forum 2/2012 - Parität NRW

Bürgerschaftliches Engagement in der Kita
Im Alltag der Villa Kunterbunt zeigen sich die Stärken und Besonderheiten von Elterninitiativen
Die Villa Kunterbunt, eine integrative Kindertagesstätte in Bielefeld, ist eine von rund 800 Elterninitiativen unter dem Dach
des Paritätischen NRW, deren Tagesablauf von der ehrenamtlichen Mitarbeit der Eltern geprägt ist. Kleine und große Kinder,
Kinder mit und ohne Behinderung profitieren von den familienähnlichen Strukturen in der Einrichtung, flexiblen
Angeboten sowie vielen Möglichkeiten zur Mitwirkung und Mitgestaltung.
In der Villa Kunterbunt werden 35 Kinder
zwischen ein bis sechs Jahren in zwei
altersdurchmischten Gruppen ganztägig
betreut. Im Vergleich zu vielen großen Trägern
ist dies ein überschaubares Szenario,
in dem jeder jeden kennt. „Genau das
ist das Besondere an der Villa Kunterbunt
und anderen Elterninitiativen. Kinder und
ihre Eltern fühlen sich bei uns gut aufgehoben,
denn es geht sehr familiär zu. Das
gibt den Eltern das Gefühl, als Person und
in ihrer Rolle als Erziehungsberechtigte
ernst genommen zu werden. Sie möchten
an der Entwicklung ihrer Kinder teilhaben,
bei uns haben sie die Möglichkeit
dazu“, erklärt Inge Freye, seit 16 Jahren
Leiterin der im Sommer 1989 gegründeten
Einrichtung.
Arbeitsleistung. Freye: „Wir versuchen, die
Mitarbeit und Betreuungszeiten so zu
organisieren, dass sie mit dem Beruf und
den Interessen der Eltern vereinbar sind.“
Eltern als Ehrenamtliche
Gelebte Demokratie
Die Eltern engagieren sich ehrenamtlich, Ihre Funktion als Träger der Einrichtung
weil sie die Erziehung ihrer Kinder nicht organisieren die Eltern verantwortungs-
ganz aus der Hand geben möchten. Für vievoll: Jährlich wird ein vierköpfiger Vorle
ist die Mitarbeit in der Villa Kunterbunt stand gewählt, einmal pro Monat findet
der Grundstein für späteres bürgerschaft- eine Vorstandssitzung, alle zwei Monate ein
liches Engagement. Obwohl sie Zeit und Elternabend statt und zweimal im Jahr die
Kraft investieren, empfinden sie ihre Tätig- Mitgliederversammlung. „Auch in der Kitakeit
als persönlichen Gewinn. Ihre Beteili- Ratssitzung bringen Elternvertretung, Vorgung
ist vertraglich geregelt, alle Eltern stand und Fachpersonal ihre Vorschläge
sind Mitglied im gleichnamigen Verein der ein. Es gibt auch schon mal heftige Dis-
Villa Kunterbunt, zahlen einen Beitrag und kussionen, denn nicht alle Anregungen
verpflichten sich zu einer monatlichen können berücksichtigt werden. Hier gilt
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es, wie in der Politik, auf demokratischem
Wege einen Konsens zu finden“, berichtet
Freye.
Bedürfnisse der Kinder
Vielfalt erhalten
Die Leiterin der Villa Kunterbunt hofft, dass
Hier zeigt sich eine weitere Stärke von sich Elterninitiativen und Elternvereine
Elterninitiativen: Sie passen sich flexibel finanziell und wirtschaftlich in ihrer Vielfalt
an persönliche und gesellschaftliche Ver- halten können. Freye: „Es ist wichtig, dass
änderungen an. Auch die konsequente es weiterhin kleinere Träger gibt, denn sie
Orientierung am Gemeinwohl ist in der arbeiten transparent und die Gelder
Villa Kunterbunt selbstverständlich: Als fließen direkt in die Arbeit mit den Kin-
integrative Tagesstätte berücksichtigt sie dern. Ich wünsche mir außerdem, dass
die speziellen Bedürfnisse der Kinder mit unsere Landesregierung ernsthaftes Inter-
Behinderung. Zudem lernen die Eltern, esse daran hat, diese wertvolle Bildungs-
nicht nur ihre eigenen Wünsche umzuarbeit zu fördern. Es muss die Bereitschaft
setzen, sondern die einer ganzen Gruppe bestehen, auch Neugründungen, die ja
von Kindern und der Erzieher/-innen. zwangsläufig altersgemischt sein müssen,
finanziell zu unterstützen und nicht nur
den Ausbau der Betreuungsplätze für
unter dreijährige Kinder.“
Villa Kunterbunt e. V.
Johannistal 32 | 33617 Bielefeld
Telefon: (05 21) 15 06 06
info@villa-bielefeld.de
www.villa-bielefeld.de
Fotos: ©Elterninitiative Villa Kunterbunt