<br />
750<br />
820<br />
Hornlose 500 Allround-Bullen verzeichneten 454<br />
428 eine weiter<br />
steigende Nachfrage. Im gesamten MASTER-<br />
RIND-Gebiet 250 belief sich der Anteil an hornlosen<br />
HF-Bullen auf 31,2% (VJ: 31,8%). In Niedersachsen<br />
0<br />
4,2%<br />
GJ 2021/2022 GJ 2022/2023<br />
-5,7%<br />
-3,2%<br />
ein Anstieg des Einsatzes von hornlosen Bullen auf<br />
48% zu verzeichnen ist.<br />
Ein weiterer Trend, der sich in den letzten Jahren<br />
verstärkt hat, ist der Einsatz von Kreuzungsbesamungen<br />
(Beef on Dairy): Mittlerweile ist fast jede 4.<br />
Portion 55 63der verkauften Spermaportionen ein Beef<br />
hat sich der Einsatz zwischen 18,5% und knapp on Dairy-Bulle (24,0% vs. 21,6% im Vorjahr) Neben<br />
der typischen zur Kreuzung eingesetzte<br />
Besamung Grundgeb. TU & ZY TU Ultra.<br />
30% eingependelt, während in Sachsen nochmals<br />
Rasse<br />
Anteile Spermaabsatz gesext in %<br />
10,0%<br />
7,5%<br />
5,0%<br />
2,5%<br />
0,0%<br />
7,4%<br />
MAR<br />
Gesamt<br />
5,8%<br />
Hannover<br />
Nord<br />
Abb. 2: Einsatz von gesextem Sperma in den einzelnen Regionen (2020-2023)<br />
Anteile Spermaabsatz Hornlos (HF) in %<br />
Abb. 3: Anteil hornloser (PP) HF-Bullen in den einzelnen Regionen (2020-2023)<br />
Anteile Spermaabsatz Beef on Dairy in %<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Abb. 4: Anteil Fleischrasse-Bullen (Beef on Dairy) in den einzelnen Regionen (2020-2023)<br />
268<br />
7,8%<br />
Hannover<br />
Süd<br />
259<br />
GJ 2020/2021 GJ 2021/2022 GJ 2022/2023<br />
31,2%<br />
MAR<br />
Gesamt<br />
29,2%<br />
Hannover<br />
Nord<br />
24,8%<br />
Hannover<br />
Süd<br />
9,1%<br />
Sachsen<br />
GJ 2020/2021 GJ 2021/2022 GJ 2022/2023<br />
24,0%<br />
MAR<br />
Gesamt<br />
29,0%<br />
22,9%<br />
48,0%<br />
Sachsen<br />
GJ 2020/2021 GJ 2021/2022 GJ 2022/2023<br />
Hannover<br />
Nord<br />
Hannover<br />
Süd<br />
Sachsen<br />
15,4%<br />
zahlrückgang sind der Angriffs-<br />
Weser-<br />
Ems<br />
5,8%<br />
18,5%<br />
19,9% 19,7%<br />
Weser-<br />
Ems<br />
Weser-<br />
Ems<br />
Weißblaue Belgier (40% Anteil<br />
an Fleischrassen-Kreuzungen)<br />
können wir erkennen, dass die<br />
Bullen der Rassen INRA 95<br />
(23%) und Angus (18%) einen<br />
wachsenden Anteil einnehmen.<br />
Diese beiden Rassen zeichnen<br />
sich durch ihre Leichtkalbigkeit<br />
aus und sorgen dafür, dass<br />
die Abgekalbten best- und frühestmöglich<br />
problemlos in ihre<br />
Laktation starten können. Wir<br />
werden auch weiterhin im SY-<br />
NETICS-Zuchtprogramm unser<br />
Augenmerk darauf richten, in<br />
beiden Rassen die richtigen Linien<br />
für unsere Milchrinderbetriebe<br />
auszuwählen.<br />
Tiervertrieb<br />
In der Tiervermarktung des abgelaufenen<br />
Wirtschaftsjahres<br />
wurden die Entwicklungen des<br />
vorangegangenen Jahres in<br />
den einzelnen Sparten fortgeführt.<br />
Die Umsatzerlöse stiegen um<br />
2,6% auf 130,5 Mio. Die Gesamtstückzahl<br />
ging um 1,3%<br />
auf 114.806 Tiere zurück.<br />
Die im Export vermarkteten Tiere<br />
konnten mit einer Stückzahl<br />
von 23.427 und einer Reduzierung<br />
von -4,9% nicht ganz<br />
an das Vorjahr heranreichen.<br />
Der Umsatz konnte jedoch auf<br />
Grund steigender Preise mit<br />
einem Zuwachs um 2,6% auf<br />
45,9 Mio. konstant gehalten<br />
werden.<br />
Gründe für den weiteren Stück-<br />
64 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
krieg in der Ukraine und die dadurch fehlende Nachfrage<br />
