Stöttlhex landet wieder in Mieming - Gemeinde Mieming - Land Tirol
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Der Chronist – Folge 11: Leute, die uns etwas zu erzählen haben<br />
Elisabeth Müller (Haid’n Liesl) Jahrgang 1937<br />
Es gibt nicht mehr viele, die die Entwicklung<br />
des Tourismus auf dem Miem<strong>in</strong>ger<br />
Plateau so nahe erlebt, sich so an E<strong>in</strong>zelheiten<br />
er<strong>in</strong>nern können und auch bereit<br />
s<strong>in</strong>d, davon etwas zu erzählen. E<strong>in</strong>e davon<br />
ist die Liesl.<br />
Sie ist als zweites von sechs K<strong>in</strong>dern der<br />
Gastwirtsfamilie Haid, Gasthof Löwen <strong>in</strong><br />
Barwies, zur Welt gekommen. „Die Haid“<br />
stammen aus Oetz. Der älteste Bruder<br />
ihres Großvaters war der bekannte Fremdenverkehrspionier,<br />
k.u.k Postmeister,<br />
Reichstags- und <strong>Land</strong>tagsabgeordneter<br />
und Gründer der ältesten Raiffeisenkasse<br />
<strong>Tirol</strong>s, Johann Tobias Haid. Ihr Großvater,<br />
Franz Josef Haid, erwarb zu Ende des<br />
19. Jahrhunderts e<strong>in</strong>en Gastbetrieb <strong>in</strong> der<br />
Bischofsstadt Brixen. Se<strong>in</strong>e Frau Agnes,<br />
e<strong>in</strong>e geborene Spielmann (Lukaser) aus<br />
Untermiem<strong>in</strong>g, wurde <strong>in</strong> der neuen Heimat<br />
nie recht glücklich, da sie sehr unter<br />
Heimweh litt.<br />
1906 bot sich die Gelegenheit, den Gasthof<br />
zum Löwen <strong>in</strong> Barwies zu kaufen und<br />
die Familie kehrte <strong>in</strong> ihre angestammte<br />
Heimat zurück. Schon um die Jahrhundertwende<br />
entdeckten immer mehr Städter<br />
die Schönheit des „Miem<strong>in</strong>ger Hochlandes“<br />
und kamen zur Sommerfrische.<br />
Oft mehrere Wochen lang. Nach Unterbrechung<br />
durch den I. Weltkrieg und die<br />
galoppierende Inflation erholte sich die<br />
Wirtschaft erst nach der E<strong>in</strong>führung des<br />
Schill<strong>in</strong>gs (1925) langsam und der Tourismus<br />
kam damit allmählich <strong>in</strong> Schwung,<br />
bis mit der 1000 Mark Sperre (1933) diese<br />
Entwicklung jäh gestoppt wurde.<br />
In dieser Zeit verstand es der Gastwirt<br />
FJ Haid, durch e<strong>in</strong>e gezielte Werbung<br />
viele Menschen auf die Vorzüge e<strong>in</strong>es Ferienaufenthaltes<br />
<strong>in</strong> Barwies aufmerksam<br />
zu machen. In se<strong>in</strong>em Prospekt wurde u.a.<br />
mit „eigener Oekonomie und Milchwirt-<br />
schaft, Gemüse und Obstgarten, ausgezeichnetem<br />
Hochquellen=Tr<strong>in</strong>kwasser,<br />
e<strong>in</strong>er Auto=Garage, e<strong>in</strong>er Benz<strong>in</strong>=Zapfstelle<br />
und e<strong>in</strong>er Postwagen=Haltestelle geworben.<br />
E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er, sechsseitiger Hausprospekt<br />
lobte <strong>in</strong> vollen Zügen den Erholungswert<br />
des „Miem<strong>in</strong>ger Hochlandes“.<br />
Nachfolger des Franz Josef Haid wurde<br />
se<strong>in</strong> Sohn Johann (Hans), der e<strong>in</strong>e Tischlerlehre<br />
absolvierte und ursprünglich für<br />
die Führung der <strong>Land</strong>wirtschaft vorgesehen<br />
war. Se<strong>in</strong>e Frau Berta war e<strong>in</strong>e<br />
„Bäckn“ (Rappold) aus Fronhausen. Bei<br />
sechs K<strong>in</strong>dern, der <strong>Land</strong>wirtschaft und<br />
dem Gastbetrieb war es selbstverständlich,<br />
dass die K<strong>in</strong>der sehr früh für alle Arbeiten<br />
herangezogen wurden. Verschiedene Umstände<br />
zwangen die Familie Haid, ihren<br />
Gastbetrieb während des Krieges zu verpachten.<br />
Dieser Umstand und die Nutzung<br />
des Hauses als Quartier für das Kaderpersonal<br />
der Besatzungsmächte (Amerikaner,<br />
Franzosen) h<strong>in</strong>terließ se<strong>in</strong>e Spuren.<br />
Liesl kann sich noch gut an den E<strong>in</strong>marsch<br />
der Amerikaner er<strong>in</strong>nern, wie sie<br />
als K<strong>in</strong>der um „gum“ bettelten, an ihre<br />
erste Schachtel Pral<strong>in</strong>en, die sie von e<strong>in</strong>em<br />
Sergeant geschenkt bekam, auch daran,<br />
wie ihre Tante Anna <strong>in</strong> der Küche von den<br />
Besatzern um Essensreste oder übrige Lebensmittel<br />
bat, die sie dann weiter an hungernde,<br />
ausgebombte Familien oder<br />
Flüchtl<strong>in</strong>ge, von denen es <strong>in</strong> Miem<strong>in</strong>g etliche<br />
gab, zu verteilen. 1949 übernahm die<br />
Familie Haid dann den Gastbetrieb <strong>wieder</strong><br />
selbst. Es folgte die Zeit des Wieder-<br />
20 17. Februar 2011<br />
Fotos: Mart<strong>in</strong> Schmid / privat