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Afrika in Kürze - Universität Basel

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Mamphela Ramphele<br />

eröffnete die Tagung mit<br />

e<strong>in</strong>em packenden Vortrag,<br />

der als Carl Schlettwe<strong>in</strong><br />

Lecture 2012 veröffentlicht<br />

wird. Bild: Veit Arlt 2012.<br />

Tagung 100 Jahre ANC<br />

Südafrika am Scheideweg<br />

Zwischen 60 bis 80 Personen nahmen am 21. und<br />

22. September <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> an der Tagung «100 Jahre ANC –<br />

zwischen Befreiungsbewegung und Regierungspartei»<br />

teil. Im Zentrum der Diskussionen stand der problema-<br />

tische Übergang Südafrikas zu e<strong>in</strong>er konstitutionellen<br />

Demokratie. Organisiert wurde die Tagung vom <strong>Afrika</strong>-<br />

Komitee, dem Zentrum für <strong>Afrika</strong>studien sowie der<br />

KEESA (Kampagne für Entschuldung und Entschädigung<br />

im Südlichen <strong>Afrika</strong>). Auch das Medien<strong>in</strong>teresse war<br />

erfreulich gross.<br />

Das Publikum beteiligte sich aktiv und mit grosser<br />

Ausdauer an den <strong>in</strong>tensiven Debatten und zeigte, dass<br />

die Entwicklungen <strong>in</strong> Südafrika nach wie vor auf öffent-<br />

liches Interesse stossen. Vertreten waren ehemalige<br />

Anti-Apartheid-AktivistInnen, kirchliche Gruppen, Hilfs-<br />

werke und universitäre Kreise. Zur E<strong>in</strong>leitung verwies<br />

Barbara Müller auf die tragischen Ereignisse <strong>in</strong> der Berg-<br />

baum<strong>in</strong>e von Marikana.<br />

Drei ReferentInnen aus Südafrika und e<strong>in</strong> europäischer<br />

Referent befassten sich mit der Frage, ob die ehe-<br />

malige Befreiungsbewegung ANC den Übergang zu ei-<br />

ner demokratisch legitimierten Partei geschafft hat. Da-<br />

bei prägten die unterschiedlichen Erfahrungen und Per-<br />

spektiven den Beitrag der e<strong>in</strong>zelnen ReferentInnen, die<br />

auch mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en fruchtbaren Dialog traten.<br />

Die Ärzt<strong>in</strong> Mamphela Ramphele, <strong>in</strong> den 1970er-Jah-<br />

ren als Mitbegründer<strong>in</strong> des Black Consciousness Movement<br />

e<strong>in</strong>e weltweit bekannte Aktivist<strong>in</strong>, kritisierte<br />

die ANC-Regierung heftig. E<strong>in</strong>e Befreiungsbewegung<br />

sei grundsätzlich nicht <strong>in</strong> der Lage, den Übergang zu<br />

e<strong>in</strong>er demokratischen Ordnung zu bewerkstelligen.<br />

Ramphele ruft mit dem von ihr gegründeten Citizens<br />

Movement die BürgerInnen Südafrikas zum Engagement<br />

für die Demokratie und zum Kampf gegen die<br />

Armut auf.<br />

Trevor Ngwane, e<strong>in</strong> Aktivist aus den Vorstädten von<br />

Johannesburg, beschrieb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beitrag die breite<br />

und ständig wachsende soziale Protestbewegung der<br />

letzten Jahre. Dabei machte er deutlich, dass jeder die-<br />

ser Proteste e<strong>in</strong>e Vorgeschichte von e<strong>in</strong> bis zwei Jahren<br />

hat. Dazu gehörten unzählige, von Behörden wie PolitikerInnen<br />

ignorierte Memoranden und andere Vorstös-<br />

se. Gemäss Ngwane erschwert der Hegemonieanspruch<br />

des ANC den Widerstand gegen e<strong>in</strong>e Politik, die weiter-<br />

h<strong>in</strong> den grossen Unternehmen zum Vorteil gereiche<br />

und sich gegen die Armen richte.<br />

Als engagierter Gewerkschafter und ANC-Aktivist<br />

vertrat Tony Ehrenreich die regierende Dreierallianz.<br />

Er verwies auf die schwierige Zeit der Machtablösung.<br />

Der Kompromiss zwischen dem ANC und der Apartheidregierung<br />

habe zu e<strong>in</strong>er Machtteilung geführt, wel-<br />

che die Möglichkeiten der neuen Regierung zur sozioökonomischen<br />

Transformation von Anfang an entschei-<br />

dend e<strong>in</strong>schränkte. Die Hoffnungslosigkeit <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>schaften<br />

habe heute e<strong>in</strong> gefährliches Niveau erreicht.<br />

Die Distanz zwischen der Führung und der Bevölkerung<br />

müsse wieder geschlossen werden, es brau-<br />

che wieder Solidarität und Mitgefühl für die Nöte der<br />

Menschen. Se<strong>in</strong>er Ansicht nach habe der ANC aber das<br />

Potential zur Erneuerung.<br />

Wie sehen die Perspektiven aus?<br />

In der von Elísio Macamo geleiteten Podiumsdiskus-<br />

sion zeigte sich, dass die südafrikanischen Gäste zwar<br />

verschiedene Lösungsansätze vorschlagen, dass sie<br />

sich jedoch vorstellen können, die Diskussion weiterzuführen<br />

und geme<strong>in</strong>sam auf die Lösung der gegenwärtigen<br />

Probleme h<strong>in</strong>zuarbeiten. Alle drei waren sich<br />

e<strong>in</strong>ig: die SüdafrikanerInnen stehen nicht zum ersten<br />

Mal <strong>in</strong> ihrer Geschichte vor e<strong>in</strong>em Abgrund – mit vere<strong>in</strong>ten<br />

Kräften ist die Lösung der Probleme möglich.<br />

Das Zusammentreffen <strong>in</strong> <strong>Basel</strong> hat e<strong>in</strong>e Diskussion unter<br />

südafrikanischen AkteurInnen e<strong>in</strong>geleitet, die mit<br />

dem Ende der Tagung hoffentlich nicht aufhört. Video-<br />

aufzeichnungen der Präsentationen s<strong>in</strong>d auf Wunsch<br />

beim Zentrum für <strong>Afrika</strong>studien erhältlich. •

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