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Feedback - Unterrichtsmethoden im konstruktiven und systemischen

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Konfliktprophylaxe dar, weil sie mit gewährleistet, dass Arbeitsprojekte nicht wegen sich langsam<br />

aufbauender <strong>und</strong> schließlich unüberwindlicher Beziehungsschwierigkeiten scheitern.<br />

7.2 Erfahrungen einer Gr<strong>und</strong>schullehrerin (nach einem Interview mit Judith Möcklinghoff)<br />

Da Kinder noch nicht verlernt haben, ihre Meinung offen <strong>und</strong> ehrlich einander mit zu teilen,<br />

erscheint manchen Lehrenden <strong>Feedback</strong> in der Gr<strong>und</strong>schule als unnötig. Oft jedoch sind die<br />

Reaktionen von Kindern, insbesondere wenn sie verärgert sind, zwar offen <strong>und</strong> ehrlich, aber sehr<br />

<strong>und</strong>ifferenziert <strong>und</strong> verletzend, so dass ihre „wahre“ Botschaft nicht be<strong>im</strong> Empfänger ankommt.<br />

Daher führe ich auch in der Gr<strong>und</strong>schule als <strong>Feedback</strong>-Ritual den „Gefühlskreis“ (Beschreibung des<br />

Ablaufs siehe 5.4 Gefühlskreis) durch.<br />

Ich habe mit diesem Ritual, einmal wöchentlich abgehalten, sehr gute Erfahrungen gemacht:<br />

Häufig kamen Rückmeldungen zur Sprache, die das jeweils „empfangende“ Kind sehr<br />

überraschten. Wie oben erwähnt, ist Kindern teilweise nicht bewusst, welches Verhalten andere<br />

Kinder stört <strong>und</strong> ärgert. Durch die genaue Rückmeldung wird ihnen dies nun bewusst gemacht,<br />

wodurch sie die Chance zur Änderung ihres Verhaltens erhalten. Außerdem wird durch die<br />

Rückmeldung <strong>und</strong> direkte Ansprache der positiven Verhaltensweisen die Verstärkung dieser<br />

gefördert.<br />

Die Regel, dass keine Verallgemeinerungen sondern nur ganz konkrete Verhaltensweisen<br />

angesprochen werden dürfen, fördert auch die Selbstwahrnehmung der Kinder: sie müssen sich<br />

jeweils bewusst machen: was genau hat mich denn geärgert/gefreut? Ebenso trägt auch die<br />

Entschuldigungskarte dazu bei.<br />

Die Kinder nehmen dieses Ritual erfahrungsgemäß sehr ernst, teilen ihre Rückmeldungen gerecht<br />

aus, sie missbrauchen auch nicht die Möglichkeit, es damit anderen „he<strong>im</strong> zu zahlen“ <strong>und</strong> bestehen<br />

auf der regelmäßigen Durchführung des Gefühlskreises.<br />

Probleme kann es am Anfang insbesondere mit sehr aggressiven Kindern geben, die dauernd in<br />

Streitereien <strong>und</strong> Kämpfe verwickelt sind. Diese erhalten, ihrem Verhalten entsprechend, sehr viele<br />

rote Karten. Wichtig ist, deutlich zu machen, dass dies nur mit ihrem Verhalten zu tun hat <strong>und</strong> es in<br />

ihrer Hand liegt, das zu ändern. Gerade für solche Kinder ist es aber wichtig, zu erfahren, welches<br />

Verhalten von den anderen Kindern gewünscht wird <strong>und</strong> welches abgelehnt wird.<br />

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Rückmeldungen in diesem Rahmen nicht durch die Lehrerin,<br />

sondern durch die anderen Schüler erfolgen, was eine viel größere Wirkung hat.<br />

7.3. Partizipativer Gr<strong>und</strong>ansatz <strong>im</strong> Lehren <strong>und</strong> Lernen<br />

Wenn man <strong>im</strong> Lehren <strong>und</strong> Lernen nicht nur als Experte alles den Lernern vorgeben will, sondern<br />

erkennt, dass es zu den Schlüsselqualifikationen des Lernens auf allen Stufen gehört, neben der<br />

Fach- auch eine Methoden- <strong>und</strong> Sozialkompetenz auszubilden, dann muss das <strong>Feedback</strong> regelmäßig<br />

in allen Gruppen umfassend praktiziert werden. Dies funktioniert aber nur hinreichend, wenn auch<br />

die Lehrenden sich als <strong>Feedback</strong>-Nehmer verstehen <strong>und</strong> nicht sogleich die oft schlechten<br />

Bedingungen des Lehrens <strong>und</strong> Lernens in der Gegenwart namhaft machen, um sich vor dem<br />

<strong>Feedback</strong> zu schützen: Nach dem Motto: „Wenn ich mir schon ein <strong>Feedback</strong> abhole, dann doch<br />

bitte erst, wenn die Bedingungen besser werden.“ Eine solche Einstellung in der Praxis schadet dem<br />

<strong>Feedback</strong>.<br />

<strong>Feedback</strong> beginnt <strong>im</strong>mer schon <strong>im</strong> Kleinen. Eine Lehrerin bemerkt eine Störung, zweifelnde<br />

Gesichter z.B., <strong>und</strong> sie holt sich ein direktes <strong>und</strong> schnelles <strong>Feedback</strong>. Sie erzeugt eine dialogische<br />

Situation <strong>und</strong> schafft damit eine kommunikative Atmosphäre, die auch ein später größeres<br />

© Reich, K. (Hg.): Methodenpool. In: URL: http://methodenpool.uni-koeln.de 2008 ff<br />

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