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jacken und Springer- stiefel sind rechtsra

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Schafe<br />

im<br />

Wolfspelz<br />

Die ganze<br />

Wahrheit über<br />

die Kerle in<br />

harter Schale ... Alles über<br />

eine verkannte<br />

Community


Schafe<br />

im<br />

Wolfspelz<br />

Die ganze<br />

Wahrheit über<br />

die Kerle in<br />

harter Schale ...<br />

Sex im Verein?<br />

Oder, warum gibt es Fetischclubs?<br />

Fetisch mit Gucci-Aspekt<br />

So sieht uns die schwule Presse<br />

Die wollen doch nur provozieren!<br />

Fetisch <strong>und</strong> CSD passt das zusammen?<br />

INHALT<br />

Von schmerzgeilen Masos <strong>und</strong> schwulen Nazis<br />

Klischees <strong>sind</strong> toll! Wenn sie zerplatzen!<br />

We are one Family<br />

Jeder der mag, gehört dazu!<br />

Die geilste „Krankheit“ der Welt<br />

Eine persönliche Geschichte eines SMlers<br />

Do you speak Fetish?<br />

Wichtige Begriffe kurz erklärt<br />

Straight Acting<br />

Oder, der Untergang der schwul- lesbischen Kultur


„Die wollen<br />

doch nur<br />

provozieren!“<br />

Fetisch<br />

<strong>und</strong> CSD<br />

- passt das<br />

zusammen?<br />

Nun kommt für mich als schwuler Fetischkerl<br />

der alljährliche Spießrutenlauf, genannt<br />

CSD. Dort bekommt man das gesamte Arsenal<br />

der verbalen Waffen zu spüren. Nicht das<br />

dies ein offener Kampf wäre, nein, dieser<br />

Kampf wird in verborgenen geführt, in<br />

Form von verletzenden Forenbeiträge <strong>und</strong><br />

vernichtenden ignoranten Äußerungen auf<br />

schwulen Communityseiten im Netz.<br />

Zur Verteidigung bleibt nur das WORT:<br />

Um Aufzuklären <strong>und</strong> zu informieren.<br />

Wir leben schon in einer absurden Welt.<br />

Anstatt zu begreifen, dass die Vielfalt<br />

der Menschen unser größtes Gut ist,<br />

wird alles was irgendwie anders ist,<br />

bekämpft <strong>und</strong> unterdrückt. Nur ohne<br />

Individualisten würden wir immer noch<br />

in Höhlen hausen <strong>und</strong> Errungenschaften<br />

der Wissenschaft, die unser Leben heute<br />

prägen, hätten ohne MUT zum Anderssein<br />

niemals stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Nicht anders geht es den vielen Fetischkerlen<br />

der schwulen Community, die den<br />

Mut haben, sich öffentlich zu zeigen. Sie<br />

machen sich zur Zielscheibe <strong>und</strong> es wird<br />

scharf geschossen, die Waffen: Ignoranz,<br />

Intoleranz <strong>und</strong> eine maßlose Anmaßung<br />

jemanden sein Weltbild aufdrücken zu<br />

wollen, koste es was es wolle. Zur Verteidigung<br />

bleibt nur das WORT: Aufklären<br />

<strong>und</strong> informieren.<br />

Nun kommt für mich als schwuler Fetischkerl<br />

der alljährliche Spießrutenlauf,<br />

genannt CSD. Dort bekommt man das<br />

gesamte Arsenal der verbalen Waffen zu<br />

spüren. Nicht das dies ein offener Kampf<br />

wäre, nein, dieser Kampf wird in verborgenen<br />

geführt, in Form von verletzenden<br />

Forenbeiträge <strong>und</strong> vernichtenden<br />

dummen Äußerungen auf schwulen<br />

Communityseiten im Netz.<br />

In den letzten Jahr war es besonders<br />

schlimm. Ich mochte nach den großen<br />

CSDs gar nicht mehr im Internet surfen<br />

<strong>und</strong> die Beiträge lesen. Doch mein<br />

Kampfeswille hat mich dazu gezwungen,<br />

<strong>und</strong> so habe ich mich eingemischt.<br />

Meistens war mein Beitrag dann auch<br />

der letzte. Lag es daran, dass ich die besseren<br />

Argumente hatte, oder traute es<br />

sich keiner mit “Mr. Fetish NRW 2008“ eine<br />

öffentliche Diskussion zu führen? *grins*<br />

- Nein, dabei wollte ich die Diskussion ja<br />

überhaupt nicht beenden, sondern unsere<br />

Sicht der Dinge erklären <strong>und</strong> Rede<br />

<strong>und</strong> Antwort stehen… Doch wie gesagt,<br />

dieser Kampf wird versteckt geführt…<br />

Wie ist dieser Kampf eigentlich entstanden?<br />

Ich habe mich mal informiert. Und<br />

man glaubt es kaum, in den Anfängen<br />

marschierten Lederkerle <strong>und</strong> Transen<br />

als äußerlich markante Symbolfiguren<br />

für eine neue Bewegung - Den Gay<br />

Pride. Also, den Stolz auf das Schwul<br />

sein - Kann man das eigentlich? Werde<br />

ich immer wieder gefragt… Niemand<br />

sucht sich aus schwul oder heterosexuell<br />

zu sein, deshalb kann man darauf<br />

auch nicht stolz sein – Stimmt, darum<br />

geht es auch nicht, sondern es geht um<br />

den KAMPF den jeder Schwule mit sich<br />

selber <strong>und</strong> mit der Gesellschaft hatte,<br />

gewonnen zu haben. Trotz allen Widrigkeiten<br />

nicht am Coming Out zerbrochen<br />

zu sein. Sich gegen Kirche, Familie,<br />

vorsintflutliche Moralvorstellungen <strong>und</strong><br />

Gesellschaft durchgesetzt zu haben <strong>und</strong><br />

als Preis ein Leben in Freiheit <strong>und</strong> Würde<br />

errungen zu haben. Das ist der GAY<br />

PRIDE - Der Stolz als schwul akzeptiert zu<br />

werden.<br />

Dies nur mal kurz am Rande bemerkt.<br />

Weiter mit Transen <strong>und</strong> Lederkerle…<br />

Doch neben den Gemeinsamkeiten<br />

bildeten sich auch sehr schnell Unterschiede<br />

zwischen den beiden auffälligsten<br />

Gruppen der jungen schwulen<br />

Bewegung. Und es wurden eigene<br />

Subkulturen aufgebaut, die herzlich<br />

wenig miteinander zu tun hatten. Und so<br />

driftete man immer mehr voneinander<br />

ab. In der letzten Zeit bilden sich wieder<br />

Synergien <strong>und</strong> eine vorsichtige Annäherung<br />

findet wieder statt. Dass dies auch<br />

dringend notwenig ist, erkläre ich später.<br />

Als die jährlichen CSDs immer größer,<br />

lauter <strong>und</strong> bunter wurden, interessierte<br />

sich auf einmal auch die Presse für das<br />

schwul/ lesbische Spektakel. Sie wollten<br />

für ihre Berichterstattung natürlich für<br />

ihre Leser interessante Bilder, so wurde<br />

das Bild eines Mannes in unglaublich<br />

aufwändigen weiblichen Kostümen zum<br />

öffentlichen Sinnbild eines Schwulen.<br />

Es waren nicht die Drag Queens, die das<br />

zu verantworten haben, sondern die<br />

Medien! Aber ohne diese Bilder würden<br />

heute nicht h<strong>und</strong>erttausende auch<br />

heterosexueller Menschen zu den CSDs<br />

strömen. Sie schafften Aufmerksamkeit.<br />

Genau wie wir - Die Fetischkerle. Auch<br />

wir <strong>sind</strong> auffällig <strong>und</strong> interessant für<br />

Presseartikel, allerdings für eher Negative.<br />

Doch warum? Weil wir in unserer<br />

Fetischkleidung zu sehr an Sex <strong>und</strong><br />

Lust erinnern. Wir symbolisieren<br />

nichts weiter als den total ungezwungenen<br />

Umgang mit sexuellen Fantasien-<br />

Das ist für viele einfach zu viel! Wir<br />

werden gefragt, wo ist unserer politische<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlicher Beitrag auf den<br />

