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einst&heute_4

Lehrbuch für Geschichte und Sozialkunde

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Gerhard Huber, Ernst Gusenbauer

einst und

chronologisch4

heute

Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung


Kompetenzorientierung in

einst und heute, chronologisch

Liebe Schülerin! Lieber Schüler!

Kompetenz – das heißt: können! Denn gerade in Geschichte und Politischer Bildung

geht es nicht nur ums Wissen. Was man dort können soll, sagt der Lehrplan¹. Er teilt

in „Könnensbereiche“ der Geschichte und der Politik. Die Abkürzungen HF, HM, HS

usw. findest du im Buch bei jeder Aufgabe: Sie zeigen, um welchen Könnensbereich

es dort jeweils geht.

Was man in Geschichte können soll

Die richtigen Fragen stellen können

Historische Fragekompetenz – HF

• Welche Fragen an die Vergangenheit können wir

stellen? Welche sollten wir stellen?

• Welche Fragen stellen andere (z. B. Geschichtsbücher,

Ausstellungen, Filmdokus)?

Mit Quellen und Geschichtserzählungen

arbeiten können

Historische Methodenkompetenz – HM

• Quellentexten, -bildern, -karten usw. wichtige Informationen

entnehmen können

• Geschichtserzählungen kritisch betrachten können

(z. B. Geschichtsbücher, Ausstellungen, Spielfilme)

• Für beides braucht man das passende Handwerkszeug.

Dieser Band vermittelt den Umgang mit Texten,

Bildern, Karten und Karikaturen (S. 8–16).

Fachbegriffe aus Geschichte verstehen

Historische Sachkompetenz – HS

Das heißt nicht: Begriffserklärungen auswendig lernen,

sondern

• aus allem bisher Gelernten eine Vorstellung z. B. von

„Wirtschaft“ entwickeln – mit allem, was dazugehört

• oder z. B. beschreiben können, was eine „Polis“ war,

wie sie funktioniert hat usw.

Mit Geschichte die Gegenwart

und Zukunft besser verstehen

Historische Orientierungskompetenz – HO

• Geschichte nutzen können,

– um besser zu verstehen, was heute geschieht

– um zu erkennen, was auf uns zukommt

• aber Vorsicht: Man kann aus Geschichte sehr unterschiedliche

Schlüsse ziehen – daher immer mehrere

Sichtweisen vergleichen!

Was man in Politik können soll

Politisch selbstständig urteilen können

Politische Urteilskompetenz – PU

• z. B. über politische Entscheidungen,

Probleme, Streitfälle

• gut begründet durch Sachwissen und durch

das, worauf man persönlich Wert legt

• dieses Urteil auch ausdrücken können

Bereit und fähig sein, politisch zu

diskutieren und Lösungen zu finden

Politische Handlungskompetenz – PH

• die eigene Meinung ausdrücken können

• verstehen, was andere sagen und darauf

eingehen können

• bei der gemeinsamen Suche nach Lösungen mithelfen

• Das übt man am besten praktisch (z. B. in der

Schulgemeinschaft oder durch Rollenspiele).

Mit politischen Quellen umgehen und

selbst an Politik teilnehmen können

Politische Methodenkompetenz – PM

• politischen Daten, Bildern, Texten usw.

Informationen entnehmen können

• z. B. an einer Online-Diskussion über

Politik teilnehmen können

• oder an einer Wahl teilnehmen können

(als Wähler/in oder zu Wählende/r)

Fachbegriffe der Politik verstehen

Politische Sachkompetenz – PS

Das heißt nicht: Begriffserklärungen auswendig lernen,

sondern

• aus allem bisher Gelernten eine Vorstellung z. B. von

„Macht“ entwickeln – mit allem, was dazugehört

• aber Vorsicht:

– Dazu gibt es immer verschiedene Meinungen – daher

stets mehrere Sichtweisen vergleichen!

– Eine Meinung muss so begründet sein, dass jemand

anderer sie zumindest nachvollziehen

(nicht unbedingt teilen) kann.

1 Lehrplan für Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung (2008);

in der Hauptschule: http://www.bmukk.gv.at/medienpool/879/gsk_pb_hs.pdf;

in der AHS-Unterstufe: http://www.bmukk.gv.at/medienpool/786/ahs11.pdf

2 Wegweiser durchs Buch


Inhaltsverzeichnis

Praxis Geschichte .............................................................................................................................. 5

Geschichte – mündlich ............................................................................................................................... 6

Karten lesen ...................................................................................................................................................... 8

FM Historische Plakate interpretieren .......................................................................................... 10

PB Wozu wählen wir? ........................................................................................................................... 12

Wer darf wählen? – Wer darf gewählt werden?............................................................. 13

Reif genug für die Wahl?............................................................................................................. 13

Medien in der modernen Gesellschaft ............................................................................... 14

Themen des 20. und 21. Jahrhunderts ............................................................................... 16

Zwischenkriegszeit .......................................................................................................................... 17

Wirtschaftsprobleme nach dem Ersten Weltkrieg ..................................................................... 18

Die Technisierung verändert die Arbeitswelt ............................................................................... 20

Die USA werden zur führenden Weltmacht .................................................................................. 21

Die Weltwirtschaftskrise .......................................................................................................................... 22

Diktaturen der Zwischenkriegszeit ..................................................................................................... 24

WE Veränderungen in der Arbeitswelt ........................................................................................ 32

SuW Zusammenfassung ......................................................................................................................... 33

Zur Wiederholung .......................................................................................................................... 34

Kompetenz beweisen ................................................................................................................... 36

Check dein Wissen und Verstehen ....................................................................................... 36

FM Fertigkeiten

Methodenkompetenz

PB Politische Bildung

WE Wissen erweitern

SuW Sichern und Wissen

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik ................................................... 37

Not, wohin man schaut ............................................................................................................................ 38

Die junge Republik ...................................................................................................................................... 39

Die neuen Grenzen Österreichs ........................................................................................................... 40

Die politischen Parteien der Ersten Republik ................................................................................ 41

Die Gegensätze zwischen den Parteien werden größer ........................................................ 42

Österreich wird ein autoritärer Staat ................................................................................................. 43

Das Ende der Ersten Republik ............................................................................................................... 44

PB Die österreichische Verfassung ............................................................................................... 46

WE Arbeiten mit mündlichen und schriftlichen Quellen .................................................. 47

SuW Zusammenfassung ......................................................................................................................... 48

Zur Wiederholung .......................................................................................................................... 49

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus ........................... 51

Die Bürger und Bürgerinnen werden zu einer „Volksgemeinschaft“ erzogen ............... 52

Denunzianten und Mitläufer ................................................................................................................. 55

Nationalsozialistische Rassenideologie ............................................................................................. 56

Widerstand gegen das NS-Regime .................................................................................................... 61

Wirtschafts- und Sozialpolitik im Nationalsozialismus ............................................................ 63

PB Politische Plakate untersuchen ................................................................................................ 64

Wahlplakate untersuchen ........................................................................................................... 65

WE Die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts ......................................................................... 66

SuW Zusammenfassung ......................................................................................................................... 68

Zur Wiederholung .......................................................................................................................... 69

Check dein Wissen und Verstehen ...................................................................................... 70

Inhaltsverzeichnis 3


Der Zweite Weltkrieg und die Folgen ..... 71

Der Weg in den Krieg ........................................................... 72

Krieg als Vernichtungskrieg ............................................... 73

Alltag im Krieg .......................................................................... 76

Flucht und Vertreibung ........................................................ 79

Für künftigen Frieden: die UNO ..................................... 82

PB Österreichs staatliche Ordnung ......................... 84

WE Menschenrechte – Theorie und

Wirklichkeit ................................................................... 86

Flüchtlinge heute ....................................................... 88

SuW Zusammenfassung .................................................... 89

Zur Wiederholung ..................................................... 90

Das Zeitalter des Kalten Krieges ................ 91

Die Welt wird „geteilt“ ........................................................ 92

Deutschland in der geteilten Welt ................................. 96

Der Zerfall des Ostblocks ................................................... 98

Nationalitätenkonflikte und Kriege nach

dem Zusammenbruch des Ostblocks .......................... 100

Die USA als einzig verbliebene Weltmacht ................ 102

WE Karikaturen zum Kalten Krieg .............................. 103

China – eine neue Weltmacht entsteht ......... 104

SuW Zusammenfassung .................................................... 106

Zur Wiederholung ...................................................... 107

Check dein Wissen und Verstehen .................. 108

Entkolonialisierung und Dritte Welt ........ 109

Kolonien erlangen die Unabhängigkeit ....................... 110

Probleme der Dritten Welt .................................................. 111

Der friedliche Unabhängigkeitskampf Indiens ......... 114

Der Konflikt zwischen Israel und Palästina ................ 115

WE Öl als Waffe – Krieg um Öl .................................... 118

Kinder im Krieg ............................................................ 119

Das Internet verändert die Welt ......................... 120

SuW Zusammenfassung .................................................... 122

Zur Wiederholung ...................................................... 123

Der Israel-Palästinenser-Konflikt ......................... 123

Entkolonialisierung ..................................................... 124

Europa auf dem Weg zur Einheit ............... 125

Die Idee vom geeinten Europa ......................................... 126

Vom Wirtschaftsbündnis zur

Europäischen Union ................................................................ 127

Die Organisation der EU ...................................................... 128

WE Wo liegt Europa? ......................................................... 131

PB Ich gestalte mit ............................................................ 132

SuW Zusammenfassung ..................................................... 133

Zur Wiederholung ...................................................... 133

Zur Geschichte der EU ............................................. 134

Check dein Wissen und Verstehen ................... 134

Österreich seit 1945 ................................................... 135

Österreich von 1945 bis 1955 ........................................... 136

Österreichs Stellung in der Welt nach 1955 ............. 144

PB Wahl des Nationalrates/

des Bundespräsidenten .......................................... 148

Wer tritt zu Wahlen an?

Wer darf kandidieren? ............................................. 149

Österreichs Innenpolitik von 1955 bis heute ............ 150

WE Konsumgesellschaft –

Überflussgesellschaft –

Wegwerfgesellschaft ................................................. 157

Neue soziale Bewegungen

des 20. Jahrhunderts ................................................ 158

PB Rund um Landtags- und

Gemeinderatswahlen .............................................. 160

SuW Zusammenfassung ..................................................... 162

Zur Wiederholung ..................................................... 164

Österreich 1945–1955 ............................................. 164

Österreichs Außenpolitik ....................................... 165

Österreichs Innenpolitik seit 1955 .................... 165

Check dein Wissen und Verstehen .................. 166

Sachregister ................................................................................. 167

Personenregister ....................................................................... 167

Wichtige Orte und Gebiete ............................................... 168

PB Politische Bildung

WE Wissen erweitern

SuW Sichern und Wissen

4 Inhaltsverzeichnis


Praxis Geschichte

Wer die Enge seiner Heimat begreifen will,

der reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen

will, studiere Geschichte.

Kurt Tucholsky, 1890–1935, dt. Schriftsteller

5


Zeitzeugin Agnes Primocic

2001 im Alter von 96 Jahren.

Die einfache Schneiderin

ging 1945, kurz vor Ende

des Zweiten Weltkriegs,

allein ins KZ-Außenlager

Hallein (Salzburg) und verlangte

vom Kommandanten,

17 unschuldige Häftlinge

freizulassen, denen die Erschießung

drohte. Sie riskierte

dabei ihr Leben, konnte

aber die Häftlinge retten.

Filmtipp:

Agnes Primocic – Nicht

stillhalten, wenn Unrecht

geschieht. Dokumentation.

Regie: Uwe Bolius.

Ö 2002 (45 Min)

Geschichte – mündlich

Wie ihr bereits wisst, können wir die Vergangenheit

durch verschiedene Quellen

und Methoden erforschen. Für die jüngere

Geschichte ist u. a. die Methode der

Oral History hilfreich. Bei der mündlichen

Geschichte geht es oft um die

„kleinen Leute“, ihr Alltagsleben und

wie sie in bestimmten Situationen gedacht

und gehandelt haben.

In der Oral History sollen Zeitzeuginnen

und -zeugen frei erzählen

können, was ihnen wichtig

erscheint, und nicht durch

Kommentare beeinflusst werden.

Im Idealfall lässt man ein Aufnahmegerät

mitlaufen.

Auf diese Weise erhalten wir Quellen,

die wir sonst nicht hätten,

denn nicht viele Menschen hinterlassen

ihre Lebenserinnerungen

in schriftlicher Form.

Freilich gilt für mündliche Quellen

dasselbe wie für schriftliche:

Man sollte möglichst gut über

das historische und soziale Umfeld

Bescheid wissen, um die

grundlegenden Fragen zu klären:

ob eine Quelle vertrauenswürdig

und ob sie aussagekräftig ist.

Eine Zeitzeugin berichtet

Eine der Zeitzeuginnen, die ihre Erinnerungen

erzählt haben, ist Agnes Primocic

(1905–2007). Ihre Erzählungen wurden

gegen Ende ihres Lebens als Film und als

Buch festgehalten. Sie wurde als Agnes

Reinthaler 1905 in Hallein (Salzburg) als

Tochter eines Brauereiarbeiters und einer

Näherin geboren. Sie war also zu Beginn

des Ersten Weltkriegs fast 10, zu Beginn

des Zweiten Weltkriegs 34 Jahre alt. Sie

erlebte zwei Weltkriege, die schwierige

Zwischenkriegszeit, die Zeit des Wiederaufbaus

nach dem Zweiten Weltkrieg,

das Wirtschaftswunder, den EU-Beitritt

Österreichs und die Einführung einer gemeinsamen

europäischen Währung. Das

ist ungefähr jene Zeitspanne, von der ihr

heuer lernen werdet.

Über ihre Kindheit erzählte Agnes Primocic:

Q P

Gruppenarbeit:

Schrecklich arm waren die Leute.

Und die, die eine Arbeit und Kinder

hatten, haben die Kinder ausgestiftet,

das heißt, für billiges Geld zu

einem Bauern gegeben, damit sie daheim

eben in die Arbeit gehen konnten

und die Kinder aus dem Weg waren.

Und ich bin zu einem Bauern

nach St. Jakob am Thurn ausgestiftet

worden.

(Zehetner (Hg.): Nicht stillhalten, wenn

Unrecht geschieht. Die Lebenserinnerungen

von Agnes Primocic. Salzburg 2004, S. 8)

1 Warum nahmen wohl die Bauern

„für billiges Geld“ Kinder auf?

Was wird die kleine Agnes auf dem Bauernhof

erwartet haben? Streicht im Kasten

jene Wörter durch, die eurer Vermutung

nach nicht auf Agnes zutreffen. HF/HM

• Harte Arbeit

• Spielen, Basteln

• Ziege/Schafe hüten

• glückliche Zeit

• melken

• Schläge

• Schulunterricht

• Schlafen im Stall

• ein eigenes Bett

2

G Vergleicht eure Vermutungen, bevor

ihr weiterlest, was Agnes Primocic erzählt.

HF

Q P

… bei einem Bauern, wo es Schafe

gegeben hat, einen Stall mit

Rindern und Wald und Wiesen. Da ist

man einfach selig gewesen. Und der

Bauer hat selbst Kinder gehabt, mit

denen haben wir gespielt. Im Wald

haben wir einen Stall gebaut und aus

Tannenzapfen haben wir Kühe gemacht

und so weiter. Das war einfach

wunderbar.

(Primocic, S. 8)

6

Praxis Geschichte


Manche von euch werden vielleicht überrascht

sein, dass Agnes auf dem Bauernhof

glücklich war und nicht hart arbeiten

musste. Das zeigt zwei „Probleme“ der

Oral History:

1. Es handelt sich immer um eine ganz

persönliche Geschichte. Man kann zwar

meist annehmen, dass es anderen aus

diesem sozialen Umfeld zu dieser Zeit

ähnlich ging; aber ebenso gab es Menschen,

die in einer ähnlichen Situation

etwas völlig anderes erlebten.

2. Man sollte sich bei der Analyse von

mündlichen Quellen immer erkundigen,

von welcher Zeitspanne genau die Rede

ist. Haben die Erzähler/innen nach all

den Jahren etwas verwechselt? Was meinen

sie mit „Kindheit“, „Jugend“ usw.?

Im vorliegenden Fall wusstet ihr bei eurer

Entscheidung nicht, dass Agnes als Kleinkind

zu dem Bauern kam. Mit vier Jahren

kam sie bereits wieder zurück zu ihren

Eltern. Sie wäre also zu harter Arbeit gar

nicht fähig gewesen. Der Aufenthalt auf

dem Bauernhof war sozusagen ein Ersatz

für den Kindergarten. Dass sie dort gut

behandelt wurde, war – wie wir aus anderen

mündlichen Quellen wissen – nicht

selbstverständlich.

v. l.: Agnes Primocic, Schwester Margarethe,

Mutter Franziska. Aufnahme um 1917

Ähnliches ist bei der folgenden Textpassage

aus den Erinnerungen von Agnes

Primocic zu beachten, wenn sie über ihren

Vater schreibt: Sicher waren nicht alle

Väter so wie der hier beschriebene, aber

dass früher viele Kinder strenger als heute,

manchmal sogar brutal erzogen wurden,

wird hier klar gemacht.

Q P

Da […] ist es so gewesen, dass die

Kinder, wenn er (Anm.: der Vater)

heimgekommen ist, sich angestellt haben:

Das eine hat ihm die Stiefel ausziehen

müssen, das andere hat den

Stiefelknecht herhalten müssen, das

andere hat ihm die Socken ausgezogen,

das andere hat ihm die Patschen

anziehen müssen, und er hat sich

dann in seinen Sessel gesetzt und hat

um seinen Tschik gelangt. […] Seine

Erziehungsmethode war damals die:

Wenn man etwas angestellt hatte, hat

man immer Schläge gekriegt. Und der

Vater hat immer mit dem Hosenriemen

zugeschlagen. […] Und da hat er

mich […] so geschlagen, dass meine

Mutter gesagt hat: „Hör auf, du bringst

sie ja um!“

(Primocic, S. 8)

Ihr werdet in diesem Buch immer wieder

Erinnerungen von Agnes Primocic lesen.

Vergleicht ihre Aussagen mit den Texten

und den anderen Quellen.

Das Interview

Eine Variante der Oral History ist das

Interviewen von Zeitzeuginnen und

-zeugen. Auch sie sollen alles aus ihrer

persönlichen Sicht erzählen, aber ihr

könnt das Gespräch mit euren Fragen

lenken. Nehmt die Interviews auf und

verschriftlicht sie dann (zumindest stichwortartig).

Dann geht’s ans Vergleichen

und Interpretieren.

Mögliche Themen:

• Der autofreie Tag während der Ölkrise

Anfang der 1970er-Jahre

• 1989 – der Fall der Berliner Mauer

• Als das erste TV-Gerät ins Dorf kam

• Schule heute – Schule früher (vgl. einst

und heute 2, chronologisch) usw.

Johann Reinthaler,

Agnes‘ Vater

Praxis Geschichte

7


Fertigkeiten

Um die Vergangenheit erforschen und

verstehen zu können, benötigt ihr bestimmte

Fertigkeiten (Kompetenzen).

Besonders wichtig ist die Fertigkeit des

Kartenlesens, die hier wiederholt und vertieft

wird. Auch den Umgang mit schriftlichen

Quellen solltet ihr euch in Erinnerung

rufen. Wichtig für die Epochen in

diesem Band ist außerdem die Fähigkeit,

politische Plakate zu interpretieren.

3

G

Gruppenarbeit:

Ihr wisst bereits aus

dem Vorjahr, dass Fachleute

zwischen historischen

Karten und Geschichtskarten

unterscheiden.

Bei letzteren unterscheidet

man zusätzlich

zwischen analytischen

(oder statischen) Karten

und Entwicklungskarten

(dynamischen Karten).

Versucht gemeinsam,

diese Begriffe zu erklären.

HS

Karten lesen

4 Um welche Art von

Karte (vgl. oben)

handelt es sich hier? HS

5 Ihr werdet im nächsten

Kapitel mehr

über die Geschichte Österreichs

nach dem Ersten

Weltkrieg erfahren.

Wiederholt mithilfe dieser

Karte, welche Probleme es

in Österreich­Ungarn gab.

Wiederholt auch, wie es

zum Ersten Weltkrieg

kam.

HS/HM

Die Völker Österreich-Ungarns

Checkliste für die Arbeit mit Geschichtskarten

1. Schritt: Den Inhalt der Karte erschließen

• Welches Thema/welchen Inhalt hat die Karte? (Titel)

• Welche Bedeutung haben die Zeichen und Farben? (Legende)

• Was wird dargestellt? – Grenzen, Bewegungen, Veränderungen,

Herrschaftsräume, Siedlungsgebiete usw.

2. Schritt: Historische Fragen beantworten

• Welche Erkenntnisse kann man aus der Karte gewinnen?

• Welche Verbindungen und Beziehungen lassen sich erkennen?

3. Schritt: Die Perspektive einer Karte erkennen

• Was zeigt die Karte nicht?

• Welche neuen Fragen ergeben sich, die mithilfe anderer

Informationsquellen beantwortet werden müssen?

• Eventuell: Welche Unterschiede zeigen sich zu anderen Karten

zum selben Thema? Warum?

8 Praxis Geschichte


Methodenkompetenz

Konkrete Fragen zur Karte oben

(Checkliste, 2. Schritt)

a) Welche Volksgruppen lebten in der

k.u.k. Monarchie?

b) Lebten die einzelnen Volksgruppen in

klar begrenzten Gebieten oder gab es

Gegenden, in denen mehrere Volksgruppen

zusammenlebten?

c) Welche Staaten grenzten an Österreich-Ungarn?

d) In welchen heutigen Ländern liegen

die Zugänge zum Meer?

e) Welche Volksgruppen hätten sich gegenüber

den Ungarn benachteiligt

fühlen können?

Konkrete Fragen zur Karte

(Checkliste, 3. Schritt)

(Zur Beantwortung dieser Fragen bzw. zur

Wiederholung des Vorjahresstoffes werdet

ihr vielleicht euer Heft oder das Buch

aus der dritten Klasse benötigen.)

a) Welche der Nachbarländer waren mit

Österreich-Ungarn verbündet, welche

waren politische Gegner?

b) Wurde eine Volksgruppe (außer den

deutschsprachigen Österreichern) politisch

bevorzugt?

c) Warum war Bosnien-Herzegowina im

Besitz beider Reichshälften?

Österreichische

Regierung

Franz Joseph

Personalunion

1867

Realunion

Außenministerium

Kriegsministerium

Finanzministerium

Ungarische

Regierung

Das Bündnissystem unter Wilhelm II.

GB

Entente

cordiale

1904

Tripleentente

1907

F

Neutralitätsvertrag

1902

DR

I

ÖU

Das Bündnissystem Europas am Vorabend des

Ersten Weltkriegs.

R

Srb

Freundschaftsvertrag

Balkanabkommen

1909

Eine Monarchie – zwei Reichshälften:

Der Ausgleich 1867

zwischen Österreich und Ungarn

brachte Ungarn große Vorrechte

gegenüber den anderen Nationen

des Vielvölkerstaates.

Am 28. Juni 1914 fiel der

österreichische Thronfolger

dem Attentat eines serbischen

Nationalisten zum Opfer.

Österreich-Ungarn vor dem Ersten Weltkrieg

Die Monarchie wurde von Wien aus regiert und alle Volksgruppen

hatten dieselben Rechte und Pflichten.

Ungarn war durch das Recht auf Selbstverwaltung gegenüber

anderen Volksgruppen bevorzugt.

In Österreich­Ungarn lebten Angehörige von über 15 Nationalitäten.

In manchen Gebieten gab es eine starke Durchmischung

unterschiedlicher Volksgruppen.

Italiener, Tschechen, Rumänen, Kroaten, Serben und viele andere

strebten nach Unabhängigkeit bzw. Gründung eines eigenen Staates.

Der Kaiser wollte nur Ungarn und Österreicher in der Regierung.

Österreich­Ungarn war von Feinden umgeben.

Deutschland war der wichtigste Verbündete.

Mit Russland gab es Konflikte, weil das Land einen Zugang zur

Adria wollte und Serbien unterstützte.

Als ein serbischer Nationalist den Thronfolger tötete, kam es zum

Ersten Weltkrieg.

Trifft zu Aus Karte

6 Welche der folgenden

Aussagen treffen

zu? Welche Informationen

kannst du der Karte

entnehmen? Kreuze an.

HM/HS

Praxis Geschichte

9


Fertigkeiten

Historische Plakate interpretieren

7

G

Versucht in Gruppen

– ohne weitere

Informationen – folgende

Fragen zu den zwei Plakaten

zu beantworten:

• Für welche Partei wird

geworben?

• Aus welcher Zeit stammt

das Plakat (ungefähr)?

• Was wird versprochen

bzw. wovor wird

gewarnt? HM/PU/PM

NSDAP:

Nationalsozialistische

Deutsche Arbeiterpartei

unter Adolf Hitler

Ihr werdet in diesem Buch immer wieder

auf Abbildungen von Wahlplakaten stoßen.

Wahlplakate dienen Parteien im

Wettstreit gegeneinander. Manchmal

verschwimmt dabei die Grenze zur Propaganda,

mit der die politischen Gegnerinnen

und Gegner herabgewürdigt

werden. Bei der Analyse von historischen

Plakaten müssen wir immer die jeweiligen

Zeitumstände berücksichtigen und

herausfinden, was damals damit gemeint

war und wer angesprochen werden sollte.

Die Nutzung von Plakaten für Propagandazwecke

und politische Werbung begann

im Ersten Weltkrieg und erreichte

im Nationalsozialismus einen Höhepunkt.

Bis heute sind Plakate aus dem politischen

Wettkampf nicht wegzudenken,

wenngleich sich der Stil der Plakate natürlich

sehr geändert hat.

Kennzeichnend für Plakate sind das große

Format, die auffällige Schrift, meist

die Farbgebung und die bildliche, oft

symbolhafte Darstellung. Oft werden

Symbole für bestimmte Parteien oder

Menschengruppen verwendet. Die Menschen

damals wussten, was die einzelnen

Symbole, Zeichen und Farben bedeuten;

für uns ist das nicht immer leicht.

Zusatzwissen gefragt

Wichtig bei der Analyse von Plakaten ist

ein gewisses Vorwissen. In diesem Lehrbuch

findet ihr die nötigen Fakten immer

als Bildunterschrift zum Plakat oder auf

der jeweiligen Buchseite, z. B.: Das Zeichen

der Nationalsozialisten war das Hakenkreuz;

die Farbe der Kommunisten ist

Rot; das Erscheinungsjahr des Plakates

war … u. v. m. Die Plakate oben sind 1932

und 1942 entstanden. 1932 wurde die

NSDAP zur zweitstärksten Partei, 1933

übernahm sie bis 1945 die alleinige Herrschaft

in Deutschland.

Folgend findet ihr eine genauere Plakatanalyse.

Lest sie durch und beantwortet

dann, soweit wie möglich, dieselben Fragen

zu einem der übrigen Plakate.

10

Praxis Geschichte


Methodenkompetenz

Plakatanalyse

Was ist der Blickfang? Was fällt sofort auf?

Eine riesige, übermächtige rote Figur, die Personen bedroht,

die um einen Tisch sitzen.

Welche Emotionen zeigt das Bild?

Aggression, Drohung, Kraft, Stärke der KPD

Für wen, für welche Partei wird geworben?

Für die KPD, die Kommunistische Partei Deutschlands

Wann entstand das Plakat? 1932

Welche Personen, Symbole oder Gegenstände sind dargestellt?

Die rote Figur verkörpt die kommunistische Partei; die Figur

ist als Arbeiter (Mütze, offene Jacke) dargestellt; sie bedroht die

Mächtigen, z. B. rechte Politiker (auch Hitler ist zu erkennen).

Unter den Figuren am Tisch sind drei mit Stahlhelm, Militärmütze

und Pickelhaube – sie vertreten das Militär; die Personen

mit Zylinder stellen die Vertreter der kapitalistischen

Wirtschaft dar.

Welche Haltung nehmen die dargestellten Personen ein?

Wie sind die Größenverhältnisse der Darstellung?

Überragende KPD gegenüber den kleinen Personen am Tisch,

die das herrschende System darstellen, das es zu beseitigen

gilt.

Welche Farben dominieren?

Werden Farben symbolhaft eingesetzt?

Rot steht für die KPD, Schwarz für das gegnerische System.

(Wie) wird Schrift eingesetzt?

Parteiname „KPD – Liste 3“ überdimensional groß; dazu der

Spruch, der die bildliche Aussage unterstreicht: „Schluss mit

diesem System“.

1932; Plakat zur Wahl, bei der Hitlers Partei

gewann

8 Interpretiert nun eines der Plakate

auf den Seiten 10 und 11 nach

derselben Methode genauer. PM/HM

Interpretation

Welche politische/gesellschaftliche Einstellung zeigt das Plakat?

Das Plakat wirbt für die Kommunistische Partei Deutschlands;

die KPD richtet sich gegen die Herrschenden, sie will die Gesellschaft

verändern.

Was ist die Botschaft bzw. die Aussage?

Das bisherige Regierungssystem muss beseitigt werden, weil

die Vertreter aus Politik, Militär und Wirtschaft herrschen

und sich niemand um das „gewöhnliche Volk“ kümmert. Eine

starke KPD wird das System ändern und gerechter machen.

Welche Gefühle (Ängste, Hoffnungen, Bedrohungen etc.)

werden angesprochen?

Einige wenige teilen sich die Macht; eine starke KPD wird aber

bald für Gerechtigkeit sorgen.

Plakat zur Reichstagswahl 1930

Praxis Geschichte 11


Politische Bildung

In Österreich darf man bereits ab 16 Jahren wählen. Bald wirst also auch

du mit deiner Stimme mitentscheiden, in welche politische Richtung unser

Land geht. Daher werdet ihr heuer viel über das österreichische Staatssystem,

die Verwaltung und das Wahlrecht lernen. Selbstverständlich lernt

ihr auch ganz konkret den Ablauf einer Wahl kennen.

Wozu wählen wir?

Österreich ist eine demokratische Republik.

Alle wahlberechtigten österreichischen

Staatsbürgerinnen und -bürger haben

das Recht, ihre politischen Vertreterinnen

und Vertreter frei und gleichberechtigt

zu wählen. Sie nützen ihr Wahlrecht

jedoch unterschiedlich: Manche

wählen „weiß“ (d. h. sie geben einen leeren

Stimmzettel ab; die Stimme ist ungültig)

oder gehen gar nicht zur Wahl; andere

wiederum würden nie auf ihr Wahlrecht

verzichten.

9 Markiere im Kasten unten jene drei

Aussagen, die deine Einstellung zu

Wahlen am besten ausdrücken.¹ PU

10 Notiere zu den drei markierten Aussagen

einige Stichwörter. Schreibe auf,

warum sie auf dich zutreffen. PH

11G

Gruppenarbeit:

Was in der Politik

entschieden wird, wirkt

sich auf verschiedene

Lebensbereiche aus.

Welche der folgenden

Themen betreffen euch

als Jugendliche direkt

oder besonders?

Jugendschutzgesetz,

Pensionsreform, Strafgesetze,

Verkehrsregeln,

Bildungsreform.

Findet möglichst viele

Berührungspunkte mit

eurem Alltag. Sammelt

Informationen und

veranschaulicht sie auf

einem Plakat. PH

Ich kenne mich in der Politik nicht aus, also würde ich nicht zur Wahl gehen.

Nur wenn sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger an den Wahlen

beteiligen, wird sich etwas verbessern.

Auf meine Stimme kommt es nicht an.

Der Politik ist die Jugend egal – warum soll ich dann wählen?

Mit meiner Stimme kann ich die Politik beeinflussen.

Ich habe das Recht zu wählen – dieses Recht möchte ich auch nutzen.

Wählen hat keinen Sinn. Die Politiker und Politikerinnen halten ihre

Versprechen sowieso nicht.

Wenn ich nicht wähle, geht eine Wahl vielleicht anders aus, als ich es will.

Es ändert sich ohnehin nichts – ob ich wähle oder nicht.

Ich werde dasselbe wählen wie mein Vater/meine Mutter – sie haben sicher

einen Grund für ihre Wahlentscheidung.

¹ Nach einem Unterrichtsvorschlag aus: Informationen zur Politischen Bildung, 21,

hrsg. v. Forum Politische Bildung. Wien/Innsbruck/Bozen: Studien Verlag, 2004.

12 Praxis Geschichte


Wer darf wählen? – Wer darf gewählt werden?

Um den Nationalrat wählen zu dürfen, musst du zwei Bedingungen erfüllen:

• Du musst österreichischer Staatsbürger/österreichische Staatsbürgerin sein.

• Du musst das Wahlalter erreicht haben: 16 Jahre für das aktive Wahlrecht,

18 Jahre für das passive Wahlrecht.

Aktiv:

Passiv:

12 Was bedeuten

die Begriffe

„aktives Wahlrecht“ und

„passives Wahlrecht“?

PS

Reif genug für die Wahl?

Vor der Herabsetzung des Wahlalters auf

16 Jahre wurde lange diskutiert, ob Jugendliche

in diesem Alter ausreichend

reif sind, um zu wählen.

Aber ab wann ist man reif? Hängt Reife

tatsächlich mit dem Alter zusammen?

Was hat noch Einfluss darauf, ob jemand

reif ist oder nicht?

13 Gruppenarbeit:

G

14

Hier arbeitet ihr zuerst in der Gruppe;

danach geht es um dich

G

persönlich.

• Sammelt Beispiele aus eurem Alltag, die

zeigen, dass sich politische Entscheidungen

direkt auf euer Leben auswirken.

• Sammelt die wichtigsten Merkmale einer

Person, die reif zum Wählen ist.

• Schreibt die Merkmale auf ein Plakat.

• Besprecht anschließend in der Klasse

eure Plakate und einigt euch durch

Abstimmung auf die „ideale“ Wählerin

oder den „idealen“ Wähler.

• Gestaltet dazu nochmals ein Plakat.

• Überlege nun, ob alle Merkmale auf dich

zutreffen.

• Was kannst du (noch) nicht erfüllen?

• Was musst du tun, um dich eurem Ideal

zu nähern?

PU/PH

Gruppenarbeit:

Gedankenspiel: Stellt euch vor, ihr

gründet einen Staat und wollt nun ein

neues Wahlsystem einführen.

Geht dabei nicht vom tatsächlichen Wahlrecht

aus, sondern entscheidet völlig frei!

Überlegt:

• Wer darf an der Wahl teilnehmen?

• Welche Bedingungen müssen die Wahlberechtigten

für die Ausübung des aktiven

Wahlrechts erfüllen?

• Welche Bedingungen müssen die Wahlberechtigten

für die Ausübung des passiven

Wahlrechts erfüllen?

• Kann es sinnvoll sein, jemanden von der

Wahl auszuschließen?

Einige Stichwörter, die euch bei diesem

Gedankenspiel helfen können: Steuern

zahlen, vorbestraft sein, Bildung, sozial,

arbeitslos, Alter, Sprache, Geburtsort,

Behinderung …

PU/PH

Praxis Geschichte 13


Politische Bildung

Medien in der modernen Gesellschaft

15 Sammelt an der

Tafel alle Zeitungen,

die ihr kennt. Versucht,

sie in Qualitäts­ und

Boulevardzeitungen einzuteilen.

Begründet eure

Entscheidungen.

PS/PU/PH

16 Lies die ersten beiden

Quellentexte.

Welche Zielgruppe

möchte die jeweilige

Zeitung erreichen?

Welche inhaltlichen

Schwerpunkte hat sie?

Welche Beschreibung

passt für eine Qualitätszeitung,

welche für eine

Boulevardzeitung?

PM/PU

Qualitätszeitungen

behandeln anspruchsvolle

Themen. Sie recherchieren

(= nachforschen,

überprüfen) genau und

verwenden eine klare,

sachliche Sprache.

Boulevardzeitungen

konzentrieren sich eher

auf sensationelle Themen.

Sie verwenden

häufig eine reißerische

Sprache.

„Medien“ ist der Oberbegriff für Fernsehen,

Radio, Presse (Zeitungen und Zeitschriften)

sowie Internet. Mithilfe der

Medien informieren wir uns über Politik,

Wirtschaft, Sport und Kultur. Wir benützen

Medien auch, um mit anderen Menschen

in Kontakt zu treten, zu kommunizieren.

Medien können unsere Meinung

stark beeinflussen. Darum spielen sie eine

wichtige Rolle in der modernen Gesellschaft.

Viele Menschen nützen vor allem Fernsehen

und Internet als Informationsquellen.

Daneben sind auch Tageszeitungen

einflussreich. Man unterscheidet Qualitätszeitungen

und Boulevardzeitungen.

Oft geben sich Zeitungen selbst eine bestimmte

inhaltliche Richtung vor.

Q

Die Blattlinie wird durch die Vielfalt

der Meinungen ihres Herausgebers

und der Redakteure bestimmt.

Die Zeitung hat unter anderem zum

Ziel, für die Rechte der kleinen Leute

einzutreten und deren Sprachrohr in

der Öffentlichkeit zu sein, aber den

Lesern auch besonders aufmerksamkeitswirksame

Ereignisse nahe zu bringen.

(ZIS, Zeitungen im Selbstporträt, Wien 1997)

Q

Die Zeitung ist unabhängig von

politischen Parteien und wendet

sich an alle Leser, die hohe Ansprüche

an eine gründliche und umfassende

Berichterstattung stellen, sowie eine

fundierte und sachgerechte Darstellung

wünschen.

(ZIS, Zeitungen im Selbstporträt, Wien 1997)

17 Warum ist es wichtig, dass Zeitungen

genau recherchieren und sachlich berichten?

Sammelt zu zweit Gründe. Tauscht

euch dann in der Klasse aus. PH/PU

Prozess um den Attentäter

von Utöya Anders Breivik.

Ein Ereignis – zwei Berichte

Q

Tag 6 im Prozess um den Killer

von Oslo Anders Breivik. Am

Montag durfte sich der Massenmörder

ein letztes Mal vor Gericht in Szene

setzen … Seine wirre Aussage: Er würde

das Massaker von Utöya wieder verüben,

auch mit dem Wissen, dass viele

Jugendliche starben. Völlig verrückt

und irre: Breivik gab an, er wollte nach

dem Attentat mit einem Flugzeug aus

Norwegen fliehen. Die Maschine wollte

er stehlen und selber fliegen. Wie

das geht, habe er sich auf YouTube

angeschaut […]

Q

(heute, 24. 4. 2012)

Anders Breivik hatte neben dem

Osloer Regierungsviertel auch

noch andere Terrorziele in der engeren

Wahl. Als Ziele habe er sowohl das

Hauptquartier der Arbeiterpartei, das

Regierungsgebäude und das Osloer

Rathaus überlegt, aber später wieder

verworfen. Das Ferienlager der sozialdemokratischen

Jugend auf Utöya sei

das nächstbeste Ziel gewesen. 69 Menschen

kamen auf der Insel ums Leben,

zuvor hatte Breivik eine Bombe im

Osloer Regierungsviertel gezündet.

Insgesamt starben 77 Menschen.

18

(Der Standard, 20. 4. 2012)

Vergleiche die beiden Zeitungstexte

miteinander.

Welcher Text ist in reißerischer Sprache

geschrieben? Notiere dir einige passende

Schlüsselwörter dazu.

Welcher Text gibt dir mehr genaue Informationen?

Stelle W­Fragen und notiere die

Antworten, die du in den Texten findest.

Welcher Bericht stammt deiner Meinung

nach aus einer Qualitätszeitung, welcher

aus einer Boulevardzeitung? PM/PU

14 Praxis Geschichte


19G

Gruppenarbeit:

Analysiert in der

Gruppe (vier Personen)

die Karikatur.

Beschreibt zuerst die

Situation: Was ist das

Außergewöhnliche an

den Schlagzeilen?

Überlegt dann gemeinsam:

Worauf weist die

Karikatur hin, was kritisiert

sie?

Besprecht eure Ergebnisse

in der Klasse.

PM/PU

Im Vergleich zu anderen Demokratien

gibt es in Österreich wenige Tageszeitungen.

Sie werden außerdem von wenigen

Verlagen herausgegeben. Dies gefährdet

nach Meinung mancher Expertinnen und

Experten die Vielfalt der Meinungen.

Die meistgelesene Tageszeitung Österreichs

ist die Kronen Zeitung. Sie erreichte

2006 etwa drei Millionen Leserinnen

und Leser (45 % der Bevölkerung). Viel

weniger Menschen lesen täglich Qualitäts-

und Regionalzeitungen. Unter den

Wochenzeitungen führt das Boulevardblatt

Die ganze Woche mit ca. einer Million

Leserinnen und Leser.

Tageszeitungen in Österreich

1956 2007

36 18

Der Standard 5,0

Reichweite von Tageszeitungen

(Auswahl) in % der Bevölkerung

über 14 Jahren, 2011

Die Presse 3,7

Heute (gratis) 13,1

Kronen Zeitung 38,2

Kurier 8,1

Österreich (gratis) 10,3

Oberösterreichische Nachrichten 5,0

Salzburger Nachrichten 3,4

Tiroler Tageszeitung 3,9

Vorarlberger Nachrichten 2,4

TOP Vorarlberg 2,6

alle Tageszeitungen 73

http://www.media-analyse.at/studienPublicPresseTageszeitung

Total.do?year=2011&title=Tageszeitungen&subtitle=Total, 30. 5. 2012

20

Analysiere die

Tabelle.

Ordne die Zeitungen zuerst

in Boulevard­, Qualitäts­

und Regionalzeitungen.

Ergänze dann

die jeweilige Reichweite.

Fasse schriftlich zusammen:

Wie hoch ist die

gemeinsame Reichweite

von Gratiszeitungen?

Was kannst du über die

Reichweite von Boulevardzeitungen

sagen?

Was ist beim Vergleich

von Qualitäts­ und

Regionalzeitungen

auffällig?

Diskutiert gemeinsam:

Warum sind Boulevardzeitungen

beliebter als

Qualitätszeitungen?

Warum werden Gratiszeitungen

verteilt?

PM/PU/PH

Reichweite:

Anteil (in %) der Personen

über 14 Jahren,

die ein bestimmtes

Medium (Zeitung,

Radio …) nutzen.

Praxis Geschichte

15


Politische Bildung

Themen des 20. und 21. Jahrhunderts

Es gibt zeitgeschichtliche Themen, deren

Wurzeln weit zurückreichen, z. B. das

Bestreben, die Menschenrechte durchzusetzen.

Andere Themen hat erst die

jüngere Vergangenheit aufgeworfen –

etwa die Probleme und Chancen der

EU-Osterweiterung (vgl. Seiten 127, 129)

oder die globalisierte Wirtschaft. Über

die wichtigsten Themen sollte man Bescheid

wissen – nicht zuletzt, um persönlich

Stellung beziehen zu können.

Sicher kommt es auch im Laufe dieses

Schuljahres zu Ereignissen, die „in die

Geschichte eingehen“ werden. Das

können Erfindungen oder Entdeckungen

sein, aber auch Kriege oder Katastrophen.

Verfolgt diese Ereignisse in den Medien

und sprecht in der Klasse darüber.

21 Lest regelmäßig Tageszeitungen und

schaut euch Dokumentationen an,

z. B. über Entwicklungsländer (Kap. 6),

die EU (Kap. 7), über Flüchtlinge, Umweltschutz,

Innenpolitik (Kap. 8) usw.

PH/PM

Zeitungen sind wichtige Quellen der

Zeitgeschichte.

22

Innenpolitische Beobachterin/

innenpolitischer Beobachter

Sammelt während des Schuljahres

Quellen zu wichtigen innenpolitischen

Ereignissen (Zeitungsausschnitte,

TV­/Radio­Interviews etc.) und veranstaltet

regelmäßig „Redaktionssitzungen“:

Was sind die wichtigen Ereignisse?

Welche Folgen haben sie für Österreichs

Bürgerinnen und Bürger?

So könnt ihr selbst eine Zeitung oder

einen „Jahresbericht“ gestalten.

PH/PM/PU

23

Auslandskorrespondentin/

Auslandskorrespondent

Du berichtest während des Jahres immer

wieder über ein Land oder Gebiet. Mögliche

Themen: Russland, Deutschland, ein

anderes Nachbarland Österreichs, EU,

USA, Südostasien, Afrika, Naher Osten,

Südamerika, China, UNO. PM/PH

16 Praxis Geschichte


Zwischenkriegszeit

Politik ist nur der Spielraum,

den die Wirtschaft ihr lässt.

Dieter Hildebrandt, *1927, dt. Kabarettist

17


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Wirtschaftsprobleme nach dem Ersten Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg (1914–1918) hatte

die Welt völlig verändert. Weite Landstriche

waren verwüstet, Städte zerstört,

Millionen Menschen aus ihrer Heimat

vertrieben worden.

1 Liste die Nachfolgestaaten

auf und

schreibe in eine Tabelle,

welche Gebiete an neue

Staaten fielen. Vergleiche

dazu auch die Karte

„Vielvölkerstaat“ aus

dem ersten Kapitel. HS

2

G

Gruppenarbeit:

Auch heute sind

Kinder immer wieder

Opfer kriegerischer

Auseinandersetzungen.

Nennt aktuelle Beispiele.

PS

Hunger, Not und Schulden

Die Situation nach dem Ersten Weltkrieg

war für alle am Krieg beteiligten Länder

äußerst schwierig. Die europäischen Siegermächte

hatten um große Summen

Kriegsgüter aus den USA importiert und

waren nun stark verschuldet. Die UdSSR

stand nach einem mehrjährigen Bürgerkrieg

vor dem wirtschaftlichen Ruin, große

Teile der Bevölkerung waren völlig

verarmt.

Den Nachfolgestaaten der k. u. k. Monarchie

machten die Nationalitätenkonflikte

zu schaffen: In diesen Ländern lebten

Minderheiten, die sich mit den neuen

Grenzen nicht zufriedengeben wollten.

Kostenlose Suppenverteilung für die Ärmsten

der Armen

Q

Zahlreiche Kinder, auch im zartesten

Alter, erhalten nie einen

Tropfen Milch, kommen ohne warmes

Frühstück zur Schule. Als Schulfrühstück

erhalten sie trockenes Brot oder

als Aufstrich gequetschte Kartoffeln.

Die Kinder gehen vielfach ohne Hemd

und warme Kleidungsstücke zur Schule

oder werden aus Mangel an Leibund

Unterwäsche ganz vom Schulbesuch

abgehalten. Die Not erstickt allmählich

jedes Gefühl für Ordnung,

Sauberkeit und Sitte und lässt nur noch

an den Kampf gegen den Hunger denken.

(Eine Lehrerin nach dem Ersten Weltkrieg,

zit. nach GiQu 6, München 1979, S. 174)

Reparationszahlungen:

Zahlungen, zu denen die

Verlierer des Krieges verurteilt

wurden, um Kriegsschäden

in den Siegerländern

auszugleichen.

Am schwierigsten war die Lage für

Deutschland und Österreich. In beiden

Ländern dankte der jeweilige Kaiser unmittelbar

nach Kriegsende ab. Die jungen

Demokratien waren den großen

innenpolitischen Schwierigkeiten noch

nicht gewachsen. Von Deutschland forderten

die Siegermächte Reparationszahlungen

und machten damit einen

Wirtschaftsaufschwung nahezu unmöglich.

Österreich und Ungarn hafteten für

alle Kriegsschulden der Donaumonarchie,

weshalb auch hier die Mittel für

den Wiederaufbau fehlten.

Ein Brot kostet tausende Kronen

Von 1914 bis 1923 verlor das Geld immer

stärker an Wert. Der Staat hatte hohe

Ausgaben: Er musste zurückzahlen, was

er sich im Krieg von seinen Bürgerinnen

und Bürgern ausgeborgt hatte (Kriegsanleihen),

er hatte Kriegsschulden und er

musste für heimgekehrte Soldaten sowie

für Hinterbliebene sorgen.

18

Zwischenkriegszeit


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

1939

Zweiter Weltkrieg

1940 1945

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Die Regierung entschied daher, mehr

Geld zu drucken. Zu diesen neu gedruckten

Banknoten gab es aber keine ausreichenden

Gegenwerte, denn Güter waren

nach dem Krieg knapp. Den Betrieben

fehlten die Rohstoffe, um etwas zu produzieren.

Viele mussten schließen. Es gab

also immer mehr Geld, aber nichts zu

kaufen. Was jedoch knapp ist, wird bekanntlich

noch teurer: Für dieselbe Geldsumme

bekam man immer weniger Waren

(Inflation). Ein kg Brot kostete statt

80 bald 2800 Kronen. Schnell verlor das

Geld weiter an Wert.

Besonders drastisch war die Inflation in

den Jahren 1921 und 1922: Die Preise

für Grundnahrungsmittel stiegen sogar

stündlich („galoppierende Inflation“).

Wer Kriegsanleihen gekauft oder Geld

gespart hatte, verlor praktisch alles.

1 kg Brot

1 kg Schweinefleisch

1 Herrenanzug

Monatslohn

1914

(vor Krieg)

0,23 kr

2,10 kr

700 kr

65 kr

Dezember

1921

80 kr

1100 kr

50 000 kr

15 000 kr

Die galoppierende Inflation in Österreich; kr = Kronen

Juni

1922

2 835 kr

40 000 kr

800 000 kr

125 000 kr

September

1922

7 800 kr

150 000 kr

1,7 Mio. kr

280 000 kr

Q P

Nicht einen Kreuzer habe ich

mehr gekriegt von dem Geld

(Anm.: vom Gesparten). Nach dem

Kriegszusammenbruch hat man ja

nichts mehr dafür bekommen, weil ja

damals in Österreich ein Laib Brot mit

Unsummen bezahlt wurde.

(Primocic, S. 20)

Es gab aber auch Gewinner: Wer sich

Geld für Investitionen (z. B. Maschinen,

Gebäude) geliehen hatte, konnte diese

Schulden mit dem nahezu wertlosen

Geld leicht abzahlen. Das waren vor allem

Immobilienbesitzer, Landwirte und

Industrielle.

Ein Fünfhundertausend­Kronen­Schein aus der Inflationszeit (1922).

3 Frage deine Eltern,

wie viel Geld sie vor

15 Jahren verdient haben

und was damals z. B. ein

TV­Gerät oder auch

Grundnahrungsmittel

gekostet haben. Vergleicht

mit heute. Was ist relativ

teurer geworden, was billiger?

PH

Der Schilling wird eingeführt

Mit Währungsreformen versuchte die

Regierung, die Inflation zu stoppen. 1924

wurde in Österreich der Schilling als neue

Währung eingeführt (10 000 Kronen =

1 Schilling). Mithilfe von Auslandskrediten

und striktem Sparen gelang es, den

Wert des Geldes allmählich zu stabilisieren.

Die Wirtschaft erholte sich.

Ein Transport von Lohngeld 1923 – völlig

unbewacht (oben). Dagegen fand der Butterverkauf

unter Polizeiaufsicht statt (unten).

Inflation:

Sinken des Geldwertes

durch Erhöhen der Geldmenge

ohne ausreichenden

Gegenwert in Waren

Zwischenkriegszeit

19


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Die Technisierung verändert die Arbeitswelt

Szenenbild aus dem Film

„Modern Times“ von und

mit Charlie Chaplin (1936)

Elektrischer Strom und Fließband

Anfang des 20. Jahrhunderts änderte

sich in der Arbeitswelt vieles – vor allem

durch die Elektrizität. Aus den USA wurde

das Fließband übernommen. Dort

hatte es Henry Ford 1914 in seiner Autofabrik

eingeführt. Mitte der 1920er­Jahre

rollten dann auch in Österreich die ersten

Steyr­Autos vom Montageband.

Die Fließbandarbeit erzwang von den

Beschäftigten ein bestimmtes Arbeitstempo.

Ungelernte Kräfte hatten – maschinengleich

– eintönige Handgriffe

hunderte Male am Tag auszuführen.

Die „Goldenen 20er-Jahre“

Die neuen Produktionsmethoden erlaubten

es, in kurzer Zeit größere Stückzahlen

herzustellen. Dadurch wurde das einzelne

Produkt billiger. So konnten sich viele

Menschen Dinge kaufen, die zuvor nur

den Reichen vorbehalten waren.

Ausgehend von den USA setzte in den

meisten europäischen Ländern ein Wirtschaftsaufschwung

ein – man spricht

von den „Goldenen 20er­Jahren“. In Österreich

konnte sich dennoch nur eine

kleine Minderheit z. B. ein Auto leisten.

Ein elektrischer Kühlschrank der Zwischenkriegszeit

4

G

Gruppenarbeit:

Interpretiert die Filmszene

oben. Welches Anliegen

könnte der Regisseur

gehabt haben, wenn

er solche Bilder zeigt?

HM

5

G

Gruppenarbeit:

Für welche Gesellschaftsschichten

dürfte

der Begriff „Goldene Jahre“

zutreffen, für welche

weniger oder gar nicht?

Welche Dinge gelten

heute als Luxus? Nennt

Statussymbole unserer Zeit.

HO/PU

Autos rollen vom Montageband der Steyr­Werke. Elektrischer Strom und Fließband beschleunigten

viele Arbeiten und erhöhten die Produktion.

20

Zwischenkriegszeit


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

1939

Zweiter Weltkrieg

1940 1945

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Die USA werden zur führenden Weltmacht

Der Erste Weltkrieg

macht die USA reich

Während in Europa und

in der Sowjetunion nach

dem Krieg bittere Not

herrschte, setzten die USA

ihren Aufstieg zur führenden

Weltmacht fort.

Neue Technik, riesige Erdölvorkommen

und der Zustrom

arbeitswilliger Einwanderer

und Einwanderinnen

stärkten die Wirtschaft.

Es gab genug Arbeit

und die breite Masse

der Menschen verdiente

gut.

Dazu kamen riesige Kriegsgewinne,

vor allem aus

der Rüstungsindustrie.

Während des Ersten Weltkrieges

hatten die USA

ungeheure Mengen an

Rüstungsgütern, v. a. Munition,

auf Kredit an Großbritannien

und Frankreich geliefert. Nach

dem Sieg zahlten diese die Schulden zurück

– mit den Reparationen der Verlierer,

v. a. Deutschlands. Gewaltige Geldmengen

flossen so in die Vereinigten Staaten,

deren Banken damit Kredite vergaben,

um die Wirtschaft anzukurbeln – an Wirtschaftstreibende,

aber auch an Private,

deren Wohlstand dann oft auf Kreditschulden

begründet war.

Mit Geld aus den USA konnten aber auch

die westlichen Länder Europas ihre Wirtschaft

allmählich wieder in Schwung

bringen. Selbst für die Verlierer des Ersten

Weltkrieges – Deutschland und Österreich

– besserte sich schließlich die Lage.

Zum einen bekamen beide Länder die

Inflation in den Griff, zum anderen erhielt

Deutschland aus den USA mehr Kredite

als die Reparationszahlungen ausmachten.

Damit machte sich Europa aber

auch völlig abhängig von den USA.

Das „Wirtschaftswunder Amerika“:

Große Unternehmen nützten den technischen

Fortschritt und errichteten Großbauten, die

ihre Macht und ihren Einfluss ausdrückten.

Schulden

Alliierte

USA

Reparationszahlungen

Reparationszahlungen

Kredite

Deutschland,

Österreich

Die wirtschaftliche Abhängigkeit Europas von

den USA

6 Überlegt, welche

Probleme sich für

die europäischen Länder

durch diese Abhängigkeit

von den USA ergeben

haben könnten. HF

Zwischenkriegszeit

21


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Die Weltwirtschaftskrise

Hunger. Zeichnung von

George Grosz, 1924

7 Erkläre anhand der

Zeichnung, wie sich

die Wirtschaftskrise

auswirkte. HM/HS

8 Wie unterbrach

Roosevelt diesen

Teufelskreis? Warum gelang

das in Europa nicht?

HS

Aktien:

Anteilscheine an einem

Wirtschaftsunternehmen

Börse:

Ort, an dem Wertpapiere

gehandelt werden

Der Börsenkrach 1929

In den 1920er­Jahren versuchten in den

USA viele Menschen, durch den Kauf von

Aktien reich zu werden. Mit Aktien kauft

man sich Anteile an einem Betrieb; ihr

Wert richtet sich nach dem Wert des Unternehmens.

Der Wert von Aktien steigt

aber auch, wenn die Nachfrage danach

groß ist. Weil in den 1920er­Jahren so viele

Menschen Aktien kauften, wurden viele

Unternehmen höher bewertet, als es

der wirtschaftlichen Realität entsprach:

Ein Unternehmen war z. B. 50 Millionen

wert, seine Aktien aber wurden zu einem

weit höheren Gesamtwert gehandelt.

Die Börsenkurse, also die Aktienpreise,

stiegen, und damit auch die Gewinne

der Unternehmer. Die Einkommen der

Arbeiterinnen und Arbeiter aber stiegen

nicht im selben Ausmaß; daher konnten

sie nicht so viel kaufen, wie Industrie und

Landwirtschaft inzwischen produzierten.

Die Unternehmen mussten ihre Produktion

allmählich drosseln und immer mehr

Beschäftigte entlassen. Da es keine Arbeitslosenversicherung

gab, lebten Ende

der 1920er­Jahre Millionen Menschen in

bitterer Armut.

Manche Spekulanten ahnten, dass die

Aktien bald an Wert verlieren würden

und begannen, ihre Aktien zu verkaufen.

Am 24. Oktober 1929 ließen Panikverkäufe

unzähliger Aktienbesitzer den Wert

ins Bodenlose stürzen. Die Börse von

New York brach zusammen, denn die

plötzlich geforderten Summen konnten

nicht mehr ausbezahlt werden. Die Banken

waren zahlungsunfähig.

Nun forderten die USA ihre Kredite und

Anleihen zurück, bis auch die Banken in

Europa zahlungsunfähig waren. Unternehmen

mussten schließen, Beschäftigte

massenhaft entlassen werden. 1932 war

in Österreich mehr als ein Drittel aller Erwerbsfähigen

arbeitslos.

Die Kaufkraft der

Bevölkerung sinkt;

die Menschen können

weniger kaufen.

Unternehmen produzieren

mehr als sie verkaufen

können und drosseln

die Produktion.

ab 1929

Arbeitssuchende

arbeiten für

niedrigere Löhne.

Ursachen der Weltwirtschaftskrise ab 1929

Der Staat hilft der Wirtschaft

Angestellte müssen

entlassen werden.

Die USA führte der Demokrat Franklin

D. Roosevelt (Präsident 1933–1945) aus

der Krise: Er vergab staatliche Aufträge

zum Bau von Straßen und Kraftwerken,

förderte Landwirtschaft und Industrie. Es

folgten ein Aufschwung und neue Arbeitsplätze.

Die US­Regierung führte Arbeitslosen­

und Altersvorsorge ein. Damit

griff der Staat stärker in die Wirtschaft

ein, ohne jedoch alle Einzelheiten

vorzuschreiben. Dieses Bündel aus Wirtschafts­

und Sozialreformen bezeichnet

man als „New Deal“ (etwa: „Neue Abmachung“).

Der New Deal war ein großer

Wendepunkt in der Geschichte der USA.

22

Zwischenkriegszeit


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

1939

Zweiter Weltkrieg

1940 1945

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Alltag in der Wirtschaftskrise

Q

Nach einer Statistik des Arbeitsamtes

kann ein Berliner Unterstützungsempfänger

45 Pfund Brot

für 6 Mark kaufen; 9 Pfund Margarine

für 3 Mark; 15 Liter Milch für 4 Mark

50; 20 Pfund Kohl für 2 Mark; 10 Heringe,

Salz und Zucker für 1 Mark –

und damit wären seine 18 Mark 50

aufgebraucht. Das bedeutet täglich ein

halbes Brot, fünfzig Gramm Margarine

und dreimal im Monat einen Hering

pro Kopf. Auf die Frage zum Wocheneinkauf

einer Mutter von fünf

Kindern antwortet sie: „Zum größten

Teil Brot. An dem Tag, an dem wir das

Geld kriegen, kaufen wir uns Wurst.

Dafür hungern wir aber die letzten

beiden Tage von der Woche – vor allem

mein Mann.“

(Aus: Knickerbocker: Deutschland so oder

so?, 1932, S. 14 ff.) [1 Pfund = 1/2 Kilo]

Die Folgen der Wirtschaftskrise

Während sich in den USA die Wirtschaft

erholte, hatten die europäischen Länder,

vor allem die jungen Demokratien

Deutschland und Österreich, immer größere

wirtschaftliche Probleme. Politische

Parteien suchten nach Lösungsmöglichkeiten.

Aber immer mehr Menschen

machten die Demokratie für die soziale

und wirtschaftliche Notlage verantwortlich.

Immer mehr Bügerinnen und Bürger

erhofften sich von Kommunismus

oder Faschismus eine Verbesserung der

Situation und wandten sich diesen diktatorischen

Systemen zu.

9

G

Gruppenarbeit:

Schreibt auf, was

und wie viel ihr pro Tag

ungefähr esst. Vergleicht

dann mit der in Quelle 1

angegebenen Nahrungsmenge.

HM

Noch schlimmer als den Arbeitslosen

ging es den sogenannten „Ausgesteuerten“:

Wer länger als sechs Monate arbeitslos

war, wurde „ausgesteuert“; damit

wurden alle Unterstützungen gestrichen.

Der oder die Arbeitslose stand

buchstäblich vor dem Nichts. Die Folgen

waren katastrophal: Menschen starben

vor Hunger.

Q

Gestern abends ist in der Schüttaustraße

die 37­jährige Paula Prokop

infolge vollständiger Entkräftung

und Unterernährung auf offener Straße

bewusstlos zusammengestürzt. Die

Frau, Mutter von vier minderjährigen

Kindern, lebt mit ihrem arbeitslosen

Gatten, der keinerlei Unterstützung

mehr bezieht, in der Pöchlarnstraße 7

in den kümmerlichsten Verhältnissen

und leidet bitterste Not.

(Jahoda u. a.: Die Arbeitslosen

von Marienthal, S. 39)

Notbehausung: Eine richtige Unterkunft war

für viele unerschwinglich.

Zwischenkriegszeit

23


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

10 Zu den Quellen:

Welche Folgen des

Friedensvertrages werden

in diesen Aussagen befürchtet?

Vergleiche dazu auch

das Plakat aus Deutschland

aus dem Jahr 1932.

HM

Plakat der NSDAP, 1932

Diktaturen der Zwischenkriegszeit

In der wirtschaftlichen und sozialen

Not nach dem Ersten Weltkrieg erhofften

sich viele Menschen in Europa Rettung

durch einen „starken Mann“. So entstanden

in Russland, Italien, Spanien und

Deutschland Diktaturen.

Sie alle forderten die totale Unterordnung

der Einzelnen und missachteten die

Menschenrechte. Die Macht lag in der

Hand eines einzigen Herrschers. In Russland

sollten Wahlen vortäuschen, dass das

Volk mitbestimmen könne – zu wählen

gab es aber nur eine einzige Partei, alle

anderen waren verboten. Die Diktatoren

stützten ihre Macht auf das Militär und

auf ein ausgeprägtes Spitzelwesen (Geheim­

und Staatspolizei); dazu kam eine

riesige Propagandamaschinerie.

Nach dem Krieg: Miteinander

oder gegeneinander?

Die „Friedensdiktate“

Den Verlierermächten des Ersten

Weltkrieges – Deutschland, Österreich

und ihren Verbündeten –

wurden 1919 Friedensverträge vorgelegt,

die sie ohne Einspruchsoder

Verhandlungsmöglichkeit unterschreiben

mussten; andernfalls

drohten die Siegermächte mit der

Besetzung der Länder.

Die Friedensverträge von St. Germain

(für Österreich) und Versailles

(für Deutschland) bescherten

den beiden Kriegsverlierern kaum

überwindbare wirtschaftliche und

politische Schwierigkeiten.

Für Deutschland hieß das:

• Gebiete an die Siegermächte abtreten

(ein Fünftel seiner Fläche mit 7 Mio.

Einwohnerinnen und Einwohnern).

• Die allgemeine Wehrpflicht abschaffen;

das Berufsheer darf maximal 100 000

Mann umfassen; keine Panzer, U­Boote,

Schlachtschiffe und Kriegsflugzeuge.

• Reparationszahlungen in der Höhe von

2,6 Milliarden Goldmark.

Q

Sie mögen Deutschland seiner

Kolonien berauben, seine Rüstung

zu einer bloßen Polizeimacht

und seine Flotte zu einer Macht fünften

Grades herabsetzen. Es ist schließlich

alles gleich, wenn es sich im Frieden

von 1919 ungerecht behandelt

fühlt, wird es Mittel finden, um an

seinen Siegern Rache zu nehmen …

Ungerechtigkeit und Anmaßung, ausgespielt

in der Stunde des Triumphes,

werden nie vergessen und vergeben.

(engl. Premierminister Lloyd George; GiQu 6,

bsv, München 1979, S. 119)

Q

Die Friedensbedingungen scheinen

unsagbar hart und demütigend,

während viele von ihnen mir

unerfüllbar erscheinen; Hass und Erbitterung,

wenn nicht Verzweiflung

müssen die Folge derartiger Bestimmungen

sein. Wir haben einen Friedensvertrag,

aber er wird keinen dauernden

Frieden bringen, weil er auf

Eigennutz gegründet ist.

(amerik. Außenminister Lansing, GiQu 6, S. 128)

Der Völkerbund

Auf Betreiben des amerikanischen Präsidenten

Thomas Woodrow Wilson wurde

nach dem Ersten Weltkrieg der Völkerbund

gegründet. Er sollte die Abrüstung

in die Wege leiten, den Flüchtlingen

helfen und künftig für Frieden sorgen.

Diesem Bund traten aber nicht alle Großmächte

bei: Die USA wollten nicht beitreten,

weil sie fürchteten, in zukünftige

Konflikte hineingezogen zu werden.

Deutschland und Österreich waren als

Verlierer des Krieges ursprünglich ausgeschlossen,

ebenso die Sowjetunion. Österreich

durfte 1920 dem Völkerbund beitreten,

spielte aber keine wichtige Rolle.

Die mächtigen Länder, die im Bund vertreten

waren und sich für den internationalen

Frieden einsetzen sollten, betrieben

entgegen ihrer Aufgabe Politik im

eigenen Interesse.

Trotzdem glaubte man 1925, die Gegensätze

zwischen den alten Erzfeinden Frank­

24

Zwischenkriegszeit


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

1939

Zweiter Weltkrieg

1940 1945

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

reich und Deutschland überwinden zu

können: Beide Länder unterschrieben die

Verträge von Locarno. Darin versicherte

Deutschland, die Westgrenze anzuerkennen,

und wurde im Gegenzug in den Völkerbund

aufgenommen. Alle Unterzeichner

der Verträge von Locarno verurteilten

den Krieg als falsches Mittel, umProbleme

zu lösen. Sie versprachen, zukünftige

Konflikte vor dem Internationalen Gerichtshof

in Den Haag auszutragen.

Damit schien das Ziel des Völkerbundes

erreicht. InWahrheit aber behielten sich

einige Unterzeichner das Recht vor, „in

Notwehr“ zu den Waffen zu greifen.

Schonbaldwurden die nationalen Gegensätzeund

Ängste wieder deutlich sichtbar.

Der Kommunismus in Russland

Nachdem Lenin 1917 die Macht inRussland

übernommen hatte (Oktoberrevolution),

musste erdiese in einem mehrjährigen

Bürgerkrieg absichern. ImJuli

1918 wurde aus dem ehemaligen russischen

Zarenreich die Union der Sozialistischen

Sowjetrepubliken (UdSSR). Die

Kämpfe zwischen verschiedenen kommunistischen

Gruppen und Anhängern

des Zaren gingen aber weiter. Erst 1922

setzten sich die Bolschewiki endgültig

durch. Lenin ging sofort daran, das Land

nach marxistischen Ideen umzugestalten

Kohle

in Mio. t

29,1 35,5

86

72

165,9

87

189

Getreideproduktion

in Mio. t

706,7

Stahl

in Mio. t

4,2 4,3 18,3

Viehbestand

in Mio. t

61 58 55

147,9

115

und eine „klassenlose Gesellschaft“ aufzubauen:

Alle Betriebe wurden verstaatlicht.

