20 24 Kart Slalom „Alte Garde“ wie in jungen Jahren Kart Slalom von Oskar Weller Sie bezeichneten sich als die „Alte Garde“ und boten spannenden Kartsport. Rund 30 Fahrer der 90er Jahre drehten die Uhr für ein paar Stunden zurück und begaben sich wie in ihren jungen Jahren auf die Slalompiste. Erinnerungen wurden wach, Erlebnisse wurden ausgetauscht und man verständigte sich auf weitere Treffen dieser Art. Vor etwas mehr als 20 Jahren hielt der Jugend-Kart-Slalom seinen Einzug in der Pfalz. Die Fahrer der ersten Stunde trafen sich nun in Kaiserslautern um sich meist mit mehr Gewicht wieder einmal zu messen. Darunter Fahrer, die über den Jugend-Kart-<strong>Sport</strong> zu großen motorsportlichen Ehren kamen. So der heutige Porsche-Werksfahrer Timo Bernhard aus Bruchmühlbach-Miesau oder der spätere Deutsche Meister im Junioren-Automobil-Slalom, Benjamin Lutz aus Geiselberg. Auch die Fahrer, bei denen die motorsportliche Karriere mit Ende des Jugend-Kart-Slaloms endete, hatten Gefallen an diesem Treffen, bei dem natürlich das Fahren zwischen Pylonen und gegen die Uhr im Vordergrund stand. Gefahren wird nach den Bestimmungen aus den Anfangsjahren, verkündet Manfred Seifert, Streckensprecher aus diesen Jahren. Dies bedeutet, dass zunächst die fehlerfreien Fahrten nach den Zeiten gewertet werden und dann erst die Starter mit einem Fehler. „Die alte Regelung macht den Tag interessanter“, freut sich Organisator Eugen Bernhardt aus Kaiserslautern, ebenfalls ein Mann der ersten Stunde in diesem <strong>Sport</strong>, ohne jemals ins Kart-Lenkrad gegriffen zu haben. Auch das Startgeld war vergleichbar, waren es damals zehn Mark, sind es heute zehn Euro. „Auf die Idee brachte mich Melanie Seifert aus Edesheim“, eine Pilotin der ersten Jahre und die Tochter von Streckensprecher Manfred Seifert, informiert Bernhardt. „Ich schaue nicht, sonst bin ich schuld an Fehlern, ganz so wie früher“, sagt Gerhard Gies. Gestartet ist seine 30-jährige Tochter Nadine Wenzel. Sie bewegt das Kart-Fahrzeug durch die Gassen und Schweizer und dann wird sie abgewinkt. „Die Zeitnahme ist ausgefallen“, wird ihr verkündet und sie darf sich nochmals an der Startlinie aufstellen. „Ganz wie früher“, bemerkt ein Fahrer lachend. Im zweiten Anlauf klappt die Zeitmessung und Nadine kommt „fix und alle“ ins Ziel. Letztmals hat sie 1993 in einem Kart gesessen und ist dankbar, dass es ein solches Angebot gab. „Ungewohnt ist der tiefe Sitz“, doch der Spaß sei so groß, dass sie nächstes Mal wieder dabei ist. „Gut aufgehoben“ fühlte sich Benjamin Lutz aus Geiselberg. Der Pfalz- Meister und Rheinland-Pfalz-Meister des Jahres 2002 im Jugend- Kart-Slalom hat sehr gute Erinnerungen an diesen Jugendsport. Motorsport Anschließend wechselte der ausgelernte Kraftfahrzeugmechatroniker in den Automobil-Slalom-<strong>Sport</strong> und dies mit Erfolg. Er wurde beim Endlauf 2004 in Sankt Peter-Ording Deutscher Meister. Heute fährt er sporadisch Automobil-Slalom und war auch schon am Berg gegen die Uhr unterwegs. Das Treffen war für ein besonderes Ereignis neben seiner sportlichen Erfolge. „Rechts anfahren“ erklärt ein ehemaliger Betreuer wie