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Spaghetti-Tour light, Monte Rosa 07.07.08-11.07.08

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gestaltet. Dynamik und Konzentration in jedem Schritt. Kontemplation<br />

und Harmonie führen uns zum Ziel, also dem Ostgipfel des Liskamm.<br />

Die drei strammen Oesterreicher Jungs, mit denen wir am Abend vorher<br />

nett plauderten, haben wir überholt und hinter uns gelassen:<br />

Zitat Urs: „Die hei mir ganz schön abtrochnet, hähä“.<br />

Es geht eben nix über den gleichmässigen, wenn manchmal auch etwas<br />

schwerfälligen, Schweizer Bergschritt.<br />

Wir schreiten über perfekten Trittschnee auf den Ostgipfel. Der Anblick<br />

ist fantastisch. Ruhig, mild, friedlich. Zerklüftete Gebirge, schnee- und<br />

eisbedeckt. Als ob jemand Berge von Puderzucker ausgeschüttet hätte.<br />

Überall silbrige Bergflanken, die funkeln. Die wunderbare Landschaft<br />

unter uns, der Himmel über uns. Herrlich! Ja doch! So kann’s<br />

weitergehen. Wir sind ganz wirblig vor Freude.<br />

Über die Parrotspitze, einem weiteren 4000er geht's in die Margherita<br />

Hütte. Auf knapp 4600 m.ü. Meer. Ächz... Das wird mir eine angenehme<br />

Nacht werden.<br />

Wir schauen die Dufourspitze im Abendrot an: morgen, ja morgen, da<br />

werden wir uns wie ein Duke fühlen.<br />

Auf dem höchsten Schweizer stehend. Mit einem zufriedenen Lächeln die<br />

letzten paar Schritte auf den Gipfel zu machen, den Pickel mit der<br />

restlichen Kraft in den Schnee rammen, uns in die Arme fallen und uns<br />

gratulieren. So träumen wir.<br />

Die Nacht ist dann ganz angenehm. Auch das Schnarchkonzert der<br />

Männer hält sich brav in einem piano piano. Nur einmal kurz gegen<br />

Morgen dreht Pesche auf in einer Lautstärke, die eine startende Boeing<br />

747 als mickrigen Dezibel-Knirps erscheinen lässt. Ich äuge gespannt in<br />

die anderen Kojen und erwarte fliegende Kissen. Keine Regung. Offenbar<br />

richtige Jetsetter, meine Berggspändli.<br />

Nächster Morgen: Wettergott hat uns Wolken geschickt. Wir packen<br />

zusammen und rennen los. Richtung Tal allerdings. Die Dufourspitze und<br />

der Duke in uns müssen warten. Wir trösten uns. Dieser Berg ist ja<br />

sowieso ein Skitourenberg.<br />

Der Abstieg geht in die Knie. Vor allem bei dem Tempo, das Mischu<br />

vorlegt. Er jagt uns den Berg runter. Bergführer. Der James Bond der<br />

Berge. Ich bin sicher, die haben auch „the licence to kill“. Vielleicht für<br />

alle BerggängerInnen, die nicht mithalten können. Ich werde das Gefühl<br />

nicht los, dass Mischu bereits künstliche Kniegelenke hat und sich keine<br />

Sorgen mehr machen muss um seine. Im Gegensatz zu mir.<br />

Kurz vor Zermatt dreht Petrus den Wasserhahn definitiv auf. Dank<br />

unserem antreibenden Rudelführer hält sich das „Gegluntsche“ in den<br />

Schuhen aber in Grenzen.<br />

Als wir ein paar Stunden später im Zug Richtung Bern sitzen, scheint<br />

schon wieder die Sonne und lässt noch einmal die schneebedeckten<br />

Bergspitzen aufblitzen. Wir sind müde aber zufrieden und glücklich. Und<br />

wir freuen uns über diese fantastische Woche. Und last but not least: auf<br />

eine kulturhaltige Mahlzeit. <strong>Spaghetti</strong> (die hat’s entgegen dem Klischee<br />

nämlich gar nie gegeben) und Kaffee zum Beispiel. Beides aus richtigem<br />

Geschirr genossen.

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