Außerdem nahm der Staat alles

Land und Vieh inBesitz. Die Bauern und

Bäuerinnen waren verpflichtet, alle

Agrarprodukte, die sie nicht selbst benötigten,

abzuliefern. Die weitere Verteilung

übernahm der Staat.

Nach dem Tod Lenins 1924 gelangte

Josef Stalin an die Macht. Er setzte die

Ideen des Kommunismus mit Gewalt um

und errichtete eine Schreckensherrschaft.

Planwirtschaft

Ab 1928 legte Stalin exakt fest, was und

wie viel inden nächsten fünf Jahren zu

produzieren sei (Fünfjahresplan). Die

Bauern und Bäuerinnen mussten sich zu

Kolchosen zusammenschließen.

Sowohl in der Landwirtschaft als auch in

der Industrie schrieb der Plan genau vor,

wie viele Menschen an welchem Ort welche

Arbeit zuverrichten hatten. Und tatsächlich

gelang es, die Produktion derart

zu steigern, dass die Sowjetunion 1940

im Weltvergleich der Wirtschaftsleistung

an zweiter Stelle hinter den USA lag.

Dies gelang, weil neue, staatliche Schulendas

Bildungsniveau hoben, aber auch,

weil Menschen zur Arbeit gezwungen

wurden.

Elektrische

Energie

in Mrd. kWh

1,9 5,0

Schweine

in Mio. t

Erdöl

in Mio. t

Entwicklung von landwirtschaftlicher und industrieller Produktion in der UdSSR 1913–1980

1913–1940

48,3

21 25 20

1284,0

73

9,2 11,6 30,1

1913

1928

1940

1980

603,0

Wladimir Iljitsch Uljanow,

genannt Lenin (1870–1924)

11 Beachtet die unterschiedliche

Entwicklung

von Industrie und

Landwirtschaft (Grafik

links). Welche Gründe

könnte es dafür geben;

welche Folgen musste

das haben? HM/HS

Bolschewismus:

(v. russ. bolsche =mehr);

Anhänger und Anhängerinnen

Lenins nannten

sich Bolschewiki (Mehrheit)

und bildeten den

radikaleren Teil der sozialistischen

Partei (seit 1920:

Kommunistische Partei).

Kolchose:

Landwirtschaftlicher

Großbetrieb in der UdSSR;

zwangsweiser Zusammenschluss

von bäuerlichen

Einzelbetrieben

Zwischenkriegszeit 25


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Stalinismus:

der unter Josef Stalin

betriebene Staatsterror

und Personenkult

Erfolgreicher Kampf gegen den Analphabetismus:

In Kursen lernten Millionen Männer und

Frauen das Lesen und Schreiben (Foto 1928).

Zwangsarbeit im Stalinismus

Stalin setzte seine Ideen mit äußerster

Gewalt durch (Stalinismus). Menschen,

die sich gegen die Enteignung wehrten,

wurden nach Sibirien an unwirtliche Orte

zwangsumgesiedelt. Sogenannte „Konterrevolutionäre“,

also tatsächliche oder auch

nur vermeintliche Gegner und Gegnerinnen

Stalins, mussten in Bergwerken, Industrieanlagen

oder Straflagern Zwangsarbeit

leisten.

Während der Regierungszeit Stalins (1924–

1953) wurden Millionen Menschen inhaftiert

und ermordet. Verhaftungen

konnten völlig willkürlich, ohne Anklage,

geschehen. Die Willkür des Terrors war eine

Methode, die Menschen in ständiger

Angst zu halten und damit gefügig zu machen.

In Schauprozessen wurden die Verhafteten,

oft aufgrund gefälschter Beweise,

als Verräter des Staates verurteilt und in

Straflager eingewiesen. Nicht einmal Kinder

(über 12 Jahre) wurden geschont. Der

Tod durch Zwangsarbeit war eingeplant,

Massensterben kalkuliert. Gab es nicht genügend

Arbeiterinnen und Arbeiter, folgte

einfach eine neue Verhaftungswelle.

Erst nach Stalins Tod wurden die Zwangsarbeitslager

aufgelöst.

Katastrophale Landwirtschaft

Dass es in der UdSSR keinen Privatbesitz

gab, wirkte sich auf die Wirtschaft äußerst

negativ aus: Dem/der Einzelnen

war es bald egal, wie hoch der Ertrag

ausfiel und wie die Maschinen zu pflegen

waren. Ein selbstständiger Bauer hätte

beispielsweise vor einem drohenden Gewitter

abends noch rasch das Heu eingebracht;

da Boden und Ernte aber nicht

ihm gehörten, beendete er seine Arbeit

– wie im Plan vorgeschrieben – pünktlich

um 17.00 Uhr. Dazu kam eine aufwändige

Bürokratie: Arbeiterinnen und Arbeiter

in Betrieben verbrachten bald mehr

Zeit mit dem Ausfüllen von Formularen

als mit der eigentlichen Arbeit. Jede noch

so kleine Entscheidung wurde zentral

von oben gefällt. Das führte zu groben

Fehlentscheidungen.

Die Auswirkungen waren katastrophal:

Millionen Menschen starben an Hunger,

der Lebensstandard sank auf ein Minimum.

Millionen Menschen starben an Hunger.

Propaganda und Personenkult

Der Staat beherrschte sämtliche Medien.

Die Zeitung „Prawda“ („Die Wahrheit“)

schrieb die öffentliche Meinung vor. Dasselbe

galt für Radio und Fernsehen: Die

Sowjetunion wurde als aufstrebendes Pa­

26

Zwischenkriegszeit


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

1939

Zweiter Weltkrieg

1940 1945

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

radies der Arbeiterinnen und Arbeiter gepriesen,

während der kapitalistische Westen

als Ausbeuter, Kriegshetzer und moralisch

heruntergekommen verurteilt

wurde.

Stalin betrieb mittels der Medien auch

einen ausgeprägten Personenkult, wie

er für Diktatoren typisch ist. Mit Vorliebe

ließ er sich mit Kindern abbilden und als

deren bester Freund feiern. Sämtliche Erfolge

– die teils ausschließlich in der Propaganda

existierten – wurden seiner

Person zugeschrieben. Stalin wurde als

Ideal des fürsorglichen Staatsmannes dargestellt.

Wer dieses Bild anzweifelte, fiel

Stalins Verfolgung zum Opfer, wurde verbannt

oder ermordet.

Geplanter Alltag im Sowjetstaat

Neben dem systematischen Terror versuchten

die Machthaber auch, ihre Ideen

mittels Erziehung umzusetzen. Männer

und Frauen, die mehr arbeiteten als sie

mussten, wurden als Volkshelden und

­heldinnen gefeiert. Kundgebungen,

Theateraufführungen und Sportveranstaltungen

dienten nur einem Zweck: die

Menschen im Sinne der Machthaber zu

manipulieren (beeinflussen). Auch Kinder

und Jugendliche wurden in Horten, Kindergärten,

ganztägigen Schulen, Sportund

Kulturvereinen ganz im Sinne der

Machthaber erzogen.

Q

Die Revolution setzt sich das Ziel,

alle Menschen zu Brüdern zu machen.

Für alle Sowjetbürger, für alle

Männer, Frauen und Kinder, wird sie

Verbesserungen erreichen. Und sie

wird große Häuser errichten mit Küchen,

Speiseräumen, Wäschereien, Kinderhorten

und Clubs, die nach dem

letzten Stand der Wissenschaft eingerichtet

sind und sämtlichen Bewohnern

der Kommune zur Verfügung stehen,

die in behaglichen, sauberen

Zimmern mit fließendem Wasser und

elektrischem Strom untergebracht sind.

(der sowjet. Volkskommissar Lunatscharskij

nach der Revolution 1917; zit. n. Sinjawskij,

Der Traum vom neuen Menschen, S. 236)

Wirklichkeit: Dieses Bild ist Teil einer Chronik,

die von Jefrosinija Kersnowskaja in einem

Zwangsarbeitslager gezeichnet und geschrieben

wurde. Sie schrieb darunter: „Ich konnte

es kaum mitansehen, wie dieses zerbrechliche

Mädchen […] die schwere Schubkarre mit der

Betonmischung über den Laufsteg schob. Die

Temperatur betrug 30 bis 35° Minus […]“

Propaganda: Stalin, der „kinderliebende,

fürsorgliche“ Führer

12 Zur Quelle: Vergleiche

die kommunistischen

Visionen mit der

Wirklichkeit. Kann solch

ein Vorschlag überhaupt

umgesetzt werden? Wer

bestimmt, was die Menschen

glücklich macht?

HM/PU

Propaganda:

von lat. propagare = weiter

ausbreiten; werbende

Tätigkeit für eine Idee

oder Person; um das Ziel

zu erreichen, sind alle

Mittel erlaubt: anfangs

halbe Wahrheit, Betrug

und Lüge, im fortgeschrittenen

Stadium dann auch

unverhüllte Gewalt

Zwischenkriegszeit

27


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Benito Mussolini

13 Man hört auch

heute manchmal:

„Ein starker Mann gehört

wieder her!“ Was ist

damit gemeint? PU

Der Faschismus in Italien

und Spanien

Der Faschismus ist eine Ideologie (Weltanschauung),

die sich vor allem auf die

Prinzipien von Recht und Ordnung und

auf den Zusammenhalt des Volkes stützt.

Zur Verwirklichung dieser Prinzipien wird

Gewalt als legitimes Mittel anerkannt. Der

Staat kontrolliert alle Bereiche des privaten

und öffentlichen Lebens; gegnerische

Parteien werden ausgeschaltet. Im Streben

nach Erweiterung der Macht werden

Terror, Unterdrückung und Krieg betrieben.

Zudem waren die Faschisten überzeugt,

dass das eigene Volk ein besonderes

sei, dazu „bestimmt“, andere Völker

zu unterwerfen. Alle sozialen Gruppen

des Landes – Bauern, Arbeiter, Unternehmer,

Angestellte, Beamte – hatten sich

der „Volksgemeinschaft“ unterzuordnen.

Was diese Volksgemeinschaft zu tun hatte,

entschied ein „starker Mann“, der sogenannte

„Führer“.

Mussolini, der Diktator Italiens

Nach dem Ersten Weltkrieg litt Italien unter

Armut und Arbeitslosigkeit. Diese Situation

wollte Benito Mussolini mit seiner

faschistischen Partei nutzen. Er setzte

sich 1922 über alle Gesetze einer Demokratie

hinweg. An der Spitze seiner Anhänger

(„Schwarzhemden“), die nach

Rom marschiert waren, drohte er, die

Die militärische Ausbildung von Kindern und

Jugendlichen ist kennzeichnend für Diktatur

und Faschismus.

Macht mit Gewalt an sich zu reißen. Derart

erpresst, beauftragte ihn der König

mit der Regierungsbildung. Mussolini errichtete

mit Terror und Gewalt sein faschistisches

Regime:

• Ausschaltung des Parlaments, Verbot aller

Parteien außer der faschistischen

• Aufhebung der demokratischen Grundrechte

• Benachteiligung von Minderheiten, Verherrlichung

des italienischen Volkes

• Völlige Unterordnung des/der Einzelnen

unter die Volksgemeinschaft

• Aufrüstung, Ausbau des Heeres

• Unterdrückung und Verhaftung von

Regimegegnern und ­gegnerinnen

• Übernahme der Erziehung durch den

Staat: Buben wurden zu Soldaten erzogen

und erhielten bereits mit 15 Jahren

Kleingewehre.

• Wirtschaftsimpulse durch Großprojekte

(Trockenlegung von Sumpfgebieten,

Bau von Autobahnen, Stadien und

Kraftwerken) und Ausbau der Rüstungsindustrie

Auch wenn die wirtschaftlichen Investitionen

in erster Linie auf militärische Stärkung

zielten, brachten sie den Faschisten

doch weitreichende Sympathien ein;

denn die Arbeitslosigkeit sank rasch,

wenn auch nur kurzfristig. Als sie nach

der Weltwirtschaftskrise 1929 wieder anstieg,

versuchte Mussolini davon abzulenken

und das nationale Selbstbewusstsein

mithilfe eines Krieges aufzurichten: 1935

überfiel Italien – mit finanzieller Unterstützung

von Deutschland – den afrikanischen

Staat Abessinien (heute: Äthiopien)

und machte ihn zur italienischen Kolonie.

Der Bürgerkrieg in Spanien

Spanien war im Ersten Weltkrieg neutral

geblieben. Trotzdem litt auch dieser Staat

unter wirtschaftlichen und sozialen Problemen.

Spanien war ein Land der extremen

Gegensätze: Während es auf der

einen Seite reiche Großgrundbesitzer

und Fabrikanten gab, lebten Bauern und

Bäuerinnen, Arbeiter und Arbeiterinnen

in erdrückender Armut. Diese sozialen

Spannungen führten zu Aufständen,

Streiks und Gewalt.

28 Zwischenkriegszeit


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

1939

Zweiter Weltkrieg

1940 1945

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

1936 versuchten mehrere Generäle mit

ihren Truppen unter Führung des Generals

Franco, eine faschistische Diktatur zu

errichten. Sie wurden von faschistischen

Ländern unterstützt. Francos Gegner, die

Volksfront, die sich aus Sozialisten, Anarchisten

und Kommunisten zusammensetzte,

wurde von der UdSSR und von

Frankreich unterstützt. Freiwillige aus

aller Welt kämpften in diesem Krieg.

Schließlich konnte sich Franco durchsetzen

und die Macht übernehmen. Erst

nach seinem Tod 1975 kehrte Spanien

wieder zur Demokratie zurück.

Faschismus in Europa

Auch in anderen europäischen Ländern

kämpften faschistische Gruppen gegen

das parlamentarische System.

Die British Union ofFascists in Großbritannien

konnte jedoch keinen politischen

Einfluss gewinnen. In Frankreich bildeten

die faschistische Action Française und

der Bund der Feuerkreuzler mit insgesamt

210000 Mitgliedern eine Massenbewegung,

gelangten aber nicht andie

Macht. Dies gelang neben Spanien und

Italien nur noch in Deutschland –mit verheerenden

Folgen für die gesamte Welt.

Q

Kampflied der Action Française:

Der Jude hat alles genommen

Alle Dinge geraubt in Paris

Und ersagt zuFrankreich:

„Nur mir gehörst du Paris!

Alle Welt auf die Knie!“

Refrain: Nein, nein, Frankreich

erwacht, zornvoll den Blick,

Nein, nein, genug anVerrat.

(aus: Nolte: Der Faschismus, S.134)

Deutschlands Weg indie Diktatur

Auch in Deutschland bewirkten die Krisen

der Nachkriegszeit und die Massenarbeitslosigkeit,

dass radikale kommunistischeund

faschistischeParteien immer

mehr Zulauf erhielten. Dazu kam, dass

sich viele Deutsche durch den Friedensvertrag

von Versailles gedemütigt fühlten

und sich nach einem starken, mächtigen

Deutschland sehnten.

Faschistisches spanisches Plakat, 1938

Die zahlreichen Parteien waren zerstritten

und unfähig, die politische und wirtschaftliche

Lage zuverbessern. Dementsprechend

schwand das Vertrauen in die

Demokratie; viele Unzufriedene wandten

sich den antidemokratischen Parteien zu.

Adolf Hitler wird Parteiführer

1919 trat der aus Braunau am Inn (OÖ)

stammende und nach Deutschland ausgewanderte

Adolf Hitler der unbedeutenden

Deutschen Arbeiter-Partei bei.

Innerhalb dieser Partei machte er schnell

Karriere, wandelte sie indie Nationalsozialistische

Deutsche Arbeiterpartei

(NSDAP) umund versuchte 1923 erstmals,

von Bayern aus die Macht ansich

zu reißen. Seinen Marsch zur Feldherrenhalle

mit 3000 Bewaffneten konnte die

Polizei mit Waffengewalt zerschlagen, 16

Menschen kamen dabei ums Leben. Hitler

wurde zufünf Jahren Haft verurteilt

(die Mindeststrafe).Aberschonnachneun

Monaten wurde er wieder freigelassen,

denn die Weimarer Republik war gegenüber

Nationalsozialisten vergleichsweise

nachsichtig. Ein Putschversuch der

Kommunisten1918unter KarlLiebknecht

und Rosa Luxemburg hingegen wurde

blutig niedergeschlagen.

Begriffe auf dem Plakat:

bolchevismo (Bolschewismus):

Kommunismus

wie inder Sowjetunion

masones (Freimaurer):

Geheimgesellschaft, die

die Werte der Aufklärung

vertritt (Feindbild der Faschisten)

injusticia social: (soziale

Ungerechtigkeit)

FAI (Iberische Anarchistische

Föderation):

Organisation der spanischen

Anarchistinnen

und Anarchisten (Gegner

der Faschisten)

separatismo (Separatismus):

Streben spanischer

Regionen (z.B.Katalonien)

nach Unabhängigkeit

politicastros (Politikaster):

abwertendes Wort

für Menschen, die sich

mit Politik beschäftigen,

ohne etwas davon zu

verstehen

14 Was waren die

Feindbilder der

Faschisten? Beachtet das

Plakat und das Gedicht.

Was wird den Juden im

„Kampflied“ unterstellt?

PH

Weimarer Republik:

Bezeichnung für

Deutschland 1919 bis

1933 (als Hitler die Macht

übernahm); benannt

nach Weimar als Ort der

Verfassungsannahme

(Weimarer Verfassung)

Zwischenkriegszeit 29


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

15G

Gruppenarbeit:

Untersucht die

Bildsprache der Plakate:

Wer wird angesprochen?

Was wollen die Plakate

erreichen? Welche Klischees

werden gezeigt?

Beschreibt die Gestaltungsmittel

(Symbole, Schrift,

Farbe). Vergleicht die

Plakate mit heutigen

Wahlplakaten. HM/PM

Nationalsozialistische Wahlplakate (1932, 1928, 1932)

Hitler verstand es, die

Massen durch Gestik und

stimmlichen Ausdruck zu

begeistern.

16 Fasst die Gründe

zusammen, warum

Hitler und seine Partei vielen

Menschen als Ausweg

aus der Krise erschienen.

Welche Wünsche und

Hoffnungen sprechen die

NSDAP­Forderungen an?

HS

Hitler war nach seiner Haft bekannter als

je zuvor. Nun ging er daran, die Ideen

umzusetzen, die er in seinem Buch „Mein

Kampf“ während der Haft niedergeschrieben

hatte.

Hitler begeistert die Massen

Hauptforderungen der NSDAP

• Kündigung des Versailler Vertrages,

Aufrüstung und Ausbau der Reichswehr

• Gegen die parlamentarische Demokratie,

für einen Staat mit Adolf

Hitler an der Spitze

• Arbeit und Brot für alle

• Schutz der Handwerker und Kaufleute

• Kampf gegen das Judentum, den

Marxismus und den Bolschewismus

• Beseitigung der Gewerkschaften

(aus: Parteiprogramm der NSDAP vom 24. 2. 1920)

Die NSDAP gewann innerhalb weniger

Jahre massiv an Stimmen. Gründe waren

die wachsende Unzufriedenheit, das

schwindende Vertrauen in die Demokratie

und nicht zuletzt der Ausbruch der

Weltwirtschaftkrise 1929. Die Nationalsozialisten

nutzten die Sehnsucht nach

einem „starken Mann“ für ihre Zwecke.

Ihr Führer Adolf Hitler verstand es meisterhaft,

die Volksmassen für seine Forderungen

zu begeistern. Er schulte Ausdruck

und Gestik und setzte für seine

Propaganda die modernste Technik des

Rundfunks und des Verkehrs ein. Auf seiner

dritten Deutschlandreise 1932 absolvierte

er in 14 Tagen über 50 Massenveranstaltungen.

Gezielt bezichtigte er in

seinen Reden die anderen Parteien, die

Wirtschaftskrise verursacht zu haben:

Q

Deutsche Volksgenossen!

Das deutsche Volk geht seiner

entscheidenden Schicksalsstunde entgegen.

Es ist unser Ziel und eine Lebensaufgabe,

die ich mir gestellt habe,

diese 30 Parteien bürgerlicher und

proletarisch marxistischer Programme

zu beseitigen (stürmischer Beifall). Ich

nehme also an, dass ihr mit tausend

Programmen die Wirtschaft ruiniert

habt, und ich sage für uns, dass wir

mit einem Programm die Wirtschaft

wieder aufrichten werden, und dieses

Programm lautet: Rettet die Kraft eines

Volkes, und dieses Volk wird auch

die Kraft finden, sich wirtschaftlich

wieder zu retten […] Wenn jemand

Deutschland wieder zum wirtschaftlichen

Blühen zurückführen will, dann

ist die Voraussetzung wieder die Blüte

eines Deutschen Reiches der Kraft und

der Macht und der Stärke.

(Hitler 1932, zit. n. Schmid: Die nationalsozialistische

Machtergreifung, S. 9 f.)

30 Zwischenkriegszeit


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

1939

Zweiter Weltkrieg

1940 1945

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Stimmen in %

SPD

31,2

2,4

Mai

1928

NSDAP

24,8

18,5

Sept.

1930

37,8

21,9

Juli

1932

Aufstieg der NSDAP; die zuvor stimmenstärkste

Partei, die SPD, verlor wie alle anderen – mit

Ausnahme der KPD.

Hitler übernimmt die Macht in

Deutschland

1932 war die „Hitlerpartei“ von einer kleinen

rechtsextremen Splittergruppe zur

Massenbewegung und zur stärksten Partei

im Reichstag geworden. Als deren Führer

wurde Hitler im Jänner 1933 Reichskanzler.

Noch bildeten die Nationalsozialisten

nur einen Teil der Regierung.

Hitler schaltete jedoch innerhalb weniger

Monate alle Einrichtungen des demokratischen

Staates aus.

Notverordnung erlaubt Verfolgungen

Als am 27. Februar 1933 das Reichstagsgebäude

in Flammen aufging, wurden –

ohne dass Beweise vorlagen – die Kommunisten

beschuldigt. Es folgte eine große

Verhaftungswelle. Die rechtliche

Grundlage dafür bildete die „Verordnung

zum Schutz von Volk und Staat“. Sie erlaubte

Hausdurchsuchungen, das Abhören

von Gesprächen und setzte wichtige

Menschen- und Bürgerrechte wie Presse­

und Meinungsfreiheit außer Kraft.

Das Ermächtigungsgesetz –

erster Schritt zur Diktatur

44,5

18,5

März

Hitlers nächstes Ziel war, bei den Wahlen

vom 5. März 1933 die absolute Mehrheit

(über 50 % der Stimmen) zu gewinnen.

Nachdem dies trotz Terror und Einschüchterung

nicht gelungen war, wollte sich

Hitler die alleinige Macht per Gesetz verschaffen:

Mit Druck und Drohungen setzte

er im Reichstag (dem Parlament) das

„Gesetz zur Behebung der Not von Volk

und Reich“ durch. Es erlaubte der Reichsregierung,

ohne Reichstag zu handeln

und alle Vollmachten dem „Führer und

Reichskanzler“ (Hitler) zu übertragen:

Q

Art. 1: Reichsgesetze können außer

in dem in der Reichsverfassung

vorgesehenen Verfahren auch

durch die Reichsregierung beschlossen

werden.

Art. 2: Die von der Reichsregierung

beschlossenen Reichsgesetze können

von der Reichsverfassung abweichen.

(In: Reichsgesetzblatt, Jg. 1933,

Nr. 17, Teil I, S. 83)

Dieses Gesetz war der erste entscheidende

Schritt in Richtung Diktatur. Ganz undemokratisch

ging die Macht im Staat nun

nicht mehr vom Volk und seinen gewählten

Vertreterinnen und Vertretern aus.

Hitler verbot alle anderen Parteien und

machte Deutschland zum Einparteienstaat.

Auch die Gewerkschaften wurden

verboten. Das ganze Land wurde „gleichgeschaltet“,

das heißt: Die Kontrolle über

sämtliche Bereiche des öffentlichen und

privaten Lebens lag nun in einer Hand –

jener der NSDAP.

Neuer Volksgerichtshof: hitlertreu

Im April 1934 bildete Hitler ein Sondergericht

zur Aburteilung von Hoch­ und

Landesverrat. Das bis dahin zuständige

Reichsgericht ließ er ausschalten; der

neue Volksgerichtshof war Hitler direkt

unterstellt. Die Richter urteilten politische

Gegner und Gegnerinnen ganz in seinem

Sinne ab. Damit war Hitler oberster Richter.

Als solcher beseitigte er auch Gegner

aus den eigenen Reihen: Er ließ Parteimitglieder

verhaften und unter dem Vorwand,

sie hätten einen Putsch geplant,

hinrichten.

Als Reichspräsident Hindenburg im August

1934 starb, übernahm Hitler dessen

Amt. Damit wurde er zusätzlich Oberbefehlshaber

der Reichswehr und damit

zum absoluten Alleinherrscher.

NSDAP­Flugblatt zur Reichstagswahl

1933. Mit einer

Verhaftungswelle nach dem

Reichstagsbrand leitete

Hitler seinen Aufstieg zum

Diktator ein.

20. 1. 1933

Hitler wird

Reichskanzler.

Exekutive

27. 2. 1933

„Notverordnung“

23. 3. 1933

„Ermächtigungsgesetz“:

Hitler

übernimmt die

Gesetzgebung.

Legislative

April 1934

Bildung des

Volksgerichtshofes.

Hitler

macht sich zum

obersten Gerichtsherrn.

Judikative

August 1934

Hitler wird

Reichspräsident.

1933 Jahre Hitler ist Diktator.

Zwischenkriegszeit

31


Wissen erweitern

Veränderungen in der Arbeitswelt

Der „Tag der Arbeit“ (1. Mai) ist nicht nur ein zusätzlicher Feiertag, er diente

der Arbeiterschaft auch immer wieder dazu, bei Aufmärschen ihre Forderungen

zu artikulieren, etwa jene nach einem arbeitsfreien Samstag (1960er­Jahre)

oder nach Kürzung der Wochenarbeitszeit.

17 Was bedeutete

Arbeitslosigkeit in

der Zwischenkriegszeit?

Warum gab es nach dem

Zweiten Weltkrieg keine

Arbeitslosen? HO/HS

Jeder musste sich für einen

„autofreien“ Tag entscheiden.

Globalisierung:

weltweite Verflechtung

von Wirtschaft, Kultur,

Kommunikation und

Umweltproblemen. Besonders

das Zusammenwachsen

internationaler

Finanzmärkte zwingt die

Wirtschaftstreibenden

dazu, immer höhere

Gewinne zu machen

und deshalb in Ländern

zu produzieren, wo die

Arbeitskräfte am billigsten

sind.

Weniger Arbeit, mehr Freizeit

Die wöchentliche Arbeitszeit wurde seit

dem Zweiten Weltkrieg in mehreren

Etappen von 45 Stunden auf 40 (teilweise

38,5) Stunden reduziert; der Mindesturlaub

wurde immer wieder verlängert.

Im Schnitt arbeitet man heute in Österreich

acht Stunden pro Tag und 203 Tage

im Jahr (Stand: 2011); nach dem Ersten

Weltkrieg waren es noch 300 Arbeitstage.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es

dank des rasanten Wirtschaftswachstums

immer Vollbeschäftigung (fast keine Arbeitslosigkeit)

– bis 1973 eine Wirtschaftskrise

auch die reichen Länder erreichte.

Damals erhöhten die Ölstaaten am Persischen

Golf den Ölpreis, was eine Energiekrise

auslöste. Wer in Österreich ein Auto

besaß, musste es einen Tag in der Woche

stehen lassen, um Energie zu sparen.

Auch die Semesterferien (ursprünglich:

„Energieferien“) dienten diesem Zweck:

Alle Schulen wurden im kalten Februar

eine Woche lang geschlossen, um Strom

und Heizmaterial, vor allem Öl, zu sparen.

Die Industrie musste ihre Produktion drosseln,

viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

wurden entlassen.

Auch die zunehmende Rationalisierung

durch Roboter­ und Computereinsatz

führte zu Entlassungen – etwa der Setzer

und Setzerinnen in den Druckereien Ende

der 70er­Jahre, weil ihre Arbeit durch

den computergesteuerten Satz überflüssig

geworden war.

Sowohl in der Landwirtschaft als auch in

der Industrie gingen durch Maschinen

viele Arbeitsplätze verloren, allerdings

entstanden auch neue, höher qualifizierte

– vor allem in der Dienstleistungsbranche,

also in Handel, Verkehr, Bankwesen,

Verwaltung und Bildungswesen, aber

auch bei Gendarmerie, Polizei und Heer.

So entwickelte sich der Mittelstand zur

größten Bevölkerungsgruppe: Personen,

die zwar nicht reich sind, aber finanziell

relativ sorgenfrei leben können. Soziale Errungenschaften

(vgl. Seiten 140, 150) verbesserten

die Lebensqualität jedes/jeder

Einzelnen. Durch die kürzeren Arbeitszeiten

entstand die Freizeitgesellschaft

und in der Folge die Freizeitindustrie.

Globalisierung schafft Probleme

Anfang der 90er-Jahre stieg in den westeuropäischen

Ländern die Arbeitslosigkeit

erneut an, denn die Auswirkungen

der Globalisierung belasteten nun vermehrt

die Staatshaushalte: Dank der billigen

und schnellen Transportmöglichkeiten

können große Konzerne ihre Produktionsstätten

über die ganze Welt verteilen.

Auch österreichische Firmen

verlegten Produktionsbetriebe in die billigeren

Länder des Ostens, lediglich

hochspezialisierte Arbeiten und das Management

verblieben in Österreich. Für

schlechter qualifizierte Personen bedeutete

dies oft Arbeitslosigkeit oder Einkommensverluste.

Arbeitslose waren auf

staatliche Unterstützung angewiesen,

was die Ausgaben des Staates erhöhte.

WK

32

Zwischenkriegszeit


Sichern und Wissen

Kommunismus: Stalin (Russland)

bis 1954

Faschismus: Mussolini (Italien)

bis 1944

Austrofaschismus

WK 1

Not und Aufschwung nach dem Krieg

Weltwirtschaftskrise

Nationalsozialismus: Hitler (D)

bis 1945

1918

1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

1930

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

1938

Besetzung

Österreichs

Zusammenfassung

Probleme der Nachkriegszeit

Die Länder Europas hatten nach dem

Ersten Weltkrieg enorme soziale und

wirtschaftliche Probleme zu lösen. Dazu

kam, dass viele europäische Länder

Kriegsschulden an die USA zurückzahlen

mussten (vgl. S. 18). Besonders

schwierig war die Lage in Österreich

und Deutschland. Die Menschen litten

vor allem unter hoher Arbeitslosigkeit

und Inflation (Geldentwertung). Währungsreformen

Anfang der 1920er­

Jahre konnten zwar die Inflation stoppen

und die wirtschaftliche Lage in

Deutschland und Österreich bessern,

aber die Sparmaßnahmen und Reformen

belasteten auch viele Menschen.

Diktatorische Systeme

Die Kennzeichen sind: Ausschaltung aller

demokratischen Einrichtungen sowie

die Herrschaft einer einzigen Partei

bzw. eines einzigen Führers; Verfolgung

von Minderheiten und Regimegegnern

und ­gegnerinnen, Glorifizierung

des eigenen Volkes. Der Staat

fordert die völlige Unterordnung des/

der Einzelnen; er kontrolliert sämtliche

Bereiche des öffentlichen und wirtschaftlichen

Lebens. Wirtschaftsimpulse

gehen oft von der Kriegsindustrie

aus. Systeme dieser Art waren der

Kommunismus und der Faschismus

bzw. Nationalsozialismus.

Krise der Demokratie

Die soziale und wirtschaftliche Not

nach dem Ersten Weltkrieg ließ vor allem

in Österreich und Deutschland

das Vertrauen in die Demokratie als

Regierungsform schwinden. Dazu kam

die Weltwirtschaftskrise 1929. Diese

Situation erleichterte es radikalen Parteien,

immer mehr Anhängerinnen

und Anhänger zu finden und ihre diktatorischen

Ziele umzusetzen.

Der Nationalsozialismus in

Deutschland

Auch in Deutschland verstärkte die

Wirtschaftskrise den Zulauf zu radikalen

Parteien. So konnte Hitlers NSDAP

zur stimmenstärksten Partei aufsteigen.

Nachdem Hitler 1933 Reichskanzler

geworden war, setzte er sich über

alle demokratischen Einrichtungen hinweg,

entmachtete seine Gegner und

das Parlament, errichtete einen eigenen

Gerichtshof und wurde so binnen eines

Jahres zum absoluten Alleinherrscher.

Sein Auftreten gegen die „Schande von

Versailles“ und der Wirtschaftsaufschwung

durch die Kriegsvorbereitungen

begeisterten die Massen. Nur wenige

erkannten die Gefahr. 1939 begann

Hitler den Zweiten Weltkrieg.

Zwischenkriegszeit

33


Sichern und Wissen

Zur Wiederholung

1 Ordne die Abbildungen

und Sätze

(1–9) folgenden Überschriften

zu. HS

Die „Goldenen 20er“

1

Tourismuswerbung, 1920er­Jahre

Unternehmen produzieren

mehr als sie verkaufen

können und drosseln

die Produktion.

2

Wirtschaftskrise

Die Kaufkraft der

Bevölkerung sinkt;

die Menschen können

weniger kaufen.

ab 1929

Angestellte müssen

entlassen werden.

2 Folgende Begriffe

solltest du erklären

können:

HS

Zwischenkriegszeit

Inflation

Kommunismus

Faschismus

Nationalsozialismus

Arbeitssuchende

arbeiten für

niedrigere Löhne.

3) Menschen, die durch Spekulationen

und Kreditgeschäfte reich wurden

4) Wirtschaftsaufschwung, von dem relativ

wenige profitieren

5) Die breite Masse steigt in den Aktienkauf

ein; durch die große Nachfrage

steigen die Aktienkurse, sodass

viele Aktiengesellschaften bald extrem

überbewertet sind.

6) Anleger/innen verkaufen die Aktien,

die Kurse fallen.

7) Banken sind zahlungsunfähig.

8) Börsenkrach 1929

9) USA fordern Kapital aus Europa.

34 Zwischenkriegszeit


3 Erkläre mithilfe der

beiden Bilder links

die Inflation der Nachkriegszeit.

HS

USA

Gründe und Folgen

des Börsenkrachs 1929:

4 Ergänze die Grafik

links, die zeigen

soll, wie abhängig Europa

von den USA war. HS

Alliierte

Deutschland,

Österreich

5 Zähle (mithilfe des

Textes Seite 22/23)

Gründe und Folgen des

Börsenkrachs 1929 auf.

HS

Kommunismus Faschismus Nationalsozialismus

6 Ordne folgende

Begriffe den diktatorischen

Systemen zu

(manche passen zu zweien

oder zu allen dreien):

• Fünfjahresplan

• Kolchosen

• Personenkult

• Planwirtschaft

• Schauprozesse

• Schwarzhemden

• Spitzelwesen

• Übernahme der

Erziehung

• Verbot der gegnerischen

Parteien

• Verfolgung von

Regimegegnern und

­gegnerinnen

• Volksgemeinschaft

• Wirtschaftsimpulse

durch Kriegsindustrie

• Zwangsarbeit HS

Zwischenkriegszeit 35


Sichern und Wissen

7 Wen zeigen die

Bilder? Welchen

Ländern und Systemen

sind sie zuzuordnen?

HS

20. 1. 19

27. 2. 1933

Hitler wird

5. 3. 1933

Hitler übernimmt

die Gesetzgebung.

Bildung des

Hitler macht sich

zum obersten

Richter.

Hitler wird

Judikative

Hitler ist

Diktator.

8 Ergänze die Grafik

mit folgenden

Begriffen: Exekutive,

Legislative, Reichskanzler,

Wahlen, Reichspräsident,

Volksgerichtshof, Notverordnung,

Ermächtigungsgesetz.

Setze auch die

fehlenden Jahreszahlen

ein.

HS

Kompetenz beweisen

9

G

Gruppenarbeit: Diktaturen heute

Welche Kennzeichen einer Diktatur

fallen euch ein? Sammelt Begriffe.

Vergleicht dann eure Ergebnisse mit einem

diktatorischen System der Gegenwart

(Kuba, Nordkorea, afrikanische Staaten …).

Verwendet das Internet.

PS/PH

10 Propaganda/Werbung: Sammelt

Belege dafür, dass Politik bzw. Regierung

die Medien für ihre Zwecke nutzen.

In welchen Medien tun sie das? Welche

Möglichkeiten gibt es? Wofür wird bezahlt?

Vergleicht eure Ergebnisse mit der Propaganda

diktatorischer Systeme. PS/PH

Check dein Wissen und Verstehen

Ich kann erklären, wie durch die Inflation der Nachkriegszeit manche

Menschen in Österreich reich und die meisten sehr arm wurden.

Ich verstehe, warum neue technische und wissenschaftliche Entwicklungen

das Leben aller Bürgerinnen und Bürger beeinflussen.

Ich kann den Zusammenhang von Reparationszahlungen

und der wirtschaftlichen Macht der USA erklären.

Ich kann die Kennzeichen diktatorischer Systeme nennen und erkennen.

Ich kann das Wesen einer Diktatur an einem konkreten Beispiel

veranschaulichen (Kommunismus, Faschismus).

36 Zwischenkriegszeit


Österreich 1918 bis 1938:

Die Erste Republik

Eine Republik ohne Republikaner!

geflügeltes Wort, ursprünglich auf die Weimarer Republik

gemünzt, aber auch für das Österreich jener Zeit passend

37


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Not, wohin man schaut

Holzsammlerinnen

im Wienerwald

Bettelnder Kriegsinvalider

1 Liste mithilfe der

Grafik die Probleme

Österreichs nach dem

Ersten Weltkrieg auf.

Welche Auswirkungen

hatten diese Probleme

auf das Leben des/der

Einzelnen? HM/HF

2

G

Gruppenarbeit:

Wiederholt die im

Kapitel 1 besprochene

wirtschaftliche Situation

in Europa.

HS

Große Probleme für ein kleines Land

Das Ausland hilft Österreich

Die Lage in Österreich war nach dem Ersten

Weltkrieg katastrophal. Es gab kaum

Nahrungsmittel und Heizmaterial. Man

kochte Marmelade aus Rüben, backte

Brot aus Maismehl, das mit Sägemehl gestreckt

war. Als Kaffeeersatz dienten gemahlene

Eicheln.

Um zumindest die ärgste Not zu lindern,

starteten die USA und andere Länder

Hilfsaktionen und schickten Lebensmittel

und Kleidung. In den Schulen wurden

Brot und Suppe verteilt. Familien in Ungarn,

der Schweiz, in Holland, Jugoslawien,

Dänemark und Schweden luden

österreichische Kinder ein, um sie vor dem

Hungertod zu retten.

Ein Großteil der Bevölkerung war aber

unterernährt. Völlig geschwächt fielen

unzählige Menschen in den frühen

1920er­Jahren einer Grippeepidemie

zum Opfer.

Viele Betriebe mussten wegen Rohstoffmangels

schließen und ihre Güter fehlten

auf dem Markt. Die wenigen vorhandenen

Waren wurden immer teurer – bis hin

zur galoppierenden Inflation (s. S. 18/19).

Die Preise für Grundnahrungsmittel stiegen

sogar stündlich. Bald bekam man

auch um Millionenbeträge nichts mehr

zu kaufen.

Erst die Währungsreform (Einführung

des Schillings) und ein rigoroses Sparprogramm

ab 1922 konnten die wirtschaftliche

Situation etwas bessern – bis

auch in Österreich die Weltwirtschaftskrise

erneut große Not brachte.

38

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

1939

Zweiter Weltkrieg

1940 1945

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Die junge Republik

Gegen Kriegsende, im Oktober 1918, begann

sich die österreichisch­ungarische

Monarchie aufzulösen: Nicht deutschsprachige

Teile gründeten eigene Staaten,

etwa die Tschechoslowakei und das

spätere Jugoslawien.

Der verbleibende deutschsprachige Teil

erhielt eine provisorische Nationalversammlung,

die am 12. November 1918

die demokratische Republik Deutschösterreich

ausrief. Das Gesetz sah vor,

dass sie ein Teil der neuen deutschen Republik

werden sollte, denn die Parteien

Österreichs zweifelten an der Lebensfähigkeit

des kleinen Staates. Die Siegermächte

verboten jedoch 1919 den Anschluss

und strichen das Wort „Deutsch“

aus dem Namen.

Im Februar 1919 fand die erste Wahl

statt. Dabei war die junge Republik vorbildhaft

für die alten Republiken Europas:

Frauen waren erstmals wahlberechtigt.

Soziale Errungenschaften

Nach der Wahl bildeten Sozialdemokraten

und Christlichsoziale eine gemeinsame

Regierung, eine Koalition. An der

Spitze stand als Staatskanzler der Sozialdemokrat

Karl Renner. Trotz der schwierigen

Nachkriegssituation konnte die

Koalitionsregierung einige wichtige Probleme

lösen und die junge Demokratie

vorerst festigen.

So wurden bis 1920 mehrere wichtige

Sozialgesetze beschlossen, die das Leben

der Österreicherinnen und Österreicher

wesentlich erleichterten:

• 8-Stunden-Arbeitstag

• Eine Woche bezahlter Urlaub pro Jahr

• Einheitliche Mindestlöhne

• Kinderarbeitsverbot, Frauen-Nachtarbeitsverbot

• Arbeitslosenversicherung

• Wahl von Betriebsräten, die in bescheidenem

Ausmaß an der Betriebsführung

mitwirken durften

Diese gemeinsamen Reformen konnten

aber das Misstrauen zwischen sozialdemokratischer

und christlichsozialer Partei

nicht beseitigen. Erstere fürchteten Geheimabkommen

der Christlichsozialen

mit Ungarn zwecks Wiedereinführung

der Habsburgermonarchie, letztere beschuldigten

die Sozialdemokraten, nach

sowjetischem Muster das Privateigentum

abschaffen zu wollen. 1920 zerbrach die

große Koalition. Es folgten (bis 1933) mehrere

Koalitionsregierungen aus Christlichsozialen

und deutschnationalen Parteien

(vgl. S. 42).

Der Sparkurs des christlichsozialen Kanzlers

Ignaz Seipel, ein Kredit des Völkerbundes

und die Währungsreform konnten

die Hyperinflation stoppen. Für die

Menschen bedeutete die Reform einerseits

den Beginn eines wirtschaftlichen

Aufschwunges in Landwirtschaft, Industrie

und Tourismus. Viele verloren durch

den ungünstigen Wechselkurs allerdings

einen Großteil ihres Vermögens.

Am 12. November 1918

wird in Wien die Republik

Deutschösterreich ausgerufen.

Karl Renner, erster Kanzler

der Republik Österreich

Der Tourismus trug wesentlich

zur Erholung der österreichischen

Wirtschaft bei –

bis die Weltwirtschaftskrise

1929 für das Ausbleiben

der Gäste sorgte.

Koalition:

Bündnis zwischen

politischen Parteien

zur Bildung einer

gemeinsamen Regierung

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik

39


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Die neuen Grenzen Österreichs

Plakat zur Volksabstimmung

in Kärnten

Friedensvertrag von St. Germain

Die Hoffnung vieler Österreicherinnen

und Österreicher, nach dem Krieg zumindest

die deutschsprachigen Gebiete

der alten Monarchie in einem gemeinsamen

Österreich beisammenhalten zu

können, wurde mit dem Friedensvertrag

von St. Germain 1919 enttäuscht.

Im Norden wurden die mehrheitlich

von Sudetendeutschen

bewohnten Gebiete von Österreich

abgetrennt und dem neuen

Staat Tschechoslowakei eingegliedert.

Südtirol geht verloren

„Österreich – das ist, was übrig bleibt.“

(Clemenceau, französischer Außenminister)

Im Süden verlor Österreich

deutschsprachige Gebiete an

Italien und das neue Jugoslawien,

das die Untersteiermark

besetzte. Das Kanaltal ging an

Italien. Außerdem war Italien

1915 Südtirol versprochen worden,

als das Land auf Seiten der

Entente in den Krieg gegen die

Mittelmächte eintrat. Und tatsächlich

kam nun dieses überwiegend

von Deutschsprachigen besiedelte Gebiet

zu Italien. Für die deutschsprachigen

Südtiroler und ­tirolerinnen folgte eine

Zeit der Unterdrückung, vor allem während

des Faschismus: An Schulen, in Ämtern,

in Zeitungen, auf Ortstafeln usw.

durfte nur noch Italienisch verwendet

werden. Sogar deutsche Familiennamen

wurden italianisiert. Lehrkräfte wurden

nach Süditalien zwangsversetzt, italienische

Arbeitskräfte aus dem Süden angesiedelt.

Im Südosten der ehemaligen Monarchie

hatten sich die kroatischen und slowenischen

Landesteile sowie Bosnien­Herzegowina

mit Serbien und Montenegro

vereinigt (ab 1929: Jugoslawien). Gemeinsam

forderten sie Südkärnten, wo

viele Sloweninnen und Slowenen lebten.

Jugoslawische Truppen besetzten Teile

Kärntens, wurden aber wieder zurückgedrängt.

Am 10. Oktober 1920 kam es zu

einer Volksabstimmung im umstrittenen

Gebiet. Da sich 59 % der Bevölkerung,

darunter auch viele Sloweninnen und

Slowenen, für Österreich aussprachen,

blieb Südkärnten bei Österreich.

Das heutige Burgenland hatte zur Zeit

der Monarchie zum Königreich Ungarn

gehört – obwohl die Bevölkerung mehrheitlich

Deutsch sprach. Dieses Gebiet

sollte nun auf Wunsch der Siegermächte

Österreich zugesprochen werden. Lediglich

über das Gebiet um die Stadt Ödenburg

(heute: Sopron) war eine Volksabstimmung

vorgesehen. Es kam zu bewaffneten

Kämpfen zwischen Ungarn und

Österreichern, sodass die Abstimmung

schließlich international überwacht wurde.

Dennoch erhob Österreich den Vorwurf,

die Abstimmung sei zugunsten Ungarns

manipuliert worden. Das eindeutige

Ergebnis – 15 000 Stimmen für Ungarn,

nur 8 000 für Österreich – wurde

jedenfalls anerkannt: Ödenburg blieb bei

Ungarn. Hauptstadt des jüngsten Bundeslandes

Österreichs wurde Eisenstadt.

Mit der Eingliederung des Burgenlandes

1921 war die Grenzbildung abgeschlossen

– bis heute hat sich an diesen Grenzen

nichts mehr geändert.

40

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

1939

Zweiter Weltkrieg

1940 1945

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Die politischen Parteien der Ersten Republik

Die Parteien gingen nicht zimperlich miteinander um. Auf Wahlplakaten (v. l. n. r.: 1920, 1919,

1923) wurde den politischen Gegnern alles Schlechte unterstellt. Der kompromisslose Ton zeigt:

Gegensätze zu überwinden und zusammenzuarbeiten – dazu war man nicht bereit.

Politische Parteien bieten den Wählerinnen

und Wählern in ihren Programmen

Lösungen für aktuelle Probleme an. Das

moderne österreichische Parteiwesen entwickelte

sich in der zweiten Hälfte des

19. Jh. Zu Beginn des 20. Jh. bildeten die

Sozialdemokratische Arbeiterpartei, die

Christlichsozialen und die Nationalliberalen

die drei großen politischen Lager.

Die Kommunistische Partei blieb in

Österreich immer sehr klein.

Die Sozialdemokratische Partei

Die Sozialdemokratische Partei wandte

sich vor allem an die Arbeiterinnen und

Arbeiter; aber auch viele Journalisten,

Schriftsteller und Wissenschaftler (auch

Frauen) fühlten sich vom Sozialismus angezogen.

Die führenden Persönlichkeiten waren

Karl Renner und Otto Bauer. Renner trat

für eine Zusammenarbeit mit anderen

Parteien ein, sofern sich daraus Vorteile

für die Arbeiterschaft ergaben, Bauer

lehnte das ab. Als sich Bauer in der Partei

durchsetzte, verschärften sich die Spannungen

mit der Christlichsozialen Partei.

Die Christlichsoziale Partei

Die eng mit der katholischen Kirche verbundenen

Christlichsozialen wollten alle

Bevölkerungsgruppen gleichermaßen ansprechen.

Die unterschiedlichen Interessen

sollten auf Basis der christlichen Gesinnung

ausgeglichen werden. Eine bestimmende

Persönlichkeit war der Geistliche

Ignaz Seipel. Er wollte schrittweise

Sozialreformen durchführen, lehnte aber

den Einfluss oder gar die Mitarbeit der

Sozialdemokratischen Partei ab. Auch

das trug zum gegenseitigen Misstrauen

bei.

Das nationalliberale Lager

Aus verschiedenen nationalen Verbänden

ging die Großdeutsche Volkspartei

hervor. Sie trat – trotz Verbotes durch

die Siegermächte – für den Anschluss an

Deutschland ein. In den 30er­Jahren

wandten sich viele ihrer Anhänger und

Anhängerinnen – v. a. Beamte und Gewerbetreibende

– dem Nationalsozialismus

zu. Der Landbund vertrat die Grundsätze

der Großdeutschen, er wirkte im

ländlichen Bereich.

„Bist du ein Deutscher?“

„Dann kannst du nicht für

rot oder schwarz stimmen.

Wähle großdeutsch!“

3 Welche Bevölkerungsgruppen

fühlten sich

wohl am ehesten zu den

Sozialdemokraten hingezogen?

Wen repräsentieren

die Christlichsozialen

am besten, wen die Großdeutschen?

Vergleiche die Plakate

dieser Seite mit heutigen.

Welche Unterschiede in

Sprache und Darstellung

fallen auf? HF/PM

Partei:

Vereinigung mit dem Ziel,

Einfluss auf das politische

Geschehen in einem Staat

zu nehmen

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik

41


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Die Gegensätze zwischen den Parteien werden größer

Sozialdemokratische Arbeiter und Arbeiterinnen demonstrieren vor dem Justizpalast

gegen den Freispruch der Täter von Schattendorf.

Als sich im Jänner 1927 im burgenländischen

Ort Schattendorf Mitglieder des

Frontkämpferverbandes von Schutzbündlern

bedroht fühlten, griffen sie zu

den Waffen und schossen: Dabei gab es

mehrere Verletzte und zwei Tote auf Seiten

des Schutzbundes. Im Juli 1927 wurden

die Täter freigesprochen. Daraufhin

formierten sich Sozialdemokratinnen und

Sozialdemokraten zu einer Demonstration

vor dem Wiener Justizpalast und

steckten das Gebäude in Brand. Die Polizei

setzte Waffen gegen die Demonstranten

ein. Am Ende waren 89 Tote und

zahlreiche Verletzte zu beklagen.

Die Gegensätze zwischen den Parteien,

also zwischen dem bürgerlichen und dem

sozialdemokratischen Lager, schienen nun

endgültig unüberwindbar. Vor allem die

Heimwehren richteten sich nicht mehr

nur gegen politische Gegner, sondern immer

mehr gegen die Demokratie im Allgemeinen.

Im Mai 1930 wurde auf einer

Kundgebung in Korneuburg der Demokratie

offen der Kampf angesagt:

4 Zur Quelle: Welche

Passagen des Eides

widersprechen einem

demokratischen Verständnis?

HM/PU

Opposition:

Parlamentsparteien, die

nicht der Regierung angehören

und daher oft auch

gegen diese abstimmen,

also in Gegnerschaft

(Opposition) zur Regierung

stehen

Heimwehren:

bewaffnete Verbände,

die sich als Hüter der Ordnung

sahen (neben einer

„zu schwachen Polizei“);

später politische Bewegung,

die für einen autoritären

Staat eintrat

Frontkämpfer:

bürgerlicher Verband

ehemaliger Soldaten

des Ersten Weltkrieges

Nachdem im Sommer 1920 die große

Koalition zerbrochen war, regierten die

Christlichsozialen gemeinsam mit den

Großdeutschen und dem Landbund

(= Bürgerblock). Die Sozialdemokraten

bildeten die Opposition. Sie forderten

vor allem höhere Steuern von den Reichen

zum Vorteil der Arbeiterschaft. Die

Christlichsozialen hingegen wollten einen

Ständestaat errichten: An die Stelle eines

gewählten Parlaments sollten Vertreter

der Berufsstände treten.

Als der Ton zwischen den beiden großen

Parteien immer radikaler wurde, suchten

sie sich durch Schutzverbände abzusichern.

1923 gründeten die Sozialdemokraten

den Republikanischen Schutzbund,

die Christlichsozialen stützten sich

auf die Heimwehren in den Bundesländern.

Die beiden Parteien verfügten nun

über eigene bewaffnete Verbände.

Die Situation eskaliert

Q

Wir wollen Österreich von Grund

auf erneuern. Wir wollen den

Volksstaat der Heimwehren. Wir verwerfen

den westlich­demokratischen

Parlamentarismus und den Parteienstaat.

Wir wollen an seiner Stelle die

Selbstverwaltung und eine starke

Staatsführung, die aus den führenden

Personen der großen Stände und aus

den fähigsten und bewährtesten Männern

unserer Volksvertretung gebildet

wird.

Jeder Kamerad sei bereit, Gut und Blut

einzusetzen; er kenne die drei Gewalten:

den Gottesglauben, seinen eigenen

harten Willen, das Wort seiner

Führer!

Partei

Christlichsoziale

Sozialdemokraten

Großdeutsche

Landbund

Heimatblock

(Heimwehren)

(Korneuburger Eid, nach Berchtold:

Österr. Parteiprogramme)

Wahljahr

1919 1920 1923 1927 1930

69 82 82 73 66

72 66 68 71 72

26 26 10 12 10

– – 5 9 9

– – – – 8

Mandatsverteilung der österreichischen Parteien

im Parlament in den Jahren 1919–1930

42

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

1939

Zweiter Weltkrieg

1940 1945

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Österreich wird ein autoritärer Staat

1932 wurde der Christlichsoziale Engelbert

Dollfuß Bundeskanzler. Ihn unterstützten

auch die Heimwehren, die seit

1930 unter dem Namen „Heimatblock“

als Partei kandidierten.

Im März 1933 nutzte Dollfuß eine „Panne“

im Parlament für die endgültige Abkehr

von der Demokratie: Nach einer

Abstimmung war ein Streit um das Ergebnis

ausgebrochen, in dessen Verlauf die

drei Nationalratspräsidenten ihr Amt zurücklegten.

Damit konnte aber das Parlament

keine Beschlüsse mehr fassen. Es

wurde aufgelöst und ein neuerliches Zusammentreten

mit Polizeieinsatz verhindert.

Die Regierung Dollfuß konnte nun

ohne parlamentarische Kontrolle regieren.

Bereits Ende März wurde der Republikanische

Schutzbund verboten; Landtags­

und Gemeinderatswahlen wurden

abgeschafft.

Außerdem erließ die Regierung Verordnungen

zur Einschränkung der Presseund

Versammlungsfreiheit. Es folgten

ein Streikverbot und die Aufhebung der

richterlichen Unabhängigkeit. Schließlich

gründete Dollfuß die Vaterländische

Front, eine Organisation, die alle zusammenfassen

sollte, die an der Abschaffung

der Demokratie interessiert waren.

Das Jahr 1934

Anfang 1934 machte sich die Regierung

daran, die Opposition vollends auszuschalten.

Eine Waffensuche im sozialdemokratischen

Parteiheim in Linz am 12.

Februar löste den Widerstand der Schutzbündler

aus. Dies bot der Regierung Anlass

zum bewaffneten Eingreifen.

Die Kämpfe weiteten sich bis nach Wien

und über alle größeren Industrieorte Österreichs

aus. Nach vier Tagen aber war

der Widerstand gebrochen: Schutzbundführer

wurden hingerichtet, die Sozialdemokratische

Partei verboten, die Parteiführung

inhaftiert. Insgesamt forderte

der Bürgerkrieg mehr als 300 Tote und

hunderte Verletzte.

Q

Wie verlautbart haben der aufgelöste

Republikanische Schutzbund

bzw. Angehörige der Sozialdemokratischen

Partei eine gewaltsame

Aktion vorbereitet. Im Zuge der durchgeführten

Untersuchung nahm die

Polizeidirektion Linz heute Morgen

im sozialdemokratischen Parteiheim

eine Hausdurchsuchung vor. Mitglieder

des ehemaligen Republikanischen

Schutzbundes setzten der Polizei bewaffneten

Widerstand entgegen. Unter

Heranziehung von Heeresabteilungen

wurde das Gebäude im Kampf

genommen, wobei ein Bundeswachmann

getötet, mehrere Beamte verletzt

wurden. Auch an anderen Stellen

in Linz gingen Schutzbundangehörige

mit bewaffneter Gewalt vor […]

(Neues Wiener Tagblatt vom 12. 2. 1934)

Austrofaschismus:

Der Ständestaat

Am 1. Mai 1934 erließ die Regierung Dollfuß

eine neue Verfassung. Sämtliche Parteien

wurden verboten. An die Stelle der

politischen Abgeordneten traten Vertreter

der Berufsgruppen (Stände). Die einzige

erlaubte politische Organisation blieb die

Vaterländische Front, der zahlreiche Österreicherinnen

und Österreicher – oft aus

Angst um ihren Arbeitsplatz – beitraten.

Politische Gegner und Gegnerinnen wurden

verfolgt und unterdrückt. Man spricht

deshalb für die Zeit zwischen 1934 und

1938 auch vom Austrofaschismus.

Am 25. Juli 1934 drangen Nationalsozialisten

bei einen Putschversuch ins Bundeskanzleramt

vor. Der Sturz der Regierung

misslang, Kanzler Dollfuß aber

wurde dabei getötet. An seine Stelle trat

der bisherige Unterrichtsminister Kurt

Schuschnigg, der am autoritären System

festhielt.

Engelbert Dollfuß

5 Zur Quelle: Auf welcher

Seite steht der

Verfasser des Berichtes?

Wem wird die Schuld

gegeben?

HM

6 Welche Ziele verfolgte

Dollfuß mit seinen

Maßnahmen? Inwiefern

widersprechen sie der

Verfassung? Warum kann

man ab 1933 nicht mehr

von einer Demokratie

sprechen?

PU

Vaterländische Front:

von Dollfuß gegründete

politische Organisation,

die alle regierungstreuen

Kräfte zusammenfassen

sollte; gegnerische Parteien

wurden 1934 verboten

Austrofaschismus:

politische Bewegung nach

dem Vorbild des italienischen

Faschismus, getragen

von den Heimwehren

Ständestaat:

Bezeichnung für Österreichs

Staatsform vom

1. 5. 1934 bis zum Einmarsch

der deutschen

Truppen 1938: Es gab

keine politischen Parteien,

nur Vertreter der verschiedenen

Stände in der

Vaterländischen Front.

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik

43


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921

1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Das Ende der Ersten Republik

1934 betrug die Arbeitslosigkeit 38,5 %,

zudem waren die Reallöhne seit der

Weltwirtschaftskrise 1929 um 44 % gesunken.

Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen

erhielt keine Unterstützung, die

Zahl der Konkurse hatte sich vervierfacht.

In dieser schwierigen Situation verstärkte

Hitler ab 1936 den Druck auf

Österreich, um den verbotenen Nationalsozialisten

auch hier zu mehr Macht zu

verhelfen. Im Februar 1938 zwang Hitler

Schuschnigg unter Androhung des Einmarsches,

Nationalsozialisten in die österreichische

Regierung aufzunehmen.

Volksbefragung für Österreich

Schuschnigg startete einen letzten Versuch,

einen Anschluss an Deutschland zu

verhindern: Eine Volksbefragung am 13.

März sollte beweisen, dass die Mehrheit

der Österreicherinnen und Österreicher

für die Selbstständigkeit des Landes war.

Dieses Anliegen wurde – trotz aller Gegensätze

– auch von der Sozialdemokratischen

Partei unterstützt.

Plakate für die Volksbefragung waren bereits vorbereitet und verteilt worden.

7 Wie begründen die

Sozialdemokraten

(im Quellentext rechts)

die Unterstützung für

Schuschnigg?

Wodurch werden trotzdem

unüberwindbare

Gegensätze klar? HM/HS

Reallohn:

Lohn unter Berücksichtigung

der Kaufkraft des

Geldes (im Gegensatz

zum Nominallohn)

Konkurs:

Ein Schuldner (privat,

Firma) kann seine

Schulden nicht mehr

zurückzahlen.

Q

Arbeiter, Genossen!

Die Volksabstimmung Schuschniggs

stellt euch vor die Entscheidung,

entweder mit JA zu stimmen oder dem

Hitler­Faschismus zur Macht zu verhelfen.

Ein Sieg des Hitler­Faschismus

bedeutet nicht nur blutige Unterdrückung

und grenzenlose Ausbeutung

der österreichischen Arbeiter, sondern

eine Bedrohung der ganzen Welt. Die

österreichischen Arbeiter können daher

die Frage Schuschniggs nicht mit

NEIN beantworten. Der kommende

Sonntag ist nicht der Tag, an dem wir

mit dem österreichischen Faschismus

abrechnen und dem autoritären Regime

die Verbrechen vorhalten, die es

seit dem Februar 1934 an den Arbeitern

begangen hat, indem wir gegen

Schuschnigg stimmen. Am kommenden

Sonntag stimmen wir gegen den

Hitler­Faschismus. An diesem Tag

muss die gesamte Arbeiterklasse mit

JA stimmen.

(zit. n. Danimann: War Österreichs

Untergang unvermeidlich?, S. 50 ff.)

Einmarsch deutscher Truppen

Als Hitler von der geplanten Volksbefragung

erfuhr, ließ er Vorkehrungen für einen

Einmarsch deutscher Truppen treffen

und setzte Bundeskanzler Kurt Schuschnigg

damit derart unter Druck, dass dieser

am 11. März 1938 zurücktrat.

Q

Österreicher und

Österreicherinnen!

Der heutige Tag hat uns vor eine

schwere und entscheidende Situation

gestellt. Die deutsche Regierung hat

dem Herrn Bundespräsidenten ein befristetes

Ultimatum gestellt, nach welchem

der Herr Bundespräsident einen

ihm vorgeschlagenen Kandidaten zum

Bundeskanzler zu ernennen und die

Regierung nach den Vorschlägen der

deutschen Reichsregierung zu erstellen

hätte, widrigenfalls der Einmarsch

deutscher Truppen für diese Stunde in

Aussicht genommen wurde. Der Herr

Bundespräsident beauftragte mich,

dem österreichischen Volke mitzuteilen,

dass wir der Gewalt weichen.

[…]

Gott schütze Österreich!

(aus der Rücktrittsrede Kurt Schuschniggs am

Abend des 11. 3. 1938; zit. n. Danimann)

44

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

1939

Zweiter Weltkrieg

1940 1945

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Triumphierend zieht Hitler

in das mit Hakenkreuzfahnen

beflaggte Wien ein.

Nach Schuschniggs Rücktritt ging es

Schlag auf Schlag. Unter dem Vorwand,

in Österreich seien Unruhen ausgebrochen

und Deutschland sei von der neuen

österreichischen Regierung zu Hilfe gerufen

worden, setzte Hitler seine Truppen

am 12. März 1938 in Marsch. Noch am

selben Tag überschritten deutsche Truppen

die Grenzen Österreichs. Männer

der Gestapo leiteten von Wien aus eine

große Welle von Verhaftungen politischer

Gegner und Gegnerinnen ein.

Österreich wird dem Deutschen

Reich eingegliedert

Die deutschen Truppen und Hitler selbst

wurden von weiten Teilen der Bevölkerung

begeistert empfangen. Viele sahen

darin die Chance auf ein besseres Leben.

Unter dem Jubel von über 200 000 Menschen

erklärte der Diktator am 15. März

1938 am Wiener Heldenplatz das Ende

der Republik Österreich und deren Anschluss

an das Deutsche Reich.

Mit einer Volksabstimmung sollte dieser

Anschluss legalisiert werden. Personen,

von denen eine Ablehnung zu erwarten

war, wurde – sofern sie nicht inhaftiert

waren – das Wahlrecht entzogen. Propaganda,

Gewalt und Drohungen führten

zu einem überwältigenden Ergebnis für

den Anschluss: 99,75 % stimmten mit Ja.

Q P

[…] das Volk soll zeigen, dass wir

Österreicher bleiben wollen […]

und die Leute sollen das bezeugen.

[…] wirklich eine wunderbare, schöne

Kundgebung für Österreich. Und acht

Tage darauf waren die Nazis herinnen

in Österreich […]. In acht Tagen so ein

Gesinnungswechsel […]?

(Primocic, S. 40 f.)

Damit hatte Österreich endgültig aufgehört

zu existieren und war als „Ostmark“ ein

Teil des Deutschen Reiches geworden.

Stimmabgabe in der Wahlzelle

am 10. April 1938.

8 Wie manipuliert

die Anleitung die

Abstimmung (siehe Foto)?

Achte auf die Gestaltung

des Plakats! HM

Gestapo:

Abkürzung für „Geheime

Staatspolizei“; politische

Polizei des nationalsozialistischen

Regimes

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik

45


Politische Bildung

Die österreichische Verfassung

5. Der Nationalrat beschließt die Gesetze

(gesetzgebende Gewalt/Legislative),

die Regierung sorgt für ihre Umsetzung

(vollziehende Gewalt/Exekutive).

Die Gerichtsbarkeit ist unabhängig

(richterliche Gewalt/Judikative).

Die österreichische

Bundesregierung, 2009

9 Welche Parteien

sind momentan in

der Regierung vertreten?

Wer ist derzeit Bundeskanzler/in,

Finanzminister/in,

Unterrichtsminister/in?

PS

10 In der Grafik rechts

siehst du den Wappenadler

der Ersten Republik.

Wie unterscheidet

er sich vom heutigen?

Wisst ihr, warum? HS

Universitätsprofessor Hans Kelsen wurde

nach dem Krieg beauftragt, eine Verfassung

auszuarbeiten. Diese wurde am

1. Oktober 1920 von der Nationalversammlung

beschlossen und ist – mit wenigen

Änderungen – bis heute gültig. Sie

beruht auf dem Grundsatz der Gewaltenteilung

in Exekutive, Legislative und

Judikative.

1. Österreich besteht aus neun selbstständigen

Bundesländern mit eigenen Landtagen

und Landesregierungen.

2. Der Bundesrat kann Gesetzesbeschlüsse

des Nationalrates zwar nicht aufheben,

aber beeinspruchen und aufschieben.

3. Die staatliche Gewalt ist an Gesetze

gebunden. Sämtliche Gesetze müssen

mit der Verfassung im Einklang stehen.

4. Die Abgeordneten zum Nationalrat werden

von den Bürgerinnen und Bürgern

in freier und geheimer Wahl bestimmt.

Die Regierung

Je mehr Stimmen eine Partei erhält, desto

mehr Abgeordnete kann sie in den

Nationalrat entsenden. Meist beauftragt

der Bundespräsident die stimmenstärkste

Partei mit der Regierungsbildung. Um effizient

arbeiten zu können, brauchen die

Parteien der Regierung gemeinsam eine

Mehrheit im Nationalrat.

12G

Gruppenarbeit:

Beantwortet mithilfe der Grafiken

und Texte folgende Fragen:

• Was bedeutet Gewaltentrennung?

• Wer ist die gesetzgebende Macht?

• Was bedeutet der Begriff „Bundesstaat“?

• Wer wählt den Bundespräsidenten/die

Bundespräsidentin (für sechs Jahre)?

Die Verfassung von 1920 macht die Republik Österreich zu einem:

demokratischen

Staat

T

S

Bundesstaat

K

V

St

W

B

Rechtsstaat

PS

11 Ordne die Textpassagen

1–5 den

passenden Kästen in

den beiden Grafiken zu.

