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Der private Käufer tut gut dar an, sich<br />

von einem Schweizer Händler die lautere<br />

Herkunft des Werkes schriftlich<br />

zusichern zu lassen. Besonders beim<br />

Erwerb im Ausland empfiehlt sich eine<br />

schriftliche Garantie, dass das Objekt<br />

unter Berücksichtigung des Kultur -<br />

güterschutzes frei transferierbar ist und<br />

keine Drittansprüche durch <strong>Private</strong> oder<br />

Staaten bestehen. Die Schweizer Zollbehörde<br />

ist ermächtigt, verdächtiges<br />

Kulturgut bei der Ein-, Durch- und<br />

Ausfuhr zurückzubehalten und gegebenenfalls<br />

Strafanzeige zu erstatten 2) –<br />

unabhängig davon, ob man im Kunsthandel<br />

tätig ist oder als pri vater Käufer<br />

auftritt. Ein Verdacht auf möglichen<br />

Kulturgüterschmuggel fand kürzlich<br />

auch in der Schweiz mediale Beachtung.<br />

Enthält das Kunstwerk pflanzliche<br />

oder tierische Komponenten, wie beispielsweise<br />

Schmetterlinge oder Elfenbein,<br />

die dem Artenschutz unterstehen,<br />

ist ein entsprechendes Export-/Import-<br />

Cites-Zertifikat (Convention on International<br />

Trade in Endangered Species<br />

of Wild Fauna and Flora) notwendig.<br />

Da zudem länderspezifische Vorschriften<br />

bestehen können, sollten Transport<br />

und Zollformalitäten immer durch eine<br />

professionelle Kunstspedition abgewickelt<br />

werden.<br />

Steuerliche Aspekte<br />

und Geldwäschereigesetz (GwG)<br />

Der Käufer ist dafür verantwortlich,<br />

dass das Werk legal importiert, korrekt<br />

verzollt und die fällige Mehrwertsteuer<br />

bezahlt wird. Derzeit werden Kunsthändler<br />

in der Schweiz noch nicht vom<br />

Geldwäschereigesetz erfasst. Dagegen<br />

unterliegen Kunsthändler und Auktionshäuser<br />

in der EU seit dem 15. Juni 2003<br />

bei Barzahlung ab 15’000 Euro den einschlägigen<br />

Identifikations- und Meldepflichten.<br />

Allerdings ist auch in der<br />

Schweiz die mindestens eventualvorsätzliche<br />

Vereitelung der Ermittlung<br />

der Herkunft, Auffindung oder Ein -<br />

ziehung von Vermögenswerten delik -<br />

tischer Herkunft unter Strafe gestellt<br />

(Art. 305bis StGB).<br />

Provenienz<br />

Die Provenienz gibt Auskunft über die<br />

wechselnden Obhuts- und Besitzverhältnisse<br />

eines Kunstwerkes. Sie dient<br />

nicht nur dazu, die Echtheit des Werkes<br />

zu untermauern, sondern trägt erheblich<br />

zur Wertsteigerung oder auch<br />

Wertminderung bei.<br />

Wo Persönlichkeitsrechte und Diskretion,<br />

die vertraglich gern in Geheimhaltungsklauseln<br />

durchgesetzt werden,<br />

oberste Priorität haben, stösst die Provenienzforschung<br />

an ihre Grenzen.<br />

Immerhin bietet die Konsultation der<br />

weltweit grössten Datenbank für ver -<br />

lorene und gestohlene Kunstgüter, das<br />

Art Loss Register (ALR), einen gewissen<br />

Schutz davor, Diebesgut und Raubkunst<br />

zu erwerben. Bei Unklarheiten<br />

oder Transaktionen im Zusammenhang<br />

mit Raubkunst, also während des Nationalsozialismus<br />

verfolgungsbedingt<br />

entzogene Kulturgüter, ist in der<br />

Schweiz das Bundesamt für Kultur<br />

(BAK) das Kompetenzzentrum auf<br />

Bundesebene.<br />

Gutachten<br />

Eine gutachterliche Schätzung eines<br />

anerkannten Experten verhindert, dass<br />

ein Kunstwerk zu einem überhöhten<br />

