Jade-Weser-Region heute und in 2050 - Küsten Union Deutschland
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174 Kraft & Ahlhorn<br />
Mit dem beg<strong>in</strong>nenden Deichbau vor ca. 1.000 Jahren war auch die Entwässerung des H<strong>in</strong>terlandes<br />
verb<strong>und</strong>en. Die Deiche halten nicht nur Sturmfluten ab, sondern unterb<strong>in</strong>den den natürlichen<br />
Übergang vom Land zur See. Dabei hat sich das Höhenniveau der Marsch deutlich abgesenkt, so dass<br />
<strong>heute</strong> weite Teile sogar unter NN liegen. Die hauptsächlich landwirtschaftliche Nutzung der Marsch<br />
machte e<strong>in</strong>e Entwässerung des Bodens ebenso notwendig. Diese Entwässerung wird durch e<strong>in</strong> weit<br />
verzweigtes System aus Gräben <strong>und</strong> Vorflutern gewährleistet, die über Siele <strong>und</strong> Schöpfwerke <strong>in</strong> die<br />
Nordsee entwässern. Vermehrter Niederschlag im H<strong>in</strong>terland führt zu erhöhten Abflussmengen <strong>und</strong><br />
somit zu e<strong>in</strong>em erhöhten Bedarf an Sielzugzeiten oder verlängerten Schöpfzeiten. Auf der anderen<br />
Seite ist die Bewässerung <strong>in</strong> den Marschen im Sommer zur Viehtränke notwendig. Das Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
der <strong>Region</strong> wird überdies größtenteils aus der <strong>Region</strong> selber gewonnen.<br />
Niedersachsen muss, wie oben beschrieben, ca. 125 km Hauptdeiche erhöhen bzw. verstärken. Nach<br />
traditioneller Art bedeutet dies, dass die Deichkrone erhöht wird. E<strong>in</strong>e Erhöhung hat e<strong>in</strong>e Ausweitung<br />
des Deichfußes zur Folge <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>en hohen Bedarf an Baumaterial (Sand <strong>und</strong> Klei). Der<br />
zusätzliche Raumbedarf ist an vielen Stellen der Küste nicht mehr vorhanden, da bebaute Infrastruktur<br />
zu nah an den Deich herangerückt ist. Der zusätzliche Materialbedarf an Klei kann nicht wie <strong>in</strong><br />
früheren Jahren aus dem Vorland gewonnen werden, da dort der Nationalpark Niedersächsisches<br />
Wattenmeer errichtet wurde <strong>und</strong> diese Nutzung verboten worden ist. Ansätze, diesen Konflikt zu<br />
lösen, s<strong>in</strong>d mit den „10 Punkten für e<strong>in</strong>en effektiveren <strong>Küsten</strong>schutz“ (MU 2006) erstellt worden, doch<br />
führte dies zu erneuten Konflikten. Nach dem der Klei nicht mehr im Vorland gewonnen werden kann,<br />
muss er im B<strong>in</strong>nenland gewonnen werden. Dies ist aber nur an ganz bestimmten Stellen möglich, <strong>in</strong><br />
denen e<strong>in</strong>e andere Nutzung bereits existiert. E<strong>in</strong> weiterer Konfliktpunkt besteht zwischen dem<br />
<strong>Küsten</strong>schutz <strong>und</strong> dem Naturschutz, weil die Erweiterungen des Deichfußes <strong>in</strong> der Regel nach vorne<br />
durchgeführt werden. Die Kosten für das Ausbauprogramm für Niedersachsen werden auf 520 Mio. €<br />
veranschlagt, wobei ca. die Hälfte für die Maßnahmen am <strong>Jade</strong>busen verplant ist.<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Naturschutz<br />
Art <strong>und</strong> Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung der potenziell ertragreichen Marschböden s<strong>in</strong>d<br />
<strong>und</strong> waren starken Schwankungen unterlegen. Wurden noch <strong>in</strong> den 1960er Jahren auf fast e<strong>in</strong>em<br />
Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Getreide angebaut <strong>und</strong> dom<strong>in</strong>ierte <strong>in</strong> den 1990er Jahren<br />
R<strong>in</strong>dermast die zunehmend flächengroßen Betriebe, ist <strong>heute</strong> vor allem Milchwirtschaft anzutreffen.<br />
Mit der Intensivierung der Landwirtschaft g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten umfangreiche<br />
Meliorationsmaßnahmen e<strong>in</strong>her. Zahlreiche, vormals naturnahe, so genannte Grenzertragsstandorte<br />
wurden durch Dra<strong>in</strong>age <strong>und</strong> Tiefumbruch <strong>in</strong> Grasäcker verwandelt, Wiesen <strong>und</strong> Weiden mussten<br />
Intensivgrünland weichen. Neben den teilweise sehr wertvollen landwirtschaftlichen Nutzflächen des<br />
B<strong>in</strong>nenlandes ist für den Naturschutz das Vorland von herausragender Bedeutung (Landschaftsschutz-,<br />
Naturschutz- <strong>und</strong> NATURA 2000-Gebiete). Am seeseitigen Deichfuß beg<strong>in</strong>nt der Nationalpark<br />
Niedersächsisches Wattenmeer, welcher <strong>in</strong> drei unterschiedliche Schutzzonen aufgeteilt ist. Deren<br />
Schutzstatus reicht von besonders stark geschützten Zonen bis zu Zonen, <strong>in</strong> denen dem Tourismus<br />
Vorrang gegeben wird. Der <strong>Jade</strong>busen, die Rückseitenwatt <strong>und</strong> die offenen Watten im <strong>Weser</strong>ästuar<br />
s<strong>in</strong>d Bestandteile des Nationalparks.<br />
Tourismus<br />
Der Tourismus ist e<strong>in</strong>e der wichtigsten Nutzergruppen <strong>in</strong> den <strong>Küsten</strong>landkreisen <strong>und</strong> wurde <strong>in</strong> den<br />
letzten Jahren verstärkt ausgebaut. Steigende Übernachtungszahlen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> diversifiziertes Angebot an<br />
Freizeitaktivtäten sollen die Attraktivität der <strong>Region</strong> erhöhen. Typisch für die <strong>Jade</strong>-<strong>Weser</strong>-<strong>Region</strong> s<strong>in</strong>d<br />
Wochenausflügler, die, von Meer <strong>und</strong> Küste angezogen, Kurzurlaub an der See machen. Der<br />
Fremdenverkehr ist deutlich saisonal <strong>und</strong> von <strong>in</strong>dividuellen Vorlieben geprägt. Von entscheidender<br />
Bedeutung ist die verkehrliche Erreichbarkeit der <strong>Region</strong>, <strong>in</strong>sbesondere aber auch die schnelle<br />
Anb<strong>in</strong>dung an attraktive Oberzentren. Durch den gr<strong>und</strong>legenden Wandel des Arbeitsmarktes <strong>in</strong> der<br />
<strong>Region</strong> kommt dem Tourismus zunehmende Bedeutung als Wirtschaftsfaktor zu. Die Entwicklung der