Von Anja Schrammel, Leiterin der Kindertagesstätte - VS Aktuell ...
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Aus <strong>der</strong> Stadtratsarbeit <strong>der</strong> letzten Wochen<br />
<strong>Von</strong> Andreas Wolf, Stadtrat <strong>der</strong> Wählervereinigung Volkssolidarität Chemnitz (Vosi)<br />
Am 4. November 2010 bin ich bereits<br />
zum dritten Mal als fraktionsloser<br />
Stadtrat <strong>der</strong> Wählervereinigung<br />
Volkssolidarität Chemnitz (VOSI)<br />
in den Sozialausschuss <strong>der</strong> Stadt<br />
Chemnitz gewählt worden. Ursache<br />
für die erneute Wahl ist ein vorläufiger<br />
Beschluss des 4. Senats des Sächsischen<br />
Oberverwaltungsgerichtes<br />
gewesen, welches am 14. September<br />
darin feststellte, dass die Besetzung<br />
in sechs von neun Chemnitzer<br />
Stadtratsausschüssen rechtswidrig<br />
ist. Das Kräfteverhältnis <strong>der</strong> Parteien<br />
würde sich in diesen nicht wi<strong>der</strong>spiegeln,<br />
daher wäre eine Neuwahl<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Für mich als Stadtrat<br />
<strong>der</strong> Wählervereinigung Volkssolidarität<br />
Chemnitz (VOSI) bedeutet dies,<br />
dass ich meinen Sitz im Sozialausschuss<br />
offensichtlich verlieren soll.<br />
Dabei ist die Mitarbeit in Ausschüssen<br />
enorm wichtig, denn diese<br />
erarbeiten Entscheidungsvorlagen<br />
für den Stadtrat. Hier bringen<br />
die Ausschussmitglie<strong>der</strong> auch die<br />
Vorstellungen ihrer Fraktionen ein.<br />
Ist ein zufriedenstellendes Ergebnis<br />
im Ausschuss gefunden worden,<br />
wird im Stadtrat meist nur noch abgestimmt.<br />
Als fraktionsloses Ratsmitglied<br />
kann ich dann zwar noch dafür<br />
o<strong>der</strong> dagegen stimmen, eine tatsächliche<br />
inhaltliche Mitwirkung ist<br />
mir jedoch versagt. Darauf kommt<br />
es uns aber schließlich an!<br />
Auch als fraktionsloser Stadtrat<br />
kann ich mich noch zur Wahl in die<br />
Ausschüsse aufstellen. Das ist sogar<br />
in einer E-Mail <strong>der</strong> Verwaltung<br />
an die Stadträte bestätigt worden.<br />
Gleichzeitig wurde jedoch darauf<br />
hingewiesen, dass die Wahl eines<br />
fraktionslosen Mitgliedes zur Unterrepräsentation<br />
einer Fraktion führen<br />
würde und dies nach dem Beschluss<br />
des Oberverwaltungsgerichtes wie<strong>der</strong>um<br />
rechtswidrig wäre. Ich darf<br />
also zur Wahl antreten, bin aber eigentlich<br />
unwählbar, denn insofern<br />
ich gewählt werde, ist die Wahl ungültig!<br />
Was ist das für eine Rechtsauslegung?<br />
Eine Chance, in einen<br />
Ausschuss zu gelangen, hätte ich<br />
dennoch. In besagter E-Mail <strong>der</strong> Verwaltung<br />
war auch zu lesen, dass sich<br />
32 4/2010 <strong>VS</strong> <strong>Aktuell</strong><br />
<strong>der</strong> Stadtrat über die Zusammensetzung<br />
eines Ausschusses einigen könne,<br />
so dass eine Wahl entbehrlich<br />
sei. Diese Einigung könne im Nachhinein<br />
nicht mehr angefochten werden,<br />
so dass Abweichungen vom<br />
Prinzip <strong>der</strong> Spiegelbildlichkeit denkbar<br />
wären. Dadurch könnte nicht<br />
nur das aufwendige Wahlverfahren<br />
eingespart werden, son<strong>der</strong>n es besteht<br />
auch die Möglichkeit, dass die<br />
Wählervereinigung Volkssolidarität<br />
Chemnitz (Vosi) in Ausschüssen weiterhin<br />
vertreten sein könnte.<br />
Lei<strong>der</strong> konnten sich die Fraktionen<br />
bisher nicht zu einer solchen Einigung<br />
durchringen. Das ist vor dem<br />
Hintergrund eines einfachen Rechenbeispiels<br />
erstauntlich: Chemnitz<br />
hat genau 60 Stadträte und<br />
neun verschiedene Ausschüsse mit<br />
je 13 Plätzen, so dass insgesamt 117<br />
