Zweite Rom - Ostkirchliches Institut Regensburg - T-Online
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Wyrwoll und seiner Schweizer Gruppe gegen 13.30 Uhr am Hafen von Chalki–Heybeliada<br />
steuern wir zu Fuß, oder per Kutsche unser Tagesziel, das „Dreifaltigkeitskloster“, bei kräftigem<br />
Regen an. Unweit des schmiedeeisernen Einfahrtstores im Hof auf dem Weg zum<br />
Haupteingang der ehemaligen Hochschule trifft uns der strenge Blick des Begründers des laizistischen<br />
Staates von 1923, Kemal Atatürk, eine Messingbüste auf einem Betonsockel,<br />
daneben eine gehisste Fahne mit weithin sichtbarem weißen Halbmond und weißem Stern auf<br />
rotem Grund und dahinter an einer mannshohen Mauer eine Messingtafel des Rotaryclubs der<br />
Prinzeninseln mit der Aufschrift: „Peace at home – peace in the world“, ein Wort, das der<br />
Leser aus Europa im Bildzusammenhang auch ironisch verstehen könnte. Mit großer Freude<br />
werden Prälat Dr. Rauch und Prälat Dr. Wyrwoll mit ihren Gruppen vom Priester Dorotheos<br />
auf der Eingangstreppe zur Schule begrüßt.<br />
Gegen 14.00 Uhr, gerade richtig zur Vesperzeit angekommen, dürfen wir in der sehr reich<br />
ausgestatteten Ikonenkapelle an der bereits begonnenen Feier mit liturgischen griechischorthodoxen<br />
Gesängen teilnehmen. Nach der Vesper führt uns Diakon Dorotheos in die Geschichte<br />
der Kapelle, ihre architektonische Gliederung und ihre Ikonenwelt ein. Ganz besonders<br />
stellt er die 700 Jahre alte Ikone aus dem Leben Mariens an der Nordseite heraus. Dr.<br />
Rauch übersetzt und Dr. Wyrwoll ergänzt. Dr. Rauch erklärt eine wertvolle Pfingstikone an<br />
der Stirnseite, und ein Gastmönch vom Berg Athos vertieft mit Gedanken zur genannten ältesten<br />
Marienikone des Klosters die Aussagen seiner Vorredner und zeigt die Prozessionsstange<br />
für diese Ikone. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Ikone mit kleinen Ikonen zur Marienthematik<br />
eingerahmt und die Rückseite mit der Darstellung „Maria unter dem Kreuz Christi“<br />
geschaffen.<br />
Im ehemaligen Refektorium, in dem Porträts von Lehrern und edlen Sponsoren zu sehen sind,<br />
versammeln wir uns zur Begrüßung durch den 81-jährigen ehemaligen Theologieprofessor für<br />
alte Kirchengeschichte, Basilios Istavridis (Insel Chalki), als Vertreter des Abtes. Ausführlich<br />
geht er auf die Geschichte des Klosters seit dem 9. Jahrhundert ein. Er unterscheidet vier Perioden<br />
bis 1971, als der türkische Staat per Gesetz den Betrieb von privaten Gymnasien und<br />
Universitäten verbot und damit auch die theologische Hochschule des Ökumenischen Patriarchats<br />
von Konstantinopel schloss. Eine Vielzahl an orthodoxen Gelehrten, Theologen, Bischöfen<br />
und Patriarchen, darunter Bartholomaios I., haben das Gymnasium auf Chalki durchlaufen<br />
und hier ihr Theologie-Studium absolviert. Dr. Rauch und Dr. Wyrwoll übersetzen<br />
wieder in gekonnter Weise die Ansprache des Professors.<br />
In Betonung der ökumenischen Freundschaft werden uns Anislikör, Orangensaft und Osterbrot<br />
gereicht, Dr. Rauch und Dr. Wyrwoll mit Buchgeschenken geehrt. Dr. Rauch und Dr.<br />
Wyrwoll übergeben als Gastgeschenke Bilddokumentationen von ökumenischen Begegnungen<br />
und die Zusammenstellung der „Orthodoxia 2007“.<br />
Zum Schluss besichtigen wir die reichhaltige Bibliothek mit wertvollen Handschriften im<br />
Untergeschoss des Hauses. P. Dorotheos und Professor Basilios Istavridis ermuntern eindringlich<br />
zur Nutzung der Bibliothek und verabschieden uns sehr freundlich.<br />
Bei sehr kühlem Regenwetter treten wir unseren Rückweg zum Palace Hotel an. Hier dürfen<br />
wir zur Gruppe aus Fribourg stoßen, für die Pater Körner, Jesuit, derzeit in Ankara tätig, kurz<br />
vor Abfahrt der Gruppe zum Festland einen Vortrag hält über religiöse Formen des Islam in<br />
Anatolien, u.a. über „Islamische Redewendungen, Stoßgebete, Segensgrüße“. Ein Teil von<br />
uns nimmt interessiert teil.<br />
Abendbuffet 19.30 Uhr, Rückzug ins Private.<br />
Donnerstag, 12. April<br />
07.15 Uhr Frühstück, 08.00 Uhr Fußmarsch zum Hafen, 08.40 Uhr planmäßige Abfahrt nach<br />
Kabataš, 09.40 Uhr Ankunft in Kabataš bei kaltem, sonnigem Wetter und dort Begrüßung<br />
durch Dr. Wyrwoll, der uns zu unserem Örtour-Bus mit deutschsprachigem Busfahrer und<br />
Guide geleitet. Dr. Rauch begrüßt im Bus Dr. Wyrwoll, der ab jetzt unsere Gruppe mitbetreut,<br />
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