Laudatio Prof. Dr. Wolfgang Schneider Vorsitzender der ASSITEJ Bun<strong>des</strong>republik Deutschland e.V. und Ehrenpräsident der Internationalen Vereinigung <strong>des</strong> Theaters für Kinder und Jugendliche <strong>Kindertheater</strong> <strong>des</strong> <strong>Monats</strong>: Kinderrechte in der Praxis „Alle Kinder haben das Recht auf Spiel und Erholung sowie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben.“ (Artikel 31 der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen). „Ruhe, Erholung und Spiel sind wichtige Augenblicke im Leben je<strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>. Schulferien, Zeit zum Spielen, Werken, deine Freunde zu treffen, ins Museum, Kino oder in eine Ausstellung zu gehen, dir ein Theater oder eine Zirkusvorstellung anzusehen, bereichern das Leben. Die Städte und Gemeinden achten darauf, dass ihre Kinder und Jugendlichen Möglichkeiten zur vielfältigen Freizeitgestaltung haben.“ So steht es in der UN-Kinderrechtskonvention von 1989. Mit der Bekanntmachung im Bun<strong>des</strong>gesetzblatt S. 990 am 10. Juli 1992 wurde auch in Deutschland jenes Völkerrecht geschaffen, dass Kultur selbstverständlich auch für Kinder zur Verfügung steht. Das darf nach zwanzig <strong>Jahre</strong>n gefeiert werden. Wir feiern zugleich die <strong>20</strong>. Spielzeit <strong>des</strong> <strong>Kindertheater</strong> <strong>des</strong> <strong>Monats</strong> in Schleswig- Holstein. Dieses Programm, das die LAG Soziokultur Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit Veranstaltern von Flensburg bis Geesthacht und von Kiel bis Husum initiiert hat und bis heute betreut und organisiert, ist ein Beitrag zur Umsetzung der Kinderrechtskonvention und insbesondere ihres Artikels 31, der das Recht <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> auf Kunst und Kultur formuliert. Hier werden Sonntagsreden zu konkretem Alltagshandeln! Das <strong>Kindertheater</strong> <strong>des</strong> <strong>Monats</strong> setzt da an, wo die Teilhabe an kulturellen Aktivitäten keine Selbstverständlichkeit ist. Es ermöglicht Städten und Gemeinden unterschiedlicher Größe ein vielfältiges Theaterprogramm für Kinder. So sind die Wege kurz oder zumin<strong>des</strong>t kürzer und so können auch die Eintrittspreise bezahlbar bleiben. Zugleich hat die LAG Soziokultur das <strong>Kindertheater</strong> <strong>des</strong> <strong>Monats</strong> von Beginn an als umfassende Initiative mit dem Ziel nachhaltiger, auch struktureller Veränderungen, konzipiert. So gehören der kontinuierliche Dialog zwischen den reisenden Theatern und den Veranstaltern vor Ort, die systematische Auswertung der Erfahrungen jeder Vorstellung und jeder Spielzeit und die professionelle Öffentlichkeitsarbeit für die gesamte Reihe als Marke zu den tragenden Pfeilern <strong>des</strong> Erfolgsmodells. Bereits <strong>20</strong>05 wurde die LAG Soziokultur für ihr Engagement und ihre vorbildliche Arbeit im Rahmen <strong>des</strong> Deutschen Kinder- und Jugendtheatertreffens „Augenblick mal!“ in Berlin mit dem ASSITEJ Veranstalterpreis geehrt: Die LAG Soziokultur mit ihrem Geschäftsführer Günter Schiemann tritt dabei nicht nur als Vermittler auf, sondern hat eine Form der Zusammenarbeit mit den Veranstaltern gefunden, die von der Konzeption einer Spielzeit bis zu einer detaillierten Auswertung jeder einzelnen Aufführung an jedem Veranstaltungsort geht und zur kontinuierlichen Verbesserung <strong>des</strong> Theaterangebots führt, heißt es in der Laudatio. Zwanzig <strong>Jahre</strong> sind nicht nur eine lange Zeit; sie zeigen auch, wie bedeutsam die Einbindung verschiedener Partner und gleichzeitige Kontinuität in der Koordination sind. Zwanzig <strong>Jahre</strong> bieten einen Raum für nachhaltige Qualitätsdiskurse, die Wahrnehmungsweisen, die Begegnung mit dem Publikum und Kriterien der Auswahl verändern. Zwanzig <strong>Jahre</strong> sind Erfolg und Anspruch zugleich, denn sie belegen, dass ein „flächendecken<strong>des</strong>, dezentrales, regelmäßiges und qualitativ hochwertiges“ Theaterangebot für Kinder, wie es das Projekt von Beginn an angestrebt hat, auch Zeit braucht, sich zu entwickeln und strukturell verankert zu werden. Die Veranstaltungsorte werden nicht nur einmal bespielt, sondern sie beziehen Kinderkultur als dauerhaftes Element in ihre Konzeption ein und werden dadurch zu Anlaufstellen für – das hat die Auswertung der letzten Spielzeit gezeigt – ganze Familien. So verbindet das <strong>Kindertheater</strong> <strong>des</strong> <strong>Monats</strong> die Generationen und erschließt Orte für gemeinsame Aktivitäten, die sonst im Stadtraum selten sind. Die Veranstalter kommen zusammen und planen eine Spielzeit gemeinsam und auch für die Theaterkünstler ist das <strong>Kindertheater</strong> <strong>des</strong> <strong>Monats</strong> Anlass für Austausch und Begegnung, kollegiales Feedback und, selbstverständlich, die Reflexion <strong>des</strong> eigenen Tuns. Der Anspruch, Theater in und für Schleswig-Holstein zu fördern, wird greifbar, denn es werden Gastspiele ermöglicht, Einnahmen für Theater gesichert und Begegnungsorte für Theater und Publikum geschaffen. Viel Lob für ein Projekt, das mit wenig (finanziellem) Aufwand viel bewegt! Ein Projekt, das sich institutionalisiert hat. Wichtig ist dabei auch der Blick in die Zukunft, auf die nächsten zwanzig <strong>Jahre</strong>: <strong>Kindertheater</strong> ist nicht etwa gleichzusetzen mit kleinem Theater. Es braucht auch große Bühnen und große Besetzungen! Und: Große Theatererlebnisse brauchen Räume mit einer entsprechenden Ausstattung! Theaterpädagogische Konzepte bedürfen ebenso <strong>des</strong> Austauschs wie künstlerische! Wo werden neue Konzepte für das künstlerische Tun mit Kindern und Jugendlichen erprobt? Schleswig-Holstein ist als Flächenland eine Region mit viel Natur. Ist es auch ein Kulturstaat? In Sachen <strong>Kindertheater</strong> gäbe es noch mehr zu tun. Damit alle Bürger <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, insbesondere die jungen, min<strong>des</strong>tens zwei Mal im Jahr Theater besuchen können. Das ist kulturelle Bildung – und die wird ja auch im Kieler Landtag geschätzt. Also: Das Publikum auch zukünftig erreichen, bewegen, begeistern! Aber auch: Das Erreichte immer in Frage stellen, reformieren und verbessern! Weiter so! Und ändert Euch!