Aufrötung von Rindfleisch durch Sauerstoffdruckbehandlung 1 ...
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Wirkungsmechanismus<br />
Nitsch, P. (2008) Mitteilungsblatt der Fleischforschung Kulmbach 47, Nr. 182<br />
Durch die Erhöhung des Sauerstoffanteils<br />
in der Umgebungsluft wird über diese<br />
Partialdruckerhöhung der Konzentrationsgradient<br />
desselben im Bezug zum Fleischinneren<br />
noch stärker erhöht als er schon<br />
bei Atemluft besteht. Somit dringt Sauerstoff<br />
etwas besser resp. weiter als normal<br />
in das Fleisch ein und steht dort zur Oxygenierung<br />
des Muskelfarbstoffes Myoglobin<br />
zur Verfügung. Der Muskelfarbstoff<br />
selbst wird hingegen permanent desoxygeniert,<br />
da dies Energie für die auch noch<br />
nach dem Tod dort in den Schlachttierkörpergeweben<br />
teilweise geordnet und zunehmend<br />
ungeordnet ablaufende Stoffwechselprozesse<br />
liefert. Solange Sauerstoff<br />
in das Fleisch nachdiffundiert, „lädt“<br />
sich das Myoglobin stets <strong>von</strong> neuem auf,<br />
bis es schließlich selbst Um- und/oder<br />
Abbauvorgängen des postmortalen Stoffwechsels<br />
unterworfen seine Funktionsfähigkeit<br />
verliert, wie z. B. <strong>durch</strong> Dissoziation<br />
bei niedrigen pH-Werten oder Metmyoglobinbildung.<br />
Mit zunehmender Entfernung<br />
zur Fleischoberfläche nimmt die<br />
Diffusionsstärke und die so nachfließende<br />
Menge Sauerstoff stetig ab, so dass sich<br />
in der Tiefe des Gewebes schließlich ein<br />
Gleichgewicht zwischen zum Myoglobin<br />
diffundierendem („nachfließendem“) Sauerstoff<br />
und den desoxygenierenden<br />
Effekten einstellt. Dies ist der Rand der für<br />
oxygeniertes Myoglobin (= Oxymyoglobin)<br />
typischen, hellroten Zone. Dahinter liegt<br />
das Myoglobin nur noch in seiner violettfarben<br />
erscheinenden, sauerstofffreien<br />
Form vor, da hier dem Myoglobin mehr<br />
Sauerstoff entzogen wird als nachdiffundieren<br />
kann. Dort ist das Fleisch in seiner<br />
Sauerstoffschuld bläulich-violett.<br />
Durch Erhöhung des Sauerstoffanteils in<br />
der Umgebungsluft zum Fleisch kann man<br />
den Diffusionsdruck und somit die Eindringtiefe<br />
etwas erhöhen, so dass der Aufrötebereich<br />
etwas tiefer in das Fleisch<br />
reicht als nur an der Luft lagernd. Ähnliches<br />
gilt, wenn man lediglich den Druck<br />
ohne Erhöhung des Sauerstoffanteils erhöht.<br />
Kombiniert man beide Möglichkeiten,<br />
kann man damit die Anzahl der pro Fläche<br />
zum Eindringen in das Fleisch vorliegenden<br />
Sauerstoffmoleküle stark erhöhen,<br />
also seinen Konzentrationsgradienten und<br />
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damit nach dem 1. FICK'schen Gesetz<br />
dessen Diffusionsstärke und auch -geschwindigkeit<br />
steigern. Eine weitere Wirkung<br />
auf den Prozess hat auch die Temperatur<br />
des Fleisches während der Sauerstoffexposition,<br />
da hier<strong>durch</strong> bekanntlich<br />
sowohl die Bildung des Oxymyoglobins als<br />
auch der für die Desoxygenierung verantwortliche,<br />
postmortale Muskelstoffwechsel<br />
stark in seiner Geschwindigkeit beeinflusst<br />
werden. Daraus wird andererseits klar,<br />
dass etwaige steuerungsbedingte Druck-<br />
oder Konzentrationsänderungen während<br />
der Exposition lediglich einen Einfluss auf<br />
die aktuell vorherrschende Diffusionsstärke<br />
und -geschwindigkeit <strong>von</strong> Sauerstoff,<br />
aber keinerlei Effekte auf seine chemisch<br />
basierenden Wirkungen im Fleisch,<br />
wie seine bekannt qualitativ unerwünschten<br />
Wirkungen in zahlreichen Um- und<br />
Abbauprozessen, besitzen können.<br />
Wie eine Behandlung <strong>von</strong> Fleisch mit<br />
einem erhöhtem Sauerstoffgehalt unter<br />
Druck seine sensorische Qualität beeinflusst<br />
und wie Temperatur, Druck und<br />
Sauerstoffsättigung der Atmosphäre die<br />
Aufrötegeschwindigkeit beeinflussen, wird<br />
in weiteren Mitteilungen detailliert dargestellt.<br />
Literatur<br />
BEKHIT, A.E.D. et al., 2007: Post-mortem metmyoglobin<br />
reduction in fresh venison, Meat<br />
Science 75 (2007), S. 53<br />
GROBBEL, J.P. et al. (2008): Effects of packaging<br />
atmospheres on beef instrumental tenderness,<br />
fresh color stability, and internal cooked<br />
color, Journal of Meat Science 86, S. 1191<br />
LÖFFLER, G. u. P.E. PETRIDES (Hrsg.): Biochemie<br />
und Pathobiochemie. 7. Auflage.<br />
Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2003<br />
MANCINI, R.A. u. M.C. HUNT (2005): Current research<br />
in meat color, Meat Science 71 (2005),<br />
S. 100<br />
POTTHAST, K. (1986): Fleischfarbe, Farbstabilität<br />
und Umrötung. In Kulmbacher Reihe Band<br />
6 – Chemisch-physikalische Merkmale der<br />
Fleischqualität, Eigenverlag BAFF-Kulmbach,<br />
S. 89<br />
O'KEEFE, M. u. D.E. HOOD (1982): Biochemical<br />
Factors Influencing Metmyoglobin Formation<br />
on Beef from Muscles of Differing Colour<br />
Stability, Meat Science 7, S. 209