aus einigen Abnehmerländern sowie weiterhin<br />
der steigende Anteil der Beef on Dairy Besamungen<br />
und das damit abnehmende Angebot an HF-Tieren.<br />
Der Gesamtrückgang der Milchkühe im MASTER-<br />
RIND-Gebiet vervollständigt die stattgefundene Entwicklung.<br />
Die Anzahl der über die Auktionen vermarkteten<br />
Zuchtrinder stieg um 1,3% auf 4.568 Tiere. Der Umsatz<br />
stieg auf Grund der weiterhin konstanten Preise<br />
um 2,3% auf 11,4 Mio. Durch den weiteren Ausbau<br />
der Auktionsvermarktung im Freilaufend-Verfahren<br />
an den Standorten Verden und Dalum wird die Anzahl<br />
der Tiere auch weiterhin als stabil eingeschätzt.<br />
Die Ab Hof-Vermarktung spielt für die Betriebe und<br />
dadurch natürlich auch für MASTERRIND eine immer<br />
wichtigere Rolle. So konnten die vermarkteten<br />
Stückzahlen nochmal um 0,6% auf 49.263 Tiere gesteigert<br />
werden. Die Umsatzerlöse stiegen um 5,9%<br />
auf 72,5 Mio. €. Als Weiterentwicklung in diesem<br />
Segment ist der Start der Onlineplattform HAND-<br />
SCHLAG – Dein Online-Rindermarkt zu erwähnen.<br />
Hierdurch finden Verkäufer und Käufer sehr unkompliziert<br />
zusammen.<br />
Im Bereich der Schlacht- und Nutzrindervermarktung<br />
stiegen die Umsatzerlöse um 4,1% auf 5,2 Mio.<br />
für die Mastkälber und sanken leicht um 2,9% auf<br />
25,7 Mio. im Bereich Schlachtrinder. Die vermarkteten<br />
Stückzahlen entwickelten sich im Hinblick auf<br />
die deutlichen Stückzahlsteigerungen im Vorjahr mit<br />
-6,0% (BK) und -0,6% (Schlachtrinder) relativ konstant.<br />
Im Bereich der Fleischrindervermarktung stabilisierten<br />
sich gleichbleibende Stückzahlen mit 0,2% bei<br />
11.669 Tieren und rückläufigen Umsätzen (-3,3%)<br />
auf 13,8 Mio. € durchleichte Rückgänge in der<br />
Zuchtrindervermarktung, mit steigenden Stückzahlen<br />
in der Absetzervermarktung.<br />
Anzahl in Tsd.<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
GJ 2021/2022 GJ 2022/2023<br />
9,1<br />
8,0<br />
6,9<br />
6,2<br />
5,6<br />
4,5<br />
2,8 2,6<br />
Jede vierte verkaufte Spermaportion ist mittlerweile von einem<br />
Beef on Dairy-Bullen. Sakir ist hier der meistverkaufte mit 30.911<br />
Portionen.<br />
Durch die sich ändernden gesellschaftlichen und politischen<br />
Rahmenbedingungen verändert sich ebenfalls<br />
das Umfeld für die Rinderhaltung. Auch wenn<br />
sich eine Konsolidierung in bestimmten Bereichen<br />
abzeichnet, sind wir von einer Entspannung weit entfernt,<br />
denn alle politischen Akteure zeigen aktuell enig<br />
Perspektiven der Verlässlichkeit für die Weiterentwicklung<br />
der Tierhaltung in Deutschland und Europa<br />
auf. Auch der vor- und nachgelagerte Bereich sucht<br />
in der Zwischenzeit mehr Gesprächsnähe, denn die<br />
Auslastung der verarbeitenden Sektoren sorgt sich<br />
um die Zukunft. Rohstoffmangel ist das neue Schlagwort,<br />
wenn es um die Entwicklung der Verarbeitung<br />
in der Schlacht- und Milchindustrie geht. Die Stimmen<br />
der Bauern, die sich lautstark zum Ende des<br />
vergangenen und zu Beginn des neuen Jahres Luft<br />
verschafften, haben sowohl in der Bevölkerung als<br />
auch bei der Politik Wirkung hinterlassen. Das macht<br />
für die Zukunft Mut. Zudem bieten neue Technologien<br />
Lösungen und Chancen für die Landwirte, für die<br />
nutzbringende Angebote entwickelt werden müssen.<br />
Dieses Ziel verfolgt auch die Partnerschaft zwischen<br />
MASTERRIND und den Mitgliedern der gesamten<br />
Unternehmensgruppe. Intelligente Produkte und<br />
0,3<br />
1,8<br />
