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Probleme mit<br />

BLASE & NIEREN<br />

Bei der Infektion der Harnwege<br />

müssen Hunde ständig, setzen aber<br />

nur wenige Tropfen Urin ab.<br />

An einer Blasenentzündung erkranken vierzehn Prozent<br />

der Hunde irgendwann, so Dr. Roswitha Dorsch, Expertin<br />

für Urologie und Nephrologie der Universität München.<br />

Damit führen bakterielle Infektionen die Top-Ten-Liste der häufigsten<br />

Erkrankungen der Harnorgane an. Typisch sind ständiger<br />

Harndrang, Schmerzen beim Harnabsatz und Färbung des Urins.<br />

Harnsteine sind gleich hinter den Infektionen an zweiter Stelle<br />

zu nennen. Die kleinen oder größeren Steine können im Nierenbecken<br />

oder in der Harnblase sitzen und vorn dort in die abfüh-<br />

renden Harnwege rutschen und sie verstopfen.<br />

NIERENVERSAGEN: DER GAU IM KLÄRWERK<br />

Lebensbedrohlich wird es, wenn die Nieren ihre Funktion, Blut zu<br />

reinigen und giftige Stoffwechselprodukte auszuscheiden, nicht<br />

mehr bewältigen. Dann kommt es zu einer Vergiftung des Körpers<br />

mit selbst produzierten Giften wie Harnstoff und bestimmten<br />

Salzen. Die Niereninsuffizienz tritt chronisch oft bei älteren Hunden<br />

auf, aber auch Jungspunde können erblich bedingt darunter<br />

leiden. Ältere Tiere sollten zur Erhaltung der Nierengesundheit<br />

rechtzeitig auf ein Seniorenfutter, zum Beispiel „Hill’s Science Plan<br />

Mature Adult“ umgestellt werden. Bei bestehender Erkrankung ist<br />

eine spezielle Diät unerlässlich. „Es zeigt sich, dass sich bei erkrankten<br />

Tieren die Lebenserwartung verdoppelt und die Lebensqualität<br />

verbessert werden kann“, so Dr. Birgit Schulte von Hill’s.<br />

Da Haustiere häufig Urlaubsbegleiter sind, kommen Reisekrankheiten<br />

wie Ehrlichiose, Dirofilariose und Leishmaniose vor,<br />

die ebenfalls ein Nierenversagen nach sich ziehen können. Akutes<br />

Nierenversagen entsteht plötzlich und unerwartet und kann<br />

die Folge von Vergiftungen sein. Klassisch ist<br />

die Vergiftung mit dem Frostschutzmittel<br />

Ethylenglykol; die süße Chemikalie aus dem<br />

Carport ist für Hunde ver lockend. „Auch<br />

scheinbar harmlose Rosinen oder Weintrauben<br />

können Nierenversagen verursachen“,<br />

so Dr. Dorsch. Bei sensiblen Tieren können<br />

schon drei Gramm Rosinen pro Kilogramm<br />

Hund den Nieren massiv zusetzen. „Auch<br />

bestimmte Infektionskrankheiten wie die Leptospirose<br />

können zu einem akuten Nierenversagen<br />

führen“, sagt Fachtierärztin Dorsch.<br />

Gegen Leptospirose wird zwar routinemäßig<br />

geimpft, jedoch nur gegen zwei Typen des<br />

Bakteriums. Mit Erregervarianten können<br />

sich selbst Geimpfte anstecken.<br />

BETROFFENE RASSEN<br />

Dalmatiner und Englische Bulldoggen leiden häufig unter dem<br />

Gestein in den Harnwegen. Boxer, Berner Sennenhunde und<br />

Shar-Peis haben häufiger schon in jüngeren Jahren Nierenerkrankungen.<br />

Briards und Entlebucher Sennenhunde kommen häufiger<br />

mit einer Fehlbildung der Harnleiter zur Welt. Dabei mündet<br />

die Leitung zwischen Niere und Blase nicht wie üblich in der<br />

Harnblase, sondern erst hinter dem Schließmuskel der Blase in<br />

die Harnröhre, sodass der Urinabsatz nicht kontrolliert wird.<br />

Hündinnen sind dann meist von Geburt an inkontinent.<br />

Was macht der<br />

INTERNIST?<br />

Bei Blasenentzündung oder Verdacht auf Nierenfunktionsstörung<br />

kann in der Regel der Haustierarzt helfen. Urin wird untersucht und<br />

die Funktion der Nieren mit einer Blutuntersuchung überprüft. „Da<br />

chronische Nierenerkrankungen nicht heilbar sind, ist es aber wichtig,<br />

sie so früh wie möglich zu diagnostizieren“, so Urologin Dorsch,<br />

„damit das Fortschreiten so gut wie möglich entschleunigt wird.“<br />

Nierenfunktionstests müssen durchgeführt werden, um die Filtrationsleistung<br />

der Organe zu beurteilen und die Diagnose stellen zu<br />

können. Besonders wichtig ist das bei Rassen, die für solche Krankheiten<br />

empfänglich sind.<br />

Bei Verdacht auf Organveränderungen setzen Spezialisten<br />

hoch auflösende Ultraschallgeräte ein, mit denen auch Nierengewebe<br />

entnommen werden kann. Mit einem Endoskop kann auch eine<br />

Kontrastmitteldarstellung der Harnwege durchgeführt werden.<br />

Selbst Dialyse ist für Hunde kein Tabu mehr. Sie wird jedoch ausschließlich<br />

