25 Jahre auf dem Fahrrad - ADFC Hamburg
25 Jahre auf dem Fahrrad - ADFC Hamburg
25 Jahre auf dem Fahrrad - ADFC Hamburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Foto: Ulf Dietze<br />
1980 der damalige Bausenator Volker<br />
Lange ein Sofortprogramm zur Beseitigung<br />
der Missstände <strong>auf</strong> den Radwegen<br />
<strong>Hamburg</strong>s beschlossen und einen »Behördenausschuss<br />
Radverkehr« eingerichtet,<br />
zu <strong>dem</strong> auch die »Grünen Radler«<br />
gebeten wurden.<br />
Die seit 1978 existierende Umweltbehörde<br />
konzipierte 1982 ein Netz von<br />
Radwanderwegen durch das <strong>Hamburg</strong>er<br />
Grün, <strong>dem</strong> die Baubehörde – nun<br />
schon unter Eugen Wagner – 1984 mit<br />
<strong>dem</strong> Entwurf eines Hauptradwegenetzes<br />
nacheiferte.<br />
Seit einigen <strong>Jahre</strong>n gab es schon die<br />
»Grünen Radler«. Die gaben ein Mitteilungsblättchen<br />
heraus (»Die Radzette«)<br />
und organisierten einmal im Jahr in Koordination<br />
mit den zahlreichen Bürgerinitiativen,<br />
die sich verkehrspolitisch<br />
betätigten, eine große Fahrra<strong>dem</strong>o. Da<br />
fuhren tausende von Radlern sternförmig<br />
von den äußeren Stadtteilen in die<br />
Innenstadt. Die Teilnehmerzahl lag in<br />
den <strong>Jahre</strong>n 1980 bis 1982 bei gut 10 000,<br />
eine Zahl, die dann über 20 <strong>Jahre</strong> lang<br />
nicht mehr erreicht wurde.<br />
1981 und 1982 hatte es in Ottensen sog.<br />
Schleichwochen (»Lieber schleichen als<br />
Leichen«) gegeben, bei denen jeweils<br />
eine Woche lang durch Fahrräder der<br />
nachmittägliche Autoverkehr in und um<br />
Ottensen herum zum Stillstand gebracht<br />
wurde.<br />
In dieser Situation kam im November<br />
1981 Jan Tebbe, der Gründer und Vor-<br />
Eugen Wagner richtete Anfang der 1990er<br />
<strong>Jahre</strong> – auch <strong>auf</strong> Drängen des <strong>ADFC</strong> – den<br />
<strong>Fahrrad</strong>beirat ein, in <strong>dem</strong> Verbände und Baubehörde<br />
sich austauschten.<br />
Der <strong>ADFC</strong> konnte dort die für <strong>Hamburg</strong> geltenden<br />
Planungsrichtlinien für den Radverkehr<br />
zwar entscheidend verbessern. Doch das<br />
»alte Denken« in den Köpfen von Planern und<br />
Politikern ist bis heute nicht überwunden.<br />
Das Foto zeigt Wagner in Hannover. Bei dieser<br />
Exkursion im August 1995, die auch noch<br />
nach Frankfurt führte, sollten gute Beispiele<br />
der Radverkehrsplanung in der Praxis erlebt<br />
werden.<br />
sitzende des <strong>ADFC</strong> aus Bremen nach<br />
<strong>Hamburg</strong>, um einen <strong>Hamburg</strong>er Bezirksverband<br />
des <strong>ADFC</strong> zu gründen. Er<br />
war erfolgreich, es fanden sich genügend<br />
Leute, die den Verein bilden wollten, und<br />
es meldeten sich auch genügend, um einen<br />
Vorstand zu bilden.<br />
Ungefähr zur selben Zeit, im Winter<br />
1981/82 wurde die Gründung der GAL<br />
in <strong>Hamburg</strong> betrieben, die dann bei den<br />
Bürgerschaftswahlen im Juni 1982 zum<br />
ersten Mal in die Bürgerschaft und in<br />
fast alle Bezirksversammlungen gewählt<br />
wurde.<br />
Wie hat sich nach dieser Zeit des Aufbruchs<br />
der <strong>Fahrrad</strong>verkehr entwickelt?<br />
Da es nur wenige statistische Daten dazu<br />
gibt und keine kontinuierliche Berichterstattung,<br />
kann diese Frage nur unter Vorbehalt<br />
beantwortet werden.<br />
Schritt ins Rathaus<br />
Zuerst zum <strong>ADFC</strong>: Jan Tebbe hat einmal<br />