Dienstleistungen, die in den<br />
vergangenen Jahren entwickelt<br />
und eingesetzt wurden, werden<br />
auch zukünftig gefragt sein, der<br />
Schlüssel für den Erfolg sein<br />
und die Motivation für die wirtschaftliche<br />
Kooperation bilden.<br />
Gemeinsam werden wir auf diesem<br />
Weg das Beste erreichen.<br />
Osteuropa<br />
Westeuropa<br />
GUS<br />
Afrika<br />
Südosteuropa<br />
MASTERRIND<br />
Abb. 5: Anzahl der exportierten Rinder in ausgewählte Staaten.<br />
Geschäftsführung<br />
und Bereichsleitung<br />
in Zuchtwertschätzung.<br />
Zivet BU: Zivet ist im abgelaufenen Geschäftsjahr der meisteingesetzte Holsteinbulle gewesen.<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 65
Marktnotizen Holstein<br />
Italien kaufstark<br />
auf Auktionen<br />
Starker Nachfrage erfreuen sich derzeit tragende<br />
Rinder. Zeitgleich nimmt das Angebot an abgekalbten<br />
Färsen zu. Die Märkte im Einzelnen:<br />
Auktion<br />
Das Angebot auf den Auktionsplätzen in Lingen,<br />
Cloppenburg und Verden ist nach wie vor stabil. Die<br />
Option der teilweise freilaufenden Versteigerungsmöglichkeit<br />
in Verden führt zu steigenden Anmeldungen<br />
für dieses Verfahren. Aktuell sind so max.<br />
70 Tiere zu vermarkten. Momentan laufen Vorbereitungen<br />
und Baumaßnahmen für die Erweiterung<br />
der Kapazitäten für die freilaufende Versteigerung<br />
in Verden und Dalum. Die Nachfrage auf den Auktionen<br />
ist aktuell sehr stark durch unsere Kunden<br />
aus Italien geprägt, denen über 50% der Tiere zugeschlagen<br />
werden. Wie schon in den vergangenen<br />
Jahren werden im Juli temperaturbedingt keine Auktionen<br />
durchgeführt, bevor dann im August die neue<br />
Saison starten wird.<br />
Export<br />
Die Einschränkungen durch BTV-3 haben weiterhin<br />
Bestand, jedoch haben sich einige Länder auf<br />
Lieferbedingungen aus dem Restriktionsgebiet verständigt.<br />
Dazu zählt insbesondere Italien, aber auch<br />
die Türkei und Ungarn. Innerhalb des Restriktionsgebiets<br />
können Tiere in die Niederlande und nach<br />
Belgien exportiert werden. Nutzen Sie die aktuelle<br />
Preise der Färsen und Bullen<br />
2.400 €<br />
2.200 €<br />
2.000 €<br />
1.800 €<br />
1.600 €<br />
1.400 €<br />
1.200 €<br />
1.000 €<br />
800 €<br />
04.23 05.23 06.23 07.23 08.23 09.23 10.23 11.23 12.23 01.24 02.24 03.24<br />
Färsen Bullen<br />
interessante Marktlage, um noch vor der temperaturbedingten<br />
Sommerpause, tragende Rinder vermarkten<br />
zu können. Tiere ab einer Trächtigkeit von<br />
drei Monaten und einem Erstkalbealter von unter 30<br />
Monaten stehen hier im Fokus.<br />
Die Exportnachfrage für abgekalbte Färsen aus<br />
Niedersachsen ist aktuell kaum vorhanden, da die<br />
wichtigsten Länder mit Polen und Großbritannien<br />
aufgrund der BTV-3-Beschränkungen nicht zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Ab Hof<br />
Das Angebot an abgekalbten Färsen steigt in Niedersachsen<br />
weiter an. Normale und unterdurchschnittliche<br />
Qualitäten finden nur über Preisabschläge<br />
entsprechende Käufer. Bessere Qualitäten<br />
jedoch stehen hoch im Kurs.<br />
Die Bestandsaufgaben sind für die Jahreszeit auf<br />
einem normal-niedrigen Niveau. Sicherlich werden<br />
hier in den nächsten Monaten bis zum Sommer wieder<br />
vermehrt Herden angeboten, die wiederum für<br />
wachsende Betriebe interessant sein können.<br />
Jungrinder<br />
Für das Angebot- und Nachfrageverhalten gilt aktuell:<br />
Je älter das Tier, desto größer die Nachfrage. Kälber<br />