CSD - Ganz einfach, WIR! Unseren Mut<br />

uns so zu zeigen, wie wir <strong>sind</strong>. Frei,<br />

selbstbestimmt <strong>und</strong> individualistisch!<br />

Wir <strong>sind</strong> Sinnbild für eine alternative<br />

Lebenssicht, in der Sexualität nicht verdammt,<br />

sondern in all seinen Facetten<br />

ohne biedere Moralvorstellungen gelebt<br />

wird. Ist das nicht Motto genug? Ah ja,<br />

<strong>und</strong> nicht zu vergessen - wir erfüllen im


„männlich<br />

markant wird<br />

gleichgesetzt<br />

mit aggressiv<br />

<strong>und</strong> brutal“<br />

höchsten Maße das schwule Klischee<br />

<strong>und</strong> da beginnt das größte Problem.<br />

Es liegt in der Natur der Sache, dass wir<br />

uns über unsere Kleidung definieren<br />

<strong>und</strong> wir dadurch extrem auffällig <strong>sind</strong>,<br />

das ist bei den Drag Queens in keiner<br />

Weise anders. Der einzige Unterschied,<br />

Transen unterstreichen mit ihren Outfits<br />

ihr feminines Erscheinungsbild, wir das<br />

Maskuline. Wir stehen halt auf derben<br />

Fetisch - Fetisch? Nun, schlägt man im<br />

Lexikon nach, liest man dort nicht Gutes.<br />

Es wird von Fixierung auf tote Gegenstände<br />

<strong>und</strong> so was geredet. Das ist hier<br />

nicht gemeint. Der Begriff Fetisch hat<br />

sich in der Szene als Sammelbegriff für<br />

Klamotten wie Leder, Army, Uniform,<br />

Skinwear oder sonstige markante Kleidung<br />

durchgesetzt. Es fand sich wohl<br />

kein anderer Begriff. Einige bezeichnen<br />

solche Klamotten als „In Gear” – gemeint<br />

<strong>sind</strong> DIE KLAMOTTEN! Es gibt unendlich<br />

viele verschiedene Fetischrichtungen.<br />

Die Geschmäcker <strong>sind</strong> dermaßen<br />

unterschiedlich, aber eines haben sie in<br />

der Fetischszene alle gemeinsam: Sie<br />

unterstreichen das männlich markante<br />

Erscheinungsbild!<br />

Wobei ich beim zweiten Problem angekommen<br />

wäre - Männlich markant wird<br />

gleichgesetzt mit aggressiv <strong>und</strong> brutal.<br />

So wirkt Fetisch nun mal auf den unbedarften<br />

Zuseher, da können wir auch<br />

nichts gegen tun. Unsere Kleidung hat<br />

einen ganz bestimmten Zweck - Sie soll<br />

Zugehörigkeit zur schwulen Fetischszene<br />

signalisieren <strong>und</strong> noch wichtiger auf<br />

Gleichgesinnte anziehend wirken. Dazu<br />

gehört eine gespielte Härte <strong>und</strong> martialisches<br />

Verhalten, doch wer mal genauer<br />

hinschaut, die Kerle in der harten Schale<br />

können keiner Fliege was zu leide tun.<br />

Auf dem CSD wird das besonders deutlich,<br />

einfach mal genau hinschauen. Wo<br />

wir beim dritten <strong>und</strong> letzten Problem<br />

wären. Verwechslung durch Ignoranz.<br />

Manche Leute machen sich ihr Weltbild<br />

einfach viel zu oberflächig. Für sie gibt<br />

es nur schwarz oder weiß. So ist jeder<br />

Lederkerl auch automatisch ein wilder<br />

Schläger, den man Nachts nicht im Park<br />

begegnen möchte <strong>und</strong> jeder schwule<br />

Skin ein Nazi. Alles Quatsch.<br />

Ein Bespiel, zur Folsom Europe in Berlin<br />

treffen sich jährlich bis zu 25.000 Fetischkerle<br />

aus aller Welt auf engsten Raum<br />

mitten in einem Wohngebiet in Schöneberg.<br />

Und außer ein paar Übertretungen<br />

der öffentlichen Moral passiert<br />

da nichts. Im übrigen werden solche<br />

öffentliche Ärgernisse von überwiegend<br />

internationalen Teilnehmern begangen,<br />

in deren Heimatländer solche Events<br />

niemals in solch öffentlichen Raum<br />

stattfinden dürften , da verwechselten<br />

man Deutschland schnell mit einem<br />

„schwulen W<strong>und</strong>erland“, was es definitiv<br />

nicht ist. Aber keine Schlägereinen, keine<br />

Randalen <strong>und</strong> keine Alkoholexsesse.<br />

Friedlich wie Schafe, aber mit pulsierender<br />

Erotik in der Luft läuft das Mega-<br />

Fetischspektakel ab. Und genau darum<br />

geht es – sehen <strong>und</strong> gesehen werden<br />

- anmachen <strong>und</strong> angemacht werden <strong>und</strong><br />

vielleicht später…<br />

DER MENSCH IST EIN<br />

GEWOHNHEITSTIER<br />

Wenn man Leute mit ausgeprägter<br />

Homophobie befragt, was sie denn<br />

überhaupt gegen Schwule hätten, hört<br />

man tausend Argumente, die nicht in<br />

ihr Weltbild passen. Fragt man aber mal,<br />

ob sie überhaupt Schwule kennen, hört<br />

man in den meisten Fällen „Nein, hab<br />

noch keinen getroffen”. Wenn sie ihr<br />

Leben hinter einen Stein gefristet haben,<br />

kann das schon sein, aber im Normalfall<br />

<strong>sind</strong> sie bereits Tausenden Schwulen<br />

begegnet ohne es zu wissen. Und genau<br />

da liegt das Problem, es gibt zu wenige<br />

die sich trauen erkannt zu werden in der<br />

Öffentlichkeit. Der Mensch ist nun mal<br />

ein Gewöhnungstier, wenn niemand<br />

Leute an den Anblick von Schwulen<br />

gewöhnt, werden sie ihre Homophobie<br />

niemals besiegen. Dazu auch ein kleines<br />

Beispiel meiner persönlichen Erfahrung:<br />

Als mein Mann <strong>und</strong> ich vor Jahren in eine<br />

der spießigsten Gegenden in Dortm<strong>und</strong><br />

gezogen <strong>sind</strong> <strong>und</strong> wir das erste Mal im<br />

kompletten Lederoutfit gesehen wurde,<br />

war Ablehnung <strong>und</strong> teilweise Angst die<br />

Reaktion der Nachbarschaft. Doch mit<br />

der Zeit gewöhnten sich die Leute an<br />

unser Aussehen <strong>und</strong> lernten uns kennen.<br />

Heute werden wir als ganz liebe Kerle,<br />

die sich nur gefährlich anziehen angesehen<br />

<strong>und</strong> <strong>sind</strong> voll akzeptiert.<br />

Diese Arbeit erledigt der auffällige<br />

Teil der Community, denen man das<br />

Schwulsein deutlich ansieht, was auch<br />

bewusst so gewollt ist. Das dies automatisch<br />

das Klischeebild weiter verhärtet<br />

ist unumgänglich. Aber ist das wirklich<br />

so schlimm? Transen tragen ihren<br />

Fummel, weil sie sich dazu hingezogen<br />

fühlen <strong>und</strong> dazu stehen - Ich trage mein<br />

Lederzeug, weil ich es einfach geil finde<br />

<strong>und</strong> dazu stehe. Und jedes auffällige<br />

Mitglied ist durch sein Erscheinen ein<br />

Mini-CSD, Mann zeigt Mut, Stolz <strong>und</strong><br />

Selbstbewusstsein. Wenn man es dann<br />

noch schafft, mit “Herr Homophob” ins<br />

Gespräch zu kommen <strong>und</strong> sich nicht<br />

ganz dumm dabei anstellt, hat man vielleicht<br />

die Welt ein ganz kleines bisschen<br />

zu unser aller Vorteil verändert. Am Rande<br />

bemerkt, Homophobie ist besonders<br />

bei solchen Menschen ausgeprägt, die<br />

selber heimlich <strong>und</strong> unbemerkt eine gewisse<br />

Anziehungskraft zum eigenen Geschlecht<br />

spüren, dies sich aber niemals<br />

selber eingestehen würden, geschweige<br />

denn ihrer Umwelt. Oder meist noch<br />

schlimmer, verbissene Ignoranz <strong>und</strong> kein<br />

Einsehen, dass Ignoranz durch Wissen<br />

geheilt werden kann. Ziemlich armselig<br />

<strong>und</strong> in einer Weise auch bemitleidenswert.<br />

Doch etwas kommt auf uns zu, etwas<br />

Hausgemachtes - wir <strong>sind</strong> dabei uns<br />

unsere hart erkämpften Freiheiten<br />

selbst zu nehmen. Immer mehr Stimmen<br />

aus der schwulen Community <strong>sind</strong> die<br />

auffälligen Mitglieder der Familie ein<br />

riesengroßer Dorn im Auge. Sie möchten<br />

nicht mehr, dass die Transe oder der<br />

Lederkerl das Image eines schwulen<br />

Mannes bestimmt, sie wollen einfach als<br />

„normal“ gesehen werden, so wie jeder<br />

andere in der Gesellschaft. Nicht nur,<br />

dass dies im großen Maß Undankbarkeit<br />

gegenüber den Symbolfiguren für das<br />

Erreichte ausdrückt, nein, es ist auch<br />

gefährlich. Wer nämlich keine Präsenz<br />

zeigt, wird auch nicht wahrgenommen.<br />

Wer meint, dass die Gesellschaft uns<br />

bedingungslos absorbieren würde, hat<br />

nur zum Teil Recht. Der Preis ist nämlich<br />

sehr hoch - Unterordnen in den allgemeinen<br />

gesellschaftlichen Moralanspruch<br />

mit allen was dazu gehört. Am<br />

besten sein Schwulsein “ablegen” (als<br />

würde das gehen) <strong>und</strong> für Nachwuchs<br />

sorgen, um ein “verdientes” Mitglied der<br />

menschlichen Gemeinschaft zu werden.<br />

Doch wer dann, nach der Absorbierung<br />

in die gesellschaftliche Mitte, aus diesem<br />

Kreis wieder ausbrechen möchte, weil er<br />

sich nicht als Teil davon empfindet, da<br />

seine Sexualität nicht wirklich wahrgenommen<br />

wird, hat schlechte Karten. Auf<br />

einmal gibt es keine schwule Community<br />

mehr - keine Lobby für unsere Art zu<br />

leben. Denn auch wenn jedes Mitglied<br />

der schwulen Gemeinschaft eigentlich<br />

sein eigenes Süppchen kocht, nach<br />

außen wirkt das ganze als eine riesige<br />

Bewegung: GAY POWER!<br />

40 Jahre nach Stonewall sollten wir nicht<br />

anfangen uns selber zu attackieren<br />

<strong>und</strong> zu vernichten, sondern Mittel <strong>und</strong><br />

Wege suchen uns gemeinschaftlicher<br />

zu präsentieren, ohne Vorbehalte <strong>und</strong><br />

Ignoranz gegenüber den verschiedenen<br />

Lifestyles. Wir sollten uns als eine<br />

Gemeinschaft von Individualisten begreifen,<br />

die nicht im Zwangskorsett der<br />

Gesellschaft steckt. Wir können stolz auf<br />

das Erreichte sein, jeder auf seine Art hat<br />

dazu beitragen. Dazu gehört die politisch<br />

engagierte Schwester, die aufgetakelte<br />

Drag Queen in ihren fantasievollen<br />

Kostümen <strong>und</strong> eben der geile Lederkerl<br />

in Chaps. Wir <strong>sind</strong> wirklich so bunt wie<br />

der Regenbogen, daran könnte sich die<br />

heterosexuelle Gesellschaft ein Beispiel<br />

nehmen <strong>und</strong> etwas Leben in ihre durch<br />

Dogmen <strong>und</strong> moralinsaure Restriktionen<br />

verkrusteten Alltag bringen.<br />

Ansonsten sehe ich schwarz für unsere<br />

Community. Erst verschwinden die<br />

Lederkerle von den CSDs, danach <strong>sind</strong><br />

die Transen dran. Zum Schluss die Kerle<br />

mit allzu nackter Haut – zurück bleibt<br />

eine Parade ohne Medienwirksamkeit,<br />

unbeachtet <strong>und</strong> letztlich bedeutungslos<br />

– 40 Jahre nach Stonewall…<br />

Es gab einmal eine Zeit, als die schwule<br />

Community zusammenhielt <strong>und</strong><br />

gemeinsam Hand-in-Hand gestritten<br />

haben für ihre Rechte . Ich möchte, in<br />

meinem Leben diese Zeit auch erleben<br />

<strong>und</strong> nicht nur aus Erzählungen davon<br />

erfahren. Aus diesem Gr<strong>und</strong> habe ich<br />

nun diese Bröschüre erstellt. Ich zeige<br />

euch hier die schwule Fetischwelt, ihre<br />

Faszination, ihre Wärme, ihre Erotik.<br />

- Lasst dich einfach mal darauf ein...<br />

Ich will nicht, dass meine Art zu<br />

leben von jemanden kopiert wird,<br />

der nicht so empfindet wie ich,<br />

aber ich will mir das Recht nicht<br />

leben lassen, ein akzeptierter Teil<br />

der SLBT-Familie zu sein <strong>und</strong> nicht<br />

das schwarzes Schaf... (dk)