PS

kontrolliert

Bundespräsident/in

ernennt

Bundesregierung

Verfassungsgerichtshof

überwacht

die Einhaltung

der Verfassung

Verfassung:

die gesetzliche Grundordnung

eines Staates;

man unterscheidet zwischen

einer Bundes­ und

einer Landesverfassung

Nationalrat

beschließt

Bundesgesetze

wählen

wählen

Veto

Bundesrat

vertritt

Interessen der

Bundesländer

Die österreichische Bundesverfassung

entsenden

Staatsbürger/innen

Landtage

beschließen

Landesgesetze

wählen

Volksanwaltschaft

wenden

sich an

46

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik


Wissen erweitern

Arbeiten mit mündlichen und schriftlichen Quellen

So sah Agnes Primocic die Zwischenkriegszeit:

Q P

[…] und dann habe ich das halbe

Und dann ist es losgegangen mit

dem Kampf zwischen dem Schutzbund

und der Regierungspartei. Die

Regierungspartei hat das Militär auf

die Arbeiter gehetzt und hat angefangen,

mit Kanonen auf Arbeiterhäuser

zu schießen.

Die Jahre von 1934 bis ’38 nennt man

jetzt Austrofaschismus. Und ein Faschismus

ist es wirklich gewesen […]

Also das erste KZ in Österreich haben

die Christlich­Sozialen gebaut. Der

Schutzbund, den die SP hatte, um die

Arbeiter gegen Angriffe von oben zu

schützen, ist ja auch verboten

worden.

Agnes Primocic in Rotkreuzuniform um 1940

13 Analysiere die persönliche

Meinung:

Zu welcher Partei hat

Agnes Primocic wohl

gehört? Woran ist dies

erkennbar? Vergleiche

dazu die Quelle auf

Seite 43: Wie wird dort

über den Schutzbund

berichtet? Kann man

feststellen, was die

Wahrheit ist? HM/PM

14 Wen meint Agnes

Primocic mit „sie“?

Warum wurden Leute

eingesperrt? Was wurde

befürchtet? HM

… zur dritten Inhaftierung:

Q P

Und dann sind sie gekommen, mit

Jahr abgesessen, mit Kriminellen,

in der Zelle 91 im Salzburger Landesgericht.

[…] Das vierte Mal habe

ich überhaupt nichts gemacht. […]

Aber zur damaligen Zeit war es sogar

so, dass sie zum Beispiel vor dem

1. Mai oder vorm 12. November, also

vor den zwei Arbeiterfeiertagen, die

Leute, von denen sie erwartet haben,

dass sie irgendwie etwas dagegen unternehmen,

schon vorher eingesperrt

haben. Vorher!

Zum Einmarsch der deutschen Truppen:

Q P

Hilfe der geheimen Nazis, die

schon in Österreich waren. Es sind ja

schon welche da gewesen, die vorgebaut

haben, die Bahn gesprengt und so weiter.

Solche Sachen haben sie gemacht

und Broschüren hereingebracht. Und sie

hatten Erfolg, weil es uns so schlecht

gegangen ist unter der schwarzen Regierung,

wir so viele Arbeitslose gehabt haben

und die Nazis immer gesagt haben:

„Wenn wir bei euch sind, dann

gibt’s Arbeit in Hülle und Fülle.“

Protokoll zur dritten Inhaftierung

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik 47


Sichern und Wissen

Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918 1919

Friedensverträge

1920 1921 1924

Einführung

des

Schillings

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Zusammenfassung

Nachkriegsnot

Nach dem Zerfall des Vielvölkerstaates Österreich­Ungarn schien

das verbleibende kleine Österreich vielen nicht überlebensfähig,

sodass unmittelbar nach Kriegsende die Republik Deutschösterreich

ausgerufen wurde – mit der Absicht eines Anschlusses

an Deutschland. Dies wurde jedoch von den Siegermächten im

Friedensvertrag von St. Germain untersagt.

Die junge Republik litt wirtschaftlich vor allem unter dem Wegfall

der Industrie und der Rohstoffe in den Nachfolgestaaten. Ebenso

tragisch war der Wegfall der ungarischen Agrarproduktion, welche

die katastrophale Lage hätte entschärfen können. Ein soziales

Problem bildeten die zahlreichen Kriegsinvaliden und entlassenen

Soldaten, die nur schwer wieder in die Gesellschaft integriert werden

konnten.

Die Parteien

Die ersten Nachkriegsjahre brachten einige wichtige politische

Entscheidungen (Sozialreformen, Verfassung), in der Folge aber

verschärften sich die Gegensätze zwischen den Parteien derart,

dass eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich war.

Die Gegensätze zwischen den Parteien wurden immer größer,

weil sich überall die radikalen Kräfte durchsetzten, die ihre Politik

ohne Kompromisse durchziehen wollten. Damit war ein gemeinsames

Handeln unmöglich geworden. Das gegenseitige Misstrauen

veranlasste die Parteien, sich sogar auf bewaffnete Verbände

zu stützen. Die Sozialisten gründeten den Republikanischen

Schutzbund. Die Christlichsozialen stützten sich auf die Heimwehren

in den Bundesländern. Der Frontkämpferverband unterstützte

ebenfalls die bürgerlichen Parteien.

Eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Frontkämpferverband

und Sozialdemokraten führte schließlich zur Katastrophe.

Nach dem Freispruch der Täter demonstrierten Sozialisten in

Wien und steckten den Justizpalast in Brand. Die Polizei erhielt

Schießbefehl, der Weg in den Bürgerkrieg schien unaufhaltsam.

Bürgerkrieg und Austrofaschismus

1933 nutzte der christlichsoziale Bundeskanzler

Dollfuß eine Abstimmungspanne

im Parlament, um in Hinkunft

ohne parlamentarische Kontrolle regieren

zu können. Er errichtete eine

Diktatur, den Ständestaat. Außer der

Vaterländischen Front wurden alle politischen

Gruppen verboten. 1934 brach

zwischen der Regierung und der verbotenen

Sozialdemokratischen Partei bzw.

dem Schutzbund der Bürgerkrieg aus.

Am 25. Juli 1934 misslang ein Putschversuch

der ebenfalls verbotenen Nationalsozialisten,

allerdings kam Kanzler

Dollfuß dabei ums Leben. Es folgte

Kurt Schuschnigg nach, der die Politik

seines Vorgängers fortführte.

Der Anschluss

Hitler zwang Schuschnigg zum Rücktritt

und ließ am 12. März 1938 deutsche

Truppen in Österreich einmarschieren.

Das Land wurde dem Deutschen

Reich einverleibt.

48 Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933 1934

Bürgerkrieg

in Österreich

Kommunismus: Stalin (Russland) bis 1954

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland)

1938

Besetzung

Österreichs

Zweiter Weltkrieg

1939 1940

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950

Zur Wiederholung

1 Nenne die wichtigsten

Probleme

Österreichs unmittelbar

nach dem Krieg. Trage

die Stichwörter in die

Karte bzw. in die Leerzeilen

darunter ein. HS

2 Erkläre den Ausspruch

des französischen

Außenministers

Clemenceau:

„Österreich – das ist,

was übrig bleibt.“ HS

Entdecker/Eroberer Erfinder Nationalliberales Lager

Stellte bereits 1918 ein

Parteiprogramm vor. Innerhalb

der Partei setzten

sich manche für eine Zusammenarbeit

über die

Parteigrenzen hinweg ein.

Andere lehnten dies ab;

sie setzten sich durch.

Führende Persönlichkeit:

Haupt­Wähler/innen­Gruppen

Ihr Programm basiert auf

einer christlichen Werteordnung.

Führende Persönlichkeiten

wollten soziale

Reformen durchführen,

allerdings ohne Zusammenarbeit

mit anderen

Parteien.

Führende Persönlichkeit:

Haupt­Wähler/innen­Gruppen

Verschiedene nationale

Verbände gründeten die

Großdeutsche Volkspartei,

die für einen Anschluss

an Deutschland war. Sie

wandte sich in den 30er­

Jahren dem Nationalsozialismus

zu.

Führende Persönlichkeit:

Haupt­Wähler/innen­Gruppen

3 Die Parteien

Österreichs:

die drei Lager

Schreibe die Namen der

zwei großen Parteien in

die passende Überschriftenzeile.

Ergänze die Texte mit

den Namen „Otto Bauer“

und „Ignaz Seipel“ und

ordne die Bevölkerungsgruppen

jenen Parteien

zu, von denen du glaubst,

dass die sich am meisten

angesprochen fühlten

(Arbeiter/innen, Bauern/

Bäuerinnen, Journalist/­

innen, Wissenschaftler/­

innen, Bürger/innen,

Lehrer/innen, Beamtinnen/Beamte,

Gewerbetreibende).

HS/PS

Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik 49


Sichern und Wissen

4 Ordne den Abbildungen folgende Stichworte zu:

Justizpalastbrand 1927 – Dollfuß, der Gründer der

Vaterländischen Front – Hakenkreuzfahnen in Wien –

Schattendorf 1927 – Bürgerkrieg 1934 – Mord an

Dollfuß 1934

HS

50 Österreich 1918 bis 1938: Die Erste Republik


Alltagsleben in der Diktatur

des Nationalsozialismus

Das Gesetz ändert sich,

das Gewissen nicht.

Sophie Scholl

51


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Die Bürger und Bürgerinnen werden zu

einer „Volksgemeinschaft“ erzogen

Die totale Erfassung der Bevölkerung (Die Grafik zeigt einen Teil der NS-Organisationen.)

Das Plakat zeigt „interessiertes“

Volk vor dem sogenannten

Volksempfänger,

mit dem die NS-Propaganda

in jeden Haushalt gelangen

sollte.

1 Warum waren den

Nationalsozialisten

die gleichgeschalteten

„Vereine“ so wichtig?

Was bezweckten sie bei

der Jugend damit? PU

Ziel der Nationalsozialisten war es, eine

„Volksgemeinschaft“ in ihrem Sinne zu

schaffen. Die Parole lautete: „Du bist

nichts, dein Volk ist alles!“ Wer nicht in

der Partei war, sollte durch ein Netz von

Berufsverbänden und Freizeitorganisationen

erfasst werden. Jeder Verband hatte

seine Abzeichen, viele Organisationen

waren uniformiert. Wer nicht auffallen

oder berufliche Hindernisse riskieren

wollte, musste einer dieser Organisationen

angehören. Diese Politik schränkte

die Freiheit der Einzelnen radikal ein.

Es war die Aufgabe von Joseph Goebbels

als „Reichsminister für Propaganda und

Volksaufklärung“, das Denken der Menschen

im Sinne der Partei zu beeinflussen.

Presse und Rundfunk brachten nur

vom Minister genehmigte oder formulierte

Meldungen. Über billige Radiogeräte

(„Volksempfänger“) sollten diese

Meldungen jede Bürgerin und jeden Bürger

erreichen. Die Kinovorstellungen begannen

mit Wochenschauen voller Propaganda;

die anschließenden Filme

waren ganz im Sinne des Regimes.

Goebbels bzw. die Partei kontrollierten

auch alle Bereiche der Kultur. Leitbild für

die ideale Kunst war der kraftstrotzende

und kriegerische Mensch, der deutsche

Macht demonstrieren sollte. Kunstwerke,

die nicht den Vorstellungen der Regierung

entsprachen, wurden als „entartet“

(den angeblichen Idealen der Deutschen

widersprechend) bezeichnet.

Jüdinnen und Juden, die wichtige Beiträge

zu Wissenschaft, Kunst und Kultur

geleistet hatten, wurden aus dem öffentlichen

und kulturellen Leben ausgeschlossen.

Q P

Und so hat er (Anm.: Hitler) den

Leuten eingeimpft, dass sie Menschen

erster Güte sind und die anderen

Menschen nicht lebenswert. Die

anderen gehören so weit weg […], dass

Deutschland […] die Weltherrschaft

antreten kann.

(Primocic, S. 44)

52

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

Die „Staatsjugend“

Buben kamen mit 10 Jahren zum „Jungvolk“,

mit 14 zur „Hitlerjugend“. Ab 1936

war die Mitgliedschaft Pflicht. Zeltlager,

Aufmärsche, Sport und Geländespiele,

Gesang und Lagerfeuer, aber auch eine

vormilitärische Ausbildung (Marschieren,

Exerzieren, Waffengebrauch) begeisterten

viele Jugendliche.

Mädchen wurden bei den „Jungmädeln“

und im „Bund deutscher Mädel“ auf ihre

spätere Rolle als Hausfrauen und Mütter

vorbereitet. Mädchen wie Burschen mussten

mit 18 Jahren zum Arbeitsdienst. Er

war militärisch organisiert und sollte die

deutsche Jugend aller Schichten zum

Dienst an der Gemeinschaft zusammenführen.

Q

1933

Machtergreifung

Hitlers

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

Wir waren Hitler­Jungen, Kindersoldaten,

längst ehe wir mit zehn

Jahren das Braunhemd tragen durften

(beim Jungvolk). Schon vorher waren

wir dauernd „im Einsatz“. Wir sammelten

Altpapier und Altmetalle,

suchten Heilkräuter, schwangen fürs

Winterhilfswerk die Sammelbüchse,

waren aufs Dienen vorbereitet, ehe

wir als Pimpfe zwei­ bis dreimal die

Woche und oft auch noch am Sonntag

zum Dienst „befohlen“ wurden.

Mit 13 hatte ich es geschafft. Ich war

„Jungzugführer“ in einem Dörflein,

wo es nur zwölf Pimpfe gab. Beim

Sport und beim Geländespiel vertrugen

wir uns prächtig, und wenn ich

zum Dienstschluss mein „dreifaches

Sieg­Heil auf unseren geliebten Führer

Adolf Hitler“ ausrief, strahlten die Augen

meiner Kameraden.

(Glaser/Silenius: Jugend im Dritten Reich,

S. 89.)

Q

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

Adolf Hitler über die Jugend:

Und wenn Verbockte dastehen

und sagen: „Aber uns bekommt ihr Nationalsozialisten

nie“, dann sage ich:

„Das ist uns gleichgültig, aber eure Kinder

bekommen wir. Sie erziehen wir

uns von vornherein zu einem anderen

Ideal“.

(Glaser/Silenius: Jugend im Dritten Reich, S. 98)

Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene,

grausame Jugend will ich.

Schmerzen muss sie ertragen. Es darf

nichts Schwaches und Zärtliches an

ihr sein. Stark und schön will ich meine

Jugend. Ich werde sie in allen Leibesübungen

ausbilden lassen. Ich will

eine athletische Jugend. Das ist das

Erste und Wichtigste. Ich will keine

intellektuelle Erziehung. Mit Wissen

verderb ich mir die Jugend.

(Rauschning: Gespräche mit Hitler, S. 237)

1945

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

2 Was gefiel den

Jugendlichen?

Wie wurden die Kinder

„angeworben“ (Quelle 1)?

HM

3 Was wollte Hitler

mit der Erziehung

erreichen? Was meinte

er mit dem letzten Satz

(Quelle 2)?

HM

4 Beschreibe den Weg

eines heranwachsenden

Menschen in der NS­

Diktatur (Grafik S. 52). HS

Führergruß im Klassenzimmer: Das Foto vermittelt den Eindruck von Begeisterung

für den Nationalsozialismus. Was die Menschen wirklich dachten, wissen wir nicht.

In Uniform marschieren:

So wurden Kinder zu

Mitgliedern der NS-Volksgemeinschaft

erzogen.

1950

Pimpf:

ab 1933: Mitglied des

Deutschen Jungvolks

(Buben von 10–14 Jahren)

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus

53


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

5

G

Gruppenarbeit:

Betrachtet die Plakate

und lest die Textquelle:

Mit welchen Methoden

sollte die Volksgemeinschaft

verwirklicht werden?

Wie reagierten wohl

die Menschen? HF/PU

Das „Ehrenkreuz der Deutschen

Mutter“ (Mutterkreuz)

wurde von der NSDAP gestiftet.

Der Orden wurde ab

vier Kindern vergeben.

Ideologie der Volksgemeinschaft

Q

Wir waren auch begeistert von

den KdF­Reisen. Kraft durch

Freude, das war so ein Teil der Arbeitsfront.

Da gab es billige Reisen. Wir

beide sind in den Harz gefahren. Einer

bei uns im Betrieb war sogar in Norwegen.

Wer konnte das schon vorher?

Der Arbeiter konnte eine Reise machen!

Das war, was die Leute alle begeisterte.

(zit. n. Brodersen, 1933: Wie die Deutschen

Hitler zur Macht verhalfen, S. 90)

Die Frau als Erhalterin des

deutschen Volkes

„Nicht im Beruf kannst du glücklich sein,

der Platz der Frau ist das Heim!“ Nach

diesem Motto sollten die deutschen

Frauen leben. Ihre Rolle war die einer

Mutter und Hausfrau. Eine Berufsausbildung

schien nicht nötig. Mutter zu werden

galt in der Propaganda als „die

höchste und beneidenswerteste Auszeichnung

der Frau“. Allerdings durften

Frauen ihre Partner nur unter „Deutschblütigen“

wählen, ansonsten mussten sie

Demütigungen, Verhaftung oder gar das

KZ (vgl. S. 59/60) befürchten.

KdF-Reisen: Nicht nur wohlhabende Bürger,

auch Arbeiter und Arbeiterinnen sollten verreisen

können. Eine Kreuzfahrt nach Norwegen

kostete nur 60 Mark. Der durchschnittliche Monatslohn

eines Arbeiters betrug ca. 180 Mark.

Terror zur Durchsetzung der Volksgemeinschaft: Auf dem Marktplatz einer deutschen Stadt wurden

Frauen kahl geschoren, weil sie mit Polen befreundet waren. Die Polen wurden getötet.

54 Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

Denunzianten und Mitläufer

Q

1933

Machtergreifung

Hitlers

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

§ 2: Wer Nachrichten ausländischer

Sender, die geeignet sind,

die Widerstandskraft des deutschen

Volkes zu gefährden, vorsätzlich verbreitet,

wird mit Zuchthaus, in besonders

schweren Fällen mit dem Tode

bestraft.

(Verordnung über die außerordentliche

Rundfunkmaßnahme 1939,

zit. n. Ahrens: Helmuth Hübener, S. 17)

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

1945

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Neben den aktiven und überzeugten Nationalsozialisten

und ­sozialistinnen einerseits

und den Widerstand leistenden

Männern, Frauen und Jugendlichen andererseits

war der Großteil der Menschen

sogenannte Mitläufer, die „einfach

nur mitmachten“ – sei es aus Angst oder

weil sie nicht nachdenken wollten. Unter

ihnen gab es auch viele Denunzianten,

also Menschen, die Mitbürger und Mitbürgerinnen

bei der Gestapo anzeigten.

Die Zahl der Gestapo­Mitarbeiter war

mit etwa 32 000 Beamten relativ gering.

Doch sie konnten sich auf die Denunziantinnen

und Denunzianten stützen. Ein

Viertel aller Verfolgungen beruhte auf

Anzeigen durch Bürgerinnen und Bürger.

Die meisten Denunziationen geschahen

wohl aus persönlichen Gründen: Neid,

Hass und Rache waren die häufigsten

Motive: Manche Frauen zeigten ihre

Männer an, manche Lehrlinge die Lehrherren

oder Schüler die Lehrer. Die Opfer

wurden verhaftet und verhört. Viele kamen

in Konzentrationslager oder wurden

hingerichtet.

Q

Wir wollen das Volk gewiss nicht

zu Denunzianten und Schnüfflern

erziehen. Wir dürfen aber andererseits

bei der Beurteilung der leichtfertigen

falschen Aussagen keinen zu

strengen Maßstab anlegen, damit

nicht auch die oft nützlichen Quellen

der Aufdeckung strafbarer Handlungen

versiegen.

(dt. Justizminister 1943; zit. n. Boberach:

Richterbriefe, S. 171 f.)

Aufruf zur Denunziation in einer Fabrik

Q

Es häufen sich in letzter Zeit die

Fälle, dass Schüler ohne Wissen

ihrer Eltern Anzeige bei der Polizei

oder einer ihnen sonst geeigneten

Stelle erstatten und die Lehrer hierbei

politischer Unzuverlässigkeit oder gar

staatsfeindlicher Haltung bezichtigen.

Die Anzeiger sind vielfach Schüler, die

im Unterricht beanstandet werden

mussten.

Q P

(bayerischer Kultusminister 1936;

zit. n. Gellately: Die Gestapo und

die deutsche Gesellschaft, S. 179)

Und es war so, dass der, der andere

bespitzelt hat, bei der NSDAP

etwas gewesen ist […] Auf den konnte

man sich verlassen. […] Und damit

hat Hitler das Hinterland gehalten: In

der Furcht haben die Leute gelebt, die

ganze Zeit. Denn oft ist jemand ins

Wirtshaus gegangen und hat etwas

gesagt, wenn er ein bisschen zu viel

getrunken hat, und den haben sie

dann auch geholt.

(Primocic, S. 44)

Plakat aus dem Jahr 1940.

„Begründung“, warum das

Abhören ausländischer

Sender streng verboten war

6 Wie konnte der

Staat erfahren, dass

jemand „Feindsender“

hört?

HM

7

G

Gruppenarbeit:

Vergleicht die Textquellen.

Welches Problem

wird angesprochen?

Warum wurden Anzeigen

dennoch ernst genommen?

HM

Denunziant:

lat.: Ankündigender,

Anzeigender; jemand,

der andere anschwärzt

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus

55


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

8 Erklärt, warum die

Mädchen über den

„Rassenunterricht“ (Textquelle)

lachten. Was wird

durch diese Erinnerung

deutlich?

HO

Bösartiger Aufkleber,

wie sie

von den Nazis

an jüdischen

Geschäften angebracht

wurden

Arier:

von den Nationalsozialisten

willkürlich und falsch

in die Nazi­Rassenlehre

eingeführter Begriff für

„den edlen deutschen und

blutsverwandten Menschen“.

In Wirklichkeit

gibt es keine unterschiedlichen

Rassen, und selbstverständlich

auch keine

„besseren“, edleren Völker.

Antisemitismus:

Abneigung oder Feindschaft

gegen Menschen

jüdischen Glaubens oder

jüdischer Herkunft, die

auf Vorurteilen beruht.

Nationalsozialistische Rassenideologie

Geschäftspostkarte einer Firma, die sich 1939

als „arisch“ anpreist

Obwohl es keine Menschenrassen gibt,

teilten die Nationalsozialisten die Menschheit

in „Rassen“ ein und ordneten diesen

bestimmte Eigenschaften zu. Die Deutschen

betrachtete Hitler als die „Herrenrasse“

der Arier – im Gegensatz

zu allen anderen Völkern,

die er als minderwertig einstufte.

Zu diesen vermeintlichen

„Untermenschen“ zählten

die Nationalsozialisten

Roma und Sinti (damals „Zigeuner“

genannt), Schwarze,

Slawen und vor allem Juden. Diese

galten ihnen als die „gefährlichste Rasse“.

Hitler erklärte die Juden zu Sündenböcken

für alle Missstände wie Arbeitslosigkeit

und angebliche Benachteiligung

Deutschlands durch das Ausland. Zuerst

wollten die Nationalsozialisten die Juden

aus Deutschland und Europa vertreiben.

Später beschlossen sie, die Juden und Jüdinnen

systematisch zu töten.

Aus der Rassenlehre leiteten die Nationalsozialisten

Ziele ihrer Politik ab. Das Ziel,

die „rassische Reinheit“ zu erhalten und

„Rassenmischung“ zu verhindern, rechtfertigte

ihrer Meinung nach die Ermordung

von Angehörigen anderer Nationen

und Volksgruppen.

Q

Ein damals 14­jähriges Mädchen

berichtet über den „Rassenunterricht“:

Zuerst erklärte der Mann (Beauftragter

des neu geschaffenen Rassenamtes),

dass es hochstehende und niedere

Rassen gäbe, die am höchsten stehende

Rasse seien die Germanen, die daher

bestimmt seien, die Welt zu regieren,

während die Juden eine sehr

niedrig stehende, verächtliche Rasse

seien. Dann schaute er sich in der Aula

um und bat ein Mädchen, zu ihm

zu kommen. Wir wurden ganz ängstlich,

weil er Eva auswählte. Aber dann

fing er an zu erklären: „Seht mal, den

schmalen Schädel, die blauen Augen

und das blonde Haar. Beachtet die hohe

schlanke Gestalt. All dies sind untrügliche

Zeichen der reinen, unvermischten

germanischen Rasse!“ Mami,

du hättest wirklich hören sollen, wie

alle Mädchen plötzlich zu lachen anfingen.

Von allen Seiten wurde dem

Beamten zugerufen: „Sie ist doch jüdisch!“

(aus: Richarz: Bürger auf Widerruf, S. 441 f.)

Menschenverachtende Propaganda in einem

Schulbuch aus dem Jahr 1936. Der „Arier“

wird positiv dargestellt, der „Jude“ negativ.

56

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

Systematische Vernichtung

„unwerten Lebens“

Ab 1939 wandten die Nationalsozialisten

ihren Rassenwahn auch auf Menschen

mit körperlichen und geistig­seelischen

Behinderungen an. Man betrachtete deren

Leben als ein „unwertes“, das nicht

zum gesunden und starken „Herrenmenschen“

passte. Ihre Vernichtungspolitik

tarnten die Verantwortlichen mit der Bezeichnung

„Euthanasie“. Pflegeheime

und Krankenhäuser wurden zu Mordstätten.

Mindestens 100 000 Menschen

wurden mit Gas oder Medikamenten

getötet. Proteste von Angehörigen und

Kirchen erreichten schließlich, dass die

Tötungen unterbrochen wurden.

Q

1933

Machtergreifung

Hitlers

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

Die Angekommenen mussten

sich entkleiden. Im sogenannten

Aufnahmezimmer begutachtete der

diensthabende Arzt die Neuankömmlinge.

Die Gaskammer war so eingerichtet,

dass man annehmen konnte, es handle

sich um ein Badezimmer. An den

Decken waren Brausen angebracht.

Nun wurde die Stahltüre geschlossen

und der jeweilige Arzt leitete Gas in

die Kammer ein. Nach kurzer Zeit waren

die Leute in der Gaskammer tot

und die Entlüftung begann. Von diesem

Zeitpunkt an begann für uns Heizer

die Arbeit. Bevor die Toten verbrannt

wurden, sind den mit einem

Kreuz bezeichneten Verstorbenen die

Goldzähne gezogen worden. Knochenreste,

die durch den Rost gefallen

waren, wurden zu Pulver vermahlen.

Das so gewonnene Knochenmehl wurde

an die Hinterbliebenen als sterbliche

Überreste verschickt. Ich glaube,

dass wir auf diese Art ca. 20 000 Geisteskranke

verbrannt haben.

(der „Heizer“ der Vernichtungsanstalt

Schloss Hartheim in OÖ, Vinzenz Nohel,

1945 vor Gericht, zit. n.: Österreicher

und der Zweite Weltkrieg, S. 140)

Q P

(Primocic, S. 45)

§1 (1) Eheschließungen zwischen

Ein Nachbar von uns, das war

ein junger Bursch, der hatte ein

Friseurgeschäft. Und er war wirklich

ein netter Bursche, sehr belesen. Er

hatte nur einen Fehler: Er hatte eine

Hasenscharte und konnte nicht richtig

reden. […] Mit dem Reden hat er

sich eben schwer getan. Aber für die

Nazis war er ein Mensch, der weggehört.

Der kann kein arisches Blut haben,

der gehört weg. Eines nachts haben

sie ihn geholt, nach Hartheim

gebracht und vergast.

Die Verfolgung der Juden

und Jüdinnen

Nach Hitlers Machtergreifung im Jänner

1933 hofften viele jüdische Deutsche, die

Lage würde sich wieder beruhigen. Doch

am 15. September 1935 wurden die

„Nürnberger Rassengesetze“ erlassen.

Den Jüdinnen und Juden wurde die

Staatsangehörigkeit entzogen und weitere

diskriminierende Gesetze erlassen.

Q

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

Juden und Staatsangehörigen

deutschen oder artverwandten Blutes

sind verboten. Trotzdem geschlossene

Ehen sind nichtig […]

§2 Außerehelicher Verkehr zwischen

Juden und Staatsangehörigen deutschen

oder artverwandten Blutes ist

verboten. Der Mann, der dem Verbot

zuwider handelt, wird mit Gefängnis

oder Zuchthaus bestraft.

(Nürnberger Rassengesetze,

zit. n. Zentner, S. 82)

1945

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

Jüdische Beamte wurden entlassen, Ärzte

und Rechtsanwälte durften nur noch für

ihre „Glaubensbrüder“ arbeiten, jüdische

Schülerinnen und Schüler wurden von

den Schulen verwiesen.

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Euthanasie:

(griech. eu = gut, thanatos

= Tod), Sterbehilfe,

Erleichterung des Todeskampfes

durch Medikamente;

von den Nationalsozialisten

wurde der

Begriff missbraucht, um

Morde zu verschleiern.

Menschen mit Behinderung

und psychisch

Kranke wurden als „wertloses

Leben“ bezeichnet

und mit Medikamenten

oder durch Gas getötet.

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus

57


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Jüdische Schüler vor ihrer

Klasse. Tafelaufschrift:

„Der Jude ist unser größter

Feind! Hütet euch vor den

Juden!“

Ab 1941 mussten die Juden

den „Judenstern“ als Aufnäher

an der Kleidung tragen.

Pogrom:

Gewaltsame Massenausschreitung

gegen

nationale, religiöse oder

„rassische“ Gruppen

(z. B. Juden)

Ghetto:

abgeschlossenes

Stadtviertel (für Juden)

Q

Sehr geehrter Herr Grawe!

Nach Anhörung der Reifeprüfungskonferenz

habe ich die Überzeugung

gewonnen, dass ein aufgrund

eines Reifezeugnisses erleichtertes Aufsteigen

Ihres Sohnes in eine führende

Stellung den Belangen der deutschen

Volksgemeinschaft widerspricht. Ich

habe ihn daher nicht zur Reifeprüfung

zugelassen. Da ferner ein weiteres Verbleiben

Ihres Sohnes in der Schule

nach meiner Ansicht eine rassenbewusste

Erziehung der Klasse behindert,

habe ich die Entlassung Ihres

Sohnes aus der Schule ausgesprochen.

Heil Hitler!

Oberstudiendirektor

(zit. n. Gramm, Führung und

Verführung, S. 145)

Eine brennende Synagoge (1938)

Der Pogrom vom 10. November 1938

Einen vorläufigen grausamen Höhepunkt

erreichte die Judenverfolgung im November

1938.

Im gesamten Reich wurden in einer

Nacht jüdische Wohnungen und Geschäfte

zerstört und geplündert, Gotteshäuser

(Synagogen) niedergebrannt, Tausende

Jüdinnen und Juden misshandelt oder

getötet. Tausende Jüdinnen und Juden

wurden in Konzentrationslager (vgl. S.

59/60) verschleppt, obwohl sie nichts

verbrochen hatten. Den Pogrom gegen

die jüdische Bevölkerung bezeichneten

die Nationalsozialisten zynisch als „Reichskristallnacht“,

weil dabei so viel Glas zerschlagen

wurde.

„Arisierung“

Eine Verfolgungsmaßnahme war die

„Arisierung“ (Enteignung). Jüdinnen und

Juden, die auswandern wollten, mussten

ihren Besitz billig verkaufen. Ab 1938

wurden alle Jüdinnen und Juden gezwungen,

ihre Betriebe, Geschäfte und Wohnungen

ohne Entgelt „Ariern“ abzutreten.

Zusätzlich hatten Auswanderer beim

Verlassen des Landes eine „Reichsfluchtsteuer“

und eine „Judenvermögensabgabe“

zu bezahlen. So wurde ihr Besitz systematisch

gestohlen.

Verfolgung

1941 wurde Juden und Jüdinnen die Auswanderung

verboten. Ab sofort mussten

alle deutlich sichtbar den gelben „Davidstern“

tragen; ihre Konsumgüter wurden

rationiert und ein Ausgehverbot verhängt.

Jüdinnen und Juden aus ganz Europa

wurden in Ghettos oder Lager im

besetzten Osteuropa gesperrt.

Systematische Ermordung

1941 begannen die Nationalsozialisten

die systematische Ermordung von Jüdinnen

und Juden. Ihre brutale Ermordung

wurde als „Endlösung der Judenfrage“

verharmlost. In einer Konferenz am

Wannsee bei Berlin beschlossen SS­Führer

im Jänner 1942 nachträglich den

Massenmord.

58

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

Q

1933

Machtergreifung

Hitlers

Anstelle der Auswanderung ist

nunmehr […] nach entsprechender

Genehmigung durch den Führer

die Evakuierung der Juden nach dem

Osten getreten. Unter entsprechender

Leitung sollen im Zuge der Endlösung

die Juden in geeigneter Weise im

Osten zum Arbeitseinsatz kommen.

In großen Arbeitskolonien werden die

arbeitsfähigen Juden straßenbauend

in diese Gebiete geführt, wobei zweifellos

ein Großteil durch natürliche

Verminderung ausfallen wird. Der allfällig

verbleibende Restbestand wird,

da es sich bei diesem zweifellos um

den widerstandsfähigeren Teil handelt,

entsprechend behandelt werden

müssen, da dieser eine natürliche Auslese

darstellt und bei Freilassung als

Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaus

anzusehen ist.

(aus dem Protokoll der Wannsee-Konferenz,

20. 1. 1938; zit. n. Poliakov/Wulf:

Das Dritte Reich und die Juden, S. 122)

Konzentrationslager:

Stätten des Grauens

1933, unmittelbar nach der Machtergreifung

der Nationalsozialisten, wurde in

Dachau (Deutschland) das erste Konzentrationslager

errichtet. Bald gab es solche

Lager im ganzen Reich. 1938 wurde in

Österreich das KZ Mauthausen errichtet.

In diese Lager kamen anfangs politische

Gegner und Gegnerinnen. Bald folgten

„nichtarische“ Menschen (Roma, Sinti

und vor allem Juden) sowie homosexuelle

Menschen und Zeugen Jehovas. Sie

mussten in den Lagern harte Zwangsarbeit

leisten, wurden misshandelt und

schlecht ernährt.

Zwangsarbeit

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

Die Häftlinge waren in überfüllten Holzbaracken

untergebracht. Aufgrund der

schlechten hygienischen Verhältnisse brachen

immer wieder Infektionskrankheiten

aus, die viele Todesopfer forderten.

Elektrisch geladene Stacheldrahtzäune

und bewaffnete Wachen machten Fluchtversuche

unmöglich.

Ghetto von Warschau

Die schlecht ernährten und mangelhaft

bekleideten Häftlinge mussten täglich

viele Stunden schwerste Arbeit verrichten.

Wer zu erschöpft war und nicht mehr

weiterarbeiten konnte oder sich in den

Augen der Aufseher ein Vergehen zuschulden

kommen ließ, verlor sein Leben.

Q

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

Die Häftlinge in den Baracken

wurden durch Glockenschläge

um 4 Uhr 45 geweckt, im Winter eine

Stunde später. Nach dem Aufstehen

wiederholte sich täglich Folgendes:

Die Strohsäcke mussten mit Brettern

geglättet, die Kanten eckig hergerichtet

und die Decke exakt zusammengelegt

werden. Man musste sich vor dem

Klosett und Waschraum anstellen, sodann

Essschalen reinigen und im

Spind alles auf den vorgeschriebenen

Platz legen. Dann erfolgte vor der Baracke

die Aufstellung zum Zählappell.

All das geschah unter Stößen, Schlägen,

begleitet von Kommandos des

Blockpersonals und der SS. Ob Sommer

oder Winter, bei Regen, Schnee,

Frost und Sonnenschein, es war immer

das gleiche Bild: In Zwanzigerreihen

links und rechts am Appellplatz

aufgestellt, warteten die Häftlinge

auf das Erscheinen der SS­Leute.

Nun wurde in Fünferreihen zum

Steinbruch marschiert.

(Maršalek: Die Geschichte des Konzentrationslagers

Mauthausen, S. 46 f.)

1945

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

9 Was bedeuten die

zynischen Formulierungen

(„in geeigneter

Weise“, „entsprechend

behandeln“ etc.) in

Wirklichkeit? Was geschah

wirklich? HM/HS

„Deutscher „Jüdischer politischer

politischer Schutzhäftling“

Schutzhäftling“

„Zigeuner“

„Homosexueller“

1949

Gründung

der NATO

„Krimineller

(Befristete

Vorbeugungshaft

= BV)“

Kennzeichnung für

Häftlingsgruppen in

Konzentrationslagern

bis 1954

1950

10 Überlegt, warum

die Häftlinge eine

Nummer erhielten und

weshalb der Name keine

Rolle spielte. Welche Absicht

steckte dahinter? PU

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus

59


1910

11 Informiere dich über

den Kalorienbedarf

eines schwer arbeitenden

erwachsenen Mannes.

Vergleiche die Angaben

mit der Quelle. HM

12G

Gruppenarbeit:

Stellt einen Speiseplan

mit 1450 Kalorien

zusammen. So wenig

erhielten die Häftlinge

der Konzentrationslager

an einem ganzen Tag,

gegen Kriegsende noch

viel weniger. HS

Holocaust:

griech.: „Feueropfer“;

die systematische Ermordung

von Juden und

Jüdinnen im Nationalsozialismus

1914

Erster Weltkrieg

1917

Oktoberrevolution

1918

Die „Todesstiege“ in Mauthausen. Die Häftlinge

schleppen sich über 186 Stufen, auf ihren

Rücken tragen sie Steinbrocken. Oben sind bereits

einige unter der Last der Steine oder den

Schlägen der Bewacher zusammengebrochen.

Not und Aufschwung nach dem Krieg

1920 1921 1924

Q

Das Essen der Häftlinge

Morgens: etwa 5 dl Extraktsuppe

mit etwas Fett oder 5 dl ungezuckerter

schwarzer Ersatzkaffee (= ca. 100 Kalorien)

Mittags: 7 bis 10 dl Steckrübeneintopf,

selten mit Fleisch oder Kartoffeln

(= ca. 360 Kalorien)

Abends: 300 bis 400 g Graubrot und

25 g Wurst, selten ca. 25 g Margarine

(= ca. 990 Kalorien)

Täglich also ca. 1450 Kalorien

(nach Maršalek)

KZ als Vernichtungslager

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

Die Häftlinge wurden in Steinbrüchen, in

der Rüstungsindustrie oder im Bergbau zu

härtester Arbeit gezwungen. Ihr Tod wurde

von der SS bewusst eingeplant. „Vernichtung

durch Arbeit“ nannten das die

Nationalsozialisten. Wer nicht mehr arbeitsfähig

war, wurde in den Gaskammern

getötet. Im besetzten Polen wurden Vernichtungslager

eingerichtet, die nur den

Zweck hatten, Menschen systematisch zu

ermorden. Dieser Völkermord ist einzigartig

in der Geschichte. Er wird als Holocaust

oder Shoah (hebräisch für „Vernichtung“)

bezeichnet. Im KZ Auschwitz­

Birkenau wurden Jüdinnen und Juden ab

1942 planmäßig ermordet. Geschätzte

Opferbilanz in den KZs: 4 350 000 Tote.

1929

Börsenkrach

19 30

W

Tote im KZ Buchenwald. Foto eines amerikanischen

Soldaten nach der Befreiung im April 1945

Verhungernde Kinder im KZ

60

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

Q P

1933

Machtergreifung

Hitlers

Wir waren natürlich dagegen.

Aber wir haben uns gefragt: Was

können wir machen […]? Wir hatten

nichts, womit wir uns wehren hätten

können.

(Primocic, S. 44)

Ähnlich wie Agnes Primocic dachten vielleicht

viele. Jene, die gegen das NS­Regime

waren, fanden oft keine Möglichkeiten

zum Widerstand bzw. entschieden

sich aus persönlichen Gründen, „nichts

zu tun“, also Mitläuferin oder Mitläufer

zu werden. Sie hatten Angst um ihr eigenes

Leben und das ihrer Familie, denn

die Gestapo bedeutete für alle eine Gefahr.

Denunziantentum und Sippenhaftung

veranlassten viele Menschen, zu

den Verbrechen zu schweigen. Trotzdem

gab es Gruppen und Einzelpersonen, die

sich gegen Hitler und seine Ideologie

auflehnten. Oft bezahlten sie dafür mit

ihrem Leben.

Widerstand der Kirchen

Auch die katholische und die evangelische

Kirche gerieten zunehmend unter den

Druck des NS­Regimes. Trotzdem setzten

viele Priester, Nonnen und Laien ihr Leben

für Opfer und gegen den Nationalsozialismus

ein. So wurden etwa Schwester

Restituta Kafka und der Klosterneuburger

Chorherr Karl Roman Scholz aufgrund ihres

Einsatzes gegen das Regime hingerichtet.

Der Oberösterreicher Franz Jägerstätter

verweigerte aufgrund seiner

christlichen Einstellung den Wehrdienst

und wurde 1943 in der Haft ermordet.

Politische Parteien

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

Widerstand gegen das NS-Regime

Eine zentrale Rolle im Widerstand spielten

Kommunist/innen und Sozialist/innen.

Sie kämpften vor allem mit Zeitungen

und Flugblättern gegen das Regime.

In den Fabriken betrieben sie Sabotage

und warben Arbeiter und Arbeiterinnen

für den Widerstand.

Oft war der Widerstand von Zufällen und

Glück abhängig, wie bei Agnes Primocic,

die als Kommunistin geflohene Häftlinge

unterstützte:

Q P

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

… und dann musste ich ja natürlich

für siebzehn Häftlinge Kleider

besorgen. Das ist nicht so schnell

gegangen, weil die Leute damals nicht

so viele Kleider hatten wie heute […].

Jedenfalls haben die Ziegleder Mali

und ich zwei Koffer voller Kleider zusammengebracht

und haben es nach

Bruck im Pinzgau gebracht. Als wir

(aus dem Zug) ausstiegen, mussten wir

durch zwei Seile gehen und da ist eine

Kontrolle gestanden. Jetzt ist es aus.

Ich habe ja einen Revolver im Koffer

gehabt. Wenn sie den jetzt erwischen

[…] Ich schaue den an, der die Ausweiskontrolle

gemacht hat. Den kenn’ ich

doch. Das ist ein Funktionär bei den

Kinderfreunden. Er starrt mich an und

erkennt mich, hebt die Hand auf und

lässt uns ohne Kontrolle durchgehen.

Habe ich nicht Glück gehabt?

(Primocic, S. 56f.)

Widerstand der Jugend

1945

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

Obwohl Hitler und die NSDAP die Jugend

völlig vereinnahmen wollten, gab es auch

Jugendliche, die sich dem Regime entzogen.

Sie passten sich den Regeln der Nationalsozialisten

nicht an, sondern hörten

z. B. amerikanische Musik, trugen lässige

Kleidung und Frisuren oder verbrachten

ihre Freizeit außerhalb der HJ bzw. des

BDM (Nonkonformismus).

Der Wiener Walter Herda z. B. wurde im

„Polizeilichen Jugendschutzlager“ Moringen

(Deutschland) inhaftiert – mit unzähligen

anderen 9­ bis 17­Jährigen, nur

weil sie z. B. Jazz­Musik hörten, mit Juden

oder Roma befreundet waren oder weil

ihre Eltern dem Regime verdächtig waren.

13 Nennt Beispiele

für Möglichkeiten,

gegen das nationalsozialistische

System etwas zu

unternehmen. HS

Schwester Restituta Kafka

als Krankenschwester in

Dienstkleidung um 1940

Franz Jägerstätter

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

Nonkonformismus:

sich nicht nach der

herrschenden Meinung

richten, sondern eigene,

individuelle Grundsätze

bezüglich Politik,

Religion usw. vertreten.

1950

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus

61


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Oberst Claus Graf Schenk

von Stauffenberg

Noch in den letzten Tagen

des Krieges wurden Widerstandskämpfer

und Wehrdienstverweigerer

hingerichtet

und zur Abschreckung

öffentlich zur Schau gestellt.

Helmuth Hübener war erst 17, als er hingerichtet

wurde. Er hatte Flugblätter gegen Hitler

verteilt.

Die Weiße Rose

Hochpolitisch war der Widerstand einer

Münchner Studentengruppe rund um die

Geschwister Hans und Sophie Scholl: Die

Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ forderte

die Bevölkerung über Flugblätter

zum passiven Widerstand auf: Durch Sabotage

und Störungen von NS­Veranstaltungen

sollte Hitler geschwächt werden.

Die Menschen wurden zum „geistigen

Boykott“ aufgerufen; sie sollten ihr Wissen

keinesfalls der NS­Regierung zur Verfügung

stellen. 1943 wurden die Geschwister

Scholl hingerichtet.

Attentate auf Hitler scheitern

Bereits im November 1939, kurz nach

Kriegsbeginn, verübte Georg Elser in

München ein Bombenattentat auf Hitler,

das scheiterte, weil Hitler die Versammlung

vorzeitig verließ. Elser wurde in ein

Konzentrationslager gesperrt und kurz

vor Kriegsende auf persönlichen Befehl

Hitlers ermordet.

Gegen Ende des Krieges regte sich auch

Widerstand unter den Generälen. 1944

organisierte Oberst Graf Schenk von

Stauffenberg einen Putschversuch. Er

hatte Zugang zum Führerhauptquartier

und ließ dort bei einer Besprechung seinen

Aktenkoffer mit einer Zeitbombe zurück.

Stauffenberg hörte die Detonation

und war sicher, dass das Attentat geglückt

sei. Unter dem Codewort „Walküre“

löste er die für den Umsturz vorgesehenen

Maßnahmen aus.

Widerstandskämpfer besetzten im gesamten

Land Ämter, Posten und Sender.

Hitlertreue Truppen leisteten erbitterten

Widerstand. Als bekannt wurde, dass

Hitler auch dieses Attentat überlebt hatte,

brach der Putschversuch zusammen:

Stauffenberg und drei weitere Offiziere

wurden auf der Stelle erschossen, 7000

Verhaftungen folgten, 200 Menschen

wurden hingerichtet oder zum Selbstmord

gezwungen.

Gruppe O5 in Wien

Die bekannteste Widerstandsgruppe Österreichs

war O5 (5 steht für den 5. Buchstaben

des Alphabets; OE = OEsterreich).

Die Offiziere innerhalb dieser Gruppe

versuchten gegen Kriegsende, die Stadt

Wien den Alliierten kampflos zu übergeben,

um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden.

Sie wurden aber verraten und

viele von ihnen noch in den allerletzten

Kriegstagen hingerichtet.

Zeichen des östereichischen Widerstands am

Stephansdom

62

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933

Machtergreifung

Hitlers

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

1945

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

Wirtschafts- und Sozialpolitik im Nationalsozialismus

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Infolge der Weltwirtschaftskrise gab es

Anfang der 30er­Jahre in Deutschland

6 Millionen Arbeitslose. 1936 – drei Jahre

nach der Machtübernahme Hitlers –

herrschte nahezu Vollbeschäftigung.

Ähnlich war die Situation in Österreich

nach dem Anschluss 1938. So strich Hitler

z. B. die Schulden vieler Kleinbauern,

schuf Arbeitsplätze in der Industrie und

beim Aufbau einer Infrastruktur und stellte

Darlehen zur Verfügung. Dies war ein

wichtiger Grund für die Akzeptanz seines

Regimes. Menschen, die zuvor Armut gelitten

hatten, hatten plötzlich wieder Perspektiven.

Dabei bemerkten die meisten

nicht, dass die gesamte Wirtschaftspolitik

der Rüstungs­ und Kriegsindustrie untergeordnet

war, dass diese Wirtschaftspolitik

letztlich in das Grauen des Zweiten

Weltkrieges führte.

Arbeitsplätze machen

der Bevölkerung Mut

Oft wird der Autobahnbau als „positives

Beispiel“ der NS­Wirtschaftspolitik genannt.

Die Propaganda feierte jede Streckeneröffnung,

Aufbruchsstimmung wurde

erzeugt. Auch die Ehestandsdarlehen

trugen zur Senkung der Arbeitslosenzahlen

bei, da dadurch die Frauen aus

dem Berufsleben herausgehalten wurden:

Fast 400000 Ehepaare erhielten einen

zinsenlosen Zuschuss zur Haushaltsgründung,

was wiederum die Nachfrage

nach Konsumgütern anhob. Das Darlehen

war mit der Bedingung verbunden, dass

die Frau ihren Beruf aufgab. Es konnte

sogar „abgekindert“ werden, das heißt:

Nach dem vierten Kind musste das Darlehen

nicht mehr zurückbezahlt werden.

Wirtschaftspolitik wird

Rüstungspolitik

Schon ab der zweiten Hälfte des Jahres

1934 flossen immer mehr staatliche Gelder

in die Rüstungsindustrie, 1935 übertrafen

die militärischen bereits die zivilen

Investitionen. Der wirtschaftliche Aufschwung

basierte seitdem auf der Rüstungsindustrie.

Die Löhne für die Arbeiter und Arbeiterinnen

wurden staatlich festgelegt, Gewerkschaften

waren verboten. Die unternehmerfreundliche

Politik bewirkte jedoch,

dass sich der Wirtschaftsaufschwung

nicht auf die Löhne auswirkte. Dazu kam

die Anhebung der Wochenarbeitszeit

von 41,5 Stunden 1932 auf 49,2 im Jahr

1942. Der Krieg forderte auch einen vermehrten

Einsatz der Frauen in der Arbeitswelt

– entgegen der ursprünglichen

NS­Propaganda.

14 Welche Rolle wird

Frauen durch diese

Maßnahmen zugeordnet?

HM/HS

15 Analysiere die Grafik

zur Wirtschafts­ und

Sozialpolitik im Nationalsozialismus

mithilfe

folgender Fragen:

a) öffentliche Ausgaben

Für welche Bereiche der

Wirtschaft wurde seit

1934 immer mehr Geld

ausgegeben, für welche

immer weniger? Was bedeutete

das für die Bevölkerung

Deutschlands?

Was bedeutete das für die

internationale Politik?

HM

b) Stundenlöhne

Wie entwickelten sich die

Stundenlöhne in Deutschland

zwischen 1929 und

1939? Was bedeutete das

für die Arbeiterinnen und

Arbeiter? Findet ihr eine

Erklärung dafür, dass Frauen

weniger als Männer

verdienten? HM

16

14

12

10

8

Milliarden Reichsmark

Wehrmacht

Verkehr

Öffentliche Verwaltung

Versorgungsbetriebe

Wohnungsbau

Entwicklung der

Tarif-Stundenlöhne

(in Pfennig)

Facharbeiter

101,1

81,6

78,3

79,1

Facharbeiterin

63,4

53,1

51,6

51,5

6

4

2

0

1928

1933 1934 1935 1936 1937 1938

1929

1932

1936

1939

1929

1932

1936

1939

Öffentliche Ausgaben und Stundenlöhne im Deutschen Reich 1928–1939

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus 63


Politische Bildung

Politische Plakate untersuchen

16 Hier siehst du ein politisches Plakat.

Lass es auf dich wirken und beantworte

danach die folgenden Fragen.

• Aus wie vielen Bildern besteht das Plakat?

• Beschreibe die einzelnen Bilder.

• Welches Gefühl hast du, wenn du das

Plakat anschaust?

• Was fällt zuerst auf? Der Text oder die

Bilder?

• Was möchte die SVP mit diesem Plakat

wohl sagen?

• Welche Gefahren werden angesprochen?

• Was hältst du von dieser „Werbung“?

PM/PU

17G

Gruppenarbeit:

Entwerft selbst ein politisches Plakat.

Werbt dafür, dass alle Wahlberechtigten

zur Wahl gehen sollen.

PH

18G

Gruppenarbeit:

Sammelt aus Zeitungen und Zeitschriften

aktuelle politische Inserate und

besprecht sie.

PM/PH

Nach einer Idee der Jungen SVP (Schweizerische

Volkspartei) St. Gallen, Schweiz

19G

Gruppenarbeit:

Bringt verschiedene Tageszeitungen

mit. Welche innenpolitischen Themen

sind derzeit wichtig? Erkennt ihr unterschiedliche

Darstellungen zwischen den

Zeitungen?

PM

Spieltipp „Bist du ein guter Politiker,

eine gute Politikerin?“

http://www.powerofpolitics.com/

„Power of Politics“ ist ein kostenloses

Spiel im Internet. Du bist dabei Politikerin

oder Politiker und trittst auf

verschiedenen Ebenen (Bezirk, Bundesland,

Staat) gegen mehr als 30 000

Mitspielerinnen und Mitspieler an.

20 Was macht für euch eine gute

Politikerin/einen guten Politiker aus?

Sammelt Stichwörter.

PO

64 Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus


Wahlplakate untersuchen

PS/PM

(2008) (2009)

21

Trage den Namen der Partei ein.

Trage den Namen der Partei ein.

a) Was ist auf dem Plakat zu sehen?

b) Welche Inhalte werden durch das Plakat vermittelt, was ist die „Botschaft“?

c) Passen Bild und Text zusammen? Begründe deine Meinung.

d) Regt das Plakat zum Nachdenken an oder löst es eher Gefühle aus? Welche Gedanken bzw. welche Gefühle?

e) Welche Wählergruppe wird deiner Meinung nach durch das Plakat besonders angesprochen? Weshalb?

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus 65


Wissen erweitern

Die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts

Hitler bezeichnete Bilder wie dieses von Oskar

Kokoschka als „entartet“. Kokoschka aber war

wegweisend für die Kunst des 20. Jahrhunderts.

„Die Windsbraut“ (1914) zeigt keine realistische

Umgebung, vermittelt aber etwas Unheimliches,

Dämonisches.

Heute ist es in der westlichen Welt selbstverständlich,

dass die Kunst „frei“ ist:

Auch wenn manche Bilder manchen Menschen

nicht gefallen, so darf doch jede

Künstlerin und jeder Künstler malen und

zeichnen, was sie oder er will. Die Nationalsozialisten

dagegen bezeichneten alles,

was nicht ihrem Geschmack entsprach,

als „entartete“ Kunst und verboten

und verfolgten die Künstler/innen.

Die Wanderausstellung „Entartete Kunst“

(1937–1941) mit Werken, die aus Museen

eingezogen worden waren, sollte eigentlich

abschrecken. Der hohe Besucherandrang

rührte jedoch daher, dass viele

Kunstliebhaber/innen die Werke, von denen

im Anschluss viele vernichtet wurden,

aus echter Bewunderung sehen wollten.

Hitler wollte die naturnahe, idealisierende

Darstellung „schöner, deutscher Menschen“;

abstrakte (nicht gegenständliche)

Kunst bezeichnete er als wertlos und

schädlich.

Dabei hatte sich die bildende Kunst in

der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

grundlegend verändert: Nach der Erfindung

der Fotografie Ende des 19. Jahrhunderts

verzichteten moderne Künstler

darauf, die Wirklichkeit abzubilden. Sie

wollten Gefühle zum Ausdruck bringen,

Fragen aufwerfen und nachdenklich

stimmen. Auch wenn die Nationalsozialisten

dies mit Gewalt zu verhindern suchten,

ist die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts

geprägt von der Abstraktion.

22G

Gruppenarbeit:

Versucht (in Bildnerischer

Erziehung), den

Stil eines der gezeigten

Künstler nachzuahmen.

23

G

Gruppenarbeit:

Recherchiert genaue

Informationen über

die genannten Künstler.

HS/HM

Bilder dieser Art entsprachen dem Geschmack

Hitlers: „Das Urteil des Paris“ von Ivo Saliger

(1939).

Abstrakte Malerei: Formen, Farbwahl und

Stimmungen stehen im Vordergrund. Hier vom

Niederländer Piet Mondrian: „Composition II in

Red, Blue, and Yellow“, 1930

66 Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus


Salvador Dali: „Die Beständigkeit der Erinnerung“ (1931). Neben der abstrakten

Malerei entwickelte sich – als eine Art Gegenströmung – der Surrealismus:

Dinge wurden real, möglichst genau dargestellt, aber in eine ungewöhnliche

und absurde Umgebung gestellt.

Die abstrakte Stilrichtung des „Action Painting“

begründete Jackson Pollock ab 1946. Hier ein

Detail aus „Number 1 (Lavender Mist)“ von

1950.

Friedensreich Hundertwasser (1928–2000)

wandte sich in seiner Kunst „gegen die Vorherrschaft

der geraden Linie“. Dies tat er auch in

seinem architektonischen Schaffen: Hundertwasserhaus,

Wien.

Gegen die Vorherrschaft der Abstraktion trat

in den 1960er-Jahren die Pop-Art an. Sie band

Elemente der Werbung in die Kunst ein.

Hier ein Ausschnitt aus „Marilyn Diptych“

(1962) von Andy Warhol.

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus 67


Sichern und Wissen

Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Zusammenfassung

Nationalsozialismus

Der Nationalsozialismus war eine Herrschaftsform, welche die

Menschenrechte, die Demokratie und den Parlamentarismus ablehnte.

Die NS­Ideologie behauptete fälschlicherweise, es gebe

biologisch unterschiedliche „Rassen“, die man in wertvolle und

minderwertige einteilen könne (Rassismus).

Volksgemeinschaft

Entsprechend der NS­Ideologie sollten die Menschen zu einer

Volksgemeinschaft erzogen werden, das heißt: Der oder die Einzelne

war nichts wert, über allem standen die angeblichen Ziele

und Wünsche des gesamten Volkes. Diese Ziele und Wünsche

wurden den Menschen mittels Propaganda und Erziehung von

frühester Kindheit an vom Staat vorgegeben. In Schulen und vor

allem in den zahlreichen NS­Organisationen (BDM, HJ) wurden

Kinder und Jugendliche nach den Vorgaben der Nationalsozialisten

erzogen. Wer sich dagegen wehrte, hatte mit Verfolgung zu

rechnen.

1933: Hitler kommt in Deutschland an

die Macht.

Die NSDAP kontrolliert das gesamte

öffentliche und private Leben.

1935: „Nürnberger Rassengesetze“

12. 3. 1938: Einmarsch deutscher Truppen

in Österreich

10. 11. 1938: Novemberpogrom, Enteignung

(„Arisierung“) und Verfolgung

der Juden

20. 1. 1942: Wannseekonferenz, Beschluss

des Massenmordes von Juden

und Jüdinnen (Holocaust, Shoah)

Rassenwahn

Die NS­Ideologen behaupteten, die Juden seien eine besonders

„minderwertige“ und gefährliche „Rasse“ (Antisemitismus) und

müssten deshalb vertrieben oder getötet werden. Ähnliches behauptete

man von den slawischen Völkern im Osten Europas.

Auch die Sinti und Roma wurden verfolgt und viele ermordet.

Judenverfolgung

Die Nationalsozialisten nahmen den Juden schrittweise alle bürgerlichen

Rechte. Jüdisch­„arische“ Heiraten wurden verboten.

Man zwang die jüdische Bevölkerung, aus Deutschland und

Österreich auszuwandern; ihr gesamtes Vermögen wurde ihr genommen

(„Arisierung“). Im Krieg begannen die Nationalsozialisten,

Jüdinnen und Juden systematisch zu ermorden. Insgesamt

kamen an die 6 Millionen Menschen auf grausame Weise um:

Entweder starben sie an Hunger, Schwäche und Zwangsarbeit

oder sie wurden vergast und verbrannt (Holocaust). Nur wenige

europäische Juden und Jüdinnen überlebten diese Gräuel.

Widerstand und Mitläufertum

Von Anfang an gab es auch Widerstand

gegen das nationalsozialistische

Regime. Geheimpolizei und Verfolgung

aber schwächten die Widerstandsbewegungen.

An die 40 Anschläge auf

Hitler scheiterten, so auch das Attentat

vom 20. Juli 1944 durch Graf Stauffenberg.

Mitläufer und Mitläuferinnen

machten einen großen Teil der Bevölkerung

aus. Denunzianten wurden gefördert,

sie unterstützten – oft aus persönlichen

Gründen – die Gestapo bei

der Verfolgung jener Bürgerinnen und

Bürger, die nicht mit dem Nationalsozialismus

einverstanden waren.

68 Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933

Machtergreifung

Hitlers

Kommunismus: Stalin (Russland) bis 1954

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1943

Stalingrad

1945

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950

Zur Wiederholung

Erziehung: Welche

1

Schritte machte

ein Kind bzw. ein

junger Mensch zwischen

dem 6. und 20. Lebensjahr

als angepasstes,

„vollwertiges Mitglied

der Volksgemeinschaft“?

HS

Nonkonformität

Grundsätzliche

Kritik am

NS-System

Widerstand

2 Zu den Fotos: Was

wollten die Nationalsozialisten

damit

erreichen? HS/PU

Protest

Kritik an

Teilen des

NS-System

1942

Wannseekonferenz

Verweigerung

Privater Handlungsraum

(in Familie, Verwandtschaft,

Freundeskreis usw.)

Beispiele für

Öffentlicher Handlungsraum

(in Schule, Versammlungen,

auf Flugblättern usw.)

Nonkonformität: Verweigerung: Protest: Widerstand:

3 Ergänze die Tabelle

unterhalb der Grafik

mit Beispielen für

Widerstand gegen das

NS­Regime. PS

4 Nenne einige Personen

und Personengruppen,

die aktiv

Widerstand leisteten:

HS

Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus

69


Sichern und Wissen

5 Spitzelwesen:

Was passierte,

wenn man angezeigt

wurde (einem selbst, der

Familie)? Welche Institution

überwachte die

Bürgerinnen und Bürger?

HS

6 NS-Rassenwahn:

Ordne folgende Aussagen

den Bildern zu.

HS

Ordne den Abbildungen

folgende Jahreszahlen zu:

ab 1933 (zweimal)

10. 11. 1938

ab 1941

1 Sofort mit der Machtübernahme wurden

Juden diskriminiert und benachteiligt.

2 Jüdisches Eigentum wurde gestohlen

und „arisiert“.

3 Den Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung

nannten die Nationalsozialisten

zynisch „Reichskristallnacht“.

4 Über Juden und Jüdinnen wurden Auswanderungs­

und Ausgehverbot verhängt.

Sie mussten sich mittels Davidstern

als Juden kenntlich machen.

Check dein Wissen und Verstehen

Ich kann Methoden nennen, mit denen das Hitler­Regime versuchte,

die Kinder und die Jugend zu vereinnahmen.

Ich kann erklären, wie die Erziehung im Nationalsozialismus funktionierte.

Ich verstehe, warum viele Menschen, die eigentlich gegen das

nationalsozialistische Regime waren, keinen Widerstand leisteten.

Ich kann Arten des Widerstands und einige Widerstandskämpfer/innen nennen.

Ich weiß, in welchen Schritten die Judenverfolgung bis zur sogenannten

„Endlösung“, dem systematischen Massenmord, verlief.

Ich verstehe, warum die Ermordung der europäischen Juden und Jüdinnen als das

größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte gilt und mit nichts vergleichbar ist.

70 Alltagsleben in der Diktatur des Nationalsozialismus


Der Zweite Weltkrieg

und die Folgen

An der Diebesbeute wollen wir uns zwar

fast alle ergötzen, die Verantwortung

für das ganze Geschehen wollen wir nur

einem in die Schuhe schieben!

Franz Jägerstätter, aus den Gefängnisbriefen

71


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Der Weg in den Krieg

Die Aggressionspolitik NS-Deutschlands bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges

1 Zur Karikatur:

Welches Verhältnis

zwischen Hitler und

Stalin wird hier karikiert?

HM/PM

2

G

Gruppenarbeit:

Beurteilt die Bemühungen

Englands und

Frankreichs, Hitler zu beschwichtigen,

um einen

Krieg zu verhindern:

Frieden um jeden Preis?

Diskutiert diese Frage

und denkt dabei an die

KZs und die Verfolgungen

und Ermordungen.

PU

Protektorat:

erzwungene oder freiwillig

angenommene Schutzherrschaft

eines Staates

über einen anderen, der

damit seine Souveränität

verliert.

Tschechoslowakei, 1938

Neben Österreich wollte Hitler auch die

Tschechoslowakei dem Deutschen Reich

einverleiben. Zunächst ging es um das

sog. Sudetenland, eine Reihe von Gebieten

am Rand der Tschechoslowakei, die

vorwiegend von Deutschen bewohnt waren.

Nachdem ein Putsch gescheitert war, erzwang

Deutschland die Abtretung des

Sudetenlandes auf diplomatischem Weg:

Die Schutzmächte der Tschechoslowakei,

Frankreich und England, stimmten auf

einer Konferenz in München im September

1938 den deutschen Forderungen

zu – in der Hoffnung, damit einen Krieg

verhindern zu können. Schon drei Wochen

später marschierten deutsche Truppen

im Sudetenland ein.

Im März 1939 jedoch wurde auch die

restliche Tschechoslowakei besetzt und

als Protektorat zu einem von Deutschland

abhängigen Staat umgebildet. Damit

war klar, dass es Hitler nicht nur um

die Rückgängigmachung (Revision) der

Friedensverträge von 1919 ging, sondern

dass er auf Eroberung aus war.

Polen, 1939

Im August 1939 schloss Hitler mit der Sowjetunion

einen Nichtangriffspakt. In einem

geheimen Zusatzprotokoll teilten die beiden

Diktatoren Hitler und Stalin den bis

dahin selbstständigen Staat Polen auf. Der

deutsche Überfall auf Polen am 1. September

1939 wurde zum Auslöser und Beginn

des Zweiten Weltkrieges. England und

Frankreich erklärten Deutschland den Krieg.

Hitler und Stalin teilten sich in einem Geheimabkommen

Polen. Nach der Niederlage Polens

zeigte eine englische Karikatur (David Low im

„Evening Standard“) deren Verhältnis: Hitler

grüßt Stalin: „Der Abschaum der Menschheit,

denke ich.“ Stalin zurück: „Der blutige Mörder

der Arbeiter, nehme ich an.“

72

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933

Machtergreifung

Hitlers

Krieg als Vernichtungskrieg

„Blitzkriege“, 1940

Die deutschen Generäle versuchten,

ihren Rüstungsvorsprung

zu nutzen und wählten

die Taktik des schnellen, alles

entscheidenden Angriffs. Im

April 1940 ließ Hitler, um den

dringend benötigten Nachschub

an Eisenerz sicherzustellen,

die neutralen Staaten Dänemark

und Norwegen besetzen.

Schon einen Monat später

griffen deutsche Truppen auch

Frankreich an. Die französischen

Verteidigungsanlagen

umgingen sie, indem sie über

die neutralen Länder Holland,

Luxemburg und Belgien einmarschierten.

Binnen Wochen

zwangen sie Frankreich zur Kapitulation.

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

Der Erfolg dieser „Blitzkriege“

ermutigte Hitler, Großbritannien

anzugreifen. Großbritannien hielt

jedoch dem Bombardement der deutschen

Flugzeuge stand.

Noch immer unterstützte ein Großteil der

deutschen Bevölkerung – teilweise fasziniert

von den schnellen Siegen – Hitlers

Kriegspolitik.

Am 22. Juli 1941 überfielen deutsche

Truppen die Sowjetunion. Dabei ging es

den Nationalsozialisten nicht „nur“ um

einen militärischen Sieg; sie führten vielmehr

einen Vernichtungskrieg gegen die

„slawischen Untermenschen“, um „deutschen

Lebensraum im Osten“ zu schaffen.

Die Menschen der eroberten Gebiete

hatten schwer zu leiden: Bis Ende 1944

wurden 4,7 Millionen Menschen nach

Deutschland verschleppt, wo sie schwerste

Zwangsarbeit verrichten mussten. Millionen

sowjetischer Soldaten verhungerten

in deutscher Kriegsgefangenschaft.

Menschenrechtsverletzungen wurden

ausdrücklich befohlen:

Q

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

Das wesentliche Ziel des Feldzuges

gegen das jüdisch­bolschewistische

System ist die völlige Zerschlagung

der Machtmittel und die Ausrottung

des asiatischen Einflusses im

europäischen Kulturraum. Der Soldat

ist im Ostraum nicht nur ein Kämpfer

nach den Regeln der Kriegskunst, sondern

auch Träger einer unerbittlichen

völkischen Idee. Deshalb muss der

Soldat für die Notwendigkeit der harten,

aber gerechten Sühne am jüdischen

Untermenschentum volles Verständnis

haben. Zweck ist die erbarmungslose

Ausrottung artfremder

Heimtücke und Grausamkeit und damit

die Sicherung des Lebens der

deutschen Wehrmacht in Russland.