in der Tränkephase sind nur schwer zu vermarkten<br />
und Jungrinder ab zehn Monaten stark nachgefragt.<br />
Die vorherrschende Vermarktungssituation ist in<br />
Sachsen für probovi-Kunden freundlicher, da sich<br />
Sachsen aktuell nicht im BTV-3 Restriktionsgebiet<br />
befindet.<br />
Da sich die Vermarktungsbedingungen sich wöchentlich<br />
ändern können, lautet die Empfehlung<br />
einen engen Draht zum/zur zuständigen Außendienstmitarbeiter/in<br />
zu halten.<br />
Carsten Hoops<br />
Bereichsleitung Tiervermarktung<br />
66 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Marktnotizen Fleischrinder<br />
Auf geht‘s in die<br />
Weidesaison<br />
Nach den grandiosen Fleischrindertagen mit<br />
Deutschlands größter Bullenauktion und der fulminanten<br />
März-Absetzerauktion gilt die volle Aufmerksamkeit<br />
nun dem bevorstehenden Weideaustrieb.<br />
So werden die Auftriebszahlen zu den drei Absetzerauktionen<br />
im Frühjahr nicht nur quantitativ hoch<br />
bleiben, sondern auch den Anforderungen des Marktes<br />
qualitativ angepasst. Im <strong>April</strong> werden neben dem<br />
üblichen Angebot von knapp 700 männlichen und<br />
weiblichen Absetzern und Fressern auch ca. 60 Tragende<br />
und Kühe mit Kalb bei Fuß angeboten. Vor<br />
Beantragung der Mutterkuhprämie bietet sich also<br />
eine hervorragende Gelegenheit zur Optimierung<br />
der Mutterkuhbestände. Da für Schlachtkühe aktuell<br />
positive Marktpreise notiert werden, sollten Sie vor<br />
Weideaustrieb Ihre Herden genau inspizieren und<br />
ggf. per Trächtigkeitsuntersuchung letzte Klärungen<br />
herbeiführen. Die Mai-Auktion steht neben dem allgemeinen<br />
Auftrieb im Zeichen der ca. 25 gekörten<br />
Deckbullen. Diese halfterführigen Jungbullen aus<br />
den Rasseblöcken Charolais, Limousin und Angus<br />
sind alters- und gewichtsmäßig für den sofortigen<br />
Deckeinsatz geeignet. Zur finalen Juni-Auktion folgen<br />
dann weibliche Zuchtrinder, die im normalen<br />
Auktionslot eingebunden sind, aber per separatem<br />
Katalog mit Pedigree beworben werden.<br />
Bei allen Vermarktungswegen im Fleischrinderbereich<br />
gilt es rechtzeitig die Vorsorgeaufwendungen<br />
gegen die Verbreitung der Blauzungenkrankheit<br />
durchzuführen. Eine Insektizidbehandlung sollte<br />
dabei zum Weideaustrieb oder bei Offenstallhaltung<br />
Auf den<br />
unterschiedlichsten<br />
Transportfahrzeugen<br />
finden die<br />
Qualitätsabsetzer<br />
den Weg zur<br />
Absetzerauktion<br />
nach Verden.<br />
erfolgen. MASTERRIND vertreibt über den Agrarshop<br />
das Pour on Mittel „cit MuscaBlock“, dass<br />
durch langanhaltende Wirkung bei gleichzeitig kurzer<br />
Wartezeit sehr zu empfehlen ist.<br />
Die Mitarbeiter der Fleischrinderabteilung stehen<br />
unseren Mitgliedern und Kunden bei Fragen zur<br />
Vermarktung und bei Kaufinteresse sowie bei Erledigung<br />
von Kaufaufträgen jederzeit vertrauensvoll<br />
zur Verfügung. Getreu dem Motto: Gemeinsam das<br />
Beste erreichen.<br />
Torsten Kirstein<br />
Auktionator Fleischrinder<br />
Termine<br />
Absetzerauktionen:<br />
10. <strong>April</strong>, 15. Mai, 09. Juni <strong>2024</strong><br />
00 €<br />
50 €<br />
00 €<br />
50 €<br />
00 €<br />
50 €<br />
00 €<br />
50 €<br />
00 €<br />
50 €<br />
00 €<br />
50 €<br />
00 €<br />
Preisbarometer Preisbarometer weiblich (pro weiblich Stück) (pro Stück)<br />
1.200 €<br />
1.150 €<br />
1.100 €<br />
1.050 €<br />
1.000 €<br />
950 €<br />
900 €<br />
850 €<br />
800 €<br />
