evangelisch in - Evangelische Kirchengemeinde Unterrath ...
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THEMA GLAUBEN<br />
„WIE KANN EIN MODERNER MENSCH AN GOTT GLAUBEN?<br />
EINDRÜCKE AUS DER PRESBYTERIUMSRÜSTZEIT<br />
Das Christentum ist durch das Feuer<br />
der Aufklärung h<strong>in</strong>durchgegangen. Wir<br />
leben nicht mehr im mittelalterlichen<br />
Kosmos, wo alles se<strong>in</strong>en Platz hatte<br />
und jeder wusste, wo er h<strong>in</strong>gehört.<br />
Moderne Menschen fragen und suchen<br />
und zweifeln – gerade auch die Christen.<br />
Zu glauben ist nicht selbstverständlich.<br />
Woher kommt die Welt? Wie sollen<br />
wir leben? Gibt es Hoffnung im Angesicht<br />
des Todes? Ist Gott wirklich da?<br />
Zusammen mit He<strong>in</strong>er Süselbeck, Rektor<br />
des Pastoralkollegs unserer Landeskirche,<br />
hat unser Presbyterium e<strong>in</strong>en<br />
anregenden Gang durch die Geistesgeschichte<br />
angetreten. Bei e<strong>in</strong>em Wochenende<br />
im Oktober g<strong>in</strong>g es um die<br />
Frage, wie man als moderner Mensch<br />
an Gott glauben kann.<br />
Wir haben den Zusammenbruch des<br />
Fortschrittsglaubens angesichts der geschichtlichen<br />
Katastrophen bedacht<br />
(Der Engel der Geschichte bei Walter<br />
Benjam<strong>in</strong>), über Hegel und Kant gehört,<br />
Friedrich Nietzsches großen Gegenentwurf<br />
zum Christentum wahrgenommen<br />
– und das alles wirklich als Abenteuer<br />
erlebt, weil es lebendig und<br />
erfahrungsgesättigt präsentiert wurde.<br />
Die Zeit verg<strong>in</strong>g wie im Flug.<br />
Uns ist neu deutlich geworden, dass<br />
der Glaube an Gott Leidenschaft für die<br />
Opfer der Geschichte bedeutet und e<strong>in</strong>e<br />
Hoffnung auf e<strong>in</strong>en neuen Himmel und<br />
e<strong>in</strong>e neue Erde. Dabei ist die Aufgabe<br />
e<strong>in</strong>er Kirchengeme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong> Dreifaches:<br />
Erstens <strong>in</strong> aller Breite nah bei den Menschen<br />
zu se<strong>in</strong>, mit offenen Räumen und<br />
vielfältigen Angeboten. Dann muss sie<br />
<strong>in</strong> der Tiefe e<strong>in</strong> klares Profil haben, <strong>in</strong><br />
Verkündigung, Seelsorge, Diakonie und<br />
Bildungsangeboten erkennbar se<strong>in</strong>. Und<br />
drittens dann ganz schlicht: Sie muss<br />
gute Nachbarschaft leben, e<strong>in</strong>fach<br />
Nächstenliebe praktizieren.<br />
Wichtig dabei: Diese Liebe wird durch<br />
den Glauben bestimmt (Caritas fide<br />
formata), nicht der Glaube durch die<br />
Liebe. Wer glaubt, will <strong>in</strong> Zusammenhängen<br />
leben, die größer s<strong>in</strong>d, als er<br />
sie selber herstellen kann. Will spüren,<br />
wie er von e<strong>in</strong>er Wahrheit getragen wird,<br />
die ihn weit übersteigt. Und dann will er<br />
se<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> die Hand nehmen und es<br />
aufrecht und frei bestehen.<br />
Es hat gut getan, über den eigenen<br />
Glauben <strong>in</strong>s Gespräch zu kommen. Das<br />
brauchen wir auch im Geme<strong>in</strong>dealltag,<br />
denn Glaube ist immer persönlich, aber<br />
nie privat. Wie kann e<strong>in</strong> moderner<br />
Mensch an Gott glauben? – e<strong>in</strong>e gute<br />
Frage, um solch e<strong>in</strong> Gespräch zu beg<strong>in</strong>nen!<br />
Pfarrer Bodo Kaiser<br />
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