Kinder und Computer - Landknirpse
Kinder und Computer - Landknirpse
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Eine Fallgeschichte<br />
Der 14jährige Walter (Name geändert) wurde<br />
von seinen Eltern zur stationären Aufnahme<br />
gebracht, nachdem seine Eltern den <strong>Computer</strong><br />
aus seinem Zimmer entfernt hatten <strong>und</strong> er<br />
daraufhin drohte, sich umzubringen. Walter<br />
hatte in den vergangenen zwei Jahren seine<br />
sozialen Kontakte <strong>und</strong> Aktivitäten mit Fre<strong>und</strong>en<br />
immer stärker eingeschränkt <strong>und</strong> mehrere<br />
St<strong>und</strong>en täglich das <strong>Computer</strong>spiel „World of<br />
Warcraft“ gespielt. Er hatte eine erhebliche<br />
emotionale Bindung zu seinen Spielpartnern<br />
aufgebaut <strong>und</strong> sich im Gegenzug nahezu völlig<br />
von der realen Welt zurückgezogen. Seine<br />
Schulleistungen hatten sich deutlich verschlechtert<br />
<strong>und</strong> er litt unter Konzentrations-<br />
<strong>und</strong> Schlafstörungen. Ermahnungen <strong>und</strong> Aufforderungen<br />
seitens der Eltern, sich mit anderen<br />
Dingen zu beschäftigen oder die <strong>Computer</strong>spielzeiten<br />
einzuschränken, erreichten Walter<br />
in der letzten Zeit kaum noch <strong>und</strong> die Eltern<br />
fühlten sich hilflos <strong>und</strong> ohnmächtig. Zu Beginn<br />
der zunächst ungewollten stationären Behandlung<br />
war die Beratung der Eltern <strong>und</strong> ein<br />
Vertrauensaufbau zu Walter besonders wichtig.<br />
Er bekam die Möglichkeit, aus der Klinik heraus<br />
seine Gildenmitglieder per mail zu informieren.<br />
Das beruhigte ihn. Viel bedeutsamer<br />
war jedoch, dass es Walter in seiner Gruppe<br />
der Jugendlichenstation gelang, wieder reale<br />
soziale Kontakte aufzubauen <strong>und</strong> sich mit Anforderungen<br />
der Außenwelt wieder konstruktiv<br />
auseinanderzusetzen. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
März - Mai 09<br />
der Behandlung war es die Gespräche zwischen<br />
Walter <strong>und</strong> seinen Eltern wieder in Gang zu<br />
bringen. Auch die Eltern begannen, seine<br />
schwierige Stellung in der Schule zu verstehen.<br />
Diese Fallvignette möchte weder <strong>Computer</strong>spiele<br />
pathologisieren noch Eltern, deren <strong>Kinder</strong><br />
begeistert spielen, in übertriebene Alarmbereitschaft<br />
versetzen. Der Umgang mit <strong>Computer</strong>n<br />
<strong>und</strong> auch die teilweise exzessive Beschäftigung<br />
mit <strong>Computer</strong>spielen gehören mittlerweile<br />
beinah regulär zu jugendlichen Lebenswelten<br />
<strong>und</strong> stellen auch eine Kompetenz dar, die Erwachsenen<br />
oftmals verschlossen ist. Bedenklich<br />
ist die ausgedehnte Beschäftigung mit <strong>Computer</strong>spielen<br />
dann, wenn die sozialen Kontakte<br />
in der realen Welt zunehmend eingeschränkt<br />
werden, wenn soziale Ängste oder depressive<br />
Verstimmungen deutlich werden <strong>und</strong> wenn<br />
Jugendliche sich bei der Begrenzung von<br />
Spielzeiten gar nicht mehr absprachefähig<br />
zeigen. Dieses können Anzeichen für ein pathologisches<br />
<strong>Computer</strong>spielverhalten bzw. für<br />
eine Spielsucht sein. Betroffene Eltern können<br />
z.B. auf der Seite www.rollenspielsucht.de von<br />
anderen betroffenen Eltern vielfältige Informationen<br />
erhalten. Oft ist aber auch eine persönliche<br />
Beratung gut. Wenn der Jugendliche nicht<br />
mitkommen möchte ggf. auch ohne ihn.<br />
Chefarzt Dr. med. Martin Herberhold<br />
Klinik für <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie,<br />
Psychotherapie <strong>und</strong> Psychosomatik Strals<strong>und</strong><br />
<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>Computer</strong><br />
Infobox<br />
Wo finden Sie zum Thema<br />
Mediensucht kompetente Hilfe?<br />
Suchtberatungs- <strong>und</strong> Behandlungsstelle<br />
der Ev. Krankenhaus Bethanien gGmbH<br />
Dipl.- Psych- Björn Jansson<br />
Lange Strasse 10<br />
17489 Greifswald<br />
038 34/ 89 24 40<br />
mediensucht@odebrecht-stiftung.de<br />
DRK Sucht- <strong>und</strong> Drogenberatung<br />
Frau Jarling<br />
Wallensteinstr. 7a<br />
18435 Strals<strong>und</strong><br />
038 31/ 39 00 96 oder 31 15 74<br />
DRK.Suchtberatung.Jarling@web.de<br />
Institutsambulanz der Klinik für <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong><br />
Jugendpsychiatrie, Psychotherapie <strong>und</strong><br />
Psychosomatik des Hanse-Klinkums Strals<strong>und</strong><br />
Chefarzt Dr. med. Martin Herberhold<br />
Rostocker Chaussee 70<br />
18437 Strals<strong>und</strong><br />
038 31/ 31 18 00<br />
martin.herberhold@klinikum-hst.de<br />
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