Der Arbeitsmarkt für Geringqualifizierte aus Sicht von ... - AMOSA
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<strong>Der</strong> <strong>Arbeitsmarkt</strong> <strong>für</strong> <strong>Geringqualifizierte</strong> <strong>aus</strong> <strong>Sicht</strong> <strong>von</strong> Arbeitgebern und Sozialpartnern<br />
Standardisierte Testverfahren<br />
Während die befragten Zeitarbeitsfirmen in der Regel persönliche Gespräche mit <strong>Geringqualifizierte</strong>n<br />
führen, um die Neigungen und Interessen der Bewerber her<strong>aus</strong>zufinden, setzen die anderen beiden<br />
auf den Einsatz standardisierter Testverfahren, um spezifische Fähigkeiten der Bewerber zu erfassen.<br />
4. Rekrutierungsprozesse<br />
Rekrutierung vor allem regional<br />
Die Rekrutierung geringqualifizierter Arbeitskräfte erfolgt in allen Gebieten der internationalen<br />
Bodenseeregion schwerpunktmässig regional. Eine gezielte Rekrutierung im (benachbarten) Ausland<br />
erfolgt offenbar nur <strong>aus</strong> Kostengründen oder aufgrund einer zu geringen Bereitschaft <strong>von</strong><br />
Arbeitskräften im eigenen Land, die durchzuführenden Tätigkeiten <strong>aus</strong>zuüben. Dies scheint<br />
insbesondere in Liechtenstein der Fall zu sein. In den <strong>AMOSA</strong>-Kantonen hingegen wurde mehrfach<br />
geäussert, dass auch in grenznahen Bereichen keine <strong>aus</strong> den Nachbarstaaten stammenden Personen<br />
rekrutiert würden (Ausnahmen: Bau- und Landwirtschaft).<br />
Anders ist die Situation im Fürstentum Liechtenstein: Hier werden zu einem grossen Teil<br />
österreichische <strong>Geringqualifizierte</strong> rekrutiert. In diesem Zusammenhang ist zunächst zu beachten, dass<br />
in Liechtenstein allgemein verhältnismässig viele Arbeiternehmende <strong>aus</strong> den Nachbarstaaten rekrutiert<br />
werden (Grenzgänger), da in Liechtenstein das Arbeitskräfteangebot geringer ist als die Nachfrage<br />
und somit ein Ausgleich geschaffen werden muss. Zudem liegt hier das Lohnniveau – auch im Bereich<br />
einfacher Tätigkeiten – deutlich höher als in Österreich.<br />
Für Arbeiten, die <strong>von</strong> den jeweiligen Inländern nicht gerne übernommen werden, muss letztlich auf<br />
<strong>aus</strong>ländische Arbeitskräfte zurückgegriffen werden 9 : In Liechtenstein auf österreichische, in<br />
Deutschland auch auf osteuropäische Kräfte (offenbar insbesondere im Pflegebereich, den<br />
Schilderungen eines Sozialpartners zufolge auch im Gastgewerbe). In Deutschland ist darüber hin<strong>aus</strong><br />
das Phänomen zu beobachten, dass <strong>für</strong> Arbeitsplätze in der Gastronomie und im Tourismus häufig<br />
Personen <strong>aus</strong> Ostdeutschland rekrutiert werden – im vergangenen Jahr sei allerdings mit weniger<br />
Erfolg in den neuen Bundesländern angeworben worden, so die Schilderungen der befragten<br />
deutschen Zeitarbeitsfirma.<br />
Netzwerke sind (fast) alles<br />
Die Vergabe <strong>von</strong> Stellen <strong>für</strong> <strong>Geringqualifizierte</strong> verläuft den Schilderungen der befragten Arbeitgeber<br />
und Sozialpartner zufolge vor allem über Kontakte bereits im Unternehmen tätiger <strong>Geringqualifizierte</strong>r.<br />
In den <strong>AMOSA</strong>-Kantonen scheint diese Variante der Stellenvermittlung vor allem in kleinen und<br />
mittleren Unternehmen sowie generell in Unternehmen mit einem höheren Anteil an<br />
geringqualifizierten Mitarbeitenden genutzt zu werden. In den anderen Ländern liess sich kein Muster<br />
erkennen. Darüber hin<strong>aus</strong> wurde <strong>von</strong> Seiten der Sozialpartner innerhalb der <strong>AMOSA</strong>-Kantone betont,<br />
dass ihrer Ansicht nach die Netzwerke <strong>aus</strong>ländischer <strong>Geringqualifizierte</strong>r wesentlich stärker <strong>aus</strong>geprägt<br />
seien als die Netzwerke einheimischer <strong>Geringqualifizierte</strong>r.<br />
Initiativbewerbungen - in Deutschland unwirksam?<br />
Einen deutlichen Unterschied gibt es bezüglich der Wirksamkeit <strong>von</strong> Initiativbewerbungen (Spontan-<br />
oder Blindbewerbungen) <strong>Geringqualifizierte</strong>r: Während in Liechtenstein und in Vorarlberg die<br />
Initiativbewerbungen zu den zentralen Rekrutierungswegen <strong>für</strong> diese Gruppe gehören, wurden sie <strong>von</strong><br />
Arbeitgebern <strong>aus</strong> dem Bereich produktionsnaher Branchen in Deutschland <strong>aus</strong>geschlossen 10 :<br />
Initiativbewerbungen <strong>Geringqualifizierte</strong>r würden umgehend zurückgewiesen. Ein möglicher Grund <strong>für</strong><br />
die Abwehrhaltung deutscher Arbeitgeber gegenüber Initiativbewerbungen <strong>Geringqualifizierte</strong>r könnte<br />
darin bestehen, dass sich Langzeitarbeitslose infolge der Hartz-Reformen häufiger bewerben müssen<br />
als zuvor und ihre Bewerbungen als Scheinbewerbungen aufgefasst werden könnten.<br />
9 Dies trifft offenbar grundsätzlich auch auf die <strong>AMOSA</strong>-Kantone zu – allerdings ist hier innerhalb der Gruppe der<br />
<strong>Geringqualifizierte</strong>n der Anteil der Grenzgänger niedriger als unter den Höherqualifizierten.<br />
10 Die Gesprächspartner in den <strong>AMOSA</strong>-Kantonen nannten diesen Weg der Rekrutierung nicht.<br />
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