Nur so werden wir unserer geschichtlichen

Aufgabe gerecht, das deutsche

Volk von der asiatisch­jüdischen Gefahr

ein für allemal zu befreien.

(Befehl des Oberbefehlshabers des Armeekommandos

6, Generalfeldmarschall v.

Reichenau, 10. 10. 1941. Aus: Der Prozess

gegen die Hauptkriegsverbrecher)

Vertreibung

der Deutschen

1945 1946

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

Die Angriffe Deutschlands

und seiner Verbündeten.

(Italien wechselte 1943

nach dem Sturz Mussolinis

die Fronten.)

3 Listet anhand der

Karte auf, welche

Länder wann von Deutschland

angegriffen wurden.

HM/HS

4 Welche Ziele werden

von den Nationalsozialisten

für den Krieg

im Osten genannt?

Was unterscheidet sie von

„üblichen“ Kriegszielen?

HO

Blitzkrieg: überraschender

militärischer Angriff,

mit dem ein schneller

Sieg erreicht werden soll.

1950

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen

73


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Radio Moskau sendete

immer wieder den Satz:

Alle sieben Sekunden

stirbt ein deutscher

Soldat in Russland:

eins – zwei – drei – vier

– fünf – sechs – sieben.

Alle sieben Sekunden

stirbt ein deutscher

Soldat in Russland:

eins – zwei – …

(aus: Bähr, Kriegsbriefe,

S. 115)

5 Was war der Sinn

dieser „Radiosendung“?

HF

6

G

Gruppenarbeit:

Wiederholt stichwortartig

den Verlauf des

Zweiten Weltkrieges bis

1942. HS

Infanterist:

zu Fuß kämpfender Soldat

mit Handwaffe

Die Kriegswende: Stalingrad,

ab 1942

Zuerst drang die deutsche Wehrmacht

schnell ins Landesinnere der Sowjetunion

vor. Ab 1942 jedoch setzte sich die sowjetische

Rote Armee erfolgreich zur Wehr.

Der Kampf um die Stadt Stalingrad wurde

schließlich zum Wendepunkt des Krieges:

Die 300 000 Mann starke 6. Armee,

in der auch viele Österreicher kämpften,

sollte im November 1942 Stalingrad einnehmen.

Der Roten Armee aber gelang

es, den Feind einzuschließen. Nur 45 000

Mann (Verwundete und Spezialisten)

wurden noch ausgeflogen. Die Lage der

deutschen Angreifer war hoffnungslos,

doch Hitler befahl, Stalingrad bis zum

letzten Mann zu halten. Die Soldaten waren

verzweifelt:

Q

Anfang Januar war das letzte Stück

Brot ausgegeben. Aus Krähen und

gefrorenem Pferdefleisch kochten wir

Suppe. Schließlich machten wir Essen

aus Motoröl, Fußpuder und Sägespänen.

Am 25. Januar wurde noch ein

Flugzeug mit Verwundeten beladen.

Die russische Infanterie stürmte schon

schießend auf den Flugplatz. Da drängten

sich die letzten Deutschen in die

Maschine. Sie klammerten sich an die

Räder und Flügel, sodass sich das Flugzeug

nicht erheben konnte. Alle gerieten

in Gefangenschaft.

(Erkunden und Erkennen, S. 125)

Ende Jänner 1943 ergab sich die 6. Armee:

150 000 Soldaten waren in diesem

sinnlosen Kampf gefallen. 91 000 gerieten

in Gefangenschaft. Davon kehrten

nur ca. 6000 nach Hause zurück – zum

Teil erst Jahre nach Kriegsende.

Vom Kampf gezeichnete Soldaten

Deutsche Propaganda …

Bericht aus Stalingrad: „Seit Wochen

tobt der Kampf um die rote Wolgametropole.

Die Luftwaffe zerhämmert

in pausenlosen Einsätzen die

Widerstandsnester. Zahllose Batterien

der Artillerie zermürben den zähen

Verteidigungswillen des Feindes.

Unaufhaltsam schreitet der Kampf in

der schwer zerschlagenen Stadt weiter.

Der Träger dieses Kampfes ist der

deutsche Infanterist.“

(Zweiter Weltkrieg, Tondokumente 1943–1945)

Kampf um Stalingrad

… und Wirklichkeit

Zu diesem Zeitpunkt waren die Deutschen

rettungslos eingeschlossen,

Tausende froren und hungerten. Gekämpft

wurde um einzelne Häuser.

74 Der Zweite Weltkrieg und die Folgen


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

Der „totale Krieg“ ab 1943

Seit der Niederlage in Stalingrad 1943

erlitten die deutschen Truppen auf allen

Kriegsschauplätzen Niederlagen und

mussten überall den Rückzug antreten.

Es wurde klar, dass Deutschland den

Krieg verlieren würde. Trotzdem sprach

die deutsche Propaganda vom „Endsieg“

und forderte den „totalen Krieg“:

Q

1933

Machtergreifung

Hitlers

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

[…] Die Engländer behaupten,

das deutsche Volk will nicht den

totalen Krieg, sondern die Kapitulation.

(Zurufe: „Niemals! Niemals! Niemals!“

…) Ich frage euch: Wollt ihr

den totalen Krieg? Wollt ihr ihn,

wenn nötig, totaler und radikaler, als

wir ihn uns heute überhaupt erst vorstellen

können?

Ich frage euch, … (Sprechchöre: „Führer

befiehl, wir folgen!“, „Führer befiehl, wir

folgen!“ …) … ich frage euch, vertraut

ihr dem Führer? (ekstatisches Schreien,

„Ja!, Ja!“ …)

Ist eure Bereitschaft, ihm auf allen seinen

Wegen zu folgen und alles zu tun,

was nötig ist, um den Krieg zum siegreichen

Ende zu führen, eine absolute

und uneingeschränkte? (jubelnde Zustimmung)

(Propagandaminister Goebbels, 18. 2. 1943;

zit. n.: Hofer: Dokumente, S. 251)

Deutschland kapituliert, 1945

Alle Propaganda konnte nicht darüber

hinwegtäuschen, dass der Krieg verloren

war. Im Morgengrauen des 6. Juni 1944

folgte die lang vorbereitete Invasion der

Alliierten an der französischen Atlantikküste.

Unterstützt von der Luftwaffe, die

auch Angriffe auf zivile Ziele flog, drängten

die Alliierten die deutsche Armee immer

weiter zurück und stießen von allen

Seiten gegen Deutschland vor.

Als die Rote Armee Berlin erreichte, nahmen

sich Hitler und Goebbels das Leben.

Hitlers Nachfolger Dönitz unterzeichnete

am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation

des Deutschen Reiches.

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

Invasion in der Normandie, 1944

Der Weltkrieg in Südostasien

Das mit Deutschland verbündete Japan

hatte seit 1931 weite Teile Chinas besetzt

und strebte nach der Vorherrschaft im

pazifischen Raum. Im Dezember 1941

griffen japanische Flieger überraschend

die US­Flotte in Pearl Harbor (Hawaii) an.

Daraufhin traten die USA in den Weltkrieg

ein. Ihre Wirtschaftskraft trug entscheidend

zum Sieg der Alliierten in Europa

bei.

Der Kampf zwischen den USA und Japan

im Pazifik dauerte an, bis der Einsatz einer

neuen Waffe Japan zur Kapitulation

zwang: Am 6. August 1945 warfen die

USA die ersten Atombomben auf die

Stadt Hiroshima, drei Tage später eine auf

Nagasaki. Allein in Hiroshima starben

260 000 Menschen, über 160 000 waren

verwundet oder vermisst. Die Spätfolgen

der Atombombe – Fehlbildungen, Verkrüppelungen

oder Krebserkrankungen

– sind bis heute spürbar.

Hiroshima nach dem Atombombenabwurf

Vertreibung

der Deutschen

1945 1946

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

Jubelnde Zuhörer bei

Goebbels’ Rede zum

„totalen Krieg“

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

7 Wie erklärt ihr euch

die Begeisterung für

den „totalen Krieg“?

HF/HM

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen

75


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Alltag im Krieg

8

G

Gruppenarbeit:

Versucht, die

Unterschiede zwischen

Schlagertexten und

Kriegswirklichkeit herauszuarbeiten.

HM

Im Krieg wurde bald nicht mehr zwischen

Front und Heimat unterschieden: Der

Krieg war überall. Die Nationalsozialisten

sprachen in ihrer Propaganda daher auch

von der „Heimatfront“. Die Menschen

wurden zum Sparen und Spenden aufgefordert.

Denunziation und Spitzelwesen

sollten möglichen Widerstand im Keim

ersticken. In der Industrie ersetzten teils

Frauen die Männer, die an der Front

kämpften. Auch Millionen ausländischer

Zwangsarbeiter und ­arbeiterinnen mussten

in der deutschen Kriegsindustrie schuften.

Lebensmittel waren gegen Kriegsende

so knapp, dass die Frauen aufs Land

„hamstern“ fuhren: Sie tauschten, was sie

hatten, bei den Bauern gegen Essbares

ein.

Je länger der Krieg dauerte, desto schlimmer

wurde die Situation. Die Alliierten

bombardierten nicht nur militärische Anlagen

und Rüstungsfabriken, sondern

auch Wohnungen der Zivilbevölkerung.

Amerikanische und englische Bomberverbände

zerstörten, meist in nächtlichen

Großangriffen, deutsche und österreichische

Städte – so wie zuvor die deutsche

Luftwaffe Siedlungen im „feindlichen“

Ausland.

Die Menschen suchten Schutz in Kellern.

Das Über­ und Weiterleben in den zerbombten

Städten, in denen Gas, Wasser

und Strom fehlten, erforderte vor allem

von den Frauen, aber auch von Kindern,

größte Anstrengungen.

Q

Diese Menschen sind völlig verrückt

vor Jammer. Sie müssen zusehen,

wie alles restlos niederbrennt.

Sie können keinen Finger rühren zur

Rettung. Es gibt kein Wasser, keine

Löschwerkzeuge. Das Feuer wütet ungehemmt.

(Nadler: Ich sah, wie Nürnberg unterging,

1955, S. 18)

Propaganda ...

Schlagerparade im Krieg:

„Es geht alles vorüber, es geht alles

vorbei …“

„Ich weiß, es wird einmal ein

Wunder gescheh’n …“

„Davon geht die Welt nicht unter …“

„Das kann doch einen Seemann

nicht erschüttern …“

„Heimat, deine Sterne …“

„Tapfere kleine Soldaten …“

... und Wirklichkeit

Überlebende eines Bombenangriffs werden

aus den Trümmern geborgen.

76

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933

Machtergreifung

Hitlers

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

Mit den Bombardierungen der Alliierten

hatten die Kriegshandlungen auch

Deutschland und Österreich erreicht. Viele

Menschen litten Todesangst, wurden

verletzt oder verloren Familienmitglieder.

Viele verloren auch ihre Wohnung und

ihren ganzen Besitz. Das Leben in den

zerstörten Städten wurde immer schwieriger.

Dazu kamen die Nachrichten von

den militärischen Erfolgen der Alliierten.

Als auch die Versorgung mit Lebensmitteln

und Kleidung immer schlechter wurde,

wünschten sich viele insgeheim ein

baldiges Ende des Krieges.

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

Vertreibung

der Deutschen

1945 1946

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Propaganda …

Von allen Seiten starten unsere Verbände,

um den Feind schon lange vor

Erreichen seiner vermutlichen Ziele

anzugreifen. Im Küstenvorland stoßen

Jäger und Zerstörer auf den Feind.

Ein dicker Pulk, vorne ein Feindjäger.

Unsere Verbände stürzen sich auf den

Gegner. Der Jäger zieht seine Maschine

zum neuen Angriff hoch. Auf 50

Meter am Feind – da fällt er in die

Tiefe.

(Wochenschau-Bericht, 22. 6. 1943; Tondokument)

… und Wirklichkeit

Dresden 1945

Bombenruinen in einer deutschen Stadt

Im Luftschutzkeller

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen

77


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

9 Analysiert die Anzeige:

Welche „Vorteile“

der Arbeit in der Rüstungsindustrie

werden genannt,

um Frauen dafür zu gewinnen?

Welche möglichen

Probleme werden angesprochen

und welche Lösung

wird dafür geboten?

HM

Im Krieg verändert sich

die Rolle der Frauen

Als immer mehr Männer zum Kriegsdienst

eingezogen wurden, wollte man

Frauen und Mädchen zur Arbeit, vor allem

in der Rüstungsindustrie, verpflichten.

Plötzlich wurden Frauen Arbeiten

Frauen bei der Feuerwehr

abverlangt, die der früheren Propaganda

von der „deutschen Frau“ – der Hausfrau

und Mutter – widersprachen. Jetzt hieß

es, die Frau arbeite im Rüstungsbetrieb

ebenso gern wie im Haushalt, sie könne

mit Schweißbrenner und Lötkolben so

gut umgehen wie mit Bügeleisen und

Staubtuch.

Unter Androhung von Gefängnisstrafen

oder „Versetzungen“ in einen entfernten

Teil des Reiches mussten die Frauen in die

Industrie eintreten. Um Zwangsverpflichtungen

zu entgehen, meldeten sich auch

viele Frauen freiwillig zu Kriegsdiensten:

im Sanitätsbereich, bei der Feuerwehr,

für den Nachrichtendienst. Die Propaganda

warb mit entsprechenden Vorbildern

(vgl. Abb. unten).

Je länger der Krieg dauerte, desto härter

wurden die Arbeitsbedingungen: In immer

kürzerer Zeit musste immer mehr

produziert werden. Es wurden auch immer

mehr Zwangsarbeiterinnen und

Zwangsarbeiter aus dem Ausland eingesetzt.

Im Februar 1943 befahl Hitler seinen

Generälen: „Bringen Sie uns Russinnen

herein, die zehn Stunden arbeiten

können. Eine Million Frauen, russische

Frauen brauchen wir!“ (zit. nach: Winkler,

S. 119) Die Frauen selbst sollten von Kindern

ersetzt werden: Buben wurden vom

Staat zur Feldarbeit, Mädchen zur Hausarbeit

eingeteilt:

Q

Ernteeinsatz vom 10. Lebensjahr

an. Auch im Jahre 1943 müssen

dem deutschen Bauern alle Hilfskräfte

zur Verfügung stehen, die nötig sind,

um die Erzeugungsschlacht zum vollen

Erfolg zu führen und damit die

Ernährung von Front und Heimat zu

sichern. Deshalb haben die zuständigen

Stellen von Partei und Staat die

erforderlichen Vorschriften zur Mitarbeit

auch der Schuljugend auf diesem

wichtigen Gebiet des Kriegseinsatzes

erlassen […]

(Völkischer Beobachter, 25. 5. 1943)

Aufruf an Frauen zur Arbeit in der

Rüstungsindustrie

78 Der Zweite Weltkrieg und die Folgen


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

Flucht und Vertreibung

Aufruf zu Rache und Vergeltung

In vielen (süd­)osteuropäischen Gebieten,

die Hitler erobert hatte, gab es eine alteingesessene

deutsche Bevölkerung. Sie

hatte in den letzten Kriegsmonaten und

nach Kriegsende schwer zu leiden. Viele

der nun vorrückenden Sowjetsoldaten

und Partisanen strebten nach Rache für

die Verbrechen der deutschen Besatzer in

der Sowjetunion, in Polen und Jugoslawien:

Diese hatten das Land zerstört, Millionen

Zwangsarbeiter und ­arbeiterinnen

verschleppt, Geiseln ermordet. Die

Propaganda schürte zusätzlich Hass. Laut

ihr gab es „keine unschuldigen Deutschen“,

sondern nur kollektive (gemeinsame)

Verantwortung. Jeder und jede

Deutsche habe Schuld am Krieg und seinen

Folgen.

Q

1933

Machtergreifung

Hitlers

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

Wenn unser Tag kommt, dann

wird die ganze Nation den alten

Kampfruf der Hussiten anwenden:

„Schlagt sie, tötet sie, lasst keinen am

Leben.“ Jeder sollte sich nach der geeigneten

Waffe umsehen, um die Deutschen

zu treffen. Wenn keine Feuerwaffen

zur Hand sind, dann jede Art

von Waffe, die schneidet, sticht oder

trifft […]

(Aufruf des tschechischen Generals Ingr über

den britischen Rundfunk an das tschechische

Volk am 3. 11. 1944; zit. n.: News Chronicle

vom 4. 11. 1944)

Als Folge solcher Aufrufe wurden nicht

nur deutsche Kriegsgefangene schlecht

behandelt, es kam auch zu Gräueltaten

an der Zivilbevölkerung mit vielen Todesopfern.

Menschen verlieren ihre Heimat

Nachdem diese Vorfälle bekannt geworden

waren, verließen Millionen Menschen

voller Angst ihre Heimat. Vor allem

aus Ost­ und Westpreußen, aus Polen,

Pommern, Schlesien und der jugoslawischen

Wojwodina zogen im Winter

1944/45 Flüchtlinge Richtung Westen.

Auch auf Schiffen konnten fast zwei Millionen

Menschen gerettet werden – aus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

Deutsche Flüchtlinge, 1945

Küstengebieten, die von der Sowjetarmee

eingeschlossen worden waren. Aber auch

auf der Flucht starben viele Menschen an

Kälte und Erschöpfung; sowjetische Flugzeuge

beschossen die Trecks, sowjetische

U­Boote versenkten Flüchtlingsschiffe.

Q

Zweiter Weltkrieg

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

Sudetendeutsche und Donauschwaben

werden vertrieben

1945 1946

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

Meine Mutter packte eilig alles

zusammen, was sie an Essbarem

bei uns fand. So ging es am Morgen

los. Es waren ungefähr 100 Wagen, die

aufbrachen. Wir kamen an Wagen

vorbei, die schon eine längere Wegstrecke

hinter sich gebracht hatten

und nun durch zerbrochene Achsen

oder zersplitterte Räder am Weiterfahren

gehindert wurden. Diese Leute

liefen zu Fuß weiter. Ein älterer Herr

starb und wurde unter der Schneedecke

begraben, denn der Treck konnte ja

nicht wegen einer solchen, wenn auch

tragischen, Lappalie anhalten.

(aus: Flucht und Vertreibung, S. 111 f.)

Trotz der Massenflucht lebte zu Kriegsende

immer noch ein Großteil der deutschen

Bevölkerung in den östlichen Provinzen

Deutschlands sowie in den südosteuropäischen

Staaten Jugoslawien und Rumänien.

Vertreibung

der Deutschen

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

Partisanen:

Männer und Frauen, die

im Untergrund freiwillig

gegen die Besetzung ihres

Landes kämpfen

Hussiten:

Anhänger des Reformators

Jan Hus (14./15. Jh.)

1950

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen

79


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Sowohl die Sudetendeutschen als auch die

Bevölkerung von Pommern und Schlesien

(jener deutschen Ostgebiete, die nun Polen

beanspruchte) sowie die Donauschwaben

(einst von Maria Theresia im heutigen

Nordserbien angesiedelt) wurden aus ihrer

Heimat vertrieben, entrechtet und enteignet.

Ostpolen ging an die Sowjetunion,

dafür wurden die deutschen Gebiete östlich

der Flüsse Oder und Neiße, wo damals

zehn Millionen Deutsche lebten, Polen zugesprochen.

Sondergesetze gegen Minderheiten

Tschechische Exilpolitiker sowie jugoslawische

Partisanen hatten schon während

des Krieges eine Chance gesehen, nach

einem Sieg über das Deutsche Reich die

verhassten nationalen Minderheiten in

ihren Gebieten loszuwerden. Zu diesem

Zweck wurden Sondergesetze erlassen,

die es ermöglichten, die Sudetendeutschen,

die Donauschwaben und die in

der Slowakei lebenden Ungarn zu enteignen

und zu vertreiben. Diese Sondergesetze

sind in den Beneš-Dekreten und

den AVNOJ-Beschlüssen festgehalten.

Die sudetendeutschen Heimatvertriebenen und ihre Aufnahmeländer (Sudetendeutsches

Archiv, überarbeitet von Prof. Leopold Fink)

Teilweise waren die Menschen von den

Feindarmeen überrollt worden, teils fühlten

sie sich am Krieg und dessen Folgen

persönlich unschuldig und glaubten daher,

nichts befürchten zu müssen. Der

Hass gegen alles Deutsche unterschied

aber nicht zwischen persönlicher Schuld

und Unschuld. Wer deutsch sprach, wurde

verfolgt. Dies traf auch die Bevölkerung

jener Länder, die bis 1918 zu Österreich

gehört hatten – Böhmen, Mähren

und Österreichisch­Schlesien (heutiges

Tschechien). Dort lebten bis 1945 3,5

Millionen deutschsprachige Personen, sogenannte

Sudetendeutsche.

Q

Die ersten Deutschen wurden im

August 1945 wie Hunde aus ihrer

Heimat Tschechoslowakei vertrieben.

Man nahm einfach einzelne Familienmitglieder

und trieb sie zum Bahnhof,

wo bereits Viehwaggons bereitstanden.

[…] Am Abend des 21. Oktober

1945 kam eine Gruppe Soldaten

und schloss uns im obersten Stock

ein. Am nächsten Tag brachte man

uns ins Gefängnis, wo ich auch geschlagen

wurde. Während wir dort

festgehalten wurden, plünderte man

unser Haus und die Bäckerei vollkommen

aus. Da man uns weder Parteizugehörigkeit

zur NSDAP noch sonstige

Vergehen nachweisen konnte, wurden

wir am 31. Oktober um 23 Uhr entlassen.

Glücklicherweise konnten wir bei

Bekannten unterkommen, denn in

unser Haus durften wir nicht mehr

zurückkehren.

(Albin Vorndran, zit. nach: Zayas 1986, S. 13 f.)

80 Der Zweite Weltkrieg und die Folgen


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

Beneš-Dekrete und AVNOJ-Beschlüsse

Von den 143 Beneš­Dekreten beinhalten

25 die Enteignung und Entrechtung der

deutschen und ungarischen Minderheit

der Tschechoslowakei auf der Grundlage

der Kollektivschuld aller Deutschen und

Ungarn an der Zerschlagung des Staates

1938 bis 1945.

Noch schärfer wurden in Jugoslawien die

Bestimmungen formuliert. So erklärten

die AVNOJ­Beschlüsse die deutsche Minderheit

in Jugoslawien pauschal zu Verbrechern.

Q

Dekret des Präsidenten der Republik

Nr. 5 vom 19. 5. 1945

§2 (1): Das im Gebiet der Tschechoslowakischen

Republik befindliche Vermögen

der staatlich unzuverlässigen

Personen wird gemäß den weiteren

Bestimmungen dieses Dekretes unter

nationale Verwaltung gestellt.

§4: Als staatlich unzuverlässige Personen

sind anzusehen a) Personen deutscher

oder magyarischer Nationalität

[…]

(zit. n.: Sammlung der Gesetze und Verordnungen

der Tschechoslowakischen Republik; Dokumente zur

Vertreibung der Sudetendeutschen, hrsg. v. Sudetendeutschen

Rat e. V. München 1992; Mitteleuropäische

Quellen und Dokumente Bd. 24)

Q

1933

Machtergreifung

Hitlers

AVNOJ­Beschluss

vom 29. 11. 1943

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

1. Alle in Jugoslawien lebenden Personen

deutscher Volkszugehörigkeit

verlieren automatisch alle bürgerlichen

und staatsbürgerlichen Rechte.

2. Der gesamte bewegliche und unbewegliche

Besitz aller Personen deutscher

Volkszugehörigkeit gilt als vom

Staat beschlagnahmt und geht automatisch

in dessen Eigentum über.

3. Personen deutscher Volkszugehörigkeit

dürfen weder irgendwelche

Rechte beanspruchen oder ausüben,

noch Gerichte zu ihrem rechtlichen

oder persönlichen Schutz anrufen.

(zit. n.: Gesetzessammlung des Demokratischen

Föderativen Jugoslawiens Sl. DFJ I/1945)

Die Entrechtung und Vertreibung der

deutschen Minderheit aus Ost­ und Südosteuropa

war sicherlich nicht gerecht.

Auch viele Unschuldige wurden Opfer

von gewaltsamen Übergriffen. Man muss

diese Ereignisse jedoch vor dem Hintergrund

der Verbrechen, die die deutschen

Besatzer im Krieg in Tschechien, Jugoslawien

und anderen Ländern begangen

hatten, sehen.

Schuld hatte …

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1942

Wannseekonferenz

Notunterkunft für Vertriebene

1943

Stalingrad

Vertreibung

der Deutschen

1945 1946

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

10G

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Gruppenarbeit:

Diskutiert über Kollektivschuld

und Rache:

Inwiefern ist sie verständlich?

Was ist daran trotzdem

ungerecht?

Vergleicht andererseits

die Sichtweise, die in der

Karikatur kritisiert wird.

PU/PH

Beneš-Dekrete:

nach dem Präsidenten

der tschechischen Exilregierung,

Edvard Beneš,

benannte Erlässe, die die

Grundlage für die kollektive

Vertreibung und Enteignung

der Minderheiten

in Tschechien bildeten

AVNOJ-Beschlüsse:

(Abk. des serbokroatischen

Ausdrucks für „Antifaschistischer

Rat der Volksbefreiung

Jugoslawiens“),

Beschlüsse des Führungsgremiums

der kommunistischen

Partisanenbewegung

in Jugoslawien unter

der Leitung des späteren

Staatspräsidenten Josip

Broz Tito

Kollektivschuld:

Nicht eine einzelne Person

wird für ein Vergehen

verantwortlich gemacht,

sondern eine ganze Gruppe,

im Extremfall das

ganze Volk, dem die

Schuldigen angehören.

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen

81


Erster Weltkrieg

Not und Aufschwung nach dem Krieg

W

1910

1914

1917

Oktoberrevolution

1918

1920 1921 1924

1927

Brand des

Wiener

Justizpalastes

1929

Börsenkrach

19 30

Für künftigen Frieden: die UNO

Flagge der UNO: Die Erde,

eingerahmt von Olivenzweigen

(Friedenssymbol)

11 Welche Ziele will die

UNO durchsetzen?

Mit welchen Mitteln

hofft man, den Frieden

zu sichern?

PS

12 Welche Bestimmungen

der UNO verhindern

voreilige Maßnahmen,

welche erschweren

rasche Entscheidungen?

PS

1945 beschlossen 51Staaten die Gründung

der „Vereinten Nationen“ (United

Nations Organization =UNO). Diese

Organisation sollte inZukunft den Weltfrieden

sichern, die internationale Zusammenarbeitfördernund

fürdie Einhaltung

der Menschenrechte sorgen. Die Charta

(Gründungsverfassung)der VereintenNationen

hält die wesentlichen Ziele fest:

Q

Wir, dieVölkerder VereintenNationen,

–fest entschlossen, künftige

Geschlechter vor der Geißel des

Krieges zu bewahren, in unserem

Glaubenandie Grundrechtedes Menschen,

an Würdeund Wert derPersönlichkeit,

andie Gleichberechtigung

von Mann und Frau sowie von allen

Nationen –haben beschlossen, inunserem

Bemühen um die Erreichung

dieser Ziele zusammenzuwirken.

Artikel 41: Der Sicherheitsrat kann

Maßnahmenergreifen,umseinenBeschlüssen

Wirksamkeit zu verleihen,

und seine Mit glieder auffordern, diese

Maßnahmendurchzuführen. Diese

können dievollständigeoderteilweise

Unterbrechung der wirtschaftlichen

Beziehungenund sonstigenVerbindungen

und den Abbruch der diplomatischen

Beziehungen umfassen.

Artikel 42: Sollte der Sicherheitsrat

zur Auffassung gelangen, dass die im

Artikel 41vorgesehenen Maßnahmen

nicht genügen, kann erdurch Luft-,

See- oder Landstreitkräfte jene Operationen

durchführen, diezur Aufrechterhaltung

oder Wiederherstellung des

Weltfriedensoderder internationalen

Sicherheit notwendig sind.

Artikel 43: Alle Mitglieder der UNverpflichten

sich, dem Sicherheitsrat auf

sein Verlangen Streitkräfte, Hilfe und

Begünstigungen einschließlich Durchmarschrechte

zur Verfügungzustellen.

(Charta der Vereinten Nationen, 26.6.1945;

gekürzt; nach: GiQu 6,S.66)

Wie entscheidet die UNO?

Die Generalversammlung der Vereinten

Nationen tritt mindestens einmal jährlich

im NewYorkerHauptquartier zusammen:

Hier hat jedes Land eine Stimme –unabhängig

von seiner Größe und wirtschaftlichen

Macht. Allerdings kann diese Versammlung

aller UN-Mitgliedsstaaten lediglich

Empfehlungen abgeben, jedoch

keine Beschlüsse fassen. Die endgültigen

Entscheidungen trifft der Sicherheitsrat.

Dem Sicherheitsrat gehören 15 Staaten

an: Die fünf Großmächte USA, Russland,

Großbritannien, Frankreich und China

sind ständige Mitglieder, zehn weitere

Länder werden für jeweils zwei Jahre gewählt.

Beschlüsse kommen nur zustande,

wenn mindestens neun Mitglieder, darunter

alle Großmächte, zustimmen. Jede

Großmacht kann also durch ihren Einspruch

(„Veto“) einen Beschluss verhindern.

Während der Zeit des „Kalten Krieges“

(vgl. S.91ff.) war der Sicherheitsrat

aus diesem Grund oft handlungsunfähig:

Vorschläge der Westmächte wurden von

den Ostmächten abgelehnt und umgekehrt.

Deshalb trat 1950 eine Regelungin

Kraft, die es der Generalversammlung in

einem Ausnahmefall gestattet, gegen ein

solches Veto Entscheidungen zu treffen, –

dann nämlich, wenn sie den Weltfrieden

in Gefahr sieht.

Seit Jänner 2017 2007UNO-Generalsekretär:

Ban

António Ki-moon Guterres (Südkorea) (Portugal)

82

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen


19 30

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933

Machtergreifung

Hitlers

Kommunismus: Stalin (Russland)

Austrofaschismus

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

Einige Sonderorganisationen

der UNO

Das Internationale Kinderhilfswerk

(UNICEF) versorgt bedürftige Kinder mit

Nahrungsmitteln, Kleidung und Medikamenten.

UNICEF setzt sich für die Rechte

und den Schutz der Kinder ein, ein vordringliches

Anliegen ist die Bildung.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)

kämpft weltweit gegen Seuchen und Epidemien.

Impfaktionen werden ebenso finanziert

wie Aufklärungskampagnen über

Schwangerschaftsverhütung oder AIDS.

Zweiter Weltkrieg

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

1945 1946

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

Die UNIDO ist für die industrielle Entwicklung

der Dritten Welt zuständig und

finanziert Projekte zum Aufbau einer

funktionierenden Industrie und Landwirtschaft.

Vertreibung

der Deutschen

bis 1954

1949

Gründung

der NATO

1950

Die UNO-City in Wien ist Sitz der UNIDO und der Internationalen Atomenergiekommission

IAEA. Weiters ist das Wiener UNO-Büro zuständig für

frauenspezifische Angelegenheiten, für Verbrechensverhütung sowie für die

internationale Drogenkontrolle.

Impfung gegen Kinderlähmung

Die UNESCO ist für Erziehung, Wissenschaft

und Kultur zuständig. Ein Hauptanliegen

ist der Kampf gegen den Analphabetismus.

Eine Schule in Afrika (UNESCO)

Blauhelme (UNO-Soldaten). Die UNO kann auf

Beschluss des Sicherheitsrates für Frieden schaffende

oder friedenserhaltende Einsätze von den

Mitgliedsstaaten Soldaten und Soldatinnen

anfordern. Diese unterstehen für die Dauer des

Einsatzes dem Kommando der UNO und tragen

als Erkennungszeichen blaue Stahlhelme

bzw. blaue Kappen.

13 Hältst du es für möglich,

einen Krieg zu

führen, um den Frieden

längerfristig zu sichern?

PU

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen

83


Politische Bildung

Österreichs staatliche Ordnung

In unserer Verfassung sind die grundlegenden

Gesetze für ein friedliches Zusammenleben

sowie für Form und Aufbau

des Staates verankert. Die Rechte

und Pflichten der Staatsbürger/innen sind

ebenso festgeschrieben wie die Grundlagen

der staatlichen Verwaltung.

Österreich ist ein Bundesstaat: Die neun

Bundesländer verfügen über eigene Landesregierungen,

die in manchen Bereichen

selbstständig entscheiden können.

Die Verwaltung des Landes wird auf die

Bezirke und Städte aufgeteilt. Die unterste

Verwaltungsebene ist die Gemeinde.

Alle wahlberechtigten Bürgerinnen und

Bürger beeinflussen mit ihrer Stimme bei

den entsprechenden Wahlen alle diese

Ebenen (Gemeinderats­, Landtags­ und

Nationalratswahlen). Bürgermeister/in

und Bundespräsident/in werden direkt

gewählt.

die Öffentlichkeit

(Interesse am politischen Geschehen)

Parteien, Interessenvertreter,

Medien, Bürgerinitiativen

(weisen auf ein Problem hin, das durch

Gesetzesänderung oder ein

neues Gesetz gelöst werden soll)

Initiativantrag

Regierungsvorlage

Gesetzesentwurf

(vgl. S. 85)

neues

Gesetz

Volksbegehren

RECHTE

FÜR ALLE

Menschenrechte

• Gleichheit vor dem Gesetz

• Freiheit der Person

• Schutz des Hausrechts

• Briefgeheimnis, Datenschutz

• Vereins- und Versammlungsrecht

• Recht auf freie Meinungsäußerung

• Glaubensfreiheit

• Unverletzlichkeit des Eigentums

• freie Berufswahl

• Schutz der Minderheiten

allgemeine Pflichten

• Befolgung der Gesetze

z. B. Strafgesetze,

Straßenverkehrsordnung

• Steuerpflicht

• Meldepflicht

Bürgerrechte

• Zugang zu allen öffentlichen Ämtern

• Wahlrecht

• Recht auf Teilnahme an Volksbegehren

und Volksabstimmungen

• Recht auf Zivildienst

• Recht auf Parteiengründung

• Recht auf Aufenthalt im

österreichischen Staatsgebiet

Bürgerpflichten

• Wehrpflicht bzw. Zivildienst für Männer

• Wahlpflicht (nach Ländern verschieden)

• Pflicht zur Übernahme bestimmter Ämter:

Schöffin/Schöffe, Geschworene/r

FÜR ÖSTERREICHISCHE STAATSBÜRGER/INNEN

PFLICHTEN

84 Der Zweite Weltkrieg und die Folgen


Wie entsteht ein Gesetz in Österreich?

Antrag

muss gestellt werden:

– von mindestens acht Nationalratsabgeordneten (Initiativantrag)

– von der Regierung (Regierungsvorlage)

– durch ein Volksbegehren (wenn von mindestens 100 000 Bürgern

und Bürgerinnen unterschrieben)

Begutachtungsphase

– Bei einer Regierungsvorlage arbeitet eine Expertengruppe einen

Ministerialentwurf aus. Dieser wird an Kammern, Gewerkschaften, Kirchen

oder sonstige Interessensvertretungen zur Begutachtung weitergeleitet.

– Alle anderen Anträge werden in Parlamentsausschüssen gemeinsam

mit Expertinnen und Experten zum jeweiligen Thema beraten.

Lesung im Parlament – Beratung – Abstimmung

Im Parlament werden die Anträge in einer Vollversammlung diskutiert.

Dann wird über die Gesetzesänderung oder die Gesetzeseinführung abgestimmt.

Der Gesetzesentwurf wird im Plenum beschlossen und weitergeleitet.

Kontrolle/Beurkundung

Der Gesetzesentwurf kommt an den Bundesrat. Dort sitzen die Vertreter/­

innen der Bundesländer. Erheben diese Einspruch, geht der Antrag zurück

an den Nationalrat, wo er noch einmal behandelt werden muss.

Ohne Einspruch ergeht der Gesetzesentwurf an den Bundespräsidenten/

die ­präsidentin, den Bundeskanzler/die ­kanzlerin und an das zuständige

Ministerium zur Unterzeichnung.

Veröffentlichung – Inkrafttreten

Der genaue Gesetzestext wird in einem Bundesgesetzblatt der Republik

Österreich veröffentlicht und damit für alle Staatsbürger/innen verbindlich

(= Gesetz).

14 Wiederhole die

Grundlagen der

österreichischen Verfassung.

Verwende und

erkläre dazu die folgenden

Begriffe: Menschenrechte,

Bürgerpflichten,

Gesetzesentwurf,

Bundesstaat. PS

15 Beschreibe die

Entstehung eines

Gesetzes mit eigenen

Worten. Ein konkreter

Fall: „Mopedfahren

ab 14“. Du selbst willst

eine Initiative starten.

Welche Möglichkeiten

hast du? Wie gehst du

Schritt für Schritt vor?

PS

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen 85


Wissen erweitern

16 Formuliert die vier

Artikel mit eigenen

Worten einfacher, z. B.:

Wenn ein Mensch zur

Welt kommt, ist er oder

sie frei und hat die gleichen

Rechte wie alle anderen

Menschen … PS

17G

Gruppenarbeit:

Bildet sieben Gruppen.

Teilt den Text der

Menschenrechtserklärung

(Link im Kasten)

untereinander auf. Eine

Gruppe behandelt die

Präambel (das Vorwort),

die anderen Gruppen jeweils

fünf Artikel. Formuliert

die gesamte

Menschenrechtserklärung

mit eigenen Worten

einfacher. Gestaltet

gemeinsam eine Wandzeitung.

PS

Menschenrechte – Theorie und Wirklichkeit

Die Menschenrechte sind grundlegende

Rechte und gelten für alle Menschen auf

der Welt. Alle Menschenrechte sind gleich

wichtig und müssen deshalb eingehalten

werden.

Schon im 18. Jahrhundert wurde versucht,

die grundlegenden Rechte der

Menschen festzulegen (Unabhängigkeitserklärung

der USA, französische Erklärung

der Menschen­ und Bürgerrechte).

Nach dem Zweiten Weltkrieg beschloss

die UNO, die Menschenrechte für alle

niederzuschreiben. Die Allgemeine Erklärung

der Menschenrechte wurde am 10.

Dezember 1948 verabschiedet.

Obwohl die meisten Staaten inzwischen

die Menschenrechtserklärung unterzeichnet

haben, halten sich viele Regierungen

nicht an diese Vereinbarungen.

Die unabhängige Menschenrechtsorganisation

Amnesty International berichtet

über Menschenrechtsverletzungen. In der

Tabelle unten vergleicht Amnesty die Jahre

2001 und 2011.

Q

Artikel 1: Alle Menschen sind frei

und gleich an Würde und Rechten

geboren. Sie sind mit Vernunft

und Gewissen begabt und sollen einander

im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.

Artikel 2: Jeder hat Anspruch auf alle

in dieser Erklärung verkündeten Rechte

und Freiheiten, ohne irgendeinen

Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe,

Geschlecht, Sprache, Religion,

politischer oder sonstiger Anschauung,

nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen,

Geburt oder sonstigem Stand.

Artikel 3: Jeder hat das Recht auf Leben,

Freiheit und Sicherheit der Person.

Artikel 19: Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit

und freie Meinungsäußerung;

dieses Recht schließt die Freiheit

ein, Meinungen ungehindert anzuhängen

sowie über Medien jeder Art und

ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen

und Gedankengut zu suchen, zu

empfangen und zu verbreiten.

http://www.un.org/depts/german/grunddok/

ar217a3.html, 21. 4. 2012

18 Was hat sich zwischen

2001 und

2011 verändert? Fasse

die Inhalte der Tabelle

in eigenen Worten zusammen.

Bewerte die

Veränderungen:

Hat sich die Menschenrechtssituation

insgesamt

verbessert oder

verschlechtert? PM/PU

2001

In 140 Ländern der Welt ist die Menschenrechtssituation

bedenklich.

In 16 Ländern gibt es keine Todesstrafe.

In 125 Ländern werden Menschen gefoltert.

In 72 Ländern sitzen Menschen ohne

ein faires Gerichtsverfahren im Gefängnis.

In 125 Ländern sind Menschen wegen

ihrer politischen Überzeugung in

Haft.

2011

In 89 Ländern der Welt ist die Menschenrechtssituation

bedenklich.

In 96 Ländern der Welt gibt es keine

Todesstrafe.

In 98 Ländern der Welt werden Menschen

gefoltert.

In 54 Ländern sitzen Menschen ohne

ein faires Gerichtsverfahren im Gefängnis.

In 48 Ländern sind Menschen wegen

ihrer politischen Überzeugungen in

Haft.

(ai Info, Juni 2001; AMNESTY Report 2011)

86 Der Zweite Weltkrieg und die Folgen


Besondere Rechte von Kindern

und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche benötigen besonderen

Schutz. Am 20. November 1989

beschlossen die Vereinten Nationen daher

die Konvention über die Rechte der Kinder.

1992 wurde die Konvention auch von

Österreich unterzeichnet. Zehn wichtige

Grundrechte sind darin festgeschrieben:

• Recht auf Gleichheit

• Recht auf Gesundheit

• Recht auf Bildung

• Recht auf Spiel und Freizeit

Q

Ich, Rosita, 15 Jahre, arbeite als

muchacha, d. h. als Dienstmädchen,

in Mexico City. Eigentlich komme

ich vom Land, habe aber nur selten

Zeit, meine Eltern zu besuchen, da ich

fast immer auch am Wochenende arbeiten

muss. Einen Teil meines Lohns

schicke ich immer zur Unterstützung

meiner Familie nach Hause. Die Arbeit

hier ist ziemlich hart, da ich praktisch

für alle Arbeiten im Haus verantwortlich

bin – kochen, Wäsche waschen,

putzen, den Garten in Ordnung halten

usw. Außerdem muss ich mich um

die zwei Kinder der Herrschaften kümmern.

Von meinen Arbeitgebern hängt

auch die Höhe meines Lohns ab, viel

ist es aber nicht. Umgerechnet nur etwa

15 € im Monat. Wenn ich den Teil

für meine Familie abziehe, bleibt kaum

noch was übrig. Zum Glück kann ich

hier aber umsonst wohnen und essen.

Ich habe ein ganz kleines Zimmer unter

dem Dach. Wir muchachas sind

(…) sehr schlecht gestellt, da wir arbeits­

und sozialrechtlich überhaupt

nicht abgesichert sind und auch keine

Krankenkasse zahlt, wenn wir einmal

krank werden. Am schlimmsten aber

ist es, dass mich der Hausherr (…) sexuell

missbraucht. Ich kann mich überhaupt

nicht dagegen wehren, sonst werde

ich hinausgeworfen. Wo sollte ich

aber hin? Ich kann kaum lesen und

schreiben und deshalb ist es sehr schwer

für mich, eine andere Arbeit zu finden.

• Recht auf freie Meinungsäußerung, Information

und Gehör

• Recht auf Erziehung ohne Gewalt

• Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher

und sexueller Ausbeutung

• Recht auf Schutz im Krieg und auf der

Flucht

• Recht auf elterliche Fürsorge

• Recht auf Betreuung bei Behinderung

Diese grundlegenden Rechte werden jedoch

in vielen Ländern missachtet. Das

zeigen die folgenden Beispiele sehr deutlich.

Ich heiße Alberto Alarcon, bin acht

Jahre alt und wohne in einem Dorf in

Ecuador. Meine Mutter ist vor drei Jahren

gestorben. Seitdem leben mein Vater

und ich allein hier. Mein Vater ist

Bauer, da muss ich oft mithelfen, damit

wir genug zum Leben haben.

Letzten Sommer konnte ich ihm aber

nicht viel helfen, weil meine Wunden

am Hals und am Oberkörper erst verheilen

mussten. Schuld waren die Soldaten.

Sie überfielen unser Haus und

behaupteten, wir hätten ein Gewehr

gestohlen. Das stimmte aber nicht! Ich

wusste nichts von einem Gewehr und

mein Vater auch nicht! Das haben wir

auch den Soldaten gesagt. Trotzdem

haben sie zuerst meinen Vater mit dem

Gewehrkolben niedergeschlagen und

dann mich auf eine Stacheldrahtrolle

geworfen. Es tat so weh und hat fürchterlich

geblutet. Die Soldaten gingen

aber nicht weg. Sie haben meinen Kopf

unter Wasser gehalten, bis ich fast keine

Luft mehr bekam. Ich hatte solche

Angst zu sterben!

Seitdem haben wir Angst, dass die Soldaten

noch mal wiederkommen und

über uns herfallen. Wir haben ja kaum

Möglichkeiten, uns zu verteidigen.

Amnesty international Deutschland, Workshop

Kinderrechte, o. J., vereinfacht und gekürzt.

http://www.amnesty.de/de/2910/Seiten/

download.htm#Menschenrechte, 7. 5. 2012

19 Lies die Texte von

Rosita und Alberto.

Besprich mit deiner

Nachbarin oder deinem

Nachbarn, welche Kinderrechte

hier verletzt

werden. Überlegt auch,

wer was tun könnte,

damit sich die Situation

der beiden verbessert.

PS/PU

Konvention:

Vereinbarung,

Übereinkunft

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen 87


Wissen erweitern

Flüchtlinge heute

„Es gibt kein größeres

Leid auf Erden als den

Verlust der Heimat.“

(Euripides, 431 v. Chr.)

1914

20 Stimmst du der

Aussage oben zu?

Begründe deine Meinung.

PU

21 Flüchtlinge nach

Österreich: Wann

und weshalb kamen

Flüchtlinge in unser

Land?

HS

Erster Weltkrieg

Krieg, Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen,

Hunger und Krankheiten führen

dazu, dass Menschen ihre Heimat verlassen

und in anderen Ländern Schutz suchen.

Nach Schätzungen

1917 1918

Oktoberrevolution

der UNO leben

weltweit über 40 Millionen Menschen als

Flüchtlinge oder in flüchtlingsähnlichen

Situationen – die große Mehrheit davon

in den armen Entwicklungsländern und

in den sogenannten Schwellenländern.

Oft erwarten die Flüchtlinge in den Aufnahmeländern

neue Probleme. Viele Entwicklungsländer

sind kaum in der Lage,

die eigene Bevölkerung zu ernähren. Für

die Versorgung von Flüchtlingen sind sie

zu arm. Die reichen Länder wiederum

sind immer weniger bereit, ihren Wohlstand

zu teilen und Flüchtlinge aufzunehmen.

In der EU werden immer weniger

Flüchtlinge aufgenommen – trotz internationaler

Verpflichtungen (Genfer Flüchtlingskonvention).

Flüchtlingsströme innerhalb

Europas

Sogar innerhalb Europas kommt es zu

1927

Flüchtlingsströmen. Im ehemaligen Brand desJugo­

slawien mussten in den 1990er­Jahren

Justizpalastes

Wiener

unzählige Menschen aus ihrer Heimat

fliehen, meist aus ethnischen oder religiösen

Gründen. Besonders betroffen waren

die Menschen in Bosnien­Herzegowina

und im Kosovo. Viele versuchten, nach

Westeuropa zu gelangen, ein Großteil

aber blieb als Binnenflüchtlinge im eigenen

Land oder floh nach Serbien oder

Kroatien. Noch 2003 zählte die UNO in

den Ländern Ex­Jugoslawiens fast 600 000

Binnenvertriebene.

Not und Aufschwung nach dem Krieg

1920 1921 1924

Flüchtlinge – einige Zahlen:

2009 meldete das UNO­Flüchtlingskommissariat

ca. 43,3 Mio. Flüchtlinge

weltweit, davon 15,3 Mio. außerhalb

ihres Heimatlandes.

Zu den größten Flüchtlingsströmen

kam es innerhalb Afrikas: Allein aus

dem Sudan, aus Burundi und aus der

Demokratischen Republik Kongo

flüchteten ca. 1,7 Mio. Menschen,

wobei der Großteil in Afrika blieb.

Insgesamt flüchteten in Afrika über

3,1 Mio. Menschen in ein anderes

Land, in Asien zirka 3,7 Mio. und in

Europa 2,2 Mio.

1929

Börsenkrach

W

Binnenvertriebene

Ca. 28 Mio. Menschen sind Vertriebene

innerhalb des eigenen Staates. Allein

innerhalb Kolumbiens sind über

1,2 Mio. Menschen auf der Flucht.

(UNHCR-Bericht 2010)

Afrika ist der Kontinent mit den weltweit

meisten Vertriebenen. Wie diesen (Binnen-)

Flüchtlingen aus der Region Darfur (Sudan)

bleibt ihnen meist nur das Allernotwendigste

zum Überleben.

88

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen


Sichern und Wissen

Faschismus: Mussolini (Italien)

Weltwirtschaftskrise

1933

Machtergreifung

Hitlers

Austrofaschismus

Nationalsozialismus: Hitler (Deutschland, Österreich)

1934 1935

1938 1939 1940

Nürnberger

Besetzung Angriff

Rassegesetze

Österreichs auf Polen

Kommunismus: Stalin (Russland) bis 1954

Zweiter Weltkrieg

1942

Wannseekonferenz

1943

Stalingrad

Vertreibung

der Deutschen

1945 1946

Atombomben

gegen Japan,

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950

Zusammenfassung

Zweiter Weltkrieg

Im März 1939 besetzten deutsche Truppen

Österreich und bald darauf auch

die Tschechoslowakei. Mit dem Überfall

auf Polen im September 1939 begann

der Krieg. Der Krieg gegen die

Sowjetunion war von Anfang an als

Vernichtungsfeldzug gegen die slawischen

Völker geplant. Der Osten Europas

sollte für deutsche Siedler „freigemacht“

werden. Die Niederlage der

deutschen Armee bei Stalingrad im

Jänner 1943 markierte den Wendepunkt

des Zweiten Weltkrieges. Am

8. Mai 1945 – einige Tage nach dem

Selbstmord Hitlers – kapitulierte

Deutschland bedingungslos.

In Asien endete der Krieg nach dem

Atombombenabwurf auf Japan im

Sommer 1945.

Verfolgung und Vertreibung

In Mittel­ und Osteuropa wurden nach

dem Krieg die ansässigen Deutschen

verfolgt und vertrieben. Unzählige

Menschen verloren ihre Heimat, in der

ihre Vorfahren seit Jahrhunderten gelebt

hatten. Auch während der Befreiung

Österreichs kam es zu vielen Übergriffen,

vor allem zu Vergewaltigungen

und Verschleppungen, besonders durch

Angehörige der sowjetischen Streitkräfte.

War mit 1945 alles vorbei?

Nach Kriegsende stellten sich viele die

Frage, wie es nun weitergehen sollte.

Überlebende Verfolgte hofften auf

„Wiedergutmachung“ oder Entschädigungen.

Von den Soldaten waren noch

viele in Gefangenschaft, die Heimkehrer

hingegen hatten Schwierigkeiten,

sich im Alltag wieder zurechtzufinden.

Es herrschten Armut und Hunger.

Nie mehr Krieg!

Mit dieser Hoffnung war die Gründung

der UNO unmittelbar nach Kriegsende

verbunden. Die „Vereinten Nationen“

(United Nations Organization) setzten

sich das Ziel, in Zukunft für die Einhaltung

der Menschenrechte und für

den Frieden einzutreten. Eigene UNO­

Truppen werden zur Friedenssicherung

in Krisenregionen auf der ganzen Welt

eingesetzt. Darüber hinaus bemühen

sich Sonderorganisationen um ärmere

und technisch weniger entwickelte

Länder.

12. 3. 1938:

„Anschluss“

Österreichs

Oktober 1938:

Besetzung des

Sudetenlandes

März 1939:

Besetzung der restl.

Tschechoslowakei

1. 9. 1939:

Angriff auf Polen

„Blitzkriege“ 1940:

Besetzung Norwegens,

Dänemarks, Hollands,

Belgiens, Frankreichs

Juni 1941:

Beginn des Krieges

gegen die Sowjetunion

1943:

Deutsche Truppen

überall auf dem Rückzug

– Goebbels verkündet

den „totalen

Krieg“

Juni 1944:

Landung der Alliierten

in der Normandie

April 1945:

Rote Armee erreicht

Berlin; Hitler verübt

Selbstmord

8. 5. 1945:

Deutschland

kapituliert

15. 8. 1945:

Kriegsende in Asien

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen

89


Sichern und Wissen

1 Welche Länder

hatte Hitler schon

besetzt, bevor der Krieg

begann?

HS

Zur Wiederholung

2 Schreibe die

passenden Überschriften/Titel

über

die Textstellen. HS

„Blitzkriege“

Ausweitung zum Weltkrieg

Kriegsbeginn

Die Kriegswende

Sieg der Alliierten

3 Vertreibungen:

Formuliere mithilfe

folgender Stichwörter

einen kurzen Text zu

den Vertreibungen der

Deutschen zum Ende

des Zweiten Weltkriegs:

Rote Armee

Rache

Kollektivschuld

Sudeten

Am 1. 9. 1939 überfiel DeutschlandPolen.

Dies war der Auslöser des Weltkriegs.

In rascher Reihenfolge wurden 1940

die Staaten Dänemark, Norwegen,

Holland, Luxemburg, Belgien und

Frankreich erobert.

Im Juli 1941 startete das „Unternehmen

Barbarossa“, der deutsche Angriff

auf die Sowjetunion. In Stalingrad

wurden die deutschen Truppen

1943 vernichtend geschlagen.

1943/44 drängten die Alliierten die

deutschen Truppen zurück. Schließlich

mussteDeutschlandimMai 1945

kapitulieren.

deutsche

Minderheiten

Beneš-Dekrete

AVNOJ-Beschlüsse

HS

4 UNO: Setze mit folgenden

Buchstaben

die Bezeichnungen möglichst

vieler UNO-Sonderorganisationen

zusammen:

Dein Banknachbar/

deine Banknachbarin

soll dann sagen, um

welche Organisation es

sich handelt und was

ihre Aufgaben sind.

HS/PS

Großbritannien hält dem deutschen

Bombardement stand. Nachdem Japan

die USA angegriffen hatte, traten

die USA inden Krieg ein.

A

E

N

S

A

E

N

U

C

H

N

U

C

I

O

U

D

I

O

W

E

I

O

F

Tipp: Krieg imSpielfilm

Schaut euch gemeinsameinen Kriegsfilm

an undanalysiert, wieder Krieg

dargestelltwird. Gibtesnur „tapfere

Helden“oderwerdenauchLeidund

Elend gezeigt? Wird nur zwischen

„den Guten“ und „den Bösen“ unterschieden

oder gibt esauch ein

„Sowohl-als-Auch“? Wie wird die

Front, wie die Situation in der Heimat

geschildert? Wie verhalten sich

die Sieger? Haltet ihr den Film für

realistisch? …Sammelt Fragen dieser

Art und analysiert inGruppen

mehrere Filme.

Filmtipps: Der Bockerer, Teil 1 (von

Franz Antelmit Karl Merkatz), Stalingrad

(deutscher Film von 1998)

90 Der Zweite Weltkrieg und die Folgen


Das Zeitalter des Kalten Krieges

Der Feind meines Feindes

ist mein Freund.

Anonym

91


Vietnamkrieg

Kalter Krieg

Teilung Deutschlands

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949 1950 1955

Gründung

Staatsvertrag (Ö)

der NATO

WAPA

1956

Ungarnaufstand

1960 1961 1962

Berliner Kubakrise

Mauer

1964 1968 1970

Prager

Frühling

1973

Die Welt wird „geteilt“

1945: Truppen der USA

und der UdSSR treffen bei

der Befreiung Deutschlands

freundschaftlich aufeinander

Kalter Krieg:

Die zwei feindlichen

Blöcke (NATO und

Warschauer Pakt) drohen

einander mit Krieg.

NATO:

Abk. für North Atlantic

Treaty Organization;

„Selbstverteidigungsbündnis“

der Westmächte

mit gemeinsamer militärischer

Planung in Washington;

gegründet 1949

WAPA:

„Warschauer Pakt“;

„Selbstverteidigungsbündnis“

der UdSSR mit

den kommunistischen

osteuropäischen Staaten

mit Oberkommando in

Moskau (1955–1991)

Eiserner Vorhang:

ein vom britischen

Premierminister Winston

Churchill geprägter Ausdruck

für die politische

und weltanschauliche

Trennlinie zwischen Ost

und West; symbolische

Bezeichnung für die mit

Stacheldraht, Minen und

Wachtürmen bestückte

Grenze des sowjetischen

Machtbereiches gegen

Westeuropa

1945 hatten die USA und

die Sowjetunion (UdSSR)

noch gemeinsam gegen

das nationalsozialistische

Deutschland gekämpft. In

derFolgeaberstanden die

beiden Großmächte einander

in einem KaltenKrieg

gegenüber. Sie kämpften

um Macht und um Ideologie

(Kapitalismus bzw.

Kommunismus), jedoch

nichtineinerdirekten kriegerischen

Auseinandersetzung,

sondern imWettstreit umpolitischen

und militärischen Einfluss.

DieUSA gewährteneuropäischenStaaten

Kredite und diese errichteten damit eine

marktwirtschaftlichgeprägte Gesellschaft

nach amerikanischem Vorbild.

Die UdSSR wiederum dehnte ihr Einflussgebiet

in Ostmitteleuropa aus. Indiesen

Ländern sicherten sich die kommunistischen

Parteien Einfluss in den Bereichen

Polizei, Wirtschaft und Kultur. Oppositionelle

wurden aus ihren Ämtern entfernt,

verhaftet und als „Feinde des Sozialismus“

angeklagt. So wurden „Ein-Parteien-Diktaturen“

errichtet, die unter dem

unmittelbarenEinflussder UdSSRstanden

und als Volksdemokratien bezeichnet

wurden:Polen,die Tschechoslowakei,Rumänien,Bulgarien,

Ungarn und die DDR.

1949 wurde die NATO gegründet, ein

militärisches Bündnis zwischen den USA

und den westeuropäischen Ländern. Der

WarschauerPakt band 1955 die Ostblock-

staaten enger an die UdSSR. (Warschauer Diese zwei

Pakt). militärischen Diese zwei Bündnisse militärischen teilten die Bündnisse Welt in

teilten zwei verfeindete die Welt inLager zwei verfeindete – bis zum Verfall Lager

–bis des Ostblocks zumZerfall 1989–1991. desOstblocks 1989–1991.

…einige Jahre später standen sich die USA und die UdSSR mit ihren Verbündeten feindlich

gegenüber: Die Zeit des Kalten Krieges war gekennzeichnet von Spannungen zwischen den

Supermächten.

92

Das Zeitalter des Kalten Krieges


Österreich: Zweite Republik

1980 1985

Gorbatschow:

Glasnost und

Perestroika

1989 1990

Fall der

Berliner

Mauer

1993 1995

EU­Beitritt

Österreichs

2000

Europäische Union

2002

Einführung

des EURO

2010

Wettrüsten und

Stellvertreterkriege

Im Kampf um die Vormachtstellung in

Europa und der Welt setzten beide Großmächte

auf Aufrüstung: Ein übervolles

Waffenlager sollte den Gegner abschrecken.

Dies bewirkte ein gigantisches Wettrüsten,

das die beiden Supermächte tatsächlich

von einem „heißen“ Krieg abhielt.

Dafür aber führten sie mehrere Stellvertreterkriege:

Die eine Supermacht unterstützte

z. B. die aufständische Freiheitsbewegung

eines Landes, die andere dessen

Regierung. Der Koreakrieg (1950–

1953), der erste Stellvertreterkrieg, hatte

die Teilung in das kommunistische Nordund

das westlich orientierte Südkorea zur

Folge.

Der „Panzerkommunismus“

In einigen kommunistisch regierten Ländern

gab es Aufstände gegen das Regime:

1953 in der DDR, 1956 in Polen und

Ungarn. Doch die Sowjetunion und einheimische

Politiker schlugen die Aufstände

mit Waffengewalt nieder.

80er-

Jahre

70er-

Jahre

60er-

Jahre

50er-

Jahre

Wettrüsten 1945–1989

1945

Flugzeuge sind zwar relativ preiswert

und leicht zu steuern, aber sie können

im Flug und vor allem am Boden

angegriffen werden.

Interkontinentalraketen rasen weit außerhalb

der Atmosphäre auf ihr Ziel zu und sind kaum

abzufangen. Ihre Startsilos sind schwieriger

anzugreifen als Bomberstützpunkte.

U-Boote. Auf See sind U-Boote zwar

schlecht zu orten und anzugreifen,

dafür sind die von ihnen abgeschossenen

Marschflugkörper weniger zielgenau.

MIRVs. Die Multiple Independently

Targeted Reentry Vehicles haben Mehrfachgefechtsköpfe.

Es ist kaum möglich,

sie während ihres Anflugs abzufangen.

Marschflugkörper. Die Weiterentwicklung

der deutschen, im Zweiten

Weltkrieg eingesetzten V-1-Marschflugkörper

unterfliegen den Horizont

der gegnerischen Radargeräte.

1956 bot Österreich Menschen aus Ungarn,

die vor dem diktatorischen System flüchteten,

Zuflucht. Später flohen auch viele Tschechen

(1968) und Polen (1980/81) nach Österreich.

1968 versuchte Alexander Dubček in der

Tschechoslowakei durch Reformen einen

„Sozialismus mit menschlichem Antlitz“

zu verwirklichen, u. a. mit Meinungsund

Pressefreiheit, einer verbesserten

Versorgung und Freiheit von der politischen

Bevormundung durch die UdSSR.

Aber in der Nacht vom 20. auf den 21.

August 1968 wurden die Hoffnungen auf

einen „Prager Frühling“ zerstört: Sowjetische

Panzer walzten die Oppositionsbewegung

nieder.

Eine ähnlich traurige Entwicklung nahm

1980/81 ein von der Gewerkschaft Solidarność

(Solidarität) geleiteter Aufstand

in Polen: Der Einmarsch sowjetischer Truppen

machte (vorerst) alle Hoffnungen auf

Demokratie zunichte.

Die Prager Innenstadt im

August 1968: Sowjetische

Panzer walzen mit brutaler

Gewalt den „Prager Frühling“

nieder.

1 Erkläre den Begriff

„Gleichgewicht des

Schreckens“ („Friede

durch Angst“). Warum

verhinderte das Wettrüsten

letztlich einen

großen Krieg zwischen

den Supermächten? HS

Das Zeitalter des Kalten Krieges

93


Vietnamkrieg

Kalter Krieg

Teilung Deutschlands

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949 1950 1955

Gründung

Staatsvertrag (Ö)

der NATO

WAPA

1956

Ungarnaufstand

1960 1961 1962

Berliner Kubakrise

Mauer

1964 1968 1970

Prager

Frühling

1973

Der Vietnamkrieg (1964–1973)

Der Ost­West­Konflikt blieb nicht nur auf

Europa beschränkt. Neben dem Koreakrieg

erschütterte vor allem der Vietnamkrieg

die Welt.

Seit dem 19. Jahrhundert waren die Länder

Vietnam, Laos und Kambodscha

französisches Kolonialgebiet. Erst ein verlustreicher

Krieg 1946–1954 beendete

Frankreichs Vorherrschaft. Nun versuchten

beide Supermächte, in diesem Gebiet

Einfluss zu erlangen: Vietnam wurde entlang

des 17. Breitengrades geteilt. Im Süden

unterstützten die USA die westlich

orientierten Regierungen. Nordvietnam

wurde unter der Führung des Kommunisten

Ho Chi Minh eine Volksrepublik, unterstützt

vom kommunistischen China

und von der UdSSR.

In Südvietnam bereitete eine kommunistische

Widerstandsbewegung der Regierung

größte Schwierigkeiten, was die USA

veranlasste, 1964 in die Auseinandersetzung

einzugreifen. Es folgte ein langer,

grausamer Dschungelkrieg. Hohe Verluste

unter den Soldaten und die zunehmende

Ablehnung des Krieges in den USA

brachten die US­Regierung 1973 schließlich

dazu, ihre Truppen abzuziehen.

Vietnam 1972: Kinder auf der Flucht nach

einem Napalm­Angriff. Die Amerikaner bombardierten

Land und Zivilbevölkerung mit

Brand­ und Giftbomben. Der Vietnamkrieg

ging als einer der grausamsten Kriege in die

Geschichte ein, nicht zuletzt, weil erstmals

das Fernsehen „live“ dabei war.

1976 wurden Nord­ und Südvietnam zur

Sozialistischen Republik Vietnam vereint.

Bis heute zählt das Land zu den

ärmsten der Welt – zum einen aufgrund

der kommunistischen, oft korrupten Wirtschaftspolitik,

zum anderen wegen des

langen Krieges mit den USA.

Indochina – Schauplatz von Stellvertreterkriegen

1946–1973

Q

Der Ho-Chi-Minh-Pfad

Er bestand aus mehr als 2300 km

Straßen und einem dichten Netz von

Dschungelpfaden. An der Nabe dieses

Versorgungssystems lag die kleine Provinzstadt

Tschepone, in der alle Pfade

zusammenkamen und von wo Nachschub

und Truppen von Nordvietnam

in den Süden weitergeleitet wurden.

Ständig hielten etwa 40 000 bis 50 000

Nordvietnamesen den Pfad besetzt.

Dieses System arbeitete jedes Jahr von

Oktober bis zum Beginn der Regenzeit

im Mai, wenn alles im Sumpf versank

und die Straßen und Wege unpassierbar

wurden …

(Clemens Zens: Geschichte aktuell, Bd. 3;

ÖBV, Wien 1981, S. 218)

94

Das Zeitalter des Kalten Krieges


Österreich: Zweite Republik

1980 1985

Gorbatschow:

Glasnost und

Perestroika

1989 1990

Fall der

Berliner

Mauer

1993 1995

EU­Beitritt

Österreichs

2000

Europäische Union

2002

Einführung

des EURO

2010

Die Kubakrise

1962 brachte eine politische Krise um Kuba

die Welt an den Rand eines dritten

Weltkrieges. Anfang des Jahres entdeckten

US­Luftaufklärer auf der Insel russische

Atomraketen, die viele amerikanische

Städte hätten erreichen können.

Fidel Castro regierte Kuba als kommunistischer

Diktator und hatte der UdSSR

erlaubt, Mittelstreckenraketen mit Atomsprengköpfen

zu stationieren – vor den

Toren der USA. Die USA reagierten mit

einem Ultimatum, US­Präsident John F.

Kennedy bereitete die Amerikaner sogar

auf eine bewaffnete Auseinandersetzung

mit der UdSSR vor:

Q

Viele Jahre lang haben beide

Großmächte die standortmäßige

Verteilung von strategischen Kernwaffen

mit großer Vorsicht gehandhabt.

Es sollte sichergestellt sein, dass diese

Waffen nur im Falle einer lebensentscheidenden

Herausforderung eingesetzt

würden. Es wird die Politik unseres

Landes sein, jeden Abschuss einer

Atomrakete von Kuba aus als einen

Angriff der Sowjetunion auf die Vereinigten

Staaten anzusehen, der einen

umfassenden Vergeltungsschlag gegen

die Sowjetunion erfordert.

(TV­Ansprache des US­Präsidenten John F.

Kennedy am 23. 10. 1962; zit. n.: Zeiten

und Menschen, Ausgabe C4, 1978, S. 196)

Die Reaktion Kennedys wurde von der

UdSSR als weitere Provokation betrachtet,

hatten die USA doch weit mehr Atomwaffen,

einige davon in der Türkei direkt

an der sowjetischen Grenze. Die Lage war

ernst und in Europa begannen die Menschen,

eingedenk des Zweiten Weltkrieges,

Lebensmittel zu hamstern. Die Gefahr

eines Weltkrieges war groß wie nie

zuvor. In dieser Krisensituation kam es auf

Vermittlung des damaligen UNO­Generalsekretärs

Sithu U Thant zu einem Briefwechsel

zwischen Kennedy und dem

sowjetischen Präsidenten Chruschtschow,

der zu einer Einigung führte. Chruschtschow

ließ die russischen Raketen in Kuba

abbauen. Kurz darauf zogen auch die

USA ihre Waffen aus der Türkei ab.