in sogenannten Dialysezentren und vor allem bei akutem<br />

Nierenversagen eingesetzt und wenn nach Vergiftungen oder Leptospirose<br />

Hoffnung auf Heilung besteht.<br />

Stents (Röhrchen) können bei Verschluss der Harnleiter oder<br />

-röhre durch Tumoren oder Steine in Harnröhre oder -leiter eingesetzt<br />

werden, um den Urinabfluss wieder zu ermöglichen.<br />

Probleme mit der<br />

LEBER<br />

Die Leber ist ein beeindruckend großes Organ, das direkt<br />

hinter dem Zwerchfell in der Bauchhöhle liegt. Sie besteht<br />

aus mehreren Lappen, die sich um den Magen schmiegen.<br />

Wenn die Leber anschwillt, wie es bei vielen Krankheiten vorkommt,<br />

können Fachleute dies von außen sogar ertasten. Die Leber hat<br />

stets viel zu tun, sie speichert Nährstoffe, entgiftet das Blut, das aus<br />

dem Darm kommt, und sie unterstützt die Regulierung von Kreislauf<br />

und Körpertemperatur. Nicht zu vergessen die Herstellung<br />

der Galle, einer kostbaren Flüssigkeit, ohne die Fett nicht verdaut<br />

werden kann. Bei so viel Verantwortung hat ein Ausfall schlimme<br />

Folgen für den Hundekörper: Ist die Entgiftung gestört, können<br />

sich schädliche Stoffwechselprodukte ansammeln. Verdauungsprobleme<br />

entstehen, wenn die Galle nicht richtig zirkuliert. Glücklicherweise<br />

hat die Leber eine hohe Selbstheilungskraft nach akuten<br />

Entzündungen. Chronische Entzündungen können jedoch zu<br />

Leberzirrhose führen. Dabei bildet sich Narbengewebe. Erkrankungen<br />

des Organs werden häufig erst im fortgeschrittenen Stadium<br />

erkannt. Nur wenige Leberleiden fallen durch eindeutige Zeichen<br />

auf. Über achtzig Prozent der Leberfunktion kann verloren gehen,<br />

ohne dass ein Hund Symptome zeigt.<br />

Störungen der Leber können akut oder chronisch sein. Sie können<br />

das Organ selbst betreffen oder Folge von anderen Krankheiten<br />

sein. So staut sich bei einer Rechtsherzschwäche das Blut in der<br />

Leber und verursacht eine schädliche Erhöhung des Blutdrucks im<br />

Organ. Frühe Anzeichen von Leberleiden sind<br />

Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Durst, später<br />

gelbe Schleimhäute, geschwollener Bauch und<br />

neurologische Störungen.<br />

Akutes Leberversagen ist ein schneller Verlust<br />

der Leberfunktion. Es kann bei gesunden<br />

Hunden durch Infektionskrankheiten wie<br />

die infektiöse Hundehepatitis auftreten. Gegen<br />

diese Viruserkrankung sind die meisten<br />

geimpft. Langsam, aber kontinuierlich fortschreitend<br />

ist der Verlust der Leberfunktion<br />

beim chronischen Leberversagen. Zunächst ist<br />

die Leber vergrößert, dann gehen immer mehr<br />

Leberzellen unter und werden in derbes Narbengewebe<br />

umgewandelt. Eine Infektion<br />

mit Leptospirose kann ein chronisches Leberversagen<br />

verursachen.<br />

BETROFFENE RASSEN<br />

Bedlington Terrier, West Highland White<br />

Terrier, Skye Terrier und Dobermann leiden<br />

häufiger unter der Kupferspeicherkrankheit. Die Leber lagert<br />

Kupfer ein und schüttet es in die Galle aus. Wird zu viel eingelagert<br />

oder nicht richtig ausgeschüttet, steigt die Konzentration von<br />

Kupfer in der Leber und schädigt sie. Betroffene Tiere sollten von<br />

der Zucht ausgeschlossen werden.<br />

Cairn Terrier, Zwergschnauzer, Yorkshireterrier, Malteser,<br />

Bobtail und Irischer Wolfshund können einen genetischen Defekt<br />

im Gefäßsystem der Leber erben. Beim Portosystemischen Shunt<br />

wird das Blut nicht vom Darm in die Leber, sondern wird unter Umgehung<br />

der Leber direkt in die Vene, die das Blut zum Herz führt,<br />

transportiert. Diese Abkürzung bewirkt, dass ungereinigtes Blut aus<br />

dem Darm in den Körperkreislauf gelangt. Betroffene Tiere wirken<br />

nach dem Essen wie betrunken. Sie taumeln und krampfen.<br />

Was macht der<br />

INTERNIST?<br />

04-2011 · GESUNDHEIT 91<br />

Informationen Seite 128<br />

Zeigen die Bluttests beim Haustierarzt erhöhte Werte von Leberenzymen<br />

und Gallensäuren, wird er sich das Organ auf dem<br />

Röntgenbild näher ansehen oder vielleicht eine Ultraschalluntersuchung<br />

vorschlagen. Eine chronische Lebererkrankung erfordert<br />

manchmal weitere diagnostische Verfahren.<br />

In größeren Kliniken setzen Spezialisten Computertomografie oder<br />

Magnetresonanztomografie ein, um zum Beispiel Tumoren auszuschließen.<br />

Die genaueste Diagnose liefert eine Nadelbiopsie, bei der<br />

Leberzellen mit Nadel und Spritze entnommen werden. In einigen<br />

Spezialkliniken werden auch Leberfunktionstests durchgeführt.

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