Preis erworben wird. Doch Vorsicht:<br />

Wo Expertenmeinungen dem eigenen<br />

Profit zuarbeiten, ist Missbrauch nicht<br />

weit. Daher sollten solche Dokumente<br />

kritisch geprüft werden. Zustandsberichte<br />

oder Restaurierungsdokumentationen<br />

von Konservatoren-Restauratoren<br />

geben Auskunft über den Erhaltungszustand<br />

des Werkes. Sie dienen<br />

auch dazu, Fälschungen oder «über -<br />

restaurierte» Werke zu entlarven. Zusätzlich<br />

bieten sich materialtechnische<br />

Untersuchungen an.<br />

Weniger problematisch ist das Authentizitätsproblem<br />

bei zeitgenössischer<br />

Kunst, da der lebende Künstler für das<br />

Original bürgt. Grundsätzlich ist es immer<br />

sinnvoll, beim Künstler oder seiner<br />

Galerie eine Echtheitsbescheinigung<br />

einzuholen und sich den einwandfreien<br />

Erhaltungszustand des Werkes schriftlich<br />

garantieren zu lassen.<br />

Dokumentation<br />

Beim Kunstkauf sollte nicht nur das<br />

Objekt die Hand wechseln, sondern<br />

auch eine möglichst umfassende Do-<br />

RECHT & STEUERNX<br />

kumentation zum Werk. Zum inter -<br />

nationalen Standard zählt mittlerweile<br />

die vom J. Paul Getty Trust 1999 ins<br />

Leben gerufene «Object ID», die zum<br />

Schutz vor Missbrauch eine eindeutige<br />

Identifizierung des Gegenstandes erlaubt.<br />

Zur Dokumentation gehören hochauflösende<br />

Fotografien, die das Werk<br />

in seiner Ganzheit erfassen. Sie dienen<br />

der eindeutigen Identifizierung und<br />

sind auch aus versicherungstechnischen<br />

Gründen relevant. Im Schadensfall<br />

bezeugen sie bestimmte Zustände,<br />

Veränderungen oder Restaurierungen<br />

am Objekt.<br />

Eine dokumentierte Ausstellungsgeschichte<br />

– möglichst im Umfeld international<br />

angesehener Museen – fördert<br />

die Wertentwicklung. Diese sollte<br />

zusammen mit anderen Publi kationen,<br />

wie Ausstellungskatalogen, Catalogue<br />

Raisonné u.a.m. archiviert werden.<br />

Fazit<br />

Kunstkäufe sind häufig von Leidenschaft<br />

geprägt. Stimmen Kaufpreis und<br />

Authentizität des Werkes, werden deshalb<br />

Due-Diligence-Fragen gern ausgeblendet.<br />

Doch die steigenden Anforderungen<br />

an die Sorgfaltspflicht im<br />

Kunsthandel werden sich zweifellos<br />

auch auf den Privatsammler auswirken<br />

– spätestens dann, wenn ein Werk ohne<br />

ausreichende Dokumentation veräussert,<br />

verliehen oder vererbt werden<br />

soll. Wer also aus fragwürdigen Quellen<br />

einen Picasso zu einem ungewöhnlich<br />

tiefen Preis erwirbt und bar bezahlt,<br />

wird sich im Falle einer Strafverfolgung<br />

kaum auf seinen guten Glauben<br />

berufen können.<br />

1) Siehe hierzu auch: http://www.bak.admin.ch/<br />

kulturerbe; http://icom.museum/programmes/<br />

fighting-illicit-traffic/red-list/; Boris T. Grell und<br />

Mathias H. Plutschow: Sorgfaltspflichten gemäss<br />

Kulturgütertransfergesetz (KGTG),<br />

Schulthess Verlag, Zürich 2005.<br />

2) Die Einfuhr von Kulturgütern in ein<br />

schweizerisches OZL («Offenes Zolllager»)<br />

gilt als Einfuhr und ist dem KGTG unterstellt.<br />

m.jacob@kendris.com<br />

b.gudat@kendris.com<br />

www.kendris.com<br />

Eine ausführliche Fassung dieses Artikels findet sich auf der Kendris-Website:<br />

http://www.kendris.com/news/publications-links/articles<br />

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