88.Ausgabe - SRG Blautal-Lonetal
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Der Einwurf<br />
GEWALTPOTENTIAL - HEMMSCHWELLE SCHWINDET<br />
„Fußball ist mein liebstes Hobby“, so steht mancher<br />
Satz in kindlichen Poesiealben. „Ein Hobby oder<br />
Steckenpferd ist eine Lieblingsbeschäftigung. Ein<br />
Hobby ist somit im Gegensatz zu Arbeit eine Tätigkeit,<br />
der man sich nicht aus Notwendigkeit,<br />
sondern freiwillig und aus Interesse, Faszination<br />
oder sogar Leidenschaft unterzieht. Die Tätigkeit<br />
bringt Vergnügen, Spaß oder Lustgewinn mit sich.<br />
Dabei ist mit Arbeit nicht ausschließlich Erwerbsarbeit<br />
(Beruf) gemeint.“ [Quelle Wikipedia.org].<br />
Vergnügen, Spaß und Lustgewinn! Nimmt man<br />
die Erläuterungen mal sehr genau, muss man sich<br />
doch in letzter Zeit die Frage stellen, ob man die<br />
Schiedsrichterei schon noch als Hobby im eigentlichen<br />
Sinne bezeichnen darf. Individualisten sind<br />
die meisten, die dieses Amt<br />
übernehmen, sicherlich zunächst<br />
aus den unterschiedlichsten<br />
Beweggründen<br />
doch alle mit der Aufgabe,<br />
ein Spiel im Sinne und Geiste<br />
des Regelwerkes zu leiten.<br />
Die Intention dabei Schmach,<br />
Haß und gar Schmerz zu<br />
verspüren wird aber in allen<br />
Fällen ausscheiden.<br />
Und trotzdem wird dies immer häufiger zur Begleiterscheinung<br />
bei der Ausübung dieses Hobbys.<br />
Ein Damoklesschwert schwebt nämlich über<br />
den Eigenschaften des ach so geliebten Fußballspiels.<br />
Die Hemmschwelle der Gewalt nimmt immer<br />
mehr ab. Da ist nicht mehr das sportliche Miteinander,<br />
die Achtung des Gegenübers, Nein - da<br />
ist die Selbstverwirklichung, der Druck, das grenzenlose<br />
Verlangen mit allen noch so erdenklichen<br />
Mitteln dieses Spiel zu gewinnen. Die handelnden<br />
Personen, der Mensch gegenüber, der eben auch<br />
ein Sportsmann ist, gerät dabei schnell ins sprichwörtliche<br />
Abseits. Und dieses Phänomen ist eben<br />
nicht nur in den untersten Klassen zu finden, eben<br />
nicht nur bei Spielern und Mannschaften mit Migrationshintergrund.<br />
Nein, längst hat die Aggression<br />
und die verlorene Achtung auch Klassen er-<br />
22<br />
Vergnügen, Spaß und Lustgewinn<br />
Bald ein Alltagsbild? Das Gewaltpotential<br />
steigt und mittendrinn die Schiedsrichter.<br />
reicht, wo dies bislang undenkbar war. Da wird<br />
ein Verbandsliga-Schiedsrichter nach dem Spiel<br />
von einer Spielerfrau bespuckt, der Schiedsrichter<br />
beleidigt und bedrängt. Da erhält ein Unparteiischer<br />
nach einem Landesligaspiel ein Schreiben<br />
eines Trainers und wird dabei der Lüge bezichtigt.<br />
Einer wird nach der Ausübung seines Hobby geschlagen,<br />
ein anderes Spiel wird nach einer Gewaltattacke<br />
gegen den Schiedsrichter-Assistenten<br />
abgebrochen. Die Hemmschwelle ist gefallen.<br />
Die Tatsachen jedoch werden gerne übertüncht.<br />
Da wird das Opfer in den Vereinsmedien plötzlich<br />
zum Täter, der bewusst betrogen, manipuliert<br />
und die Reaktionen selbst heraufbeschworen<br />
hat. Nicht ganz normal, werden sie sich fragen?<br />
Eigentlich nicht, aber fast normale Realität!<br />
Zweifelsohne ist die zunehmende<br />
Gewalt ein gesellschaftliches<br />
Problem. Aber:<br />
der Fußball ist längst ein<br />
Teil der Gesellschaft geworden.<br />
Aus diesem Grund ist<br />
es lobenswert und willkommen,<br />
dass sich der Verband<br />
auch mit diesem Themenfeld<br />
beschäftigt. Klare<br />
Zeichen, nicht nur in den<br />
Urteilssprüchen sondern auch bei der Prävention<br />
im Vorfeld wurden und werden gesetzt. Die<br />
Fußballgemeinschaft muss und kann hier positive<br />
Signale setzen, damit Vergnügen, Spaß<br />
und Lustgewinn wieder oben stehen. Dies ist<br />
sinnvoll, denn schließlich sollen auch in ein paar<br />
Jahren noch viele Kinder den Fußball als liebstes<br />
Hobby in die Alben ihrer Freunde schreiben.<br />
(mv)<br />
Info<br />
Für mehr Infos zu anstehenden Aktionen gegen<br />
das Thema Gewalt auf unseren Sportplätzen finden<br />
Sie auf den Internetseiten des Württembergischen<br />
Fußballverbandes unter<br />
www.wuerttfv.de