vor vielen Jahren. „Im Halteraum musste man damals schon das Fahrzeug zum Stehen bringen, daran hat sich nichts geändert“, wird einem Fahrer übermittelt. „Schneckenhaus oder Deutsches Eck ist Neuzeit“, erklärt Eugen Bernhardt. Solche Aufgaben gab es in den Anfangsjahren nicht, dafür war der Parcours schneller und flüssiger. Viele Jahre hat er seinen Sohn Dirk zu allen Veranstaltungen der Pfalz begleitet. „An freien Sonntagen waren wir auch im Saarland oder in Nordbaden“, blickt er zurück. Unzählige Klassensiege fuhr Dirk Bernhardt aus Kaiserslautern ein, darunter auch der Titel eines Vize-Pfalz- Meisters. Noch erfolgreicher wurde er im Automobil-Slalom: Zweifacher Pfalzmeister, zweifacher Nordrhein-Westfalen-Meister und Deutscher Mannschafts-Meister mit der Pfalz-Mannschaft. „Ich will den Wanderpokal mit nach Hause nehmen“ ist sein Ziel des Tages und versprüht noch den gleichen Ehrgeiz wie vor Jahren. „Nimm ein Navigationsgerät mit, damit du den richtigen Weg findest“, ulkt ein Mitstreiter als der nächste Fahrer auf den Parcours ging. In der Tat gab es einige falsche Spuren. Es ist noch wie damals, wer nicht konzentriert und sorgfältig den Parcours studiert, findet nicht den richtigen Weg. Den allerdings fand die 34-jährige Jenny Bernhard aus Bruchmühlbach-Miesau. Nach dem Kart-Slalom raste sie über die Kartbahn und danach gab es eine längere Pause vom Motorsport. Heute sitzt sie als Co-Pilotin im Rallyeauto ihres Vaters Rüdiger Bernhard. „Es reizt, nette Bekannte zu treffen um über frühere Zeiten zu erzählen“, erklärt sie ihr Mitwirken. „Wir waren damals Kinder und vom März bis Oktober fast jeden Sonntag zusammen, eine herrliche Zeit“, fügt die begeisterte Motorsportlerin an. „Kommt er oder kommt er nicht“, war lange Zeit die Frage und er kam: Timo Bernhard aus Dittweiler im Landkreis Kusel. Der Pfalzmeister von 1991 fand die Zeit neben zahlreichen internationalen Renneinsätzen um dabei zu sein. „Mal sehen, ob ich in diesen Sitz noch reinpasse“, ulkte er und nahm Platz. Durchtrainiert und schlank sitzt er nun in einem Fahrzeug, das für ihn der Einstieg zum internationalen Erfolg war. „Letztmals saß ich 1997 bei einem Rennen in Kerpen in einem solchen Fahrzeug“, erinnert sich der heutige Porsche-Werksfahrer, der aus Bruchmühlbach-Miesau stammt. „Es war der absolute Grundstein für meine heutigen Erfolge“, blickt Bernhard zurück. 5,5 Pferdestärken leistete der damalige Motor, über 460 Pferdestärken sind es heute im Porsche 911 GT 3 R, mit dem er die 24-Stunden auf der Nordschleife des Nürburgrings fährt. Er kann und darf viel erzählen von den Rennen in Übersee oder dem Langstreckenklassiker Le Mans im Audi. Eines hatten an diesem Tag alle gemeinsam, die Freunde auf ein Wiedersehen unter Gleichgesinnten. Alle haben sie Karriere gemacht, ob im <strong>Sport</strong>, im Beruf oder im Alltag. Lediglich Timo Bernhard musste öfters zu Autogrammkarten greifen ohne dabei überheblich zu werden. Er ist einer unter vielen und das hat er an diesem Tag wieder bewiesen. Einen Tagessieger gab es auch, der es unbedingt werden sollte: Dirk Bernhardt.
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