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Hauptamt / Ehrenamt - Heiko Reckert

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des damaligen Landesverbandsvorstands<br />

der niedersächsischen DLRG vorlegte, sah sie<br />

mich staunend an und sagte: „Mensch, sind<br />

die aber alle alt.“<br />

Dennoch wäre es falsch, den jüngeren Vereinsmitgliedern<br />

vorzuwerfen, sich nicht intensiv<br />

genug an der Arbeit beteiligen zu wollen,<br />

denn gute Arbeit kann nur leisten, wer ein sicheres<br />

und geregeltes soziales Umfeld hat. Zu<br />

diesem Umfeld gehört natürlich auch ein Beruf,<br />

der ein regelmäßiges Einkommen sichert.<br />

In Zeiten, in denen es in vielen Branchen eher<br />

schwierig ist, eine sichere Arbeitsstelle zu finden,<br />

darf man einem <strong>Ehrenamt</strong>lichen nicht<br />

nachtragen, wenn er berufliche Belange den<br />

Belangen des Verbandes überordnet.<br />

Obwohl also grundsätzlich das Interesse besteht,<br />

sich ehrenamtlich (mit oder ohne Anerkennung)<br />

einzusetzen, nimmt die Bereitschaft,<br />

dies über einen längeren Zeitraum,<br />

also z.B. eine ganze Wahlperiode, zu tun,<br />

tendenziell ab. Vorstandsarbeit in der DLRG<br />

ist aber immer längerfristig angelegt. Mancher<br />

1. Vorsitzende würde gerne seine Stelle<br />

räumen, wüsste er, dass es einen entsprechenden<br />

Nachfolger gibt. Gibt es diesen nicht,<br />

so kann es im Extremfall, wie Niedersachsen<br />

schmerzlich durch den Bezirk Harz erfahren<br />

musste, sogar zur Auflösung der Gliederung<br />

kommen.<br />

z e i t A u f w A n d<br />

Auf höheren Gliederungsebenen kommt hinzu,<br />

dass nicht jeder Vorstandskamerad einer<br />

Ortsgruppe auch für Arbeit auf Bezirks- oder<br />

Landesebene befähigt ist.<br />

Zudem ist die Arbeit in den einzelnen Ressorts<br />

der Bezirke und des Landes sehr zeitaufwändig.<br />

Hier kommt der Faktor der <strong>Hauptamt</strong>lichkeit<br />

ins Spiel.<br />

In einem Verband mit über 80.000 Mitgliedern<br />

0 - 0 0 7<br />

Die modernisierte Flagge ist schon im 21. Jahrhunderte angekommen und zeigt: Wir sind modern!<br />

Foto: re<br />

(Niedersachsen), bzw. mit bundesweit knapp<br />

600.000 Kameraden (ohne Förderer) kann<br />

und darf man Verbandsarbeit nicht mehr<br />

betreiben, wie zu Großvaters Zeiten. Wer im<br />

Katastrophenfall schnell und koordiniert Hilfe<br />

leisten will, der muss neben den zahlreichen<br />

<strong>Ehrenamt</strong>lichen auch auf hauptamtliches<br />

Fachpersonal setzen können, das von einem<br />

zentralen Ort aus steuert und verwaltet.<br />

Und wenn, wie in jedem Sommer wieder,<br />

landes- oder gar bundesweite Radio- und<br />

TV-Sender sich nach den Hintergründen des<br />

jüngsten Ertrinkungsfalles am Badesee erkundigen,<br />

dann kann die Antwort nicht sein,<br />

dass dies bis 18 Uhr warten müsse, bis der<br />

Pressereferent von der Arbeit zurück ist und<br />

Zeit für die Medien hat. Dann nämlich sind<br />

die News nicht mehr so neu und vielleicht ist<br />

<strong>Ehrenamt</strong>liche beim Strandfest, koordiniert wird hauptamtlich von Bad Nenndorf aus. Foto re<br />

schon das DRK mit einer guten Geschichte in<br />

die Lücke gesprungen.<br />

Doch man muss gar nicht auf Einwirkungen<br />

von Außen warten, um den Nutzen hauptamtlicher<br />

Mitarbeiter heraus zu stellen.<br />

Wer sich erst einmal den „Schreibkram“ vor<br />

Augen führt, den es zu erledigen gilt, um<br />

Ausweise auszustellen, Ausschreibungen<br />

vorzubereiten oder Ehrungen zu genehmigen,<br />

der wird <strong>Hauptamt</strong>lichkeit nicht mehr<br />

in Frage stellen. Doch, und das ist unstrittig,<br />

kann bezahlte DLRG-Arbeit nicht ein Ersatz<br />

für ehrenamtliches Engagement sein, auch<br />

wenn so mancher TL beim Ausstellen von 25<br />

Rettungsschwimmausweisen gerne einen<br />

„Handlanger“ an seiner Seite hätte, auf den<br />

die Arbeit abgewälzt werden kann.<br />

Warum also tut sich, vor dem Hintergrund all<br />

der beschriebenen Vorteile einer <strong>Hauptamt</strong>lichkeit,<br />

die DLRG so schwer mit den bezahlten<br />

Vereinskameraden?<br />

u n t e r s c h i e d e<br />

Die Gründe hierfür sind vielfältig und in einigen<br />

Bereichen durchaus nachvollziehbar.<br />

Zunächst einmal werden die oben angesprochenen<br />

Gründe für <strong>Hauptamt</strong>lichkeit mit Killerphrasen<br />

wie: „Das haben wir, als wir jung<br />

waren, auch selbst geschafft“, abgeschmettert<br />

und Diskussionen zu diesem Thema noch<br />

vor deren Beginn als beendet erklärt.<br />

Doch auch wer prinzipiell die Vorteile der<br />

<strong>Hauptamt</strong>lichkeit anerkennt, tut sich oft<br />

schwer mit den Angestellten der DLRG.<br />

Christoph Menne schrieb in seiner Abhandlung<br />

über „<strong>Ehrenamt</strong> und <strong>Hauptamt</strong>“ Chancen<br />

und Risiken“ dazu folgendes:<br />

„Auf der personellen Ebene treffen zwei sehr<br />

unterschiedliche Sichtweisen aufeinander.<br />

Für ehrenamtliche ist die Tätigkeit freiwillige<br />

S c h w e r p u n k t 7

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