750 €<br />
700 €<br />
650 €<br />
600 €<br />
03.23 04.23 05.23 03.2306.23 04.2308.23 05.2309.23 06.2310.23 08.2311.23 09.2312.23 10.2301.24 11.2303.24<br />
12.23 01.24 03.24<br />
5,00 €<br />
4,80 €<br />
4,60 €<br />
4,40 €<br />
4,20 €<br />
4,00 €<br />
3,80 €<br />
3,60 €<br />
3,40 €<br />
3,20 €<br />
3,00 €<br />
Preisbarometer Preisbarometer männlich männlich (pro kg) (pro kg)<br />
5,00 €<br />
4,80 €<br />
4,60 €<br />
4,40 €<br />
4,20 €<br />
4,00 €<br />
3,80 €<br />
3,60 €<br />
3,40 €<br />
3,20 €<br />
3,00 €<br />
03.23 04.23 05.23 03.23 06.23 04.23 08.23 05.23 09.23 06.23 10.23 08.23 11.23 09.23 12.23 10.23 01.24 11.23 03.24 12.23 01.24<br />
250kg-300kg<br />
250kg-300kg 300kg-350kg<br />
300kg-350kg<br />
250kg-300kg<br />
250kg-300kg 300kg-350kg<br />
300kg-350kg<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 67
Nachruf für Dr. Gerhard Kramer<br />
Bereits zu Lebzeiten<br />
eine Legende<br />
Es gibt Menschen, die ihr Interesse und Talent zur<br />
Passion werden lassen. Sie sehen es als persönlichen<br />
Auftrag, Ideen und innere Überzeugungen voranzutreiben<br />
und können Großes bewirken.<br />
Die Tierzucht ist ein besonderer Sektor der Landwirtschaft,<br />
denn Tierhaltung wird mit der Entwicklung<br />
von Wohlstand in Einklang gebracht. Daher<br />
fließt oftmals viel Herzblut in diesen Bereich, sodass<br />
aus dem eigentlichen Interesse eben diese Passion<br />
wird.<br />
Dr. Gerhard Kramer war einer der wenigen Menschen,<br />
die neben Talent und Wissen diese besondere<br />
Berufung in sich trugen. Er schöpfte daraus<br />
Überzeugungskraft und erzeugte Begeisterung bei<br />
seinen Wegbegleitern. Alle, die Gerhard Kramer<br />
kennenlernen oder mit ihm arbeiten durften, wissen,<br />
was damit gemeint ist – er war nicht nur Experte, er<br />
war im wahrsten Sinne des Wortes Enthusiast.<br />
Als Kaufmannssohn wurde Gerhard Kramer 1931<br />
geboren und erlebte den Nationalsozialismus und<br />
die Besatzungszeit als Heranwachsender. Das<br />
Studium beendete er als Diplomlandwirt 1954.<br />
Nach der sehr erfolgreichen Zeit als Tierzuchtleiter<br />
im Tierzuchtgut Herzberg-Woeten, Schwerin, mit<br />
der Erlangung des Tierzuchtleiterexamen und der<br />
Promotion zog es ihn 1968 zurück in die Heimat,<br />
sodass er die Position als Tierzuchtleiter im VEG<br />
Ehrennadel: Dr. Kramer (M.) bei der Verleihung der<br />
„Silbernen Ehrennadel“ der MASTERRIND.<br />
Dr. Kramer als Schaurichter bei der Schau der Besten 1996 (l.) und<br />
Klaus Richter (r.)<br />
Tierzucht Köllitsch übertragen bekam. In wenigen<br />
Jahren entwickelte er dort mit seinem Team die Rinder-,<br />
Schweine- und Schafbestände zu führenden<br />
Zuchtbeständen in der damaligen DDR. Auch international<br />
erwarb sich Köllitsch in dieser Zeit großes<br />
Renommee.<br />
Seine besondere Gabe entfaltete er vor allem nach<br />
der Wende, anschließend als Visionär und als Netzwerker,<br />
sodass nach zahlreichen Verhandlungen<br />
und seinem persönlichen Einsatz z.B. Köllitsch fortan<br />
für die Tierzucht und Ausbildung als Forschung-<br />
und Entwicklungsbetrieb als Teil der Landesanstalt<br />
für die Landwirtschaft des Sächsischen Staatsministerium<br />
erhalten blieb. Sein gewichtiges Wort unterstütze<br />
auch die Überzeugung, dass die Tierzucht<br />
in die Hände der Zuchtbetriebe gehöre, sodass sich<br />
zeitnah Zuchtorganisationen in Mitgliederstruktur für<br />
die unterschiedlichen Rassen gründeten. Den Rinderzüchtern<br />
stand er besonders nahe.<br />
