DA STECKT MUSIK DRIN! - HIMBEER Magazin
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16 I himbeer I STADTGESTALTEN<br />
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Ein Hoch auf die Menschen dieser Stadt! Ich bin immer wieder begeistert<br />
von dem kulturellen Angebot das unsere Stadt Kindern und Erwachsenen<br />
bietet und von den Menschen, die solche Angebote durch ihr Engagement<br />
ermöglichen.<br />
Die Sterne sind zum Greifen nah und das Klingende Museum im Wedding<br />
ist solch ein Stern. Kaum entdeckt und schon tief ins Herz geschlossen.<br />
Anfassen, Reinblasen und Draufhauen! So lautet das Motto des Klingenden<br />
Museums Berlin, das erste und einzige Museum, in dem die Besucher<br />
alle Instrumente – von Klassik bis Rock – ausprobieren, anfassen<br />
und spielen können.<br />
„Bei uns sollen Kinder, junge Menschen und Erwachsene Musikinstrumente<br />
auf spielerische Art und Weise entdecken. Wir wollen Berührunsängste<br />
abbauen – einfach ran an die Instrumente und ausprobieren, egal<br />
ob man es spielen kann oder nicht,“ sagt Jorgos Psirakis, einer der Musikpädagogen<br />
des Klingenden<br />
Museums. Heute hat er eine Kinderladengruppe<br />
zu Besuch, mit<br />
der er ein Rythmus- und Percussionsprogramm<br />
mit Sing- und<br />
Klatschspielen veranstaltet. Der<br />
Raum des Klingenden Museums<br />
ist hell und freundlich. Die<br />
Instrumente stehen in verschlossenen<br />
und offenen Glaskästen.<br />
Inmitten des Raumes liegen eine<br />
Trompete, eine Tuba, ein Horn<br />
und eine Geige offen auf dem<br />
Tisch. Die 4- bis 5-Jährigen suchen<br />
sich einen Platz auf den bequemen<br />
weißen Sitzelementen,<br />
warten was passiert und schauen<br />
abwechselnd neugierig zu den<br />
Instrumenten oder zu Jorgos.<br />
„Wer weiß, wie man dieses Instrument<br />
spielt?“ fragt der Musikpädagoge<br />
und zeigt auf eine<br />
Trompete. „Ist doch einfach, man<br />
muss nur reinpusten,“ posaunt<br />
ein Junge aus der Gruppe heraus.<br />
„Na, dann komm mal her<br />
und probier mal aus“, fordert<br />
Jorgos den Jungen auf. Selbstsicher<br />
nimmt der Junge die<br />
Trompete in die Hand und pustet<br />
einfach rein. Nichts! Er versucht<br />
es wieder und pustet stärker<br />
in das Instrument rein. Nichts.<br />
Die Kinder starren gespannt<br />
auf den Jungen, bis ihm ein Mädchen aus der Gruppe rät: „Ach ja, Du<br />
musst reinsprechen und nicht reinpusten. Das ist doch eine Trompete!“.<br />
„Jaaa“, pflichten ihr die anderen Kinder bei, wobei eines leise flüstert:<br />
„Nee, in eine Trompete muss man reinflüstern, dann kommen schöne<br />
Töne raus.“ Plötzlich diskutieren die Kinder wild durcheinander und jeder<br />
hat noch eine neue Idee, wie der Junge das Instrument spielen könnte.<br />
„Schaut mal, das haben wir vergessen,“ ruft der Musikpädagoge in die<br />
Kindermenge hinein und setzt der Trompete das Mundstück auf. Er presst<br />
seine Lippen aufeinander und zeigt dem Jungen wie man die Trompete<br />
spielt. Sogleich setzt der Junge die zusammengepressten Lippen an die<br />
Trompete an und siehe da: es klingt. Freudestrahlend entlockt der Junge<br />
der Trompete immer mehr und neue Töne, bis er plötzlich sagt: „Ja,<br />
mit der Schraube kann man auch viel besser spielen!“ Nach und nach<br />
