<strong>Frühherbst</strong> <strong>in</strong> <strong>Znaim</strong> <strong>und</strong> <strong>Umgebung</strong>. Auch der heißeste Sommer geht <strong>in</strong> unseren Breiten zu Ende. Aber die Hoffnung auf warme Spätsommer- <strong>und</strong> Herbsttage bleibt. Die K<strong>in</strong>der marschieren täglich voller Freude <strong>in</strong> ihre Schulen. Für Ausflüge bleiben nur die schulfreien Wochenenden. Aber auch an diesen wird <strong>in</strong> der <strong>Znaim</strong>er Region e<strong>in</strong> abwechslungsreiches Programm angeboten. Gleich am dritten Wochenende im September, am 14. <strong>und</strong> 15., steigt <strong>in</strong> <strong>Znaim</strong>er Altstadt e<strong>in</strong> Fest der Superlative, das <strong>Znaim</strong>er We<strong>in</strong>lesefest. Die erste Veranstaltung fand 1966 nach e<strong>in</strong>er Idee von František Koukal statt. Auf Anhieb kamen <strong>in</strong> dem damals kommunistischen Land über 60 tausend Besucher, um den <strong>in</strong> die Königsstadt e<strong>in</strong>ziehenden böhmischen König Johann von Luxemburg hoch leben zu lassen. In Begleitung von Hofdamen, Hofleuten, Knappen, Trompetern, Trommlern <strong>und</strong> Bannerträgern sowie Spaßmachern, Pfeifern <strong>und</strong> Bogenschützern - gekleidet <strong>in</strong> mittelalterlichen Kostümen, wie damals im Mai 1327. Er kam aus polnischem Breslau, wo er mit dem polnischen König Kazimir III. verhandelte. Teile Schlesiens fielen der Tschechischen Krone zu <strong>und</strong> diesen Verhandlungserfolg wollte der König gerade hier <strong>in</strong> <strong>Znaim</strong> feiern. Diese grandiosen Feierlichkeiten werden unter Mitwirkung von H<strong>und</strong>erten von Freiwilligen nachgestellt. In den Gassen der Innenstadt entstehen für diese Tage mittelalterliche Märkte, Stände der Handwerker werden aufgebaut, Gaukler, Feuerschlucker, Jongleure treiben sich herum, e<strong>in</strong> Militärlager wird aufgeschlagen. In den Stadtmaßhäusern gibt es den hiesigen We<strong>in</strong> – alt, jung, vorjährig - <strong>und</strong> der Sturm zum Verkosten. Die großartige mittelalterliche Pracht wird von den Ritter- <strong>und</strong> Fechtturnieren, Theatern, Wettkämpfen für K<strong>in</strong>der begleitet <strong>und</strong> durch das feierliche Feuerwerk gekrönt. Bereits die erste Veranstaltung 1966 war e<strong>in</strong> unglaublicher Erfolg. Im nächsten Jahr 1967 kamen fast doppelt soviel, nämlich 110 tausend Besucher <strong>in</strong> diese Stadt an der Thaya, nahe österreichischer Grenze. In Luft lag der Duft des Prager Frühl<strong>in</strong>gs. Die Zehntausende schrien „Es lebe der König“ aus heiseren Kehlen, aus vollen Herzen. Der luxemburgische König war <strong>und</strong> ist nicht nur hier, sondern <strong>in</strong> ganz Tschechien sehr populär. Damals wie heute. Die <strong>Znaim</strong>er liebten ihren König, der ihnen schon 1324 das gleiche Recht für Handel mit Salz <strong>und</strong> We<strong>in</strong> gab, das die Städte Iglau <strong>und</strong> Brünn bereits hatten, gleichzeitig auch das Verbot des Ausschanks fremden We<strong>in</strong>es. Königs Johann jüngste Tochter Anna heiratete hier 1335 den Erzherzog Otto von Habsburg. Bei diesen grandiosen, ausschweifenden Feierlichkeiten brannte halbe Stadt samt der Burg ab. 1967 übertrug das Tschechoslowakische Fernsehen 2 x 3 St<strong>und</strong>en live. Das Feuer gab es diesmal nur von den Feuerschluckern <strong>und</strong> von dem monumentalen Abschlussfeuerwerk. Unmittelbar nach dem Abbau <strong>und</strong> Abrechnung des Festes, f<strong>in</strong>g der Begründer <strong>und</strong> Organisator des <strong>Znaim</strong>er We<strong>in</strong>lesefestes František Koukal samt se<strong>in</strong>em Heer von Freiwilligen mit der Planung für das nächste Jahr an. Für das Jahr 1968. Die Liberalisierungsbemühungen der damaligen Reformregierung unter Alexander Dubček <strong>und</strong> die dadurch gewonnene Freiheiten ließen auf e<strong>in</strong> noch größeres, freieres We<strong>in</strong>lesefest hoffen. Am 21. August 1968 wurden die fast abgeschlossenen Vorbereitungen jäh gestoppt <strong>und</strong> Hoffnungen zerstört. Auf den Plätzen, statt mittelalterlichen Märkten <strong>und</strong> Soldatenlagern, stand e<strong>in</strong> modernes militärisches Gerät - wirkliche Panzer der so genannten Bruderstaaten. Im nächsten Jahr 1969 fand das Fest trotz E<strong>in</strong>wänden seitens Regierung statt. Die Besucherzahl bewegte sich gegen 100 tausend. Es kamen an die 70 Journalisten, darunter die Fox-Wochenschau aus USA. Aus Angst vor Unruhen stand die Polizei sowie Armee <strong>in</strong> Bereitschaft. Unter die Fortsetzung auf Seite 18
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