Hohe Auszeichnungen und Anerkennung als „Ver-<br />
68 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
dienter Züchter“ in der DDR, der „Adolf-Köppe-Nadel“<br />
durch die Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde,<br />
Träger des „Sächsischen Tierzuchtpreises<br />
2011“ und die „Silberne Ehrennadel“ der MASTER-<br />
RIND unterstreichen sein außergewöhnliches Wirken<br />
zwischen Praxis und Wissenschaft.<br />
Herausragend war seine Fähigkeit Mitmenschen in<br />
Erzählungen und Gesprächen zu fesseln. Trotz seines<br />
ungemeinen Wissens und später mit seiner Lebenserfahrung,<br />
trat er immer sehr bescheiden, aber<br />
klar und nach vorne gerichtet denkend auf. Die demokratische<br />
und freiheitliche Gesellschaft stand bei<br />
ihm über allen Dingen. Legendär waren nach dem<br />
Eintritt in den Ruhestand 1996 die Züchterfahrten,<br />
die er ab 2001 fast durchgängig bis 2020 in die verschiedensten<br />
Regionen und europäischen Ländern<br />
organisierte. Neben den rein fachlichen Aspekten<br />
waren Gerhard Kramer dabei auch die gesellschaftlichen-kulturellen<br />
Besonderheiten sowie der persönliche<br />
Austausch mit den Menschen wichtig. Die<br />
letzte Züchterreise organisierte er 2022 nach Verden<br />
zur „Schau der Besten“, bei der er bereits 1996<br />
selbst als Schaurichter fungierte. Vielleicht ein Fingerzeig,<br />
um Abschied zu nehmen von all den vielen<br />
Bekannten, Zeitgefährten und Freunden.<br />
Dr. Gerhard Kramer verstarb am 8. Dezember 2023.<br />
Die Tierzüchter haben ihm viel zu verdanken.<br />
Ralf Strassemeyer<br />
Geschäftsführer MASTERRIND<br />
Mit Material von Dr. Ernst-Jürgen Lode, Dr. Lothar Beier und Ute<br />
Jarosch<br />
Nachruf für Lefert Vette<br />
Diplomatisches Geschick<br />
und Weitblick<br />
Lefert Vette aus Großenringe, der ehemalige Vorstandsvorsitzende<br />
der Weser-Ems-Union, ist am<br />
18. Februar <strong>2024</strong> im Alter von 82 Jahren verstorben.<br />
Mit seinem Tod hinterlässt er eine Lücke in der<br />
Gemeinschaft der Rinderzüchter.<br />
Lefert Vette begann sein ehrenamtliches Engagement<br />
im Jahr 1978 bei der Herdbuchgesellschaft<br />
Emsland. Seine fachliche Kompetenz überzeugte<br />
seine Mitstreiter, sodass sie ihn 1984 in den Aufsichtsrat<br />
wählten.<br />
Zwei Jahre später übernahm er als Vorstandsmitglied<br />
der HGE eine neue Aufgabe und trieb maßgeblich<br />
das Zusammenrücken der Verbände in<br />
Weser-Ems voran, welches in der Gründung der<br />
Weser-Ems-Union in 1994 mündete. In der WEU<br />
wurde er im Jahre 2000 zum Vorstandsvorsitzenden<br />
gewählt. Ämter u.a. im Vorstand des LKV Weser-Ems,<br />
im Aufsichtsrat der GGI und im Verbandsrat<br />
des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems<br />
waren die natürliche Folge seines hohen Engagements.<br />
Lefert Vettes diplomatisches Geschick und sein<br />
Weitblick machten ihn nicht nur regional, sondern<br />
auch überregional bekannt. Ganz besonders lag<br />
ihm die Pflege der Beziehungen zu benachbarten<br />
Verbänden und Dachorganisationen am Herzen.<br />
Sein Einsatz für die Zucht und die Rinderhalter war<br />
von einer starken Leidenschaft geprägt. Als passionierter<br />
Züchter strebte er stets nach Verbesserungen.<br />
Für seine Verdienste wurde Lefert Vette im Jahr<br />
2007 zum Ehrenvorsitzenden der WEU ernannt.<br />
Wir werden sein Andenken in Ehren halten, denn<br />
Lefert Vette hat die <strong>Rinderzucht</strong> in der Region nachhaltig<br />
geprägt. Wir nehmen Abschied von einem<br />
