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78 - Zeidner Nachbarschaft

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nen und des Alternden. Heute lebt und<br />

arbeitet der emeritierte Professor in<br />

Gießen. Er hält weiterhin viele Vorträge<br />

und publiziert unzählige Aufsätze<br />

in Fachzeitschriften sowie Büchern.<br />

Kollegen und ehemalige Schüler<br />

haben sein wissenschaftliches Lebenswerk<br />

vielfach gewürdigt. – Die<br />

siebenbürgisch-sächsische Lehrervereinigung„Stephan-Ludwig-Roth-Gesellschaft<br />

für Pädagogik“ (RGP) hatte<br />

er mitgegründet und jahrelang geleitet.<br />

1983 erhielt Prof. Mieskes den<br />

Siebenbürgisch-sächsischen Kulturpreis<br />

der Landsmannschaft.<br />

Und der <strong>Zeidner</strong> Nachbar? Von<br />

Jena (damals DDR) aus konnte Hans<br />

Mieskes nach dem Kriege erstmals<br />

1952 auf Besuch nach Zeiden fahren.<br />

Er bedauert es heute noch zutiefst, daß<br />

er diese erste Reiseerlaubnis erst erhalten<br />

hatte, nachdem sein geliebter<br />

Vater kurz vorher verstorben war.<br />

Später ist er häufig zu seiner alten<br />

Mutter in die Heimat gefahren und hat<br />

dreimal auch alle seine fünf Kinder<br />

mitgenommen, denen es in Zeiden<br />

sehr gut gefiel. Dankbarkeit und Heimatverbundenheit<br />

klingen an, wenn<br />

er 1955 rückblickend schreibt: „...Ein<br />

seiden Tüchlein brachte ich mit, Symbol<br />

für unzertrennliches Band zwischen<br />

beiden Welten, denn so sind wir<br />

nun einmal vom Schicksal bedacht:<br />

Menschen mit zwiefacher Heimat in<br />

der Seele! Wäre mir ehedem mein<br />

Stand als hochgelehrter Universitätsprofessor<br />

nicht bewußt geworden,<br />

mein Besuch zu Hause hätte mich<br />

dessen inne werden lassen. Nicht nur<br />

in Zeiden, nein, auch in Kronstadt und<br />

Hermannstadt wurde ich geehrt und<br />

gefeiert, so daß der ehemalige Schusterjunge<br />

aus der Langgasse ganz still<br />

und dankbar wurde, selber verwundert<br />

über den Weg, den absonderlichen<br />

Weg, den ihn sein Schicksal geführt<br />

hat. Lang, beschwerlich war<br />

meine Straße, und wunderlich die<br />

Führung. Und gab mir die Fügung nun<br />

schon große Möglichkeiten des Wirkens<br />

und Schaffens in die Hände, so<br />

will ich nie vergessen, wo die Wurzeln<br />

gründen. Und danken will ich all<br />

denen, die irgendwann und irgendwie<br />

mich formten.“ – Bei Begegnungen<br />

mit <strong>Zeidner</strong> Landsleuten spricht Prof.<br />

Mieskes leidenschaftlich gerne <strong>Zeidner</strong>isch<br />

und verwendet dabei mit großem<br />

Behagen alte, teils urwüchsige<br />

Mundartausdrücke von daheim. So<br />

hörten wir zum ersten Mal bei ihm den<br />

heute kaum noch verwendeten Ausdruck:<br />

„reachless“. Und zwar in der<br />

Verbindung „reachless Geweadder“,<br />

was eine Steigerung für ein schlechtes<br />

Wetter bedeutet und eher mit ekelhaft,<br />

widerlich, auch scheußlich, abscheulich,<br />

abstoßend, umschrieben<br />

werden muß, meint der Professor.<br />

Wenn Hans Mieskes heute in Gießen<br />

längere Zeit keine Gelegenheit hat,<br />

sächsisch zu sprechen, bekommt er<br />

fast ein körperliches Verlangen, einmal<br />

wieder zu reden, „wie ihm der<br />

Schnabel gewachsen ist“.<br />

Dem Nieber vum aeveschten Darrerech<br />

woantsche(n) mer: Harr erhäolt<br />

ehm de Gesandhaet och den Terven!<br />

Balduin Herter<br />

Walter Peter Plajer ist 75<br />

Am 28. März 1995 erfüllte der in<br />

Zeiden lebende Gärtnermeister Walter<br />

Peter Plajer seinen 75. Geburtstag.<br />

Unseren Lesern ist der Jubilar als<br />

Verfasser eines spannenden Erlebnisberichtes<br />

über Drangsale und Verschleppung<br />

in Erinnerung, der nach<br />

1989 in der „Karpatenrundschau“ in<br />

Auszügen abgedruckt werden konnte<br />

und in diesem Frühjahr als Buch erscheinen<br />

wird.<br />

Walter Peter Plajer ist außerdem als<br />

sächsischer Mundartautor in Erschei-<br />

nung getreten, Texte von ihm sind von<br />

Hans Mild, Norbert Petri, Karl Fisi,<br />

Günther Prömm und Ernst Fleps für<br />

Männerchor, gemischten Chor bzw.<br />

eine Gitarrengruppe vertont worden.<br />

Auch mit anderen literarischen Versuchen<br />

(Prosa, Theaterstücke, Krippenspiel)<br />

hat sich der Autodidakt im<br />

Laufe der Jahre immer wieder beschäftigt.<br />

Aus: KR Nr. 12, vom 23. März 1995<br />

Von Günter Prömm vertonter Mundarttext „Abend am Waldesrand“ von Walter Peter Plajer (für<br />

Gitarrengruppe) Quelle: KR 12/95<br />

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