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Blickpunkt Hessen - Hessische Landeszentrale für politische Bildung

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Die Gründung des Landes <strong>Hessen</strong> 1945<br />

Am 19. September 1945, vier Monate<br />

nach Kriegsende, verkündete der<br />

amerikanische Oberbefehlshaber<br />

in Deutschland, General Dwight D.<br />

Eisenhower, in der Proklamation Nr.<br />

2 die Gründung des Landes Groß-<br />

<strong>Hessen</strong>. Damit zog Eisenhower einen<br />

Schlussstrich unter die seit dem<br />

Kriegsende andauernde zählebige<br />

Diskussion um die territoriale Gliederung<br />

der amerikanischen Besatzungszone.<br />

Wenn auch der Entschluss, die<br />

vormalige preußische Provinz <strong>Hessen</strong>-Nassau<br />

mit dem ehemaligen<br />

Volksstaat <strong>Hessen</strong> (-Darmstadt) zu<br />

einem Land zu verbinden, nur teilweise<br />

auf historische Entwicklungen<br />

und kaum auf wirtschaftliche und<br />

geographische Zusammenhänge<br />

Rücksicht nahm, so sollte sich diese<br />

Entscheidung doch als dauerhaft herausstellen.<br />

Das neue Land entsprach in Größe,<br />

Bevölkerung und Wirtschaftskraft dem<br />

erklärten Ziel der Besatzungsmacht,<br />

den zentralistischen Einheitsstaat der<br />

NS-Zeit durch ein Föderativsystem<br />

mit starken Ländern zu ersetzen. Die<br />

Landesgründung war zwar Sache der<br />

Amerikaner gewesen, doch hatten sie<br />

die Entscheidung keineswegs im luftleeren<br />

Raum am Reißbrett gefällt. Sie<br />

hatten ganz bewusst die <strong>Hessen</strong> mit<br />

einbezogen und deren Meinung zur<br />

Vereinigung erkundet. Die Bevölkerung<br />

stand dem Plan überaus positiv<br />

gegenüber, konnte doch die Idee<br />

eines „Groß-<strong>Hessen</strong>“, eines Landes<br />

von der Werra bis zum Neckar, auf<br />

eine lange Tradition zurückblicken.<br />

Insofern erfüllten sich im September<br />

1945 lang gehegte Hoffnungen. Allerdings<br />

wurde die Ausklammerung<br />

ursprünglich hessischer Gebiete<br />

aufgrund der Zoneneinteilung als<br />

schmerzlich empfunden.<br />

Die Idee vom<br />

einigen<br />

„Groß-<strong>Hessen</strong>“<br />

Über die Jahrhunderte hinweg war<br />

<strong>Hessen</strong> keine homogene Einheit<br />

gewesen, sondern ein „verwirrendes<br />

Mosaik an Kleinterritorien“, „ein territoriales<br />

Puzzlespiel irgendwelcher<br />

Herren“ (Alfred Pletsch). Der historische<br />

Flickenteppich konsolidierte<br />

sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

im Zuge der napoleonischen Herrschaft,<br />

die <strong>für</strong> <strong>Hessen</strong> bedeutende<br />

Gebietsveränderungen brachte.<br />

Es entstanden erstmals größere<br />

Territorialstaaten. Nach Napoleons<br />

Niederlage und dem anschließenden<br />

Wiener Kongress 1814/15 gab es im<br />

Gebiet des heutigen <strong>Hessen</strong> sechs<br />

Gliedstaaten: Kur<strong>für</strong>stentum <strong>Hessen</strong><br />

(-Kassel), Großherzogtum <strong>Hessen</strong><br />

(-Darmstadt), Landgrafschaft <strong>Hessen</strong>-Homburg,<br />

Herzogtum Nassau,<br />

Fürstentum Waldeck-Pyrmont und die<br />

Freie Stadt Frankfurt.<br />

In der Revolution von 1848 erklang<br />

der Ruf nach „Drei <strong>Hessen</strong> unter einem<br />

Hut“ – und meinte damit Kur<strong>für</strong>stentum,<br />

Großherzogtum und Landgrafschaft,<br />

unter Einbezug von Nassau<br />

und Frankfurt. Eine in dieser Zeit in<br />

Darmstadt verbreitete Landkarte<br />

zeigte eben dieses geeinte <strong>Hessen</strong>,<br />

allerdings ohne die dem Großherzogtum<br />

<strong>Hessen</strong> (-Darmstadt) nach dem<br />

Wiener Kongress angegliederte linksrheinische<br />

Provinz Rheinhessen mit<br />

den Städten Mainz, Worms und Alzey.<br />

Das in dieser Karte umrissene Gebiet<br />

entsprach damit in etwa dem Territorium<br />

des 1945 begründeten <strong>Hessen</strong>.<br />

<strong>Blickpunkt</strong> <strong>Hessen</strong> – Die Gründung des Landes <strong>Hessen</strong> 1945 1

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