wollen auch die anderen Kinder ein Instrument ausprobieren und greifen<br />
zu. Horn, Tuba, Geige und Kontrabass erklingen – die Kinder probieren<br />
aus, staunen, bewundern und geben sich den Instrumenten einfach hin.<br />
Auch wir Erwachsenen werden aufgefordert mal auszuprobieren, aber ich<br />
muss gestehen: Ich traue mich nicht. Zu gern würde ich mal in die Tuba<br />
reinblasen, aber was, wenn ich dem Instrument keinen Ton entlocke. Ich<br />
bewundere die Kinder, die so unbefangen und frei, all die Instrumente<br />
ausprobieren. Und – jetzt kommt es – ohne auch nur ein einziges Mal vom<br />
Musikpädagogen ermahnt worden zu sein, bitte vorsichtig mit den Instrumenten<br />
umzugehen. Ich erinnere mich plötzlich an meine Kindheit und<br />
Museumsbesuche mit der Schule. Uns wurden Instrumente erklärt, die<br />
hinter Glaskästen verschlossen waren und das höchste der Gefühle war,<br />
dass mal ein Schüler eines der Instrumente anfassen durfte, aber nicht<br />
spielen, es sei denn, er beherrschte das Instrument.<br />
„Unser Angebot umfasst Workshops für alle Altersgruppen,“ erklärt Jorgos<br />
Psirakis. „Grund- und oberschülern bieten wir vier Instrumentengruppen<br />
(Saiten-, Blechblas-, Holzblas- und Schlaginstrumente) zum<br />
Ausprobieren an. Ein Basis-Programm legt die Grundlagen fest, verschiedene<br />
Spezial-Workshops ermöglichen ein intensives Kennenlernen.“<br />
Und sogleich schreit es in mir: Ich will auch mit meinem Sohn und Freund<br />
bei einem Workshop mitmachen, denn nicht nur Kindergarten-Gruppen<br />
und Schulklassen können das umfangreiche Angebot des Klingenden<br />
Museums wahrnehmen, sondern auch Familien und Einzelpersonen<br />
haben die Möglichkeit an Instrumenten-Workshops teilzunehmen. Und<br />
gehst du nicht ins Museum, kommt das Klingende Museum in Form des<br />
Klingenden Mobils zu dir. Ein bunter VW-Bus, beladen mit Musikinstrumenten<br />
aller Instrumentengruppen, besucht auf Anfragen Schulen oder<br />
Kindertagesstätten. Mit im Gepäck: die wunderbaren Musikpädagogen<br />
und Musiker des Museums, die, speziell auf die Alterstruktur der Kinder<br />
ausgerichtet, ihre Instrumentenworkshops durchführen.<br />
„Wir sind ein gemeinnütziger Verein und sind auf eine volle Auslastung<br />
unseres Angebotes angewiesen um weiterhin bestehen zu können,“<br />
schildert Herr Gruschinski, der Leiter des Klingenden Museums Berlin,<br />
die finanzielle Lage seines Vereins. „Wir werden zwar von verschiedenen<br />
Institutionen finanziell und materiell unterstützt, aber das allein reicht<br />
nicht für unser überleben aus.“<br />
Liebe Bürger dieser Stadt, bitte nehmt die tollen Veranstaltungen des<br />
klingenden Museums zahlreich in Anspruch. Musik ist Kommunikation<br />
auf einer wunderbar sinnlichen und spannenden Ebene.<br />
„ Guten Morgen Berlin, Du kannst so hässlich sein, so dreckig und grau,..“<br />
singt Peter Fox und mein 7-jähriger Sohn vollendet diese ode an die Stadt<br />
mit den weiteren Liedzeilen „und ich weiß, ob ich will oder nicht, dass ich<br />
dich zum Atmen brauch.“<br />
Diese Stadt ist eben doch gar nicht so hart wie du denkst.<br />
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text: diana doko i Fotos: dominik butzmann<br />
Text: Diana Doko I Fotos: Domenik Butzmann