Englische Karikatur, 1962: Chruschtschow

(rechts) und Kennedy (links) während der

Kubakrise. Unterschrift: „Einverstanden, Herr

Präsident, wir wollen verhandeln …“

Anfang Oktober

1962

fotografierten

amerikanische

Luftaufklärer

auf der Insel

Kuba russische

Atomraketen,

die im Kriegsfall

viele amerikanische

Städte hätten

erreichen

können.

2 Welches Machtverhältnis

zwischen

den Supermächten zeigt

die Karikatur? Welche

Entscheidungsmöglichkeiten

gibt es? HM

Das Zeitalter des Kalten Krieges

95


Vietnamkrieg

Kalter Krieg

Teilung Deutschlands

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949 1950 1955

Gründung

Staatsvertrag (Ö)

der NATO

WAPA

1956

Ungarnaufstand

1960 1961 1962

Berliner Kubakrise

Mauer

1964 1968 1970

Prager

Frühling

1973

Deutschland in der geteilten Welt

Das geteilte Deutschland als

Beispiel für den Gegensatz

zwischen Ost und West.

Hier wurden alle Gegensätze

zwischen den beiden Gesellschaftssystemen

sichtbar.

Deutschland wurde nach dem

Zweiten Weltkrieg unter den

Siegermächten (USA, England,

Frankreich, Sowjetunion) in Besatzungszonen

geteilt. Die zunehmenden

Gegensätze zwischen

den USA und der UdSSR

verhinderten jedoch eine gemeinsame

Deutschlandpolitik,

sodass es 1949 zur Teilung des

Landes kam: In den Besatzungszonen

der Westmächte trat das

Grundgesetz der Bundesrepublik

Deutschland (BRD) in Kraft.

Wenige Monate später wurde

aus dem sowjetisch besetzten

Teil die Deutsche Demokratische

Republik (DDR). Die ehemalige

Hauptstadt Berlin wurde

geteilt.

Während die folgenden Jahrzehnte in der

BRD von wirtschaftlichem Aufschwung

geprägt waren, litt die kommunistisch

regierte DDR unter wirtschaftlichen

Schwierigkeiten. Immer mehr Menschen

flüchteten – aus politischen, aber auch

wirtschaftlichen Gründen – in den Westen.

Diese „Entvölkerung“ wurde für die

Machthaber in der DDR gefährlich und so

wurde auch an der innerdeutschen Grenze

der Eiserne Vorhang errichtet.

Flucht und Ausbürgerungen aus der DDR

3 Was bewirkte die

Mauer? Erklärt die

Grafik oben rechts.

HM/HS

Flucht in letzter Minute

Die Mauer verschließt die Grenze zwischen

DDR und BRD.

Q

Am 13. August 1961, einem Sonntag,

nachts um 2 Uhr, begannen

Soldaten der Nationalen Volksarmee

und der Volkspolizei an der Grenze zu

Westberlin Stacheldrahtverhaue und

Straßensperren zu errichten. Sowjetische

Panzerverbände rollten durch die

Straßen von Ostberlin; Hauseingänge

und Fenster der Häuser, die nach Westen

führten, wurden zugemauert. Unter

Aufsicht schwer bewaffneter Soldaten

errichteten Bauarbeiter eine Mauer

quer durch Berlin.

(Mayr: Geschichte aktuell, S. 137)

96

Das Zeitalter des Kalten Krieges


Österreich: Zweite Republik

1980 1985

Gorbatschow:

Glasnost und

Perestroika

1989 1990

Fall der

Berliner

Mauer

1993 1995

EU­Beitritt

Österreichs

2000

Europäische Union

2002

Einführung

des EURO

2010

Wirtschaftliche Entwicklung in Ost und West

Trister Alltag in der DDR: Warteschlangen vor

Geschäften (Leipzig 1977); armseliges Warenangebot

(1985); heruntergekommene Häuser

(Rostock 1989)

Q

Zahnbürsten und andere

Mangelwaren

Sie kennen SKET nicht? Das heißt: Sehen

– Kaufen – Einlagern – Tauschen.

Wenn in der DDR einmal eine Zuteilung

von neuen Waren in den Geschäften

bekannt wird, reagiert die

Bevölkerung darauf, indem sie alles

aufkauft. Man weiß ja schließlich nie,

wann diese Waren ein anderes Mal

von der zentralen Planstelle angeliefert

werden. Und so geht das auch mit

den Zahnbürsten …

(Durniok u. a.: Das war die DDR,

1993, S. 81)

Wirtschaftsaufschwung in der BRD;

1949–1969

Q

Q

Auslandsreisen

Irgendwann sitzt man im Geografieunterricht

und schaut sich so

die Karten von England, Irland und

Amerika an und denkt, o ja, da würdest

du auch gerne hinreisen …

(Durniok u. a.: Das war die DDR,

1993, S. 111)

Im Restaurant

Am Eingang des Restaurants ein

Schild: „Bitte warten Sie. Sie werden

platziert.“ Vor dem Schild die Gäste –

schlangestehend. Hinter dem Schild

ein gähnend leeres Lokal. Niemand

kommt, die Gäste einzuweisen. Kein

Gast wagt sich zu setzen – er würde

nicht bedient werden.

Der Bürger weiß, er kann von einem

Werktätigen keine Dienstleistung erzwingen.

Er selbst wäre auch nicht

dazu bereit. Es gilt das ungeschriebene

Gesetz „nicht der Kunde, sondern

der Arbeitende ist König“. Der Kellner

lässt Tische unbesetzt, stellt grundlos

auf einige das Schild „Reserviert“, bedient

langsam und mürrisch …

(Dieter Potente: Mitmach­Geschichte 3,

S. 25)

Volkskammerwahlen

in der DDR 1950–1986

Wahl­ Wahl­ Jajahr

beteiligung Stimmen

in % in %

1950 98,53 99,72

1954 98,51 99,46

1958 98,90 99,87

1963 99,25 99,95

1967 98,82 99,93

1971 98,48 99,85

1976 98,58 99,86

1981 99,21 99,86

1986 99,15 99,94

4 Erkläre das Zustandekommen

solcher

Wahlergebnisse. Warum

wäre das in einer Demokratie

nicht möglich? PS/PU

5

G

Gruppenarbeit:

Vergleicht die hier

geschilderten Ereignisse

aus dem DDR­Alltag mit

dem Westen. Was wäre

bei uns unmöglich?

Warum? Wie würde bei

uns jemand in solchen

Situationen reagieren? HO

6 Vergleiche die politische

und wirtschaftliche

Situation in West

und Ost. Wie konnte es

dazu kommen? (Wiederholt

die Kennzeichen der

Plan­ und der Marktwirtschaft.)

HS/HM

Das Zeitalter des Kalten Krieges

97


Vietnamkrieg

Kalter Krieg

Teilung Deutschlands

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949 1950 1955

Gründung

Staatsvertrag (Ö)

der NATO

WAPA

1956

Ungarnaufstand

1960 1961 1962

Berliner Kubakrise

Mauer

1964 1968 1970

Prager

Frühling

1973

Der Zerfall des Ostblocks

Boris Jelzin folgte Gorbatschow

1991 als Präsident,

2000 trat er zurück.

Nach dem Tod Stalins war die Sowjetunion

weiterhin von Korruption (Bestechung),

Versorgungsmängeln und Armut

geprägt.

Ab 1985 leitete der neue Staats­ und Parteichef

Michail Gorbatschow unter den

Schlagworten Perestroika (Veränderung)

und Glasnost (Offenheit) Reformen ein.

Ziel war ein wirtschaftlicher Aufschwung

nach westlichem Vorbild: Privateigentum

wurde erlaubt, Betriebe boten Leistungsanreize

und 1990 wurden erstmals nichtkommunistische

Parteien zu Wahlen zugelassen.

Das Ende der Diktatur brachte den Menschen

zwar persönliche Freiheit, aber weder

Wohlstand noch Sicherheit. Die Völker

der UdSSR forderten zudem vermehrt

die Unabhängigkeit und die völlige Abschaffung

des kommunistischen Systems.

Michail Gorbatschow (Generalsekretär 1985–

1991) leitete die große Wende ein.

Glasnost:

Offenheit der Regieung

für die Bevölkerung

Perestroika:

Umbau der sowjetischen

Gesellschaft

Der Eiserne Vorhang fällt: Europa 1990

Das Ende der UdSSR

Im August 1991 versuchten Altkommunisten

mit einem Putsch gegen Gorbatschow,

das Rad der Geschichte noch einmal

zurückzudrehen. Der Putsch misslang.

Als vehementer Gegner der Putschisten

setzte sich Boris Jelzin durch und wurde

Nachfolger Gorbatschows als Regierungschef.

Unter Jelzins Führung wurde die

UdSSR aufgelöst und in einen losen Staatenbund

(GUS, Gemeinschaft Unabhängiger

Staaten) umgewandelt.

Der Eiserne Vorhang fällt

Die Reformen und der schwindende Einfluss

der UdSSR führten Ende der 1980er­

Jahre zum Zusammenbruch der kommunistischen

Regime in Rumänien, Bulgarien,

Ungarn, Polen, der Tschechoslowakei

und der DDR.

Anfang 1989 gab die kommunistische Regierung

Ungarns dem Druck der Bevölkerung

nach und ließ ein Mehrparteiensystem

zu. Wenige Monate später wurde der

Eiserne Vorhang zu Österreich abgerissen.

Viele Bürgerinnen und Bürger aus

anderen Ländern des kommunistischen

Ostens flohen in der Folge auf diesem

Weg nach Österreich.

98

Das Zeitalter des Kalten Krieges


Österreich: Zweite Republik

1980 1985

Gorbatschow:

Glasnost und

Perestroika

1989 1990

Fall der

Berliner

Mauer

1993 1995

EU­Beitritt

Österreichs

2000

Europäische Union

2002

Einführung

des EURO

2010

Friedliche Revolutionen in Osteuropa

Wie in Ungarn bildeten sich auch in den

anderen ehemaligen Satellitenstaaten der

UdSSR Oppositionen. Die Bürgerinnen

und Bürger forderten Freiheit und Unabhängigkeit

von der UdSSR. Im Lauf des

Jahres 1989 wurde in all diesen Ländern

die Demokratie ausgerufen.

Die neuen Regierungen versuchten Reformen

nach westlichem Vorbild. Der Umstieg

vom Kommunismus auf die Marktwirtschaft

erwies sich überall als äußerst

schwierig. Trotzdem schafften die Länder

die Reformen in einem Ausmaß, das Polen,

Ungarn, Tschechien, der Slowakei und

Slowenien 2004 den Beitritt zur EU erlaubte.

Auch in Ostdeutschland demonstrierten

die Menschen und forderten Freiheit. Am

9. November 1989 fiel die Berliner Mauer,

das Symbol der deutschen Trennung. Im

Dezember 1990 fanden die ersten gesamtdeutschen

Wahlen statt: Die DDR hatte

aufgehört zu existieren.

27. Juni 1989: Die Außenminister Österreichs,

Alois Mock (li.), und Ungarns, Gyula Horn,

durchschneiden den Eisernen Vorhang an der

österreichisch­ungarischen Grenze in der Nähe

von Klingenbach. Damit wurde Hunderttausenden

Ostdeutschen die Flucht aus der DDR über

Ungarn nach Österreich ermöglicht.

Flucht über die österreichisch­ungarische

Grenze, August 1989

Bürger und Bürgerinnen nehmen die zuvor unzugängliche

Berliner Mauer ein (9. 11. 1989).

Neuer Pass, neues Leben: Ex­DDR­Bürger am

11. September 1989 im Reisebus nach Österreich

Das Zeitalter des Kalten Krieges

99


Vietnamkrieg

Kalter Krieg

Teilung Deutschlands

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949 1950 1955

Gründung

Staatsvertrag (Ö)

der NATO

WAPA

1956

Ungarnaufstand

1960 1961 1962

Berliner Kubakrise

Mauer

1964 1968 1970

Prager

Frühling

1973

Nationalitätenkonflikte und Kriege nach dem

Zusammenbruch des Ostblocks

7 Markiere auf der

Karte die momentan

wichtigsten Konfliktherde.

Begründe mithilfe

der Karte, warum Russland

eine Loslösung der

Region zwischen Kaspischem

und Schwarzem

Meer (2–9) verhindern

will.

HM/PS

Nicht überall ging der Zerfall des Ostblocks

so (relativ) friedlich vor sich wie in

Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn

oder in der DDR. In anderen ehemaligen

Ostblockländern sorgte in den 1990er­

Jahren der Nationalismus für politischen

Sprengstoff. Der Zusammenbruch des

Kommunismus offenbarte lang unterdrückte

Konflikte: Manche Volksgruppen

fühlten sich wirtschaftlich und sozial benachteiligt.

Oft gaben auch religiöse Motive

Anlass zu Streit und Krieg.

Von der Sowjetunion zur GUS

Die ehemalige Sowjetunion mit mehr als

100 Volksgruppen wurde zum Schauplatz

heftiger nationaler Auseinandersetzungen.

1990 erklärten sich die baltischen

Länder Estland, Litauen und Lettland für

unabhängig. Russisch als Amtsprache

wurde dort verboten. Die russischstämmige

Bevölkerung beklagte Diskriminierung

z. B. in der Arbeitswelt. Die baltischen

Staaten entwickelten sich wirtschaftlich

gut. Seit 2004 gehören sie zur

EU.

Regionale Konflikte

Zahlreiche Regionen der UdSSR waren

nicht mehrheitlich von Russen und Russinnen

besiedelt. Schon während der

Regierungszeit Gorbatschows ab 1985

wuchsen die Spannungen zwischen den

vielen Bevölkerungsgruppen, verstärkt

durch religiöse Konflikte zwischen Muslimen

und Christen. Vor allem in der Kaukasusregion

kam es ab 1988 immer wieder

zu bewaffneten Auseinandersetzungen.

Den Krieg der ehemaligen Teilrepubliken

Armenien und Aserbeidschan um

die Region Berg­Karabach, die mehrheitlich

von Armeniern bewohnt ist, gewann

1992 Armenien.

In Tschetschenien entbrannte ein brutaler

Krieg, nachdem Russland die Unabhängigkeitserklärung

des Landes nicht akzeptiert

hatte und einmarschiert war. Tschetschenische

Kämpfer leisteten erbitterten

Widerstand. Russland will eine Abspaltung

verhindern, weil eine wichtige Pipeline

Erdöl vom Kaspischen Meer über

Tschetschenien nach Russland liefert. So

wurde das Land verwüstet, der tschetschenische

Hass auf Russland führte seit 2002

zu mehreren Selbstmord­Attentaten.

Der Vielvölkerstaat Sowjetunion

100 Das Zeitalter des Kalten Krieges


Österreich: Zweite Republik

1980 1985

Gorbatschow:

Glasnost und

Perestroika

1989 1990

Fall der

Berliner

Mauer

1993 1995

EU­Beitritt

Österreichs

2000

Europäische Union

2002

Einführung

des EURO

2010

Der Vielvölkerstaat Jugoslawien

zerbricht

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm

die Kommunistische Partei unter Josip

Broz Tito die Macht in Jugoslawien. Tito

löste allerdings das Land aus dem Ostblock

und beschritt einen unabhängigen

(blockfreien) Weg. Trotzdem dominierte

die kommunistische Partei die Wirtschaft

und das Alltagsleben und selbstverständlich

die Armee. Den verschiedenen Volksgruppen

gewährte Tito weitgehende

Autonomie. Nach Titos Tod 1980 zeigte

sich aber, dass der Zusammenhalt der

verschiedenen ethnischen Gruppen innerhalb

Jugoslawiens sehr brüchig war.

Schließlich wirkte sich der Zerfall des Ostblock

auch hier aus: 1991 erklärten sich die

wohlhabenderen, westlichen Teilrepubliken

Slowenien und Kroatien für unabhängig.

Kurz darauf folgten Bosnien­Herzegowina

und Makedonien. Die serbische

Volksgruppe wollte dies nicht akzeptieren:

1991 kam es daher zu bewaffneten

Auseinandersetzungen in Slowenien und

Kroatien. Erst der politische Druck aus

dem Westen zwang die Serben zum Rückzug;

die EU erkannte 1992 Slowenien und

Kroatien als eigenständige Staaten an.

Der Bosnienkrieg (1992–1995)

In Bosnien führte der Konflikt zu einem

grausamen Krieg zwischen den bis dahin

friedlich miteinander lebenden Serben,

Kroaten und Muslimen. Nachdem die EU

1992 Bosnien­Herzegowina unter der

Führung eines frei gewählten muslimischen

Präsidenten anerkannte, wehrten

sich die bosnischen Serben. Ein Bürgerkrieg

begann, in dessen Verlauf Serbien

70 % des Landes besetzte. Rund zwei

Millionen Muslime wurden vertrieben, es

kam zu sogenannten ethnischen Säuberungen.

Gemeint war damit die Vertreibung

und Tötung von Angehörigen anderer

Volksgruppen und Religionen.

Die Verteilung der Nationalitäten im ehemaligen Jugoslawien, ca. 1990. Hier

handelt es sich aber keineswegs um geschlossene Siedlungsgebiete. Neben den

in der Karte verzeichneten ethnischen Mehrheiten fanden sich Minderheiten

mit unterschiedlichem prozentuellen Anteil („ethnische Durchmischung“).

Wiederaufgebaute und renovierte Häuser wechseln sich in Mostar mit immer

noch zerstörten Gebäuden ab – über 15 Jahre nach dem Krieg.

Nach dem Massaker von Srebrenica (1995),

bei dem etwa 8000 muslimische Männer

und Buben getötet wurden, verlangte die

internationale Gemeinschaft den Rückzug

der serbischen Streitkräfte. Da dies

nicht geschah, startete die NATO im September

1995 Luftangriffe auf serbische

Stellungen. Kroaten und bosnische Muslime

konnten einige Gebiete wieder zurückerobern.

Unter starkem Druck der

NATO und der USA wurde im November

1995 Frieden geschlossen. Die anschließenden

freien Wahlen brachten wieder

den Muslimen die Mehrheit. Internationale

Truppen sichern seither den Frieden

in Bosnien­Herzegowina.

Heute gibt es im ehemaligen Jugoslawien

sieben Staaten: Kroatien, Slowenien, Bosnien­Herzegowina,

Serbien, Montenegro

(seit 2006), Kosovo (seit 2008) und Makedonien.

Das Zeitalter des Kalten Krieges

101


Vietnamkrieg

Kalter Krieg

Teilung Deutschlands

Österreich ist besetzt

Österreich: Zweite Republik

1945

Gründung

der UNO

1949 1950 1955

Gründung

Staatsvertrag (Ö)

der NATO

WAPA

1956

Ungarnaufstand

1960 1961 1962

Berliner Kubakrise

Mauer

1964 1968 1970

Prager

Frühling

1973

Die USA als einzig verbliebene Weltmacht

Brennende Ölfelder

während des zweiten

Golfkrieges von 1990/91

Nach dem Ende des Kalten Krieges verblieben

die USA als einzige Weltmacht.

Vor allem Präsident Ronald Reagan (1981–

1989) und sein Nachfolger George Bush

senior (1989–1993) betrieben enorme

Aufrüstung. Das Wettrüsten hatte die

UdSSR rascher in den Ruin getrieben; dieser

wiederum führte den Zerfall des Ostblocks

und damit das Ende des Kalten

Krieges herbei.

Die USA waren somit vorläufig die einzige

globale Macht. 1990 führten sie daher

im Auftrag der UNO eine internationale

Truppe an, die den ölreichen Staat Kuwait

gegen den Irak verteidigte (zweiter

Golfkrieg, vgl. S. 118). Mit ihrer wirtschaftlichen

und militärischen Einmischung in

verschiedenen Regionen machten sich

die USA aber bald neue Feinde. Einige ihrer

Gegnerinnen und Gegner sind auch

bereit, die Vorherrschaft der USA mit Gewalt

zu bekämpfen.

9/11

Am 11. September 2001 erfolgte der erste

Angriff auf das Gebiet der USA: Mitglieder

der Terrorgruppe al­Qaida entführten

Flugzeuge und lenkten sie in die Türme

des World Trade Centers in New York City

bzw. auf das Pentagon (Verteidigungsministerium)

nahe Washington. Rund 3000

Menschen starben. Die USA und die Welt

waren schockiert. Präsident George W.

Bush (junior) erklärte daraufhin den

Kampf gegen den Terrorismus zum wichtigsten

außenpolitischen Ziel der USA.

Die folgende US­Politik im arabischen

Raum ist bis heute umstritten, so etwa der

Krieg gegen den Irak (vgl. Seite 118).

Das World Trade Center – ein Symbol der wirtschaftlichen Macht Amerikas – stürzt ein.

102 Das Zeitalter des Kalten Krieges


Wissen erweitern

Karikaturen zum Kalten Krieg

Karikatur, 1949

8 Gruppenarbeit: Erklärt anhand der Gruppenarbeit: Analysiert die Karikatur.

Wofür steht der Mann? Wie

G Karikatur, wie sich das Verhältnis der G

Menschen in der BRD und der DDR zwischen

Kriegsende und 1965 entwickelte.

fühlt er sich auf den ersten zwei Bildern?

Wieso ändert sich seine Stimmung auf

Wie wird die Trennung zwischen BRD und einmal? Was ist sein Problem? HM/HO

DDR bildlich ausgedrückt?

HM

Der Schrei, amerikanische

Karikatur von 1990

9

Westeuropäische Politiker

Karikatur von Walter Hanel aus der „Süddeutschen

Zeitung“ 1990.

G

11G

Gruppenarbeit: Erklärt, wie die

Karikatur „funktioniert“. Was ist das

Thema der Karikatur? Was an der Darstellung

ist außergewöhnlich? HM/HO

12

10 Gruppenarbeit: Deutet die beiden

Zeichnungen. Wer erscheint

Gruppenarbeit: Erklärt die Begriffe

Gleichgewicht des Schreckens,

mächtiger? Versucht, Gründe für diese

Panzerkommunismus, Eiserner Vorhang.

Sicht zu nennen!

HS/HM

Findet dazu im Internet passende Bilder.

HS

G

tragen 1990 das Gespenst

des Kalten Krieges zu Grabe,

man bejubelt das Ende des

Kalten Krieges. Karikatur

von H. Haitzinger, 1990.

Das Zeitalter des Kalten Krieges 103


Wissen erweitern

China – eine neue Weltmacht entsteht

13 Erklärt, warum

China in den Medien

oft als „die Fabrik der

Welt“ bezeichnet wird.

HS

In China schritt in der jüngeren Vergangenheit

die Industrialisierung und Technisierung

derart voran, dass das Land inzwischen

die ehemalige UdSSR als zweite

große Macht neben den USA abgelöst

hat.

Seit Anfang der 1980er­Jahre wächst Chinas

Wirtschaft jährlich um mindestens

neun Prozent, das Durchschnittseinkommen

hat sich in den vergangenen 25 Jahren

vervierfacht. Allerdings profitierten

nicht alle Einwohnerinnen und Einwohner

Chinas von diesem Boom. Während

die Städte einen relativ hohen Lebensstandard

erreicht haben, leben die Menschen

am Land oft noch in bitterer Armut.

Frühkapitalistische Methoden

China ist zwar eindeutig der wirtschaftliche

Gewinner der Globalisierung, dies

aber auch deshalb, weil die Wirtschaftspolitik

Chinas den Standards der westlichen

Welt nachhinkt. Das heißt, dass es

kaum Arbeiterschutz gibt, eine schlechte

Pensionsvorsorge, keinen ausreichenden

Umweltschutz usw. Millionen von Chinesinnen

und Chinesen müssen unter teils

menschenunwürdigen Bedingungen und

äußerst schlecht bezahlt arbeiten.

Viele internationale Firmen, auch große

Modemarken, lassen ihre Artikel in China

erzeugen bzw. fertigstellen, weil dort die

Produktion um ein Vielfaches billiger ist

als etwa in Europa.

Außenpolitisch tritt China vermehrt als

„Entwicklungshelfer“ in Afrika auf. Dies

hat jedoch nicht humanitäre Gründe, sondern

wirtschaftliche: Die riesigen Rohstoffreserven

Afrikas werden in China

dringend benötigt.

Schlecht bezahlte, rechtlose

Arbeiterinnen und Arbeiter

produzieren die Markenartikel

der westlichen Welt. Damit

wir in Europa billige Waren

kaufen können, müssen in

China viele Menschen unter

unmenschlichen Bedingungen

arbeiten. Andererseits ist für

viele diese Arbeit die einzige

Möglichkeit, sich und ihre

Familien zu ernähren.

ArbeiterIn

ca. 1%

Einzelhandel,

Verwaltung und

Mehrwertsteuer

50%

Transport,

Steuern, Import

11%

Material

und Gewinn

der Fabrik im

Billiglohnland

13%

Markenname,

Verwaltung und

Werbung

25%

Globalisierung:

die wachsende wirtschaftliche

und

kulturelle Verflechtung

der gesamten Welt

104 Das Zeitalter des Kalten Krieges


Q

Worte ohne Taten –

Die Selbstmorde bei Foxconn sind trauriger Teil des Systems

„Die Hinweise auf schlechte Arbeitsbedingungen

werden untersucht und,

falls nötig, angemessene Maßnahmen

ergriffen“, erklärte Dell. „Wir sind

traurig und besorgt“, teilte Apple mit.

Ganz ähnlich äußerten sich Motorola,

Nokia und Nintendo zu den Selbstmorden

in der chinesischen Elektronik­

Hochburg Shenzhen, beim weltgrößten

Elektronik­Hersteller Foxconn.

Seien wir ehrlich: Das ist Standard­

Rhetorik in einer PR­technischen Krisensituation

und wird sich als kaum

anderes als Augenauswischerei erweisen.

Die schlechten Arbeitsbedingungen

sind den Auftraggebern – aber

auch uns Konsumenten – selbstverständlich

bekannt und „part of the

game“. Im konkreten Fall von Foxconn

heißt das: 300 000 Chinesen arbeiten

in einer Sonderwirtschaftszone

für einen Mindestlohn von 106 Euro,

bei vielen Überstunden bis zu 235 Euro.

Sie sehen ihre Familien meist ein

Mal im Jahr und sind in der Fabrik

militärähnlichem Drill ausgesetzt. Das

ist Teil der Kalkulation der Unternehmen.

Nur lächerliche fünf Prozent des Gewinns

etwa eines iPhones oder eines

Dell­Computers gehen an Foxconn.

Wenn Apple jetzt verspricht, dass die

Arbeiter von Foxconn, die für das US­

Unternehmen arbeiten, einen kleinen

Anteil vom Gewinn bekommen sollen,

der mit den Produkten erzielt

wird, ist das ein Anfang. Doch entscheidend

wird sein, dass wir Konsumenten

auf höhere Sozialstandards

pochen, auch gegen den Willen der

Konzerne, ähnlich wie sich das bei

Umweltstandards entwickelt. Und das

muss nicht automatisch höhere Endkundenpreise

bedeuten, es könnten

auch einfach die teils unverschämten

Gewinnmargen der Konzerne schrumpfen.

OÖN, 2. Juni 2010

Zahlen und Fakten

China ist weltweit

• Nr. 1 nach

Bevölkerung

• Nr. 2 nach

Wirtschaftskraft

• Nr. 3 nach

Handelsvolumen

• Nr. 4 nach Fläche

• Nr. 99 nach

BIP pro Kopf

• Im städtischen Raum

beträgt das durchschnittliche

Pro­

Kopf­Einkommen

umgerechnet 2137 €/

Jahr (+7,8 % real),

auf dem Land 662 €/

Jahr (+10,9 % real).

• Das Wirtschaftswachstum

betrug

seit 2001 jährlich

zwischen 9,1 % (2009)

und 14,2 % (2007).

Quelle: Botschaft der Bundesrepublik

Deutschland; IWF;

Stand 15. 7. 2011

http://www.peking.diplo.de/

contentblob/1574184/

Daten/1076088/widaten_

kompakt_download.pdf

In Reih und Glied: Morgenappell in einer

chinesischen Fabrik. Sämtliche Bereiche des

politischen und wirtschaftlichen Lebens sind

vom Staat streng geregelt.

Die Region um Hongkong, die Provinz Guangdong, wird als „Werkbank der

Welt“ bezeichnet. Hier produzieren schlecht bezahlte Arbeiterinnen und

Arbeiter preiswerte Waren für den Weltmarkt. In der Provinz Guangdong

werden 30 Prozent aller Exporte Chinas erzeugt.

Das Zeitalter des Kalten Krieges 105


Sichern und Wissen

Vietnamkrieg

Kalter Krieg

Teilung Deutschlands

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949 1950 1955

Gründung

Staatsvertrag (Ö)

der NATO

WAPA

1956

Ungarnaufstand

1960 1961 1962

Berliner Kubakrise

Mauer

1964 1968 1970

Prager

Frühling

1973

Zusammenfassung

Teilung der Welt in West und Ost

Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchten

sowohl die USA als auch die UdSSR,

ihr Einflussgebiet auszudehnen. Die

von der UdSSR besetzten europäischen

Länder wurden zu Volksdemokratien

unter kommunistischer Herrschaft. Die

westlichen Länder verbündeten sich

mit den USA und bildeten die NATO.

1955 gründete die Sowjetunion mit

den anderen kommunistischen Ländern

Europas den Warschauer Pakt.

Die beiden Blöcke standen sich feindlich

gegenüber und schüchterten einander

durch ständiges Aufrüsten ein.

Stellvertreterkriege

Die Supermächte versuchten, weltweit

ihren Einfluss geltend zu machen und

ihre jeweiligen politischen Ziele durchzusetzen.

Sie unterstützten vor allem in

Afrika und Asien einzelne Staaten im

Kampf gegen die Verbündeten des

Gegners. So kam es u. a. zu grausamen

Kriegen in Korea und Vietnam.

Die Kubakrise brachte die Welt an den

Rand eines dritten Weltkrieges, letztlich

verhinderte das „Gleichgewicht des

Schreckens“ aber eine solche Katastrophe.

NET:

www.chronik­der­mauer.de

www.documentarchiv.de

www.warschauer­pakt.de

www.chronik­der­wende.de

Der Zusammenbruch des Ostblocks

Ab Mitte der 1980er­Jahre führte

Michail Gorbatschow in der UdSSR

Reformen durch, die einen wirtschaftlichen

Aufschwung nach westlichem

Vorbild bewirken sollten. Außerdem

wurden erstmals nichtkommunistische

Parteien zugelassen. Dies bedeutete

den Untergang des Kommunismus.

Immer mehr „verbündete“ Volksdemokratien

sagten sich von der UdSSR los

(Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn,

die DDR), der Eiserne Vorhang fiel. Die

UdSSR löste sich auf. An ihre Stelle trat

ein loser Staatenbund (GUS) von zwölf

ehemaligen Sowjetrepubliken. Andere

frühere Gebiete der UdSSR (Baltikum)

erklärten sich für unabhängig (Estland,

Lettland, Litauen; sind seit 2004

EU­Staaten) oder streben bis heute ihre

Unabhängigkeit an (Tschetschenien).

Ende und Folgen des Kalten Krieges

Infolge der Auflösung des Ostblocks

brachen bis dahin unterdrückte Nationalitätenkonflikte

auf. Sie führten z. T.

zu fürchterlichen Kriegen. Vor allem

im ehemaligen Jugoslawien kam es

zu schweren Kämpfen und Menschenrechtsverletzungen.

Bis heute sorgen

UNO­Soldaten für den Frieden in diesem

Gebiet. Die USA waren nach dem

Kalten Krieg die einzige Weltmacht,

sowohl wirtschaftlich als auch – innerhalb

der NATO – militärisch.

106 Das Zeitalter des Kalten Krieges


Österreich: Zweite Republik

1980

1985

Gorbatschow:

Glasnost und Perestroika

1989 1990

Fall der

Berliner

Mauer

1993 1995

EU­Beitritt

Österreichs

2000

Europäische Union

2002

Einführung

des EURO

2010

Zur Wiederholung

Kalter Krieg:

Stellvertreterkrieg:

NATO:

WAPA:

Perestroika:

Glasnost:

1

Erkläre die nebenstehenden

Begriffe.

HS

Nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten sich die beiden Militärblöcke

im Westen und

im Osten. Die beiden Supermächte

2

Ergänze den nebenstehenden

Text.

HS

und

bedrohten einander vor allem durch ständige Aufrüstung.

Die UdSSR setzte kommunistische Regime in osteuropäischen Ländern ein, z. B.

in

. West und Ost waren politisch und militärisch

streng getrennt (

Westen wirtschaftlich

Vorhang). Während sich der

entwickelte, kam es im

Osten vermehrt zu Misswirtschaft und Armut. Schließlich lehnten sich immer

mehr Bürgerinnen und Bürger in den Volksdemokratien gegen den Kommunismus

auf, was letztendlich zum Zerfall der UdSSR und des Ostblocks führte.

Das Zeitalter des Kalten Krieges 107


Sichern und Wissen

3 Ordne die passenden

Überschriften

in der linken Spalte ein.

HS

Michail Gorbatschow

Kubakrise

Panzerkommunismus

Stellvertreterkriege

1956/1968 Die UdSSR ging militärisch gegen Aufstände in anderen Volksdemokratien vor:

1956 in Ungarn und 1968 in der Tschechoslowakei, um dort den „Prager Frühling“

niederzuschlagen.

1950–1973 Die Supermächte unterstützten weltweit Aufständische bzw. Regierungen, um ihre

Interessen durchzusetzen. Damit wurde die Spannung zwischen den Großmächten

auch in Regionen Afrikas und Asien getragen, wo es Konflikte rivalisierender

Parteien gab. So kam es z. B. zur Teilung Koreas in das amerikanisch unterstützte

Südkorea und das kommunistische Nordkorea. Im Vietnamkrieg kämpften amerikanische

Soldaten gegen kommunistische Widerstandskämpfer/innen.

1962 1962 stationierte die UdSSR vor der Küste der USA Atomraketen. Die USA drohten

mit einer bewaffneten Auseinandersetzung, sollten die Russen die Waffen auf der

Insel nicht zurückziehen. Die Welt stand knapp vor einem dritten Weltkrieg.

1985–1991 Perestroika und Glasnost leiteten den Zerfall der UdSSR ein. Überall in den kommunistischen

Ländern wuchs der Widerstand gegen die Herrschenden. 1989 fiel

die Berliner Mauer und der Eiserne Vorhang wurde geöffnet. Die UdSSR wurde

1991 zu einem losen Staatenbund, der GUS.

Check dein Wissen und Verstehen

Ich weiß, warum es in Europa zur Teilung in West­ und Ostblock kam.

Ich kann wichtige Begriffe zum Kalten Krieg erklären.

Ich kann erklären, warum der Kalte Krieg nicht zu einem

dritten Weltkrieg wurde.

Ich kann erklären, warum die USA und die UdSSR

Stellvertreterkriege führten.

Ich kenne den Zusammenhang zwischen der Politik Gorbatschows

und dem Zerfall der UdSSR.

Ich kann begründen, warum die Grundrechte wie Meinungs­,

Versammlungs­ und Pressefreiheit so wichtig sind.

108 Das Zeitalter des Kalten Krieges


Entkolonialisierung

und Dritte Welt

Die Welt hat genug für jedermanns

Bedürfnisse, aber nicht

für jedermanns Gier.

Mahatma Gandhi, 1869–1948, indischer Freiheitskämpfer

109


1945

Gründung

der UNO

1947

Unabhängigkeit

Indiens

Österreich ist besetzt

Entkolonialisierung in Afrika und Asien

Vietnamkrieg

Kalter Krieg

1948 1949 1950 1952

1955

1960

1964

1967

1970

1973

Gründung

Begriff

Afrikanisches

Sechs-Tage-

Israels

„Dritte Welt“

Jahr

Krieg

1975

Kolonien erlangen die Unabhängigkeit

Die Aufteilung

der Welt 1914

1 Welche Möglichkeiten

hat der/die Einzelne,

die Länder der Dritten

Welt zu unterstützen?

PH

2

G

Gruppenarbeit:

Wählt ein afrikanisches

oder asiatisches

Land aus. Sammelt wichtige

Informationen über

dieses Land (im Internet

oder in der Schulbibliothek).

Gestaltet ein Plakat

mit einem „Steckbrief“

des Landes. Stellt der

Klasse „euer“ Land vor.

HM

Fünf-Welten-Theorie:

Unterteilung der sogenannten

Dritten Welt in

Schwellenländer, wenig

entwickelte Länder und

am wenigsten entwickelte

Länder.

Vor dem Ersten Weltkrieg hatte die Aufteilung

der Welt unter den europäischen

Großmächten den Höhepunkt erreicht:

Mehr als die Hälfte der bewohnten Welt

war von ausländischen Mächten beherrscht.

Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden

in vielen Kolonien Unabhängigkeitsbewegungen,

aber erst nach dem

Zweiten Weltkrieg konnten die meisten

afrikanischen und südostasiatischen Länder

die Freiheit tatsächlich erlangen. Dabei

wurden sie von der UNO entscheidend

unterstützt.

1960 war das große Freiheitsjahr für viele

afrikanische Länder: 17 ehemalige Kolonien

wurden selbstständig. Bis zum Jahr

1970 war die Entkolonialisierung Afrikas

fast abgeschlossen, wenn auch viele der

Staaten weiterhin großen Einfluss von außen

dulden mussten.

Ein Planet – drei Welten

1952 veröffentlichte der Franzose Alfred

Sauvy einen Artikel mit dem Titel „Drei

Welten – ein Planet“. Damit war der Begriff

„Dritte Welt“ entstanden. Man teilte

die Länder der Erde nun in Erste-, Zweiteund

Dritte-Welt-Staaten ein, wobei die

Erste Welt die reichen Länder Nordamerikas

und Europas sowie Japan, Australien

und Neuseeland umfasste. Die Zweite

Welt bildeten die damaligen Ostblockstaaten

und alle anderen kommunistischen

Länder. „Dritte Welt“ wurde zum

Sammelbegriff für Entwicklungsländer.

Diese entwickelten sich nach der Entkolonialisierung

allerdings sehr unterschiedlich,

sodass die UNO Anfang der 70er-Jahre die

Dritte Welt in drei Untergruppen aufteilte:

am wenigsten entwickelte, wenig entwickelte

und Schwellenländer (New Industrializing

Countries), welche oft durch den

Export von Erdöl und anderen Bodenschätzen

zu einem gewissen Wohlstand

gekommen waren. Seit dem Zerfall des

Ostblocks besteht die Zweite Welt nur

noch aus einigen wenigen Staaten. Die

ehemaligen Ostblock-Staaten werden nun-

110

Entkolonialisierung und Dritte Welt


Erster Golfkrieg (Iran/Irak)

Österreich: Zweite Republik

1980

Europäische Union

1988 1989 1990 1991 1993 2000

2003

Ende der

Grenzmauer

Apartheid in

Israels

Südafrika

2010

mehr als „ehemalige kommunistische Länder“

oder als „Transformationsländer“ bezeichnet.

In jedem Fall gilt nach wie vor die

Einteilung nach dem Wohlstand, was

bedeutet, dass die Länder der Dritten bis

Fünften Welt die ärmsten sind.

23 % der Menschheit leben auf der reichen

Nordhalbkugel und besitzen über

80 % des weltweiten Vermögens. Die

Menschen in vielen Ländern der Dritten

Welt müssen hingegen mit weniger als

einem Euro pro Tag überleben.

3 Analysiert die erste

Karte: Welche zwei

europäischen Mächte

hatten 1914 die größten

Kolonialreiche? Wo lagen

deren Schwerpunkte?

Überlegt, welche Auswirkungen

die koloniale

Vergangenheit

noch heute in den

betroffenen Ländern

hat.

HM/HO

Die Welt 1997

Probleme der Dritten Welt

Wenn wir die ganze Menschheit (gut

sieben Milliarden) auf ein Dorf von

100 Einwohnerinnen und Einwohnern

reduzieren würden, so wäre dieses

Dorf so zusammengestellt:

60 Menschen aus Asien

14 Afrikaner/innen

11 Europäer/innen

14 Amerikaner/innen

(Nord- und Südamerika)

1 Ozeanier/in

52 Frauen

48 Männer

70 Nicht-Weiße

30 Weiße

70 Nicht-Christ/innen

30 Christ/innen

Sechs Personen würden 59 % des gesamten

Reichtums besitzen und alle

sechs Personen kämen aus den USA.

Wenn die Welt ein Dorf wäre ...

80 hätten nur schlechte, ungesunde

Wohnungen; 70 wären Analphabet/

innen; 50 wären unterernährt. Eine/r

hätte einen PC, eine/r hätte einen

akademischen Abschluss.

Diese Zahlen zeigen, wie ungerecht

Wohlstand und Bildungsmöglichkeiten

in der Welt verteilt sind.

Falls du heute Morgen gesund und

nicht krank aufgewacht bist, bist du

glücklicher als eine Million Menschen,

welche die nächste Woche nicht erleben

werden.

Falls du nie Krieg erlebt hast, nie die

Einsamkeit der Gefangenschaft, die

Schmerzen des Gequälten oder Hunger

gespürt hast – dann bist du glücklicher

als 500 Millionen Menschen der Welt.

Falls du in die Kirche gehen kannst,

ohne die Angst, dass dir gedroht wird,

dass man dich verhaftet oder dich

umbringt – bist du glücklicher als

drei Milliarden Menschen der Welt.

Falls sich in deinem Kühlschrank Essen

befindet, du angezogen bist, ein

Dach über dem Kopf hast und ein Bett

zum Hinlegen – bist du reicher als 75 %

der Einwohner/innen dieser Welt.

Falls du ein Konto bei der Bank hast,

etwas Geld im Portemonnaie oder etwas

Kleingeld in einer kleinen Schachtel,

gehörst du zu 8 % der wohlhabenden

Menschen auf der Welt.

Du, der du diesen Text liest, bist gesegnet

– denn du gehörst nicht zu

den zwei Milliarden Menschen, die

nicht lesen können.

Zusammengefasst, verändert und vereinfacht

nach: David S. Smith/Shelagh Armstrong:

Wenn die Welt ein Dorf wäre.

Wien, Jungbrunnen 2012.

Entkolonialisierung und Dritte Welt 111


1945

Gründung

der UNO

1947

Unabhängigkeit

Indiens

Österreich ist besetzt

Entkolonialisierung in Afrika und Asien

Vietnamkrieg

Kalter Krieg

1948 1949 1950 1952

1955

1960

1964

1967

1970

1973

Gründung

Begriff

Afrikanisches

Sechs-Tage-

Israels

„Dritte Welt“

Jahr

Krieg

1975

4 Formuliere mithilfe

der Grafik unten die

Probleme vieler Entwicklungsländer

mit eigenen

Worten.

HM

Das Elend zahlreicher Länder auf dem

afrikanischen Kontinent hat viele Ursachen:

zerstörte Wirtschaft, Korruption,

schnelles Bevölkerungswachstum, Nahrungsmittelknappheit

und Hunger, Krankheiten

und Epidemien.

Ohne ausreichende Ernährung und oft

auch ohne sauberes Wasser sind die Menschen

besonders anfällig für Epidemien

und Krankheiten. Die Lebenserwartung

liegt in Zentralafrika z. B. nur bei ca. 40

Jahren; in Europa wird ein Mensch durchschnittlich

über 75 Jahre alt.

Die ärmere Bevölkerung lebt großteils

von der Landwirtschaft und ist auf viele

Arbeiterinnen und Arbeiter angewiesen;

deshalb sind viele Kinder zum Überleben

wichtig, was wiederum zu einer Bevölkerungsexplosion

führt, die den Ländern

zahlreiche Probleme bereitet.

Korruption und Machtkämpfe

mangelhafte

Ausbildung

In vielen Ländern regieren mächtige

Clans oder Diktatoren, die mithilfe bestechlicher

Beamter das Land ausbeuten.

Fast immer genießen diese Herrscher die

Rückendeckung einer oder mehrerer ausländischer

Regierungen. So versorgten

während des Kalten Krieges sowohl westliche

Länder als auch die UdSSR viele Länder

mit Waffen, um dort ihren Einfluss zu

festigen.

Wirtschaftliche Abhängigkeit

Viele Staaten vernachlässigten nach dem

Abzug der Kolonialmächte den Aufbau

der Wirtschaft. Mit dem Abbau von billigen

Rohstoffen für den reichen Norden

blieben sie weiterhin völlig abhängig:

Durch Darlehen und Kredite binden die

Industriestaaten die armen Länder an

sich. Alle Länder der Dritten Welt sind

hochverschuldet. In vielen Ländern sind

bis zu zwei Drittel der Schulden auf den

Ankauf von Waffen zurückzuführen.

95 Mrd. $

Zuflüsse:

Kredite,

Darlehen

Industrieländer

105 Mrd. $

Rückflüsse:

Schuldentilgung,

Zinsen

(2/3 für Rüstungs-,

1/3 für Konsumgüter)

Entwicklungsländer

Entwicklungsländer zahlen mehr zurück als sie

erhalten.

geringe

Leistungsfähigkeit

schlechter

Gesundheitszustand

geringe

Produktivität

kaum

Arbeit

mangelhafte

Ernährung

geringes

Einkommen

geringe

Ersparnis

Teufelskreis Armut

mangelhaftes

Bildungssystem

geringe

Steuereinnahmen

geringe

Produktion

geringe

Investitionen

Sonderfall Südafrika

Wie bedeutend wirtschaftliche Belange für

die internationale Politik sind, beweist der

Staat Südafrika. Das Land selbst liefert

Rohstoffe (z. B. Diamanten), vor allem aber

umschiffen 60 % aller Ölimporte Europas

die Südspitze Afrikas. Dort könnte es leicht

zu Behinderungen durch eine feindliche

Regierung kommen. Daher duldete Europa

über Jahrzehnte die schlimmsten Menschenrechtsverletzungen

in Südafrika.

Das Apartheid-System

Seit der Zeit des Kolonialismus beherrschte

eine weiße Minderheit von 25 % die

Mehrheit aus Schwarzen und zugewan-

112 Entkolonialisierung und Dritte Welt


Österreich: Zweite Republik

1980

Erster Golfkrieg (Iran/Irak)

Europäische Union

1988 1989 1990 1991 1993 2000

2003

Ende der

Grenzmauer

Apartheid in

Israels

Südafrika

2010

derten Asiaten und Asiatinnen. Nach

dem Zweiten Weltkrieg ging man zur Politik

der Apartheid über: sogenannte

„farbige“ Menschen wurden politisch,

wirtschaftlich und gesellschaftlich ausgegrenzt.

Das ging so weit, dass für Menschen

mit unterschiedlichen Hautfarben

eigene Parkanlagen, Bänke, öffentliche

Verkehrsmittel usw. zur Verfügung standen.

Schwarzen war es strengstens verboten,

„weiße Busse“, „weiße Geschäfte“

oder gar „weiße Schulen“ zu betreten.

Die weiße Minderheit beherrschte das gesamte

Land und hatte die wirtschaftliche

Macht und damit alle Einnahmen in der

Hand.

Die UNO kämpfte immer wieder gegen

die Apartheidpolitik in Südafrika an, aber

erst 1990 erklärte sich die weiße Regierung

nach Protesten und Boykottaufrufen

bereit, freie Wahlen zuzulassen. Aus diesen

ersten Wahlen, bei denen alle Bürgerinnen

und Bürger wahlberechtigt waren,

ging Nelson Mandela als Sieger hervor,

der zuvor 27 Jahre als politischer Gefangener

festgehalten worden war.

Normalisierung der politischen

Situation?

Durch geschickte Kompromisse gelang es

Mandela und seinen Nachfolgern, das

Aufflammen neuer großer Konflikte zu

verhindern. Südafrika ist im Vergleich zu

fast allen anderen afrikanischen Staaten

sehr erfolgreich, allerdings sind Schwarze

nach wie vor benachteiligt. Ihr Anteil an

der hohen Arbeitslosigkeit ist am höchsten.

Außerdem ist AIDS ein großes gesellschaftliches

Problem: Ein Drittel der Bevölkerung

ist mit dem HI-Virus infiziert.

Trotz aller Probleme gibt die Wirtschaftskraft

Südafrikas Anlass zur Hoffnung: So

haben zum Beispiel fast alle großen Autokonzerne

riesige Produktionsstätten im

Land. Von verbesserten internationalen

Beziehungen erhofft man sich einen Aufschwung,

der auch auf die Nachbarländer

ausstrahlen könnte.

Schilder dieser Art fand man während der

Apartheid überall in Südafrika.

Die Fußballweltmeisterschaft 2010 weckte im

Land neue Hoffnungen auf Wirtschaftswachstum.

Die WM sollte aber auch dazu beitragen,

die verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Südafrika

zu versöhnen.

Nelson Mandela, der erste

demokratische gewählte

Präsident Südafrikas

(1994–1999)

Apartheid:

bis 1991 offiziell praktizierte

„Rassentrennung“

in Südafrika

Entkolonialisierung und Dritte Welt 113


1945

Gründung

der UNO

1947

Unabhängigkeit

Indiens

Österreich ist besetzt

Entkolonialisierung in Afrika und Asien

Vietnamkrieg

Kalter Krieg

1948 1949 1950 1952

1955

1960

1964

1967

1970

1973

Gründung

Begriff

Afrikanisches

Sechs-Tage-

Israels

„Dritte Welt“

Jahr

Krieg

1975

Der friedliche Unabhängigkeitskampf Indiens

Indien war eine Kolonie Großbritanniens

und diente als wichtiger Rohstofflieferant

und Absatzmarkt für britische

Waren. Aus diesen wirtschaftlichen Gründen

widersetzte sich die britische Regierung

lange Zeit den indischen Unabhängigkeitsbestrebungen.

Erst 1947 erlangte

Indien die Unabhängigkeit durch eine

neue Art des Freiheitskampfes, den gewaltlosen

Widerstand.

Ein Großteil der ländlichen

Bevölkerung Indiens lebt in

bitterer Armut; die Städte

sind von Slums umgeben.

Das berühmte Tadsch Mahal,

ein eindrucksvolles Beispiel für

die hoch entwickelte Kultur

und den Reichtum Indiens vor

der Kolonialisierung.

Mahatma Gandhi studierte in

England Rechtswissenschaften

und war Anwalt in Südafrika,

bevor er 1915 nach Indien zurückkehrte.

1948 wurde er von

einem indischen Attentäter ermordet.

Mahatma („die große Seele“) Gandhi

setzte sich ab 1915 für die politische und

vor allem auch für die wirtschaftliche Unabhängigkeit

seines Landes ein. Seine

Methode war die des gewaltlosen Widerstands.

Mit Waffen konnte diese neuartige

Freiheitsbewegung nicht besiegt

werden. Gandhi verweigerte jede Zusammenarbeit

mit den britischen Besatzern

und ermutigte das Volk zu Eigenständigkeit.

Die Inder und Inderinnen sollten

selbst Salz gewinnen, Textilien herstellen

und die Steuern verweigern. Gandhi gelang

es, die miteinander verfeindeten

Hindus und Muslime, Angehörige der

beiden größten Religionsgruppen des

Landes, zum gemeinsamen Widerstand

zu bewegen. 1947 gab Großbritannien

nach, Indien wurde unabhängig. Erster

Präsident wurde der neben Gandhi bedeutendste

indische Politiker Pandit

(„der Gelehrte“) Nehru (1947–1964).

Teilung Indiens

Nach Erlangen der Unabhängigkeit flammten

die Kämpfe zwischen Hindus und

Muslime wieder auf. Schließlich musste

das Land in die Indische Republik (mehrheitlich

Hindus) und Pakistan (Muslime)

geteilt werden. Die Teilung veranlasste 15

Millionen Menschen zur Flucht.

Der Großteil von Indiens Bevölkerung

zählt nach wie vor zu den Ärmsten der

Welt. Wirtschaftlichen Aufschwung gibt

es nur für die gebildete Mittelschicht in

den Städten.

114

Entkolonialisierung und Dritte Welt


Österreich: Zweite Republik

1980

Erster Golfkrieg (Iran/Irak)

Europäische Union

1988 1989 1990 1991 1993 2000

2003

Ende der

Grenzmauer

Apartheid in

Israels

Südafrika

2010

Der Konflikt zwischen Israel und Palästina

Q

Die Errichtung einer nationalen

Heimstätte in Palästina für das

jüdische Volk wird von der Regierung

Seiner Majestät mit Wohlwollen betrachtet.

Sie wird ihr Bestes tun, um

das Erreichen dieses Zieles zu erleichtern,

wobei unmissverständlich zu betonen

ist, dass nichts getan werden

darf, was die Bürgerrechte und religiösen

Rechte der in Palästina lebenden

nicht-jüdischen Bevölkerung oder die

Rechte und den politischen Status der

Juden irgendeines anderen Landes

nachteilig betrifft.

(Balfour-Erklärung, 1917)

Palästina war jahrhundertelang von Arabern

und Araberinnen besiedelt. Die Juden

und Jüdinnen erhoben allerdings

Ansprüche auf das Land um Jerusalem,

und zwar aus historischen Gründen.

70 n. Chr. waren sie durch die Römer von

dort vertrieben worden und lebten seither

verstreut über den Erdball (Diaspora).

Ziel der zionistischen Bewegung war es,

in das „Land der Väter“ zurückzukehren.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann

die Zuwanderung von Jüdinnen und Juden

in das Gebiet.

Gründung eines jüdischen

Staates

Im Ersten Weltkrieg versprach Großbritannien

sowohl den Arabern als auch den

Juden die Gründung ihres eigenen unabhängigen

Staates in Palästina, wenn sie

die Briten im Kampf gegen das Osmanische

Reich unterstützen. Beide Versprechen

einzulösen war natürlich unmöglich.

England versuchte daher in der Zwischenkriegszeit,

die Zuwanderung von

Juden und Jüdinnen zu stoppen. Während

des Zweiten Weltkrieges verweigerten

die Briten den verfolgten Juden und

Jüdinnen die Einreise endgültig. Unter

dem Eindruck der Judenverfolgung im

Dritten Reich entschloss sich die UNO jedoch

nach dem Zweiten Weltkrieg, die

Gründung eines jüdischen Staates in Palästina

zu erlauben: 1947 legte man die

Teilung in einen arabischen und einen

jüdischen Staat fest. 1948 wurde der

neue jüdische Staat Israel unabhängig.

Die Araber und Araberinnen, die gegen

die Teilung waren, erklärten Israel den

Krieg. Dieser dauert bis heute an.

Israel dehnt sein

Staatsgebiet aus

Bereits im ersten Krieg 1948 dehnte Israel

sein Machtgebiet über die von der UNO

zugestandenen Grenzen hinaus aus. So

wurde zum Beispiel auch Westjerusalem

besetzt. Im Sechs-Tage-Krieg 1967 gelangten

Ostjerusalem (mit der sogenannten

Klagemauer), der Golan, der Gazastreifen

und das Westjordanland unter

israelische Kontrolle. Zudem besetzte Israel

die ägyptische Halbinsel Sinai.

Bis in die Gegenwart werden jüdische

Siedlungen auf Palästinensergebiet im

Westjordanland errichtet. Seit 2003 werden

viele dieser Siedlungen durch Ummauerung

und Korridore mit dem Staat

Israel verbunden, was das verbliebene

Land der arabischen Palästinenser zu einem

„Fleckerlteppich“ macht. Manche

palästinensischen Städte sind von ihrem

Umland völlig abgeschnitten.

Ein ernstes Problem ist die Zukunft des geteilten

Jerusalems. Die Stadt gilt sowohl Juden

als auch muslimischen Arabern als heilig.

Beide beanspruchen sie daher für sich.

Theodor Herzl

(1860–1904)

Der österreichisch-jüdische

Journalist schrieb

anlässlich des Antisemitismus

in Europa das

Buch „Der Judenstaat“.

Dieses Buch und die

von Herzl gegründete

zionistische Bewegung

setzten eine Entwicklung

in Gang, die letztlich

zur Gründung des

Staates Israel führte.

Entkolonialisierung und Dritte Welt

115


1945

Gründung

der UNO

1947

Unabhängigkeit

Indiens

Österreich ist besetzt

Entkolonialisierung in Afrika und Asien

Vietnamkrieg

Kalter Krieg

1948 1949 1950 1952

1955

1960

1964

1967

1970

1973

Gründung

Begriff

Afrikanisches

Sechs-Tage-

Israels

„Dritte Welt“

Jahr

Krieg

1975

Syrien

Die Entwicklung Israels seit 1947

5 Erläutere mithilfe Palästinensische Flüchtlinge

der Karten die

Entwicklung des Staates Die Gründung Israels löste 1948 eine erste

große Flüchtlingswelle aus: 700 000

Israel.

HM/HS

Palästinenser und Palästinenserinnen flohen

aus ihrem ehemaligen Siedlungsgebiet.

Die Niederlage der arabischen Armee

verhinderte ihre Rückkehr. Nach

dem Sechs-Tage-Krieg flohen weitere

300 000 Palästinenserinnen und Palästinenser.

Demgegenüber wanderten ab

1948 600 000 Juden und Jüdinnen aus

dem arabischen Raum nach Israel ein –

und im Lauf der Jahrzehnte Millionen aus

aller Welt. Die Palästinenserflüchtlinge

wurden in der arabischen Welt oft nicht

integriert und leben großteils bis heute in

Flüchtlingslagern.

Kampf um einen

palästinensischen Staat

Vertrieben, heimatlos oder unter israelischer

Herrschaft begannen sich die Palästinenser

und Palästinenserinnen politisch

zu organisieren. Die wichtigste Organisation

wurde die PLO (Palestinian Liberation

Organization) unter der Führung von

Yassir Arafat (1929–2004). Die PLO forderte

einen eigenen Staat. Um dieses Ziel

zu erreichen, schreckte sie aber auch

nicht vor Terroranschlägen mit vielen

unschuldigen Opfern zurück. Als dieses

Vorgehen keinen Erfolg brachte, setzte

ein Umdenken ein: Arafat bot an, auf Gewalt

zu verzichten und Israel anzuerkennen.

1979 kam es anlässlich des Camp-

David-Abkommens, bei dem Israel die

Halbinsel Sinai an Ägypten zurückgab, zu

einer ersten Aussöhnung zwischen der

PLO und Israel.

Intifada und erste Verhandlungen

Gegen Ende der 80er-Jahre kam es zur

ersten Intifada (arab.: Abschütteln). Die

Palästinenser und Palästinenserinnen versuchten,

die Herrschaft der Israelis abzuschütteln

– zunächst durch passiven Widerstand,

das Werfen von Steinen und

Brandbomben; letztlich kam es zu einem

Volksaufstand. Das gewaltsame Vorgehen

der Israelis gegen die Aufständischen

kostete Israel viele Sympathien.

„Friede jetzt“, eine Friedensbewegung in

Israel, fand immer mehr Zulauf, der Westen

und die UNO drängten auf Frieden.

1991 begannen unter der Schirmherrschaft

der USA und Russlands Verhandlungen,

die 1994 im Gaza-Jericho-Abkommen

gipfelten, das den Palästinensern

Autonomie im Westjordanland ver-

116 Entkolonialisierung und Dritte Welt


Österreich: Zweite Republik

1980

Erster Golfkrieg (Iran/Irak)

Europäische Union

1988 1989 1990 1991 1993 2000

2003

Ende der

Grenzmauer

Apartheid in

Israels

Südafrika

2010

sprach. Dieser Friedensprozess wurde

allerdings jäh gestoppt: Radikale Juden

ermordeten Israels Ministerpräsidenten

Jitzchak Rabin, weil sie mit dessen Versöhnungspolitik

nicht einverstanden waren.

Bei den anschließenden Neuwahlen

setzte sich der Likud-Block durch, dessen

Anhänger und Anhängerinnen gegen

den Friedensprozess waren.

Auch auf arabischer Seite störten Radikale

jede Annäherung zwischen den verfeindeten

Parteien, vor allem die Hamas

(„Islamische Widerstandsbewegung“) und

die Hisbollah („Partei Gottes“).

Zweite Intifada

1999 kam in Israel mit Ehud Barak wieder

ein Gemäßigter an die Macht, der das

Gaza-Jericho-Abkommen umzusetzen

versprach und den Palästinensern Autonomie

zugestehen wollte. Aber wieder

scheiterte der Versuch an den gewaltbereiten

Parteien, die sich unter Ariel Sharon

bei der nächsten Wahl durchsetzten.

Die enttäuschten Palästinenser und Palästinenserinnen

begannen eine zweite Intifada.

Israel antwortete mit militärischen

Einsätzen: Palästinensische Selbstmordattentate

und israelische Gegenaktionen

kosteten Tausende Menschen das Leben.

Die zweite Intifada endete im Februar

2005 mit dem Abkommen von Sharm El-

Sheik. Israel erkannte die palästinensische

Autonomiebehörde an und räumte den

Gazastreifen.

Westjordanland

2003 übernahm der gemäßigte Palästinenser

Mahmud Abbas das Amt des palästinensischen

Ministerpräsidenten im

Westjordanland. Israel und die USA reagierten

positiv und es kam wieder zu Verhandlungen

zwischen den Streitparteien.

Als aber aus den Wahlen 2006 die radikale

Hamas als Siegerin hervorging, verschärften

sich die Konflikte erneut. Die

Israelis griffen Stellungen der Hisbollah,

die sich mit der Hamas gegen Israel solidarisiert,

im Libanon an. Die Hisbollah

bombardierte im Gegenzug Nordisrael.

2006 konnte die UNO diesen Libanonkrieg

beenden und einen Waffenstillstand

durchsetzen.

Die großen Konfliktthemen

zwischen Israel und Palästina

aber bleiben. Nach wie

vor werden Friedensverhandlungen

von Gegnern eines

Kompromisses auf beiden

Seiten unterlaufen. Das Westjordanland

ist ein schwer zu

verwaltendes, unzusammenhängendes

Gebiet und im

Gazastreifen sind die Palästinenser

eingeschlossen und

völlig von der Politik Israels

abhängig.

Die israelische

Siedlungspolitik

Ein entscheidendes Hindernis

auf dem Weg zum Frieden ist

die israelische Siedlungspolitik.

Die israelischen Regierungen

meinen, die teilweise illegal

errichteten jüdischen Siedlungen auf

palästinensischem Autonomiegebiet beschützen

zu müssen. So bleibt das Autonomiegebiet

unter wirtschaftlicher und militärischer

Kontrolle Israels. Es existieren

zwar Pläne, einige Siedlungen aufzugeben,

aber tatsächlich werden vermehrt Siedlungen

völkerrechtswidrig ans Kernland angeschlossen.

Die seit 2003 errichtete Mauer

soll den Grenzübertritt von Selbstmordattentätern

verhindern, sie wird aber von

vielen Politikern und Expertinnen als einseitige

Grenzziehung – ohne Rücksicht auf

palästinensische Interessen – gesehen.

Die Mauer schlängelt sich auch mitten durch

Wohngebiete; sie ist bis zu fünf Meter hoch.

Seit 2003 wird an der Grenzmauer

Israels gearbeitet.

Dabei wird auch auf Palästinensergebiet

gebaut, um

die israelischen Siedlungen

dort zu schützen.

6 Überlegt gemeinsam,

welche Vor- und

Nachteile die Mauer hat.

PU

Entkolonialisierung und Dritte Welt

117


Wissen erweitern

Öl als Waffe – Krieg um Öl

Die Golfregion

7 Was hältst du von

einem Präventivkrieg?

Was wäre die

Folge, wenn alle Länder

so argumentieren

würden?

PU

1979 wurde die Islamische

Republik Iran

ausgerufen: Ajatollah

Khomeini hatte den

Schah (König) gestürzt

und begann nun, einen

strengen islamischen

Gottesstaat zu errichten.

Diese Wirren suchte

der irakische Staatschef

Saddam Hussein

zu nutzen: Irakische

Truppen sollten iranische

Erdölgebiete am

Persischen Golf erobern.

Unterstützt wurde

Hussein in diesem

ersten Golfkrieg (1980–1988) von den

USA, denn der Iran sah die USA und Israel

als seine Hauptfeinde an und unterstützte

immer wieder Terroraktionen.

Nach dem Ende dieses Krieges, der keinem

der Länder Vorteile oder Gebietsgewinne

brachte, begann Saddam Hussein

einen weiteren Krieg am Persischen

Golf. Der Irak griff das erdölreiche Kuwait

an. Diesmal standen die USA auf der anderen

Seite. In der westlichen Welt wurde

Hussein plötzlich als der größte Feind des

freien Westens dargestellt.

Zweiter Golfkrieg:

Irak gegen Kuwait

Der Westen und vor allem die USA hatten

großes wirtschaftliches Interesse an der

Eigenständigkeit Kuwaits, das zu den

wichtigsten Öllieferanten zählt. Also verfügte

die UNO 1990 die Befreiung Kuwaits

durch eine internationale Truppe

unter Führung der USA. Im zweiten

Golfkrieg wurde Kuwait rasch befreit

und der Irak mit schweren wirtschaftlichen

Sanktionen belegt, unter denen allerdings

das einfache Volk zu leiden hatte,

während Saddam Hussein und sein Clan

weiterhin in Luxus und Reichtum lebten.

Dritter Golfkrieg (2003)

2002 drohte der US-Präsident George W.

Bush (junior) erneut mit Krieg gegen den

Irak. Im Oktober 2002 erlaubte der US-

Kongress dem Präsidenten, dem Irak den

Krieg zu erklären. Damit begann eine

neue Art der Sicherheitspolitik, die den

Präventivkrieg (vorbeugenden Krieg) als

Verteidigung ansieht. Die USA rechtfertigten

den Krieg damit, dass sonst der

Gegner einen Krieg beginnen würde.

Im März 2003 marschierten US-Truppen

und ihre Verbündeten im Irak ein. Gegenüber

der eigenen Bevölkerung versuchte

die US-Regierung, den Krieg mit angeblichen

irakischen Massenvernichtungswaffen

sowie einer angeblichen Verbindung

mit der Terrorgruppe al-Qaida zu

begründen. Für beides gibt es bis heute

keine Belege. Im Krieg wurden die wichtigsten

Städte und die Infrastruktur des

Iraks zerstört. Noch im Jahr 2003 verkündete

Bush das Ende des Krieges und die

Errichtung einer US-amerikanischen Zivilregierung.

Es gelang jedoch nicht, damit

auch für Frieden und Sicherheit zu sorgen.

Tausende Tote sind auf beiden Seiten

zu beklagen. Ende 2006 gab Bush

erstmals zu, dass dieser Krieg „noch nicht

gewonnen ist“.

Fortdauernde Gewalt

Der irakische Diktator Saddam Hussein

war 2003 von den Amerikanern gefangen

genommen und der irakischen Übergangsregierung

übergeben worden. Diese

verurteilte Hussein zum Tod durch den

Strang. Das Urteil wurde im Jänner 2007

vollstreckt, was von vielen Irakern und

Irakerinnen bejubelt wurde. Aber es gibt

auch noch Anhänger und Anhängerinnen

des Diktators. Die Kämpfe dauern weiter

an.

Hoffnung brachte die Wahl des US-Präsidenten

Barack Obama, der Mitte 2009

die US-Truppen aus Bagdad abzog, bis

2012 aus dem ganzen Irak. Ob sich damit

allerdings die Lage entspannt, bleibt abzuwarten.

118 Entkolonialisierung und Dritte Welt


Kinder im Krieg

Während du diese Zeilen liest, stehen

weltweit schätzungsweise 200 000 Kinder

unter 15 Jahren unter Waffen: Kindersoldaten,

die an vorderster Front kämpfen

müssen. Jene, die nicht sterben, tragen

schwere psychische Schäden davon

und sind kaum mehr in die Gesellschaft

einzugliedern. Der 14-jährige Sheik aus

Sierra Leone wurde ausschließlich zum

Töten ausgebildet. Er erzählt: „Ich habe

nie gezählt, wie viele Menschen ich erschossen

habe. Mitleid gibt es nicht. Du

willst töten, denn das ist dein Auftrag –

töte deinen Feind!“

Aber nicht nur in Afrika werden Kinder

und Jugendliche als Soldaten missbraucht.

