Wanderung von Seedorf via Lobsigen (See, Höhlen ... - rzwohlen.ch.
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Bieler Tagblatt Freizeittipp: Rund um <strong>Lobsigen</strong><br />
Wo einst die Mühlen klapperten<br />
Warum au<strong>ch</strong> in die Ferne s<strong>ch</strong>weifen? <strong>Lobsigen</strong> und seine Umgebung ist kein spektakuläres<br />
Ausflugsziel. Aber denno<strong>ch</strong> gibt es um das kleine Dorf über dem Mülital viel zu entdecken.<br />
Thomas Uhland<br />
Was das Gebiet rund um den Frienisberg zu bieten hat, vereinigt die Gegend rund um <strong>Lobsigen</strong> auf ein paar<br />
Kilometern: Saftig-grüne Wiesen, Wälder, weite Ebenen, enge Täler, in denen Bä<strong>ch</strong>e murmeln. Dazu kommen einige<br />
Spezialitäten, für die es si<strong>ch</strong> lohnt, ans Westende des Frienisberges zu kommen.<br />
Ein Sonntagsspaziergang mit einigen Attraktionen führt im Tal des Müliba<strong>ch</strong>s aufwärts. Der Weg verläuft meist im Wald<br />
und ist darum au<strong>ch</strong> bei warmem Wetter angenehm. Vom Restaurant Kreuz im Zentrum <strong>von</strong> <strong>Lobsigen</strong> führt ein<br />
Fahrsträss<strong>ch</strong>en lei<strong>ch</strong>t aufwärts. Na<strong>ch</strong> wenigen hundert Metern weist der Wanderwegweiser na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts in Ri<strong>ch</strong>tung<br />
Baggwil. Na<strong>ch</strong> zehn Minuten führt der Weg dur<strong>ch</strong> die Mosterei und S<strong>ch</strong>napsbrennerei Gehri. Äpfel, Birnen, Quitten,<br />
Zwets<strong>ch</strong>gen, Kirs<strong>ch</strong>en und Kartoffeln brennt Ruedi Gehri hier. Der Kartoffels<strong>ch</strong>naps, früher ein Armeleute-Fusel, wird<br />
heute wiederentdeckt. Er soll die Verdauung fördern und sogar bei lei<strong>ch</strong>ter Zuckerkrankheit helfen.<br />
Vier Brennöfen aus Kupfer stehen hier und warten darauf, dass in ihnen Frü<strong>ch</strong>te veredelt werden. Es duftet oder stinkt,<br />
je na<strong>ch</strong> Standpunkt, intensiv na<strong>ch</strong> Alkohol. Der Raum ist überstellt mit Kunststofffässern, Ballonflas<strong>ch</strong>en und Gerümpel.<br />
Bei 78 Grad wird hier der Alkohol aus der vergorenen Mais<strong>ch</strong>e zu einem ho<strong>ch</strong>prozentigen S<strong>ch</strong>naps destilliert. Den<br />
edlen Geist brennt Gehri entweder im Auftrag <strong>von</strong> Privatleuten, die ihm ihre Mais<strong>ch</strong>e anliefern, oder auf eigene<br />
Re<strong>ch</strong>nung. Das Produkt verkauft er dann vornehmli<strong>ch</strong> ans Gastgewerbe.<br />
Wenig weiter zweigt vom Waldsträss<strong>ch</strong>en ein Pfad ab, der links aufwärts zu den Lobsiger <strong>Höhlen</strong> führt. Die<br />
Sandsteinhöhlen waren lange Zeit die «Slums» <strong>von</strong> <strong>Lobsigen</strong>: No<strong>ch</strong> bis vor dem Zweiten Weltkrieg wohnten hier die<br />
ärmsten Lobsiger. Sie dürften die <strong>Höhlen</strong> in den Sandstein gegraben haben. Zu jener Zeit waren sie au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> um<br />
einiges tiefer. Inzwis<strong>ch</strong>en haben ihnen Wind, Wetter und herumkraxelnde Kinder zugesetzt, und beim Eingang ist Stück<br />
um Stück des bröckligen Steins abgebro<strong>ch</strong>en. Zum Verstecken spielen genügen die <strong>Höhlen</strong> no<strong>ch</strong> allemal. Während<br />
si<strong>ch</strong> der Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s in und um die <strong>Höhlen</strong> vergnügt, erholen si<strong>ch</strong> die Grossen auf dem s<strong>ch</strong>attigen Picknickplatz.<br />
Der Weg, der <strong>von</strong> den <strong>Höhlen</strong> taleinwärts geht, führt zum Baggwilgraben. Das Waldsträss<strong>ch</strong>en hingegen geht no<strong>ch</strong><br />
eine Weile taleinwärts, dreht dann aber und führt auf der anderen, s<strong>ch</strong>attigeren Talseite wieder zurück na<strong>ch</strong> <strong>Lobsigen</strong>.<br />