„Von schmerz-<br />

geilen Masos <strong>und</strong><br />

schwulen Nazis...“<br />

Oder<br />

Klischees <strong>sind</strong><br />

toll! Wenn sie<br />

zerplatzen...“<br />

Es gibt unendliche viele Vorurteile gegenüber<br />

den Männer in Leder, gegen selbsternannte<br />

Sklaven <strong>und</strong> „erbarmungslose“ Meister...<br />

Gegen Kerle in „Naziklamotten“ <strong>und</strong> „krankhafte“<br />

Gewaltfantasien...<br />

Der einzige Zweck eines Vorurteils besteht<br />

darin zerstört zu werden, also fangen wir<br />

gleich damit an:<br />

Vorurteil Nr. 1<br />

Ihr habt krankhafte<br />

Gewaltfantasien!<br />

Gewalt? Es gibt wohl keine fantasievollere<br />

sexuelle Spielart, die mehr Vertrauen <strong>und</strong> Respekt<br />

erfordert als SM. Nichts geschieht gegen<br />

den Willen des Anderen, darauf beruht eine<br />

ganze Subkultur. SMler können Schmerzen<br />

halt in Lust umwandeln oder verspüren Lust<br />

anderen Schmerzen zu bereiten, die sich das<br />

wünschen. Wichtig dabei, es muss freiwillig<br />

„unfreilich“ geschehen. Dahinter steckt ein<br />

Rollenspiel. Schmerzen werden übrigens auch<br />

nicht als solche wahrgenommen, sondern in<br />

sexuelle Energie umgewandelt. Das ganze ist<br />

körperlich nicht zu erklären, alles geschieht im<br />

Kopf. Dieses Vermögen ist in uns drin - ob sie<br />

nun krankhaft ist oder nicht - es ist in jeden<br />

Fall super geil. In nicht sexueller Stimmung<br />

werden aber Schmerzen sehr wohl wahrgenommen,<br />

so manch ein ausgeprägter<br />

Maso ist auf den Zahnarztstuhl alles<br />

andere als “schmerzgeil”.<br />

Der Kodex in der Szene lautet: Safe and<br />

Sane! (sich <strong>und</strong> vernüftig). Es gilt als<br />

selbstverständlich, dass dieser eingehalten<br />

wird. Äußerst selten kommt<br />

es zu Verletzungen des Kodexes, der<br />

Verursacher ist dann aber erst einmal als<br />

Realsadist abgestempelt <strong>und</strong> kriegt so<br />

schnell kein Bein mehr auf den Fetischboden.<br />

Es ist ein Spiel um Macht <strong>und</strong><br />

Unterwerfung <strong>und</strong> zeitlich begrenzt. Wer<br />

solche Fantasien nicht hat, sollte davon<br />

auch die Finger lassen. Wir werben nicht<br />

darum, dass unsere Sexualität geteilt,<br />

sondern, dass sie akzeptiert wird.<br />

Vorurteil Nr. 2<br />

Ihr seid ja alle gefühlskalt<br />

<strong>und</strong> nicht<br />

fähig zu lieben!<br />

Wie kann man vom äußeren Schein auf<br />

die inneren Werte schließen? Wie oberflächig<br />

muss man sein? Aber ich kann<br />

alle beruhigen. In uns schlägt ein Herz<br />

<strong>und</strong> das am richtigen Fleck.<br />

Die meisten „harten“ Kerle tun keiner<br />

Fliege etwas zu leide <strong>und</strong> haben eher<br />

nah am Wasser gebaut. Es wird sogar<br />

gesagt, jemand, der in unserer Szene<br />

wahre Gefühle zulässt, zeigt wahre Stärke.<br />

Im übrigen engagieren sich viele von<br />

uns gemeinnützig in Aidsorganisationen<br />

oder andere sozialen Einrichtungen.<br />

Vereine haben meistens einen extra<br />

Sozialfond für in Not geratene Mitglieder.<br />

Klar, während speziellen Treffen ist<br />

Gefühlsdusselei fehl am Platz, das steht<br />

auch im anderen Kontext. Aber privat<br />

<strong>sind</strong> wir alle einfach nur nette, schwule<br />

Kerle verpackt in harter Schale, oder wie<br />

ich immer sage: Schafe im Wolfspelz!<br />

Vorurteil Nr. 3<br />

Ihr verkleidet euch<br />

doch nur!<br />

Es kommt auch die Definition von „Verkleiden“<br />

an. Wenn damit gemeint wird,<br />

dass man sich so kleiden möchte, wie<br />

man gerne SEIN will <strong>und</strong> wahrgenom-<br />

men werden möchte, dann stimmt das.<br />

Wenn aber „Verkleiden“ im Sinne wie<br />

Karneval definiert wird, wehre ich mich<br />

entscheiden dagegen...<br />

Fetischkleidung wird von uns als äußeres<br />

Zeichen der Dazugehörigkeit verwendet<br />

<strong>und</strong> außerdem zur Untermalung von<br />

diversen Rollenspiele. Und natürlich<br />

möchte man Gleichgesinnte auf sich<br />

aufmerksam machen <strong>und</strong> möglichst in<br />

der richtigen Richtung interessant auf<br />

das mögliche Gegenüber erscheinen.<br />

Und schlußendlich, es ist total geil in<br />

Fetisch rumzulaufen. Ich trage übrigens<br />

Fetisch um mich bewusst von der<br />

Masse der Menschen abzuheben <strong>und</strong> zu<br />

zeigen, ich bin Individualist <strong>und</strong> mache<br />

mir nicht viel aus Zeitgeist <strong>und</strong> das Dikat<br />

der Mode.<br />

Vorurteil Nr. 4<br />

Schwule in Bomber<strong>jacken</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Springer</strong><strong>stiefel</strong><br />

<strong>sind</strong> <strong>rechtsra</strong>dikal!<br />

Skinwear, so der Szenebegriff für diese<br />

Art der Kleidung ist einfach nur absolut<br />

männlich <strong>und</strong> übt eine spezielle Faszination<br />

aus <strong>und</strong> hat nichts mit politischer<br />

Einstellung zu tun. Auch ich stehe auf<br />

diese Klamotten, sehe mich aber eher als<br />

Pazifist <strong>und</strong> links-sozial-orientiert. Für<br />

viele Gay-Skins hat auch die Kameradschaft<br />

<strong>und</strong> das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

in der Szene einen sehr hohen<br />

Stellenwert <strong>und</strong> kommen daher der<br />

urspünglichen Skinbewegung viel näher,<br />

als die Neonazi-Szene.<br />

Eine tolle Internetseite zu diesem Thema.<br />

“DU SOLLST SKINS NICHT MIT NAZIS<br />

VERWECHSELN!”<br />

Noch etwas zum Rechtsradikalismus unter<br />

schwulen Fetischkerlen. Es kann nicht<br />

abgestritten werden, dass es dies im<br />

Einzelfall auch gibt. Die meisten Vereine<br />

haben aber in ihrer Satzung stehen, dass<br />

ein offensichtliches <strong>rechtsra</strong>dikales Verhalten<br />

zum sofortigen Ausschluß führt.<br />

Wir haben nicht vergessen, was Schwulen<br />

unter der Naziherrschaft zu erleiden<br />

hatten. Meiner persönlichen Meinung<br />

nach, verbittet sich als schwuler Mann<br />

<strong>rechtsra</strong>dikales Gedankengut <strong>und</strong> das<br />

sehen die meisten Kerle auch so.