Der Iran etwa schickte gegen den Irak

bewusst 500 000 Kinder in den sicheren

Tod und missbrauchte sie zum Minensuchen:

Q

Die Mullahs (islamische Prediger)

erzählten uns wochenlang,

dass die Irakis kleine, dunkelhäutige

hässliche Menschen seien, die stinken

und selten beten. In Reih und Glied

schickten sie uns über ein riesiges, offenes

Wüstenfeld, das von den Irakern

mit tausend Minen gespickt war. Wie

Automaten schritten wir voran, bleich,

mit Angstschweiß auf der Stirn. Dann

eine Explosion, Fleischfetzen flogen

an mir vorbei, ein Kopf. Allein an diesem

Tag starben 1500 Kinder.

(Behrouzi, Reza: Ich habe keine

Tränen mehr, Wien 1994)

Das Geschäft mit den Minen

Personenminen werden in 44 Ländern

produziert, vor allem in China, den USA

und in Europa. Eine Mine kostet zwischen

3,60 $ und 580 $. Der Jahresumsatz weltweit

liegt bei ca. 73 Mio. Dollar. Besonders

grausam sind die Minen gegen die

Zivilbevölkerung, oft getarnt als Schuhpastadosen

oder gar als Spielzeug. Kinder,

die diese vermeintlichen Spielsachen

Kinder als Soldaten in Kambodscha

Minenopfer

berühren, werden zerfetzt. Auf diese Weise

wird die Zivilbevölkerung in Angst und

Schrecken versetzt.

Die Minen bleiben auch nach Kriegsende

eine enorme Gefahr. Weltweit sterben

täglich Menschen, oft Kinder, die beim

Holzsammeln oder Spielen auf „vergessene

Minen“ treten.

Weltweit liegen nach Schätzungen der

UNO noch immer 110 Millionen Landminen

in 63 Ländern vergraben. Besonders

viele Minen gibt es in Afrika und an den

asiatischen Schauplätzen des Kalten Krieges,

z. B. in Kambodscha, Vietnam oder

Afghanistan.

Landminen

Alle 20 Minuten wird

weltweit ein Mensch

durch eine Landmine

verletzt oder getötet.

Bisher haben 156 Staaten

die Ottawa Konvention

gegen Landminen

unterzeichnet,

jedoch noch nicht

die Hauptminenproduzenten

USA, China

und Russland.

(Stand August 2011)

NET:

Gemeinsam gegen

Landminen –

www.ggl-austria.at

Entkolonialisierung und Dritte Welt 119


Wissen erweitern

Das Internet verändert die Welt

Für Jugendliche ist das Internet bereits das wichtigste Medium geworden. Radio und

Fernsehen spielen im Alltag der meisten jungen Leute dagegen eine weniger wichtige

Rolle.

8 Lies dir den Text

zunächst überfliegend

durch. Notiere dir

einige Stichwörter, die

du dir dabei gemerkt

hast. Lies den Text dann

genau durch. Formuliere

gemeinsam mit deinem

Nachbarn oder deiner

Nachbarin fünf W-Fragen

an den Text. Beantwortet

sie gemeinsam.

HM

Q

Keine andere technische Errungenschaft

hat in diesem Jahrhundert

eine ähnliche Erfolgsgeschichte

und kein anderes Medium hat unsere

Gesellschaft so nachhaltig verändert.

Im Jahr 1969 wurde zwischen Stanford

und Los Angeles das erste funktionsfähige

Wide-Area-Network (WAN) eingerichtet,

in dem nicht mehr einzelne

Maschinen, sondern Netzwerke miteinander

verbunden waren. Der weitere

Ausbau dieses Netzwerks verlief

aber eher gemächlich und 1987 zählte

man gerade einmal 10 000 Nutzer.

Das Jahr 1991 war dann von entscheidender

Bedeutung. Das WWW-Konzept,

maßgeblich von Tim Berners-Lee

entwickelt, vereinfachte den Internet-

Zugang enorm. Das WWW (World Wide

Web) entpuppte sich als das einfachste,

effizienteste und flexibelste

Verfahren, um beliebige Informationen

zu veröffentlichen. Der Durchbruch

und die explosionsartige Verbreitung

des Internets setzten 1993 ein,

als Marc Andreessen sein Programm

Mosaic herausbrachte. Damit konnte

jeder Computerbenützer mit einem

einfachen Mausklick auf das Internet

zugreifen. Die Größe des Internets verdoppelte

sich von nun an alle 12 – 18

Monate.

aus: Die PRESSE/Spectrum, 3. 4. 1999

(gekürzt und vereinfacht)

9 Beantworte

folgende Fragen

zur Grafik.

In welchem Zeitraum

erfolgte der schnellste

Anstieg an Internetnutzerinnen

und -nutzern?

Warum, denkst du,

werden Europa, USA

und Japan gegenüber

dem Rest der Welt

hervorgehoben?

In welcher Region der

Welt wuchs die Internetnutzung

zwischen 2002

und 2010 am stärksten?

Warum könnte dies so

sein?

Was könnte der Grund

für das geringere Wachstum

in den anderen

Regionen sein?

Fasse deine Ergebnisse in

einem kurzen Merktext

zusammen.

HM/HF/HS

1600

1400

1200

1000

800

600

400

200

0

Zahl der Internetnutzer per Festnetz weltweit

Angaben in Millionen

604

Europa

USA

Japan

sonstige Länder

718

Jeder fünfte Mensch ist online

872

1038

1135

1229

1328

1421

1501

+19 %* +22 % +19 % +9 % +8% +8% +7% +6 %

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

*Wachstum der weltweiten Nutzerzahl

Quelle: BITKOM

120 Entkolonialisierung und Dritte Welt


FACEBOOK® oder der gläserne

Mensch der Zukunft

Mit der Nutzung des Internets entwickelten

sich Soziale Netzwerke, die besonders

bei Jugendlichen in aller Welt beliebt

sind. Ein Soziales Netzwerk ist eine lose

Verbindung von Menschen im Internet,

die dort miteinander kommunizieren,

Q

Aufruf zu mehr Freiheit

Der erste Tag der Internetkonferenz

re:publica in Berlin hat mit Warnungen

vor zentralisierten Plattformen

und vor allem Facebook begonnen und

geendet. Das Soziale Netzwerk ziele

nur darauf ab, Menschen lesbar zu machen,

meint Eben Moglen, Professor

für Recht und Geschichte an der Columbia

University. Facebook-Chef Mark

Zuckerberg nehme Geheimdiensten

viel Arbeit ab.

Noch im 20. Jahrhundert seien Menschen

für Informationen erpresst und

gefoltert worden, heute würden sie diese

freiwillig im Internet veröffentlichen

und vor allem Sozialen Medien

anvertrauen.

sich über gemeinsame Interessen austauschen

und Inhalte erstellen bzw. teilen.

Das größte Soziale Netzwerk mit geschätzten

800 Millionen Mitgliedern ist Facebook.

Es wurde 2004 von Marc Zuckerberg

gegründet. Begeisterung für und

Kritik an Facebook halten sich aber inzwischen

die Waage.

„Wir wurden als Konsumenten von

Medien erzogen, nun konsumieren diese

Medien uns“, beschrieb er den Mechanismus

von Facebook, über „Likes“

und Links sowie gezielte Cookies möglichst

viel über die eigenen Nutzer und

auch alle anderen Internetnutzer herauszufinden.

Die Nutzer würden verfolgt, überwacht

und ihre künftigen Vorlieben und Aktivitäten

vorhergesagt.

Das liege nicht zuletzt an einem Konstruktionsfehler

des Internets, das Anonymität

nicht kenne, weil im Grunde

alles nachverfolgt werden könne.

Das Durchforsten von Daten nach bestimmten

Verhaltensmustern und Auffälligkeiten

funktioniere im Guten wie

im Schlechten, so der Professor aus

den USA.

aus: http://orf.at/stories/2118404/2118408/, 3. 5.

2012, gekürzt und vereinfacht

10 Lies den Text genau

und beantworte

folgende Fragen:

Welche Kritikpunkte

werden geäußert?

Notiere dir einige

Stichwörter dazu.

Wie beurteilst du die

Vorteile und Gefahren

von Facebook aus eigener

Erfahrung? Notiere

dazu ebenfalls einige

Stichwörter (Schlüsselwörter).

Sprich mit deiner Nachbarin/deinem

Nachbarn

über deine Beurteilung.

Verfasse eine kurzen

Text, in dem du deine

Zustimmung oder Ablehnung

der Argumente

von Professor Moglen

begründest! PU/PH

11G

Gruppenarbeit:

Wie nutzt du selbst das Internet? Notiere

dir eine Woche lang, wie viel Zeit du

im Internet verbringst und was du dort wie

lange machst (Informationen suchen, Musik

hören, Kontakte pflegen …). Berechne

dann die Summen für die verschiedenen

Tätigkeiten. Zeichne aufgrund deiner Daten

eine einfache Grafik (z. B. ein Kreis- oder

Säulendiagramm). Vergleiche deine Grafik

in der Gruppe mit den Angaben von Mitschülerinnen

und Mitschülern. Besprecht

Unterschiede und Ähnlichkeiten in der Internetnutzung.

PH

Cookies:

Dateien, die Internetanbieter

auf der Festplatte

der Nutzerinnen

und Nutzer ablegen, um

diese zu identifizieren.

Entkolonialisierung und Dritte Welt

121


Sichern und Wissen

1945

Gründung

der UNO

1947

Unabhängigkeit

Indiens

Österreich ist besetzt

Entkolonialisierung in Afrika und Asien

Vietnamkrieg

Kalter Krieg

1948 1949 1950 1952

1955

1960

1964

1967

1970

1973

Gründung

Begriff

Afrikanisches

Sechs-Tage-

Israels

„Dritte Welt“

Jahr

Krieg

1975

Zusammenfassung

Entkolonialisierung und geteilte Welt

Die Ausbeutung der Kolonien durch die Europäer hatte Europa bis

zum Ende des Zweiten Weltkrieges mehr Produktionsstätten, Waren

und Kapital gebracht, gleichzeitig jedoch die Entwicklung Afrikas

und Asiens gehemmt. In den 1960er-Jahren gab – auch auf

Druck der UNO und aufgrund immer stärker werdender Widerstandsbewegungen

– Europa seine Kolonien auf. Viele der neuen

freien Staaten blieben aber weitgehend von den ehemaligen Kolonialherren

abhängig. Nach wie vor besitzen die reichen Länder

der Nordhalbkugel 80 % des Weltvermögens.

Pulverfass Nahost

1948 entstand in Palästina der Staat

Israel. Dies ging jedoch auf Kosten der

ansässigen Araber und Araberinnen,

die in mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen

vertrieben wurden.

Terror und Widerstand der Palästinenser

waren die Folge. Gewaltbereite

Gruppen auf beiden Seiten verhinderten

bislang einen dauerhaften Frieden.

1994 erhielten die Palästinenser und

Palästinenserinnen autonome Gebiete

um die Hauptstadt Jericho, wo sie

selbstständig leben können. Diese Autonomie

wird allerdings immer wieder

durch israelische Angriffe gestört. Die

israelische Armee dringt in diese Gebiete

ein, weil radikale Palästinenser und

Palästinenserinnen nach wie vor Terroraktionen

gegen Israel durchführen. So

dreht sich die Spirale der Gewalt ständig

weiter.

Probleme der Dritten Welt

Vielen Ländern der Dritten Welt gelang

es nicht, ihre Wirtschaft auf die

eigenen Bedürfnisse umzustellen. Außerdem

wurden viele in den Kalten

Krieg hineingezogen, indem sie Waffenlieferungen

der Supermächte annahmen,

um gegen Nachbarländer zu

kämpfen. Die von den Europäern willkürlich

gezogenen Grenzen wiederum

waren Anlass für zahlreiche Bürgerkriege.

Korrupte Regierungen verhinderten

ebenso einen Aufschwung. Armut und

Krankheit, aber auch das schnelle Bevölkerungswachstum

sind die größten

Probleme der Dritten Welt. Die hohe

Verschuldung gegenüber der Ersten

Welt verhindert eine Verbesserung aus

eigener Kraft.

Tipp: Nachrichtensendung/

Wochenschau gestalten

Beachtet eine Woche lang die Medienberichte

zu den Themen dieser Seite.

Sammelt Informationen und stellt eine

Wochenschau zusammen, die ihr

filmt. Fertigt auch Schautafeln an

und sammelt passende Bilder.

NET:

www.palaestinaonline.de

www.embassies.gov.il/vienna

122 Entkolonialisierung und Dritte Welt


Österreich: Zweite Republik

1980

Erster Golfkrieg (Iran/Irak)

Europäische Union

1988 1989 1990 1991 1993 2000

2003

Ende der

Grenzmauer

Apartheid in

Israels

Südafrika

2010

Zur Wiederholung

Kolonien

Entwicklungsländer

gewaltloser Widerstand

Intifada

Apartheid

1 Die nebenstehenden

Begriffe solltest

zu erklären können. HS

Apartheid, 1/3 der Bevölkerung leidet

an AIDS, seit 1990 freie Wahlen

gewaltloser Widerstand, Hindus und

Muslime, Pakistan, Indien, Kolonie

Großbritanniens

Yassir Arafat

Mahatma Gandhi

Nelson Mandela

Jerusalem, Sechs-Tage-Krieg 1967,

Flüchtlingsproblematik, Intifada, Westjordanland,

israelische Siedlungspolitik

2 Ordne die Namen

den passenden

Kästchen zu. HS

3 Versuche mithilfe

der Stichwörter, die

Geschichte der Länder

Südafrika, Indien und

Israel zu wiederholen.

HS

Der Israel-Palästinenser-Konflikt

4 Kreuze die falschen

Aussagen an und

korrigiere sie. HS

Aussage r/f Korrektur

Als Begründer der zionistischen Bewegung, die einen

jüdischen Staat forderte, gilt Theodor Scherzl.

Die Tatsache, dass die Juden und Jüdinnen lange über den

gesamten Erdball verstreut lebten, bezeichnet man als Hisbollah.

Im Ersten Weltkrieg versprach Großbritannien sowohl den

Arabern als auch den Juden einen eigenen Staat.

Israel dehnte im Sechs-Tage-Krieg 1997 sein Gebiet weit

über die von der UNO zugestandenen Grenzen hinaus aus.

Den palästinensischen Widerstand bezeichnet man als Intifada. Außerdem

verübten die Palästinenser/innen zahlreiche Terroranschläge.

Ein großes Problem für Friedensverhandlungen

ist der Straßenbau der Israelis im Westjordanland.

Entkolonialisierung und Dritte Welt 123


Sichern und Wissen

Entkolonialisierung

5 Beantwortet die Fragen bzw. ergänzt die Sätze und füllt das Kreuzworträtsel

aus (ihr könnt das Buch verwenden, um die Antworten zu finden).

Die rosa umrandeten Felder ergeben ein Lösungswort.

HS

1. In diesem Land fand 2010 die Fußballweltmeisterschaft

statt.

2. Dieser afrikanische Politiker kämpfte jahrzehntelang

um die Gleichberechtigung zwischen

Weißen und Schwarzen: Nelson …

3. Bezeichnung für die offizielle „Rassentrennung“

in Südafrika bis 1991.

4. Dieser muslimische Staat entstand durch

Abspaltung von Indien.

5. Dieses Grenzgebiet zu Syrien besetzten die

Israelis 1967. Bis heute sichern dort UNO-

Truppen den Frieden.

6. Die drei monotheistischen Weltreligionen

sind das Judentum, das Christentum und

der …

7. Radikale palästinensische Widerstandsgruppe

mit großem Einfluss im Gazastreifen.

8. Er erkämpfte mit seinem gewaltlosen Widerstand

die Unabhängigkeit Indiens.

9. Dieses arabische Land wurde wegen seiner

Erdölvorkommen 1990 vom Irak besetzt

und von den USA befreit.

10. Auf diesem Kontinent erlangten in den

60er-Jahren zahlreiche Kolonien ihre Unabhängigkeit.

11. Die Kriege ums Erdöl bezeichnet man aufgrund

der Lage der betroffenen Länder am

Persischen Golf auch als …

12. Den Widerstand der Palästinenser gegen

Israel, das „Abschütteln“, bezeichnet man

als …

13. Von Israel besetztes Palästinensergebiet an

der Grenze zu Ägypten.

14. In diesem Land gelang es Gandhi, Muslime

und Hindus zum Widerstand gegen Großbritannien

zu verbünden.

15. Er führte Krieg gegen den Iran (1980–1988),

gegen Kuwait (1990) und wurde schließlich

2003 von den USA angegriffen: Saddam …

16. Die Palästinenser begingen während ihres

Widerstandskampfes auch in Europa Verbrechen

gegen unschuldige Menschen, sogenannte

17. Die religiöse Hauptstadt der Juden und

Moslems ist …

18. Sie glauben an die Wiedergeburt und bilden

die größte religiöse Gruppe Indiens:

19. Dieses Land versprach den Palästinensern

im Ersten Weltkrieg die Gründung eines

eigenen Staates:

3

7

9

13

15

1

2

4

5

6

8

10

11

12

14

16

17

18

19

Lösungswort:

Erkläre den Begriff mit eigenen Worten:

124 Entkolonialisierung und Dritte Welt


Europa auf dem Weg zur Einheit

Die Einigung Europas gleicht dem

Versuch, ein Omelett zu backen,

ohne Eier zu zerschlagen.

Paul Lacroix (1806–1884), frz. Schriftsteller

125


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1951

1955

Montanunion

WAPA

1957

EWG

1960

EG

1961

Berliner

Mauer

1970

Die Idee vom geeinten Europa

1

G

Gruppenarbeit:

Was sagen die Karikaturen

über das Verhältnis

der europäischen

Länder untereinander

aus? Beachtet, wann sie

entstanden sind. HM/HS

2 Gibt es so etwas wie

„typisch österreichisch“,

„typisch deutsch“

etc.? Sammelt bestehende

nationale Vorurteile. PS

Nationalistische Propaganda während des

Ersten Weltkriegs

Satirische Karte Europas, um 1870/71

Schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg,

1923, gründete der Österreicher Coudenhove-Kalergi

die Paneuropa-Bewegung.

Seine Forderung, einen europäischen

Staatenbund zu gründen, fand aber keinen

Widerhall. Erst nach dem Zweiten

Weltkrieg erkannten die europäischen

Staatsmänner die politische und friedensstiftende

Größe dieser Idee: 1949 wurde

in Straßburg von zehn Staaten der Europarat

gegründet. Der Europarat erlangte

jedoch nie großen politischen Einfluss.

Ausnahmen sind die Europäische Menschenrechtskonvention

1950 und die Errichtung

des Europäischen Gerichtshofes

in Straßburg, an den sich alle Bürgerinnen

und Bürger der Mitgliedsländer wenden

können, wenn sie ihre Menschenrechte

(Presse-, Meinungs-, Religionsfreiheit

etc.) vom Staat verletzt sehen.

Erschwert wurde die Verwirklichung eines

geeinten Europas nach dem Zweiten

Weltkrieg durch den Kalten Krieg, die Teilung

Europas in West und Ost. Während

der Osten an die UdSSR gebunden war,

bemühte man sich im Westen bald um

länderübergreifende Zusammenarbeit.

So entwickelte sich die EU aus einer anfänglich

rein wirtschaftlichen Zusammenarbeit

westlicher Länder, die vor allem

durch die „vier Freiheiten des Verkehrs“

gekennzeichnet war, zu einer politischen

Einheit. (vgl. S. 127) Bereits seit 1967 besitzt

das Bündnis (damals noch EG) folgende

gemeinsame Organe:

• Europaparlament,

• Europäischer Ministerrat,

• Europäische Kommission,

• Europäischer Gerichtshof.

Selbst- und Fremdbild in

der Karikatur. Die Karikatur

thematisiert französische

Vorurteile über Deutsche

(oben) und umgekehrt (unten).

126 Europa auf dem Weg zur Einheit


Europäische Union

Österreich: Zweite Republik

1980 1985

Gorbatschow:

Glasnost und

Perestroika

1989 1990

Fall der

Berliner

Mauer

1993

EU

1995

EU­Beitritt

Österreichs

2000 2002

Einführung

des EURO

2004

1. EU­Osterweiterung

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

Vom Wirtschaftsbündnis zur Europäischen Union

Die angestrebte Zusammenarbeit in Europa fand ihre erste Umsetzung 1951 in der

Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion): Die

sechs Gründerstaaten Deutschland, Italien, Frankreich und die Benelux-Länder (Belgien,

Niederlande, Luxemburg) erhofften sich davon wirtschaftliche Vorteile; politisch

blieben die einzelnen Länder unabhängig.

1951

1957 erweiterten die sechs ihre Zusammenarbeit

mit der Gründung der

Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft

(EWG) durch den wirtschaftlichen

Zusammenschluss innerhalb

einer Zollunion.

Ebenfalls 1957 wurde die Europäische

Atomgemeinschaft (EURATOM) gegründet,

um die Forschung im Bereich

der Atomenergie zu vereinheitlichen.

1957

Parallel zur EWG entstand die

Europäische Freihandelsassoziation

(EFTA), deren

Mitglieder einander mit gegenseitigen

Handelserleichterungen

unterstützten. Mitglieder

waren Österreich, die

Schweiz, Schweden, Dänemark,

Portugal, Großbritannien,

später auch Finnland,

Island und Liechtenstein.

Die drei Teilgemeinschaften bezeichnet man ab

1960 als Europäische Gemeinschaft (EG), der

immer mehr europäische Staaten beitraten.

Ab 1993 nennt man die Gemeinschaft Europäische

Union (EU). Nach und nach traten einige

Staaten der EFTA der EG bzw. EU bei. Österreich

trat 1995 der EU bei. Nach dem Ende des Kalten

Krieges kam es auch zur EU-Erweiterung Richtung

Osten. Mit der zweiten Osterweiterung 2007 (Rumänien,

Bulgarien) erreichte die EU 27 Mitgliedsstaaten.

1960

1993

Die Europaflagge zeigt einen Kranz aus zwölf

goldenen, fünfzackigen Sternen auf blauem

Hintergrund. Die Zahl Zwölf ist das Symbol für

Vollkommenheit und Einheit. Unabhängig von

der Anzahl der Mitglieder bleibt die Anzahl der

Sterne immer gleich.

Länder der EU, 2009

Europa auf dem Weg zur Einheit 127


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1951

1955

Montanunion

WAPA

1957

EWG

1960

EG

1961

Berliner

Mauer

1970

Die Organisation der EU

Freier Personenverkehr

• Wegfall von Grenzkontrollen

• Harmonisierung der Einreise-,

Asyl-, Waffen- und Drogengesetze

• Niederlassungs- und Beschäftigungsfreiheit

für EU-Bürger/innen

• verstärkte Außenkontrollen

Freier Dienstleistungsverkehr

• Liberalisierung der Finanzdienste

• Harmonisierung der Bankenund

Versicherungsaufsicht

• Öffnung der Transport- und

Telekommunikationsmärkte

*) Steuerharmonisierung: Angleichung

der verschiedenen Steuersysteme innerhalb

der EU, um den Handel zu erleichtern

und für Wettbewerbsgleichheit zu sorgen

3 Wie viele der 736 Sitze im EU­Parlament

stehen Österreich zu? (www.europarl.

europa.eu/members.do?language=DE)

Welchen Parteien gehören die österreichischen

EU­Abgeordneten derzeit an? PS

Freier Warenverkehr

• Wegfall von Grenzkontrollen

• Harmonisierung oder gegenseitige

Anerkennung von

Normen und Vorschriften

• Steuerharmonisierung *)

Freier Kapitalverkehr

• größere Freizügigkeit für Geldund

Kapitalbewegungen

• Schritte zu einem gemeinsamen

Markt für Finanzleistungen

• Liberalisierung des

Wertpapierverkehrs

Die „Vier Freiheiten der EU“

27 Kommissäre bzw.

Kommissärinnen (aus jedem

Mitgliedsland eine/r)

Organisationen der EU

27 Regierungschefs bzw.-chefinnen

und ihre Außenminister/innen

Politische Bildung

Das Europäische Parlament

Das Parlament der EU ist die demokratische

Vertretung der EU-Bürgerinnen

und -Bürger. Die insgesamt 736 Abgeordneten

werden alle fünf Jahre gewählt.

Bei EU-Wahlen geben die österreichischen

Wahlberechtigten ihre

Stimme einer der heimischen Parteien,

welche die Kandidat/innen für das EU-

Parlament aufstellen. Die Kandidat/innen

der verschiedenen Parteien werden

dann dem Wahlergebnis entsprechend

als Abgeordnete ins EU-Parlament

entsandt.

Die Aufgaben des Parlaments:

• Gesetzgebung: Beschluss von Gesetzen

gemeinsam mit dem EU-Rat

• Haushaltsplanung: Entscheidung,

wofür das Geld in der EU ausgegeben

wird

• Kontrolle: Kontrolle der Europäischen

Kommission

128 Europa auf dem Weg zur Einheit


Europäische Union

Österreich: Zweite Republik

1980 1985

Gorbatschow:

Glasnost und

Perestroika

1989 1990

Fall der

Berliner

Mauer

1993

EU

1995

EU­Beitritt

Österreichs

2000 2002

Einführung

des EURO

2004

1. EU­Osterweiterung

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

Der Vertrag von Maastricht

Mit dem Vertrag von Maastricht 1993

baute die EU die wirtschaftliche Zusammenarbeit

im Binnenmarkt weiter aus, indem

die Einheitswährung – der Euro – eingeführt

wurde. 2002 ersetzte der Euro in

damals 12 von 15 Mitgliedsstaaten die jeweilige

Landeswährung. Außerdem wurde

in Maastricht der Ausbau der EU zu einer

politischen und militärischen Union

beschlossen. Dies bedeutet, dass die einzelnen

Mitgliedsstaaten Kompetenzen an

die EU abgeben müssen. Immer mehr Entscheidungen

werden in Brüssel getroffen

– eine Tatsache, die von einigen Bürgerinnen

und Bürgern als Einschränkung der

staatlichen Eigenständigkeit gesehen wird.

Gleichzeitig tut sich die EU schwer, ihre

Ideen und Forderungen gegenüber Nichtmitgliedern

durchzusetzen. Daher war sie

bisher nicht in der Lage, den Frieden in

Europa (außerhalb der EU) zu sichern. Ein

Beispiel dafür war der Krieg in Ex-Jugoslawien.

Die Gründung eines militärischen

Bündnisses scheiterte auch daran, dass viele

EU-Mitglieder auch NATO-Mitglieder

sind und dort die USA ihre führende Rolle

nicht verlieren will.

EU-Osterweiterung

Nach dem Zerfall des Ostblocks strebten

viele ehemalige Volksdemokratien bzw.

Teilrepubliken der UdSSR in die wirtschaftlich

starke EU. Russland musste dies

akzeptieren und so traten 2004 neben

Malta und Zypern die ehemaligen Ostblockstaaten

Estland, Lettland, Litauen,

Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und

Slowenien der EU bei; 2007 folgten Rumänien

und Bulgarien.

Der Beitritt von Ländern des ehemaligen

Jugoslawien verzögerte sich (mit Ausnahme

Sloweniens) aufgrund des Krieges und

seiner Folgen. Der Beitritt Kroatiens ist für

1. Juli 2013 vorgesehen, Kandidatenstatus

haben Makedonien, Serbien und Montenegro,

außerhalb Ex-Jugoslawiens Island

und die Türkei.

1. Säule:

Europäische

Gemeinschaft

Zollunion

Binnenmarkt

gemeinsame

Agrarpolitik

Strukturpolitik

Wirtschaftsund

Währungsunion

Gemeinsamkeit

EUROPÄISCHE UNION

2. Säule:

gemeinsame

außenpolitische

Standpunkte

und Aktionen

Gemeinsame

Außen- und

Sicherheitspolitik

Friedenserhaltung

Hilfe für

Drittstaaten

Abrüstung

enge

Zusammenarbeit

Der Vertrag von Maastricht formulierte die drei

Hauptaufgaben der Union: die drei Säulen der

EU. In bestimmten Bereichen beabsichtigen

die Mitgliedstaaten, die legislative und exekutive

Gewalt auf die Organe der EU zu übertragen.

Dies betrifft vor allem die Säule 1.

Auf den Gebieten der Säulen 2 und 3 wurde

inhaltliche Zusammenarbeit beschlossen,

für die Gesetzgebung bleiben aber weiterhin

die nationalen Parlamente zuständig.

3. Säule:

Abstimmung in

der Innen- und

Rechtspolitik

Asylpolitik

Außengrenzen

langfristig: europäische

Sicherheitsordnung

Einwanderungspolitik

Kampf gegen

Drogenabhängigkeit

Bekämpfung von

organisiertem

Verbrechen

Abstimmung

4

G

Gruppenarbeit:

Interpretiert die

Karikatur. HM/PM

Vorwärts – auf dem Weg zum Binnenmarkt

(Karikatur 1989)

Europa auf dem Weg zur Einheit 129


1980

Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

1985

Gorbatschow:

Glasnost und

Perestroika

5

G

Gruppenarbeit:

Diskutiert über die

Frage: Wie soll sich die

EU weiterentwickeln –

wachsen oder isolieren?

Gibt es Alternativen?

PM/PH

6

G

Gruppenarbeit:

Versucht, mit einem

praktischen Beispiel zu erklären,

was „qualifizierte

Mehrheit“ bedeutet.

Bestimmt die Bevölkerungszahlen

der einzelnen

Staaten. Wie viele Staaten

ergeben zumindest 55 %

aller Mitgliedsstaaten?

Welche Staaten können

miteinander über 65 % der

EU­Bevölkerung stellen?

Findet ihr diese Abstimmungsmethode

gerecht?

Werden kleine Länder wie

Österreich bevorzugt oder

benachteiligt? PH/PS/PU

Streitfall Türkei

Österreich: Zweite Republik

1989 1990

Fall der

Berliner

Mauer

1993

EU

1995

EU­Beitritt

Österreichs

2000 2002

Einführung

des EURO

Seit 2005 werden Beitrittsverhandlungen

mit der Türkei geführt. Dies sorgt in Österreich

und in anderen EU-Ländern für

Diskussionen. Das beginnt schon mit der

Frage, ob die Türkei überhaupt zu Europa

gehört, liegt doch ein Großteil des

Landes auf dem asiatischen Kontinent.

Gegner und Gegnerinnen eines Beitritts

der Türkei führen auch immer wieder

Menschenrechtsverletzungen und die

Unterdrückung der Kurden und Kurdinnen

in der Türkei an. Befürworter und

Berfürworterinnen halten dem entgegen,

dass die Türkei seit 500 Jahren ein wesentlicher

Bestandteil der europäischen

Kultur ist, sich selbst als europäisch charakterisiert

und westeuropäisch orientiert

ist. Außerdem eröffne sich mit der Türkei

ein Markt von über 70 Millionen Menschen.

Letztendlich geht es um die Frage, ob die

EU „eine Mauer errichten“ soll, um den

eigenen Wohlstand nicht teilen zu müssen,

oder ob eine Ausweitung angestrebt

werden soll, die zwar den Frieden sichern

und große Chancen für die Zukunft bedeuten

würde, andererseits aber auch

das Teilen unseres Wohlstandes erfordert.

Nach dem Schengener Abkommen von 1985

(in Kraft seit 1995) wird die Metapher „Festung

Europa“ für die Abgrenzung dieses gemeinsamen

Binnenraums verwendet, sowohl im Zusammenhang

mit dem Thema EU-Erweiterung

als auch mit dem Thema Flüchtlinge und Asyl.

Das Schengen-Abkommen sieht die strenge

Sicherung der EU-Außengrenzen vor.

Europäische Union

2004

1. EU­Osterweiterung

2007

2. EU­Osterweiterung

Der Vertrag von Lissabon

Mit der EU-Osterweiterung, die nahezu

eine Verdoppelung der Mitglieder bewirkte,

stieß die Verwaltung der EU an

ihre Grenzen. Beim EU-Gipfel in Lissabon

2007 wurden daher Änderungen der bisherigen

Verträge beschlossen. Ziel war

es, die EU demokratischer zu machen, also

den Bürgerinnen und Bürgern mehr

Mitsprache einzuräumen, was vor allem

mit einer Stärkung des EU-Parlaments erreicht

werden soll. Im Bereich der Verwaltung

ging es vor allem darum, dass diese

in der bisherigen Form (für 15 Mitglieder)

nicht mehr für 27 Mitglieder ausreichte.

Neuerungen durch den Lissabon-

Vertrag

Die Kompetenzen des direkt gewählten

Europäischen Parlaments in Bezug auf die

Gesetzgebung, den Haushalt (das Budget)

und internationale Übereinkommen

wurden erweitert.

Der Vertrag sah erstmals die Möglichkeit

zum Austritt eines Mitgliedstaates aus der

Union vor.

Die Möglichkeit einer europaweiten Bürgerinitiative

wurde eingeführt.

Die Abstimmungsregeln wurden dem

neuen Mitgliederstand von 27 angepasst.

Ab 2014 muss bei der Entscheidungsfindung

keine Einstimmigkeit mehr erreicht

werden, sondern nur eine sogenannte

qualifizierte Mehrheit. Diese ist dann erreicht,

wenn zumindest 55 % aller Mitgliedsstaaten,

die gemeinsam allerdings

65 % der europäischen Bevölkerung ausmachen

müssen, zustimmen.

Auf der Grundlage des Vertrags von Lissabon

wird erstmals ein Präsident/eine

Präsidentin des Europäischen Rates gewählt.

Seine/ihre Amtszeit beträgt zweieinhalb

Jahre.

Für eine einheitliche EU-Außenpolitik

wurde ein neues Amt eingeführt: der

„Hohe Vertreter“ der Europäischen Union

für die Außen- und Sicherheitspolitik,

gleichzeitig Vizepräsident/-präsidentin

der Europäischen Kommission.

2010

130 Europa auf dem Weg zur Einheit


.

Wissen erweitern

Wo liegt Europa?

Die „Türkeifrage“ wirft immer wieder die

Frage auf, wo überhaupt Europa endet

bzw. anfängt. Grenzen sind ja mehr oder

weniger willkürlich. In der jüngeren Geschichte,

während des Kalten Krieges,

definierte man Europa gerne als Westeuropa

(demokratisch, USA-orientiert,

kapitalistisch) einerseits und als Osteuropa

andererseits. Dort verliefen die Grenzen

zu Asien sozusagen fließend. In der

Geographie gilt der Ural als Grenze zwischen

Asien und Europa; diese Grenze

teilt aber Russland entzwei, ist also politisch

und wirtschaftlich nicht wirklich

brauchbar.

Nach dem Zerfall des Ostblocks stellte

sich im Zusammenhang mit der EU-Osterweiterung

vermehrt die Frage nach der

Grenze Europas. Sind Kultur, Religion,

Wirtschaft, Herrschaftsformen, Hautfarbe

der Bewohnerinnen und Bewohner

usw. Merkmale, mithilfe derer man Europa

begrenzen kann?

Es gibt viele Institutionen und Organisationen,

die sich als „europäisch“ bezeichnen

(z. B. die European Space Agency

ESA, die Union of European Football Associations

UEFA, die European Film Academy

EFA u. v. m.). Je nach Interessen

und Zielen haben sie unterschiedliche

Europabilder.

Jenissej

7

G

Gruppenarbeit:

Sammelt Argumente

zu folgenden Diskussionsthemen.

• EU-Beitritt der Türkei

• Ist das UEFA-Mitglied

Israel als EU­Mitglied

denkbar?

• Das Mittelmeer war in

der Geschichte bis ins

Mittelalter ein wirtschaftlich

verbindendes

Element. Ist eine Eingliederung

Marokkos

denkbar?

• Welche Grenzen sind

„unüberwindbar“ –

religiöse, wirtschaftliche,

kulturelle?

• Welche der Länder

Ukraine, Weißrussland,

Irak, Israel, Ägypten

können eurer Meinung

nach nie zu Europa

gehören? Begründet

eure Meinung. PM/PH

Ob

O

ATLANTISCHER

OZEAN

D o na u

Dnjepr

MITTELLÄNDISCHES MEER

Nil

. .

.

Wolga

Don

SCHWARZES MEER

.

.

Wolga

Uralgebirge

Ural

Irtys

8

G

Gruppenarbeit:

Beschafft euch

mithilfe des Buches und

der im Kapitel angegebenen

Internetadressen

die nötigen Informationen,

um folgende

Aufgaben zu lösen:

• Trage ein „€“ in jene

Länder ein, die zur

Euro­Zone gehören.

• Markiere die EU-Länder

blau.

• Welche Länder sind

Mitglieder im 1949 gegründeten

Europarat?

Markiere die entsprechenden

Länder mit

einem Kreuz.

• Markiere jene Länder,

die zur UEFA gehören,

mit roten Linien.

• Welche bis jetzt noch

nicht markierten Länder

sind Mitglieder der

EBU (European Broadcasting

Union)?

Markiere sie hellblau.

PM/PH

Europa auf dem Weg zur Einheit 131


Politische Bildung

Ich gestalte mit

In der EU gibt es seit Jänner 2009 (Inkrafttreten

des Lissaboner Vertrages) die Möglichkeit

einer Volksabstimmung. Innerhalb

Österreichs haben die Bürgerinnen

und Bürger mehrere Möglichkeiten, abgesehen

von den Wahlen die Politik mitzugestalten.

Bürgerinitiative: Das Wort „Initiative“

bedeutet „den Anstoß zu einer Handlung

geben“. Personen, die ein gemeinsames

politisches Ziel haben (z. B. Bau einer Ortsumfahrung),

schließen sich zusammen

und versuchen, die politisch Verantwortlichen

auf ihr Anliegen aufmerksam zu

machen. Meistens veranstalten sie Demonstrationen

und sammeln Unterschriften

für ihr Anliegen.

Volksabstimmung: Der Staat lässt die

wahlberechtigten Bürger und Bürgerinnen

über eine konkrete Frage abstimmen.

Der Nationalrat muss sich an das Ergebnis

halten. Bisher wurden in Österreich

zwei Volksabstimmungen durchgeführt.

1978 stimmten die Österreicherinnen

und Österreicher gegen die Inbetriebnahme

des Atomkraftwerkes in Zwentendorf.

Dieses „Nein“ prägt die österreichische

Energiepolitik bis heute. 1994 beantwortete

die Bevölkerung die Frage des Beitritts

zur EU mit „Ja“.

Volksbefragung: Will der Nationalrat die

Meinung der Bevölkerung zu einem bestimmten

Thema oder Gesetzesvorschlag

herausfinden, kann er sie dazu befragen.

Das Ergebnis der Befragung ist für den

Nationalrat nicht bindend.

Volksbegehren: Im Unterschied zu Volksabstimmung

und Volksbefragung wird

hier nicht der Staat aktiv, sondern die Bevölkerung.

Der Begriff „Volksbegehren“

bedeutet den dringlichen Wunsch der Bevölkerung

nach einer bestimmten Maßnahme.

Ein Volksbegehren kann auf drei Arten

gestartet werden:

1. Man sammelt ca. 10 000 Unterschriften

von österreichischen Staatsbürgerinnen

und -bürgern.

2. Man wird von acht Nationalratsabgeordneten

unterstützt.

3. Man wird von je vier Landtagsabgeordneten

aus drei Bundesländern unterstützt.

Ist dies geschafft, braucht man 100 000

Unterschriften oder ein Sechstel der Wahlberechtigten

dreier Bundesländer, damit

sich das Parlament mit dem Volksbegehren

beschäftigt. Allerdings kann die parlamentarische

Mehrheit die Forderungen

ablehnen.

Tipp: Alle Volksbegehren seit 1945 findest

du auf der Website des Innenministeriums:

www.bmi.gv.at.

1945

Gründung

der

UNO

9 Welche Möglichkeiten

der politischen

Mitgestaltung hast

du als österreichischer

Staatsbürger oder österreichische

Staatsbürgerin?

Kreuze die zutreffenden

Aussagen an. PS

Durch die Wahl einer bestimmten Partei beeinflusse ich die künftige Politik.

Als Mitglied einer Bürgerinitiative kann ich auf Probleme hinweisen.

Durch meine Teilnahme an Demonstrationen kann ich überhaupt nichts bewirken.

Wenn ich ein Volksbegehren unterschreibe, zeige ich, dass ich mitbestimmen kann

und will.

Auf politische Mängel dürfen nur Abgeordnete zum Parlament aufmerksam machen.

Ich habe das Recht, zu politischen Themen meine eigene Meinung zu vertreten,

und ich kann sie auch öffentlich äußern, z. B. indem ich einen Leserbrief an die

Zeitung schreibe.

Als wahlberechtigter Staatsbürger/wahlberechtigte Staatsbürgerin kann ich selbst

ein politisches Amt anstreben und mich der Wahl stellen.

132 Europa auf dem Weg zur Einheit


Sichern und Wissen

Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Österreich ist besetzt

Europäische Gemeinschaft

Österreich: Zweite Republik

Europäische Union

1945

Gründung

der

UNO

1949 1950 1951 1955

Gründung

der

NATO

Montanunion

WAPA

1957

EWG

1960 1961

EG Berliner

Mauer

1970

1980 1985

Gorbatschow:

Glasnost und

Perestroika

1989

Fall der

Berliner

Mauer

1990 1993 1995

2000

EU EU­Beitritt

Österreichs

2002

Einführung

des

EURO

2004

1. EU­

Osterweiterung

2007

2. EU­

Osterweiterung

2010

Zusammenfassung

Europaidee

Der Österreicher Coudenhove-Kalergi

trat nach dem Ersten Weltkrieg mit seiner

Vision von einem geeinten Europa

an die Öffentlichkeit, aber erst unter

dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges

wurde die Größe seiner Idee erkannt.

Von der Montanunion zur EU

Aus der wirtschaftlich motivierten Zusammenarbeit von sechs europäischen

Staaten wurde 1951 eine Wirtschaftsgemeinschaft

(Montanunion), der sich ab 1957 weitere europäische Länder anschlossen

(EWG, EG). 1993 wurde beschlossen, die wirtschaftliche

Zusammenarbeit auch auf Politik und Verteidigung auszudehnen.

Österreich ist seit 1995 Mitglied der EU. Seit den Osterweiterungen

2004 und 2007 hat die EU 27 Mitglieder.

Zur Wiederholung

Q

Türkei-Beitritt:

Pro und Kontra

Ausreichend europäisch?

Kontra: Anderer Kulturkreis. Der EU­Beitritt

der Türkei würde aus der Einigung Europas

ein eurasisches Großraumprojekt machen,

dessen größter Mitgliedsstaat einem

anderen Kulturkreis angehört, sagen die

Skeptiker und Skeptikerinnen.

Pro: Heuchelei. Der ehemalige österreichische

Spitzendiplomat Albert Rohan sieht

dies anders: „Es darf keinen Krieg mehr geben,

eine enge wirtschaftliche Verflechtung

verhindert ihn. Und natürlich geht es

allen Beitrittsgegnern um die Religion. Wer

das leugnet, heuchelt.“

Erhöhte Sicherheit?

Kontra: Neue Konflikte für EU. Durch

einen Beitritt der Türkei würde die EU in

die Konflikte des Nahen Ostens hineingezogen.

Immerhin hat die Türkei eine direkte

Grenze mit dem Irak und eine problematische

Minderheitenpolitik.

Pro: Vermittler im Nahen Osten. Schon

heute stehen EU­Truppen im Libanon, im

Irak und in Afghanistan. Die Türkei kann im

Nahen Osten vermitteln.

Genügend industrialisiert?

Kontra: Teure Landwirtschaft. Der Beitritt

der Türkei wäre für die EU wirtschaftlich

nicht verkraftbar. Im Agrarbereich

müssten mehrere Generationen jährliche

Nettotransfers von 20 bis 27 Milliarden Euro

zahlen – ein Drittel des dafür vorgesehenen

Gesamtbudgets.

Pro: Gegenmittel Agrarreform. „Das war

dasselbe Argument gegen den Beitritt der

neuen Mitgliedsländer aus dem Osten Europas“,

kontert Studienautor Gerald Knaus.

„Jetzt ist man erstaunt, wie wettbewerbsfähig

die jungen EU-Staaten in nur kurzer

Zeit geworden sind.“

Aufnahmefähig?

Kontra: Tödlicher Quantensprung. Österreichs

ehemaliger EU­Botschafter Manfred

Scheich: „Die EU ist ein multi­nationales Gebilde

und braucht den Konsens aller Mitglieder.

Mit 27 ist sie schon überfordert. Der

Beitritt der Türkei wäre ein Quantensprung,

den würde die EU nicht überleben.“

Pro: Dehnbare Strukturen. Studienautor

Gerald Knaus: „Das Argument, dass die EU

mit 27 Mitgliedern nicht mehr funktionieren

kann, wurde auch bei den vergangenen

großen Erweiterungsrunden vorgebracht.

Aber die Entscheidungen brauchen heute

auch nicht länger als vor fünf Jahren.“

(Die Presse, Print-Ausgabe, 30. 01. 2008, gekürzt und vereinfacht)

1 Welche Argumente

zählen für euch

mehr? Diskutiert darüber.

PM/PH

Europa auf dem Weg zur Einheit 133


Sichern und Wissen

2 Folgende Begriffe

solltest du erklären

können.

PS

Europäische

Kommission

Rat der Europäischen

Union

Europäisches

Parlament

Europäische Menschenrechtskonvention

vier Freiheiten

EU-Osterweiterung

Lissabon-Vertrag

Zur Geschichte der EU

3 Setze die Jahreszahlen

und Textkästen

an die passende

Stelle der Grafik. HS

1951

Montanunion:

Gründerstaaten:

1957 1960 1993

2004

EURATOM

Atomenergie-Politik

Eropäische

Gemeinschaft (EG):

gemeinsame

Bezeichnung für die

drei Teilbereiche

EU-Beitritt

Österreichs

EU der 27

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft

(EWG):

Zollunion

EFTA: Viele

Mitgliederstaaten

traten nach und

nach der EG

bzw. EU bei, z. B.

Schweden,

Portugal,

Großbritannien

Vertrag von Lissabon

Europäische Union (EU):

Bezeichnung seit 1993

(Vertrag von Maastricht)

1. EU-Osterweiterung

1995

2007

Check dein Wissen und Verstehen

Ich kenne die wichtigsten Institutionen der EU und

kann ihr Aufgabengebiet benennen.

Ich kann die Entwicklung der EU seit dem Zweiten Weltkrieg skizzieren.

Ich weiß, wie viele österreichische Abgeordnete im EU-Parlament sind

und welche Aufgaben die EU-Parlamentarier/innen haben.

Ich habe eine eigene Meinung zur EU-Erweiterung seit 2004

und kann diese begründen.

134 Europa auf dem Weg zur Einheit


Österreich seit 1945

Österreich ist eine kleine Welt,

in der die große ihre Probe hält.

Marie von Ebner-Eschenbach

135


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1955

Staatsvertrag

(Ö)

1956

Ungarnaufstand

1960

Gründung

der EFTA

1968

Prager

Frühling

1970

1972

Südtirol­

Paket

1978

V

abstimmung

Zwentendorf

Österreich von 1945 bis 1955

1 Quellentext:

Welches Verhalten

wurde zum bevorstehenden

Ende des Krieges

von Österreich erwartet?

Wurden diese Erwartungen

erfüllt? HS/HM

Die ersten zehn Jahre nach dem Krieg

waren geprägt von der Nachkriegsnot

und vom Bemühen um Freiheit und

Selbstständigkeit, denn Österreich war

1945 von den Alliierten USA, Großbritannien,

Frankreich und UdSSR besetzt worden

– obwohl in der Moskauer Deklaration

1943 Österreichs Freiheit versprochen

worden war.

Nachkriegszeit in Österreich: Die Menschen litten bittere Armut, das Land war

zerstört und von fremden Mächten besetzt.

Die Wiederherstellung der

Republik

Q

Die Regierungen Großbritanniens,

der Sowjetunion und der Vereinigten

Staaten von Amerika kommen

darin überein, dass Österreich, das

erste freie Land, das der Hitler’schen

Aggression zum Opfer gefallen ist,

von der deutschen Herrschaft befreit

werden muss. Sie betrachten den Anschluss,

der Österreich am 15. März

1938 aufgezwungen worden ist, als

null und nichtig. Sie geben ihrem

Wunsch Ausdruck, ein freies und unabhängiges

Österreich wiederhergestellt

zu sehen und dadurch dem

österreichischen Volk selbst die Möglichkeit

zu geben, diejenige politische

und wirtschaftliche Sicherheit zu finden,

die die einzige Grundlage eines

dauernden Friedens ist. Österreich

wird jedoch daran erinnert, dass es

sich der Verantwortung nicht entziehen

kann, an der Seite Hitler­Deutschlands

am Krieg teilgenommen zu haben,

und dass bei der endgültigen

Regelung selbstverständlich in Betracht

gezogen werden wird, welchen

Beitrag es zu seiner Befreiung geleistet

haben wird.

(aus der Moskauer Deklaration 1943,

nach: Verosta 1947)

Briefmarke mit dem Bild

Hitlers und dem Vermerk

„Österreich“. Diese Marke

galt noch Monate nach

Kriegsende.

1938 bejubelten viele den Anschluss Österreichs

an Deutschland. Nach dem Krieg sah

sich Österreich eher in der Rolle des ersten

Opfers von Hitler-Deutschland.

Wiederherstellung der

Demokratie

Bereits während der letzten Kriegstage

bildeten sich die politischen Parteien, die

bis heute die Politik beherrschen. Die

Österreichische Volkspartei (ÖVP) sah

sich als Nachfolgepartei der Christlichsozialen.

Auch die Sozialistische Partei

Österreichs (SPÖ, heute Sozialdemokratische

Partei) wurde zu Kriegsende wiedergegründet.

Als dritte Partei gab es

unmittelbar nach Kriegsende die Kommunistische

Partei Österreichs (KPÖ),

die aber eine unbedeutende Kleinpartei

blieb. Erst 1949 entstand der Verband

der Unabhängigen (VdU), aus dem spä­

136 Österreich seit 1945


Europäische Union

Österreich: Zweite Republik

1978 1980

Volksabstimmung

Zwentendorf

1984 1986

Besetzung Waldheim­

Hainburger Affäre

Au

1989 1990

Fall der

1993 1994

Volksabstimmung

1995

EU­Beitritt

2000

Proteste gegen

2002

Einführung

2004

1. EU­Osterweiterung

Berliner

Mauer

EU­Beitritt

Österreichs

FPÖ­ÖVP­

Regierung

des EURO

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

Die „Provisorische Staatsregierung“

Österreichs mit Karl

Renner (Mitte mit Brille) als

Staatskanzler, April 1945

ter die Freiheitliche Partei (FPÖ) hervorging.

Die drei Parteien ÖVP, SPÖ und KPÖ veröffentlichten

am 27. April 1945 eine von

Karl Renner verfasste Erklärung, die mit

der Unabhängigkeitserklärung schließt:

Q

Art. I: Die demokratische Republik

Österreich ist wiederhergestellt

und im Geiste der Verfassung

von 1920 einzurichten.

Art. II.: Der im Jahre 1938 dem österreichischen

Volke aufgezwungene Anschluss

ist null und nichtig.

Art. IV: Vom Tage der Kundmachung

dieser Unabhängigkeitserklärung an

sind alle von Österreichern dem Deutschen

Reiche und seiner Führung geleisteten

militärischen, dienstlichen

und persönlichen Gelöbnisse nichtig

und unverbindlich.

(Wien, 27. 4. 1945, zit. n.: Verosta, 1947)

Am selben Tag wurde eine provisorische

Staatsregierung unter Kanzler Karl Renner

gebildet, der dieses Amt bereits nach

dem Ersten Weltkrieg ausgeübt hatte.

Nach mehreren Umbildungen und dem

Versprechen, möglichst bald Wahlen abzuhalten,

wurde diese Regierung von allen

Siegermächten und den Bundesländern

anerkannt. Allerdings hatte die provisorische

Regierung kaum Macht. Denn

entgegen der Absichtserklärungen während

des Krieges wurde Österreich nun

nicht wie ein befreites, sondern wie ein

besetztes Land behandelt. Die österreichische

Souveränität wurde vom Alliierten

Kontrollrat eingeschränkt. Dieser

Kontrollrat bestand aus den Militärkommandanten

der vier Siegermächte, die

das Land besetzt hatten.

Die ersten freien Wahlen

Am 25. November 1945 fanden wieder

freie Wahlen zum Nationalrat statt, bei

denen die ÖVP die absolute Mehrheit

errang. Angesichts der schwierigen Situation

entschloss sich die ÖVP aber zu einer

Konzentrationsregierung, also zu einer

Beteiligung aller Parteien. Man hatte aus

der Zwischenkriegszeit gelernt: Nur miteinander

konnte man die Lage verbessern.

Wichtigstes Ziel neben dem Wiederaufbau

war es, die Freiheit Österreichs,

also den Abzug der Besatzungstruppen,

zu erreichen.

2 Österreich war das

erste von Deutschland

besetzte Land.

Gibt es trotzdem eine

Mitverantwortung der

Österreicherinnen und

Österreicher für die

Verfolgung der jüdischen

Bevölkerung, den Holocaust

und den Zweiten

Weltkrieg? Sammelt Argumente!

HO/PU

3 Welche Einstellung

zur unmittelbaren

Vergangenheit zeigt Artikel

II? Erklärt auch die

Bedeutung des Artikels IV.

HM/HS

4 Welche Regionen

gehörten zu welcher

Besatzungszone? Fertige

eine Liste an. Zu welcher

Zone gehörte dein Wohnort?

HM

Österreich wurde 1945 in Besatzungszonen

eingeteilt, Wien ebenfalls unter den Siegern

„aufgeteilt“, der I. Bezirk wurde von allen vier

Besatzungsmächten gemeinsam kontrolliert.

Absolute Mehrheit: siehe

Seite 151

Österreich seit 1945 137


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1955

Staatsvertrag

(Ö)

1956

Ungarnaufstand

1960

Gründung

der EFTA

1968

Prager

Frühling

1970

1972

Südtirol­

Paket

1978

V

abstimmung

Zwentendorf

Grenzstreitigkeiten nach dem

Zweiten Weltkrieg

Südkärnten

Wie schon nach dem Ersten Weltkrieg forderte

Jugoslawien auch jetzt wieder die

Abtretung von Südkärnten mit Villach und

Klagenfurt sowie von Teilen der Steiermark

mit Radkersburg. Als Begründung

wurde angegeben, dass die Bevölkerung

dort mehrheitlich slowenisch sprach. Jugoslawische

Truppen marschierten in die

geforderten Gebiete ein, mussten sich

aber auf Druck der Briten bald wieder zurückziehen.

Südtirol

Österreich hoffte nach 1945 auf die Rückgabe

Südtirols, das nach dem Ersten Weltkrieg

Italien zugefallen war. Die Gelegenheit

für eine Rückgabe war günstig, denn

die Alliierten betrachteten Italien nicht als

verbündeten Sieger. Aber der beginnende

Ost­West­Konflikt – der Kalte Krieg –

veranlasste die Westmächte dann doch,

den Wünschen Italiens zu entsprechen.

Man befürchtete, andernfalls die kommunistische

Partei in Italien zu stärken und

den Einfluss der westlichen Staaten zu

schwächen. Österreich blieb nur das Versprechen

Italiens, den Deutschsprachigen

Minderheitenrechte zuzugestehen.

Für die deutschsprachigen Südtirolerinnen

und Südtiroler selbst wirkte sich der

Zusammenschluss der Provinz Bozen mit

der Provinz Trentino negativ aus. Sie bildeten

jetzt gegenüber den in der Region

lebenden Italienern und Italienerinnen

eine Minderheit. Zusätzlich siedelte die

italienische Regierung viele Menschen aus

den armen Südregionen im Norden an:

Während 1914 lediglich 6 000 Italiener in

der Provinz Bozen lebten, waren es 1952

bereits 115 000, was einem Drittel der Gesamtbevölkerung

entsprach. Die deutschsprachige

Bevölkerung fühlte sich in ihrer

Eigenständigkeit bedroht und reagierte

mit Terror: Anfang der 60er­Jahre verübten

Attentäter mehrere Sprengstoffanschläge.

Der damalige österreichische Außenminister

Bruno Kreisky legte 1960 der UNO­

Vollversammlung das Südtirol­Problem

vor. Daraufhin begannen Vertreter Südtirols

und Italiens Verhandlungen. 1972

trat das Südtirol­Paket in Kraft, das die

wirtschaftliche und soziale Lage der Südtiroler

und ­tirolerinnen verbesserte und

die italienische Zuwanderung stoppte.

Elektrizitätsmasten waren in den frühen

1960er-Jahren häufig Ziel von Bombenanschlägen

in Südtirol. Die Attentäter wollten

so für die Rechte der deutschsprachigen

Minderheit kämpfen.

138 Österreich seit 1945


Europäische Union

Österreich: Zweite Republik

1978 1980

Volksabstimmung

Zwentendorf

1984 1986

Besetzung Waldheim­

Hainburger Affäre

Au

1989 1990

Fall der

1993 1994

Volksabstimmung

1995

EU­Beitritt

2000

Proteste gegen

2002

Einführung

2004

1. EU­Osterweiterung

Berliner

Mauer

EU­Beitritt

Österreichs

FPÖ­ÖVP­

Regierung

des EURO

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

Der wirtschaftliche

Wiederaufbau

Q

Ich kann euch zu Weihnachten

nichts geben. Ich kann euch für

den Christbaum, wenn ihr überhaupt

einen habt, keine Kerzen geben, kein

Stück Brot, keine Kohle zum Heizen,

kein Glas zum Einschneiden. Wir haben

nichts. Ich kann euch nur bitten,

glaubt an dieses Österreich.

(Kanzler Leopold Figl, Weihnachten 1945,

zit. nach: Dokumente Österreich)

Die Weihnachtsansprache des Kanzlers

zeigte treffend die Situation in Österreich

unmittelbar nach dem Krieg. Das Land

lag in Trümmern, die Nahrungsmittelversorgung

war zusammengebrochen. Die

Menschen hungerten. Heizmaterial war

Mangelware, zusätzlich fehlte in vielen

Wohnungen das Fensterglas. Ähnlich war

die Lage überall in Europa.

Die kärglichen Mittel mussten die Österreicher

mit 1,7 Millionen Flüchtlingen,

Heimatvertriebenen und während des

Krieges verschleppten Zwangsarbeitern

und ­arbeiterinnen teilen. Allein 600 000

deutschsprachige Bewohner/innen aus

ehemaligen Gebieten der österreichischungarischen

Monarchie waren bei Kriegsende

nach Österreich geflüchtet.

Die wenigen Lebensmittel, Kleider und

anderen Dinge des täglichen Bedarfs

wurden auf Lebensmittelkarten und Bezugsscheinen

zugeteilt. Viele Menschen

fuhren oder gingen aufs Land, um bei

den Bauern im Tauschhandel Nahrungsmittel

zu hamstern. In den Geschäften

gab es kaum etwas zu kaufen, nur der

Schwarzhandel blühte. Dort bekam man

zu maßlos überhöhten Preisen alles.

Währungsreformen

Einen wichtigen Beitrag zur Preisstabilisierung

leistete die Währungsreform

1945: Im November wurde der Schilling

wieder eingeführt. Hartgeld gab es kaum,

dafür wurde immer mehr Papiergeld gedruckt,

musste die Regierung doch die

Kosten der Besatzung tragen. Dies führte

Die „Trümmerfrauen“ beseitigten (oft unentgeltlich)

den Schutt der durch Bomben zerstörten

Häuser.

Die Tabelle listet die Zahl der Kilokalorien

auf, die pro Tag einem Normalverbraucher zugeteilt

wurden. Der durchschnittliche Tagesbedarf

von Erwachsenen beträgt etwa 2000 kcal.

aber zu einer Inflation, die schon 1947

eine weitere Währungsreform nötig

machte.

Die alte Schilling­Währung wurde durch

eine neue ersetzt. Bis zu einem Betrag

von 150 Schilling wurde 1:1 gewechselt,

darüber hinaus mussten für einen neuen

Schilling drei alte Schilling bezahlt werden,

was einen Verlust von bis zu zwei

Dritteln des Vermögens bedeutete.

Menschenschlange vor der

Bank im Dezember 1947

Lebensmittelrationierung in den vier Besatzungszonen, 1946

Monat britische amerikanische französische sowjetische

Zone Zone Zone Zone

Jänner 1675 1550 1330

März 1133 1540 1151 durch­

April 1146 1275 941 schnittlich

Juni 1168 1180 1045 1282

Juli 1216 1235 1045

Lebensmittelkarte:

Auf Lebensmittelkarten

war vermerkt, wer wie viel

und welche Nahrungsmittel

bekam. Die Lebensmittel

waren so knapp,

dass der Staat sie streng

einteilen und möglichst

gerecht verteilen musste.

Österreich seit 1945 139


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1955

Staatsvertrag

(Ö)

1956

Ungarnaufstand

1960

Gründung

der EFTA

1968

Prager

Frühling

1970

1972

Südtirol­

Paket

1978

V

abstimmung

Zwentendorf

5 Erkläre mit eigenen

Worten, warum

staatliche Investitionen

so wichtig für den

Wiederaufbau waren. HS

Das riesige Kraftwerk

Kaprun wurde zum Symbol

des Wiederaufbaus.

Mit Geld des Marshallplans

wurde die europäische

Wirtschaft angekurbelt

und der Einfluss der

UdSSR eingeschränkt.

Sozialpartnerschaft

Die Opfer, welche die österreichische Bevölkerung

für Wiederaufbau und Wirtschaftsaufschwung

bringen musste, waren

groß, führten aber letztlich zum Erfolg.

Im Gegensatz zu den sozialen Konflikten

der Ersten Republik entstand nun das System

der Sozialpartnerschaft. Anstelle

eines feindseligen Gegeneinanders von

Arbeitgebern und Arbeitnehmern trat nun

ein Miteinander: Wirtschaftskammern,

Landwirtschaftskammer und Industriellenvereinigung

einerseits sowie Arbeiterkammer

und Gewerkschaftsbund andererseits

versuchen seither, in Verhandlungen

soziale und wirtschaftliche Probleme

gemeinsam zu lösen.

Nachdem der Gewerkschaftsbund als Arbeitnehmervertreter

die Notwendigkeit

von Lohnverzicht und Währungsreform

erkannt hatte, konnte das Parlament Gesetze

beschließen, welche die Produktion

ankurbelten und mit der Zeit den Mangel

an Waren und Gütern beseitigten.

Kapitalhilfe aus dem Ausland

Neben Fleiß, Ausdauer und Verzichtbereitschaft

der österreichischen Bevölkerung

trug die ausländische Kapitalhilfe,

vor allem aus den USA, wesentlich zum

Wirtschaftsaufschwung bei.

Der amerikanische Außenminister George

C. Marshall hatte für den Wiederaufbau

des kriegszerstörten Europas einen

Plan (Marshallplan) ausgearbeitet. Österreich

erhielt zum Weiterverkauf an die

Bevölkerung bestimmte Warenlieferungen

sehr billig oder kostenlos. Der Verkaufserlös

wurde dazu benützt, der Wirtschaft

günstige Kredite zu gewähren. Auf

diese Weise konnten viele Industriebetriebe

neu aufgebaut oder erweitert werden.

Die Vereinigten Österreichischen Eisenund

Stahlwerke (VÖEST) wurden zum

größten Industriebetrieb Österreichs. Der

Bau zahlreicher Wasserkraftwerke verbesserte

die Energieversorgung; es wurden

auch mehr Braunkohle und Erdöl gefördert.

Mit der steigenden Produktion stieg

auch die Zahl der Arbeitsplätze und das

Einkommen der Österreicher und Österreicherinnen.

Die Landwirtschaft produzierte

mehr, zahlreiche Wohnanlagen

wurden gebaut, was die Lebensverhältnisse

verbesserte. Investitionen des Staates

ermöglichten den Bau von Straßen,

Schulen und Spitälern, die Elektrifizierung

von Eisenbahnen u. v. m. Ab Mitte

der 50er­Jahre stiegen die Löhne schneller

als die Inflation, andererseits konnten

nun aufgrund der günstigen Budgetlage

neue Sozialgesetze beschlossen werden.

140 Österreich seit 1945


Europäische Union

Österreich: Zweite Republik

1978 1980

Volksabstimmung

Zwentendorf

1984 1986

Besetzung Waldheim­

Hainburger Affäre

Au

1989 1990

Fall der

1993 1994

Volksabstimmung

1995

EU­Beitritt

2000

Proteste gegen

2002

Einführung

2004

1. EU­Osterweiterung

Berliner

Mauer

EU­Beitritt

Österreichs

FPÖ­ÖVP­

Regierung

des EURO

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

Dies bedeutete z. B. bessere Leistungen

der Kranken­ und Pensionsversicherungen.

Man sprach vom österreichischen

Wirtschaftswunder.

Österreichs Weg zum

Staatsvertrag

Während die westlichen Siegermächte

sehr bald Österreichs Unabhängigkeit befürworteten,

gestalteten sich die Verhandlungen

mit der UdSSR äußerst schwierig

und zogen sich über zehn Jahre hin. Der

letztendliche Erfolg war nur möglich, weil

die beiden Großparteien – im Gegensatz

zur Zwischenkriegszeit – gemeinsame Politik

betrieben.

Das Proporzsystem

Bis 1966 wurde das Land von einer großen

Koalition aus ÖVP und SPÖ regiert

(Koalitionsregierung). Bei den ersten Regierungsverhandlungen

wurde jener

Grundsatz beschlossen, der das politische

Leben in den folgenden Jahrzehnten maßgeblich

bestimmte: der Proporz. Das bedeutet:

Sitze und Ämter in allen politischen,

staatlichen oder staatlich beeinflussten

Bereichen (z. B. in der verstaatlichten

Industrie) werden je nach dem Stärkeverhältnis

der beiden Großparteien an

„Rote” oder „Schwarze“ vergeben. Dieses

System führte dazu, dass es in Österreich

fast keine öffentlichen oder gesellschaftlichen

Einrichtungen gab und gibt, die

nicht einer der beiden Parteien zugeordnet

waren oder sind. Von den Sportvereinen

bis zu den Wohnbaugenossenschaften,

von den Banken bis zu den Schulen,

überall wusste man, ob es sich um „rote“

oder „schwarze“ Institutionen handelt.

So kritisch der Proporz heute auch betrachtet

wird, so muss man doch eingestehen,

dass dieses System nach dem

Krieg maßgeblich dazu beitrug, die tiefen

Gräben zwischen dem christlichsozialen

und dem sozialdemokratischen Lager zu

beseitigen und eine friedliche Entwicklung

zu gewährleisten.

Die Opposition – zuerst die KPÖ, später

der VdU/die FPÖ – blieb durch den Proporz

vorerst von jeder politischen Mitarbeit

ausgeschlossen.

Bevor es wieder Zeitungen gab, gestaltete die

Informationsabteilung der US-Armee Auslagen

mit Propagandaplakaten und Fotodokumentationen.

Das Foto zeigt den Andrang auf solch

eine „Zeitung“ in Salzburg (1945).

Entnazifizierung

Ein wichtiges Ziel der Alliierten war, den

Nationalsozialismus für alle Zukunft auszulöschen.

Deshalb kontrollierten sie

nicht nur die Regierung, sondern auch

Rundfunk und Presse. Die Besatzungsmächte

wollten damit ein Wiederaufflammen

des Nationalsozialismus verhindern

und Voraussetzungen für eine dauerhafte

demokratische Ordnung schaffen.

Bereits die provisorische Regierung erließ

am 8. Mai 1945 das Verbotsgesetz gegen

die NSDAP und die ihr angeschlossenen

Organisationen. Deren Mitglieder

mussten sich registrieren lassen und waren

bis 1949 vom Wahlrecht ausgeschlossen.