Mann, der sich mit Engagement und Leidenschaft<br />
für die Belange der Rinderzüchter eingesetzt hat.<br />
Ralf Strassemeyer<br />
Geschäftsführer MASTERRIND<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 69
Termine<br />
save the<br />
date<br />
Veranstaltungen <strong>2024</strong><br />
<strong>April</strong><br />
Mai<br />
Juni<br />
Juli<br />
August<br />
November<br />
11.-14. agrar <strong>2024</strong> - die Landwirtschaftsmesse Mitteldeutschlands, Leipzig<br />
15.-19. Teil 2: MASTER-Seminar Herdenmanagement, Meißen<br />
23. Best of - Färsenchampionat, Groß Kreutz<br />
27. Highland Jungtierschau, Hollen- Heise<br />
27.-28. MASTER-Typ-Cup & Jungzüchter Triathlon <strong>2024</strong>, Verden<br />
10.-12. Jungzüchter-Trainingslager Fleischrinder, Verden<br />
28. Gemeinsame Mitgliederversammlung SRV/LKV-Sachsen, Meißen<br />
07. Hereford Rassetreffen, Bad Fallingbostel<br />
08. Emsland-Tierschau, Dalum<br />
09. Jungzüchterwettbewerb Holstein, Jade<br />
06.-09. Charolais-Bundesversammlung, Niedersachsen<br />
12.-15. Tarmstedter Ausstellung<br />
23.-26. LandTage Nord, Wüsting<br />
05. MASTERRIND EXCLUSIVE-DIE AUKTION <strong>2024</strong><br />
12.-15. EuroTier, Hannover<br />
EBB-Kurs<br />
in Verden:<br />
15.04.24 - 18.04.24<br />
Jetzt<br />
anmelden!<br />
Auktionstermine <strong>2024</strong><br />
Cloppenburg Anmeldeschluss Lingen Anmeldeschluss Verden Anmeldeschluss Verden (Absetzer)<br />
Di., 23.04. Di., 02.04. Mi., 15.05. Mi., 24.04. Di., 30.04. Di., 09.04. Mi., 10.04.<br />
Di., 11.06. Di., 21.05. Mi., 19.06. Mi., 29.05. Mi., 29.05. Mi., 08.05. Mi., 15.05. mit Deckbullen<br />
Mi., 07.08. Mi., 17.07. Mi., 14.08. Mi., 24.07. Di., 25.06. Di., 04.06. Mi., 05.06. mit wbl. Herdbuchtieren<br />
Di., 10.09. Di., 20.08. Di., 01.10. Di., 10.09. Mi., 21.08. Mi., 31.07. Mi., 14.08.<br />
Di., 15.10. Di., 24.09. Di., 17.09. Di., 27.08. Mi., 04.09.<br />
Di., 22.10. Di., 01.10. Mi., 25.09.<br />
Mi., 09.10.<br />
Bremervörde<br />
Anmeldeschluss<br />
Mi., 07.08. Mi., 17.07.<br />
70 <strong>April</strong> <strong>2024</strong>
Die MASTERRIND GmbH ist eines der international führenden Unternehmen in der <strong>Rinderzucht</strong>.<br />
Gemeinsam mit den Rinderzüchtern produzieren wir moderne, hochwertige Genetik im Milch- und<br />
Fleischrinderbereich.<br />
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• Aushilfen auf 538-Euro-Basis für das<br />
Betreuungsteam der Zuchtrinderauktionen in<br />
Verden<br />
• Bereichsleiter Tiervertrieb (m/w/d) in Verden<br />
• Teamleiter Tiervertrieb (m/w/d) für die Region<br />
östliches Niedersachsen<br />
• Gruppenleiter für das Team Faktura Besamung<br />
(m/w/d) in Verden<br />
• Tierzuchttechniker (m/w/d) für Niedersachsen und<br />
Sachsen<br />
• Tierzuchttechniker (m/w/d) für den Raum Hameln<br />
und Schaumburg<br />
Bereich Besamungsservice, Spermavertrieb<br />
& Agrarprodukte:<br />
• Gruppenleiter für die Tierzuchttechnikerteams in<br />
der Region Sachsen 2 (m/w/d) in Meißen<br />
• Gruppenleiter für die Regionalteams im Bereich<br />
Spermavertrieb National und Besamungsservice in<br />
der Region Sachsen 2 (m/w/d) in Meißen<br />
MASTERRIND GmbH<br />
Personalabteilung<br />
Maren Reuter<br />
Osterkrug 20, 27283 Verden<br />
Tel: 04231/679-200<br />
Email: bewerbung@masterrind.com<br />
www.masterrind.com<br />
Bereich Herdenmanagementberatung & Zucht:<br />
• Fachberater Herdenmanagement im Außendienst<br />
(m/w/d) in der Region Verden und Bad<br />
Zwischenahn<br />