„Poor is the<br />

man whose<br />

pleasures<br />

depend on<br />

the<br />

permission<br />

of another“<br />

Madonna


„Wie ich<br />

wurde,<br />

wie ich<br />

bin“<br />

Oder<br />

Hurrar, ich<br />

hab die geilste<br />

„Krankheit“<br />

auf der Welt...“<br />

Alles hat seine Vorgeschichte <strong>und</strong><br />

ich habe mich immer gesträubt<br />

mich mit meiner noch mal ausein-<br />

anderzusetzen. Aber um SM mal<br />

ein Gesicht zu geben, erzähle ich<br />

mal von meiner Erlebnissen <strong>und</strong><br />

warum, ich so geworden bin, wie<br />

ich heute bin... Vielleicht können<br />

meine Erlebnisse jemanden da<br />

draußen helfen… wo fang ich an?<br />

Irgendwann war ich mal flüssig, daran kann<br />

ich mich aber nicht mehr so recht erinnern<br />

*grins* - Die erste Erinnerung zum Thema<br />

Dirk war 4 Jahre alt<br />

Von Hölle zur Hölle...<br />

Meine Mutter hatte es echt nicht leicht in<br />

ihren Leben <strong>und</strong> suchte sich stets die falschen<br />

Männer, aber was hab ich damit zu tun?<br />

Ganz einfach, ungefragt hat sie mich<br />

auf diese Welt abgesetzt <strong>und</strong> mich an<br />

ihren erwachsenden Fiasko teilhaben<br />

lassen. Mit dem Resultat, ich habe viel<br />

zu früh, viel zu viel mitbekommen.<br />

Dirk war 6 Jahre alt<br />

Eigentlich war ich total überfordert <strong>und</strong><br />

litt unter einem deutlichen Defizit an<br />

Zuneigung <strong>und</strong> Geborgenheit. In meiner<br />

Fantasiewelt stellte ich mir bereits vor<br />

ein H<strong>und</strong> zu sein, gehalten von einem<br />

liebenswerten Herrchen, welches<br />

allerdings noch kein Gesicht hatte.<br />

Außerdem war Klein-Dirki absolut fasziniert<br />

von Cowboy- <strong>und</strong> Indianer-Filme.<br />

Besonders wenn Old Shatterhand am<br />

Marterpfahl geb<strong>und</strong>en wurde. Warum<br />

wollte <strong>und</strong> konnte mir niemand beantworten,<br />

wie hätten sie auch gekonnt?<br />

Dirk wurde 10<br />

Kinder können so<br />

grausam sein...<br />

Für mich wohl das sensibelste Alter <strong>und</strong><br />

die Zeit, die mich am meisten geprägt<br />

hat. Fassen wir mal zusammen: Ich<br />

befinde mich mit meiner Mutter in<br />

einer Beziehung mit einem herrischen,<br />

ständig besoffenen <strong>und</strong> pädagogisch<br />

nicht tragbaren Despoten, dem meine<br />

Mutter nichts entgegen zu setzen<br />

hatte. Und ich? Ich auch nicht. Außer<br />

Mordgedanken, die ich aber glücklicherweise<br />

nie in die Tat umgesetzt<br />

habe. Dieser Mann schimpfte sich<br />

mein Stiefvater <strong>und</strong> er war für mein<br />

heutiges Verständnis ein geiler Macho<br />

- Doch damals hab ich ihn gehasst...<br />

Schlimmer noch als die Hölle Zuhause,<br />

war diese in der Schule. Ich war verschlossen<br />

<strong>und</strong> total in mich gekehrt<br />

<strong>und</strong> einfach ein total lieber Junge, eben<br />

genauso einer der gerne zur Zielscheibe<br />

wird, weil Gegenwehr ist von<br />

solchen Menschen nicht zu erwarten.<br />

Damals hörte ich zum ersten Mal ich<br />

sei „schwul“ - Konnte gar nicht sein, ich<br />

bin kein böser Onkel - ich bin ein Kind.<br />

Das Wort sagte mir schon was, doch<br />

wurde mir von den Erwachsenden<br />

eingetrichtert, Schwule <strong>sind</strong> böse<br />

Menschen, die kleine Jungen an<br />

ihren Pullermann gehen wollten.<br />

Noch hatte ich die Alternativfunktion<br />

eben dieses Pullerman-<br />

nes nicht entdeckt. Doch dies<br />

sollte sich ändern... Denn<br />

Dirk wurde 13<br />

Tja, spätestens nun sollte ich also die<br />

Bekanntschaft mit einer erwachenen<br />

Libido machen <strong>und</strong> mit dem Thema<br />

Mädchen. Ja, sie stellte sich ein, aber<br />

Mädchen kamen in meinen geheimen<br />

Fantasien NICHT ein EINZIGES Mal vor.<br />

Um ehrlich zu sein, doch, einmal dachte<br />

ich krampfhaft an die Klassenschönste,<br />

aber es tat sich nichts. da gab ich es für<br />

immer auf. Okay, dann halt mehr ein<br />

Auge auf das männliche Geschlecht<br />

- Fehlanzeige... Meine Welt drehte sich<br />

schon damals um das eine Thema,<br />

nämlich Bondage - Allerdings aus<br />

Mangel an erotischer Literatur musste<br />

Tim & Struppi oder Karl May herhalten.<br />

Diffuse Gestalten <strong>und</strong> nicht deutbare<br />

Situationen bestimmten meine Fantasien.<br />

Ein schwieriges <strong>und</strong> konfusen<br />

Alter. Denn, obwohl ich mein erwachsenden<br />

Umfeld sehr wohl von meinen<br />

Empfindungen stets unterrichtete,<br />

Antworten erhielt ich nie... Glücklicherweise!<br />

Wer weiß, welches langweiliges<br />

Leben ich heute leben würde...<br />

Dirk wurde 16<br />

Gegenwehr aus<br />

dem Inneren!<br />

Nun wurde sie geweckt, die Erkenntnis,<br />

dass ich meinen wild um sich schlagenden<br />

<strong>und</strong> nicht zurechnungsfähigen<br />

„Ziehvater“ intellektuell haushoch<br />

überlegen war. Alles in mir ging auf<br />

Gegenwehr. Ich fing an alles zu hassen,<br />

was ihn ausmachte. Aß nichts mehr, was<br />

er zu essen pflegte. Kleidete mich eher<br />

feminin <strong>und</strong> hasste seine Arbeitsklamotten,<br />

die aus Army- <strong>und</strong> derben Arbeitszeug<br />

bestand. Wie es kommt, dass ich<br />

heute total darauf abfahre, erkläre ich<br />

später - soweit ich das erklären kann...<br />

Als nächstes brach ich mit der kirchlichen<br />

Erziehung <strong>und</strong> schlussendlich<br />

habe ich auch dem „lieben Gott“ meine<br />

Fre<strong>und</strong>schaft gekündigt. Mein Ziel war<br />

es einfach einen supertollen Schulabschluss<br />

zu bekommen. Zum Abi hat<br />

es nicht gereicht, ich ging erst auf die<br />

Hauptschule, dann durfte ich meinen<br />

Realschulabschluss auf einer anderen<br />

Hauptschule machen. Alles war bereit<br />

eine gute Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann<br />

zu beginnen <strong>und</strong> endlich<br />

dieses Tollhaus zu verlassen <strong>und</strong> ein<br />

ruhiges <strong>und</strong> normales Leben zu führen.<br />

Wie sehr man sich doch täuschen kann...<br />

Denn eines Tages kriegte ich einen Fetisch-SM-Katalog<br />

für Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

in die Hände. Diese wohl wichtigste<br />

Lektüre für mich, rettete mich über die<br />

letzten Jahre meiner Teenagerzeit.<br />

Dirk wurde 18<br />

Schwul oder hetero<br />

- nein, SMler!<br />

Endlich auf eigenen Beinen <strong>und</strong><br />

ARM wie eine Kirchenmaus.<br />

Ich weiß gar nicht, wie ich die Ausbildung<br />

überhaupt geschafft hatte, es gab<br />

Tage wo ich echt hungern musste... Aber<br />

es gab Nicole. Eine alte Fre<strong>und</strong>in aus<br />

Kindertagen. Sie verhinderte Schlimmeres<br />

<strong>und</strong> versorgte mich mit geklauten<br />

Lebensmitteln aus ihrem Elternhaus.<br />

Nicole war der Hafen, den ich brauchte<br />

um meine Kindheit zu verpacken. Mein<br />

erstes Mal stand mir bevor. Es war ein<br />

absoluter Reinfall <strong>und</strong> so sehr ich mich<br />

auch bemühte, ein Hengst ist nicht an<br />

mir verloren gegangen - das gilt bis zum<br />

heutigen Tag. Doch ich wusste, wie ich<br />

Feuer machen konnte <strong>und</strong> irgendwann<br />

fasste ich Mut <strong>und</strong> erzählte von meiner<br />

Vorstellung von Sex. Es dauerte etwas<br />

<strong>und</strong> wir beide fanden einen gemeinsame<br />

Sprache <strong>und</strong> diese sprachen wir 13<br />

Jahre lang. Seltsamerweise relativierte<br />

sich meine Abneigung gegenüber<br />

derben Männerklamotten mehr <strong>und</strong><br />

mehr <strong>und</strong> sie wurden nach <strong>und</strong> nach zu<br />

meinem Markenzeichen. Außerdem wurden<br />

ebensolche Männer immer interessanter<br />

für mich, doch noch war es nicht<br />

so weit. Nein, erst sollte ich in den Krieg<br />

mit dem Kreiswehrersatzamt ziehen<br />

<strong>und</strong> meinen ersten Männersex haben.<br />

Dirk wurde 20<br />

Make Love, not War!<br />

Ich? In Armyzeug von der B<strong>und</strong>eswehr?<br />

Eher würde ich mich umbringen! Das<br />

war wirklich meine Meinung. Heute<br />

gehört Military zu meinen Lieblingsklamotten<br />

<strong>und</strong> gehört wie selbstverständlich<br />

zu meinem Lifestyle. Ich bin durch<br />

<strong>und</strong> durch pazifistisch eingestellt <strong>und</strong><br />

wollte mit Krieg <strong>und</strong> Töten nichts zu<br />

tun haben. Außerdem wollte ich mich<br />

nicht einem Typen mit drei Streifen an


der Jacke unterordnen, das hatte ich<br />

zu lange machen müssen, es sei denn<br />

sexuell im Rollenspiel. Das hat sich auch<br />

bis heute nicht verändert, nur werde ich<br />

heute von der betreffenden Behörde<br />

zufrieden gelassen. Es hatte 3 Jahre<br />

gedauert um dem Kreiswehrersatzamt<br />

klar zu machen - No way, nicht mit mir.<br />

Als die Wogen sich glätteten fing ich<br />

an gerade Armyklamotten extrem geil<br />

zu finden. Es zeigt sich, eine Ideologie<br />

steckt bei mir nicht dahinter - sobald ich<br />

real nicht mehr negativ belastet werde<br />

mit irgendetwas, relativiere ich sehr<br />

schnell <strong>und</strong> Ablehnung bricht. Etwas<br />

anderes verlief dann allerdings meine<br />

Erfahrung mit schwulem Analverkehr.<br />

Es war in mir <strong>und</strong> musste endlich einmal<br />

ausprobiert werden - Der Sex mit Männern.<br />

Am Anfang war auch alles toll <strong>und</strong><br />

vor allem etwas rauer, was mir sehr gut<br />

gefiel. Nicole durchlebte diese Zeit mit<br />

Quallen, aber ich konnte ihr nicht helfen.<br />

Ich musste wissen, wie bist du gepolt?<br />

Weder Männer, noch Frauen machten<br />

mich je an, nur Bondage <strong>und</strong> (leichten)<br />

SM ließen meinen Puls steigen. Doch<br />

daher habe ich in meiner Jugend auch<br />

nicht an mir herumexperimentiert, <strong>und</strong><br />

selbst ein Fieberthermometer verursachtete<br />

mir extreme Schmerzen. Dafür<br />

konnte ich aber bereits als Kind Nächte<br />

gefesselt in Handschellen verbringen<br />

(mit Sicherheitsschloss) <strong>und</strong> war geübt<br />

in Sachen Selbstbondage. Doch auf<br />

gewöhnlichen Männersex war ich nicht<br />

vorbereitet <strong>und</strong> ehrlich gesagt, Interesse<br />

hatte ich daran genauso wenig wie an<br />

heterosexuellen Sex. Doch es kam wie<br />

es kommen musste <strong>und</strong> ich machte<br />

äußerst schmerzhafte Erfahrungen <strong>und</strong><br />

wollte NIE wieder etwas in mir aufnehmen.<br />

Das Thema Männer hatte sich<br />

erledigt, ein für alle mal? Nein. Aber,<br />

damals dachte ich das... Großer Irrtum!<br />

Dirk wurde 25<br />

Tiger im Käfig!<br />

Voller Angst vor einer erneuten Bekanntschaft mit<br />

einem mich durchdringenden Stück Fleisch, gab ich<br />

Nicole das „Ja-Wort“. Die ersten drei Jahre der Ehe<br />

verliefen auch ziemlich ruhig, zwar war ich immer<br />

noch eine absolute Missionarsstellungsniete, aber angeb<strong>und</strong>en<br />

ans Bett hatten wir Sex, wie Manche es sich<br />

nur in ihren Träumen wünschen können. Doch nichts<br />

bleibt, wie es ist. Und so kam, was kommen musste...<br />

Der erste schwule Fetisch-SM-Porno...<br />

Und die mein Leben bestimmende Erkenntnis<br />

- so einer, wie im Porno zu sehen ist, bist du, oder<br />

besser, so MUSST du sein - Warum? Um endlich<br />

die Albträume aus meiner Kindheit die mich<br />

regelmäßig plagten hinter mir zu lassen...<br />

Ich fing an alles über das Thema Fetischsex<br />

zu lesen <strong>und</strong> in mir aufzunehmen. Nicole<br />

überforderte ich damit allerdings im extremen<br />

Maß, was mir heute noch leid tut.<br />

Mir wurde auch klar, dass alles aus der Vernachlässigung,<br />

Angst <strong>und</strong> familiäre Kälte begründet war,<br />

dass das Ganze ein einziger Schrei nach Aufmerksamkeit<br />

<strong>und</strong> Schutz ist, aber nun fing ich an dafür<br />

DANKBAR zu sein! Ich habe eine ausgefallene <strong>und</strong><br />

aufregendende Sexualität, ich empfinde so <strong>und</strong> das<br />

ist gut so. Nun galt es diese Welt kennenzulernen.<br />

Doch, wie sollte ich Nicole davon überzeugen?<br />

Ich wollte ihr nicht weh tun, dafür war <strong>und</strong> ist sie<br />

mir zu wichtig. Doch ein Tiger im<br />

Käfig wird jede Chance nutzen, um<br />

auszubrechen... Ich hatte Fleisch<br />

gerochen <strong>und</strong> wollte fressen...<br />

Dirk wurde 26<br />

probondage<br />

Das Internet zog in mein Leben <strong>und</strong><br />

damit die Möglichkeit zumindest virtuell<br />

die ersten Sessions zu erleben. Mit einem<br />

realen Erlebnis hatte das zwar nicht<br />

zu tun, war aber auch nur ein Fremdgehen<br />

im Geiste - denn mit diesem war ich<br />

schon lange da draußen in den Kellern<br />

<strong>und</strong> Verliesen dieser Welt angeb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> gefangen. Ja, meine Fantasien gingen<br />

