Rundbrief 4/2010 - Internationaler Versöhnungsbund
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Israel und Palästina - Reiseeindrücke im Herbst <strong>2010</strong><br />
Vom 10.-22. Oktober <strong>2010</strong> war Clemens Ronnefeldt wieder mit einer Reisegruppe im Nahen Osten, um Friedensinitiativen<br />
auf israelischer und palästinensischer Seite zu besuchen.Die Reise war organisiert von Pax Christi und<br />
IPPNW.<br />
von Clemens Ronnefeldt<br />
Micha Kurs, ehemaliger israelischer Soldat, der die Soldatenvereinigung<br />
„Breaking the Silence“ mitbegründet<br />
hat und sich im „Israelischen Komitee gegen die Zerstörung<br />
von Häusern“ engagiert, gab uns im Rahmen einer<br />
Jerusalem-Rundfahrt einen Überblick, wo palästinensischen<br />
Häusern bereits Abrissbefehle zugestellt wurden,<br />
um jüdischen Siedlern Platz zu machen. Sofern die betroffenen<br />
Familien nicht selbst ihre Häuser zerstören,<br />
werden ihnen die Kosten des Abrisses in Höhe von mehreren<br />
Tausend US-Dollar in Rechnung gestellt.<br />
Der Bürgermeister von Bethlehem, Victor Bartaseh, im Gespräch<br />
mit Clemens Ronnefeldt auf dem Platz vor der Geburtskirche in<br />
Bethlehem bei einer Mahnwache zur Freilassung palästinensischer<br />
Gefangener, die wegen ihres Protestes gegen die Besatzung<br />
in israelischen Gefängnissen sitzen. Foto: C.Ronnefeldt<br />
In Bethlehem begegneten wir auf dem Platz vor der Geburtskirche<br />
Bürgermeister Victor Bartarseh, der sich je-<br />
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den Mittwoch bei einer Mahnwache mit Familienangehörigen<br />
solidarisiert, deren Männer und Söhne wegen<br />
ihres Protestes gegen die Besatzung in israelischen Gefängnissen<br />
sitzen, davon manche der 6000-7000 Gefangenen<br />
schon seit mehr als 30 Jahren.<br />
Dr. Rateb Abo Rahma mit leeren Tränengas-Patronen, die bei<br />
den Demonstrationen gegen die Sperranlage in Bil´in von israelischen<br />
Soldaten verschossen wurden. Foto: C.Ronnefeldt<br />
In Bil´in, unweit von Ramallah, finden seit 2005 jeden<br />
Freitag Demonstrationen gegen die Mauer/Sperranlage<br />
statt, die den Verlust etwa der Hälfte des Gemeindelandes<br />
von Bil´in zur Folge hatte. Am Haus von Dr. Rateb<br />
Abo Rahma hängen Fotos von sechs inhaftierten Mitgliedern<br />
des örtlichen „Volks-Komitees“, das die Demonstrationen<br />
vorbereitet. Im vergangenen Jahr wurde<br />
ein Demonstrant von einem Tränengas-Geschoss getötet,<br />
von den rund 130 Verletzten der letzten fünf Jahre<br />
hätten zehn bleibende Schäden davon getragen. Sein<br />
Bruder, den wir bei unserem Besuch vor vier Jahren<br />
kennen gelernt hatten - ein Lehrer, der sich der Gewaltfreiheit<br />
verschrieben hat - sitzt seit einem Jahr in israelischer<br />
Haft. Er hatte leere Tränengaspatronen, welche die<br />
israelischen Soldaten gegen die Demonstranten eingesetzt<br />
hatten, aufgesammelt und zuhause aufbewahrt.<br />
Nach einer Hausdurchsuchung erfolgte die Anklage wegen<br />
unerlaubten Munitionsbesitzes mit anschließender<br />
Verurteilung.<br />
Versöhnung 4/<strong>2010</strong>