Bereich Finanzen & Personal:<br />
• Ausbildungsplätze für die Ausbildung<br />
zu Kaufleuten im Groß- und<br />
Außenhandelsmanagement an den Standorten<br />
Verden oder Meißen<br />
• Ausbildung zum Fachinformatiker für<br />
Systemintegration (m/w/d) in Verden<br />
• Projektkoordinator (m/w/d) in Teil- oder Vollzeit in<br />
Verden<br />
• Teamleiter Objektmanagement (m/w/d) in Verden<br />
Bereich Marketing:<br />
• Marketingreferent mit Schwerpunkt<br />
Veranstaltungsmanagement (m/w/d) in Verden<br />
Mehr Informationen finden Sie auf<br />
https://masterrind.com/de/karriere/stellenangebote<br />
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!<br />
Die SYNETICS Stellenanzeigen finden Sie in der<br />
Mitte des Magazins oder auf www.synetics.world<br />
Impressum<br />
Das Magazin Rund ums Rind<br />
Wo sind die<br />
Exzellent einstufungen?<br />
Seit der Augustausgabe finden Sie die Exzellenteinstufungen<br />
nicht mehr gedruckt in der <strong>Rinderzucht</strong>,<br />
sondern auf unserer Website unter<br />
www.masterrind.com/de/masterrind/statistik<br />
Scannen Sie einfach mit Ihrer Smartphonekamera<br />
den QR Code.<br />
Schriftleitung:<br />
MASTERRIND GmbH<br />
27283 Verden, Osterkrug 20<br />
Telefon 04231/679-0, Telefax 04231/679-780<br />
info@masterrind.com, www.masterrind.com<br />
Druck:<br />
Rautenberg Druck GmbH<br />
26789 Leer, Blinke 8<br />
Telefon 0491 929701, Telefax 0491 9297197<br />
Für unverlangt oder zu spät eingesandte Manuskripte,<br />
Bilder und Bücher keine Haftung. Rücksendung nur,<br />
wenn Porto beigefügt ist. Alle Nachrichten werden nach<br />
bestem Wissen veröffentlicht, eine Gewähr wird nicht<br />
übernommen.<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel Dritter müssen<br />
nicht immer der Auffassung der Redaktion entsprechen.<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 01.01.2022.<br />
<strong>April</strong> <strong>2024</strong> 71
Emsland-<br />
Tierschau<br />
Sa, 08.<br />
Juni <strong>2024</strong><br />
MASTERRIND<br />
Vermarktungszentrum Dalum<br />
Die Tierschau für „Jedermann“, ohne<br />
Topline oder professionelles Fitting. Teilnahmeberechtigt<br />
sind Betriebe aus dem Landkreis<br />
Emsland und der Grafschaft Bentheim.<br />
Anmeldeschluss ist der 03. Mai <strong>2024</strong><br />
www.masterrind.com
Weser-Ems-<br />
Tierschau<br />
mit Jungzüchterwettbewerb<br />
23. - 24.<br />
Aug. <strong>2024</strong><br />
LandTage Nord Wüsting<br />
Samstag, 23. August<br />
Weser-Ems-Tierschau mit Kühen aus dem<br />
VOST-, OHG- und MASTERRIND-Gebiet<br />
Sonntag, 24. August<br />
Jungzüchterwettbewerb für Teilnehmer<br />
aus dem MASTERRIND-Gebiet<br />
Informationen zur Anmeldung folgen.<br />
Die LandTage Nord in Wüsting finden vom 22.-25. August <strong>2024</strong><br />
statt. An allen Tagen finden Sie das MASTERRIND-Zelt mit Erfrischungen<br />
und Angeboten direkt am Tierschauring.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
www.masterrind.com
HANDSCHLAG<br />
– Dein Online-Rindermarkt<br />
Die optimale Verkaufsplattform<br />
für Rinderhalter<br />
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www.handschlag-rindermarkt.de<br />
• Einfach und schnell eigene Angebote aus dem Stall inserieren<br />
• Große Reichweite in der richtigen Zielgruppe<br />
• Vermarktung aller Tiersegmente, von Embryonen bis Nutzrinder in den<br />
Fleisch- und Milchrinderrassen<br />
• Professionelle Verkaufsabwicklung durch den zuständigen Fachberater<br />
• Unkomplizierte und serviceorientierte Verkaufsplattform