Reportage zu Sonidos de la tierra - Jesuitenmission
Reportage zu Sonidos de la tierra - Jesuitenmission
Reportage zu Sonidos de la tierra - Jesuitenmission
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
S O N I D O S D E L A T I E R R A<br />
<strong>Sonidos</strong> ausmacht: die Gemeinschaft untereinan<strong>de</strong>r,<br />
die Liebe <strong>zu</strong> ihren Instrumenten,<br />
das kleine Chaos und die grosse<br />
Wirkung. Sie sind nicht perfekt und <strong>de</strong>tailversessen<br />
wie Musiker in <strong>de</strong>r Schweiz,<br />
aber wenn es um <strong>de</strong>n Auftritt geht, wenn<br />
die Scheinwerfer au�ackern und die Bühne<br />
sich auftut für die jungen Künstler, sind<br />
sie alle eine grosse Einheit. Sie hören auf<br />
die Musik und aufeinan<strong>de</strong>r, schwingen<br />
sich ein und wer<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> einem einzigen<br />
K<strong>la</strong>ngkörper. Es muss einem das Herz aufgehen,<br />
wenn man sie so spielen hört.»<br />
Raus aus <strong>de</strong>m Loch, hinein ins Leben<br />
2002 rief <strong>de</strong>r Musikwissenschaftler, Komponist<br />
und Dirigent <strong>de</strong>s Philharmonischen<br />
Orchester von Paraguay, Luis Szarán, das<br />
Projekt «<strong>Sonidos</strong> <strong>de</strong> <strong>la</strong> <strong>tierra</strong>» ins Leben.<br />
Seine Vision von Gewaltlosigkeit, Gemeinschaft<br />
und Kultur verwirklicht er mit Musik<br />
für junge Menschen. 17 Dörfer in ärmlichen<br />
Gegen<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n ausgewählt. Der<br />
Dirigent organisierte Instrumente für die<br />
Kin<strong>de</strong>r und stellte einen Lehrer an. Die Eltern<br />
managten <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Schule und<br />
organisierten Spen<strong>de</strong>ngel<strong>de</strong>r. Ein Neustart<br />
für das ganze Dorf. Die Kin<strong>de</strong>r waren<br />
nun stolze Instrumentenbesitzer, sie hatten<br />
eine Aufgabe und ein Ziel vor Augen.<br />
Das beständige Üben wur<strong>de</strong> <strong>zu</strong>m täglich<br />
Brot. Seelennahrung. Nicht nur für die<br />
Kleinen. Die Erwachsenen hörten sie begeistert<br />
Fortschritte machen. «Ziel <strong>de</strong>s<br />
Projektes ist es, eine Kultur <strong>de</strong>r Verantwortung<br />
und <strong>de</strong>s Respekts auf<strong>zu</strong>bauen und<br />
<strong>de</strong>n Menschen eine Chance <strong>zu</strong> geben, <strong>de</strong>n<br />
erbärmlichen Umstän<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> entkommen.<br />
Von <strong>de</strong>r Regierung ist keine ernsthafte<br />
Hilfe <strong>zu</strong> erwarten. Wir sind gefragt», ist<br />
Luis Szarán überzeugt. Heute sind aus <strong>de</strong>n<br />
17 Dörfern 90 gewor<strong>de</strong>n. Mehr als 5000<br />
Schüler lernen bei <strong>Sonidos</strong>.<br />
Die beste Gitarre <strong>de</strong>r Welt<br />
Einer von ihnen war Daniel Allen<strong>de</strong>. Seine<br />
Familie hatte kein Geld. Schon mit sechs<br />
Jahren musste er je<strong>de</strong>n Tag fünf Kilometer<br />
<strong>zu</strong>r Stadt <strong>la</strong>ufen, um Chipas und Milch <strong>zu</strong><br />
verkaufen. Daniels grösster Traum war<br />
eine Gitarre. Aussichtslos, hiess es, viel <strong>zu</strong><br />
teuer. Dann bekam sein Vater eine Stelle<br />
in Argentinien und versprach Unterstüt<strong>zu</strong>ng.<br />
Daniel sparte je<strong>de</strong>n Groschen und<br />
nutzte je<strong>de</strong> Pause, um irgendwie da<strong>zu</strong> <strong>zu</strong><br />
verdienen. Dann war es gescha�t: 120 000<br />
Guarini (20 $) hatte er beisammen. «Die<br />
Gitarre war hässlich und schlecht», gesteht<br />
Daniel, «aber für mich war sie die<br />
beste <strong>de</strong>r Welt.» Aber womit <strong>de</strong>n Unter-<br />
richt bezahlen? Hilfe kam dank <strong>Sonidos</strong>.<br />
Hier konnte er kostenlos lernen. Daniel<br />
übte voller Eifer und hatte Erfolg. Luis<br />
Szarán machte <strong>de</strong>n begabten Musiker<br />
<strong>zu</strong>m Lehrer für eine seiner Gruppen. So<br />
unterrichtet er nun in Cateura, <strong>de</strong>r grössten<br />
Müllhal<strong>de</strong> in Asunción, die kleinsten<br />
und ärmsten <strong>Sonidos</strong>-Kin<strong>de</strong>r. Letizia Ineichen<br />
hat ihn beim Seminario kennen<br />
gelernt und mit <strong>de</strong>r Zeit ist daraus eine<br />
Freundschaft gewachsen. «Daniel war in<br />
meiner Dirigierk<strong>la</strong>sse», erinnert sie sich,<br />
«ein aufgestellter, motivierter junger<br />
Mann und ein richtig guter Dirigent. Er<br />
kann aufmerksam <strong>zu</strong>hören, hat eine Vision<br />
von <strong>de</strong>r Musik, die entstehen soll und die<br />
Gabe, diese <strong>zu</strong> vermitteln. Die Kin<strong>de</strong>r<br />
haben ihre helle Freu<strong>de</strong> daran, mit ihm <strong>zu</strong><br />
arbeiten.»<br />
Not macht sinnreich<br />
Menschen <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>führen, war auch<br />
das Anliegen <strong>de</strong>r alten Jesuitenreduktionen<br />
in Paraguay, <strong>de</strong>ren Musik Daniel<br />
heute mit seinen Schülern spielt. Wegen<br />
seiner ausgesprochenen Begabung für<br />
die Musik wählten die Oberen <strong>de</strong>n Schweizer<br />
Jesuiten Martin Schmid SJ 1726 für die<br />
Mission aus. Mehr als das nackte Wort <strong>de</strong>s<br />
Evangeliums konnte eine einfache Melo-