den Unterschied zu den damals aktiven<br />
Grünen Radlern so definiert: »Die <strong>dem</strong>onstrieren<br />
vor <strong>dem</strong> Rathaus, der <strong>ADFC</strong><br />
verhandelt drinnen.« Das traf zwar so in<br />
<strong>Hamburg</strong> nicht ganz zu. So lange die Grünen<br />
Radler in <strong>Hamburg</strong> real existierten,<br />
war es wohl eher ein partnerschaftliches<br />
Nebeneinander, beide Gruppen <strong>dem</strong>onstrierten<br />
manchmal gemeinsam »vor <strong>dem</strong><br />
Rathaus«, aber beide Gruppen verhandelten<br />
auch »drinnen«. Aber natürlich<br />
war der <strong>ADFC</strong> schon seit seiner Gründung<br />
der pragmatischere Verband und<br />
Politik<br />
blieb das auch im Verhältnis zu manchen<br />
radikaleren Bürgerinitiativen. Er betrieb<br />
eben klassische Lobby-Politik und die<br />
Koexistenz der Fortbewegungsmittel war<br />
für ihn immer selbstverständlich.<br />
Dann zum <strong>Fahrrad</strong>verkehr in <strong>Hamburg</strong>:<br />
Wenn man den von der Baubehörde<br />
zugänglich gemachten Zahlen<br />
glauben kann, dann steigerte sich der<br />
<strong>Fahrrad</strong>verkehr in <strong>Hamburg</strong> seit der<br />
Gründung des <strong>ADFC</strong> beträchtlich. Die<br />
behördlichen Zählungen an ausgesuchten<br />
Punkten der Stadt ergeben gegenüber<br />
<strong>dem</strong> Indexwert von 1984 = 100 schon bis<br />
zum Jahr 2000 eine Steigerung <strong>auf</strong> 124,<br />
nach einem leichten Rückgang im Jahr<br />
2001 für die <strong>Jahre</strong> 2002 und 2003 eine<br />
kräftige Steigerung <strong>auf</strong> 145, und diese<br />
Zahl erhöhte sich bis 2005 <strong>auf</strong> 161.<br />
Diese Steigerung des <strong>Fahrrad</strong>verkehrs<br />
ist auch eine Steigerung im Verhältnis<br />
zum Autoverkehr (im sog. »modal split«).<br />
Denn der Autoverkehr in <strong>Hamburg</strong> stieg<br />
gegenüber 1984 nur von 100 <strong>auf</strong> 105 bis<br />
zum Jahr 2003 und trotz aller Bemühungen<br />
von Schillpartei und CDU gelang es<br />
auch seit<strong>dem</strong> nicht, den innerstädtischen<br />
Autoverkehr merklich zu steigern.<br />
Natürlich liegt das nicht allein an der<br />
unermüdlichen Arbeit des <strong>ADFC</strong> in der<br />
Öffentlichkeit und gegenüber den Behörden.<br />
In den letzten <strong>Jahre</strong>n fördern steigende<br />
Benzin- und HVV-Preise sicher<br />
das allgemeine Interesse am Radfahren.<br />
Aber die individuelle Wahl des Verkehrsmittels<br />
wird bei den meisten Menschen<br />
nicht allein vom Preis bestimmt, sondern<br />
maßgeblich auch durch die Entfernung<br />
zum Zielort, die Zeit des Weges und den<br />
Komfort der Reise. Und bei der Durchsetzung<br />
der Bedingungen hierfür sehe ich<br />
die großen Verdienste des <strong>ADFC</strong>.<br />
Gehen wir in die 80er <strong>Jahre</strong> zurück.<br />
Die große Planung der Umweltbehörde<br />
für ein Netz von Radwanderwegen von<br />
1982 wurde nur bruchstückhaft durchgeführt.<br />
Typisch war, dass für zahlreiche<br />
Radwanderwege durch Grünanlagen<br />
das dort geltende Verbot des Radfahrens<br />
nicht <strong>auf</strong>gehoben wurde (das geschah<br />
generell erst im Jahr 2005), und dass die<br />
sog. Radwanderwege so gut wie nicht gepflegt<br />
wurden.<br />
Und Eugen Wagner konnte sein bei<br />
der Vorlage des Konzepts des Hauptradwegenetzes<br />
1984 gegebenes Versprechen,<br />
dass zehn <strong>Jahre</strong> später Radfahren<br />
in <strong>Hamburg</strong> Spaß machen würde, auch<br />
RadCity Sondernummer 1, April|06<br />
7