damals wirklich weit, viel weiter als<br />

heute. Hatte ja auch noch keine Erfahrung,<br />

wie langweilig so eine Kellerhaft<br />

sein kann... Und ein großes Traumata<br />

gab es auch noch, nie wieder ANALSEX!!!<br />

Wie sollte ich dieses Dilemma lösen?<br />

Ganz einfach ich suche mir Männer-Bondage-Fotografen<br />

<strong>und</strong> streckte meine<br />

Fühler als „probondage“ in diese Szene<br />

über das Internet <strong>und</strong> hatte auch bald<br />

meine erste Session. Es gab kein zurück<br />

mehr, hatte es das je gegeben? Ich wurde<br />

schnell zu einem begehrten Modell<br />

<strong>und</strong> das erklärt auch warum es so viele<br />

Bondagebilder von mir gibt. Was war mit<br />

Nicole? Sie war die Leidtragende, aber<br />

außer sich zu trennen, blieb ihr nichts<br />

anderes übrig. Doch wir hatten ja noch<br />

unseren Alltag <strong>und</strong> der klappte hervorragend.<br />

Ah ja, während dieser Zeit hatte<br />

ich dann auch noch mein Coming-Out<br />

vor jeden der es nicht hören wollte.<br />

Ah ja, <strong>und</strong> wir hatten zusammen<br />

weiterhin geilen Sex - <strong>und</strong><br />

da wir nie verhütet hatten, folgte<br />

Dustin, mein Sohn daraus...<br />

Doch darüber könnte ich ein eigenständiges<br />

Buch schreiben...<br />

Dirk wurde 30<br />

Hi Süßer!<br />

Außer den Fotosessions wurden mir<br />

auch längerfristige Perspektiven<br />

geboten, doch ich war nicht bereit<br />

alles stehen <strong>und</strong> liegen <strong>und</strong> die Menschen,<br />

die mir so viel bedeuten, alleine<br />

zu lassen... Nein, dazu brauchte es<br />

den Augenblick des Lebens, der alles<br />

verändert - Bei mir waren es die Worte<br />

„Hi, Süßer“ die ersten Worte im Chat<br />

mit Michael, meinem heutigen Mann.<br />

Dieser Chat war der Anfang eines neuen<br />

Lebens, einen Leben für das ich geboren<br />

wurde. Er zog mich aus meinen<br />

Ehekäfig <strong>und</strong> steckte mich gleich in<br />

einen Neuen, denn er war am Anfang<br />

unserer Beziehung mein Master.<br />

Doch lange hielt ich es nicht aus als<br />

Vollzeit-Sklave. Als Zeitsklave schon, aber<br />

nicht den ganzen Tag. Heute weiss ich,<br />

ich bin Rollenspieler <strong>und</strong> im Alltag alles<br />

andere nur nicht passiv, devot. Damals<br />

wusste ich das noch nicht, <strong>und</strong> eine Welt,<br />

die ich aus den vielen SM-Romanen<br />

kenne, kommt für mich niemals in Frage<br />

- Also nichts mit lebenslanger Kellerhaft<br />

oder Versklavung. Dieser Traum<br />

starb... Ein neuer wurde geboren: Das<br />

Gefühl, wie geil es ist, anders zu sein.<br />

Ich begann in meinen Fetischklamotten<br />

mehr zu sehen,<br />

nämlich meinen Lifestyle.<br />

Dirk ab 32<br />

Szene hier<br />

komme ich!<br />

Nachdem das geklärt war, war es Zeit<br />

Gleichgesinnte kennen zu lernen. Und<br />

ich musste nicht lange suchen, da<br />

draußen wartete eine gesamte Szene<br />

nur darauf von mir entdeckt zu werden.<br />

Mittlerweile hatte ich als „passive<br />

Drecksau“ einen ganz schönen Namen<br />

<strong>und</strong> das letzte Traumata nahm mir<br />

Michael schon direkt am Anfang.<br />

Angst machten mir nur die vielen<br />

Krankheiten <strong>und</strong>, dass ich an Kerle<br />

gerate, die mich überforderten.<br />

Letzteres war absolut unbegründet,<br />

schließlich passte Micha auf mich<br />

auf wie ein Schlossh<strong>und</strong>. Und so<br />

erlebten wir gemeinsam unglaublich<br />

geile Sessions mit unglaublich geilen<br />

Lederkerlen. It was the time of my life.<br />

Ich durchlebte die gesamte Bandbreite<br />

des schwulen SM - <strong>und</strong> machte auch<br />

meine Grenzen klar. Langsam erkannte<br />

ich mich <strong>und</strong> meine spezielle Sexualität.<br />

Doch die Krankheiten <strong>und</strong> teilweise sorgenlose<br />

Umgang von einigen Szenegänger<br />

mit BDSM riefen in mir den Wunsch<br />

nach Engagement für diese Szene.<br />

Eigentlich wäre ich ja gut in einer<br />

der vielen Community Einrichtungen<br />

wie die Aidshife aufgehoben,<br />

doch die allgemeine Ablehnung<br />

was Fetischsex betrifft <strong>und</strong> teilwei-<br />

se absolute sexuelle Verklemmtheit,<br />

ließ mich dann doch erst Mitglied<br />

werden in einem gemischtgeschlechtlichen<br />

Fetischverein in Dortm<strong>und</strong>.<br />

Dieser Verein stand unter keinen guten<br />

Stern. Zu unterschiedlich waren die<br />

Interessen. Der MSC Rote Erde Dortm<strong>und</strong>,<br />

einzige schwule Fetischverein<br />

in Dortm<strong>und</strong>, verhieß dann schon<br />

bessere Möglichkeiten zu engagieren.<br />

Es dauerte auch nicht lange <strong>und</strong> ich wurde<br />

in den Vorstand als Sekretär gewählt.<br />

Schrieb mir die Finger w<strong>und</strong>, um für<br />

mehr Akzeptanz innerhalb der Community<br />

untereinander zu werben.<br />

Doch ich schrie in den Wind, etwas<br />

musste noch passieren, meine Message<br />

musste bekannter werden. Der Wettbewerb<br />

zum MR. FETISH NRW 2008 schien<br />

mir genau das richtige Mittel zu sein.<br />

Ich gewann diesen Wettbewerb <strong>und</strong> reiste<br />

wie irrsinnig durch die Weltgeschichte<br />

<strong>und</strong> versuchte das Eis mit Gesprächen<br />

<strong>und</strong> Texten zum Schmelzen zu bringen.<br />

Heute bin ich relativ bekannt in<br />

der Szene als Aktivist <strong>und</strong> Streiter<br />

für die Belange der Szene.<br />

Ich weiß natürlich nicht, wohin mein<br />

Weg mich noch führen wird. Aber ich<br />

bin stolz darauf, wie ich mein Leben<br />

gemeistert habe. Stolz, dass mein<br />

Sohn mich liebt, wie ich bin. Stolz, tolle<br />

Fre<strong>und</strong>e zu haben. Stolz, sowohl als<br />

schwuler Mann, als auch SM-Anhänger<br />

ÜBERALL in meinem Bekanntenkreis<br />

bekannt <strong>und</strong> anerkannt zu sein. Es gibt<br />

nichts, was ich verheimlichen muss <strong>und</strong><br />

es gibt nichts was einen Menschen freier<br />

macht. Stolz, Mitglied der warmherzigsten<br />

Szene in der Community zu sein.<br />

Und letztendlich:<br />

Stolz, ein kindheitlichen Albtraum<br />

in ein absolutes geiles Leben<br />

verwandelt zu haben.<br />

Und für nichts auf der Welt würde ich<br />

mich von dieser „Krankheit“ heilen<br />

lassen, denn es ist die geilste „Krankheit“<br />

dieser Erde - <strong>und</strong> ich bin so froh, dass ich<br />

an ihr “leide” <strong>und</strong> dadurch ein unglaublich<br />

erfülltes <strong>und</strong> freies Leben führe.<br />

Deshalb engagiere ich mich <strong>und</strong><br />

werde bis ich tot umfalle für Akzeptanz<br />

<strong>und</strong> Toleranz in der schwul-,<br />

lesbischen-, bi-, <strong>und</strong> Transgender-<br />

Szene werben <strong>und</strong> einstehen...


„???“<br />

Oder<br />

Das kleine<br />

Fetischszene<br />

Glossar“<br />

Die wichtigstens Szenebegriffe<br />

AKTIV - PASSIV<br />

Auch wenn es noch so anstrengend ist, den dominaten Typen<br />

lustvolle St<strong>und</strong>en zu bereiten, ER ist der AKTIVE in der Szene.<br />

Der Macker. Der, wovon es leider viel zu wenige gibt. Merke:<br />

Der AKTIVE ist der Dominante, der Unterwürfige<br />

wird PASSIVER genannt.<br />

TOP - SUB<br />

Bedeutet eigentlich das gleiche. Nur wird hier schon in Richtung<br />

Rollenspiel hingewiesen. Der TOP hat das Sagen <strong>und</strong> der<br />

SUB (Sab ausgesprochen) hat zu gehorchen. Außerdem<br />

geläufig MASTER & SLAVE, HERR & DIENER ...<br />

In der heterosexuellen SM-Szene wird oft DOM & SUB (Sub gesprochen)<br />

verwendet, in der schwulen Szene absolut unüblich.<br />

FETISCH<br />

Bezeichnet die Klamotten, die man bei Treffen trägt. Hauptfetisch<br />

in der Szene ist immer noch LEDER.<br />

Doch in den letzten Jahren hat das glänzene Material erhebliche<br />

Konkurenz bekommen: Army, Gummi, Arbeiterklamotten, Skin-<br />

Outfits, Sportswear...<br />

Wird alles Fetisch genannt <strong>und</strong> stolz präsentiert.<br />

HANKY CODES<br />

Leider ziemlich aus der Mode geraten. Gemeint <strong>sind</strong> kleine Taschentücher<br />