Opposition:

Partei(en), die zwar im

Parlament, nicht aber in

der Regierung vertreten

ist (sind).

Österreich seit 1945

141


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1955

Staatsvertrag

(Ö)

1956

Ungarnaufstand

1960

Gründung

der EFTA

1968

Prager

Frühling

1970

1972

Südtirol­

Paket

1978

V

abstimmung

Zwentendorf

Ehemalige NSDAP-Mitglieder

wurden zu Arbeitseinsätzen

verpflichtet und mussten

zur Kennzeichnung ein

Hakenkreuz tragen.

6 Wer war ein Nazi? –

Wie sollte man sie

bestrafen (z. B. einen

Kommandanten, der seine

Truppen in den Krieg

geführt hat; einen

Beamten, der der NSDAP

beigetreten war, um

seinen Arbeitsplatz zu

behalten …)? PH/PU

Amnestie:

Straferlass, Begnadigung

für eine ganze Gruppe

von Verurteilten

„Deutsches Eigentum“:

von Deutschen bzw. vom

dt. nationalsozialistischen

Staat in Österreich gegründete

Unternehmen,

die nach Kriegsende von

den Alliierten beschlagnahmt

wurden und teilweise

in der österreichischen

verstaatlichten

Industrie aufgingen.

Die Sowjetunion erhob

darauf Anspruch (als

Kriegsentschädigung).

1946 und 1947 beschloss der Nationalrat

zwei Nationalsozialistengesetze. Sie betrafen

ca. 524 000 registrierte „Ehemalige“,

die in Kriegsverbrecher, Belastete

und Minderbelastete eingeteilt wurden.

Sogenannte Volksgerichte leiteten an die

137 000 Verfahren ein und sprachen insgesamt

437 Todesurteile aus. Die übrigen

Verurteilten mussten Sühneleistungen erbringen;

sie verloren ihre Wohnungen

und Arbeitsplätze. Allein aus dem öffentlichen

Dienst wurden 100 000 Beamte

entlassen.

1948 wurden ca. 480 000 Minderbelastete

begnadigt und konnten an den Wahlen

1949 teilnehmen. Weitere Amnestien

1953 und 1957 gliederten auch alle übrigen

Betroffenen wieder in die österreichische

Politik und Gesellschaft ein.

Verhandlungen mit der UdSSR

Die UdSSR wollte einem Abzug der Besatzungstruppen

lange nicht zustimmen.

Österreich spielte in der Strategie des Kalten

Krieges eine zentrale Rolle. Geographisch

zwischen den beiden Machtblöcken

liegend, wurde das Land zu einem

Faustpfand der Politik der Großmächte.

Hunderte von Verhandlungen brachten

nicht zuletzt deshalb lange kein Ergebnis.

Ein weiteres Hindernis gegenüber der

Sowjetunion war die Frage des „deutschen

Eigentums“. Die Besatzungsmächte

hatten den in Österreich befindlichen

deutschen Besitz als Kriegsentschädigung

beschlagnahmt. Während die Westmächte

die Wirtschaftsbetriebe dem österreichischen

Staat überließen, behielten

die Sowjets ihren Anteil. So konnten ein

Großteil der Industrie Ostösterreichs sowie

die Erdölindustrie nicht für die österreichische

Wirtschaft genutzt werden.

Für die Übergabe an Österreich forderte

die Sowjetunion hohe Entschädigungen,

die Gegenstand langwieriger Verhandlungen

wurden.

In die Verhandlungen mit der UdSSR kam

erst 1953 – nach dem Tod Stalins – wieder

Bewegung. Dessen Nachfolger Nikita

Chruschtschow zeigte prinzipielle Bereitschaft

zu einem Verhandlungsabschluss.

142

Österreich seit 1945


1978 1980

Volksabstimmung

Zwentendorf

Österreich: Zweite Republik

Q

1984 1986

Besetzung Waldheim­

Hainburger Affäre

Au

1. Die Alliierten anerkennen, dass

Österreich als ein souveräner, unabhängiger

und demokratischer Staat

wiederhergestellt ist.

2. Die Alliierten erklären, dass sie die

Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit

Österreichs achten werden.

3. Die Alliierten werden in den deutschen

Friedensvertrag Bestimmungen

aufnehmen, welche die Anerkennung

der Souveränität und Unabhängigkeit

Österreichs durch Deutschland und

den Verzicht Deutschlands auf alle territorialen

und politischen Ansprüche

in Bezug auf Österreich und österreichische

Staatsgebiete sichern.

4. Die Alliierten erklären, dass eine

politische oder wirtschaftliche Vereinigung

zwischen Österreich und

Deutschland verboten ist. Österreich

verpflichtet sich, innerhalb seines Gebietes

jede Handlung zu verhindern,

die geeignet wäre, eine solche Vereinigung

zu fördern, und wird den Bestand,

das Wiederaufleben und die

Tätigkeit jeglicher Organisationen,

welche die politische oder wirtschaftliche

Vereinigung mit Deutschland

zum Ziele haben, sowie großdeutsche

Propaganda zu Gunsten der Vereinigung

mit Deutschland verhindern.

5. Die Grenzen Österreichs sind jene,

die am 1. Jänner 1938 bestanden haben.

6. Österreich wird alle erforderlichen

Maßnahmen treffen, um allen unter

österreichischer Staatshoheit lebenden

Personen ohne Unterschied von Rasse,

Geschlecht, Sprache oder Religion

den Genuss der Menschenrechte und

der Grundfreiheiten einschließlich

der Freiheit der Meinungsäußerungen,

der Presse und Veröffentlichung, der

Religionsausübung, der politischen

Meinung und der öffentlichen Versammlung

zu sichern.

(www.verfassungen.de, 10. 4. 2012,

vereinfacht und gekürzt)

1989 1990

Fall der

1993 1994

Volksabstimmung

1995

EU­Beitritt

2000

Proteste gegen

2002

Einführung

2004

1. EU­Osterweiterung

Berliner

Mauer

EU­Beitritt

Österreichs

FPÖ­ÖVP­

Regierung

des EURO

Außenminister Leopold Figl präsentiert den

Staatsvertrag, Mai 1955

Der Staatsvertrag

Europäische Union

Im April 1955 reiste eine österreichische

Delegation mit Bundeskanzler Julius Raab

und Außenminister Leopold Figl nach

Moskau. Dort erzielte man durch die Bereitschaft

Österreichs, das Land nach dem

Abzug der Besatzungstruppen für immerwährend

neutral zu erklären und einen

erneuten Anschluss an Deutschland auszuschließen,

ein positives Verhandlungsergebnis.

Für das „deutsche Eigentum“

wurden Anfang Mai Ablösezahlungen

und Erdöllieferungen an die Sowjetunion

zugesagt.

Schließlich konnten die Außenminister

der Besatzungsmächte (USA, Großbritannien,

Frankreich, UdSSR) und Österreichs

am 15. Mai 1955 im Schloss Belvedere in

Wien den Staatsvertrag unterzeichnen.

Er brachte Österreich nach 17 Jahren

wieder Freiheit und Unabhängigkeit:

Der Ausspruch von Außenminister Figl,

„Österreich ist frei!“, wurde berühmt.

7 Zur Quelle: Das Verhältnis

zu Deutschland

spielte eine wichtige

Rolle. Warum? Welche

Artikel werden noch

heute in der Öffentlichkeit

diskutiert? HM/PS

8 Wiederholt (schriftlich)

mithilfe folgender

Stichwörter Österreichs

Innenpolitik zwischen

1945 und 1955. HS

Moskauer Deklaration

Besatzungszonen

Grenzstreitigkeiten

Sozialpartnerschaft

Koalitionsregierungen

Proporz

Entnazifizierung

Neutralitätsversprechen

Staatsvertrag

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

Österreich seit 1945

143


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1955

Staatsvertrag

(Ö)

1956

Ungarnaufstand

1960

Gründung

der EFTA

1968

Prager

Frühling

1970

1972

Südtirol­

Paket

1978

V

abstimmung

Zwentendorf

Österreichs Stellung in der Welt nach 1955

Die letzten Besatzungssoldaten

verlassen Österreich.

9

G

Gruppenarbeit:

Warum war der

Sowjetunion die Neutralität

so wichtig? Hat sie

nach dem Zerfall des

Ostblocks noch ihre

Berechtigung? HS/HO

Österreichs Neutralität

Unmittelbar nach der Unterzeichnung

des Staatsvertrages begann der Abzug

der Besatzungstruppen, der bis zum 25.

Oktober 1955 abgeschlossen sein musste.

Am 26. Oktober 1955 trat der Nationalrat

zusammen und beschloss das Verfassungsgesetz

über die „immerwährende

Neutralität“. Außerdem wurde dieser

denkwürdige Tag zum Nationalfeiertag

erklärt.

Die Neutralität verpflichtet Österreich,

den Durchzug oder das Eindringen fremder

Truppen in das eigene Staatsgebiet

oder den Versuch, hier Stützpunkte zu errichten,

notfalls mit Gewalt zu verhindern.

Außerdem hat Österreich in allen Konflikten

unparteiisch zu sein und darf daher

auch keiner Kriegspartei Waffen liefern.

Q

Bundesverfassungsgesetz vom

26. 10. 1955 über die Neutralität

Österreichs, Artikel 1

1. Zum Zwecke der dauernden Behauptung

seiner Unabhängigkeit nach außen

und zum Zwecke der Unverletzlichkeit

seines Gebietes erklärt Österreich

aus freien Stücken seine immerwährende

Neutralität. Österreich wird

diese mit allen ihm zu Gebote stehenden

Mitteln aufrechterhalten und verteidigen.

2. Österreich wird zur Sicherung dieser

Zwecke in alle Zukunft keinen militärischen

Bündnissen beitreten und

die Errichtung militärischer Stützpunkte

fremder Staaten auf seinem

Gebiete nicht zulassen.

(Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich,

1955, 57. Stück, ausgegeben am 4. 11. 1955)

Zudem verpflichtet das Neutralitätsgesetz

zur militärischen Landesverteidigung

(vgl. Art. 1/1). Daher erfolgte 1955 die

Gründung des Bundesheeres durch den

Beschluss des Wehrgesetzes, das für alle

männlichen Staatsbürger zwischen 18

und 60 Jahren die allgemeine Wehrpflicht

festschreibt. Seit 1975 besteht die Möglichkeit

eines Wehrersatzdienstes (Zivildienst).

Der Zivildienst dauerte ursprünglich

zwölf Monate, der Grundwehrdienst

dagegen nur acht Monate. Eine Bundesheerreform

brachte ab 2006 die Verkürzung

des Zivildienstes auf neun Monate

und des Grundwehrdienstes auf sechs

Monate. Seit 1998 können auch Frauen

freiwillig zum Bundesheer gehen. 2013

wird über die Abschaffung der Wehrpflicht

abgestimmt.

Aufgaben des Bundesheeres:

• Sichern der Neutralität und Verteidigung

der Grenzen

• Verhindern eines Übergreifens von

Konflikten auf Österreich

• Schutz des österreichischen Volkes

und Staates durch das Zusammenwirken

von zivilen und militärischen

Maßnahmen: umfassende

Landesverteidigung

Zur umfassenden Landesverteidigung

gehören:

• Geistige Landesverteidigung: Der Bevölkerung

muss bewusst gemacht

werden, dass Landesverteidigung

sinnvoll und notwendig ist.

• Zivile Landesverteidigung: Zivilschutz

und Schutz der Behörden

• Wirtschaftliche Landesverteidigung:

Sicherung der Versorgung der Bevölkerung

im Falle von Krisen oder

Kriegen

• Militärische Landesverteidigung: bewaffnete

Verteidigung der Souveränität

des Staates

Die Bergung von Verletzten bei Katastrophen

gehört zur zivilen Landesverteidigung.

144

Österreich seit 1945


Europäische Union

Österreich: Zweite Republik

1978 1980

Volksabstimmung

Zwentendorf

1984 1986

Besetzung Waldheim­

Hainburger Affäre

Au

1989 1990

Fall der

1993 1994

Volksabstimmung

1995

EU­Beitritt

2000

Proteste gegen

2002

Einführung

2004

1. EU­Osterweiterung

Berliner

Mauer

EU­Beitritt

Österreichs

FPÖ­ÖVP­

Regierung

des EURO

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

Österreich und die Vereinten

Nationen (UNO)

Bereits im Dezember 1955 wurde Österreich

in die UNO aufgenommen und

spielt seither eine wichtige Rolle bei friedenserhaltenden

UNO­Einsätzen. Schon

1960 wurden Sanitätseinheiten des Bundesheeres

nach Afrika entsandt; von 1964

bis 2000 betrieb Österreich ein Feldlazarett

auf Zypern. Seit 1967 werden österreichische

Bundesheeroffiziere und Polizisten

als Beobachter in alle Krisengebiete

der Erde gesandt – in den Nahen Osten,

nach Kambodscha, Afghanistan, Tadschikistan

oder Syrien (Golan). Seit 1995 befindet

sich eine Transportkompanie in

Bosnien im Einsatz. Auch im Kosovo und

in Afghanistan sind derzeit österreichische

Truppenkontingente stationiert. Insgesamt

waren seit 1960 fast 40 000 Österreicher

an 30 UN­Operationen beteiligt.

Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt der

Beziehungen Österreichs zu den Vereinten

Nationen ist die Rolle Wiens als vierter

UNO­Stadt neben Genf, New York

und Nairobi. Seit 1979 ist das Internationale

Zentrum Wien (UNO­City) Sitz mehrerer

UN­Organisationen. Über 4000 Beschäftigte

aus mehr als 100 Ländern arbeiten

hier. In Wien sind u. a.:

• das Büro für Drogenbekämpfung und

Verbrechensverhütung (ODCCP),

Kroatien

(RACVIAC)

1

Kosovo

(KFOR)

352

Kosovo

(AUTCON/DEU ORFBn)

143

• die Internationale Atomenergie-Organisation

(IAEO),

• die Organisation der UN für industrielle

Entwicklung (UNIDO).

Eine besondere Auszeichnung für unser

Land war die Wahl Österreichs in den

Sicherheitsrat, der wichtigsten Einrichtung

der UNO zur Friedenssicherung, als

nichtständiges Mitglied für die Jahre

1973/74, 1990/91 und 2009/10.

Zwischen 1971 und 1981 war der Österreicher

Kurt Waldheim Generalsekretär

(oberster Beamter) der UNO.

Georgien

(EUMM)

5

Zypern

(UNFICYP)

4

10G

Gruppenarbeit:

Projektvorschlag:

Beschäftigt euch mit

einer der in der Karte

verzeichneten Krisenregionen

näher:

Geographie, Geschichte,

Ursache und Verlauf der

Krise, UNO­Einsatz …

(Plakate, Referate) HS/HM

Österreichische UN-Soldaten

beim Einsatz auf den

Golanhöhen

Bosnien

(EUFOR Althea)

305

Libanon

(UNIFIL)

151

Afghanistan

(ISAF)

3

Westsahara

(MINURSO)

2

Quelle: Öst. Bundesheer,

Stand Oktober 2012

Westafrika

(UNOWA)

1

Kongo

(EUSEC)

1

Naher Osten

(UNTSO)

6

Golan

(UNDOF)

373

Auslandseinsätze des

österreichischen Bundesheeres,

Stand: Oktober 2012

Österreich seit 1945

145


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1955

Staatsvertrag

(Ö)

1956

Ungarnaufstand

1960

Gründung

der EFTA

1968

Prager

Frühling

1970

1972

Südtirol­

Paket

1978

V

abstimmung

Zwentendorf

Österreich und die EU

Österreich war seit 1960 Mitglied der

EFTA. Eine Mitgliedschaft bei der EWG

schien vorerst unerreichbar: Die EWG

(später EG) war nämlich Teil der westlichen

Staatengemeinschaft, die in dauerndem

Gegensatz zum Ostblock stand.

Die Karikatur spielt auf die Neutralitätsvorbehalte

an, die Österreich mit der Bewerbung um

die EU-Mitgliedschaft vorbrachte.

Die Sowjetunion machte deutlich, dass

sie einen Betritt Österreichs als Verletzung

der Neutralität betrachte und daher

strikt ablehne. Im Übrigen wollte sich

Österreich als Vermittler zwischen Ost

und West etablieren und war an einem

guten Verhältnis zu den östlichen Nachbarn

interessiert.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion aber

trat 1993 ein Vertrag zwischen EFTA und

EG in Kraft, der beide Gemeinschaften zu

einem „Europäischen Wirtschaftsraum“

(EWR) zusammenschloss. Schon vorher,

im Juli 1989, hatte Österreich den Antrag

auf Vollmitgliedschaft in der EG (ab 1993

EU genannt) gestellt. Im Februar 1993

begannen die Beitrittsverhandlungen.

Nach Abschluss der Verhandlungen entschieden

sich die Österreicherinnen und

Österreicher in einer Volksabstimmung

im Juni 1994 mit großer Mehrheit für einen

EU­Beitritt.

Im ersten Halbjahr 1999 übernahm Österreich

erstmals den Vorsitz innerhalb

der EU. In dieser Zeit wurden die Weichen

für eine neue Sozialpolitik und die

Einführung der einheitlichen europäischen

Währung (Euro) gestellt, die ab

2002 die Landeswährungen ablöste. Im

ersten Halbjahr 2006 führte Österreich

erneut den Vorsitz.

EFTA:

Abk. für „European Free

Trade Association“ (Europäische

Freihandelszone)

gegründet 1960; Mitglieder:

Österreich, Schweiz,

Schweden, Dänemark,

Portugal, Großbritannien,

Island

EWG:

Abk. für „Europäische

Wirtschaftsgemeinschaft“;

gegründet 1957;

Gründungsmitglieder:

BRD, Frankreich, Italien,

Niederlande, Belgien und

Luxemburg

Unterzeichnung des Beitrittsvertrages zur Europäischen Union durch Bundeskanzler

Franz Vranitzky und Außenminister Alois Mock auf Korfu am 24. Juni 1994

146 Österreich seit 1945


Europäische Union

Österreich: Zweite Republik

1978 1980

Volksabstimmung

Zwentendorf

1984 1986

Besetzung Waldheim­

Hainburger Affäre

Au

1989 1990

Fall der

1993 1994

Volksabstimmung

1995

EU­Beitritt

2000

Proteste gegen

2002

Einführung

2004

1. EU­Osterweiterung

Berliner

Mauer

EU­Beitritt

Österreichs

FPÖ­ÖVP­

Regierung

des EURO

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

Österreich als Vermittler

zwischen Ost und West

Während des Kalten Krieges machte sich

Österreich einen Namen als Vermittler im

Ost­West­Konflikt. Die Regierungen Österreichs

waren immer bemüht, zu beiden

Machtblöcken ein gutes Verhältnis zu pflegen.

Erschwert wurde dies bezüglich der

UdSSR allerdings durch zwei Ereignisse,

die auch für Österreich höchste Gefahr

bedeuteten: durch den Ungarn­Aufstand

und den „Prager Frühling“ (vgl. S. 93).

1956 brach in Ungarn ein Volksaufstand

gegen den Kommunismus aus. Dieser

wurde von sowjetischen Panzern blutig

niedergeschlagen. Viele fürchteten damals

ein Übergreifen der Kampfhandlungen

auf Österreich. Das Bundesheer

sicherte die Grenzen, über die viele Ungarn

und Ungarinnen nach Österreich

flüchteten. Eine ähnliche Situation ergab

sich 1968, als sich die Tschechoslowakei

gegen den Kommunismus erhob. Wieder

wurde der Aufstand von Sowjettruppen

niedergeschlagen, wieder sicherte das

Heer unsere Grenzen und wieder kamen

viele Flüchtlinge nach Österreich.

1961 war Wien Schauplatz eines Ost­

West­Gipfeltreffens zwischen dem amerikanischen

Präsidenten John F. Kennedy

und dem sowjetischen Ministerpräsidenten

Nikita Chruschtschow. Erstmals kam

es damals zu direkten Gesprächen über

die Gefahr der Aufrüstung und eines

Atomkrieges. Obwohl es auch später immer

wieder zu Konflikten zwischen Ost

und West kam, so darf dieses Treffen doch

als Anfang vom Ende des Kalten Krieges

bezeichnet werden.

Österreich wurde zum Vermittler zwischen

Ost und West und zum Schauplatz

weiterer Gipfeltreffen und Abrüstungskonferenzen.

1979 unterzeichneten Jimmy

Carter (USA) und Leonid Breschnew

(UdSSR) das SALT II­Abkommen in Wien:

Darin schrieben die Staatsmänner der

beiden Weltmächte erstmals eine Begrenzung

der Aufrüstung fest. Dies war

ein Meilenstein für den Frieden während

des Kalten Krieges.

Bundeskanzler Bruno Kreisky, im Bild mit

PLO-Chef Yassir Arafat, wagte es als einer der

ersten Staatsmänner, die Palästinenser politisch

zu unterstützen.

Kreiskys Nahostpolitik

Unter Bruno Kreisky (Bundeskanzler

1971–1983) engagierte sich Österreich

bzw. der Kanzler persönlich verstärkt im

Nahen Osten. Kreiskys Treffen mit arabischen

Staatschefs wurden anfangs international

kritisiert, ebenso wie seine offensichtliche

Sympathie für den PLO­Führer

Arafat, der damals als Terrorist galt. Kreisky

bewies in der Nahostfrage aber Standfestigkeit

und Weitblick, indem er sich

unermüdlich dafür einsetzte, die verfeindeten

Parteien zu Verhandlungen zu ermuntern.

(vgl. S. 115–117)

Gipfeltreffen in Wien, 1961:

von links nach rechts:

John F. Kennedy (USA),

Adolf Schärf (Österreich),

Nikita Chruschtschow

(UdSSR)

Österreich seit 1945

147


Politische Bildung

Wahl des Nationalrates/des Bundespräsidenten

entlässt

ernennt

Bundespräsident/in

=

Staatsoberhaupt

ernennt

Wahl

Regierung

kontrolliert

LEGISLATIVE

GEWALT

Bundesversammlung

Rechtsprechung

Verwaltung

EXEKUTIVE

GEWALT

kontrolliert

Nationalrat

direkt

gewählt

Bundesrat

indirekt

gewählt

Gerichte

JUDIKATIVE

GEWALT

11 Beantworte folgende

Fragen zur

Grafik: Angenommen,

du bist bereits 16Jahre

alt: Wen oder was darfst

du wählen? Könntest du

auch in ein Amt gewählt

werden? Recherchiere!

PS/PM

Der Bundespräsident/

die Bundespräsidentin

Nationalratswahl

Er/sie wird für sechs Jahre gewählt, maximal

zweimal hintereinander.

Hauptaufgaben:

•Er/sie vertritt Österreich nach außen.

•Er/sie ernennt die höchsten Richter/innen

und den Bundeskanzler/die Bundeskanzlerin.

•Er/sie beauftragt den Kanzler/die Kanzlerin

mit der Bildung einer Regierung.

•Er/sie ist Oberbefehlshaber/in des Bundesheeres.

Wähler/innen

Landtage

Landtagswahlen

12G

Gruppenarbeit:

Internetrecherche:

Recherchiert die wichtigsten

Aufgaben der

Landesregierung und

des Landtags. PS/PM

Der Nationalrat

Er besteht aus 183 Personen, den Abgeordneten.

Sie vertreten die Wähler/innen

und werden für jeweils fünf Jahre direkt

gewählt.Die SitzeimNationalrat werden

entsprechend dem Verhältnis der Stimmen,

die die Parteien bei den Nationalratswahlen

erhalten, verteilt.

Aufgaben: Beschließen von Gesetzen,

Kontrollieren der Regierung.

Der Bundesrat

Er vertritt die Bundesländer auf Staatsebene

und bildet die zweite Kammer des

Alexander Heinz Fischer, VanBundespräsident der Bellen, Bundespräsident (2004–2014)

(seit 2017)

österreichischenParlaments.Der Bundesrat

wird von den Landtagen beschickt.

Die Anzahl der Sitze hängt von der Einwohnerzahl

der Bundesländer ab und

variiert jenach Land zwischen drei und

zwölf Sitzen.

Hauptaufgabe: Kontrollieren des Nationalrats

beim Beschließen von Gesetzen.

148 Österreich seit 1945


Wer tritt zu Wahlen an? Wer darf kandidieren?

Zu einer Wahl kann niemals eine Einzelperson,

sondern immer nur eine wahlwerbende

Gruppe, eine Partei, antreten.

Parteien müssen von ausreichend vielen

Personen unterstützt werden, um zur

Wahl zugelassen zuwerden. Die genaue

Anzahl richtet sich nach der Größe des

Bundeslandes –benötigt werden zwischen

100 und 500 Stimmen. Für eine

bundesweite Kandidatur sind insgesamt

2600 Unterstützungserklärungen erforderlich.

Das Stimmensammeln entfällt,

wenn drei Abgeordnete eine Unterstützungserklärung

abgeben.

Auf diese Weise verhindert man, dass zu

viele sehr kleine Gruppen kandidieren.

(Im Jahr 2007 waren beim Bundesministerium

für Inneres immerhin 700 Parteien

vermerkt!)

Vor der Wahl muss jede kandidierende

Partei oder Gruppe einen Wahlvorschlag

www.oevp.at

www.listepilz.eu

www.grüne.at

www.gruene.at

präsentieren: Das ist eine durchnummerierte

Listemit den Namen vonPersonen,

die bereit sind, ein Mandat auszuüben.

Die Mandate werden später dem Wahlvorschlag

entsprechend vergeben.

Als Wähler/in kannst dudie Reihung der

Personen beeinflussen, indem du eine

Vorzugsstimme vergibst: Fallen auf einen

Kandidaten/eine Kandidatin genügend

Vorzugsstimmen, rückt er/sie in der

Liste nach vorn.

Auch bei Persönlichkeitswahlen (Wahl

von Bürgermeister/Bürgermeisterin oder

Bundespräsident/Bundespräsidentin) treten

nicht Einzelpersonen an, sondern

wahlwerbende Gruppen.

Bei der Präsidentenwahl 2016 2004 war war Alexander Heinz

van Fischer der Bellen der Bewerber der Grünen, SPÖ; die er wurde ÖVP

von unterstütztedamalsBenitaFerrero-Waldner.

war 2009Norbert wurdeBundespräsident Hofer von der FPÖ. Fischer Alexan-

wiedergewählt.

Van Bellen konnte die Wahl

der SPÖ unterstützt. Sein größter Konkurrent

gewinnen.

www.partei.neos.eu

www.bzoe.at

www.fpoe.at

www.spoe.at

13 Welche Probleme

könnten sich ergeben,

wenn alle wahlwerbenden

Gruppen ohne

Einschränkungen für

die Nationalratswahl

kandidieren dürften?

PS/HS

kandidieren:

sich um ein politisches

Amt bewerben

Kandidat/in:

Bewerber/in

Mandat: mandare

kommt aus dem Lateinischen

und heißt „beauftragen“,

„befehlen“.

Ein Mandat auszuüben

bedeutet, dass man den

Auftrag annimmt, die

Wähler/innen mit Sitz

und Stimme imParlament

zu vertreten.

Christian Werner Faymann Kern (SPÖ) (SPÖ)

Heinz-Christian Strache

(FPÖ)

Peter Eva Glawischnigg

Pilz

(Liste (Die Grünen) Pilz)

Sebastian Michael Spindelegger Kurz

(ÖVP)

Matthias Beate Josef Bucher Meinl-Reisinger

Strolz (BZÖ)

(NEOS)

Österreich seit 1945 149


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1955

Staatsvertrag

(Ö)

1956

Ungarnaufstand

1960

Gründung

der EFTA

1968

Prager

Frühling

1970

1972

Südtirol­

Paket

1978

V

abstimmung

Zwentendorf

Österreichs Innenpolitik von 1955 bis heute

Bis 1966 regierte eine Große Koalition aus

ÖVP und SPÖ. Die Zeit war geprägt vom

Wirtschaftsaufschwung. In den 60er­Jahren

kam es allerdings vermehrt zu Konflikten

zwischen den Regierungsparteien.

Luxus und Zeichen den Aufschwungs in den

1960ern: ein eigenes Auto, das man hegt und

pflegt.

ÖVP­Alleinregierung 1966–1970

Bei der Nationalratswahl 1966 erlangte

die ÖVP die absolute Mehrheit und beschloss,

erstmals allein zu regieren. Die

ÖVP­Alleinregierung war geprägt von

zahlreichen Reformen, etwa der Senkung

des Wahlalters von 21 auf 19 Jahre und

der Verankerung der 40­Stunden­Woche,

die bis 1975 schrittweise eingeführt wurde.

Mit einem Spar­ und Sanierungsprogramm,

das nach Meinung der ÖVP nach

der Aufschwungzeit notwendig geworden

war, stieß die Regierung aber auf

breite Ablehnung: 1970 konnte erstmals

in der Nachkriegszeit die SPÖ die relative

Mehrheit erringen.

Die Ära Kreisky 1970 bis 1983

Nach der Wahl 1970 bildete Bruno Kreisky

mit Billigung der FPÖ eine SPÖ­Minderheitsregierung.

Dafür hob Kreisky

mit einer Wahlrechtsreform die Zahl der

Nationalratsabgeordneten von 165 auf

183 an, was vor allem der Kleinpartei FPÖ

zugute kam. Kurz darauf wurden Neuwahlen

ausgeschrieben, bei denen die

SPÖ 1971 die absolute Mehrheit errang.

Diesen Erfolg wiederholten die SPÖ und

Kreisky 1975 und 1979.

Sozial­ und Bildungspolitik

Kreiskys Ziel war eine Umgestaltung der

Gesellschaft im Sinne der Sozialdemokratie.

Er startete eine Bildungsoffensive, die

auch Kindern aus weniger begüterten Familien

eine höhere Schulbildung und ein

Studium ermöglichen sollte: Gratisschulbücher,

Schülerfreifahrt und der Bau zahlreicher

höherer Schulen auch im ländlichen

Raum ließen die Zahl der Maturantinnen

und Maturanten stark ansteigen.

Reformiert wurden auch das Familienund

das Strafrecht: Schwangerschaftsabbruch

bis zum dritten Monat wurde straffrei

(sog. Fristenlösung), die Ehescheidung

erleichtert, eine Geburtenbeihilfe und

Heiratsgeld eingeführt.

Ein Beispiel für den Bauboom in den 1960er-

Jahren: die Europabrücke in Tirol

150

Österreich seit 1945


Europäische Union

Österreich: Zweite Republik

1978 1980

Volksabstimmung

Zwentendorf

1984 1986

Besetzung Waldheim­

Hainburger Affäre

Au

1989 1990

Fall der

1993 1994

Volksabstimmung

1995

EU­Beitritt

2000

Proteste gegen

2002

Einführung

2004

1. EU­Osterweiterung

Berliner

Mauer

EU­Beitritt

Österreichs

FPÖ­ÖVP­

Regierung

des EURO

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

Bruno Kreisky (1911–1990)

ÖVP-Alleinregierung unter Bundeskanzler Josef Klaus. Erstmals war eine Frau in der Regierung:

Grete Rehor war Sozialministerin.

Wirtschaftspolitik

All diese Neuerungen kosteten natürlich

sehr viel Geld. Auch Kreiskys Ziel der

Vollbeschäftigung ließ die Staatsschulden

steigen, weil die Regierung hohe Summen

in die verstaatlichte Industrie investierte.

Als die Arbeitslosigkeit trotzdem

stieg und sich die wirtschaftliche Lage

weiter verschärfte, mussten die Staatsausgaben

(Beihilfen und andere Zuwendungen

an die Bevölkerung) gekürzt werden.

Die SPÖ verlor Stimmen und bei der

Wahl 1983 die absolute Mehrheit. Die Ära

Kreisky war beendet. Sie war geprägt von

außenpolitischen Erfolgen (vgl. Seite 145)

sowie vielen Neuerungen und wichtigen

sozialpolitischen Maßnahmen. Kreiskys

Wirtschaftspolitik bedeutete eine relativ

niedrige Arbeitslosenquote, aber auch

eine hohe Staatsverschuldung, die den

Nachfolgeregierungen noch viele Probleme

bereiten sollte.

Zwentendorf

Ende der 70er­Jahre entbrannte eine

heftige Debatte um die Inbetriebnahme

des Atomkraftwerks Zwentendorf.

Die ÖVP, unter deren Alleinregierung

der Bau beschlossen worden war, war

nun gegen die Inbetriebnahme; die

SPÖ und Bruno Kreisky persönlich

waren vehemente Befürworter. Parteifreie

Atomkraftgegner/innen

schlossen sich zusammen und konnten

Teile der Bevölkerung für ihre

Sache gewinnen. 1978 entschied eine

Volksabstimmung mit winziger

Mehrheit gegen die Inbetriebnahme:

Österreich blieb „atomfrei“. Bruno

Kreisky trat, entgegen vorheriger

Ankündigungen, nicht zurück und

konnte 1979 nochmals die absolute

Mehrheit erringen.

14 Heute ist Österreichs

Atomfreiheit unumstritten.

Dafür war auch

der Unfall im Atomkraftwerk

Tschernobyl (Ukraine)

mitverantwortlich.

Erkundige dich (im Internet),

was damals passierte.

HM/HS

15G

Gruppenarbeit:

Erkundigt euch, in

welchen Nachbarstaaten

es Atomkraftwerke gibt.

PM

Minderheitsregierung:

Regierung einer Partei,

die keine Mehrheit im Parlament

hat. Sie muss also

die Unterstützung anderer

Parteien gewinnen, damit

z. B. Gesetze beschlossen

werden können.

Relative Mehrheit:

Partei, die zwar mehr

Stimmen als die anderen

Parteien hat, aber weniger

als 50 %. Bei den Nationalratswahlen

1999 z. B.

erreichte die SPÖ die relative

Mehrheit (33,1 % der

Stimmen) im Vergleich zu

ÖVP (26,9 %), FPÖ (26,9

%) und Grünen (7,4 %).

Absolute Mehrheit:

Partei, die mehr als 50 %

der Stimmen erhält und

damit die Mehrheit der

Abgeordneten im Parlament

stellt.

Österreich seit 1945

151


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1955

Staatsvertrag

(Ö)

1956

Ungarnaufstand

1960

Gründung

der EFTA

1968

Prager

Frühling

1970

1972

Südtirol­

Paket

1978

V

abstimmung

Zwentendorf

Die Umgestaltung der Parteienlandschaft

in den 1980er­Jahren

Nach dem Ende der Ära Kreisky bildete

die SPÖ mit der FPÖ eine kleine Koalition.

Man war gezwungen, Sparmaßnahmen

und Sozialkürzungen zu beschließen;

trotzdem blieb die wirtschaftliche Lage

angespannt. Erschwert wurde die Regierungstätigkeit

durch das Erstarken einer

vierten politischen Macht, der Grünbewegung.

Die Grünbewegung wird zur Partei

Rund um die Anti­Zwentendorf­Bewegung

etablierte sich eine ökologische Bewegung,

die sich in zahlreichen Bürgerinitiativen

unter dem Namen „Grüne“

oder „Grünalternative“ engagierte. Dies

führte rasch zu einem besseren ökologischen

Bewusstsein: Für private und öffentliche

Bauträger wurde es immer schwieriger,

große Bauvorhaben durchzusetzen.

Proteste verhinderten oder verzögerten

häufig den Bau von Schnellstraßen, Schiliftanlagen,

Kraftwerken usw. Auseinandersetzungen

zwischen Umweltschützern

und Umweltschützerinnen und Staatsmacht

entzündeten sich am Kraftwerksprojekt

Hainburg an der Donau. Umweltschützer

besetzten die Au und konnten

den Bau verhindern; heute ist das Gelände

ein Naturschutzgebiet. Hainburg war

die Geburtsstunde der Grünen. Diese

schafften bei den Wahlen 1986 den Einzug

ins Parlament. Damit war erstmals

seit dem Stimmenverlust der KPÖ 1959

wieder eine vierte Partei im österreichischen

Nationalrat vertreten.

1986 – das Jahr der großen

Veränderungen

Die Kräfteverhältnisse im Nationalrat verschoben

sich 1986 auch durch Umstrukturierungen

innerhalb der FPÖ: Jörg Haider

wurde Parteiobmann. Er konnte eine

wesentlich breitere Wählerschicht ansprechen

als seine Vorgänger, sodass er – abgesehen

von einem kleinen Rückschlag

1995 – bis zu seinem Tod 2008 bei jeder

Wahl Zuwächse für die FPÖ verzeichnen

konnte. Dies gelang nicht zuletzt durch

eine oft sehr populistische Politik, die sich

gegen die Großparteien wandte und den

Menschen versprach, was sie hören wollten.

Die Waldheim­Affäre

1986 wurde erstmals ein konservativer

Bundespräsidentschaftskandidat gewählt:

Kurt Waldheim (ÖVP). Der Wahlkampf

war von heftigen Auseinandersetzungen

um Waldheims Vergangenheit geprägt.

Kurt Waldheim wurde vorgeworfen, er

habe im Zweiten Weltkrieg von schweren

Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Aubesetzern 1984.

152

Österreich seit 1945


Europäische Union

Österreich: Zweite Republik

1978 1980

Volksabstimmung

Zwentendorf

1984 1986

Besetzung Waldheim­

Hainburger Affäre

Au

1989 1990

Fall der

1993 1994

Volksabstimmung

1995

EU­Beitritt

2000

Proteste gegen

2002

Einführung

2004

1. EU­Osterweiterung

Berliner

Mauer

EU­Beitritt

Österreichs

FPÖ­ÖVP­

Regierung

des EURO

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

Verbrechen gewusst und wesentliche Teile

seiner Vergangenheit verschwiegen.

Eine Historikerkommission fand keine Beweise

dafür, dass Waldheim persönlich

Kriegsverbrechen begangen hätte. Er habe

jedoch entgegen seiner Angaben sehr

gut über die Verbrechen in seiner Umgebung

Bescheid gewusst. Aufgebauschte

Schlagzeilen US­amerikanischer Medien

beeinträchtigten Österreichs außenpolitische

Beziehungen stark. Nach der Wahl

Waldheims zum Bundespräsidenten trat

SPÖ­Regierungschef Fred Sinowatz aus

Protest zurück.

Sein Nachfolger Franz Vranitzky löste, als

Jörg Haider FPÖ­Parteiobmann wurde,

die Koalition sofort auf. Neuwahlen

brachten der SPÖ 80 Mandate, der ÖVP

77. Die Freiheitlichen konnten massiv zulegen

und die Grünen zogen erstmals mit

acht Mandaten ins Parlament ein. Die

beiden Großparteien verfügten zwar

noch über eine Zweidrittelmehrheit, aber

die österreichische Parteienlandschaft

hatte sich nachhaltig verändert.

Die große Koalition

1986 bis 1999

Nach der Wahl 1986 bildeten SPÖ und

ÖVP wieder ein große Koalition. Die Regierung

hatte mit den steigenden Staatsschulden

zu kämpfen. Mehrere Sparpakete

bedeuteten für die Bürger und Bürgerinnen

teils schmerzliche Einbußen, indem

z. B. Sozialleistungen gekürzt oder gestrichen

und zugleich die Steuern erhöht

wurden. Dies war auch nötig, um der EU

beitreten zu können. Vor allem die ÖVP

drängte auf einen raschen Beitritt und

konnte letztlich auch skeptische Teile der

SPÖ von den Vorteilen überzeugen. 1995

wurde Österreich Mitglied der EU.

Zunehmende Konflikte der

großen Koalition

Die teils harten Sparmaßnahmen und

auch die Ablehnung der EU in manchen

Bevölkerungskreisen nützten Jörg Haider

und seiner FPÖ. Sie zog viele Unzufriedene

auf ihre Seite.

Waldheim, ehemaliger UNO-Generalsekretär,

verschwieg Teile seiner Vergangenheit, was zu

spekulativen Vorwürfen führte. Als Reaktion auf

die Kritik plakatierte die ÖVP „Jetzt erst recht!“

Nach dem Zerfall des Ostblocks stellte

eine vermehrte Zuwanderung aus dem

Ausland die Regierung vor große Probleme.

Viele Österreicher und Österreicherinnen

fürchteten um ihre Arbeitsplätze.

Auch dies konnte die FPÖ für sich nutzen.

Schließlich gab es ab 1993 eine fünfte

Parlamentspartei, das Liberale Forum,

welches ebenfalls Wähler und Wählerinnen

von den Großparteien abzog.

In der zweiten Hälfte der 90er­Jahre zwangen

das hohe Budgetdefizit und die geplante

Euro­Einführung zu weiteren Sparmaßnahmen.

Zu den politischen Problemen

kamen nun auch vermehrt Differenzen

zwischen den Koalitionspartnern.

Nachdem in der SPÖ Vranitzky von Viktor

Klima abgelöst worden war und in der

ÖVP Wolfgang Schüssel den Parteivorsitz

übernommen hatte, verschlechterte sich

das Gesprächsklima weiter; die Entfremdung

zwischen den langjährigen Regierungspartnern

wurde immer deutlicher.

16 Welche eigentliche

Aussage steckt

dahinter, wenn die ÖVP

„Jetzt erst recht!“ plakatiert,

nachdem sich im

Ausland Stimmen gegen

Waldheim erhoben

hatten?

PS/PU

Österreich seit 1945

153


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1955

Staatsvertrag

(Ö)

1956

Ungarnaufstand

1960

Gründung

der EFTA

1968

Prager

Frühling

1970

1972

Südtirol­

Paket

1978

V

abstimmung

Zwentendorf

Wolfgang Schüssel, Bundeskanzler

von 2000 bis 2007

Die Schüssel­Regierungen

Die Nationalratswahl 1999 brachte erneut

Verluste für SPÖ und ÖVP; die letztere

wurde sogar von der FPÖ überholt.

Auch die Grünen verzeichneten Gewinne,

während das Liberale Forum den Einzug

ins Parlament nicht mehr schaffte.

Die Koalitionsverhandlungen 1999

Viktor Klima gelang es nicht, eine Regierung

zu bilden, da mit der ÖVP keine Einigung

möglich war und er mit der FPÖ

nicht verhandeln wollte. Nach Monaten

präsentierten schließlich ÖVP und FPÖ

ein gemeinsames Regierungsprogramm.

Trotz heftiger Proteste im In­ und Ausland

gegen eine Regierungsbeteiligung

der FPÖ, der Ausländerfeindlichkeit und

EU­Ablehnung vorgeworfen wurden,

wurde die ÖVP­FPÖ­Regierung unter dem

ÖVP­Bundeskanzler Wolfgang Schüssel

angelobt.

Einige europäische Staatsoberhäupter

initiierten Sanktionen der EU gegen Österreich,

um ihre Ablehnung der FPÖ­

Regierungsbeteiligung zu zeigen. Diplomatische

Beziehungen wurden abgebrochen

und Österreicherinnen oder Österreicher

sollten keine EU­Ämter mehr erhalten.

Dem Land wurde vorgeworfen, in

nationalsozialistischer Tradition eine Gefahr

für Europa darzustellen. Schülerinnen

und Schüler wurden von Auslandsreisen

„ausgeladen“, europäische Politiker

riefen zum Urlaubsboykott gegen Österreich

auf. Die übertriebenen Reaktionen

mussten bald zurückgenommen werden.

Allmählich normalisierte sich das Verhältnis

zwischen Österreich und den restlichen

EU­Ländern – nicht zuletzt, weil die

ÖVP ihrem Ruf als Europapartei treu blieb

und für eine entsprechende Politik in

Österreich sorgte. Für die FPÖ allerdings

bedeutete die EU­Politik einen innerparteilichen

Konflikt.

Sanktionen:

Strafandrohung, falls bestimmte

Vereinbarungen

nicht eingehalten werden

oder falls bestimmte

Handlungen (nicht) gesetzt

werden. Die EU­14

drohten, die politischen

Beziehungen zu Österreich

abzubrechen, sollte

die FPÖ in der Regierung

bleiben.

Viele Österreicherinnen und Österreicher

demonstrierten gegen die ÖVP-FPÖ-Regierung.

Die EU­Sanktionen

Ein Transparent bei einer Demonstration

(Brüssel, 2000) gegen die Regierungsbeteiligung

der FPÖ vergleicht FPÖ-Chef Jörg Haider mit

Adolf Hitler. Dieser – übertriebene – Vergleich

bezog sich auf die Ausländerfeindlichkeit der

FPÖ und problematische Aussagen von deren

Führung über die NS-Zeit.

154

Österreich seit 1945


Europäische Union

Österreich: Zweite Republik

1978 1980

Volksabstimmung

Zwentendorf

1984 1986

Besetzung Waldheim­

Hainburger Affäre

Au

1989 1990

Fall der

1993 1994

Volksabstimmung

1995

EU­Beitritt

2000

Proteste gegen

2002

Einführung

2004

1. EU­Osterweiterung

Berliner

Mauer

EU­Beitritt

Österreichs

FPÖ­ÖVP­

Regierung

des EURO

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

Reformen und Sparmaßnahmen

Innenpolitisch galt der ÖVP­FPÖ­Regierung

die Sanierung des Staatshaushaltes

als vorrangiges Ziel. Tatsächlich gelang

es, das Haushaltsdefizit zu senken und die

Wirtschaft zu stärken. 2002 erreichte Österreich

erstmals einen Exportüberschuss,

das heißt, unser Land exportierte mehr

Güter, als es importierte. Während der

Wirtschaftsstandort Österreich gestärkt

wurde, stießen Einsparungsmaßnahmen

im Sozialsystem und Steuererhöhungen

bei vielen Bürgerinnen und Bürgern auf

Ablehnung. Auch die Einführung von Studiengebühren

stieß auf breiten Widerstand

und wurde von der Opposition als

soziale Ungerechtigkeit dargestellt.

Als die ÖVP beschloss, die geplante Steuerentlastung

aufgrund der Kosten für das

Jahrhunderthochwasser 2002 zu verschieben,

kam es innerhalb der FPÖ zum Konflikt:

Den Regierungsmitgliedern der FPÖ

wurde auf einem Parteitag das Vertrauen

entzogen, woraufhin diese zurücktraten.

Wolfgang Schüssel löste die Regierung

auf, das Parlament beschloss Neuwahlen.

Das Kabinett Schüssel II

Bei der Neuwahl 2002 kam es zu überraschenden

Verschiebungen in der Wählerlandschaft.

Schüssels Kurs wurde mit einem

Stimmenzuwachs von über 15 % für

die ÖVP bestätigt, während die zerstrittene

FPÖ geschlagen wurde. Trotzdem entschloss

sich die ÖVP, nochmals eine Koalition

mit der FPÖ einzugehen.

Die Streitigkeiten in der FPÖ aber dauerten

an und gipfelten 2005 in der Spaltung

der Partei. Jörg Haider gründete das

„Bündnis Zukunft Österreich“ (BZÖ) und

trennte sich von der „Alt­FPÖ“. Nun saßen

auf einmal Vertreterinnen und Vertreter

des BZÖ in der Regierung. Der kleinere

Regierungspartner hatte kaum politischen

Einfluss und Schüssel setzte seinen

Reformweg fort: Pensionsreform, Reform

des Gesundheitswesens, Privatisierung

mehrerer Staatsbetriebe und eine Steuerreform.

Es gelang in den Jahren der „ÖVP­

Vorherrschaft“, den Wirtschaftsstandort

Österreich international zu stärken, die

Hochwasserkatastrophe 2002

Nationalrats- SPÖ ÖVP Die FPÖ BZÖ

wahl

Grünen

1999 33,2 % 26,9 % 7,4 % 26,9 % —

2002 36,5 % 42,3 % 9,5 % 10 % —

2006 35,3 % 34,3 % 11 % 11 % 4,1 %

2008 29,3 % 26 % 10,4 % 17,5 % 10,7 %

Stimmenanteile der Parteien bei

Nationalratswahlen

Arbeitslosigkeit war im internationalen

Vergleich niedrig. Die Veränderungen

gingen aber vielen Menschen zu schnell.

Vor allem massive Einsparungen im Bildungsbereich

und bei sozialen Leistungen

verstärkten den Trend. Bei der Wahl

2006 verlor dann – entgegen aller Voraussagen

– die ÖVP ihre Mehrheit wieder

an die SPÖ.

(www.bmi.gv.at, 10. 4. 2012)

Österreich seit 1945

155


Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich: Zweite Republik

Europäische Union

1978 1980

Volksabstimmung

Zwentendorf

1984 1986

Besetzung Waldheim­

Hainburger Affäre

Au

1989 1990

Fall der

1993 1994

Volksabstimmung

1995

EU­Beitritt

2000

Proteste gegen

2002

Einführung

2004

1. EU­Osterweiterung

Berliner

Mauer

EU­Beitritt

Österreichs

FPÖ­ÖVP­

Regierung

des EURO

2007

2. EU­Osterweiterung

2010

17 Sammelt einige Tage

in den Zeitungen

innenpolitisch wichtige

Themen: Womit beschäftigt

sich die Regierung

zur Zeit? Was sind die

Hauptthemen? Welche

Meinungen vertreten die

Oppositionsparteien?

Schreibt einen kurzen

Text über die Lage des

Landes.

PS

Wieder große Koalition

Das Wahlergebnis 2006 und die Weigerung

der Kleinparteien, an einer Regierung

teilzunehmen, ließ wieder nur eine

große Koalition zu. 2007 wurde Alfred

Gusenbauer Kanzler einer SPÖ­ÖVP­Regierung.

Mit der gemeinsamen Zweidrittelmehrheit

waren nun Verfassungsänderungen

und nötige Reformen möglich.

Die Koalitionspartner fielen aber vor allem

durch dauerndes Streiten auf; bereits

nach einem Jahr wurde Alfred Gusenbauer

abgelöst, nachdem die ÖVP unter dem

Motto „Es reicht“ Neuwahlen angestrebt

hatte. Die Wahlen 2008 brachten kaum

Veränderungen. Die SPÖ, nun unter Werner

Faymann, bildete mit der ÖVP wieder

eine große Koalition. Faymann und ÖVP­

Obmann Josef Pröll arbeiteten besser zusammen

als ihre Vorgänger. Als große

Ziele formulierte die Regierung – wie

schon die Regierung davor – die Sicherung

des Gesundheitswesens, eine Qualitätsoffensive

im Bildungssystem und

eine Verwaltungsreform.

Die Wirtschaftskrise 2009

Eine Weltwirtschaftskrise, ausgelöst durch

Spekulationen, wirkte sich auch auf Österreich

aus: Banken mussten mit gewaltiger

finanzieller Unterstützung vor dem

Konkurs gerettet werden, Firmen erlitten

Exporteinbußen und mussten Mitarbeiter

und Mitarbeiterinnen entlassen. Die Regierung

unterstützte die Banken finanziell

und versuchte durch Investitionen, den

Arbeitsmarkt in Schwung zu halten.

Letztlich gelang es in Österreich – im Gegensatz

zu anderen, vor allem südeuropäischen

Ländern – die Krise zu überwinden:

Ab 2011 wuchs die Wirtschaft

wieder, die Arbeitslosigkeit ging zurück.

Allerdings wurde der Schuldenstand des

Staates durch all diese Maßnahmen weiter

erhöht. Die Frage, wie man damit umgehen

sollte und wie weitere Krisen zu

verhindern seien, sorgte nun aber wieder

für Differenzen unter den Koalitionspartnern

SPÖ und ÖVP. Während die SPÖ vor

allem eine höhere Besteuerung von Kapital

und eine Bankenabgabe forderte, war

man in der ÖVP der Meinung, man würde

dadurch die Wirtschaft und somit auch

die Bürgerinnen und Bürger schwächen.

Koalition des Stillstands?

Zu Beginn der Regierungsperiode kündigte

die Regierung eine Verfassungsreform,

eine Gesundheitsreform, eine Bildungsreform

und vieles mehr an. Zweieinhalb

Jahre später war davon noch immer nichts

zu erkennen. Zwar stritt die Koalition weniger

als die Vorgängerregierung, aber es

schien, dass dadurch auch wichtige Entscheidungen

verschoben wurden. Mitte

2011 besagten Meinungsumfragen, dass

SPÖ und ÖVP bei Neuwahlen keine Mehrheit

mehr hätten, während die Oppositionsparteien,

die Grünen und vor allem

die FPÖ, vermehrten Zuspruch finden

würden.

Die Krise erforderte Sparmaßnahmen.

Weite Teile der Bevölkerung hielten dies für

ungerecht: Während die Banken großzügig

unterstützt wurden, hätten nun die Bürgerinnen

und Bürger den Schaden zu bezahlen, den

Banken und Spekulanten angerichtet hatten.

156

Österreich seit 1945


Wissen erweitern

2010

Konsumgesellschaft – Überflussgesellschaft –

Wegwerfgesellschaft

Als Ende der 1960er­Jahre der erste Supermarkt

Österreichs eröffnete, war das eine

kleine Sensation. Inzwischen leben wir in

einer Überflussgesellschaft, die durch ein

riesiges Angebot von Konsumgütern gekennzeichnet

ist. Damit die Produktion

(Herstellung) nicht stillsteht, werden oft

kurzlebige Produkte erzeugt. Kritiker und

Kritikerinnen sprechen daher auch von

der modernen „Wegwerfgesellschaft“.

Der ungeheure Verbrauch von Rohstoffen

und Energie für Güterproduktion und

­transport verursacht auf der ganzen

Welt große Umweltprobleme. Der Wohlstand

in den westlichen Industriegesellschaften

bedeutet auch Ausbeutung und

Armut in den Ländern der sogenannten

Dritten Welt.

Kaufkraft einst und heute:

Wie lange arbeitete man 1950 und 2009 für verschiedene Güter?

Konsumgut 1950 (Stunden:Minuten) 2009 (Stunden:Minuten)

1 kg Brot 0:27 0:11

10 Eier 2:01 0:08

1 l Vollmilch 0:19 0:03

0,5 kg Kaffee 26:22 0:19

1 Herrenanzug 108:38 17:00

Fernseher 351:38 (1960) 35:31

Nach einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft 2010, zitiert nach:

http://finanzwertig.de/kaufkraft-vergleich-frueher-war-mitnichten-alles-billiger-95 (24. 5. 2012)

Konsumstruktur 1950 – 1970 – 1990 – 2009

Verbrauchsausgaben einer Wiener Familie für:

Nahrungs- und

Genussmittel

51%

32 %

25 %

20,1%

1950

1970

1990

2009

Wohnung,

Hausrat,

Beheizung,

Beleuchtung

13 %

19 %

24 %

37,6 %

1950

1970

1990

2009

Bekleidung,

Wäsche,

Bettzeug,

Teppiche,

Vorhänge

14 %

14 %

10 %

5,7%

1950

1970

1990

2009

Verkehr,

Nachrichten

4%

12 %

15 %

16,7%

1950

1970

1990

2009

Sonstiges:

Bildung,

Freizeit,

Gesundheit

18 %

23 %

26 %

19,8 %

1950

1970

1990

2009

Quelle: Österreichisches Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum

18 Analysiere die

Tabelle zum Thema

Kaufkraft einst und

heute. HM/HO

Lies die Tabelle genau.

Fasse das Thema der

Tabelle in einem Satz

zusammen.

Bestimme die Art der

Veränderungen. Kann

man sich mit seinem

Verdienst heute mehr

leisten als früher oder

weniger?

Bei welchen Gütern

fanden die größten

Veränderungen statt?

Besprich dich mit einer

Partnerin/einem Partner.

Fasse die wesentlichen Ergebnisse

kurz zusammen.

19 Analysiere die

Tabelle zum Thema

Konsumstruktur. HM

Lies die Tabelle genau.

Fasse das Thema der

Tabelle in einem Satz

zusammen.

Welche Veränderungen

sind zu erkennen?

Welche Gründe könnte

es dafür geben?

Verfasse einen kurzen

Merktext.

20 Befrage deine Eltern,

wie viel ihr

ungefähr für die einzelnen

Punkte ausgebt (in

Prozent des Familieneinkommens).

Zeichne aufgrund

der Angaben ein

einfaches Säulendiagramm.

Vergleiche den

Konsum deiner Familie

mit den Zahlen für 2009.

Welche Unterschiede

oder Ähnlichkeiten gibt

es? Erkläre sie einer Partnerin

oder einem Partner.

Ihr könnt auch die

Säulendiagramme eurer

Familien miteinander

vergleichen. PH

157


Wissen erweitern

Neue soziale Bewegungen des 20. Jahrhunderts

Vor 25 Jahren kam esinder Au von Hainburg zu heftigen Zusammenstößen. „Die Presse am

Sonntag“ traf Besetzer und Polizisten für einen Blick zurück.

VON GEORG RENNER

Die Au-Veteranen

ObManuela Trousil heute wiederinden

Krieg ziehen würde,

wenn die Hainburger Au in

Gefahr wäre? 25Jahre nachdem

die ausgebildete Sozialarbeiterin

mit blutig geschlagenem Kopf aufeinem

„profil“-Cover neben der Schlagzeile

„Krieg in der Au“abgebildet war, 25 Jahre

nachdem sie im „Club 2“ gegen die

Polizeigewalt inder Au aufgetreten ist,

sagt die heute 50-Jährige, ohne zu zögern:

„Ja. Klar. Jederzeit wieder.“

In den diesigen Morgenstunden des

19.Dezember 1984 gehen rund 800 Exekutivbeamte

mit Schlagstöcken gegen

die Aubesetzer vor, die sich zwischen

die Bäume und Holzfällertrupps werfen.

Manuela Trousil, Aktivistin bei Global

2000,steht an vorderster Front. „Wir sind

dem Lärm der Motorsägen nachgelaufen

und haben versucht, zwischen den Polizeiabsperrungen

durchzukommen.“ In

der sonst so ruhigen Au mischt sich das

Geschrei von Gendarmen und Demonstranten,

von irgendwo singt Jazz Gitti den

Besetzern Mut zu, in der Luft liegt der

Geruch von Moder, Schweiß und Kettenöl.

In der ganzen Au rangeln Beamte

mit Besetzern, versuchen sie von den

Bäumen wegzuschleppen.

Damals und heute: Manuela Trousils Bild prägte die Legende vom „Krieg“ in der Hainburger Au.

Gegen Polizeigewalt. „Wir waren damals

schonziemlich närrisch, mit wieviel Einsatz

wir uns da beteiligt haben“, findet

Trousilheute. Sieselbst,damals beieiner

Frauenberatungsstelle beschäftigt, war

aus Idealismus in der Au: „Ich wollte

nicht, dass alle freien Flächen zubetoniert,

alle landschaftlichen Schönheiten

zerstört werden.“ Als sie versucht, zwei

junge Demonstrantinnen vor Polizeischlägen

zu bewahren, trifft die damals

25-Jährige selbst der Stock eines Beamten.

„Alle ummich herum sind auf einmal

stehen geblieben und haben mich

angestarrt.Ich habmir dann an den Kopf

gegriffen und gemerkt:Daist Blut.“

Kurz darauf ist Manuela Trousil von

Fotografen umgeben, durch ihr Foto auf

der „profil“-Titelseite avanciert sie –neben

prominenten Mitstreitern von Arik

Brauer bis Günther Nenning –zueiner

der Galionsfiguren der Aubesetzung, die

Bilder prägen die Legende vom „Blutigen

Mittwoch“ für den 19. Dezember.

20 Menschen werden an diesem Tagverletzt.

In einem„Club 2“ im Jänner 1985 –

in der Au ist inzwischen Ruhe eingekehrt–

konfrontiert sie Sicherheitsdirektor

Robert Danzinger mit dem Vorwurf

absichtlicher Polizeigewalt.

Einige Wochen danach wird Trousil

auf einer Menschenrechtsdemo in Wien

verhaftet – und drei Wochen lang in

Untersuchungshaft gehalten, wegen Verdachts

auf Widerstand gegen die Staatsgewalt.

Bei der Festnahme hätten ihr

Polizisten zu verstehen gegeben, dass sie

sich mit ihrer häufigen Teilnahme an

Demonstrationen, dem Foto, der Diskussion

im „Club 2“ zu weit ausdem Fenster

gelehnt habe, sagt Trousil. „Der Krug

geht so langzum Brunnen, bis er bricht“,

habe ihr einer der Polizisten dort gesagt.

Trousil wurde später von allen Vorwürfen

freigesprochen, heute ist die Ex-Aktivistin

Teeverkäuferin in der Wiener Innenstadt.

Kontakt mit den anderen Aubesetzern

hatsie nurnoch sporadisch.

Aufbegehren gegen den Staat. An die

aufregenden Tage in der Hainburger Au

denktsie auch heute noch gerne zurück,

wenn sie durch den Nationalpark spaziert:

Trousil erinnert sich an die Gemeinschaft

in denfünf Zeltlagern, an die

eisigenNächte unter freiem Himmel und

an das Gefühl, etwas erreicht zu haben.

„Wir haben damals gezeigt, dass man

nicht alles mit uns machen kann, dass

man aufstehen und etwas ändern kann.“

Darauf ist sie bis heute stolz.

Groll gegen die Exekutive und ihr

hartes Durchgreifen hegt sie heute nicht

mehr: „Es hat aggressivere und friedlichere

Gendarmen gegeben, viele waren

auch politisch unter Druck. UndimVergleich

zu den Ausschreitungen bei deutschen

Demos wie bei den Castor-Transporten

ist es in Hainburg immer noch

relativfriedlich zugegangen.“

Aber nicht nur unter den Aubesetzern

hat der Dezember ’84 einen bleibenden

Eindruck hinterlassen. „Eigentlich habe

ich schon damals mit den Anliegen der

Aktivisten sympathisiert“, erinnert sich

Roman Kral. 1984 stand er als Polizeischülerinder

Absperrkette in Hainburg–

heute ist er Umweltgemeinderat in Bruck

an der Leitha und Bezirksobmann der

dortigen Grünen. „Natürlich ist damals

einiges schiefgelaufen bei dem Einsatz –

aber die Exekutive hat ihre Befehle gehabt,und

die haben wirbefolgt.“

Die Zwangsmaßnahmen gegen die

Aubesetzer, die der Verfassungsgerichtshof

in weiterer Folge als unverhältnismäßigqualifizierte,hat

Kral nicht ausnächster

Nähe mitbekommen. Aber jedenfalls

habe ihn der Einsatz damals sensibilisiert

fürdie Anliegen von Umweltschutz- und

Bürgerbewegung, sagt Kral, der inzwischen

den Exekutivdienst quittiert hat

und in die Privatwirtschaft gewechselt ist.

Erinnerungen. Ebenfalls in den Reihen der

Exekutive war1984 der heutige ÖVP-Bürgermeister

von Hainburg, Karl Kindl. Er ist

bis heute nicht überzeugt von den Anliegen

der Aubesetzer: „Hainburg war damals

im Schatten des Eisernen Vorhangs,

wirtschaftlich war hier tote Hose. Das

Kraftwerk hätte uns schon viel gebracht,

an Arbeitsplätzen zum Beispiel.“ Aber

auch der Nationalpark biete viele Chancen

–„Insgesamt kann man nicht sagen,

dass der Widerstand schlecht war.“

Archiv, Clemens Fabry, Montage

» Wir haben

gezeigt, dass

man eben

nicht alles mit

uns machen

kann, dass

man aufstehen

und etwas

ändern kann. «

MANUELA

TROUSIL

Ehemalige

Aubesetzerin

AUBESETZUNG -

EINRÜCKBLICK

DIEPRESSE.COM/

HAINBURG

158 Österreich seit 1945


Als „neue soziale Bewegungen“ bezeichnet

man Gruppen von Bürgerinnen und

Bürgern, die sich außerhalb der traditionellen

Parteien mit politischen Themen

beschäftigen. Neue soziale Bewegungen

des späten 20. Jahrhunderts sind z. B. die

Frauenbewegung, die Umweltbewegung

und die Friedensbewegung. Heute sind

auch Gruppen, die der Globalisierung kritisch

gegenüberstehen, wichtig. Neue soziale

Bewegungen informieren die Menschen

über ihre Anliegen und versuchen

mit Demonstrationen, Unterschriftenaktionen

und anderen Aktivitäten, ihre

Ideen durchzusetzen.

Die Anti­Zwentendorf­Bewegung erreichte

in den 1970er­Jahren eine Volksabstimmung

über das Atomkraftwerk Zwentendorf.

In den 1980er­Jahren besetzten Umweltschützerinnen

und –schützer die Hainburger

Au (NÖ), wo ein Wasserkraftwerk

gebaut werden sollte. Die Besetzerinnen

und Besetzer wollten den Auwald vor der

Zerstörung bewahren. (Vgl. S. 151f.) In

beiden Fällen war der Protest von Bürgerinnen

und Bürgern gegen die Politik der

Regierung erfolgreich.

21 Seht den Nachrichtenbeitrag über die

Zusammenstöße in der Hainburger Au

vom 19. Dezember 1984 auf http://www.

mediathek.at/akustische­chronik/ unter der

Überschrift „Hainburg“ im Abschnitt für

die Jahre 1983/84/85.

Besprecht anschließend in Gruppen: Wie

versuchten die Besetzerinnen und Besetzer,

ihre Ziele zu erreichen? Hältst du ihre Handlungen

für richtig oder falsch? Begründe

deine Meinung.

PM/PU

22 Lies dir den Text auf der linken Seite

(Die Presse, 6. 12. 2009) zuerst überfliegend

durch und markiere die wichtigsten

Stichwörter.

Lies den Text dann genau und besprich unklare

Textstellen mit deiner Nachbarin oder

deinem Nachbarn.

Besprecht auch: Wer kommt im Artikel zu

Wort? Welche Meinung hatten die Beteiligten

damals zur Aubesetzung? Was denken

sie heute?

Welche Sicht auf die Aubesetzung wird im

Artikel am ausführlichsten dargestellt? Finde

im Gespräch mit deiner Nachbarin oder

deinem Nachbarn mögliche Gründe dafür.

HM/HO

23

G

Gruppenarbeit:

An deiner Schule klappt die umweltgerechte

Müllentsorgung momentan nicht.

Eure Gruppe (4 Personen) ist dafür verantwortlich,

einen Plan zu erstellen, damit der

Müll in Zukunft ordentlich und umweltgerecht

entsorgt wird. Der Plan soll folgende

Fragen beantworten:

• Was soll erreicht werden?

(Ziele festlegen)

• Woher bekommen wir

Informationen über richtige

Mülltrennung?

• Wie werden Informationen

weitergegeben? (z. B. Plakate,

informativer Brief … )

• Wie können die Ideen umgesetzt

werden?

• Brauchen wir ein Team und

wie stellen wir es zusammen?

• Wer übernimmt welche

Aufgaben?

• Wer kann materielle Hilfe

(z. B. geeignete Behälter für Müll)

leisten?

• Wie bringt man alle dazu,

mitzumachen? (Anreize wie

Wettbewerbe, Preise …)

Präsentiert eure Ergebnisse anschließend in

der Klasse. Vielleicht könnt ihr die Vorschläge

auch in eurer Klasse umsetzen? PH

Österreich seit 1945

159


Politische Bildung

Rund um Landtags- und Gemeinderatswahlen

Die Landesregierungen

Die Landesregierungen werden vom

Landtag gewählt. Der Landesregierung

gehören der Landeshauptmann oder die

Landeshauptfrau und alle Landesräte und

Landesrätinnen an. In Wien ist der Stadtsenat

zugleich die Landesregierung.

Je nach Landesverfassung werden Landesregierungen

als Proporzregierung

oder als Mehrheits­ bzw. Minderheitsregierung

gebildet.

24

Finde heraus, wie in deinem Bundesland

die Regierung gebildet wird. PS

Die Pflichtschulen stehen unter der Verwaltung

des jeweiligen Bundeslandes.

NET:

www.vorarlberg.at

www.tirol.gv.at

www.salzburg.gv.at

www.oberoesterreich.

gv.at

www.noe.gv.at

www.steiermark.at

www.ktn.gv.at

www.wien.gv.at

www.burgenland.at

25 Wie heißt der Landeshauptmann

oder die Landeshauptfrau deines

Bundeslandes?