Dort, wo das Waldsträss<strong>ch</strong>en auf die Strasse na<strong>ch</strong> Ru<strong>ch</strong>wil mündet, gelangt man au<strong>ch</strong> wieder an die Sonne. Die<br />
sonnige und steile Talseite re<strong>ch</strong>ts heisst Rebhalde. Reben werden dort heute keine mehr angebaut. Wein brau<strong>ch</strong>t<br />
vornehmli<strong>ch</strong> Morgensonne, und die kann der Hang in Südwestlage ni<strong>ch</strong>t bieten. Allerhand Kern- und Steinobst<br />
hingegen gedeiht hier offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> gut. Und auf einer Wiese sind sogar ein paar Hirs<strong>ch</strong>kühe und ein Hirs<strong>ch</strong> zu sehen.<br />
Lebensader Müliba<strong>ch</strong><br />
Das Sträss<strong>ch</strong>en <strong>von</strong> der Sägerei Lüthi talabwärts ist fast ein Lehrpfad über die Nutzung der Wasserkraft. Na<strong>ch</strong> wenigen<br />
Metern sind links die Anfänge der Sägerei zu sehen: Im Gebäude, das heute als Lagers<strong>ch</strong>uppen benützt wird, sind<br />
no<strong>ch</strong> die Überreste der einstigen Wasserkraftanlage zu sehen.<br />
Zweihundert Meter weiter gelangt man zu einer Häusergruppe, die ebenfalls uns<strong>ch</strong>wer als Mühlekomplex zu erkennen<br />
ist. Das Haus bei der Brücke war früher einmal eine Kno<strong>ch</strong>enstampfe. Das Kno<strong>ch</strong>enmehl war, und ist bis heute, ein<br />
begehrter Dünger. Später befand si<strong>ch</strong> in dem Gebäude eine Bäckerei, die als besondere Spezialität Lebku<strong>ch</strong>en<br />
herstellte.<br />
Eine Mehlmühle gab es in <strong>Lobsigen</strong> jedo<strong>ch</strong> nie oder s<strong>ch</strong>on lange ni<strong>ch</strong>t mehr. Das Korn bra<strong>ch</strong>ten die Lobsiger na<strong>ch</strong><br />
Aarberg zum Mahlen oder dem Ba<strong>ch</strong> entlang in die Mühle Mühletal auf Radelfinger Boden, gut einen Kilometer weiter<br />
ba<strong>ch</strong>abwärts. Das stattli<strong>ch</strong>e Gebäude könnte gut als Kulisse für einen Film benützt werden; sogar einen Mühletei<strong>ch</strong> gibt<br />
es hier. Überquert man die Hauptstrasse, führt der Weg dur<strong>ch</strong> Pferdeweiden und weiter dem Ba<strong>ch</strong> entlang hinunter in<br />
die Ebene der Aare. Von dort kann man auf dem Uferweg na<strong>ch</strong> Aarberg spazieren.<br />
Eine besondere Augenweide ist das Gebiet rund um den <strong>Lobsigen</strong>see. Der ganze <strong>See</strong>, ni<strong>ch</strong>t viel mehr als ein Weiher,<br />
steht unter Naturs<strong>ch</strong>utz. Hier gedeihen ni<strong>ch</strong>t nur prä<strong>ch</strong>tige Bäume, sondern au<strong>ch</strong> seltene Pflanzenarten, und im<br />
S<strong>ch</strong>ilfgürtel nisten viele Wasservögel. Wer Geduld hat, kann das Treiben im und um den <strong>See</strong> vom Beoba<strong>ch</strong>tungsturm<br />
aus studieren.<br />
Am besten per Velo<br />
tul. <strong>Lobsigen</strong> ist mit dem Postauto <strong>von</strong> Aarberg aus in wenigen Minuten zu errei<strong>ch</strong>en. Das Pos<strong>ch</strong>i fährt tägli<strong>ch</strong> im<br />
Stundentakt (Abfahrt tagsüber meist Viertel na<strong>ch</strong>; Rückfahrt meist zur halben Stunde). Wer ein paar kurze, aber<br />
nahrhafte Steigungen ni<strong>ch</strong>t für<strong>ch</strong>tet, kommt au<strong>ch</strong> mit dem Velo gut na<strong>ch</strong> <strong>Lobsigen</strong>. Von Aarberg oder Lyss (z.B. über<br />
Niggidei-Vogelsang-Aspi) aus führen Strassen mit wenig Verkehr na<strong>ch</strong> <strong>Lobsigen</strong>. Für die Stärkung bieten si<strong>ch</strong> die<br />
Restaurants Hirs<strong>ch</strong>en (bei der Sägerei) und Kreuz (im Dorf) an.<br />
www.bielertagblatt.<strong>ch</strong>/Dossier//?serien_id=196&id=14513&job=7008261&kap=dos&dos=article