in der Gesäßtasche, die je nach Farbe <strong>und</strong> Position<br />

(links oder rechts getragen) die sexuelle Präferenz ausdrückt.<br />

Heute werden eher Armbänder oder Handschellen getragen.<br />

Dabei kommt es auf die Position an. Rechts getragen bedeutet<br />

PASSIV, links getragen das Gegenpart, also AKTIV. Achtung! Nicht<br />

jeder kennt oder hält sich an diese Regel. Es kann ein Hinweis sein,<br />

oder auch nicht...<br />

KODEX<br />

Der Ehrenkodex in der SZENE heisst:<br />

SAFE AND SANE - Sicher <strong>und</strong> vernüftigt.<br />

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz sich daran stets zu halten. Jeder<br />

weiß, dass der TOP wahnsinnig viel Verantwortung trägt, dass er<br />

dieser auch gerecht wird, überwacht hier keine Polizei, sondern<br />

Andere. Jeder hat ein Auge auf jeden. Einmal negativ aufgefallende<br />

Personen bekommen so schnell kein Fuß mehr in die Szene,<br />

sprich Spielpartner... Man kennt sich untereinander ... <strong>und</strong> das ist<br />

gut so!<br />

SPIEL<br />

Tja, die harten Kerle - Sie spielen miteinander.<br />

Unter Spiel versteht sich hier ein Rollenspiel - wovon es unendliche<br />

viele Varianten gibt. MASTER & SLAVE ist hier wohl die Bekannteste.<br />

SESSION<br />

Eine Session kann vieles beinhalten <strong>und</strong> muss nicht unbedingt<br />

ein Rollenspiel sein. Im allgemeinen versteht man darunter<br />

eine ausgiebige sexuelle Zusammenkunft unter Männern...<br />

Meist werden aber Bondage <strong>und</strong> SM-Handlungen als SESSION<br />

oder auch TOUREN bezeichnet.<br />

TABUS<br />

Niemand wird gezwungen irgendetwas zu mitzumachen, was<br />

er nicht möchte. Im Vorfeld geklärt werden bestimmte Sexpratiken<br />

zu TABUS erklärt.<br />

SADO-MASO<br />

Spricht jemand von SM, meint er automatisch das Spiel mit<br />

Schmerzreizen, die während der Session verteilt oder eingesteckt<br />

werden <strong>und</strong> von den betreffenden Personen in Lustimpulse<br />

umgewandelt werden.<br />

Nicht jeder ist in der Lage SM auszuüben. Denn um Schmerzen<br />

in Lust umzuwandeln, gehört eine dementsprechende Veranlagung.<br />

Auch hier wird unterschieden SADO von Sadist - Maso<br />

von Masochist. Der eine verteilt, der andere steckt ein...<br />

Beide machen es freiwillig <strong>und</strong> haben so ihren Spaß.<br />

BONDAGE<br />

Gemeint ist hier das erotische Spiel mit Seilen, Ketten Handschellen<br />

<strong>und</strong> so weiter... Wir häufig benutzt dem SUB die<br />

Bewegungsfreiheit <strong>und</strong> Sinne zu nehmen, um ihn gefügig zu<br />

machen für SM-Spiele. Außerdem werden sehr oft Masken verwendet.<br />

Diese intensivieren bei den Gefesselten das Erlebnis.<br />

Auch hier gilt wieder, nur auf freiwilliger Basis.<br />

TT, CBT, FF ...<br />

Ja, diese Welt kennt viele Abkürzungen, der Nichteingeweihte<br />

steht da manchmal vor unlösbaren Rätseln.<br />

Hier mal ein paar Begriffe erklärt:<br />

TT (Titten Trimm) - Brustwarzen werden behandelt.<br />

CBT (Cock-Ball-Torture) - Schwanz- <strong>und</strong> Eierfolter<br />

FF (Fist Fuck) - Faustfick<br />

PP (Poppers)<br />

M/MM/MMM (Mann, Männerpaar, Männergruppe)<br />

Rot / Schwarz / Grau / Gelb<br />

(Hankycodes für : FF / SM / Bondage / Urin)<br />

BDSM (Bondage & SM)<br />

KV (Kot)<br />

Dog (Rollenspiel Dogplay - H<strong>und</strong>espiel)<br />

NS (Urin) auch Golden Shower, Wet oder Natursekt<br />

SM (Sado-Maso-Sex)<br />

Dirty („Dreckiger Sex“) - Kann vieles bedeuten:<br />

Sperma, Urin, Kot, Schlamm ...<br />

24/7/365 (Vollversklavung ohne zeitliche Begrenzung)


„Sex im<br />

Verein?“<br />

Oder<br />

Warum gibt<br />

es Fetischclubs..?<br />

Ein weiteres Vorurteil gegenüber der Fetischszene:<br />

IHR SEID EIN UNORGANISIERTER HAUFEN:<br />

Wir lassen uns ja vieles nachsagen,<br />

nur UNORGANISIERT <strong>sind</strong> wir wahrlich<br />

nicht!<br />

Es gibt in fast jeder größeren Stadt eingetragende schwule Fetischvereine.<br />

Die meisten dieser Clubs <strong>sind</strong> im deutschsprachigen Raum<br />

in der Leder- <strong>und</strong> Fetisch Community organisiert <strong>und</strong> europaweit im<br />

ECMC. Vor Ort leisten die Clubs Beratungsarbeit <strong>und</strong> bieten Interessierten<br />

wertvolle Informationen. Außerdem stemmt fast jeder Verein<br />

einmal im Jahr ein besonderes Fetischevent <strong>und</strong> man unterhält rege<br />

Kontakte zu anderen Verein, Hilfsorganisationen <strong>und</strong> SLBT-Einrichtungen.<br />

Aber warum Verein?<br />

Ganz einfach, weil man nirgends so schnell Kontakte <strong>und</strong> echte<br />

Fre<strong>und</strong>schaften zu Gleichgesinnten schließen kann. Keine virtuelle<br />

Datingplattform der Welt kann eine herzliche Begrüßung von Fre<strong>und</strong>en<br />

ersetzen. Denk mal darüber nach!<br />

Es stimmt schon, die Kontaktaufnahme für Schwule heutzutage, um<br />

ein bisschen Spaß zu haben, ist viel einfacher als früher. Es gibt Möglichkeiten<br />

ruckzuck diverse Spielpartner für alles Mögliche im Internet<br />

zu finden. Aber eine Gemeinschaft bieten dir Gayromeo <strong>und</strong> Co.<br />

nicht oder nur sehr selten. Dafür gibt es uns. Die organisierten Fetischclubs.<br />

Und wir alle sprechen deine Sprache! Wir <strong>sind</strong> alle Fetischbegeisterte<br />

<strong>und</strong> stehen auf die härte Gangart. Wir möchten, genau wie du, uns<br />

einfach ausleben <strong>und</strong> frei leben. Am besten jeden Tag <strong>und</strong> überall<br />

- leider ist dies selbst heutzutage nicht selbstverständlich <strong>und</strong> daran<br />

müssen wir arbeiten.<br />

Ohne die Arbeit der Fetischvereine in den letzten Jahrzehnten wäre<br />

heute vieles nicht selbstverständlich. Sie trauten sich raus <strong>und</strong> gewöhnten<br />

die Leute an schwule Männer in Fetischkleidung. Doch diese<br />

Arbeit muss fortgesetzt werden <strong>und</strong> zwar von UNS!<br />

In letzter Zeit bricht durch Verarmung <strong>und</strong> Perspektivlosigkeit der<br />

Bevölkerung in einigen Teilen unseres Landes wieder der braune<br />

Mob durch <strong>und</strong> dies perfider als jemals zuvor. Wir alle sollten niemals<br />

vergessen welche Grausamkeiten auch an Schwule im dritten<br />

Reich verübt wurden <strong>und</strong> müssen ganz deutlich Flagge zeigen.<br />

Bei uns haben Nazis keine Chance!<br />

In unserer Spaßkultur wird nur all zu leicht vergessen, welche Gefahren<br />

an jeder Ecke lauern. Gerade in der SM-Szene kann man sich nicht<br />

nur sehr schnell verletzen, sondern auch sehr schnell mit gefährlichen<br />

Krankheitenin Kontakt kommen. Doch es gibt Wege das<br />

Risiko zu minimieren <strong>und</strong> darüber wollen wir aufklären, damit es erst<br />