PS

Die Wasserversorgung und -entsorgung ist eine

wichtige Aufgabe der Gemeinde. Die Hauptkläranlage

in Wien bewältigt die Abwässer einer

Millionenstadt.

26

Für welche Fachbereiche in der

Regierung ist er/sie zuständig?

PS

27 Erkundige dich, wie die Mandatsverteilung

im Gemeinderat/Stadtrat deiner

Heimatgemeinde aussieht. Fülle aus: PS

zuständig für:

SPÖ:

Proporzregierung:

Alle im Landtag vertretenen

Parteien stellen

Landesräte und ­rätinnen.

ÖVP:

FPÖ:

Mehrheits- bzw.

Minderheitsregierung:

Die Oppositionsparteien

stellen keine Landesräte

und ­rätinnen.

Die Grünen:

andere:

160 Österreich seit 1945


Bundesrat

Landesräte

Landesregierung

Landtag

Amt der Landesregierung

Bezirksverwaltungsbehörde

Gemeindevorstand

Wähler/innen

28 Ergänze die Grafik.

29 Wie heißen die Inhaber/innen der 30

folgenden politischen Funktionen

• Setze folgende Begriffe ein:

Landeshauptmann/Landeshauptfrau,

Gemeinderat, Bürgermeister/in

• Wähler/innen wählen den Gemeinderat

und den Landtag direkt. Stelle diese

Aussage in der Grafik dar, indem du die

entsprechenden Pfeile einzeichnest.

• Der Bürgermeister/die Bürgermeisterin

wird entweder direkt oder indirekt, vom

Gemeinderat, gewählt. Erkundige dich,

welche Form in deinem Bundesland gilt.

Markiere den entsprechenden Pfeil in

der Grafik.

• Die Landtage wählen den Landeshauptmann/die

Landeshauptfrau und entsenden

Vertreter/innen in den Bundesrat.

Zeichne die entsprechenden Pfeile ein.

PS

im Gebiet eurer Schule? (Recherchiert ggf.

in Zeitungen und im Internet.) PS/PM

Landeshauptmann/­frau:

Landtagsvorsitzende/r:

Bezirkshauptmann/­frau:

Bürgermeister/in:

Welche Parteien

sind im Gemeinderat

deiner Heimatgemeinde

vertreten?

Wie viele Gemeinderatssitze

haben die Parteien

jeweils? PS/PM

Parteien

Mandate im

Gemeinderat

Österreich seit 1945 161


Sichern und Wissen

Teilung Deutschlands

Kalter Krieg

Europäische Gemeinschaft

Österreich ist besetzt

1945

Gründung

der UNO

1949

Gründung

der NATO

1950 1955

Staatsvertrag

(Ö)

1956

Ungarnaufstand

1960

Gründung

der EFTA

1968

Prager

Frühling

1970

1972

Südtirol­

Paket

1978

V

abstimmung

Zwentendorf

Zusammenfassung

Tipp:

Ladet eine/n Nationalratsabgeordnete/n

aus

eurer Region in die

Schule ein und diskutiert

die aktuelle innenund

außenpolitische

Situation.

NET:

www.austria.gv.at

www.spoe.at

www.oevp.at

www.gruene.at

www.fpoe.at

www.bzoe.at

1 Ordne die Texte der

Kästchen dem jeweiligen

Regierungschef

zu (schreibe die Nummer

der Aussage zum

passenden Bild). HS

1. EU­Beitritt 1995; Klärung

des Verhältnisses zu Israel

(„Mitschuld am Holocaust“);

„Entstaatlichung“ der Wirtschaft;

Budgetprobleme

Die Nachkriegszeit

Österreich litt anfangs sehr unter den

Folgen des Krieges. Obwohl die Siegermächte

in der Moskauer Deklaration

Österreich zu einem „zu befreienden

Land“ und zum ersten Opfer

Hitlerdeutschlands erklärt hatten, wurde

das Land von den vier Mächten besetzt.

Eine provisorische Regierung war

vom Alliierten Rat abhängig. Grenzstreitigkeiten

konnten im Fall von Kärnten

zugunsten Österreichs entschieden

werden; Südtirol blieb bei Italien. Am

schlimmsten traf die Österreicher und

Österreicherinnen die wirtschaftliche

Not: Der Hungerwinter 1946/47 kostete

zahlreiche Menschen das Leben.

Österreichische Bundeskanzler

seit 1945

2. Erster SP­Kanzler, am

längsten amtierender Bundeskanzler;

weitreichende

Reformen im Sozialbereich,

in Justiz und Bildung; forcierte

Arbeitsplatzpolitik

3. Stand im Schatten

seines Vorgängers Raab.

4. Erster Kanzler einer Regierung

mit FP­Beteiligung.

Hainburger Au 1984; Rücktritt

nach Wahl Waldheims

1986

5. Erste VP­Alleinregierung;

forderte Verhandlungen

über EWG­Assoziierungs­

Abkommen; Budgetkonsolidierung

Der Staatsvertrag

Bereits im November 1945 fanden die

ersten freien Wahlen statt, die der ÖVP

die absolute Mehrheit brachten. Trotzdem

entschied man sich für eine große

Koalition, um gemeinsam die Probleme

zu lösen. Der Marshallplan und die Unterstützung

der Westmächte förderten

den wirtschaftlichen Aufbau des Landes,

man sprach vom österreichischen Wirtschaftswunder.

Das außenpolitisch wichtigste

Ziel, die Erlangung der Freiheit,

wurde aber aufgrund der sowjetischen

Einwände noch länger nicht erreicht. Erst

als die Frage des deutschen Eigentums

geklärt war und sich Österreich zu Zahlungen

an die UdSSR verpflichtet hatte,

kam es im April 1955 zu den entscheidenden

Verhandlungen. Nachdem

Österreich für den Fall der Freiheit die

immerwährende Neutralität versprochen

hatte, stimmte die UdSSR dem Abzug

der Besatzungstruppen zu. Am 15.

Mai 1955 wurde der Staatsvertrag unterzeichnet,

am 26. Oktober wurde im

Parlament die immerwährende Neutralität

beschlossen (Nationalfeiertag).

Leopold Figl

Julius Raab

Alfons Gorbach

Josef Klaus

Bruno Kreisky

ÖVP/SPÖ

1945–1953

ÖVP/SPÖ

1953–1961

ÖVP/SPÖ

1961–1964

ÖVP/SPÖ

ÖVP

1964–1970

SPÖ

1970–1983

162 Österreich seit 1945


Österreich seit 1945 163

Die Außenpolitik Österreichs

Die Neutralität wurde zur Grundlage

der Außenpolitik Österreichs:Das Land

gehörte nie einem Militärbündnis an,

Österreichs Politiker engagierten sich

aber immer wieder als Vermittler in

Konflikten, man sprach von einer „aktivenFriedenspolitik“.

Schonbaldnach

dem Krieg wurde Österreich Mitglied

der UNO. Bruno Kreisky, Österreichs

Kanzler von 1970 bis 1983, setzte sich

ganz besonders imNahostkonflikt ein.

Während des Kalten Krieges war Wien

mehrmals neutraler Treffpunktder verfeindetenSupermächte,

hier begannen

die Abrüstungsverhandlungen. Nach

dem Zerfalldes Ostblocksund dem Ende

des Kalten Krieges bemühte sich

Österreich um die Aufnahme in die EU,

der das Land 1995 beitrat.

6. EU-Sanktionen; Sparprogramm,

Reform des

Pensionssystems, des

Gesundheitswesens; Privatisierungen;

Senkung der

Wehrdienstdauer

9. Beginn des Wiederaufbaus;

1955 Unterzeichnung

des Staatsvertrages

als Außenminister

7. Staatsvertrag 1955;

Raab-Kamitz-Kurs als

Grundlage des österreichischen

Wirtschaftswunders;

Anbahnung der

Sozialpartnerschaft

10. Kürzeste Amtszeit einer

Regierung der Zweiten

Republik; unüberwindbare

Streitigkeiten innerhalb

der Koalition

8. Verschlechterung des

Verhältnisses zum Koalitionspartner

ÖVP; Streit um

das Budget

Im Gegensatzzur Zwischenkriegszeit

entschieden sich die großen

Parteien ÖVPund SPÖnach dem

ZweitenWeltkriegzur Zusammenarbeit,

umdie anstehenden Probleme

zulösen. Sogelang es tatsächlich,

die Nachkriegsnot zu

überwinden und für ein wahres

Wirtschaftswunder zu sorgen.

1966 kam eszur ersten Alleinregierung

der ÖVP, die schon bis

dahinimmer dieMehrheitimParlament

gehabt und den Kanzler

gestellt hatte. Der Sparkurs der

Regierung ließ viele Wähler/innen

zur SPÖ wechseln, die 1970

die Wahl gewann und mit Bruno

Kreiskyerstmalseinen SPÖ-Kanzler

stellte. Bruno Kreisky regierte

bis 1983. Die 80er-Jahre und

90er-Jahre waren innenpolitisch

von einer Veränderung der Parteienlandschaftgeprägt:

DieGrünen

kamen ins Parlament, die

FPÖ wurde von einer Kleinpartei

zur zweitgrößten Partei 1999.

2000 kam es nach 30 Jahren

SPÖ-dominierter Regierungen zu

einer ÖVP-FPÖ-Koalition unter

Wolfgang Schüssel. Die Koalition

zerbrach aufgrund FPÖ-interner

Schwierigkeiten vorzeitig. Bei

den Wahlen 2002 errang dieÖVP

erstmals seit 1966 wieder die relative

Mehrheit. Bei den Wahlen

2006 und 2008 erzielte die SPÖ

die meisten Stimmen, die ÖVP

fiel hinter die SPÖ zurück. Nach

beiden Wahlen bildeten SPÖund

ÖVP eine große Koalition.

Österreichs Innenpolitik seit 1945

Viktor Klima

Franz Vranitzky

Fred Sinowatz

Werner Faymann

SPÖ/ÖVP

ab 2008

Wolfgang Schüssel

Österreich: Zweite Republik

1989

Fall der

Berliner

Mauer

1980

1978

Volksabstimmung

Zwentendorf

1984

Besetzung

Hainburger

Au

1986

Waldheim-

Affäre

Europäische Union

1990 2000

Proteste gegen

FPÖ-ÖVP-

Regierung

1994

Volksabstimmung

EU-Beitritt

1995

EU-Beitritt

Österreichs

2002

Einführung

des EURO

2010

1993 2004

1. EU-Osterweiterung

2007

2. EU-Osterweiterung

Im Gegensatz zur Zwischenkriegszeit

entschieden sich die großen

Parteien ÖVP und SPÖ nach dem

Zweiten Weltkrieg zur Zusammenarbeit,

um die anstehenden Probleme

zu lösen. So gelang es tatsächlich,

die Nachkriegsnot zu

über winden und für ein wahres

Wirt schaftswunder zu sorgen.

1966 kam es zur ersten Alleinregierung

der ÖVP, die schon bis

dahin immer die Mehrheit im Parlament

gehabt und den Kanzler

gestellt hatte. Der Sparkurs der Regierung

ließ viele Wähler/innen zur

SPÖ wechseln, die 1970 die Wahl

gewann und mit Bruno Kreisky

erstmals einen SPÖ-Kanzler stellte.

Bruno Kreisky regierte bis 1983.

Die 80er-Jahre und 90er-Jahre waren

innenpolitisch von einer Veränderung

der Parteienlandschaft geprägt:

Die Grünen kamen ins

Parlament, die FPÖ wurde von einer

Kleinpartei zur zweitgrößten

Partei 1999. 2000 kam es nach 30

Jahren SPÖ-dominierter Regierungen

zu einer ÖVP–FPÖ-Koalition

unter Wolfgang Schüssel. Die Koalition

zerbrach aufgrund FPÖ-interner

Schwierigkeiten vorzeitig. Bei

den Wahlen 2002 errang die ÖVP

erstmals seit 1966 wieder die relative

Mehrheit. Bei den Wahlen 2006

und 2008 erzielte die SPÖ die meisten

Stimmen, die ÖVP fiel hinter

die SPÖ zurück. Nach beiden Wahlen

bildeten SPÖ und ÖVP eine

große Koalition. 2017 kam es zu

einer erneuten ÖVP–FPÖ-Koalition.

Österreich seit 1945 163

Die Außenpolitik Österreichs

Die Neutralität wurde zur Grundlage

der Außenpolitik Österreichs:Das Land

gehörte nie einem Militärbündnis an,

Österreichs Politiker engagierten sich

aber immer wieder als Vermittler in

Konflikten, man sprach von einer „aktivenFriedenspolitik“.

Schonbaldnach

dem Krieg wurde Österreich Mitglied

der UNO. Bruno Kreisky, Österreichs

Kanzler von 1970 bis 1983, setzte sich

ganz besonders imNahostkonflikt ein.

Während des Kalten Krieges war Wien

mehrmals neutraler Treffpunktder verfeindetenSupermächte,

hier begannen

die Abrüstungsverhandlungen. Nach

dem Zerfalldes Ostblocksund dem Ende

des Kalten Krieges bemühte sich

Österreich um die Aufnahme in die EU,

der das Land 1995 beitrat.

6. EU-Sanktionen; Sparprogramm,

Reform des

Pensionssystems, des

Gesundheitswesens; Privatisierungen;

Senkung der

Wehrdienstdauer

9. Beginn des Wiederaufbaus;

1955 Unterzeichnung

des Staatsvertrages

als Außenminister

7. Staatsvertrag 1955;

Raab-Kamitz-Kurs als

Grundlage des österreichischen

Wirtschaftswunders;

Anbahnung der

Sozialpartnerschaft

10. Kürzeste Amtszeit einer

Regierung der Zweiten

Republik; unüberwindbare

Streitigkeiten innerhalb

der Koalition

8. Verschlechterung des

Verhältnisses zum Koalitionspartner

ÖVP; Streit um

das Budget

Im Gegensatzzur Zwischenkriegszeit

entschieden sich die großen

Parteien ÖVPund SPÖnach dem

ZweitenWeltkriegzur Zusammenarbeit,

umdie anstehenden Probleme

zulösen. Sogelang es tatsächlich,

die Nachkriegsnot zu

überwinden und für ein wahres

Wirtschaftswunder zu sorgen.

1966 kam eszur ersten Alleinregierung

der ÖVP, die schon bis

dahinimmer dieMehrheitimParlament

gehabt und den Kanzler

gestellt hatte. Der Sparkurs der

Regierung ließ viele Wähler/innen

zur SPÖ wechseln, die 1970

die Wahl gewann und mit Bruno

Kreiskyerstmalseinen SPÖ-Kanzler

stellte. Bruno Kreisky regierte

bis 1983. Die 80er-Jahre und

90er-Jahre waren innenpolitisch

von einer Veränderung der Parteienlandschaftgeprägt:

DieGrünen

kamen ins Parlament, die

FPÖ wurde von einer Kleinpartei

zur zweitgrößten Partei 1999.

2000 kam es nach 30 Jahren

SPÖ-dominierter Regierungen zu

einer ÖVP-FPÖ-Koalition unter

Wolfgang Schüssel. Die Koalition

zerbrach aufgrund FPÖ-interner

Schwierigkeiten vorzeitig. Bei

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beiden Wahlen bildeten SPÖund

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Österreichs Innenpolitik seit 1945

Viktor Klima

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Fred Sinowatz

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1994

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1995

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2002

Einführung

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2010

1993 2004

1. EU-Osterweiterung

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Die Außenpolitik Österreichs

Die Neutralität wurde zur Grundlage

der Außenpolitik Österreichs:Das Land

gehörte nie einem Militärbündnis an,

Österreichs Politiker engagierten sich

aber immer wieder als Vermittler in

Konflikten, man sprach von einer „aktivenFriedenspolitik“.

Schonbaldnach

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ganz besonders imNahostkonflikt ein.

Während des Kalten Krieges war Wien

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die Abrüstungsverhandlungen. Nach

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Österreich um die Aufnahme in die EU,

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6. EU-Sanktionen; Sparprogramm,

Reform des

Pensionssystems, des

Gesundheitswesens; Privatisierungen;

Senkung der

Wehrdienstdauer

9. Beginn des Wiederaufbaus;

1955 Unterzeichnung

des Staatsvertrages

als Außenminister

7. Staatsvertrag 1955;

Raab-Kamitz-Kurs als

Grundlage des österreichischen

Wirtschaftswunders;

Anbahnung der

Sozialpartnerschaft

10. Kürzeste Amtszeit einer

Regierung der Zweiten

Republik; unüberwindbare

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8. Verschlechterung des

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ÖVP; Streit um

das Budget

Im Gegensatzzur Zwischenkriegszeit

entschieden sich die großen

Parteien ÖVPund SPÖnach dem

ZweitenWeltkriegzur Zusammenarbeit,

umdie anstehenden Probleme

zulösen. Sogelang es tatsächlich,

die Nachkriegsnot zu

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Wirtschaftswunder zu sorgen.

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gehabt und den Kanzler

gestellt hatte. Der Sparkurs der

Regierung ließ viele Wähler/innen

zur SPÖ wechseln, die 1970

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stellte. Bruno Kreisky regierte

bis 1983. Die 80er-Jahre und

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von einer Veränderung der Parteienlandschaftgeprägt:

DieGrünen

kamen ins Parlament, die

FPÖ wurde von einer Kleinpartei

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stellte. Bruno Kreisky regierte

bis 1983. Die 80er-Jahre und

90er-Jahre waren innenpolitisch

von einer Veränderung der Parteienlandschaftgeprägt:

DieGrünen

kamen ins Parlament, die

FPÖ wurde von einer Kleinpartei

zur zweitgrößten Partei 1999.

2000 kam es nach 30 Jahren

SPÖ-dominierter Regierungen zu

einer ÖVP-FPÖ-Koalition unter

Wolfgang Schüssel. Die Koalition

zerbrach aufgrund FPÖ-interner

Schwierigkeiten vorzeitig. Bei

den Wahlen 2002 errang dieÖVP

erstmals seit 1966 wieder die relative

Mehrheit. Bei den Wahlen

2006 und 2008 erzielte die SPÖ

die meisten Stimmen, die ÖVP

fiel hinter die SPÖ zurück. Nach

beiden Wahlen bildeten SPÖund

ÖVP eine große Koalition.

Österreichs Innenpolitik seit 1945

Viktor Klima

Franz Vranitzky

Werner Faymann

SPÖ/ÖVP

ab 2008

Wolfgang Schüssel

lik

1989

Fall der

Berliner

Mauer

r

1986

Waldheim-

Affäre

Europäische Union

1990 2000

Proteste gegen

FPÖ-ÖVP-

Regierung

1994

Volksabstimmung

EU-Beitritt

1995

EU-Beitritt

Österreichs

2002

Einführung

des EURO

2010

1993 2004

1. EU-Osterweiterung

2007

2. EU-Osterweiterung

Österreich seit 1945 163

k Österreichs

urde zur Grundlage

Österreichs:Das Land

mMilitärbündnis an,

ker engagierten sich

der als Vermittler in

prach von einer „akitik“.

Schonbaldnach

Österreich Mitglied

Kreisky, Österreichs

bis 1983, setzte sich

mNahostkonflikt ein.

ten Krieges war Wien

ler Treffpunktder verächte,

hier begannen

erhandlungen. Nach

stblocksund dem Enrieges

bemühte sich

Aufnahme in die EU,

5beitrat.

a-

r

9. Beginn des Wiederaufbaus;

1955 Unterzeichnung

des Staatsvertrages

als Außenminister

7. Staatsvertrag 1955;

Raab-Kamitz-Kurs als

Grundlage des österreichischen

Wirtschaftswunders;

Anbahnung der

Sozialpartnerschaft

10. Kürzeste Amtszeit einer

Regierung der Zweiten

Republik; unüberwindbare

Streitigkeiten innerhalb

der Koalition

8. Verschlechterung des

Verhältnisses zum Koalitionspartner

ÖVP; Streit um

das Budget

Im Gegensatzzur Zwischenkriegszeit

entschieden sich die großen

Parteien ÖVPund SPÖnach dem

ZweitenWeltkriegzur Zusammenarbeit,

umdie anstehenden Probleme

zulösen. Sogelang es tatsächlich,

die Nachkriegsnot zu

überwinden und für ein wahres

Wirtschaftswunder zu sorgen.

1966 kam eszur ersten Alleinregierung

der ÖVP, die schon bis

dahinimmer dieMehrheitimParlament

gehabt und den Kanzler

gestellt hatte. Der Sparkurs der

Regierung ließ viele Wähler/innen

zur SPÖ wechseln, die 1970

die Wahl gewann und mit Bruno

Kreiskyerstmalseinen SPÖ-Kanzler

stellte. Bruno Kreisky regierte

bis 1983. Die 80er-Jahre und

90er-Jahre waren innenpolitisch

von einer Veränderung der Parteienlandschaftgeprägt:

DieGrünen

kamen ins Parlament, die

FPÖ wurde von einer Kleinpartei

zur zweitgrößten Partei 1999.

2000 kam es nach 30 Jahren

SPÖ-dominierter Regierungen zu

einer ÖVP-FPÖ-Koalition unter

Wolfgang Schüssel. Die Koalition

zerbrach aufgrund FPÖ-interner

Schwierigkeiten vorzeitig. Bei

den Wahlen 2002 errang dieÖVP

erstmals seit 1966 wieder die relative

Mehrheit. Bei den Wahlen

2006 und 2008 erzielte die SPÖ

die meisten Stimmen, die ÖVP

fiel hinter die SPÖ zurück. Nach

beiden Wahlen bildeten SPÖund

ÖVP eine große Koalition.

Österreichs Innenpolitik seit 1945

Viktor Klima

Franz Vranitzky

Werner Faymann

SPÖ/ÖVP

ab 2008

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1989

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1986

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Europäische Union

1990 2000

Proteste gegen

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Regierung

1994

Volksabstimmung

EU-Beitritt

1995

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2002

Einführung

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1. EU-Osterweiterung

2007

2. EU-Osterweiterung

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des Staatsvertrages

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Wirtschaftswunders;

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Sozialpartnerschaft

10. Kürzeste Amtszeit einer

Regierung der Zweiten

Republik; unüberwindbare

Streitigkeiten innerhalb

der Koalition

8. Verschlechterung des

Verhältnisses zum Koalitionspartner

ÖVP; Streit um

das Budget

Im Gegensatzzur Zwischenkriegszeit

entschieden sich die großen

Parteien ÖVPund SPÖnach dem

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umdie anstehenden Probleme

zulösen. Sogelang es tatsächlich,

die Nachkriegsnot zu

überwinden und für ein wahres

Wirtschaftswunder zu sorgen.

1966 kam eszur ersten Alleinregierung

der ÖVP, die schon bis

dahinimmer dieMehrheitimParlament

gehabt und den Kanzler

gestellt hatte. Der Sparkurs der

Regierung ließ viele Wähler/innen

zur SPÖ wechseln, die 1970

die Wahl gewann und mit Bruno

Kreiskyerstmalseinen SPÖ-Kanzler

stellte. Bruno Kreisky regierte

bis 1983. Die 80er-Jahre und

90er-Jahre waren innenpolitisch

von einer Veränderung der Parteienlandschaftgeprägt:

DieGrünen

kamen ins Parlament, die

FPÖ wurde von einer Kleinpartei

zur zweitgrößten Partei 1999.

2000 kam es nach 30 Jahren

SPÖ-dominierter Regierungen zu

einer ÖVP-FPÖ-Koalition unter

Wolfgang Schüssel. Die Koalition

zerbrach aufgrund FPÖ-interner

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den Wahlen 2002 errang dieÖVP

erstmals seit 1966 wieder die relative

Mehrheit. Bei den Wahlen

2006 und 2008 erzielte die SPÖ

die meisten Stimmen, die ÖVP

fiel hinter die SPÖ zurück. Nach

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Österreichs Innenpolitik seit 1945

Viktor Klima

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Europäische Union

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EU-Beitritt

1995

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2010

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1. EU-Osterweiterung

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der als Vermittler in

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9. Beginn des Wiederaufbaus;

1955 Unterzeichnung

des Staatsvertrages

als Außenminister

7. Staatsvertrag 1955;

Raab-Kamitz-Kurs als

Grundlage des österreichischen

Wirtschaftswunders;

Anbahnung der

Sozialpartnerschaft

10. Kürzeste Amtszeit einer

Regierung der Zweiten

Republik; unüberwindbare

Streitigkeiten innerhalb

der Koalition

8. Verschlechterung des

Verhältnisses zum Koalitionspartner

ÖVP; Streit um

das Budget

Im Gegensatzzur Zwischenkriegszeit

entschieden sich die großen

Parteien ÖVPund SPÖnach dem

ZweitenWeltkriegzur Zusammenarbeit,

umdie anstehenden Probleme

zulösen. Sogelang es tatsächlich,

die Nachkriegsnot zu

überwinden und für ein wahres

Wirtschaftswunder zu sorgen.

1966 kam eszur ersten Alleinregierung

der ÖVP, die schon bis

dahinimmer dieMehrheitimParlament

gehabt und den Kanzler

gestellt hatte. Der Sparkurs der

Regierung ließ viele Wähler/innen

zur SPÖ wechseln, die 1970

die Wahl gewann und mit Bruno

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stellte. Bruno Kreisky regierte

bis 1983. Die 80er-Jahre und

90er-Jahre waren innenpolitisch

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DieGrünen

kamen ins Parlament, die

FPÖ wurde von einer Kleinpartei

zur zweitgrößten Partei 1999.

2000 kam es nach 30 Jahren

SPÖ-dominierter Regierungen zu

einer ÖVP-FPÖ-Koalition unter

Wolfgang Schüssel. Die Koalition

zerbrach aufgrund FPÖ-interner

Schwierigkeiten vorzeitig. Bei

den Wahlen 2002 errang dieÖVP

erstmals seit 1966 wieder die relative

Mehrheit. Bei den Wahlen

2006 und 2008 erzielte die SPÖ

die meisten Stimmen, die ÖVP

fiel hinter die SPÖ zurück. Nach

beiden Wahlen bildeten SPÖund

ÖVP eine große Koalition.

Österreichs Innenpolitik seit 1945

Viktor Klima

Franz Vranitzky

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SPÖ/ÖVP

ab 2008

Wolfgang Schüssel

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1989

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Europäische Union

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Proteste gegen

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Volksabstimmung

EU-Beitritt

1995

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2002

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2010

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1. EU-Osterweiterung

2007

2. EU-Osterweiterung

Österreich seit 1945 163

Die Außenpolitik Österreichs

Die Neutralität wurde zur Grundlage

der Außenpolitik Österreichs:Das Land

gehörte nie einem Militärbündnis an,

Österreichs Politiker engagierten sich

aber immer wieder als Vermittler in

Konflikten, man sprach von einer „aktivenFriedenspolitik“.

Schonbaldnach

dem Krieg wurde Österreich Mitglied

der UNO. Bruno Kreisky, Österreichs

Kanzler von 1970 bis 1983, setzte sich

ganz besonders imNahostkonflikt ein.

Während des Kalten Krieges war Wien

mehrmals neutraler Treffpunktder verfeindetenSupermächte,

hier begannen

die Abrüstungsverhandlungen. Nach

dem Zerfalldes Ostblocksund dem Ende

des Kalten Krieges bemühte sich

Österreich um die Aufnahme in die EU,

der das Land 1995 beitrat.

6. EU-Sanktionen; Sparprogramm,

Reform des

Pensionssystems, des

Gesundheitswesens; Privatisierungen;

Senkung der

Wehrdienstdauer

9. Beginn des Wiederaufbaus;

1955 Unterzeichnung

des Staatsvertrages

als Außenminister

7. Staatsvertrag 1955;

Raab-Kamitz-Kurs als

Grundlage des österreichischen

Wirtschaftswunders;

Anbahnung der

Sozialpartnerschaft

10. Kürzeste Amtszeit einer

Regierung der Zweiten

Republik; unüberwindbare

Streitigkeiten innerhalb

der Koalition

8. Verschlechterung des

Verhältnisses zum Koalitionspartner

ÖVP; Streit um

das Budget

Im Gegensatzzur Zwischenkriegszeit

entschieden sich die großen

Parteien ÖVPund SPÖnach dem

ZweitenWeltkriegzur Zusammenarbeit,

umdie anstehenden Probleme

zulösen. Sogelang es tatsächlich,

die Nachkriegsnot zu

überwinden und für ein wahres

Wirtschaftswunder zu sorgen.

1966 kam eszur ersten Alleinregierung

der ÖVP, die schon bis

dahinimmer dieMehrheitimParlament

gehabt und den Kanzler

gestellt hatte. Der Sparkurs der

Regierung ließ viele Wähler/innen

zur SPÖ wechseln, die 1970

die Wahl gewann und mit Bruno

Kreiskyerstmalseinen SPÖ-Kanzler

stellte. Bruno Kreisky regierte

bis 1983. Die 80er-Jahre und

90er-Jahre waren innenpolitisch

von einer Veränderung der Parteienlandschaftgeprägt:

DieGrünen

kamen ins Parlament, die

FPÖ wurde von einer Kleinpartei

zur zweitgrößten Partei 1999.

2000 kam es nach 30 Jahren

SPÖ-dominierter Regierungen zu

einer ÖVP-FPÖ-Koalition unter

Wolfgang Schüssel. Die Koalition

zerbrach aufgrund FPÖ-interner

Schwierigkeiten vorzeitig. Bei

den Wahlen 2002 errang dieÖVP

erstmals seit 1966 wieder die relative

Mehrheit. Bei den Wahlen

2006 und 2008 erzielte die SPÖ

die meisten Stimmen, die ÖVP

fiel hinter die SPÖ zurück. Nach

beiden Wahlen bildeten SPÖund

ÖVP eine große Koalition.

Österreichs Innenpolitik seit 1945

Viktor Klima

Franz Vranitzky

Fred Sinowatz

Werner Faymann

SPÖ/ÖVP

ab 2008

Wolfgang Schüssel

Österreich: Zweite Republik

1989

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1984

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Europäische Union

1990 2000

Proteste gegen

FPÖ-ÖVP-

Regierung

1994

Volksabstimmung

EU-Beitritt

1995

EU-Beitritt

Österreichs

2002

Einführung

des EURO

2010

1993 2004

1. EU-Osterweiterung

2007

2. EU-Osterweiterung

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Die Außenpolitik Österreichs

Die Neutralität wurde zur Grundlage

der Außenpolitik Österreichs:Das Land

gehörte nie einem Militärbündnis an,

Österreichs Politiker engagierten sich

aber immer wieder als Vermittler in

Konflikten, man sprach von einer „aktivenFriedenspolitik“.

Schonbaldnach

dem Krieg wurde Österreich Mitglied

der UNO. Bruno Kreisky, Österreichs

Kanzler von 1970 bis 1983, setzte sich

ganz besonders imNahostkonflikt ein.

Während des Kalten Krieges war Wien

mehrmals neutraler Treffpunktder verfeindetenSupermächte,

hier begannen

die Abrüstungsverhandlungen. Nach

dem Zerfalldes Ostblocksund dem Ende

des Kalten Krieges bemühte sich

Österreich um die Aufnahme in die EU,

der das Land 1995 beitrat.

6. EU-Sanktionen; Sparprogramm,

Reform des

Pensionssystems, des

Gesundheitswesens; Privatisierungen;

Senkung der

Wehrdienstdauer

9. Beginn des Wiederaufbaus;

1955 Unterzeichnung

des Staatsvertrages

als Außenminister

7. Staatsvertrag 1955;

Raab-Kamitz-Kurs als

Grundlage des österreichischen

Wirtschaftswunders;

Anbahnung der

Sozialpartnerschaft

10. Kür

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8. Verschlechterung des

Verhältnisses zum Koalitionspartner

ÖVP; Streit um

das Budget

Im Gegensatzzur Zwischenkriegszeit

entschieden sich die großen

Parteien ÖVPund SPÖnach dem

ZweitenWeltkriegzur Zusammenarbeit,

umdie anstehenden Probleme

zulösen. Sogelang es tatsächlich,

die Nachkriegsnot zu

überwinden und für ein wahres

Wirtschaftswunder zu sorgen.

1966 kam eszur ersten Alleinregierung

der ÖVP, die schon bis

dahinimmer dieMehrheitimParlament

gehabt und den Kanzler

gestellt hatte. Der Sparkurs der

Regierung ließ viele Wähler/innen

zur SPÖ wechseln, die 1970

die Wahl gewann und mit Bruno

Kreiskyerstmalseinen SPÖ-Kanzler

stellte. Bruno Kreisky regierte

bis 1983. Die 80er-Jahre und

90er-Jahre waren

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ÖVP eine große Ko

Österreichs Innenpolitik seit 1945

Viktor Klima

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1989

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Europäische Union

1990 2000

Proteste gegen

FPÖ-ÖVP-

Regierung

1994

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EU-Beitritt

1995

EU-Beitritt

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2002

Einführung

des EURO

1993 2004

1. EU-Osterweiterung

SPÖ/FPÖ

1983–1986

SPÖ/ÖVP

1986–1997

SPÖ/FPÖ

SPÖ/ÖVP

1997–2000

ÖVP/FPÖ

bzw. ÖVP/BZÖ

2000–2007

SPÖ/ÖVP

2007–2008

SPÖ/ÖVP

2008–2016

SPÖ/ÖVP

2016–2017

ÖVP/FPÖ

seit 2017


Sichern und Wissen

Zur Wiederholung

2 Folgende Begriffe

solltest du erklären

können. HS/PS

Moskauer Deklaration

Sozialpartnerschaft

Trümmerfrauen

Proporzsystem

Währungsreform

Entnazifizierung

Marshallplan

Neutralität

3 Politische Bildung:

Bilde mit den folgenden

„Parteien“ A, B,

C, D, E die geforderten

Regierungsformen. In

Klammern ist die Zahl

der Mandate angegeben.

PS

A (27) B (24) C (18) D (7) E (2)

Große Koaliton: A + B

Konzentrationsregierung:

Minderheitsregierung:

4

Ergänze folgende

Reihen. PS

Kleine Koalition (verschiedene Möglichkeiten):

Vorgängerpartei

Heutiger Parteiname

Name des längstdienenden

Kanzlers

Name jetzige/r

Parteiobmann/­obfrau

ÖVP

Sozialistische Partei

VdU

Grüne

BZÖ

5 Wer gehört zu den

Sozialpartnern?

Streiche die nicht passenden

Begriffe durch.

PS

6 Ordne folgende

Ereignisse zeitlich,

indem du sie entsprechend

nummerierst.

Wirtschaftskammer Regierung Gewerkschaft Landwirtschaftskammer

Industriellenvereinigung Arbeiterkammer Parlamentsvorsitzende

Österreich 1945–1955

Währungsreform

1 Moskauer Deklaration

UNO­Beitritt

Konzentrationsregierung

Staatsvertrag

Beschluss der Neutralität

Provisorische Regierung (Karl Renner) Besatzungszonen

Nikita Chruschtschow regiert UdSSR

164 Österreich seit 1945


7 Welchem „Rat“ musste die

österreichische Regierung alle

8 Welche Länder(teile) Österreichs

waren nach 1945 von

Entscheidungen vorlegen? HS

Grenzstreitigkeiten betroffen? HS

Österreichs Außenpolitik

Aussage

1 SPÖ und ÖVP bemühten sich gemeinsam darum,

dass die Besatzungsmächte abziehen würden.

2 Österreich ist die Schutzmacht Südtirols.

3 Die amerikanische Kapitalhilfe hieß Sheriffplan.

4 1955 wurde Österreich in die UNO aufgenommen.

5 Wien ist die vierte UNO­Stadt neben Genf, New Jersey und Nairobi.

6 Ab 1960 war Österreich Mitglied der EFTA.

7 Österreich trat 1995 der EU bei.

8 Während des Ungarnaufstandes 1956 war Österreich auf der Seite der UdSSR.

9 Österreich war Vermittler im Kalten Krieg und Schauplatz

von Ost­West­Gipfeln zur Abrüstung.

10 Während des Prager Frühlings 1968 hinderten österreichische Soldaten

die tschechische Bevölkerung daran, ins Land zu gelangen.

11 Bundeskanzler Sinowatz vermittelte im Nahost­Konflikt und

traf mehrmals Palästinenserführer Arafat.

richtig falsch

9

Richtig oder falsch?

Kreuze an. HS

10 Was ist falsch?

Schreibe hier

die Korrekturen auf. HS

3: Marshallplan

Österreichs Innenpolitik seit 1955

1 Bildungsoffensive,

Gratisschulbücher,

Schulbau

Familien­ und Strafrecht,

Schwangerschaftsabbruch

Geburten­ und

Heiratsbeihilfe

2 Vollbeschäftigung

Verstaatlichte Industrie:

wirtschaftlicher Misserfolg

Volksabstimmung über

11 1966 war erstmals

eine Frau, Grete

Rehor, in der Regierung:

Um welche Regierung

handelte es sich? HS

Soziale Errungenschaften

Regierung Sinowatz: Koalition zwischen

Regierungsantritt 1970

Rücktritt 1983

1983 bis 19

Staatsverschuldung

und

12 Wer ist der Mann

auf dem Bild?

Schreibe den Namen darunter.

Blättere dann auf

Seite 150–151 zurück und

ergänze in der Grafik die

Kästchen 1 und 2 mit

passenden Begriffen. Fülle

anschließend den Rest

der Grafik aus. HS/PS

Österreich seit 1945 165


Sichern und Wissen

13 Das Jahr 1986.

Schreibe stichwortartig

über die Ereignisse

des Jahres 1986: Die Bilder

helfen dir. HS

14 Erkläre die Veränderung

des Mandatsstands.

Wer ist mit „andere“

gemeint? HS/PS

15 Wann und warum

kam es zu den in

der Quelle beschriebenen

Reaktionen? Von welchen

Sanktionen war Österreich

damals betroffen?

Wie wurde das Problem

gelöst? HS/HM

Mandatsverteilung 1983:

SPÖ (90), ÖVP (81), FPÖ (12)

Mandatsverteilung 1994:

SPÖ (65), ÖVP (52), FPÖ (42),

andere (24)

Q

… kam es in Brüssel zu heftigen Demonstrationen,

in welchen Haider

mit Hitler verglichen wurde, und an welchen

sich auch Regierungsmitglieder beteiligten.

Von der belgischen Regierung

wurde ein Auftrag an Steyr­Daimler­

Puch storniert, Außenminister Louis Michel

bezeichnete Urlaub in Österreich

öffentlich als „unmoralisch“.

Wolfgang Müller: Rechtspopulismus und antiösterreichische

Maßnahmen ausgewählter

EU-Partnerstaaten, Quelle: Demokratiezentrum

Wien, 18. 08. 2000.

Check dein Wissen und Verstehen

Ich kann über die Probleme der Nachkriegszeit berichten und weiß,

wie es zum Staatsvertrag 1955 kam.

Ich weiß, warum am 26. 10. der Staatsfeiertag gefeiert wird.

Ich weiß, welche Ereignisse in Nachbarländern 1956 und 1968

Österreichs Politik beherrschten.

Ich weiß, in welchem heute noch bestehenden Konflikt Bruno Kreisky

als Vermittler tätig war.

Ich kenne Österreichs Bedeutung als Konferenzort der internationalen

Politik und kann Beispiele nennen.

Ich kann erklären, warum das Jahr 1986 eine besondere Bedeutung

für Österreichs Innen­ und Außenpolitik hat.

Ich kann erklären, warum es im Jahr 2000 zu den sogenannten EU­Sanktionen kam.

Ich kann erklären, wie in Österreich die politischen Vertreter/innen gewählt werden.

Ich kenne den momentanen Bundespräsidenten, den Bundeskanzler,

die Parteichefs von SPÖ, ÖVP, FPÖ, BZÖ und den Grünen.

Ich kenne die verschiedenen Möglichkeiten, Regierungen zu bilden und verstehe,

warum sich eine Minderheitsregierung wahrscheinlich nicht lange halten kann.

166 Österreich seit 1945


„Anschluss“ Österreichs (1938) 44f, 47

Antisemitismus; Diskriminierung von

Jüdinnen und Juden (1933 – 1945) 52,

56ff, 68

Apartheid („Rassentrennung“ in Südafrika

bis 1991) 112f

Arbeitslosigkeit 22f, 32, 63, 151

Atomwaffen 75, 89, 95, 147

Austrofaschismus (1934 – 1938) 43, 47

Berliner Mauer (1961 – 1989) 96, 99

Besatzung durch die Alliierten (1945 –

1955) 136f, 139, 142ff

„Blitzkriege“ (Zweiter Weltkrieg) 73

Bürgerkrieg (1934) 43

BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich) 149

Christlichsoziale Partei 39, 41ff, 47

Diktatur 23, 24, 28, 29, 31, 33, 36

Dritte Welt 110ff

EFTA (European Free Trade Association)

127, 146

EG (Europäische Gemeinschaft) 126, 127

Eiserner Vorhang 92, 96, 98

Entnazifizierung 141f

EU (Europäische Union) 88, 99, 100,

101, 126ff, 146, 153, 154

EU-Osterweiterung 99, 127, 129, 131, 133

„Euthanasie“ (Tötung behinderter Menschen

im Nationalsozialismus) 57

Faschismus 23, 28f, 44

Flüchtlinge 79ff, 88, 93, 98f, 114, 116,

130, 139, 147

FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)

136f, 141, 149, 152ff

Friedensvertrag von St. Germain (1919)

24, 40

Sachregister

Friedensvertrag von Versailles (1919) 24,

29, 33

Gestapo (Geheime Staatspolizei im Dritten

Reich) 45, 55

gewaltloser Widerstand 114

Glasnost und Perestroika (Sowjetunion) 98

Globalisierung 32, 104f

große Koalition (SPÖ und ÖVP) 141,

150, 153, 156

Die Grünen 149, 152, 156

Holocaust/Shoah (Völkermord an den

Juden Europas) 58ff, 68

Inflation (Geldentwertung) 18f, 21, 38,

39, 139

Intifada (Aufstand der Palästinenser in

Israel) 116f

Justizpalastbrand (1927) 42

Kalter Krieg (Ost-West-Konflikt) 91ff,

112, 126, 138, 142, 147

Kollektivschuld 81

Kolonien (ehemalige) 28, 110ff

Kommunismus 23, 25ff, 92ff, 147

Konzentrationslager 59f

Konzentrationsregierung 137

KPÖ (Kommunistische Partei Österreichs)

136f, 141, 152

LIF (Liberales Forum) 153

Marshallplan 140

Massenproduktion 20, 32

Medien 14ff, 120f

Menschenrechte 84, 86f, 126, 143

Mündliche Geschichte (Oral History) 6f,

47

Nationalitätenkonflikte 18, 100f, 138

Nationalsozialismus 29ff, 52ff, 141f

NATO 92, 101, 129

Neutralität Österreichs 143f, 146

New Deal 22

Ostblock 92, 93, 98, 110f, 146, 153

ÖVP (Österreichische Volkspartei) 136f,

141, 149, 150ff

Planwirtschaft 25, 97, 98

Politische Plakate 10f, 64f

Propaganda (politische) 10, 26f, 30, 52,

75

Proporzsystem 141

Schengener Abkommen 130

Sozialdemokratische Arbeiterpartei 39,

41ff, 44, 47

Sozialpartnerschaft 140

SPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs)

136f, 141, 149, 150ff

Staatsvertrag (1955) 143

Ständestaat (1934 – 1938) 42f

Stellvertreterkriege 93f

„totaler Krieg“ (Zweiter Weltkrieg) 75

UNO 82f, 86, 88, 102, 110, 115, 116, 117,

118, 119, 145

Verbotsgesetz 141

Vertrag von Lissabon 130

Vertrag von Maastricht 129

„Vier Freiheiten“ der EU 126, 128

Völkerbund 23f

Wahlrecht 12f, 39, 149

Währungsreform 38, 139

Warschauer Pakt 92

Weimarer Republik 29

Zionismus 115

Zwangsarbeit 26, 59f, 73, 78

Personenregister

Arafat, Yassir 116, 123, 147

Ban, Ki-moon 82

Barak, Ehud 117

Bauer, Otto 41, 49

Beneš, Edvard 81

Breschnew, Leonid 147

Bush, George (sen.) 102

Bush, George W. 102, 118

Carter, Jimmi 147

Castro, Fidel 95

Chruschtschow, Nikita 95,

142, 147

Dali, Salvador 67

Dollfuß, Engelbert 43, 48, 50

Dubček, Alexander 93

Elser, Georg 62

Faymann, Werner 65, 149,

156, 163

Figl, Leopold 143, 162

Fischer, Heinz 148

Franco, Francisco 29

Gandhi, Mahatma 109, 114, 123

Goebbels, Joseph 52, 75, 89

Gorbatschow, Michail 98,

100, 106

Gusenbauer, Alfred 156, 163

Haider, Jörg 152ff

Herda, Walter 61

Herzl, Theodor 115

Hitler, Adolf 29ff, 33, 36, 44f,

48, 53, 56f, 61ff, 66, 68, 72f,

75, 78, 79, 89

Ho Chi Minh 94

Horn, Gyula 99

Hübener, Helmuth 62

Hundertwasser, Friedensreich

67

Hussein, Saddam 118

Jägerstätter, Franz 61, 71

Jelzin, Boris 98

Kafka, Schwester Restituta 61

Kelsen, Hans 46

Kennedy, John F. 95, 147

Kersnowskaja, Jefrosinija 27

Khomeini, Ayatollah Ruholla

118

Klaus, Josef 151, 162

Kokoschka, Oskar 66

Kreisky, Bruno 138, 147, 150f,

162, 165

Lenin, Wladimir Iljitsch Uljanow

25

Liebknecht, Karl 29

Luxemburg, Rosa 29

Mandela, Nelson 113, 123

Mock, Alois 146

Mock, Alois 99

Mondrian, Piet 66

Mussolini, Benito 28

Nehru, Pandit 114

Obama, Barack 118

Pollock, Jackson 67

Primocic, Agnes 6, 7, 19, 47,

52, 55, 61

Raab, Julius 143, 162

Rabin, Jitzchak 117

Reagan, Ronald 102

Renner, Karl 39, 41, 137

Roosevelt, Franklin D. 22

Saliger, Ivo 66

Schärf, Adolf 147

Scholl, Sophie 51, 62

Scholz, Karl Roman 61

Schuschnigg, Kurt 43ff, 48, 50

Schüssel, Wolfgang 154f, 163

Seipel, Ignaz 39, 41, 49

Sharon, Ariel 117

Stalin, Josef Wissarionowitsch

25ff, 72, 98

Stauffenberg, Claus Graf

Schenk von

Tito, Josip Broz 81, 101

Vranitzy, Franz 146, 153, 163

Waldheim, Kurt 145, 152f

Warhol, Andy 67

Wilson, Thomas Woodrow 24

Register

167


Wichtige Orte und Gebiete

Baltikum 100, 129

Burgenland 40, 42

China 104f, 119

DDR 93, 96f, 99, 103

Deutschland 21, 23ff, 29ff, 52ff, 126

Frankreich 24f, 29, 73, 75, 86, 126

Großbritannien 29, 73

Indien 114

Irak 102, 118

Iran 118, 119

Israel und Palästina 115ff

Italien 18, 28, 40

Jugoslawien (ehemaliges), 18, 40, 79ff,

88, 101, 129

Kärnten 40, 138

Kuwait 102, 118

Niederösterreich 61, 152, 158

Oberösterreich 29, 43, 59f, 61

Polen 18, 59, 60 , 72, 92f, 99

Republik Südafrika 112f

Russland/Sowjetunion 25ff, 73f, 92ff,

119, 126, 141f

Salzburg 6, 39, 47, 61

Südtirol 18, 40, 138

Tschechoslowakei 18, 72, 79ff, 92f, 99

(Tschechien und Slowakei), 147

Tschetschenien 100

Türkei 95, 129f, 133

Ungarn 8f, 18, 40, 92f, 99, 147

USA 20ff, 38, 86, 92ff, 102, 118, 119, 140

Wien 42, 45, 61, 62, 83, 143, 145, 147

5.1: Andreas Reh, istockphoto, Kanada; 6.1, 7.1, 7.2: Agnes

Primocic; 5.1: Andreas 9.1: Reh, apa istockphoto, PictureDesk, Kanada; Wien; 10.1, 6.1, 7.1, Bundesarchiv, 7.2: Agnes

Koblenz Primocic; (H. 9.1: Keimel: apa PictureDesk, „Für Recht und Wien; Freiheit“ 10.1, Bundesarchiv,

(1932), Plakat,

84 Koblenz x 60 cm); (H. Keimel: 10.2: Bundesarchiv, „Für Recht und Koblenz Freiheit“ (R. Ahrlé: (1932), „Die Plakat, NS-

DAP 84 xsichert 60 cm); die 10.2: Volksgemeinschaft“ Bundesarchiv, Koblenz (ca. 1942), (R. Plakat, Ahrlé: 29,9 „Diex

21 NSDAP cm); 11.1: sichert AKG die Images, Volksgemeinschaft“ Berlin (unbek. KünstlerIn:„Schluss

(ca. 1942), Plakat,

mit 29,9 diesem x 21 cm); System“ 11.1: (1932), AKG Images, Plakat, Berlin 91,6 x (unbek. 62,3 cm); KünstlerIn: 11.2: Archiv

„Schluss der mit sozialen diesemDemokratie System“ (1932), der Friedrich-Ebert-Stiftung,

Plakat, 91,6 x 62,3 cm);

Bonn 11.2: (unbek. Archiv der KünstlerIn: sozialen„Bahn Demokratie frei für der Liste Friedrich-Ebert-

1 Sozialdemokraten“

Stiftung, (1930), Bonn Plakat); (unbek. 12.1: KünstlerIn: apa PictureDesk, „Bahn freiWien; für Liste 15.1: 1

Jan Sozialdemokraten“ Tomaschoff, Düsseldorf; (1930), Plakat); 16.1: Salzburger 12.1: apa Nachrichten;

PictureDesk,

17.1: Wien; ullstein 15.1: Jan bild, Tomaschoff, Berlin (Archiv Düsseldorf; Gerstenberg); 16.1: 17.2 Salzburger Bildarchiv

Nachrichten; Preußischer 17.1: Kulturbesitz, ullstein bild, Berlin (Dietmar (Archiv Gerstenberg);

Katz); 18.1:

Quelle 17.2 Bildarchiv unbekannt; Preußischer 19.1: Österreichische Kulturbesitz, Nationalbank,Wien;

Berlin (Dietmar

19.2, Katz); 19.3: 18.1: Süddeutscher Quelle unbekannt; Verlag, München; 19.1: Österreichische 20.1: Corbis, Nationalbank,

20.2: Wien; AKG 19.2, Images, 19.3: Berlin; Süddeutscher 20.3: Steyr-Daimler-Puch-

Verlag, München;

Düsseldorf;

Werke, 20.1: Corbis, Steyr; 21.1: Düsseldorf; Hine Lewis, 20.2: Avery AKGArchitectural Images, Berlin; and 20.3: Fine

Arts Steyr-Daimler-Puch-Werke, Libary, Columbia University; Steyr; 21.1: 22.1 Hine Deutsches Lewis, Historisches

Architectural Museum, and Berlin Fine(G. Arts Grosz: Libary, Hunger Columbia (1924), University; Lithogra-

Avery

phie, 22.1 49 Deutsches x 33,2 cm); Historisches 23.1: aus: Museum, 12. Februar Berlin 1934, (G. Grosz: hg. BMUK; Hunger

(1924), Zeitbild, Lithographie, Die Goldenen 49 x Zwanziger 33,2 cm); 23.1: Jahre, aus: Ueberreuter 12. Febru-

24.1:

(unbek. ar 1934, KünstlerIn: hg. BMUK; „Halt! 24.1: Zeitbild, Das Geld Die gehörtdem Goldenenschaffenden

Zwanziger

Volke. Jahre, Wählt Ueberreuter Liste 9, (unbek. NSDAP“ KünstlerIn: (1930), Plakat, „Halt! 30,4 Dasx Geld 23 cm); gehört

Corbis, dem schaffenden Düsseldorf; Volke. 26.1: Wählt Alamy; Liste 26.2: 9, NSDAP“ Bildarchiv (1930), Preu-

25.1:

ßischer Plakat, Kulturbesitz, 30,4 x 23 cm); Berlin; 25.1: Corbis, 27.1 aus: Düsseldorf; Kersnowskaja, 26.1: Alamy; J.: Ach

Herr, 26.2: wenn Bildarchiv unsere Preußischer Sünden uns Kulturbesitz, verklagen; Neuer Berlin; Malik-Verlag,

Kersnowskaja, Kiel 1991; J.: 27.2: AchAlamy; Herr, wenn 28.1: unsere Corbis, Sünden Düsseldorf; uns verkla-

28.2:

27.1 aus:

Hulton gen; Neuer Deutsch Malik-Verlag, Collection, Kiel 1991; 150 Jahre 27.2: Alamy; Fotojournalismus 28.1: Corbis,

Düsseldorf; Stone, Wien); 28.2: 29.1: Hulton Quelle Deutsch unbekannt; Collection, 30.1: 150Hulton

Jahre

(Tony

Deutsch Fotojournalismus Collection (Tony (Mjölnir: Stone, „Unsere Wien); letzte 29.1: Hoffnung: Quelle unbekannt;

(1932), 30.1: Farblithographie, Hulton Deutsch87,1 Collection x 56,4 (Mjölnir: cm); 30.2: „Unsere Archiv

Hitler“

Gerstenberg letzte Hoffnung: (F. Albrecht: Hitler“ (1932), „Arbeit, Farblithographie, Freiheit und Brot“ 87,1(1928),

x 56,4

Farblithographie, cm); 30.2: Archiv86 Gerstenberg x 58 cm); (F. 30.3: Albrecht: Bundesarchiv, „Arbeit, Koblenz Freiheit

(F. und Albrecht: Brot“ (1928), „Arbeiter Farblithographie, der Stirn und 86der x 58Faust, cm); 30.3: wählt Bundesarchiv,

Koblenz Hitler“ (F.(1932), Albrecht: Lithografie, „Arbeiter87 derx Stirn 57 cm); und30.4:

der

den

Frontsoldaten

Süddeutscher Faust, wählt Verlag, den Frontsoldaten München; 31.1: Hitler“ Deutsches (1932), Historisches

Lithografie,

Museum, 87 x 57 cm); Berlin 30.4: („Der Süddeutscher Reichstag in Verlag, Flammen!“ München; (1933), 31.1: Flugblatt,

Deutsches 28,4 x Historisches 20,2 cm); 32.1: Museum, Votava, Berlin Wien; („Der 32.2: Reichstag KPÖ, Graz; in

34.1: Flammen!“ Pizzini (1933), M., Alttirol Flugblatt, im Plakat, 28,4 x 20,2 Haymon cm); 32.1: Verlag, Votava, Innsbruck

Wien; 1983; 32.2: 35.1, KPÖ, 35.2: Graz Süddeutscher ; 34.1: PizziniVerlag, M., Alttirol München; im Plakat, 36.1,

36.2, Haymon 36.3, Verlag, 36.4: Corbis, Innsbruck Düsseldorf;37.1: 1983; 35.1, Imagno, 35.2: Süddeutscher Wien (V. T.

Slama: Verlag, „70.000 München; Arbeitslosen 36.1, 36.2, wollen 36.3, 36.4: sie Corbis, die Unterstützung

Düsseldorf;

rauben“ 37.1: Imagno, (1930), Wien Plakat, (V. T. 190 Slama: x 126cm); „70.00038.1, Arbeitslosen 38.2: Historischelen

sie Museum die Unterstützung der Stadt Wien; rauben“ 39.1, (1930), 39.2, Plakat,190 39.3: Bildarchiv x 126

wol-

der cm); Österreichischen 38.1, 38.2: Historisches Nationalbibliothek; Museum der Stadt 40.1: Wien; Massiczek, 39.1,

Zeit 39.2, an 39.3: der Wand, Bildarchiv Europa derVerlag Österreichischen 1967; 41.1, Nationalbibliothek;

Wien, 40.1: Massiczek, Plakatabteilung Zeit an(M. derBiro:„Wählt Wand, Europa sozialdemokra-

Verlag 1967;

41.2, 41.3: Rathautisch!“

41.1, 41.2, (1920), 41.3: Plakat, Rathaus 122 x Wien, 95 cm; Plakatabteilung F. Schönpflug: „Wenn (M. Biro: ihr

den „Wählt nicht sozialdemokratisch!“ wollt…“ (1919), Plakat, (1920), 95 x Plakat, 62 cm; 122 unbek. x 95Künst-

lerIn: Schönpflug: „Bist du „Wenn ein Deutscher?“ ihr den nicht (1923), wollt…“ Plakat, (1919), 95 Plakat, x 63 cm); 95

cm; F.

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44.1: Quelsches

46.1: Landesarchiv, Bundespressedienst Fotosammlung, Wien; 47.1, Eisenstadt; 47.2: Agnes 50.2: Primocic; Imagno,

50.1:

Wien;

Burgenländisches

50.3: Österreichische

Landesarchiv,

Nationalbibliothek;

Fotosammlung, Eisenstadt;

50.2:

50.4:

Imagno, Wien;

Imagno,

50.5, 50.6:

Wien;

Dokumentationsarchiv

50.3: Österreichische Nationalbibliothek;

des österreichischen

Widerstands,

50.4: Imagno,

Wien;

Wien;

50.7:

50.5,

Imagno,

50.6: Dokumentationsarchiv

Wien; 51.1:

AKG Images,

des

Berlin;

österreichischen

52.1: Süddeutscher

Widerstands,

Verlag,

Wien;

München

50.7:

(unbek.

Imagno,

KünstlerIn:

Wien; 51.1:

„Ganz

AKG Images,

Deutschland

Berlin; 52.1:

hört

Süddeutscher

den Führer“

(1936),

Verlag,

Werbeplakat);

München (unbek.

53.1, 53.2:

KünstlerIn:

Süddeutscher

„Ganz Deutschland

Verlag, München;

hört den

54.1:

Führer“

akg-images,

(1936),

Berlin;

Werbeplakat);

54.2: Stiftung

53.1, 53.2:

Parteiarchiv;

Süddeutscher

54.3: Bundesarchiv,

Verlag, München;

Koblenz;

54.1:

55.1:

akg-images,

VBK, Wien;

Berlin;

55.2:

54.2:

Müller,

Stiftung

Parteiarchiv;

Bartensleben; 56.1, 56.2:

54.3:

Münchner

Bundesarchiv,

Stadtmuseum/Wolfgang

Koblenz; 55.1: VBK,

Pulfer;

Wien;

56.3:

55.2:

Die

Müller,

deutsche

Bartensleben;

Tragödie.

56.1,

Adolf

56.2:

Hitler

Münchner

und das

Deutsche

Stadtmuseum/Wolfgang

Reich 1918–1945,

Pulfer;

Hoffmann&

56.3: Die

Campe

deutsche

1975;

Tragödie.

58.1:

168 Register

Bildquellenverzeichnis

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Weltkrieges,

Berlin;

Chronik thek, Wien; Verlag 61.2: 1994; Erna64.1: Putz, nach Ohlsdorf; einer Idee 62.1: der Gedenkstätte

Jungen SVP

St. Deutscher Gallen; Widerstand, 65.1: Freiheitliche Berlin; 62.2, ParteiÖsterreichs 62.3, 62.4: aus: Chronik (Plakat,

2008); des Zweiten 65.2: Sozialdemokratische Weltkrieges, ChronikPartei VerlagÖsterreichs 1994; 64.1: (Plakat, nach

2009); einer Idee 66.1: der Erich Jungen Lessing, SVP St. AKG Gallen; Images, 65.1: Berlin Freiheitliche (O. Kokoschkatei

„Die Österreichs Windsbraut“ (Plakat, (1914), 2008); Öl 65.2: auf Sozialdemokratische

Leinwand, 181 x 220

Par-

cm); Partei 66.2: Österreichs Erich Lessing, (Plakat, AKG 2009); Images, 66.1: Berlin Erich(I. Lessing, Saliger: AKG „Das

Urteil Images, des Berlin Paris“ (O. (1939), Kokoschka: Öl auf „Die Leinwand); Windsbraut“ 66.3: (1914), Erich Lessing/Mondriantrust/Piet

auf Leinwand, 181 x 220 Mondrian, cm); 66.2: Erich AKG Lessing, Images, AKG Berlin Ima-

(P.

Öl

Mondrian: ges, Berlin (I. „Composition Saliger: „DasII Urteil with des Red, Paris“ Blue, (1939), and Yellow“ Öl auf

(1930), Leinwand); Öl auf 66.3: Leinwand, Erich Lessing/Mondriantrust/Piet 20 1/8“ x 201/8“); 67.1: Alamy Mondrian,

AKGDetail Images, aus Berlin „Number (P. Mondrian: 1, 1950 „Composition (Lavender Mist)“, II with Öl,

(J.

Pollock:

Lack Red, Blue, und Aluminium and Yellow“ auf (1930), Leinwand, Öl auf Leinwand, 221 x 299,7 20cm); 1/8" x67.2:

20

Museum 1/8"); 67.1: of Modern Alamy (J. Art, Pollock: New York Detail (S. aus Dali: „Number „Die Beständigkeit

(Lavender Erinnerung“ Mist)“, Öl, (1931), Lack und Öl auf Aluminium Leinwand, auf 24,1 Leinwand, cm x 33

1, 1950

cm); 221 x67.3: 299,7 AKG cm); Images, 67.2: Berlin; Museum 67.4: of istockphoto, Modern Art, Kanada New York (A.

Warhol: (S. Dali: „Marilyn „Die Beständigkeit Diptych“ (1962), der Erinnerung“ Acryl und (1931), Siebdruck, Öl auf 145

cm Leinwand, × 205 cm); 24,169.1: cm xBundesarchiv, 33 cm); 67.3: Koblenz; AKG Images, 69.2: Berlin; VBK, Wien; 67.4:

69.3: istockphoto, Gedenkstätte Kanada Deutscher (A. Warhol: Widerstand, „Marilyn Berlin; Diptych“ 70.1: (1962), Preußischer

Acryl und Kulturbesitz; Siebdruck, 145 70.2: cm Alamy; × 205 cm); 70.3 69.1: Dokumentationsarchiv

Koblenz; des österreichischen 69.2: VBK, Wien; Widerstands; 69.3: Gedenkstätte 70.4: Dokumentati-

Deutscher

Bundesarchiv,

onsarchiv Widerstand, des Berlin; Österreichischen 70.1: Preußischer Widerstandes, Kulturbesitz; Wien; 70.2: 71.1: Alamy;

70.3 Putz, Dokumentationsarchiv Ohlsdorf; 72.1. Quelle des unbekannt österreichischen (D. Low, Wider-

„Ren-

Erna

dezvous“ stands; 70.4: (1939), Dokumentationsarchiv Karikatur im „Evening des Österreichischen

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Stone, „Evening Wien); Standard“, 75.1: 20. Quelle 9. 1939); unbekannt; 74.1: Süddeutscher 75.2: Chronik Verlag, des

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Süd-

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deutscher en; 95.1: Quelle Verlag, unbekannt; München; 96.2: 95.2Süddeutscher Quelle unbekannt Verlag, (L. München;

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96.2: Süddeutscher

APA

PictureDesk, Wien; 99.3: akg

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München;

Berlin;

97.1,

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97.2,

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97.3,

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97.4: Quelle

Wien;

unbekannt;

101.1: APA

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Votava,

Wien;

Wien;

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Votava,

Wien;

unbekannt;

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apa/EPAPHOTO

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AFP/SETH

99.2: APA

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PictureDesk, Wien;

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99.3: akg Images,

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Berlin;

Quelle

99.4:

unbekannt

APA PictureDesk,

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Wien;

Karikatur

101.1:

zur

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Teilung

PictureDesk,

Deutschlands

Wien; 102.1:

(1949));

Votava,

103.2:

Wien;

aus:

102.2:

Aus Geschichte

apa/EPA

lernen

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138.1: Votava, Österreich Wien; 139.1: 1945–1955 Bildarchiv (Foto aus DORNER; dem Archiv 139.2: des

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PictureDesk, 141.1: Friedlmeier/Mraz, Wien; 146.1: Quelle Österreich unbekannt; 1945–1955 146.2: (Foto Vo-

apa

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Mraz: Wien; Österreich 147.2: 1945–1955; Votava, 143.1: Wien; Die 148.1: Furche, Präsidentschaftskanzlei;

Votava, 149.1: Wien; Österreichische 144.2: Heeresbild- Volkspartei und Filmstelle, ÖVP, Wien; Wien; 149.2:

Wien; 144.1:

NEOS 145.1: – Wolfgang Das Neue Sabatling, Österreich apa und PictureDesk, Liberales Forum Wien; (politische 146.1:

Partei), Quelle unbekannt; Wien; 149.3: 146.2: Sozialdemokratische Votava, Wien; 147.1: Partei Die Österreichs Chronik

SPÖ, Österreichs, Wien; 149.4: Kremayr Liste & Scheriau, Peter Pilz, Wien; Wien; 147.2: 149.5: Votava, Freiheitliche Wien;

Partei 148.1: Österreichs Präsidentschaftskanzlei; FPÖ / Landesgruppe 149.1 bis Wien, 149.5: Wien; Bildrechte 149.6:

Milenko bei den angeführten Badzic/FirstLook, Parteien; apa 149.6: PictureDesk, MilenkoWien; Badzic/First 149.7:

APA-PictureDesk Look, apa PictureDesk, GmbH, Wien; Wien: 149.7: Mangione, Georg Hochmuth, Jeff / KURIER; apa

149.8: PictureDesk, APA-PictureDesk Wien; 149.8: GmbH, Die Grünen; Wien: Rausch-Schott, 149.9: Österreichische

149.9: Volkspartei; Österreichische 149.10: Volkspartei; Michael Appelt/Verlagsgruppe

149.10: APA-Picture-

Michael;

Desk News, GmbH, apa PictureDesk, Wien: Hochmuth, Wien; 150.1: Georg/APA; ullstein150.1: Bild, Berlin; ullstein

Bild,

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Berlin;

Votava,

150.2:

Wien;

Votava,

151.1:

Wien;

Die Chronik

151.1: Die

Österreichs,

Chronik Österreichs,

Kremayr

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Kremayr

Scheriau,

&

Wien;

Scheriau,

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Wien;

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Bildstelle Bundeskanzleramt,

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Wien/profil,

154.1: Bundeskanzleramt,

Wien;

Wien; 154.1:

Bundes kanzler

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Günter

Wien;

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Artinger,

Günter

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Wien;

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Wien;

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Wien;

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158.1: Die

Wien; 158.1: Die Presse, Wien; 160.1: apa PictureDesk, Wien;

Presse, Wien; 160.1: apa PictureDesk, Wien; 160.2: apa PictureDesk,

Wien; 162.1, 162.2, 162.3, 162.4: Die Presse, 25.

160.2: apa PictureDesk,Wien; 162.1, 162.2, 162.3, 162.4: Die

Presse, 25.11.2002; 162.5: Bildstelle Bundeskanzleramt,

11. 2002; 162.5: Bildstelle Bundeskanzleramt, Wien; 162.6:

Wien; 162.6: Bildstelle Bundeskanzleramt, Wien; 163.1,

Bildstelle Bundeskanzleramt, Wien; 163.1, 163.2, 163.3,

163.2, 163.3, 163.4, 163.5: Die Presse, 25.11.2002; 163.6: Milenko

Badzic/First Look, apa PictureDesk, Wien; 163.7, 163.8:

163.4, 163.5: Die Presse, 25.11.2002; 163.6: Milenko Badzic/

First Look, apa PictureDesk, Wien; 165.1: Bildstelle Kanzleramt,

Wien; 166.1: Walter Wobrazek, Wien/profil, Wien;

Bundeskanzleramt Österreich, Wien: Wenzel, Andy; 165.1:

Bildstelle Kanzleramt, Wien; 166.1: Walter Wobrazek, Wien/

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profil, Wien; 166.2: apa PictureDesk, Wien.

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erstellt. Die Rechtslage wurde – soweit möglich – sorgfältig

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