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RUETHENFEST Landsberg am Lech - Schlossallee

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Region Jakobsweg | Seite 44<br />

Nicht dass Sie glauben, ich hätte<br />

meine Wanderschuhe an den Nagel<br />

gehängt. Ganz im Gegenteil!<br />

Die Sankt-Jakobs-Kirche in<br />

Öttingen: Der heilige Jakobus ist trotzdem<br />

nie durch Öttingen gewandert<br />

Der Jakobsweg<br />

in Nordschwaben<br />

Viele Wege führen nach Santiago de Compostela.<br />

Einer dieser Jakobswege führt auch durch Bayerisch-<br />

Schwaben. Er beginnt in Öttingen und verläuft über<br />

Donauwörth nach Augsburg. Im Süden von Augsburg<br />

geht es dann auf zwei verschiedenen Routen weiter.<br />

Wir wollen uns aber auf den nordschwäbischen Teil<br />

konzentrieren und steigen in Öttingen ein.<br />

Text und Fotos n Sascha Schneider


Eigentlich wollte ich mit dem Zug von Augsburg nach Öttingen fahren,<br />

aber dann wäre ich <strong>am</strong> Morgen erst mal drei Stunden in der Bummelbahn<br />

unterwegs gewesen und erst etwa um halb zehn angekommen.<br />

Für das, was ich vorhabe, deutlich zu spät. Natürlich werden eingefleischte<br />

Jakobuspilger so einen wie mich jetzt auslachen. Und<br />

in Spanien heißt es auf die Frage: „Wo beginnt denn der Jakobsweg?“<br />

– „El c<strong>am</strong>ino comienza en su casa.“ (Der Weg beginnt in<br />

Deinem Haus). Aber ich heiße ja auch nicht Hape Kerkeling und<br />

kann eben nicht einfach sagen: „Ich bin dann mal weg.“ Also fahre<br />

ich mit dem Auto nach Öttingen. Tanken muss ich dafür auch noch.<br />

Und ironischer Weise erwische ich eine Shell-Tankstelle. Das Logo<br />

von Shell, die Muschel, ist gleichzeitig auch das Symbol für den<br />

Jakobsweg, nur auf den Kopf gestellt…<br />

Start bei Minusgraden<br />

Für den heutigen Tag sind über 20 Grad versprochen und ich<br />

hoffe natürlich, dass der Wetterbericht Recht behält. Glaube<br />

und Hoffnung spielen auf dem Jakobspilgerweg ja auch eine<br />

große Rolle. Jakob oder „Jakobus“ war einer der zwölf Apostel<br />

und seit dem Mittelalter führen religiöse Motive die Wanderer<br />

auf diesen Weg, der bis nach Santiago de Compostela<br />

führt. Um diesen Jakobus ranken sich auch die abenteuerlichsten<br />

und mythischsten Geschichten. Er sei in Spanien missionierend<br />

unterwegs gewesen und das anfangs recht erfolglos. Bis ihm dann<br />

angeblich die Jungfrau Maria begegnete und ihm Mut gemacht haben<br />

soll. Nach seinem Tod soll dann ein Schiff „ohne Besatzung“<br />

seine Gebeine nach Santiago de Compostela gebracht haben, wo<br />

er begraben wurde – auch angeblich. Darüber gibt es nämlich sehr<br />

unterschiedliche Ansichten. Teilweise wird auch in Frage gestellt, ob<br />

der Apostel überhaupt in Spanien aktiv war. In Öttingen gibt es eine<br />

Statue des heiligen Jakobus vor der gleichn<strong>am</strong>igen Jakobskirche.<br />

So wie er da mit Hut, Stab und Trinkflasche vor einem<br />

steht, könnte man meinen, dass er d<strong>am</strong>als auch durch Öttingen<br />

gelaufen ist. Ist er aber nicht. Es waren die Pilger,<br />

die bestimmte Wege für ihre Reise aussuchten und eben<br />

bis nach Spanien wanderten und die Kathedrale in Santiago<br />

de Compostela als Ziel hatten. Seit den Siebzigerjahren<br />

wächst die Zahl der Pilger stetig. Mittlerweile liegt die Zahl<br />

regelmäßig über 100.000 pro Jahr. Es handelt sich dabei<br />

um reelle Zahlen, denn jeder Pilger muss auf dem Weg Stempel in<br />

seinem Pilgerpass s<strong>am</strong>meln. Im vergangenen Jahr waren es sogar<br />

270.000 Pilger, die sich auf den Weg nach Spanien machten und da<br />

tatsächlich auch ank<strong>am</strong>en, natürlich mit unterschiedlichen Entfernungen.<br />