Sitze in den Ausschüssen zu vergeben<br />
wären. Theoretisch könnte<br />
also fast je<strong>der</strong> Stadtrat in zwei Ausschüssen<br />
wirksam werden. Wenigstens<br />
einen Sitz, nämlich den im Sozialausschuss,<br />
sollten uns die großen<br />
Fraktionen zur Verfügung stellen. Da<br />
gehört die Volkssolidarität mit ihrer<br />
sozialen Kompetenz als Vertreter<br />
<strong>der</strong> Bürger und <strong>der</strong> Wohlfahrtsverbände<br />
auch hin.<br />
Nun soll die Wahl nach dem Willen<br />
<strong>der</strong> Verwaltung und <strong>der</strong> Fraktionsvorsitzenden<br />
so lange wie<strong>der</strong>holt<br />
werden, bis <strong>der</strong> Druck auf die Unterstützer<br />
des fraktionslosen Stadtrates<br />
Andreas Wolf so groß ist, dass<br />
ich letztendlich nicht mehr gewählt<br />
werde. Der nächste Termin dafür ist<br />
für den 24. November 2010 angesetzt.<br />
Einige Stadtratskollegen wiesen<br />
mich auf eine an<strong>der</strong>e Möglichkeit,<br />
wie ich in Ausschüsse gelangen<br />
könnte, hin. Die einzige Chance<br />
bestände ihrer Meinung nach darin,<br />
sich einer an<strong>der</strong>en Fraktion anzuschließen.<br />
Das dies nicht in Frage<br />
kommt, versteht sich von selbst.<br />
Zum Amtsantritt als Stadtrat habe<br />
ich denselben Eid wie die an<strong>der</strong>en<br />
Räte geschworen. Ich habe die gleichen<br />
Pflichten, aber nicht die gleichen<br />
Rechte, nur weil ich mich nicht<br />
an eine parteiabhängige Fraktion<br />
binden möchte. Ein effektives Arbeiten<br />
im Sinne <strong>der</strong> Wähler ist für mich<br />
als unabhängiges und fraktionsloses<br />
Stadtratsmitglied sehr schwierig.<br />
Viele Regelungen und gesetzliche<br />
Gegebenheiten spielen nur den großen<br />
Fraktionen in die Hände. Unter<br />
solchen Bedingungen kann man<br />
sich nur schwer entwickeln und<br />
stärker werden. Letztendlich fühle<br />
ich mich als Stadtrat „zweiter Klasse“<br />
und stelle provozierend die Frage:<br />
Sind all die Menschen, welche<br />
die Wählervereinigung Volkssolidarität<br />
Chemnitz (Vosi) in den Stadtrat<br />
gewählt haben, nur Bürger zweiter<br />
Klasse, die nicht das Recht haben,<br />
von ihrem Kandidaten auch in einem<br />
Ausschuss vertreten zu werden?<br />
Das Interesse vieler Bürger an<br />
meiner Arbeit und ihr Zuspruch<br />
lassen mich jedoch nicht verzagen.<br />
Auch aus den Reihen des Startparlamentes<br />
wird mir ab und an <strong>der</strong> Rücken<br />
gestärkt. Die gute Zusammenarbeit<br />
in Sachfragen mit einzelnen<br />
Stadträten verschiedener Fraktionen<br />
stimmt optimistisch. Das muss doch<br />
ausbaufähig sein!<br />
Bei einer Zusammenkunft <strong>der</strong><br />
Wählervereinigung am 11. November<br />
2010 wurde darüber diskutiert,<br />
ob die Ungleichbehandlung von<br />
fraktionslosen Stadträten bei <strong>der</strong> Besetzung<br />
von Ausschüssen tatsächlich<br />
aus dem vorläufigen Urteil des<br />
OVG so hervorgegangen sein kann.<br />
Die Auslegung des Urteils von <strong>der</strong><br />
Rathausspitze scheint in sich wi<strong>der</strong>sprüchlich<br />
und undemokratisch.<br />
Die Unterstützer <strong>der</strong> Wählervereinigung<br />
sind sich einig, dass dagegen<br />
schnellstens etwas unternommen<br />
werden muss, denn aus einem<br />
Schreiben <strong>der</strong> Oberbürgermeisterin<br />
vom 8. November 2010 an alle<br />
Stadträte geht hervor, dass die Wahl<br />
erneut, nun zum vierten Mal, in de<br />
folgenden Stadtratssitzung durchgeführt<br />
werden soll. Alle anwesenden<br />
Vertreter <strong>der</strong> Wählervereinigung positionierten<br />
sich mit Empörung gegen<br />
diese angekündigte Maßnahme.<br />
„Was ist das für eine Wahl, wenn die