gar nicht zum schlimmsten kommt.<br />

Wir leben nicht auf<br />

einer Insel <strong>und</strong> du<br />

bist nicht alleine.<br />

Da draußen warten<br />

h<strong>und</strong>erte Kerle, die<br />

so <strong>sind</strong> wie du!<br />

Bring dich <strong>und</strong> deine<br />

Ideen ein. Die organisierte<br />

Fetischszene wartet auf<br />

dich.<br />

Infos im Netz:<br />

www.lfc-online.de<br />

Hier finden sich alle<br />

deutschsprachigen Mitglieder-<br />

vereine in der Leder- <strong>und</strong> Fetisch-<br />

community<br />

www.ecmc.nu<br />

Hier finden sich alle<br />

an die ECMC angeschlossene<br />

europäischen Fetischvereine


„Fetisch<br />

mit Gucci-<br />

Aspekt“<br />

Oder<br />

So sieht uns<br />

die schwule<br />

Presse...<br />

Wie werden wir in den Gay-<br />

Gratis-Lifestyle-Magazinen<br />

dargestellt?<br />

Um es kurz zu machen...<br />

Gar nicht!<br />

Und wenn, dann bis zur Unkenntlichkeit<br />

weichgespült. Das hat natürlich einen<br />

Gr<strong>und</strong>, das Zielpublikum, welches man<br />

meint zu kennen, möchte man nicht verschrecken.<br />

Da werden z.B. schon mal auf Ledershops<br />

aufmerksam gemacht <strong>und</strong> als Bilduntermalung<br />

nimmt man einen „Milch-Bubbi“,<br />

der vor seinem M<strong>und</strong> kunstvoll einen Armygürtel<br />

drappiert hat.<br />

Oder es liest sich folgendes: Es geht um<br />

„die Lederjacke“ Zitat: „Leder<strong>jacken</strong> haben<br />

ja immer schnell die Angewohnheit,<br />

wie der Seidenblouson für den gesetzten<br />

Herren mit blau gefärbter Brille <strong>und</strong> Rubinring<br />

zu wirken, was es schwierig macht, sich<br />

überhaupt für das Prinzip „Lederjacke“ zu<br />

erwärmen.“ Zitat Ende.<br />

Für einen Kerl aus der Fetischszene hört<br />

sich das nach gequirlter Scheiße an, zusätzlich<br />

ist das auch noch diskrimnierend<br />

gegenüber älteren Mitgliedern in der<br />

Familie. Gut, es geht dort auch eher um<br />

„modische“ Leder<strong>jacken</strong> anscheinend für<br />

das Jungvolk – kann ich zwar alles nicht<br />

so recht nachvollziehen, aber gut. Sei es<br />

drum.<br />

Da fragt man sich: Sind diese Zeitungsredaktionen<br />

wirklich so „verhuscht“ oder<br />

was steckt dahinter?<br />

Dreimal dürft ihr raten. GELD (...<strong>und</strong> der<br />

Wahn, die Zielgruppe dieser Zeitungen<br />

<strong>sind</strong> alle an die 20 <strong>und</strong> stinkreich!)<br />

Geld von Anzeigenk<strong>und</strong>en, die VIEL-<br />

LEICHT abspringen könnten, wenn tatsächlich<br />

die gesamte Bandbreite der<br />

schwulen Community gezeigt werden<br />

würde. Von welchen Anzeigenk<strong>und</strong>en<br />

reden wir überhaupt? Das Blatt, welches<br />

ich gerade auf den Kicker habe, mal nach<br />

Anzeigen analysiert: Mittel gegen Erektionsschwäche,<br />

Designer Möbelhaus,<br />

Autowerbung , Musik-DVDs, Transenthe-<br />

ater, Edelstahlschmuck, Fotograf, Pop-<br />

Festival, Meerescreme, Wähle Schlemmer<br />

(Hape Kerkelings neuster Geniestreich),<br />

FETISCHLADEN, Brillen, Heißwachs, Mehr<br />

Haare, weniger Haare, DVD-Werbung, Urlaub<br />

(jede Menge 1/8 Anzeigen) <strong>und</strong> wieder<br />

unheimlich viel Urlaub..., „Schwule“<br />

Apotheken, Massage, Anwälte..., Urlaub,<br />

Party Pornostar, Noch ne Party in Hamburg,<br />

Disko, Cafes, Lokale, MR CHAPS,<br />

HM-LEDER, RED-LEDER, Ein Riesenkonzert,<br />

Dildos <strong>und</strong> Cockringe, S.L.U.T. CLUB<br />

- Und hier höre ich auf, habt ihr es bemerkt?<br />

Alles sehr illustre Namen, nur leider lese<br />

ich kein „Disney“ oder „Dallmaier Prodomo<br />

Kaffee“- Wer soll denn da abspringen,<br />

wir vielleicht? Denn alle Anzeigen, die ich<br />

groß geschrieben habe, richten sich an<br />

unsere Szene. Ok, das war jetzt zufällig<br />

auch eine spezielle Ausgabe für das Ledertreffen<br />

in Hamburg. In anderen Gay<br />

Magazinen gibt es konsequent gar keine<br />

Fetischwerbung. Und warum nicht?<br />

Warum sollten wir darin<br />

werben?<br />

Man schweigt uns <strong>und</strong> unsere Aktionen<br />

tot <strong>und</strong> dadurch <strong>sind</strong> diese Medien mit<br />

in der Verantwortung, dass es so einen<br />

tiefen Riss innerhalb der schwulen Community<br />

gibt.<br />

Sorry, aber wenn ihr<br />

uns NICHT ZEIGEN<br />

WOLLT oder KÖNNT,<br />

DANN LASST ES!<br />

In unserer Szene seid ihr verachtet liebe<br />

Rik, Blu, Schwulissimo oder jedes<br />

beliebig austauschbare kostenlose Monats-Gay-Lifestyle-Magazin,<br />

weil ihr uns<br />

systematisch in eurer Berichterstattung<br />

ausgrenzt!<br />

Aber ihr seid auch dumm. Euer Tagesgeschäft<br />

besteht darin Anzeigen zu verkaufen.<br />

Ganz klar, nur durch Anzeigen könnt<br />

ihr euch über Wasser halten. Dann erklärt<br />

mir mal, dass ihr richtige Schwergewichte<br />

der deutschen schwulen Szene wie ROB,<br />

MR. B oder RECON kampflos einem einzigen<br />

Magazin überlässt? So dumm, besser<br />

gesagt, so ignorant, kann man doch gar<br />

nicht sein... Oder, doch?<br />

Aber eines weiß ich, ohne hier groß Werbung<br />

machen zu wollen, in der Box wurde<br />

für das Ledertreffen 2009 in Hamburg<br />

kein Pseudo-Bildchen gedruckt, welches<br />

NICHT IM GERINGSTEN etwas mit unserer<br />

Szene zu hat, sondern das, was das Zielpublikum<br />

für dieses Event erwartet:<br />

FETISCH <strong>und</strong> das<br />

ohne Gucci-Aspekt!<br />

Ah ja,<br />

Danke auch für die August Ausgabe 2009,<br />

liebe Exit-Redaktion – Anscheinend <strong>sind</strong><br />

500!!! Schwule zum Lederpott in Dortm<strong>und</strong>!!!<br />

an einem Abend nicht ausreichend,<br />

um in euren schwulen NRW-Regionalmagazin,<br />

außerhalb des wenig<br />

gelesenen Terminplaners, überhaupt<br />

erwähnt zu werden. Ihr solltet euch mal<br />

fragen, welche Signale ihr damit setzt;<br />

Oder besser, welche Signale ihr setzen<br />

KÖNNTET. Und damit meine ich alle<br />

schwul/lesbischen Zeitungen.<br />

Denn für mich <strong>sind</strong> EURE Magazine UN-<br />

SERE Informationsquelle. Was ich über<br />

die „Heten-Blätter“ nicht erfahre, erfahre<br />

ich über Euch. Ihr habt aber dadurch auch<br />

eine riesige Verantwortung gegenüber<br />

der GESAMTEN schwul/lesbischen Community.<br />

Es liegt in eurer Macht über alle<br />

Bereiche zu berichten. Nebenbei würdet<br />

ihr noch zig-tausende Leser <strong>und</strong> etliche<br />

neue Anzeigenk<strong>und</strong>en, die euch im Moment<br />

nicht mit dem A.... anschauen, dazu<br />

gewinnen.<br />

Alles was dazu nötig ist:<br />

Mut eingetretene Pfade<br />

zu verlassen <strong>und</strong><br />

ein bisschen über den<br />

eigenen Tellerrand zu<br />

schauen!


Unnatürliches<br />

Verhalten beim<br />

Sex gibt es nur,<br />

wenn man<br />

keinen hat.<br />

Ansonsten ist<br />

es bloß eine<br />

Frage von<br />

Vorlieben <strong>und</strong><br />

Gelegenheiten.


WE ARE<br />

ONE<br />

FAMILY!<br />

JEDER GEHÖRT<br />

DAZU!<br />

Ostern, Berlin 2009<br />

Eine Idee zieht in die Welt ...<br />

Wir alle <strong>sind</strong> mit Recht dagegen, dass Homosexuelle diskriminiert<br />

werden, <strong>und</strong> Beschimpfungen <strong>und</strong> Übergriffe mit steigender Aggressivität<br />

erleiden. Doch es ist empfehlenswert nicht nur nach außen<br />

zu schauen, auch innerhalb unserer Community ist Respekt <strong>und</strong><br />

Toleranz im Umgang wichtig.<br />

Hervorzuheben ist, dass es keinem homosexuellen SM- oder<br />

Fetischkerl aufgr<strong>und</strong> von Behinderung, Sozialstatus, Alter, Fähigkeiten<br />

oder Herkunft erschwert werden sollte an unseren<br />

Veranstaltungen <strong>und</strong> Kultur teilzunehmen.<br />

Das Ziel von WE ARE ONE FAMLIY/WIR SIND EINE FAMILIE ist dafür zu<br />

Werben die Lage Behinderter so zu gestalten, dass sie sich in unserer<br />

Gemeinschaft wohl fühlen.<br />

Zu erwähnen <strong>sind</strong> sozial Schwache, ältere sowie ausländische Menschen,<br />

besser geht es miteinander, anstatt gegenüber anderen vernachlässigend<br />

oder ausgrenzend zu handeln. Die vielen Sozialfonds<br />

der Fetischvereine <strong>sind</strong> schon ein guter Anfang, oder es lässt sich<br />

bestimmt noch mehr für Benachteiligte Mitglieder unserer Familie<br />

erreichen.<br />

Wir sollten mit guten Beispiel voran gehen <strong>und</strong> zeigen das Integration<br />

<strong>und</strong> Respekt in unserer Gesellschaft einen Nutzen für uns alle<br />

bringt. Hierbei <strong>sind</strong> die zahlreichen Veranstaltungen wie Straßenfeste,<br />

CSD <strong>und</strong> weitere öffentliche Veranstaltungen ein gutes Zeichen.<br />

Es gilt beispielsweise Rollstuhlfahrern nicht nur die Möglichkeit zu<br />

gewährleisten sich an CSDs zu beteiligen, auch bei kulturelle Veranstaltungen<br />

wie Mr. Wahlen, Jubiläen, Ausflüge usw. gilt es Rollstuhlfahrer<br />

eine Teilnahme zu ermöglichen.<br />

Hier ist hervorzuheben dass schwerhörige <strong>und</strong> gehörlose Menschen<br />

benachteiligt <strong>sind</strong> bezüglich der Gebärdensprachübersetzung bei<br />

CSD, Bühnenprogramme, Straßenfeste.<br />

Ebenfalls anzumerken ist dass gehörlose Menschen dringenden Aufklärungsbedarf<br />

bezüglich Schutz vor Diebstahl, Drogen <strong>und</strong> sexuell<br />

übertragbare Krankheiten haben.<br />

Einen Grossteil der Barrieren für hörgeschädigte Menschen <strong>sind</strong><br />

durch Gebärdensprachdolmetscher lösbar.<br />

Ostern 2009 ging es darum ein Zeichen für Integration innerhalb<br />

unserer Community zu setzen, hierbei wurden behinderte, sozial<br />

schwache <strong>und</strong> ältere Menschen hervorgehoben.<br />

Wir sahen nicht voraus, dass hier eine<br />

Welle der Solidarität folgen würde.<br />

In der Vergangenheit erfuhr <strong>und</strong> erlebte man häufig, dass Randgruppen<br />

innerhalb unserer Szene vernachlässigt wurden.<br />

Dies gilt es nun zu ändern! (Matthias S.)<br />

Community bedeutet<br />

Gemeinschaft<br />

- Ausgrenzung<br />

schließt alleine<br />

schon der Name aus.<br />

Niemand sucht sich<br />

aus schwul, lesbisch,<br />

hetero, SMler, groß,<br />

klein, dumm, schlau,<br />

behindert oder<br />

krank zu sein...<br />

Doch niemand hat<br />

das Recht andere<br />

deswegen auszugrenzen<br />

... Wer dies<br />

dennoch macht, hat<br />

nicht verstanden,<br />

was es heißt in einer<br />

Gemeinschaft zu<br />

leben ...<br />

Zeigen wir in der<br />

Szene - Wir gehören<br />

zusammen - WE ARE<br />

ONE FAMILY!!!