Diese hohe Zahl liegt wohl daran, dass 2010 wieder ein „heiliges<br />

Compostelanisches Jahr“ war. Und selbstverständlich spielt das Buch<br />

von Hape Kerkeling nach wie vor eine wichtige Rolle. Dadurch gewann<br />

und gewinnt der Jakobsweg immer noch an Popularität.<br />

Über Megesheim und Polsingen<br />

Bei Megesheim verzieht sich der Morgennebel und die Sonne fängt<br />

an zu lachen. Soweit passt es also mit „Glaube und Hoffnung“. Lei-<br />

Der heilige Jakobus in<br />

Öttingen: Schutzpatron der<br />

Wanderer und des Wetters<br />

>><br />

Seite 45


Region Jakobsweg | Seite 46<br />

der verläuft der erste Teil des Jakobswegs direkt an der Hauptstraße.<br />

Auf den Autolärm möchte man als Wanderer gerne verzichten. Aber<br />

schon bald nach Megesheim bessert sich das und es geht durch den<br />

Wald. Hier findet sich die Ruhe, die einen Wanderer komplett abschalten<br />

lässt. Der Jakobsweg im Ries bietet schöne Abwechslungen. Mal<br />

Waldweg, mal Wiesenweg, mal Feldweg. Und die Landschaft im Ries<br />

ist was ganz besonderes für‘s Auge. Und für den Körper. Mal rauf,<br />

mal runter. Aber alles auf gemäßigte Weise, überanstrengen muss<br />

man sich nicht. Auch die Beschilderung ist sehr gut, obwohl ich zweimal<br />

vom Weg abgekommen bin, aber das lag dann eher an mir selber.<br />

Die Pilgergemeinschaften in Deutschland und andere Vereine haben<br />

sich um die Wegweiser gekümmert. Im Mittelalter und darüber hinaus<br />

führte der Jakobsweg tatsächlich über die ganz normalen Ortsverbindungen;<br />

die sind natürlich schon lange wegen des Verkehrs absolut<br />

nicht zumutbar. Und deswegen haben die Pilger sich neue Wege gesucht,<br />

die soweit wie möglich den Asphalt meiden. Und es ist durchaus<br />

so, dass es zwischendurch mal durch‘s Unterholz geht. Gutes<br />

Schuhwerk sollte man also auf jeden Fall anziehen.<br />

Schloss Harburg – hier wird zum Harburger Burgfest Salut geschossen.<br />

Im Wald bei Polsingen – die Sonne hat sich durchgesetzt.<br />

Fuchsienstadt Wemding<br />

Mittags erreiche ich Wemding, die Fuchsienstadt. Wemding hat einen<br />

sehr schönen Stadtkern mit hübschen, alten Häusern. Dort lohnt<br />

sich ein längerer Aufenthalt. Hinter Wemding findet sich der Wanderer<br />

gleich wieder im Wald. Und die entspannende und kontemplative<br />

Reise geht weiter durch die wunderschöne, hügelige und einzigartige<br />

Landschaft im Ries, weiter Richtung Harburg. Die Beine werden zwar<br />

langs<strong>am</strong> müde, aber der Stolz auf die zurückgelegte Strecke und der<br />

Ehrgeiz lassen sie weiterlaufen. Harburg schaffe ich auf jeden Fall<br />

auch noch. Auf Schloss Harburg wurde in früheren Zeiten ja viel gezündet<br />

und geschossen, mittlerweile donnern die Kanonen nur noch<br />

beim Harburger Burgfest. Die Stadt ist dann aber auch mein letztes<br />

Ziel bei dieser Wanderung. Der weitere Weg für die Jakobuspilger<br />

führt über Kloster Holzen und Biberbach nach Gersthofen und Augsburg.<br />

Aber von Öttingen bis Harburg waren es für mich heute in etwa<br />

30 Kilometer und die spüre ich. Nun ja – die erste Wanderung im<br />

Jahr. Jedenfalls weiß ich <strong>am</strong> Ende des Tages, dass ich heute Nacht<br />

gut schlafen werde. n<br />

Informationen zum Jakobsweg:<br />

www.jakobuspilgergemeinschaft-augsburg.de<br />

Ein Besuch in Harburg an der Wörnitz lohnt sich – ein schönes Städtchen!


