Die Volksfront - der Gruppe Arbeiterpolitik
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zuschreiben. Mit an<strong>der</strong>em Worten: <strong>Die</strong> Einheitsfronttaktik knüpfte an den Wi<strong>der</strong>spruch<br />
an, da13 einerseits die Sozialdemokratie den Wunsch breiter Massen nach Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Lohn- und Arbeitsbedingungen ohne Revolution wi<strong>der</strong>spiegelte und daß an<strong>der</strong>erseits<br />
<strong>der</strong> Kampf <strong>der</strong> Werktätigen für die Verbesserung <strong>der</strong> Lohn- und Arbeitsbedingungen<br />
die notwendige Durchgangsperiode auf dem Wege zur sozialen Revolution darstellte.<br />
<strong>Die</strong>se von <strong>der</strong> KPD bis 1923 entwickelte Einheitsfronttaktik war die Voraussetzung<br />
dafür, daß 1923 die KPD zum ersten und bisher einzigen Male die Frage des Kampfes<br />
um die politische Macht überhaupt stellen - wenn auch nicht mit <strong>der</strong> Eroberung<br />
<strong>der</strong> politischen Macht beantworten konnte. Ihr Einfluß auf die sozialdemokratischen<br />
und nichtkommunistischen Arbeiter war in den Einheitsfrontkäm fen so gewachsen,<br />
daß sie die nächste Eta pe, den Kampf um die olitische Macht, ins xuge fassen konnte.<br />
Daß dieser Schritt 19g3 nicht getan werden Ronnte, hatte objektive Gründe und ist<br />
nicht auf den angeblichen Verrat <strong>der</strong> Brandler-Thalheimer-Führung <strong>der</strong> KPD zurückzuführen.<br />
<strong>Die</strong> herrschende Klasse in Deutschland war noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten.<br />
Mit <strong>der</strong> neuen „Rentenmark", die die Inflation beendete, konnten die Arbeiter<br />
wie<strong>der</strong> kaufen und ihre notwendi sten Bedürfnisse stillen. <strong>Die</strong>se Möglichkeit (unterstützt<br />
durch die Wirtschaftshilfe <strong>der</strong> %a italistischen Klassengenossen <strong>der</strong> Entente) zwang<br />
die Massen nicht, ihr Letztes im #ampf ums Uberleben einzusetzen: ihr Leben. <strong>Die</strong><br />
auch unter Kommunisten verbreitete Vorstellung, daß Kommunisten diese Bereitschaft<br />
<strong>der</strong> Massen durch eignes Opfer ersetzen, den Massen ihre revolutionäre Tat abnehmen<br />
könnten, hat mit Kommunismus nichts zu tun. Engels hat das in den „Grundsätzen des<br />
Kommunismus" so ausgedrückt: „. . . <strong>Die</strong> Kommunzsten wissen zu gut, da@ alle Verschwörungen<br />
nicht nur nutzlos, son<strong>der</strong>n sogar schädlich sind. Sie wissen zu gut, da$<br />
Revolutionen nicht absichtlich und willkürlich gemacht werden, son<strong>der</strong>n da8 sie überall<br />
und zu je<strong>der</strong> Zeit die notwendige Folge von Umständen waren, welche von dem Willen<br />
und <strong>der</strong> Leistung einzelner Parteien und ganzer Klassen durchaus unabhängig sind. Sie<br />
sehen aber auch, daj3 die Entwicklung des Proletariats in fast allen zivilisierten Län<strong>der</strong>n<br />
~waltsam unterdrückt und da& hierdurch von den Gegnern <strong>der</strong> Kommunisten auf eine<br />
evolution mit aller Macht hin earbeitet wird. Wird hierdurch das unterdrückte Proletariat<br />
zuletzt in eine ~evolution %ineingejagt, so werden wir Kommunisten ebensogut mit<br />
<strong>der</strong> Tat wie jetzt mit dem Wort die Sache <strong>der</strong> Proletarier verteidigen. "5<br />
<strong>Die</strong> hier veröffentlichten Artikel aus dem ,,Internationalen Klassenkampf"6 haben den<br />
Bankrott <strong>der</strong> <strong>Volksfront</strong>politik in Frankreich und in Spanien vorausgesagt, wie die<br />
<strong>Gruppe</strong> <strong>Arbeiterpolitik</strong> auch in dem besetzten Deutschland nach 1945 vor dem Eintritt<br />
von Kommunisten in bürgerliche Regierungen gewarnt hat. <strong>Die</strong>se Voraussagen<br />
beruhten lediglich darauf, daß sie bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> konkreten Verhältnisse in<br />
Spanien, Frankreich und Deutschland in <strong>der</strong> Periode von 1935 bis 1939 ebenso wie<br />
nach 1945, die Methode des Marxismus anwandten. <strong>Die</strong> in diesen ~rtikein zum Ausdruck<br />
kommende Kritik ist nun über 30 Jahre alt. Hat sie in dieser Zeit an Aktualität<br />
eingebüßt? In <strong>der</strong> BRD betreibt vor allem die DKP eifrige Agitation mit <strong>der</strong> <strong>Volksfront</strong>,<br />
zur Zeit unter dem Begriff des ,,antimonopolitischen Bündnisses."' Wie wenig jedoch<br />
diese Agitation <strong>der</strong> Erforschung des gesellschaftlichen Prozesses standhält, dafür liefert<br />
die DKP - wenn auch unbewußt - selbst den Beweis. In einer Broschüre ,,Klassenkäm<br />
fe in Frankreich heute", die <strong>der</strong> Popularisierung <strong>der</strong> <strong>Volksfront</strong>agitation dienen soll;<br />
wird als Ergebnis <strong>der</strong> <strong>Volksfront</strong>politik von 1935 bis 1938 in Frankreich festgestellt:<br />
,,Aber die <strong>Volksfront</strong>regierun unter Leon Blum konnte sich aufgrund innerer Gegensätze<br />
(welcher Art? , die ~ed.7 nicht lange halten. Nach ihrem Rücktritt 1938, <strong>der</strong> nur<br />
durch die Mobilisierun <strong>der</strong> Massen - wie die französische KP for<strong>der</strong>te - ge en den<br />
zunehmenden Druck k r Monopole, reaktionarer Parteien und organisierten jschistischen<br />
Banden hätte abgewendet werden können (wer verhin<strong>der</strong>te diese Mobilisierung<br />
<strong>der</strong> ,,nichtmonopolistischen Schichten"?, die Red.) wetteiferten die nachfolgenden<br />
Regierungen miteinan<strong>der</strong>, sich in <strong>der</strong> Senkung des Lebensstandards <strong>der</strong> werktätigen Be-<br />
5 MEW, Band 4, Seite 372.<br />
Zeitschrift <strong>der</strong> ,,Internationalen Vereinigung <strong>der</strong> kommunistischen Opposition" (IVKO).<strong>Die</strong> W O<br />
hatte ihr Büro zu <strong>der</strong> Zeit in Paris.<br />
' „Nichtmonopolistische Schichten und Mehrheit verstanden ais die Gesamtheit <strong>der</strong> Arbeiter, Ange-<br />
stellten und Beamten, <strong>der</strong> technischen und wissenschaftlichen Intelligenz, <strong>der</strong> Bauern, Handwe~<br />
ker. Handeis- und Kaufleute, <strong>der</strong> kulturell Tätigen, des sogenannten Mittelstandes bis hin zu nicht-<br />
monopolistischen Kapitalisten." (so Reinhard Opitz, „Wie bekämpft man den Faschismus? '')<br />
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