“Straight<br />

Acting”<br />

oder der<br />

Untergang der<br />

schwul/<br />

lesbischen<br />

Kultur<br />

„Straight Acting“<br />

bezeichnet nichts<br />

anderes als sich heterosexuell<br />

zu verhalten.<br />

Als schwuler<br />

Mann oder lesbische<br />

Frau sich in keiner<br />

Weise von der spießigen<br />

Mittelschicht<br />

der Gesellschaft zu<br />

unterscheiden, außer<br />

dass man eigentlich<br />

zum Fortbestand der<br />

Gesellschaft keinen<br />

Beitrag leistet;<br />

Wir schreiben das Jahr 2008 oder doch<br />

1958? Aufmacher in der Augustausgabe<br />

der Exit: „Die perverse Sehnsucht nach<br />

Normalität“ - Ein Plädoyer gegen Stimmen<br />

zur Gleichmacherei innerhalb der<br />

schwul/lesbischen Bewegung. In diesem<br />

Jahr folgten nämlich nach Auftritten der<br />

Fetischszene auf dem Kölner CSD erbitterte<br />

Leserkommentaren von Schwulen,<br />

die uns am liebsten verboten sehen<br />

möchten. Das was konservative Kräfte<br />

<strong>und</strong> tausende ungehörte Stoßgebete<br />

gen himmlische Sphären nicht zustande<br />

gebracht haben, schaffen wir nun selber.<br />

Die Community sehnt sich nach Normalität<br />

<strong>und</strong> Assimilierung in die gesellschaftliche<br />

Mitte.<br />

Habt ihr euch mal überlegt was das heißt?<br />

Wie sehe eine Welt aus, in der Homosexualität<br />

„normal“ wäre <strong>und</strong> gesellschaftlich<br />

voll anerkannt? Auf den ersten Blick<br />

verlockend, muss ich zugeben – gleiche<br />

Pflichten, gleiche Rechte. Dafür kämpfen<br />

wir ja seit Jahrzehnten. Keine Kirche<br />

würde mehr gegen uns wettern, keine<br />

Moralapostel, die versuchen uns zu mäßigen.<br />

Das schwul/lesbische Disney-W<strong>und</strong>erland,<br />

oder vielleicht doch nicht?<br />

Schon mal einen Schritt weiter gedacht?<br />

Jetzt regen sich die Leute darüber auf,<br />

dass wir SO anders als die spießige Mitte<br />

<strong>sind</strong> <strong>und</strong> aus dem Rahmen fallen. Man<br />

hetzt gegen unsere Art zu leben <strong>und</strong> zu<br />

lieben. Jeder von uns kennt das. Aber<br />

was, wenn diese Dinge alle wegfielen?<br />

Übertragen wir doch mal ein heterosexuelles<br />

Familienleben in unsere Welt:<br />

So, also ein schwuler Mann, wäre in erster<br />

Linie ein Mann, der nicht mit einer Frau<br />

verheiratet ist. Somit auch keinen Nachwuchs,<br />

der für das Fortbestehen der Gesellschaft<br />

essentiell ist, zeugt. So sehr sich<br />

zwei Männer auch anstrengen mögen,<br />

aus bekannten biologischen Gründen ist<br />

dies einfach nicht machbar. Ein großer<br />

Makel.<br />

Ok, dann wenigstens als Finanzgeber der<br />

Gesellschaft. Aber Moment, wir wollten<br />

doch in die Mitte <strong>und</strong> dann sollten wir<br />

auch alle heiraten, natürlich mit Steuervorteilen,<br />

wie die anderen. So, <strong>und</strong> nun?<br />

Spätestens dann werden die Leute merken,<br />

wir passen einfach nicht ins Bild der<br />

spießigen Gesellschaft <strong>und</strong> einen Beitrag,<br />

der darüber hinwegtäuschen könnte, liefern<br />

wir auch nicht.<br />

Das können wir auch gar nicht. In einem<br />

heterosexuellen Leben dreht sich im<br />

Gr<strong>und</strong>e nämlich alles um Familiengründung<br />

<strong>und</strong> Fortpflanzung. Jeder von uns<br />

ist in der Kindheit daraufhin getrimmt<br />

worden. Erst unsere Veranlagung hat uns<br />

gezwungen diesen Weg zu verlassen <strong>und</strong><br />

ein ALTERNATIVES Leben führen zu müssen.<br />

Einige <strong>sind</strong> damit total glücklich <strong>und</strong><br />

zeigen dies voller Stolz, Andere im wachsenden<br />

Maße anscheinend nicht. Aber es<br />

gibt keine andere Möglichkeit. Ihr könnt<br />

euch noch so sehr anpassen, untertau-<br />

chen <strong>und</strong> heterosexuell nach außen wirken,<br />

wie ihr wollt, ihr werdet NIEMALS ein<br />

„normales“ Leben führen können. Euch<br />

fehlt es einfach an biologischen Gr<strong>und</strong>voraussetzungen.<br />

In die gesellschaftliche Mitte können wir<br />

also gar nicht, wir bleiben immer Außenseiter,<br />

eine Randgruppe. Dann sagt mir<br />

mal, warum ich mich dann anpassen soll?<br />

Worin liegt der Sinn? Werde ich dann<br />

eher akzeptiert, wenn ich mich verhalte<br />

<strong>und</strong> kleide wie jeder Ottonormalbürger?<br />

Ich gebe zwar keinen Gr<strong>und</strong> mehr sich<br />

über mich <strong>und</strong> meinen Lifestyle aufzuregen,<br />

aber echte Akzeptanz als SCHWULER<br />

Mann wahrgenommen zu werden, werde<br />

ich auch nicht erfahren. Spätestens wenn<br />

ich mich oute, bin ich raus aus der Mitte,<br />

die Gründe habe ich oben beschrieben.<br />

Nein Leute, das ist der falsche Weg, der<br />

auch sehr gefährlich ist. Ich sehe schon<br />

die Umerziehungsheime für uns, diesmal<br />

aber von uns erwünscht <strong>und</strong> wenn diese<br />

nichts bringen: Gen-Manipulationen. Jeder,<br />

der noch bei klaren Verstand ist, wird<br />

mir zustimmen: Das ist eine absolute Horrorvorstellung<br />

für jeden von uns!<br />

Wir waren anders, <strong>sind</strong> anders<br />

<strong>und</strong> werden immer anders sein.<br />

Und das ist unser gutes Recht.<br />

Vor gut 40 Jahren hat sich eine<br />

kleine Gruppe von uns gegen<br />

das Establishment erhoben <strong>und</strong><br />

die Fäuste geballt <strong>und</strong> dadurch<br />

der Gesellschaft ins Gesicht ge-<br />

spukt: WIR SIND HIER UND WIR<br />

SIND NICHT WIE IHR!!!<br />

Wir <strong>sind</strong> bunter, lebenslustiger <strong>und</strong> moralisch<br />

freier als ihr. Diese Welle ging um<br />

den Erdball <strong>und</strong> hat zu dem geführt, was<br />

wir heute <strong>sind</strong>. Jedes Jahr auf den CSD<br />

erinnern wir daran <strong>und</strong> zeigen, uns gibt<br />

es <strong>und</strong> wir <strong>sind</strong> viele. Unser Weg kann<br />

nur sein: Akzeptanz ohne wenn <strong>und</strong> aber.<br />

Ich möchte als schwuler Mann mit einem<br />

Hang zu Fetischklamotten akzeptiert<br />

werden oder gar nicht. Ich werde mich<br />

der Akzeptanz wegen nicht verstellen<br />

<strong>und</strong> mich bis zur Unkenntlichkeit anpas-<br />

sen. Ich bin ich, ein Individuum <strong>und</strong> verlange<br />

auch so akzeptiert zu werden. Ich<br />

werde weiter für eine Welt kämpfen, in<br />

der jeder das sein <strong>und</strong> darstellen kann,<br />

was er möchte. Vielleicht werde ich niemals<br />

dieselben Rechte haben wie die<br />

Mehrheit, aber ich habe etwas, was für<br />

mich viel wertvoller ist: ein lebenswertes,<br />

abwechslungsreiches Leben, zwar am<br />

Rande der Gesellschaft, aber dafür voller<br />

Selbstachtung mir gegenüber.<br />

Hört auf mit der Gleichmacherei <strong>und</strong> seid<br />

stolz auf euch <strong>und</strong> jeden in unserer Community.<br />

Sie ist bunt <strong>und</strong> farbenfroh wie<br />

der Regenbogen, <strong>und</strong> genau wie dieser<br />

ein Farbklecks in dieser tristen Welt.<br />

D. Killing<br />

Dirk Killing (38) Mediengestalter aus Dortm<strong>und</strong>.<br />

Seit 8 Jahren aktiv als Ehrenamtler in der Szene.<br />

Setzt sich in seiner Freizeit vehement für die<br />

Belange der gesamten SLBT-Community ein.<br />

www.probondage.de<br />

Es ist so geil, anders zu sein! - Der schwule Blog<br />

für das Miteinander in der gesamten Community


“The Future’s<br />

not ours to see...<br />

... que<br />

Sera Sera”<br />

Nein, denn es<br />

liegt alleine<br />

in unserer<br />

Hand!<br />

Das war sie nun, die „dunkle,<br />

brutale <strong>und</strong> gefährliche“ Welt der<br />

schwulen Fetischszene.<br />

Die Szene, die innerhalb der SLBT-<br />

Familie am meisten verkannt<br />

wird.<br />

Zeit die Scheuklappen abzulegen<br />

<strong>und</strong> die absolut unbegründete<br />

Angst vor dem Kerl in Leder zu<br />

vergessen.<br />

Lasst uns innerhalb unserer<br />

Community offen aufeinander<br />

zugehen <strong>und</strong> Begegnungsstätten<br />

schaffen, um uns gegenseitig<br />

besser verstehen zu lernen.<br />

Zeigen wir öffentlich auf den<br />

CSDs <strong>und</strong> Straßenfeste, wir gehören<br />

zusammen, ob nun jemand<br />

gerne Plüsch, Fummel, Leder<br />

oder Otto-Normal trägt. Nur der<br />

Mensch, egal welcher Nation, Geschlechts,<br />

Aussehens oder Alters,<br />

zählt.<br />

Es liegt an uns, die Community<br />

wieder zu dem zu machen, was<br />

sie einmal war ...<br />

... ein Ort, in dem jeder er selbst<br />

sein kann <strong>und</strong> sich wohl fühlt.<br />

... Ein Zuhause.


PROFETISH ist eine private Aufklärungsschrift<br />

zur Akzeptanzwerbung innerhalb der<br />

schwul-, lesbischen-, bi <strong>und</strong> Transgender-<br />

Szene.<br />

Verbreitung ist ausdrücklich erwünscht.<br />

Hinter diesem Projekt stehen keine finanziellen<br />

Interessen.<br />

Verantwortlich für den Inhalt, Layout<br />

<strong>und</strong> Gestaltung:<br />

Dirk Killing, Dortm<strong>und</strong><br />

probondage@googlemail.com<br />

Blog - Es ist so geil, anders zu sein:<br />

www.probondage.de<br />

www.facebook.com/probondage<br />

Facebook-Gruppe:<br />

es ist so geil anders zu sein<br />

Bildnachweis<br />

Fotografen:<br />

Lichtfaktor, Düsseldorf<br />

Klaus-Dieter Weber, Düsseldorf<br />

Biker ohne Grenzen, Berlin<br />

Frank Martin, Dortm<strong>und</strong><br />

Deycen, Aachen<br />

Ich bedanke mich für die<br />

fre<strong>und</strong>liche Genehmigung.

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