Region Fundstücke<br />

Der Augsburger Hühnermord<br />

Es gibt Schauplätze, zu denen nur wenige kommen, um<br />

zu schauen. Selbst wenn dort Geschichte geschrieben<br />

wird. Wir stellen solche Orte vor.<br />

Kennen Sie in Augsburg das Gässchen mit dem zauberhaften Na-<br />

men „Rahmgartengässchen?“ Das finden Sie nie, wenn’s Ih-<br />

nen nicht jemand zeigt! Dieser Ort, ein Brückchen über einem<br />

der vielen <strong>Lech</strong>kanäle in der Augsburger Altstadt, zwischen Lauterlech<br />

und Mittlerem Graben, ist ein Tatort. Vier Hühner wurden<br />

hier einst erschlagen! An diesen Hühnermord erinnert eine Gedenktafel<br />

<strong>am</strong> Brückenmäuerchen, Nicht wegen der Hühner, nein,<br />

sondern weil an dieser Stelle die nationale Fluggeschichte ihren<br />

Ausgang nahm. Hier probierte der Erfinder und Schuster Salomon<br />

Idler (1610 bis 1670) als erster Deutscher das Fliegen aus.<br />

Zugegeben, dieser Ort des Gedenkens im schmalen Gässchen bezaubert<br />

nicht gerade durch bestechende Schönheit. So bietet es sich an,<br />

einfach mal die Augen zu schließen und sich die Szenerie der Vergangenheit<br />

auszumalen: Da ist also dieser Salomon Idler – dort auf dem<br />

Dach eines Schuppens! Selbst gebaute Flügel hat er sich um den Leib<br />

geschnallt. Wie ein Riesenvogel sieht er aus! Er flattert, stößt sich ab<br />

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Seite 47<br />

Im Rahmgartengässchen<br />

in<br />

Augsburg geschah<br />

ein „Mord“.<br />

vom Dach, gerät in Schieflage und kracht wie ein Stein in die Brücke.<br />

Diese birst, darunter erst ein Gegacker, dann Stille – vier Hühner tot,<br />

erschlagen unter dem Gemäuer! Idler selbst rappelt sich auf, lädiert,<br />

aber nicht ernsthaft verletzt. Angekratzt hingegen ist sein Selbstbewusstsein.<br />

Hätte er sonst seine unselige Flugapparatur kurze Zeit später<br />

auf einem Feld außerhalb der Stadt verbrannt? Dabei hatte der<br />

„fliegende Schuster“, wie er genannt wurde, noch Glück! Gar nicht<br />

auszudenken, wenn Salomon Idler an seinem ursprünglichen Plan festgehalten<br />

hätte, vom Perlachturm herunter zu springen – pardon – zu<br />

fliegen! Ein Geistlicher soll ihn vor so viel Tollkühnheit bewahrt haben.<br />

Es war sicherlich ein Anfang voller Tragik. Doch der Pioniergeist Salomon<br />

Idlers sollte die Deutschen, insbesondere die Augsburger, die<br />

ihre Stadt zu einer Stadt der Flugindustrie machten, zu Höhenflügen<br />

inspirieren. Sie sehen – es kann auch der unscheinbarste Gedenkort<br />

zu einem zauberhaften Fundstück und lohnenswerten Ziel eines Spaziergangs<br />

werden! (gk)<br />

<strong>RUETHENFEST</strong><br />

<strong>Landsberg</strong> <strong>am</strong> <strong>Lech</strong><br />

Das große historische Kinderfest<br />

15. Juli - 24. Juli 2011<br />

Alle 4 Jahre wird in <strong>Landsberg</strong> <strong>am</strong> <strong>Lech</strong> die Vergangenheit<br />

lebendig. In der festlich geschmückten Altstadt feiern die<br />

<strong>Landsberg</strong>er mit ihrem „Ruethenfest“ über 800 Jahre<br />

Geschichte. Mehr als 1.000 Mädchen und Buben präsentieren<br />

herausragende Stationen aus <strong>Landsberg</strong>s Historie. Die<br />

einwöchigen Festlichkeiten laden Einheimische und Gäste<br />

zum fröhlichen Mitfeiern bei Tänzen, Umzügen, zünftigem<br />

Lagerleben, musikalischen Darbietungen und kulinarischen<br />

Genüssen in der ges<strong>am</strong>ten Innenstadt ein.<br />

Veranstalter:<br />

Ruethenfestverein e. V.<br />

Saarburgstr. 12,<br />

86899 <strong>Landsberg</strong> <strong>am</strong> <strong>Lech</strong><br />

Tel. 08191/305217<br />

Fax 08191/969380<br />

E-Mail: info@ruethenfest.de<br />

www.ruethenfest.de<br />

Weitere Informationen:<br />

Tourist Information,<br />

Historisches Rathaus<br />

Hauptplatz 152<br />

86899 <strong>Landsberg</strong> <strong>am</strong> <strong>Lech</strong><br />

Tel. 08191/128-246<br />

E-Mail: info@landsberg.de<br />

www.landsberg.de

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